Die Crew der "Delta VII" in den ersten Bänden :
John Harris - Kommandant des Testflugs, später Anführer des Widerstands und Vorsitzender von VEGA
Mark Brandis - Pilot des Testflugs, später Kommandant der "Delta VII"
Robert Monnier - Pilot
Iwan Stroganow - Navigator
Antoine Ibaka - Technischer Offizier
Henry Mboya - Technischer Offizier, Ersatzmann für Antoine Ibaka
Die Originalgeschichte besteht aus vier Einzelromanen :
In Aufstand der Roboter stirbt der technische Offizier Antoine Ibaka. Seine Familie wurde vom Regime der "Reinigenden Flamme" umgebracht, er ist Amok gelaufen und wurde von Polizisten schwer verletzt. Auf seinen Wunsch hin wird mit seinem Gehirn die für die Produktion von Kunstmenschen des Smith-Regimes, den sogenannten Homo Factus, benutzte Gehirntrockenmasse verunreinigt. Brandis wird bei einem Einsatz gefangengenommen und in einem Schauprozeß vor Gericht gestellt. Da passiert folgendes :
Das Regiment HFs, das auf persönlichen Befehl des Generals auf den Tribünenplätzen des Stadions praktische Erfahrungen sammelte, war eine schauderhafte Augenweide. Die blondhaarigen, blauäugigen Jünglinge hätten von einem Michelangelo entworfen sein können - nur daß sie hier nicht in Bronze gegossen, sondern aus Fleisch und Blut waren, lebendige, verstand begabte Wesen, denen niemand das Monstrum ansah.
Monstren, das waren sie; dies zu behaupten konnte niemand mich abbringen: Menschen, die doch wieder keine Menschen waren - in Retorten gezüchtet, in wenigen Monaten zur Reife gebracht, unfähig, sich aus eigener Kraft fortzupflanzen, unfähig zur Liebe und zu jedem edleren Gefühle, nur kampfbereit, nur hörig. Doch, wenn man auf sie schoß, wie ich das auf ASTROSTAT getan hatte, starben sie unter Blut und Schmerzen wie jeder andere Mensch. Und Tag für Tag verließen neue Regimenter dieser schönen Monstren die geheimen Fabriken des Generals, um auf seinen Befehl zu warten, der ihnen die Erde und die Planeten überantworten würde! "Mark, komm zu dir!" "Was ist, Rob?"
"Die Urteilsverkündung! Steh auf, bevor sie dich dazu bringen!"
"Ich habe Sehnsucht nach den Sternen, Rob!" [...]
"Ich gebe jetzt die Urteile bekannt." Die Stimme war laut und schneidend. "Mark Brandis, treten Sie vor!" Eine leichte Brise war aufgekommen und blähte das blaue Tuch mit dem Flammensymbol, unter dem die Richter thronten. Es war ein nahezu majestätisches Bild. Sogar das Wetter, dachte ich mit Bitterkeit, hatte sich mit dem General verbündet. Das Rot der Flamme glühte wie Rubin.
Rot waren auch die Roben der sieben Richter, die über uns zu Gericht saßen: sieben Flammen, die uns unerbittlich versengten und verzehrten. Ihre Gesichter gaben das Geheimnis des bevorstehenden Spruches nicht preis; allenfalls wirkten sie gelangweilt.
[...]"Angeklagter Mark Brandis, das Hohe Gericht hat nach reiflicher Beratung entschieden, daß Sie sich im Sinne der Anklage schuldig gemacht haben." Oft genug hatte ich gelesen, daß man in solchen Augenblicken noch einmal sein ganzes Leben überdenkt. Mag es anderen an meiner Stelle vielleicht so ergangen sein; ich selbst war nichts als müde und angewidert und hatte nur noch den Wunsch, das unwürdige Schauspiel möge endlich zu Ende gehen.
"Sie werden zum Tode verurteilt. Die Erinnerung an Sie wird aus dem Gedächtnis der Menschen getilgt." Nichts anderes war zu erwarten gewesen. Anderthalb Jahre lang hatten wir mit Delta VII, dem unvergleichlichen Schiff, dem General Nadelstich auf Nadelstich versetzt; nun traf uns seine Rache. "Robert Monnier!"
