Larry Correia : Hard Magic
Grimnoir Chronicles 01
Baen 2011 (1. Auflage 2012)
Taschenbuch, ca. 570 Seiten, 7,99 €
Titelbild : Alan Pollack
ISBN 978-1451638240
Leseprobe
Jake Sullivan is a war hero, a private eye—and an ex-con. He’s free because he has a magical talent, being able to alter the force of gravity in himself and objects in his vicinity, and the Bureau of Investigation calls on him when they need his help in apprehending criminals with their own magical talents. But the last operation he was sent along to help with went completely wrong, and Delilah Jones, the woman the G-men were after, who just happened to be an old friend of Jake’s in happier times, had a lot of magical muscle with her, too much muscle for the cops to handle, even with Jake’s help.Klappentext
Der erste Band der Grimnoir-Serie, ebenso wie MHI von Larry Correia. Der dritte Band dieser Serie, "Warbound", war 2014 für den HUGO nominiert und ebenso wie bei den Monster Hunter-Romanen war ich durch die Sad Puppy-Kontroverse neugierig geworden, wie sich dieser den liest. Erfahrungsgemäß ist mein eigener Geschmack nicht unbedingt massenkompatibel (ich hätte beispielsweise "Monster Hunter Nemesis" nicht unbedingt nominiert, aber schon den Zwergenaufstand geprobt, wenn "Monster Hunter Alpha" nicht auf den Hugo Ballot kommt), deshalb lese ich solche Reihen möglichst von Anfang an.
Ich wusste auch hier nicht, was auf mich zukommt und fing ganz unbefangen an zu lesen. Und konnte feststellen, daß Larry Correia und George R. R. Martin einiges gemeinsam haben. Denn stilistisch als auch inhaltlich hat mich dieser erste Roman stark an die Wild Cards erinnert, die GRRM herausgegeben hat und noch herausgibt. Die Wild Cards sind eine Shared Universe-Reihe, die George R. R. Martin und Melinda M. Snodgrass als Herausgeber betreuen. Der erste Band erschien im Original 1986, 2010 wurde er durch weitere Stories ergänzt. "Wild Cards" spielt in einem Alternativuniversum, in dem kurz nach dem zweiten Weltkrieg ein außerirdisches Virus auf der Erde freigesetzt wird, das aus einigen Menschen Superhelden macht. Die Reihe besteht aus Kurzgeschichten und gemeinsam geschriebenen Romanen der verschiedensten Autoren, unter anderem Roger Zelazny, Lewis Shiner, Walter Jon Williams, Pat Cadigan, Howard Waldrop, Victor Milán und GRRM selbst. Die Serie hat ihr ganz eigenes Flair, das interessanterweise auch alle Autoren bis zu einem gewissem Grad durch- und einhalten.
Statt eines außerirdischen Virus haben wir es in den Grimnoir-Geschichten mit einer exoterrestrischen Lebensform zu tun, die einigen Menschen ebenfalls Superkräfte verleiht. Hier von Magie zu sprechen, scheint mir nicht ganz richtig, meiner Einschätzung nach ist zumindestens der erste Roman lupenreine Hardcore-SF. Correia weist auch im Roman mehrfach auf die in sich logische und gewissen Naturgesetzen unterworfenen Fähigkeiten der Protagonisten hin, für die allerdings das Ganze eher nach Magie riecht. Aber ab einem gewissem Level ist eben Technologie von Magie nicht mehr wirklich unterscheidbar und "Hard Magic" stellt dies genauso dar. Im Gegensatz zu den "Wild Cards" spielt "Hard Magic" allerdings Jahrzehnte früher. Die Veränderungen traten gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf, die Geschichte änderte sich radikal von der uns bekannten. Die Amerikaner setzten im Weltkrieg einen Todesstrahl gegen den deutschen Kaiser und seine Zombies ein, der zum Untergang von Berlin führte. Hitler und seine Nazis wurden in den 20er Jahren beim Aufstand gegen die Staatsmacht hingerichtet. Das Auftreten der Veränderten hat zu starken Kontroversen geführt, das schönste Beispiel, das mir auffiel, war ein Auszug aus der Rede von D. W. Griffith zur Premiere seines Films "Death of a Nation".
In diesem Setting lässt Larry Correia eine spannende und actionbepackte Abenteuergeschichte vor dem Auge des Lesers ablaufen. Sehr schön ge- und beschrieben, ohne Hetze kommt es langsam aber sicher zum fulminanten Finale. [No Spoilers, das sollte sich jeder selbst genüßlich zu Gemüte führen.] Aufgefallen ist mir aber der wirklich sehr gut durchdachte und in sich vollkommen konsistente Plot der Geschichte, die sich - was man aber erst im Nachhinein feststellt - schnörkellos und ziemlich direkt vor dem Leser ausbreitet. Neben dem schon angesprochenem sehr schönen, leicht melancholischen Stil fand ich persönlich es auch sehr angenehm, daß sich Larry Correia hier einfachen Lösungen und simplen Klischees verweigert. [Ok, jetzt muß ich doch mal spoilern.] So ist etwa Chairman Tokugawa nicht der Shogun, sondern ein moderner Japaner gleichen Namens. Auch die Liebesgeschichte zwischen Jake und Delilah endet nicht damit, daß sie sich glücklich in den Armen liegend in den Sonnenuntergang reiten. Und die Bösen sind nicht wirklich böse, sondern nur Andersdenkend - allerdings für freiheitsliebende Amerikaner schon ein Graus. Dass Larry Correia sich diesen Klischees verweigert, obwohl sie durchaus angebracht gewesen wären, macht den Roman zumindestens für mich besser lesbar und interessanter. Ich bin schon mal gespannt auf den zweiten Teil.
Originalzeichnung von Alan Pollack |