Samstag, 19. April 2014

J. V. Jones : Das Buch der Worte



J. V. Jones : Das Buch der Worte
Meliandra (The Baker's Boy)
Bastei-Lübbe 20407
Titelbild : Stephen Youll
Der Thronräuber (A Man Betrayed)
Bastei-Lübbe 20408
Titelbild : Keith Parkinson
Herr und Narr (Master and Fool)
Bastei-Lübbe 20409
Titelbild : Darrell Sweet
Deutsche Erstausgaben 2001, Originalausgaben 1995-1997
ca. 700-800 Seiten, ehemaliger Verkaufspreis je 18,90 DM
Aus dem Amerikanischem von Rainer Schuhmacher


In der riesigen Burg Harvell, in der König Lesketh auf dem Sterbebett liegt, verknüpfen sich die Schicksale dreier völlig ungleicher Charaktere: In den königlichen Gemächern rebelliert die junge Prinzessin Melliandra gegen ihre Zwangsvermählung mit dem zwielichtigen Prinz Kylock. Und in den Küchen entdeckt der Bäckerjunge Jack plötzlich seine magischen, noch unkontrollierten Fähigkeiten. Zusammen fliehen die beiden aus der Burg, verfolgt von einem machtgierigen Zauberer. Gleichzeitig bricht ein junger Ritter auf, die legendäre Insel Larn zu suchen, um hinter ein uraltes Geheimnis zu kommen, das auch Jack und Melliandra betrifft...
Klappentext "Melliandra"

Das Königreich befindet sich am Rand des Zusammenbruchs: Der wahnsinnige Prinz Kylock ermordet seinen Vater und usurpiert den Thron. Melliandra und Jack, noch immer auf der Flucht, werden durch den Ausbruch des Krieges voneinander getrennt: Melliandra wird von brutalen Sklavenhändlern gefangengenommen, und Jack wird Opfer der Lügengeschichten eines Schmugglers und der Verführungskünste einer intriganten Frau. Und Tawl, der einsame Ritter, die letzte Hoffnung des Königreiches, ist verschollen...
Klappentext "Thronräuber"

Die Zeit der Prophezeiung ist gekommen: Von ihrer Festung Bren aus überziehen König Kylock und der Zauberer Baralis das Königreich mit ihrem Terror. In der Zwischenzeit schließen sich Tawl, der verstoßene Ritter, und Jack, der magisch begabte Bäckersjunge, zusammen, um Melliandra und ihr ungeborenes Kind zu retten. In ihrem Kampf beschwören Kylock und Jack eine magische Apokalypse herauf, die dem Wort Schicksal eine neue Bedeutung verleiht und die Struktur der Welt selbst verändern wird...
Klappentext "Herr und Narr"

Letztens via eBay antiquarisch gekauft, war ich doch einmal neugierig auf diese angloamerikanische (geboren in Liverpool, lebt aber momentan in San Diego) Autorin. Es war ziemlich schwierig, die Low Fantasy von Julie Victoria Jones nach der High Fantasy von Leigh und David Eddings zu lesen und ich brauchte doch ein bißchen, bis ich im Lesefluss drin war. Dann lasen sich die Romane aber direkt hintereinander weg. Es sind vielleicht keine Pageturner (dazu ist die Geschichte zu einfach), aber doch recht flüssig geschrieben. Für einen Erstling gar nicht so übel, insbesondere, als ich auch den Eindruck habe, daß sich die Autorin von Roman zu Roman weiterentwickelt. (Was übrigens durch "The Barbed Coil" bestätigt wird.)

Die Romane sind typisch für die Neunziger. Wie ich schon bei Mercedes Lackey anmerkte, begannen zu diesem Zeitpunkt emanzipierte Frauen SF und Fantasy zu schreiben, in denen veraltete Rollenbilder und Klischees ad absurdum geführt werden. Dies gelingt J. V. Jones hier noch nicht hundertprozentig, Melliandra ist zwar selbstbewusst, aber ziemlich naiv und nicht wirklich emanzipiert. Aber auf dem Weg dahin. Und die beiden Wachen, deren Dialoge über Frauen andauernd in den Roman eingestreut werden, sind einfach herrliche Pappnasen. Die Tipps, die Grift und Bodger über Frauen austauschen, sind derart herbe, daß ich jedesmal mit einem breitem Grinsen die Tips&Tricks nochmal gelesen habe. Natürlich macht die Autorin sich damit über eine gewisse Art Männergespräche lustig, Ähnlichkeiten zum RL sind durchaus vorhanden.

"Das Buch der Worte" ist allerdings stark in den 90ern verhaftet. Die emanzipatorischen Tendenzen waren damals auch in dieser groben Form notwendig, heutzutage werden LeserInnen von den drastischen und nicht wirklich ästhetischen Beschreibungen teilweise abgestossen. Mit Tavalisk und seinem Freßdrang wird ein bestimmter Männertyp karikiert, ebenso wie Kylock, Baralis und Maybor eine spezielle Sorte Manager darstellen. Hier sind einige Erlebnisse der Autorin (?) aus dem RL in nur schwach verbrämter Form in die Bücher eingeflossen. Jetzt, zwanzig Jahre nach der Erstveröffentlichung der Romane, gibt es diesen Typ Mann nur noch in abgewandelter Form, die damalige Kritik trifft ihn nicht mehr. Vielleicht ist es an der Zeit, neue, nicht feministische, aber doch emanzipatorische Romane zu veröffentlichen.

Mir haben die Bücher auf jeden Fall gefallen. Sie waren nicht das ganz große Erlebnis, aber doch schon ein netter Einstieg in eine (für mich) neue Autorin. Von daher kann ich sie durchaus weiterempfehlen.

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