Donnerstag, 26. Januar 2017

Jo Koren : Vektor



Jo Koren : Vektor
Atlantis 2016
Originalausgabe
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 190 Seiten, 14,90 €
Titelbild : Mark Freiera
auch als Paperback und eBook erhältlich


Alpha Novak ist Ärztin für invasive Kybernetik. Nachdem sie ihre Zulassung auf der Erde verloren hat, flickt sie nun, auf der Raumstation Eris TKS, Prothesen und Implantate von Arbeitern aus dem Asteroidenbergbau zusammen. Zur Seite steht ihr der Bonobo Kit, der dank seines Hirnimplantats mit Menschen kommunizieren kann.

Eines Tages begegnet ihr ein Patient mit einer eigentümlichen Fehlfunktion von Herzschrittmacher und Gehirnimplantat. Der Grund dafür: das erste Computervirus, das menschliche Implantate befällt. Dr. Novak versucht zunächst vergeblich, den Leiter der Raumstationsklinik von der Existenz des Virus zu überzeugen. Erst als ein Pfleger der Klinik infiziert wird, sieht der leitende Arzt Handlungsbedarf und fährt das Computersystem der Klinik herunter.

Etwa zur gleichen Zeit gibt es einen plötzlichen Anstieg der künstlichen Schwerkraft der Raumstation. Wenig später wird der Chefingenieur tot aufgefunden. Novak findet in der Zwischenzeit heraus, dass außer dem Ursprungspatienten weitere Personen ein Risiko tragen, durch das mittlerweile deaktivierte Computersystem infiziert worden zu sein: unter anderem sie selbst …
Klappentext

Überraschend gut. Ich meine "sehr gut", tatsächlich nur einen Bruchteil vor meiner Nominierungsgrenze für den DSFP. Jo Koren schildert interessant eine dystopische Welt, indem sie von den jetzigen Gegebenheiten ausgeht und diese nur einen Bruchteil in die Zukunft extrapoliert. Es ist noch (fast) alles so wie heute, die Konzerne und leicht absurde Justizbehörden haben das Sagen und der normale Arbeiter wird verarscht und ausgebeutet. Dies schildert die Autorin ohne Jammern, als Realität, der man nicht entkommen kann.

Auch das Auftreten des Virus stellt Jo Koren unprätentiös dar, die Reaktionen der Menschen und Bürokraten darauf sind realistisch und elegant beschrieben. Dabei schildert sie in Rückblenden das Leben auf der Erde und die dort existierende Gesellschaft. In detaillierten, aber nicht übertriebenen Beschreibungen stellt sie sozusagen en passant das Leben im All und auf der Raumstation dar. Insgesamt sehr schön und unbedingt empfehlenswert, allerdings ist das Ende etwas blaß. Mir fehlte da der Knalleffekt, die Epiphanie, der Ausblick auf das weitere Leben von Alpha Novak. Das ist der einzige Wermutstropfen am Roman, der ansonsten wirklich gelungen ist.

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