[...]"Das Hohe Gericht hat nach reiflicher Beratung entschieden, daß Sie, Angeklagter Robert Monnier, sich im Sinne der Anklage schuldig gemacht haben."
[...]"Iwan Stroganow!"
[...]"Angeklagter, auch in Ihrem Fall hat das Hohe Gericht nach reiflicher Beratung entschieden, daß Sie schuldig sind im Sinne der Anklage."
[...]
Die Stille im Stadion wurde jäh unterbrochen. Eine helle, knabenhafte Stimme löste sich aus dem lastenden Schweigen und schrie Protest.
Niemand, am wenigsten die Richter, war darauf vorbereitet. Was sich im Olympia-Stadion von Metropolis zutrug, war so unvorstellbar, als stürzte der Himmel ein. Anderthalb Jahre lang hatten die Brandstifter nichts anderes getan, als jegliche Opposition zum Schweigen zu bringen und die Leute zum richtigen Denken zu erziehen, wobei sie sich sowohl des Terrors und der nackten, brutalen Gewalt bedienten als auch der angewandten Psychologie. Öffentlicher Widerspruch war zu einer selbstmörderischen Angelegenheit geworden. Nicht einmal ein Erdbeben hätte ähnlich elektrisierend wirken können wie jenes eine Wort, das von der Tribüne herab den Richtern in ihren roten Roben ins Gesicht geschleudert wurde und das ungeachtet seiner lakonischen Kürze eine unverhohlene Kampfansage war. „Schande!"
[...]Ich vergaß, daß man mich soeben zum Tode verurteilt hatte.
[...]Ein Schrei nur, ein einsamer Schrei, und die Welt war plötzlich verändert!
Der Mann, der ihn ausgestoßen hatte, stand aufrecht auf der Tribüne und zeigte den Richtern und dem Generalsportrait drohend die geballte Faust. Ich sah es mit eigenen Augen, sonst hätte ich es nicht geglaubt, und selbst so befürchtete ich zunächst eine Halluzination. Der Mann, der den Machthabern ihre Schande ins Gesicht schrie, hatte blonde Haare und blaue Augen, und er trug die schwarze Uniform mit der roten züngelnden Viper vor der Brust.
Die helle, knabenhafte Stimme gehörte einem Homo Factus.
Diese vier ersten Bände der Mark-Brandis-Geschichten sind die einprägsamsten antifaschistischen SF-Bücher, die mir bekannt sind. Kein anderes SF-Buch hat mich persönlich derart berührt. Diese Romane sind große deutsche SF, die jeder gelesen haben sollte. Dabei, und das ist der Grund für dieses längere Zitat, hat der Autor, Nikolai von Michalewsky, hat hier Romane geschrieben, die Jugendliche ansprechen, aber auch für Ältere nicht zu trivial sind.
Die obige Szene ist eine der beiden, die ich immer im Hinterkopf habe, wenn ich irgendwo "Mark Brandis" lese. Die andere ist im gleichen Roman, gegen Ende der "Weltraumpartisanen". Die Homo Factus-Klone haben rebelliert, General Gordon B. Smith und sein Regime sind besiegt.
Über dem Palast des Großen Rates der Drei Vereinigten Kontinente, nach dem Umsturz degradiert zum Hauptamt der III. Abteilung, ging die Flagge mit dem Flammensymbol in Flammen auf. Ein Homo Factus war zu ihr emporgeturnt und hatte sie in Brand gesteckt. Es war ein atemberaubender Anblick, der das Herz höher schlagen ließ. Was vor kurzem noch Furcht und Schrecken verkündet hatte, trieb nun in schwarzen Flocken vor einer abendlichen Atlantikbrise dahin, um irgendwo als Staub im Staub zu enden. „Sir, wir müssen weiter!" „Warten Sie noch, Captain."
Auf einmal wußte ich, daß es an diesem Ort, zu dieser Stunde noch etwas für mich zu tun gab. Ich verließ den Wagen ohne ein Wort der Erklärung. Es gibt Dinge, die getan werden müssen, ohne daß man zuvor lange darüber spricht.
