Samstag, 12. Mai 2012

David & Leigh Eddings : Elenium


David & Leigh Eddings : The Elenium
The Diamond Throne / The Ruby Knight / The Sapphire Rose
Grafton 1993, 1261 Seiten


Der zweite englische Fantasy-Zyklus, den ich immer wieder lese, ist "Elenium" von David Eddings (der als Autor angegeben ist) und seiner Frau Leigh, die, wie David Eddings später deutlich sagte, bei allen seinen Romanen Co-Autorin gewesen ist.

Ehlana, die Königin von Elenia, wurde vom Kirchenfürst Annias vergiftet. Nur durch Magie konnte die Wirkung des Gifts aufgehalten werden, die Königin sitzt deshalb leblos eingeschlossen in einen Kristall im Thronsaal. Ihr Champion, Sir Sparhawk, kehrt aus dem Exil zurück, in das ihn der alte König verbannt hatte, und rettet die Königin - und die Welt.

Coole Inhaltsangabe, ich muß mich selber loben. Denn erst die letzten 6 Worte beschreiben den gesamten Inhalt dieses 1200-Seiten-Buchs. Selten so etwas Spoilerfreies geschrieben.

Denn bei diesem Buch geht es nur "am Rand" um den Inhalt. Auch wenn dieser vom Setting her faszinierend und vom Plot her angenehm überraschend ist. Die Welt, die Eddings schildert, enthält eine typische Rittergesellschaft Artusschen Zuschnitts ebenso wie ein an Wikinger erinnerndes Volk im Hohen Norden oder eine Nomadenkultur im Tiefem Süden. Der Plot ist für eine Queste durch viele überraschende Wendungen aufgelockert und unterbrochen, das Auffinden des Bhellioms stellt sich sogar als nur der erste Schritt heraus.

Und doch ist trotz all dieser Faszination einer neu erzählten alten Geschichte nicht der Inhalt das, was den Charme des Romans ausmacht. Denn seien wir ehrlich : Die ritterliche Rettung der schönen Prinzessin vor dem bösem Unhold ist schon so oft beschrieben worden, daß es einem zum Hals heraushängt. Nein, der Grund, warum ich gerade diese Trilogie so oft lese, ist der unverwechselbare Stil, in dem Eddings erzählt. Er schafft damit eine ganz eigene Atmosphäre :


Dieses Feeling zieht sich durch den gesamten Roman. Man versinkt dadurch, ähnlich wie beim "Herrn der Ringe", in dieser Fantasywelt. Das wird noch dadurch verstärkt, das diese Atmosphäre nicht einfach so dahinplätschert, sondern einige Stellen (beispielsweise die Beschreibung der Stadt Jiroch, in der Sparhawk sein Exil verbrachte, aus seiner Sicht und mit seinen Erinnerungen) stilistische Höhepunkte darstellen, die man (ich zumindest) genüßlich zweimal liest.

David & Leigh Eddings : The Tamuli
Domes of Fire / The Shining Ones / The Hidden City
Del Rey 1993-1995, 470 / 470 / 500 Seiten


Interessant ist, daß Eddings der ersten Trilogie (genau wie beim Belgarion-Zyklus) eine zweite nachfolgen ließ. Im Gegensatz zum "Elenium" ist der Tamuli-Zyklus allerdings deutlich weniger stilistisch inspiriert. Dafür ist dieser zweite Zyklus jedoch kreativer, was Plot und Setting angeht, die gesamte Inspiration der Eddings scheint dahin gewandert zu sein. Er ist anders, nicht schlechter, aber für meinen Geschmack nicht so besonders wie das "Elenium". Allerdings muß ich feststellen, daß ich das "Tamuli" eigentlich jedesmal im Anschluß an das "Elenium" gelesen habe, von daher scheint mir auch dieser Zyklus zu liegen.

Ich lese das "Elenium" ebenso wie den Tamuli-Zyklus im Original. Damals, als ich die Romane gekauft habe, gab es noch keine deutsche Übersetzung. Und die heutzutage vorliegende Übertragung ins Deutsche kann ich nicht empfehlen. Bei einigen Übersetzern ist es offenbar Mode geworden, auch Eigennamen einzudeutschen, was bis auf wenige Ausnahmen (etwa "Beutlin" für "Baggins") voll daneben gelingt. So wird beispielsweise aus "Sparhawk" im Deutschen "Sperber", was nicht nur einen ganz anderen Klang und Impact auf den Leser hat, sondern auch gänzlich von der von Eddings beschriebenen Tradition abweicht. Die anderen Eigennamen weichen ebenfalls vom amerikanischem Original ab, ich frage mich, was dieser Unsinn soll.

Ich kann also die Geschichten um Sparhawk, den Ritter des Pandion-Ordens, uneingeschränkt empfehlen – solange man sie im Original liest.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen