Lyon Sprague de Camp : Das Mittelalter findet nicht statt (Lest Darkness Fall)
Terra Sonderband 97, 04.06.1965
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe UNKNOWN 1939
Aus dem Amerikanischen von Heinz Zwack
Titelbild : Karl Stephan
Was würden Sie tun, wenn Sie sich plötzlich ins antike Rom versetzt fänden - sagen wir ins Rom des Jahres 535?Klappentext der Ullstein-Ausgabe
Man könnte das Schießpulver »erfinden« und die Macht im Reich an sich reißen...
Oder man könnte sich dank besserer Geschichtskenntnisse als Wahrsager betätigen und viel Geld verdienen...
Oder eine Flugmaschine konstruieren und die Leute verblüffen...
Oder die Neue Welt entdecken - tausend Jahre vor Columbus. Man würde sich eine ganze Menge Dinge einfallen lassen können...
Nur ganz so einfach würde es wohl doch nicht sein - wie Martin Padway am eigenen Leibe feststellen mußte, als er an einer schwachen Stelle des Raum-Zeit-Gefüges in die Vergangenheit gerissen wurde.
Eines der Bücher, die ich - auch und gerade in dieser Ausgabe - seit Jahrzehnten in meiner Sammlung habe. Und auch bei dieser Lesung konnte ich feststellen, wieviel Spaß diese knapp 80 Jahre alte Geschichte immer noch macht. Was wohl auch daran liegt, daß de Camp excellent recherchiert hat. Wie Harry Turtledove, seines Zeichens selber Historiker, anmerkt, stimmt bis auf die Existenz von Matrin Padway in diesem Buch alles. Da ist es dann auch kein Wunder, daß "Lest Darkness Fall" die moderne Alternate History begründet hat.
Wobei die Exaktheit der Details alleine es nicht gebracht hatte, was alle Kritiker im Netz (Steven H. Silver / Jo Walton) übereinstimmend schrieben, ist wie amüsant und fließend sich der Roman immer noch liest. Und wie nicht-militärisch das Ganze erzählt wird. Im Gegensatz etwa zu den Kaiserkriegern ist Martin Padway eher an zivilisatorischen Errungenschaften interessiert als an militärischer Macht, er schaft es so gerade eben, ein Kommunikationssystem und eine Zeitung aufzubauen. Und de Camp schildert sehr schön, wie alleine das ausreicht, um die dunklen Jahre des Mittelalters zu überspringen. Allerdings würde man heutzutage viel epischer in die Breite gehen, viel stärker noch als de Camp es machte auf die Wechselwirkungen moderner Denkungsart und mittelalterlicher Gesellschaft eingehen.
Es gibt sogar zwei "Fortsetzungen" zu Lest Darkness Fall. S.M. Stirlings "The Apotheosis of Martin Padway" erschien 2008 in der Gedenkschrift "The Enchanter Completed". "To Bring The Light" von David Drake ist die Geschichte einer weiteren Zeitwanderin, die allerdings die Gründung von Rom so manipuliert, wie sie es aus Legenden kennt. Ist bei Baen zusammen mit der Originalgeschichte herausgegeben wordem - sollte ich mir bei Gelegenheit mal besorgen.
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