Der weiße Marmor des Brunnens war glatt und unberührt. Der Brunnen selbst war neben dem Trignum eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten von Metropolis, ein erlesenes Kunstwerk, das mit seiner figürlichen Darstellung europäischer, amerikanischer und afrikanischer Fabelwesen die Harmonie des Platzes vollendete. Wenn man Metropolis nächtlicherweise im Landeanflug ansteuerte, waren die vielfarbigen Wasserspiele dieses Brunnens jedesmal ein hinreißender Anblick. Vor diesem Brunnen blieb ich stehen und zog die schwere Laser-Pistole.
Zwei Namen hatte dieser Platz in den sieben Jahrzehnten seiner Geschichte getragen: pathetisch der erste, anmaßend und überheblich der zweite. Nun brannte ich mit dem Lauf meiner Waffe jenen ruhmvollen dritten Namen in den weißen Marmor, den der Platz auch heute noch unangefochten trägt:
Platz Antoine Ibaka
Seit Jahrzehnten stehen diese Romane bei mir in der Sonderausgabe "Bordbuch Delta VII" im Regal. In den letzten Jahrzehnten habe ich sie mehrfach gelesen und halte sie immer noch für einen der besten SF-Romane. Auch jetzt, mehr als ein Vierteljahrhundert, nachdem ich die Geschichten um die Weltraumpartisanen das erste Mal gelesen habe, mehr als 40 Jahre nach der Erstveröffenlichung von "Bordbuch Delta VII", empfinde ich die Geschichte noch als frisch und modern erzählt, meines Erachtens haben diese Romane keinerlei Patina angesetzt. Das, zusammen mit dem Preis der klassischen Herder-Ausgaben, gezahlt von Sammlern und Lesern, zeugt von der überragenden Schreibe von Nikolai von Michalewsky.
Die Folgebände, unter denen sich ebenfalls inhaltlich qualitativ überragende SF befindet, habe ich als Jugendlicher gelesen, später als Erwachsener bin ich vor den Preisen, die für die Originalausgaben von Herder gefordert werden, zurückgeschreckt. Um so begeisterter war ich, als der Wurdack-Verlag begann, die komplette Serie neu aufzulegen.
Von den 31 existierenden Mark Brandis-Romanen sind bisher 26 in der Wurdackschen Neuausgabe herausgekommen, etwa jedes Vierteljahr 2 Stück. 2013 wird diese Mark-Brandis-Werkausgabe mit einem limitiertem Story-Band abgeschlossen, in dem zeitgenössische Autoren und Mark-Brandis-Fans Geschichten aus diesem Universum erzählen. Kommentare zu den einzelnen Mark-Brandis-Romanen findet man sehr ausführlich im Blog von Petra Hartmann, Schriftstellerin und ebenfalls begeisterte Mark-Brandis-Leserin.
Gleichzeitig mit dem Erscheinen dieser gelungenen Neuauflage von "Mark Brandis" kam das Mark-Brandis-Hörspielprojekt von INTERPLANAR zur Reife. Seitdem erscheinen in schöner Regelmäßigkeit sehr gelungene Hörspiele, die die Mark-Brandis-Geschichten auf eine neue faszinierende Art und Weise darstellen.
Dabei passt sich INTERPLANAR dem Inhalt der Romane an, gerade die späteren, komplexeren Romane werden auf zwei CDs zu jeweils 50-60 Minuten verteilt.
Das Revival von "Mark Brandis", als Hörspiel und Neuausgabe der Romane, hat für jede Generation etwas. Ich als Ü50 habe mir die Romane besorgt, mein Sohn hat die Hörspiele. Und beide können wir Mark Brandis nur jedem weiterempfehlen.
Paperback : Wurdack-Verlag
eBook : beam
Hörspielseite mit vielen Extras und Goodies
Hörspiel-Proben
Website Nikolai von Michalewsky
Das ist ein hochinteressanter Autor, der bei vielen jungen Lesern einen so starken, nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Er hat offenbar auch ein spannendes Leben geführt. Wird Zeit, dass mal jemand eine ausführliche Biografie schreibt. Die kurzen Notizen von, ich glaube, Jörg Weigand ließen mich immer nur nach mehr schreien.
AntwortenLöschenDann musst Du Dir auf jeden Fall die oben verlinkte Website von Nikolai von Michalewsky ansehen. Neben der Kurzbiographie fand ich insbesondere das Fotoalbum und das Interview mit Reinhild von Michaewsky, seiner Frau, faszinierend.
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