Samstag, 7. April 2012

FSK-Ratings

Den Altereinstufungen der FSK habe ich nie getraut.

Früher habe ich mich wenig darum gekümmert, meine Kinogeher-Zeit begann nach meinem 18. Geburtstag, so daß mir die Alterbeschränkungen damals nicht wichtig waren. Ich habe sie ignoriert, sie waren mir egal.

Sensibler auf solche Zensurmaßnahmen geworden bin ich erst wieder vor ein paar Jahren, als ich auf Indizierungen der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien BPjM stieß. Es ging dabei um Indizierungen einiger Romane der "Gor"-Reihe von John Norman in der Heyne-Ausgabe. Nun ist gerade diese Ausgabe stark gekürzt, die (imho sehr wohl fragwürdigen) philosophischen Exkurse sind hier gar nicht enthalten. Ganz davon abgesehen sind diese Bände vor 20 Jahren erschienen. Ziemlich verblüfft habe ich die Bundesprüfstelle angeschrieben und eine sehr nette und erschöpfende Antwort bekommen. (Sind doch keine alten Drachen, die da sitzen. :-) Ein Klischee weniger.) Danach ist diese Einstufung als jugendgefährdend vor mehr als einem Jahrzehnt geschehen. Und der Rechteinhaber hätte bisher auch keine Nachprüfung angefordert. Die Damen und Herren der BPjM sind sich nämlich sehr wohl darüber im Klaren, daß ihre Einstufungen mit einer Veränderung der Gesellschaft eventuell überprüfenswert sind und haben die Möglichkeit geschaffen, nach Ablauf einer gewissen Frist eine Neuüberprüfung anzufordern. Allerdings nur durch den Rechteinhaber, nicht durch interessierte Dritte. Heyne gehört jetzt zu Random House, die Gor-Romane werden in einer Neübersetzung von Basilisk rausgegeben, kein Wunder, daß sich da niemand drum gekümmert hat.

Und ja, mir ist auch klar, daß die Aktionen der BPjM keine Zensur im eigentlichen Sinne ist. Ich empfinde sie aber bis zu einem gewissem Grad so, ganz unangenehm ist mir das bei der "Starship Trooper"-Reihe aufgefallen, die ich gerne einmal gesehen (und warscheinlich in Grund und Boden kritisiert) hätte. Aber bei aller Kritik habe ich für die BPjM bis zu einem gewissem Grad Verständnis. Im Gegensatz zu den Einstufungen der FSK.

Die FSK, die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, entstand 1948/49 nach dem Vorbild des amerikanischem Hays Code. Diese Einrichtung sollte eine staatliche Reglementierung der Filmindustrie vermeiden. Meiner Meinung nach ist das Ergebnis jedoch schlimmer, als jede staatliche Regel hätte sein können.

Früher trug die FSK der Prüderie der Nachkriegsgesellschaft Rechnung, siehe etwa die Ereignisse um "Die Sünderin" von Willi Forst (Wikipedia-Link). Dies ist aber nicht die einzige Fehlentscheidung der FSK aus früheren Jahren. Und teilweise wirken diese Fehlentscheidungen bis heute nach. So ist etwa zu meiner Belustigung der Film "Blondinen bevorzugt" mit Marilyn Monroe und Jane Russel immer noch mit einer FSK 16 Freigabe versehen. Ebenso wie "Kampf der Welten" von 1952. Dagegen ist "Flash Gordon" von 1980 frei ab 12.

Nun ja, mögen einige denken, die FSK ist eben etwas sehr vorsichtig und hat nur das Wohl der Kinder im Sinn, so daß alle FSK-Ratings lieber zu hart sind, als das man die zarte Kinderseele beschädigt. Das wäre schön, wenn es so wäre. Doch stattdessen sind die neuesten FSK-Ratings nicht nur fragwürdig, sondern nicht mehr akzeptabel.

"Rom" ist eine Historienserie, in der das ziemlich dekadente Leben zur Zeit Cäsars drastisch gezeigt wird. Sie ist zu Recht mit einem FSK 18-Rating versehen. Das gleiche gilt für "Band of Brothers", der die Geschehnisse der Easy-Kompanie im Zweiten Weltkrieg ohne Beschönigung und falschem Heroismus schildert. Irritierend allerdings, daß die nicht weniger harmlose Schwesterserie "The Pacific", der den Kampf im Korallenmeer zeigt, bereits ab 16 freigegeben ist. Ebenso frei ab 16 ist die zwar brilliante, aber ebenfalls ziemlich brutale Westernserie "Deadwood".

Aber das ist nur irritierend, noch nicht wirklich schlimm. Jedenfalls nicht für uns, mein Sohn ist noch lange nicht in dem Alter, in dem er diese Kategorie Filme sehen darf. FSK 12 sollte aber harmlos sein, Filme und Serien mit diesem Rating gucken wir uns bedenkenlos mit ihm an. Bisher. Denn vor kurzem haben wir die geniale Serie "How I Met Your Mother" zusammen mit ihm gesehen. Das ist eine Sitcom über New York mit einem FSK 12-Rating für die Seasons 1-5. Obwohl die Serie brilliant und urkomisch ist, wimmelt sie doch vor Sexismen, sexuellen Anspielungen und der überdeutlichen Darstellung des Bäumchen-wechsel-dich-Spielchens von Leuten in den Dreißigern. Definitiv nicht für Kinder ab 12 geeignet. Den Vogel abgeschossen hat die FSK aber bei dem neu herausgekommenen "Game of Thrones". Hier rollen die Köpfe, es spritzt das Blut, weibliche als auch männliche primäre und sekundäre Sexualorgane werden ausführlich ebenso gezeigt wie ein lesbischer Sexualakt. Und das Ganze ist ab 16 Jahren freigegeben. Sorry, das ist nicht mehr akzeptabel. Gut, daß wir uns die Serie ohne Junior angesehen haben, egal wie sie gefeiert wird.

Meine Konsequenz daraus wird sein, daß ich ab sofort meinem Sohn keine Serie, egal welcher Altersfreigabe, mehr zeige, ohne daß ich sie vorher selber gesehen habe. Dem FSK-Unsinn kann man nicht trauen, dort werden die Ratings offenbar nach der Menge über den Tisch geschobenen Geldes vergeben. Es wird Zeit, daß sich jemand dieses Gremiums einmal annimmt.

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