Montag, 20. Februar 2017

Exodus 35



Heinz Wipperfürth / Olaf Kemmler / Fabian Tomaschek (Hrsg.) : Exodus 35

Exodus-Verlag 2016
Hochglanz-Magazin, 108 Seiten, 12,90 € (inkl. Versand)
ISSN 1860-675X

Inhalt

Stories
Arno Behrend: »Drachenreiter«
Gabriele Behrend: »Suicide Rooms«
R. B. Bonteque: »New Mars Mayflower«
Frank Neugebauer: »Das grüne und das rosa Medaillon«
Sven Holly Nullmeyer: »Mein geliebtes Kometenschweifchen«
Uwe Post: »Amen, Smartgod«
Nicole Rensmann: »Du bist das Beste!«
Fabian Tomaschek: »Spectaculum Veritatis Homini«

Lyrik
Victor Boden: »abgespeichert«

Leitartikel zur Galerie
Ralf Bodemann: »Grenzen überschreiten«
Galerie : Stas Rosin

Comics & Karikaturen


Exodus – immer wieder ein Genuß. Diesmal sogar mit einem Portfolio von Stas Rosin, dessen erste Anläufe ich im SF-Netzwerk mit erlebt habe. Aber der Reihe nach, beginnen wir mit den Kurzgeschichten.

Das heisst, das mit der Reihenfolge nehme ich diesmal nicht allzu wörtlich, stattdessen versuche ich die Stories mal so halbwegs strukturiert anzugehen.

Sven Holly Nullmeyer : Mein geliebtes Kometenschweifchen
Sven Holly Nullmeyer : Liebes Sternengefunkel

In der Urururalt-Form eines Briefromans versucht der Autor sich an komischen Geschichten. Ich kann dieser Absurdität leider so überhaupt nix abgewinnen, das habe ich vor Dezennien schon mal gelesen und für mich abgehakt.

Nicole Rensmann : Du bist das Beste!
Die Autorin versucht sich an einer Warnung vor einer übermäßigen und inhumanen Ausnutzung der Wissenschaft. Ein Thema, das abgelutscht und überholt ist. Und das ich schon hunderte Male gelesen habe. Nicole Rensmann gelingt es trotzdem, aus diesem klassischen Thema noch eine berührende, moderne und einfühlsame Geschichte zu erzählen, die ich beim zweiten Mal noch besser als bei der Erstlesung empfand. Die Story ist auf jeden Fall auf meiner erweiterten DSFP-Nominierungsliste, wenngleich ich dieses Jahr im Story-Bereich harte Konkurrenz sehe.

Fabian Tomaschek : Spectaculum Veritatis Homini
Erstens ..., zweitens platt und drittens voll am Mainstream ausgerichtet : So kriegt man vielleicht Beifall von der "richtigen Seite", aber nichts sonst.

Arno Behrend: Drachenreiter
Boah, eyh! So muß man schreiben, so muß man sich dem Thema nähern. Dumpfbackige Denkverweigerer kriegen hier in dieser Geschichte von Arno Behrend ihr Fett weg, daß es die reine Lust ist. Dabei zeigt er klar und deutlich auf, daß eben diese Denkverweigerung keine Mode ist, sondern über die Jahrtausende hinweg immer wieder auftaucht. Interessant fand ich hier seinen Standpunkt, daß bereits die Aktion eines Einzelnen ausreicht, um eine Änderung herbeizuführen. Diesen Standpunkt habe ich seit John Wayne und Clint Eastwood nicht mehr vertreten gesehen. Ich wiederhole mich : Die Story ist auf jeden Fall auf meiner erweiterten DSFP-Nominierungsliste, wenngleich ich dieses Jahr im Story-Bereich harte Konkurrenz sehe.

Gabriele Behrend: Suicide Rooms
Und da ist sie schon, die Konkurrenz, sozusagen von Arno hausgemacht. Gabriele Behrend legt hier eine bitterböse Story vor, die im Golden Age hätte veröffentlicht werden können. Wunderschön, wie die Autorin einerseits eine echt emanzipierte Frau beschreibt und andererseits durchaus Mitleid mit Männern hat, die durch ihr Leben irgendwie ausgebrannt sind. Kein Mitleid hat sie allerdings mit SchlappschwänzInnen, die nur vor sich hinjammern. Und das stellt Gabi Behrend in äußerst gelungener Form bitterböse dar. Herrlich!

Uwe Post: Amen, Smartgod
Aber Konkurrenz kommt ja nicht nur aus der eigenen Familie, auch der Post legt hier wieder einmal gigantisch los. Gibsons Cyberpunk-Visionen aktualisiert – da macht der Uwe natürlich ein Handy mit 'nem Heiligenschein draus. Sehr atheistisch und überhaupt nicht meine Meinung – aber herrlich genial geschrieben und lustvoll zu lesen.

R. B. Bonteque: New Mars Mayflower
Zwar keine Konkurrenz zu den großen Geschichten, aber sehr gut geschrieben mit einem angenehm modernem Thema, der realistischen Darstellung einer Besiedelung eines neuen Planeten. Habe ich mit Genuß gelesen und ich bin mal gespannt, was noch von dem Autor kommt.

Frank Neugebauer: Das grüne und das rosa Medaillon
Eine postapokalyptische Geschichte. Ich fand sie etwas seltsam und sie war überhaupt nicht mein Geschmack, aber es ist deutlich zu sehen, daß dies meine ureigensten persönlichen Präferenzen sind. Denn die Story ist intelligent, gut geschrieben und stilistisch ausgefeilt. Aber eben nicht mein Ding.

Der graphische Teil, seien es die Story-Illustrationen als auch das Galerie-Portfolio kommentiere ich nicht, dazu bin ich einfach nicht kompetent genug. Eben auf dem Johnny Bruck-Niveau hängengeblieben, für die feineren Nuancen ...unempfänglich. Aber zumindestens für Stan Rosins Bilder in der Galerie hat Ralf Bodemann mir das abgenommen. In seiner Darstellung "Grenzen überschreiten" interpretiert er die Bilder des Künstlers in einer gelungenen Art und Weise, auch (oder gerade?) für Laien wie mich. Ich habe seine Einführung jedenfalls genossen, sie hat mir wirklich sehr viel gebracht.

Insgesamt also wieder eine wunderschöne Ausgabe, bei deutscher SF kommt man um EXODUS nicht herum. Allerdings ist die Konkurrenz ziemlich hart, im Licht von Orion wächst da eine neue Linie heran...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen