Freitag, 18. April 2014

David Feintuch : Nick Seafort




David Feintuch : Nick Seafort
Sternenkadett Nick Seafort (Midshipman's Hope)
Bastei-Lübbe 23169, ca. 500 Seiten
Commander Nick Seafort : Der zweite Kontakt (Challenger's Hope)
Bastei-Lübbe 23178, ca. 500 Seiten
Deutsche Erstausgaben 1995/1996, Originalausgaben 1994/1995
Aus dem Amerikanischem von Thomas Schichtel
Titelbilder : Stephen Youll


Für Nick Seafort, Fähnrich auf dem Sternenkreuzer Hibernia, wird die erste große Reise zu einem Fiasko. Nicht nur, daß er Schwierigkeiten hat, seine Autorität gegenüber den anderen Kadetten durchzusetzen, die ihm direkt unterstellt sind. Bei einem Shuttle-Unglück verlieren auch noch alle ranghöheren Offiziere ihr Leben. Und plötzlich muß Nick das Kommando über die Hibernia übernehmen - ausgerechnet in einer mehr als kritischen Situation...
Klappentext "Kadett"

Kaum hat Nick Seafort sein erstes Abenteuer bestanden und ist zum Commander befördert worden, erwarten ihn neue, scheinbar unlösbare Aufgaben. Ein Angriff von Außerirdischen und der Verrat eines Admirals lassen Nick allein mit aufsässigen Kolonisten an Bord eines Schiffes zurück, das dem Untergang geweiht ist. Die Mannschaft meutert, die Waffen versagen, Nahrung und Treibstoff gehen aus: alles in allem ist das Schiff eine leichte Beute für den Feind. Doch dieser hat nicht mit Nick Seaforts Erfindungsgabe gerechnet...
Klappenetxt "Commander"

Bei der Komplettierung meiner Bastei-Lübbe-Sammlung fielen mir die vielgerühmten "Nick Seafort"-Romane in die Hände, die ich schon immer mal anlesen wollte. Mit David Weber, John Ringo und Jack Campbell habe ich ja schon sehr positive Erfahrungen mit amerikanischer MilSF gemacht, Stefan Burban und Dirk van den Boom halten hier in Deutschland in positivster Weise die Flagge der MilSF hoch. Also war ich mal sehr gespannt auf einen neuen Autor.

Ich muß sagen, ich habe selten einen derartigen [zensiert] Wortmüll gelesen. Dieser [zensiert] Sch...dreck ist das Papier nicht wert, auf dem er gedruckt ist. Die Bäume, die dafür ihr Leben lassen mussten, dürften im Baumhimmel als "Das fluchende Dutzend" bekannt sein. Dagegen ist selbst der schlechteste "Perry Rhodan"-Roman und das mieseste TERRA-Heft gute, wenn nicht sogar große Literatur.

Was ist mein Problem ? Nun, die Military SF, die ich bisher gelesen habe, ist von Leuten geschrieben worden, die sich mit der Sache auskennen. David Weber, der "nur" Militärhistoriker ist, stellt sozusagen den unteren Bereich dar. Alle anderen, John Ringo und Jack Campbell beispielsweise, haben eine Militärkarriere hinter sich. Und alle diese Leute wissen, wovon sie schreiben. Die unterschwellige Kritik am Militärapparat, die etwa bei Ringo und Campbell durchaus ein Thema ihrer Romane darstellt, ist fundiert und lässt sich belegen.

David Feintuch ist ein Anwalt, der meiner Meinung nach nie mehr als Paraden vom Militär der Moderne kennt. Er hat die Hornblower-Romane mehr oder minder 1:1 in die Zukunft übertragen. Ohne irgendwie geartete Begründung, nur weil es ihm so gefiel. Und er damit Geld machen wollte. Das Militär in Feintuchs "Seafort"-Reihe definiert sich durch sklavisches Festhalten an einem Regelbuch, exakt so, wie bei Hornblower der militärische Kodex die Basis des Handelns bestimmt. Dies führt zu einem Einziehen von Kindern zum Militär, die als Kadetten bezeichnet werden. Diese Kadetten werden erzogen durch Prügel und Sport, ein Erziehungsmodell, das seit 50 Jahren absolut überholt ist. Diese Kinder werden nur bis zu ihrem Schlafsaal beaufsichtigt, was darin passiert, ist den Offizieren sch...egal. (Kommt da irgendjemandem "Herr der Fliegen" in den Kopf ? Feintuch nicht.) Eines dieser Kinder, nämlich der 14jährige Nick Seafort, wird nach einem Unfall laut Regelbuch ranghöchster Offizier des Schiffs - und übernimmt die Kontrolle. Bereits an dieser Stelle zeigt sich die vollständige Weltfremdheit des Autors. Aber das ist erst der Anfang, das kommt noch heftiger. Dieses Kind ist in der Lage, Planeten zu befreien, Schiffscomputer zu korrigieren und neu zu konfigurieren - aber es hat Probleme im Rechnen (nicht in Mathe, davon versteht der Autor nix und es wäre ja auch zuviel verlangt, hier sich einmal vor dem Schreiben weiterzubilden). Dieses Kind verurteilt andere Mannschaftsmitglieder zum Tode bzw. zur Auspeitschung und leitet trotz Gewissensbissen selbst die Exekutionen. Es verpflichtet andere Kinder gegen den Willen der Eltern zum Kriegsdienst - schließlich weiss er mit seinen 14 Jahren das alles viieel besser als irgendwelche alten Herrschaften, die dann auch noch Zivilisten sind. Man merkt deutlich, daß Feintuch keine Ahnung von Kindern hat. Mein Sohn ist ebenfalls gerade 14 und er würde derartigen Quatsch nicht einmal rudimentär in Erwägung ziehen. Aber in Feintuchs Anwalts-Universum gibt es eben keine echten Menschen, sondern nur absurde Regeln.

Man kriegt das Kotzen ob solcher unreflektierter Fixierungen auf ein Regelbuch. Das mag vielleicht im 18. Jahrhundert in der britischen Kriegsmarine (für Anwälte : Zu diesem Zeitpunkt spielen die Hornblower-Geschichten) so gewesen sein, dieses Stadium der Barbarei haben wir aber seit ein paar Jahrhunderten hinter uns gelassen. Wie steht es so schön und deutlich in einer Amazon Rezension : "Konstruiertes und unglaubwürdiges Verhalten, in einem langweiligen Szenario. Ein Ausleseprozess der unreflektieren Gewalt und der Unterordnung,...eine sehr fragwürdige Botschaft des Autors."

Insgesamt haben mir diese Romane vollkommen ausgereicht, mehr werde ich von der "Nick Seafort"-Reihe nicht lesen. Und ich kann auch nur jedem SF-Fan, insbesondere Liebhabern von Military SF, empfehlen, einen großen Bogen um diese Romane zu machen.

1 Kommentar:

  1. Nun, Herr Rezensent, anscheinend haben Sie nicht recht verstanden, daß es FICTION ist. Ja, schau an, da spielt es keine Rolle, was aktuell als das Heil in der Kindererziehung angepriesen wird oder was wir heute als richtig ansehehen. Man muß sich schon auf die von Feintuch geschaffene Welt einlassen ... Und möglicherweise mißfällt Ihnen, daß es keine SF-Kriegsgeschichten wie Startroopers sind. De gustibus ... der Erfolg der Romanreihe gibt eher dem Autor denn Ihnen recht. Und, zum Schluß: Sie sollten schon richtig lesen. So war Seafort keineswegs 14 Jahre alt ... und auch sonst ...

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