Montag, 8. August 2016

TERRA EXTRA 110 - K. H. Scheer : Amok


Karl Herbert Scheer : Amok
Terra Extra 110, 30.09.1966
Neuauflage
Originalausgabe BALOWA 1960
Titelbild : Johnny Bruck


"Eines Tages wird das Triebwerk für den überschnellen Raumflug entwickelt werden, und dann gehören uns die Sterne." Dies sagte ein irdischer Wissenschaftler, und nur sechzig Jahre später verlassen die ersten Riesenraumschiffe das solare System. Eines davon landet auf einer fernen Welt, und die Nachkommen der interstellaren Raumfahrer beginnen zu vergessen.

Sie vergessen Kultur und Ethik, Wissenschaft und Technik. Eine wahrhaft neue Welt entsteht, und eine früher undenkbare Gesellschaftsordnung entwickelt sich. Der Mensch wird zum Spielball seiner Triebe und Leidenschaften. Machtgier, Mißgunst und Leid verbreiten sich. Ein junger Planet wird vom Menschen umgeformt.

Nur ein hervorragender Könner der utopischen Literatur darf es wagen, ein derart schwieriges Thema unter seine Feder zu nehmen. "Amok" nannte K. H. Scheer seinen neuesten Roman. Selten traf ein Titel besser zu. Raskil Tobener wurde als Sohn eines gesetzlich geduldeten Mutanten geboren. Sklaventum und Nervengeißel werden für ihn zu vertrauten Begriffen, bis sich für ihn das Tor zum "Turm der Zehntausend" öffnet. Sein Geist beginnt zu triumphieren, und Atomphysik bleibt für ihn nicht länger ein religiöser Begriff.

Ein räumlich übergeordnetes Zeitschloß öffnet sich zur Gruft des "Ewigen", und Raskil Tobener erfährt das Wissen um die Dinge. Für die wenigen Revolutionäre gegen Gesetz und Brauch wird er zum Idol. Als das alte Raumschiff die Oberfläche der fremden Welt berührt und tosend zerbricht, findet Tobener die letzten Erkenntnisse. Etwas löst sich aus dem Urschlamm seiner Welt, um mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit dem Ursprungsort seiner Rasse zuzueilen. Erst dort erfüllt sich das weltweite Geschick einiger Menschen, die sich nicht mehr Menschen nennen durften. "Amok" ist ein Roman von betäubender Wucht. Der Verfasser erzählt niemals, schildert niemals - er erlebt! Eine fremde Welt wird zur absoluten Wirklichkeit, und es gibt nichts, was den Leser in dieser einmalig geschriebenen Illusion erschüttern könnte - bis zur letzten Seite! Dieser Roman gehört zur Spitzenklasse der utopischen Weltliteratur.
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Homo homini lupus, Scheersche Version. Vor kurzem erst als TERRA SF 181 gelesen, aber auch das Wiederlesen hat Spaß gemacht. Einer der Scheerschen Romane, die das politische Weltbild von KHS im Detail wiederspiegeln - und ein Argument von Ronald M. Hahn entkräften. Aber davon bei Gelegenheit mehr.

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