Montag, 13. Juli 2015

TERRA Sonderband 14 - Raymond F. Jones : Das Erbe der Hölle


Raymond F. Jones : Das Erbe der Hölle (The Alien)
Terra Sonderband 14, 17.04.1959
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1951
Aus dem Amerikanischen von Rainer Eisfeld
Titelbild : Karl Stephan


Ein Forscherteam lüftet das Geheimnis des verschwundenen Planeten zwischen Mars und Jupiter. Dabei rufen sie einen Mann aus der Vergangenheit ins Leben zurück und entfesseln damit das grauenhafte Erbe der Vergangenheit, den kosmischen Krieg, der die Vernichtung der ganzen Menschheit bewirken kann.
Klappentext

Though not generally an innovator in the field, Jones, during his first period of activity, produced solid, well-crafted Hard-SF adventures featuring protagonists with sharp, clear, calm minds. His plots were sometimes noisy; but he wrote quietly, in a reassuringly transparent style.
SFE

Dem Kommentar der SFE kann ich mich nur anschliessen : Der Roman ist solide geschrieben, relativ spannend und nicht uninnovativ. Allerdings ist er nicht gut gealtert, der Plot ist heute, mehr als sechzig Jahre nach seinem Erscheinen, doch eher Standard geworden. Interessant fand ich allerdings die technischen Beschreibungen der Wiedererweckung des Alien, die auch heute noch modern anmuten. Trotzdem ist das nix, was man unbedingt lesen muß, es ist auch in Deutschland bei dieser einen Ausgabe geblieben.

Raymond Fisher Jones ist in Deutschland eher mit einem anderen Roman bekannt : "This Island Earth" aka "Metaluna IV antwortet nicht" basiert auf einer Geschichte von ihm. Jones schrieb in den 40ern und 50ern für die Pulps, hatte in dieser Zeit auch seinen größten Output. Ab den 60ern wurde es ruhig um ihn, in den 70ern eerschienen noch ein paar routiniert geschriebene, aber nicht weiter bemerkenswerte Romane.

Raymond F. Jones (Wikipedia-Eintrag)
TERRA SF 246 - Raymond F. Jones : Sohn der Sterne
TERRA SF 534 - Raymond F. Jones : Außenseiter dieser Welt
The Farthest Horizon - A Guide to the Short Fiction of Raymond F. Jones

3 Kommentare:

  1. Einem Roman sein Alter vorzuwerfen, finde ich ja grundsätzlich immer etwas problematisch; ob dieses Werk nun "gut gealtert" ist oder nicht, mag man unterschiedlich bewerten. Ich war von "The Alien" (Originaltitel) jedenfalls bestens unterhalten worden. Ich finde sogar, dass Raymond F. Jones mit zu den unterhaltsamsten und talentiertesten Autoren des Golden Age zählt, auch wenn seine Werke zugegebenermaßen ihre Pulp-Gene oft nicht verleugnen können. Was allerdings meiner Meinung nach gar nicht geht, ist, das Werk von Jones nach einer uralten, drastisch gekürzten deutschen Übersetzung zu beurteilen. Die alten Übersetzungen amerikanischer SF-Autoren in deutschen Heftchenromanen oder knappen Taschenbücherchen haben z. T. bis in die Achtzigerjahre hinein die Originale leider regelmäßig derart ruiniert, dass sie eigentlich unlesbar sind. Jones zum Beispiel schreibt stellenweise sehr poetisch. Davon habe ich in einer deutschen Übersetzung leider bisher noch nix wiederfinden können, und jüngere, ungekürzte Übersetzungen seines Werkes gibt es schlichtweg nicht. Es bleibt deshalb nur übrig, die amerikanischen Originale zu lesen -- das dann aber mit Genuss.

