Kurt Mahr : Die Dunkelwolke
Der lange Weg zur Erde 01
Terra SF 317, 06.12.1963
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan
Jahrhundertelang sind die Menschen friedlich in den Weltraum vorgestoßen und haben fremde Planeten besiedelt. Doch dann, zu Beginn des 34. Jahrhunderts terranischer Zeitrechnung, stößt die Besatzung eines terranischen Forschungsschiffs auf einen Gegner, der den Menschen technologisch weit überlegen ist. Mit ihren unvorstellbaren Mitteln erzeugen die Fremden eine künstliche Dunkelwolke, die weder Raumflüge noch Funkverkehr zuläßt - und die weit verstreuten Menschenwelten versinken in der endlosen Nacht einer langen Phase der Isolation.Klappentext der BLITZ-Buchausgabe von 1998
Als sich Jahrtausende später die Dunkelwolke allmählich aufzulösen beginnt, ist das Reich der Menschen in unzählige Splitterwelten zerfallen, deren Bewohner sich längst nicht mehr an die einstige Urheimat der Menschen erinnern können. Ebensowenig, wie sie die Raumschiffe und andere technische Gerätschaften verstehen können, die sie seit Urzeiten benutzen. Erst auf den Hinweis eines geheimnisvollen Fremden macht sich eine kleine Gruppe von Menschen auf den langen Weg zur Erde - doch dieser Weg ist voller Überraschungen und Gefahren...
Oft gelesen und immer wieder gerne wiedergelesen : Kurt Mahrs Zyklus "Der lange Weg zur Erde". Das erste Mal habe ich ihn, glaube ich, vor Jahrzehnten als TERRA ASTRA-Ausgabe gelesen, hier liegt er mir nun in der TERRA-Originalausgabe vor. Interessant hier das Vorwort : Günter M. Schelwokat schreibt hier, daß sie (?) kurz nach Beendigung des Zyklus "Krieg der Milchstraßen" Kurt Mahr persönlich kennengelernt haben und aus einer Diskussion, die sich damals entspann, der vorliegende Zyklus hervorgegangen sei.
Man merkt, daß E. E. Smith und Isaac Asimov mit ihren legendären Großzyklen damals ziemlichen Eindruck auf die deutsche SF-Landschaft gemacht haben. Und man zumindestens im TERRA-Umfeld ein deutsches Analogon haben wollte. Dies bedient Kurt Mahr ganz hervorragend, bis hin zur fehlenden Charakterentwicklung seiner Helden und dem totalem Ignorieren des weiblichen Geschlechts. Ja, mit der Emanzipation war es in diesem Zyklus nicht weit her, er konzentrierte sich eben hauptsächlich auf faszinierende technische Ideen.
Dieser erste Band des Zyklus, "Die Dunkelwolke", schildert die Ereignisse, die zur Isolation der Erde führten. Natürlich nicht wirklich von Anfang an, Mahr reduziert sich auf die Geschehnisse bei der künstlichen Erzeugung der Dunkelwolke. Vom heutigem Standpunkt fällt mir dazu nur eins ein : Was für ein verschenktes Potential ! Was hätte man alles "auf dem Weg zur Dunkelwolke hin" für Geschichten erzählen, was für einen Spannungsbogen hätte man aufbauen können. Aber wahrscheinlich war man damals, in den 60ern, noch nicht für die breiten, epischen Geschichten bereit.
Auch wenn ich diesen Roman, wie bereits angedeutet, nicht ganz unkritisch sehe, so hat mir das Lesen doch wieder Spaß gemacht. Natürlich ist er bis zu einem gewissem Grad eine Räuberpistole – allerdings bildet er durchaus auch handfeste politische Kritik ab. Eine rein expansionistische, nicht wirklich nach rechts und links blickende Gesellschaft ist ebenso inakzeptabel wie eine starre, sich jedem Fortschritt in den Weg stellende Politik. Dies ist durchaus ein Resumee, das sich aus diesem Roman ziehen lässt. Weit hergeholt ? Nicht wirklich, die politische Kritik wird im zweiten Band noch viel deutlicher und hat seit kurzem auch an Aktualität gewonnen.
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