Mittwoch, 22. Januar 2014

Perry Rhodan intern - Gucky



Noch ein Wort zu den Gucky-Witzen. Auffallend ist, daß Witze prämiert wurden, die Gucky als friedlichen, verspielten Riesenteddybär darstellen. Gibt das wirklich das Guckybild wieder, das damals in den Köpfen der Leser herumspukte?

Also, für mich war er niemals ein Knuddelbär. Sein Auftreten in der Handlung bedeutete für mich, daß der ersehnte Sieg der Terraner bevorstand. Er war der verläßliche Retter in verfahrenen Situationen. Das dadurch die Spannung getötet wurde, fiel mir eigentlich nicht auf.
dandelion im NGF

Das Lesen der TERRA-Hefte, die vor 50 Jahren erschienen, beleuchtet auch die Anfänge der Perry-Rhodan-Serie, die dort auf der LKS besprochen und für die mit Anzeigen geworben wird. Das Gucky-Preisausschreiben, das wir hier und hier dokumentiert haben, warf dann die obige Frage nach dem Verständnis des Lesers von Gucky auf.

Diese Frage ist einfach zu beantworten : Ja, zu Beginn der Serie, in den ersten 1000 Heften, war Gucky tatsächlich eher der "friedliche, verspielte Riesenteddybär", wie er in den Witzen dargestellt wurde. Modelliert von K.H. Scheer für Walter Ernsting nach dem Bild einer spielenden Katze war auch eigentlich nichts anderes zu erwarten. Die frühen Autoren bedienten sich dieses Klischees und zeigten den Lesern einen weitestgehend von Selbstzweifeln und Depressionen als Letzter seiner Art freien Mausbiber, der immer zu einem Späßchen aufgelegt war. Ich - als Uraltleser - bin Gucky genau so gewohnt. Aber es hat ein Umdenken stattgefunden.

Dass die heutigen Autoren dieses Klischee nicht mehr bedienen, fiel mir als erstes beim Lesen des Heftes 2516 auf. [Ich habe eine Leselücke von 1333 bis 2499, daher kenne ich frühere Gucky-Darstellungen nicht.] Wie schrieb ich bei meinem Kommentar zu diesem Heft :
Der ganze Roman dreht sich um Gucky, das Kuscheltier der Serie. Und genau so empfindet die Wissenschaftlerin Francinn, die schon im Kindergarten mit Gucky-Plüschtieren gespielt hat. Als sie auf ihr Idol trifft, ist sie erst einmal überwältigt. Doch bereits in den ersten Szenen gelingt es dem Autor, Gucky nicht als Archetyp, sondern als vielschichtiges Wesen darzustellen, dessen "Scherze" oftmals Ausdruck einer grenzenlosen Einsamkeit sind. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird immer klarer, dass Gucky keinesfalls der primitive Clown ist, als der er immer gesehen wird, sondern ein einsamer Unsterblicher, der Letzte seiner Rasse. Zwischendurch blitzen immer wieder atlaneske Features bei der Beschreibung von Gucky auf, die Parallele zum "Einsamen der Zeit" wird von Leo Lukas präzise herausgearbeitet. Eine überaus gelungene Gucky-Charakterisierung, für mich ist dieses Heft das erste große Highlight des neuen Zyklus.

Auch im aktuellem Zyklus sind die Gucky-Romane deutlich weniger eindimensional als früher, zu meiner Überraschung wird die Mehrschichtigkeit des letzten Ilt auch vom gesamten Autorenkollektiv so gesehen und in den Details weiter ausgeführt. Und wenn auch Leo Lukas aufgrund der Gucky-Romane, die ich bisher von ihm las, bei mir als "Gucky-Experte" einen Stein im Brett hat, so lese ich die Schilderungen der anderen zeitgenössischen Autoren ebenso gerne.

Gucky ist auch ein Spiegel seiner Zeit. Der Gucky zu Beginn der Serie passte gut zu dem sternenstürmendem Flair der Serie, dem übergroßen Zukunftsoptimimus. Jetzt, in der Zukunft angekommen, wird er realistischer und weniger komisch geschildert. Die Melancholie des letzten Ilt ist immanent in jedem modernem Heft - eigentlich schade. Aber passend.

2 Kommentare:

  1. Na ja, selber inzwischne als Altleser geltend bin ich wohl auch voreingenommen. Nicht das mir die (meisten der) neueren Geschichten nciht gefallen haetten, aber im Gegensatz zum Vorredner waren es gerade diese neuen, ac h so vielschichtigen Geschichten die mir nicht nur gekuenstelt sondern auch sehr _eindimensional_ vorgekommen sind. Er wird gerade in diesen Geschichten auf ein einziges, meist negativ problematisches Merkmal festgezurrt. Da war der Ueberall-Zugleich-Toeter schon wesentlich besser gezeichnet. Gerade in dne 'alten' Geschichten sind da vielfaeltiger Variationen aufgeleuchtet als in den hozschnittartigen Versuchen einen anderen Gucky darzustellen.

    Und nein, ich finde es nicht passend.

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  2. Dass Du es nicht passend findest, kann ich gut nachvollziehen - schließlich bin ich auch mit dem Überall-zugleich-Töter aufgewachsen. [By the way : Kennst Du eigentlich diesen geniale Gucky-Kinderbuch ?] Aber die Zeiten ändern sich, dieser Gucky wäre in der heutigen Zeit meiner Meinung nach einfach eine ziemlich platte Witzfigur. Da finde ich den heutigen, melancholischen Charakter doch viel besser ins Hier und Jetzt passend. Wie gesagt : Schade eigentlich.

    Und was die Eindimensionalität angeht kann ich nur sagen, daß ich das anders empfunden habe. Gerade 2516 fand ich diesbezüglich wirklich genial. Aber auch hier befürchte ich, daß wir uns über Geschmacksfragen und nicht über objektive Kriterien unterhalten. Und von daher nie auf einen Nenner kommen dürften. (/OT : Machst Du eigentlich bei den Klassik-Threads im NGF mit ?)

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