Mittwoch, 2. Dezember 2015

Simon R. Green : Deathstalker



Simon R. Green : Deathstalker
Deathstalker 01
ROC 1998, 2. Auflage
Originalausgabe 1995
Titelbild : Donato


The Iron Bitch - her Imperial Majesty Lionstone XIV - ruled the human Empire with fear. From peasants to masters of the galaxy's most powerful families, all were subject to the queen's unpredictable decrees of "outlawing" and death.

Owen Deathstalker, unwilling head of his clan, sought to avoid the perils of the Empire's warring factions but unexpectedly found a price on his head. He fled to Mistworld, where he began to build an unlikely force to topple the throne - a broken hero, an outlawed Hadenman, a thief, and a bounty hunter. With their help, the Deathstalker took the first step of a far more dangerous journey to claim the role for which he'd been destined since before his birth...
Klappentext

Im Jahre des Herrn 22--: Mit eiserner Faust regiert Ihre Majestät Kaiserin Löwenstein XIV. das galaktische Imperium. Plebejer und Adel leiden gleichermaßen unter ihrer Knute. Owen Todtsteltzer, Lord von Virimonde, letzter einer Linie berühmter Krieger, versucht sich der Aufmerksamkeit der Herrscherin zu entziehen – und fällt gerade dadurch in Ungnade. Unversehens wird ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt, und er muß zur zwielichtigen Nebelwelt fliehen, wo er eine Truppe ungleicher Verbündeter um sich schart. Ihr Ziel: den Eisernen Thron zu stürzen...
Klappentext der deutschen Ausgabe

Die Deathstalker-Romane von Simon R. Green liegen schon seit dem Ende des Poststreiks bei mir rum. Nachdem ich den letzten gelesenem Band der Forest Kindom-Romane in der gelungenen Ausgabe von Feder & Schwert gelesen habe, wurde ich neugierig auf die weiteren Romane und kaufte bei buecher.de die zwei Omnibusausgaben von Hawk und Fisher. Bei dieser Gelegenheit schnappte ich mir auch gleich die Deathstalker-Romane, denn diesen Zyklus habe ich in der deutschen Ausgabe nicht komplett.

Und das war auch gut so. Denn wie man an den obigen Klappentexten sehen kann, ist die deutsche Übersetzung suboptimal. "Bruchtal" ist keine wörtliche Übersetzung von "Rivendell", "Auenland" nicht von "The Shire", "Todesbringerin" ist ebenfalls keine direkte Übersetzung von "Deathwalker". In beiden Fällen haben sich die ÜbersetzerInnen bemüht, hier ein deutsches Analogon zu finden anstelle einer wortwörtlichen Übertragung. Das ist schwierig und eine Kunst, was bei dem "Herrn der Ringe" ebenso wie bei "Babylon 5" aber dazu führt, daß die deutschen Übersetzungen ebenso lesbar bzw. sehbar wie die angloamerikanischen Originale sind. Meine Frau hört gerade die gelungenen Audiobooks zu Harry Dresden, vorgetragen von James Masters, und konstatiert, daß die Übersetzungen von Jürgen Langowski ebenfalls überragend sind. Mich hat der deutsche Klappentext oben schon immer irritiert, weshalb ich die Deathstalker-Bücher nie angefangen habe. Und jetzt, da ich die amerikanischen Ausgaben lese, kann ich nur konstatieren, daß diese Übersetzung ziemlich schlecht ist.

Aber egal, kommen wir zum Inhalt. In einem (leider online nicht mehr verfügbarem) Interview mit Amy Harlib sagte Simon R. Green, daß ihm die Idee zu "Deathstalker" nach einem Filmabend, an dem er "Casablanca" und "Star Wars" gesehen hatte, gekommen ist :
It started me thinking: in Star Wars, all these rebel fleets and bases and so on, who’s paying for them? What if there was just one man, with no backing, starting a rebellion on his own? And that’s where Owen Deathstalker came from.
Diesen Kommentar hätte ich nicht gebraucht, der Einfluß von Star Wars ist in einigen Szenen mehr als deutlich. Aufgefallen sind mir da besonders die Verfolgungsjagden mit den Gravity Sleds, bei denen mir Coruscant plastisch vor Augen stand. Aber auch sonst ist die Verwandtschaft mit "Star Wars" nicht zu verleugnen, weniger von den Inhalten her als von der vermittelten Stimmung. Der optimistische und dynamische Grundton der Geschichte entspricht sehr dem erstem Star Wars-Film.

Nachdem ich den Roman beendet habe, ging ich im Netz auf die Suche nach Rezensionen, um zu sehen was andere Leute von dem Roman halten. Ich war überrascht von den vielen negativen und unqualifizierten Kommentaren, die veröffentlicht wurden. Exemplarisch sei diese hier genannt :
Though it's not without appeal, as a narrative, Deathstalker is not such a good novel -- it reads too much like a loosely connected sequence of adventuresome happenings, rather than as a single story arc. At face value one can't fault Green for "edge of one's seat" thrills, but he's pretty slapdash in they way things relate to one another. I get the impression that plotting was not his first priority when sitting down to write. Instead, he concentrates far more on instant gratification than he does on long-term satisfaction -- and that's okay, I suppose. It may be a best seller, but Deathstalker is no genre classic. Instead it is a kind of fast food science fiction, ready meal writing -- indeed the Deathstalker series has over the years become a recognizable brand, a market leader with plenty of imitators, and it sells by the bucketful -- but like fast food it's fairly stodgy, not made from the best ingredients and though enjoyable on rare occasions, you'd be well advised to try other things in your diet.
Quelle

Ich frage mich, ob die Leute den Roman überhaupt gelesen haben, in jedem Fall wurden diverse wesentliche Teile übersehen, die Deathstalker über den durchschnittlichen Action-Roman hinwegheben. Zunächst einmal hat sich Simon R. Green, genau wie George R. R. Martin, ein historisches Szenario genommen und in die Zukunft projiziert. Er nahm nicht die harmlosen Rosenkriege, sondern die Zeit der Borgias als Vorbild seines Settings. Statt also in relativ einfacher Form die Fronten geklärt und die Leute aufeinander losgehen zu lassen, schildert Green die Geschichte als Verschwörung innerhalb einer Verschwörung innerhalb eines Komplotts, was für etliche Rezensenten offenbar zu komplex ist.

Ein wesentlicher Punkt des ersten Deathstalker-Romans ist die Übernahme von Verantwortung. Nicht nur für sich selber, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes und die Privilegien, die Owen Deathstalker als Aristokrat in einer korrupten Monarchie hat. "Ich konnte nicht mehr weggucken" ist mehrfach die Begündung für den Widerstand gegen ein unmenschliches Regime, in dem Aliens, Esper und Klone Wesen zweiter Klasse sind. Dies bringt Simon R. Green sehr schön auf den Punkt, indem er nicht nur die Rebellen um Owen Deathstalker beschreibt, sondern in mehreren Handlungssträngen auch den Untergrund auf Golgotha, die Aristokratie am kaiserlichen Hof und die Kaiserin selber beschreibt. Ebenso wie in "Game of Thrones" sind es die Summe dieser verschiedenen Handlungsstränge, die ein übergreifendes Panorama der Gesellschaft darstellen. Genau wie Martin sind die Ereignisse nicht ungefährlich und es sterben Handlungsträger. Allerdings ist Simon R. Green im Gegensatz zu George R. R. Martin nicht darauf aus, möglichst jeden sympathischen Protagonisten umzubringen, die Todesfälle in "Deathstalker" sind dosiert vom Autor eingesetzt, Desinteresse und Frustration wie beim "Song of Ice and Fire" kommt hier nicht auf.

Alles in allem ein sehr lesenswerter Roman, den ich begeistert verschlungen habe. Momentan lese ich den zweiten Band und bin einmal gespannt, wie sich die Rebellion entwickelt.

Links
SFE
FE 1997

Wikipedia : Simon R. Green (Bibliographie)
Wikipedia : Deathstalker
Wikipedia : Deathstalker Universe

Lisa DuMond : A Conversation With Simon R. Green
Alex Willging : When The Darkvoid Is Your Only Refuge


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