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  2. Sorry, aber da muß ich Dir an mehreren Stellen widersprechen.
    Vorweg : Ich werfe einem Roman nichts vor. Wenn ich nicht auf diese Klassiker stehen würde, hätte ich spätestens nach "TERRA SF" das Handtuch geworfen.
    Dann : Das "Alter" eines Romans. Es gibt Plots und Romane, die sind alterslos. Andere kann man, ungeachtet des tatsächlichen Alters und der damit einhergehenden antiqierten Syntax und Sprache, immer wieder lesen. Paradebeispiele dafür sind etwa "Huckleberry Finn", H. P. Lovecraft, Robert Ervin Howard, Clark Ashton Smith, Robert Anson Heinlein und und und. Es gibt also durchaus so etwas wie das gefühlte Alter eines Romans und dabei kommen die Geschichten von Raymond F. Jones, Richard Koch oder Donald A. Wollheim einfach nicht gut bei weg. Meistens jedenfalls.
    Das hat aber relativ wenig mit dem Unterhaltungswert zu tun, wenn Du ebenso wie ich klassische SF liest, unterhalten wir beide uns dabei ganz hervorragend. Trotzdem sollte man hier objektiv bleiben, Jones fällt zum Beispiel gegenüber den heutigen deutschen Autoren innerhalb der SF/F ziemlich ab. Es gab eben eine literarische Weiterentwicklung, und wenn ich auch immer versuche, den Roman in den historischen Kontext zu stellen, lese ich ihn doch heute, mehr als ein halbes Jahrhundert nach seiner Entstehung.
    Dein Kommentar zu den Kürzungen ist kein Novum, kommt mir immer wieder entgegen. Ich halte ihn für gelinde gesagt ziemlich überzogen. Ja, es gab Kürzungen, etwa bei den ZBV- oder den Lensmen-Romanen. Bei ersteren habe ich dies sehr negativ beurteilt, bei letzteren empfand ich die TERRA-Ausgaben als die ersten wirklich lesbaren Lensmen. Aber erstens wurden nicht alle Romane gekürzt, zweitens sind die von Dir geschmähten Ausgaben teilweise die einzigen deutschen Ausgaben klassischer Autoren und drittens sind in den Heftserien sehr viele Originalausgaben enthalten, auch von angloamerikanischen Autoren.
    Man kann das Werk eines Autors allerdings nicht nach den deutschen Übersetzungen beurteilen, da gebe ich Dir uneingeschränkt Recht. Ich lese allerdings die Heftserien und mache (noch) keine Werkschau einzelner Autoren. Dann müsste man in jedem Fall die Sachen im Original, idealerweise sogar in den originalen Magazin-Erstveröffentlichungen lesen.
    Wo Du Dich so enthusiatisch über Raumond F. Jones äußerst : Hast Du 'nen Blog, in dem Du dazu schon was geschrieben hast ?

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  3. Zur letzten Frage: Nö. Mir mangelnde Objektivität vorzuwerfen, kann ich allerdings nicht auf mir sitzen lassen, ich habe ja klar gesagt, dass man in der Bewertung von Romanen und ihrer historischen Patina zu unterschiedlichen Urteilen kommen kann. Der Begriff der Objektivität wird ohnehin immer dann ins Feld geführt, wenn um die Deutungshoheit über einen künstlerischen Artefakt gestritten wird, und darum geht es hier doch hoffentlich nicht. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass es überhaupt keine Objektivität gibt, wenn man sich über Geschmacksfragen unterhält. So sind viele der von Dir ins Feld geführten "alten" Autoren für meine Begriffe auch ganz schön "gealtert", gleichzeitig kann man sie natürlich immer noch lesen -- wobei ich allerdings bis heute nicht begriffen habe, was die SF-Fans bloß immer mit diesem fürchterlich militanten und chauvinistischen Robert A. Heinlein haben (aber sorry, das ist wohl auch wieder so ein subjektives Urteil von mir ...). Natürlich hat es eine literarische Weiterentwicklung bis heute gegeben. Aber macht es Sinn, Äpfel mit Birnen zu vergleichen? Im Hinblick auf den rein subjektiven Unterhaltungswert mag das angehen, aber wenn man dem Werk halbwegs gerecht begegnen will, muss man es doch in seinem zeithistorischen Kontext beurteilen.
    Zu den Übersetzungen: Dass viele der alten fremdsprachigen SF-Werke nur in alten (und eben doch fast immer gekürzten) Übersetzungen vorliegen, ist ja genau das höchst bedauerliche Problem, das ich angesprochen habe. Ich lese im Übrigen auch alte Heftchenreihen ganz gern, sie haben auch ihren nostalgischen Wert. Doch im Zweifel besorge ich mir dann doch lieber die Originalausgabe, und eigentlich habe ich dann jeweils immer festgestellt, dass gekürzt wurde und dadass das Original deutlich besser war. Ab und zu haben die deutschen Übersetzer sogar in die Texte eingegriffen und sorglos irgendetwas anderes in das Original hineingedichtet (zumindest in den 50ern ab und zu zu beobachten -- da spielen dann zum Beispiel plötzlich deutsche Helden eine Rolle, die im Original eine ganz andere Nationalität hatten). Insofern kann Dein Urteil "nix, was man unbedingt lesen muss" allenfalls auf die von Dir vorgestellte deutsche Ausgabe zutreffen. Jones' erster Roman "Renaissance" von 1944 zum Beispiel ist ein wundervoller, höchst unterhaltsamer SF-Roman mit einem cleveren, verschachtelten Plot und einer Menge poetischer Momente. Er ist auch pulpig, ja, er enthält auch massenhaft Absurditäten, okay, und er mag von irgendwelchen Kennern oder sonstigen "Autoritäten" auch nicht als "Meisterwerk" eingestuft werden (solange Heinleins "Starship Troopers" als solches erachtet wird, wäre das sowieso keine gute Gesellschaft). Aber die bislang einzige verfügbare deutsche Übersetzung, die 1967 bei Moewig erschienen ist, hat den Text derart massiv eingedampft, dass wirklich nur noch ein Wrack von einem Text übrig geblieben ist -- ungenießbar, sofern man das Original einmal gelesen hat.

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