Samstag, 26. Dezember 2015

Ralf Boldt : Was kostet eine Raumstation ?



Ralf Boldt : Was kostet eine Raumstation ?
Ökonomische Themen in der Science Fiction
CreateSpace 10/2015
Originalausgabe
ISBN : 978-1518745928,
Paperback, 238 Seiten, 9,99 €
auch als Hardcover und eBook verfügbar


Jeder Mensch nimmt jeden Tag an unserer Volkswirtschaft teil, ob er es bewusst macht oder nicht, sei es als Hersteller von Gütern, Anbieter von Dienstleistungen oder als "nur" als Konsument. Jeder Mensch bewegt sich dabei jeden Tag auf dem, was die Ökonomen den "Markt" nennen. Die meisten Science Fiction-Autoren – dies gilt aber auch für Autoren anderer Genres - scheinen sich jedoch zunächst einmal keine Gedanken zum ökonomischen Umfeld in ihren Geschichten zu machen. Wenn der Autor nicht auf solche Themen eingeht, hat der Leser aber dennoch keine Schwierigkeiten mit dem Verständnis des Textes. Der eine oder andere Leser von Science Fiction-Romanen und -kurzgeschichten hat sich vielleicht schon einmal gefragt, wie sich das Leben in der Zukunft abspielen könnte. Das sogenannte normale alltägliche Leben - außerhalb der spannend erzählten Geschichte seines Lieblingsautoren. Dieses Buch betrachtet, was sich dennoch an ökonomischen Themen in den bekannten SF-Geschichten finden lässt und wie diese zu bewerten sind.
Klappentext

Ein Sachbuch. Das sozusagen mein berufliches Umfeld mit meinem privatem Hobby verbindet. Denn ich arbeite seit 20 Jahren als IT-Berater im Bereich Banken/Versicherungen, natürlich habe ich mir einiges vom theoretischen Überbau angegeignet. Also war ich schon sehr gespannt auf die Ergüsse meines DSFP-Kollegen.

Ich begann zu lesen und als Allererstes führt Ralf Boldt den Leser in die Welt der wirtschaftlichen Theorien ein. Auf 100 Seiten stellt er kurz, knapp und präzise die verschiedenen wirtschaftlichen Theorien dar und ordnet sie in den historischen Kontext ein. Dies ist ein zwar langes, aber sehr gelungenes Kapitel, denn es ermöglicht selbst dem Laien, die verschiedenen theoretischen Ökonomie-Ansätze zu verstehen und später nachzuverfolgen. Die Darstellung der Theorien reicht von der vorchristlichen Zeit bis zu Friedman und PARECON, ist also sozusagen auf dem neuestem Stand. Meiner Meinung nach auch für Nicht-SF-Leser durchaus lesenswert.

Auf den nächsten 100 Seiten beschäftigt sich Ralf Boldt dann mit dem eigentlichen Thema, Ökonomie in der SF. Dieses Thema hat er ebenfalls historisch aufgesetzt, er beginnt bei Klassikern wie Verne und Wells, geht über die Goldenen Jahre (Heinlein, Herbert, LeGuin) bis in die Neuzeit (Eschbach, Fleck, Schätzing). In einem weiteren Kapitel reisst er diverse SF-Universen an und stellt die Wirtschaft innerhalb von "Perry Rhodan", "Star Trek" und "Star Wars" dar.

Diese ökonomischen Analysen sind sehr gut geschrieben und präzise dargestellt. Allein : Zu kurz. Hier hätte ich mir doch gerne etwas mehr gewünscht. Es wird, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur angerissen, nicht ausführlich dargestellt. Gerade bei den SF-Universen wird dies deutlich, etwa wenn bei PR zwar ein sehr gelungener Gesamtüberblick zu lesen ist, dem aber die Tiefe (Wirtschaftskrieg der MdI, frühe wirtschaftliche Manipulationen von Homer G. Adams, etc. etc.) fehlt. Auf der anderen Seite gebe ich ehrlicherweise zu, daß solche Anforderungen das Buch erst 2025 hätten erscheinen lassen.

Denn auch die einzelnen Zeiten und Strömungen innerhalb der SF sind als Übersichtsartikel zu verstehen. Es fehlt beispielsweise Poul Anderson mit seinen David Falkayn- und Nicholas van Rijn-Geschichten, in denen sich oftmals die gesamte Story um Percente dreht. Ebenfalls Hans Keifel mit seinen Intergalaktischen Händlern. Oder Simon R.Green mit seinen Deathstalker-Romanen, in denen die Nachwirkungen einer Star Wars-ähnlichen Rebellion sehr schön thematisiert werden.

Trotzdem dieses Buch also Breite ebenso wie Tiefe fehlt, ist es doch sehr wohl lesens- und empfehlenswert. Ralft Boldt stellt die einzelnen literaisch-ökonomischen Entwicklungen gelungen dar und wenn er wie bei Eschbach und Schätzing in die Tiefe geht, denkt man "Aha! So habe ich das noch gar nicht gesehen." Ging mir jedenfalls so. Von daher habe ich das Buch mit einem befriedigtem Gefühl zuende gelesen, die Details der einzelnen Artikel haben mir Spaß gemacht. Und es wäre schön, wenn solche Details in einem zweiten Band ("Ökonomische Folgen der Zerstörung des Todessterns" ?) abgehandelt werden würden. Diesen Band würdde ich mir nicht entgehen lassen.

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