Sonntag, 31. Mai 2015

Larry Correia : Hard Magic



Larry Correia : Hard Magic
Grimnoir Chronicles 01
Baen 2011 (1. Auflage 2012)
Taschenbuch, ca. 570 Seiten, 7,99 €
Titelbild : Alan Pollack
ISBN 978-1451638240
Leseprobe


Jake Sullivan is a war hero, a private eye—and an ex-con. He’s free because he has a magical talent, being able to alter the force of gravity in himself and objects in his vicinity, and the Bureau of Investigation calls on him when they need his help in apprehending criminals with their own magical talents. But the last operation he was sent along to help with went completely wrong, and Delilah Jones, the woman the G-men were after, who just happened to be an old friend of Jake’s in happier times, had a lot of magical muscle with her, too much muscle for the cops to handle, even with Jake’s help.
Klappentext

Der erste Band der Grimnoir-Serie, ebenso wie MHI von Larry Correia. Der dritte Band dieser Serie, "Warbound", war 2014 für den HUGO nominiert und ebenso wie bei den Monster Hunter-Romanen war ich durch die Sad Puppy-Kontroverse neugierig geworden, wie sich dieser den liest. Erfahrungsgemäß ist mein eigener Geschmack nicht unbedingt massenkompatibel (ich hätte beispielsweise "Monster Hunter Nemesis" nicht unbedingt nominiert, aber schon den Zwergenaufstand geprobt, wenn "Monster Hunter Alpha" nicht auf den Hugo Ballot kommt), deshalb lese ich solche Reihen möglichst von Anfang an.

Ich wusste auch hier nicht, was auf mich zukommt und fing ganz unbefangen an zu lesen. Und konnte feststellen, daß Larry Correia und George R. R. Martin einiges gemeinsam haben. Denn stilistisch als auch inhaltlich hat mich dieser erste Roman stark an die Wild Cards erinnert, die GRRM herausgegeben hat und noch herausgibt. Die Wild Cards sind eine Shared Universe-Reihe, die George R. R. Martin und Melinda M. Snodgrass als Herausgeber betreuen. Der erste Band erschien im Original 1986, 2010 wurde er durch weitere Stories ergänzt. "Wild Cards" spielt in einem Alternativuniversum, in dem kurz nach dem zweiten Weltkrieg ein außerirdisches Virus auf der Erde freigesetzt wird, das aus einigen Menschen Superhelden macht. Die Reihe besteht aus Kurzgeschichten und gemeinsam geschriebenen Romanen der verschiedensten Autoren, unter anderem Roger Zelazny, Lewis Shiner, Walter Jon Williams, Pat Cadigan, Howard Waldrop, Victor Milán und GRRM selbst. Die Serie hat ihr ganz eigenes Flair, das interessanterweise auch alle Autoren bis zu einem gewissem Grad durch- und einhalten.

Statt eines außerirdischen Virus haben wir es in den Grimnoir-Geschichten mit einer exoterrestrischen Lebensform zu tun, die einigen Menschen ebenfalls Superkräfte verleiht. Hier von Magie zu sprechen, scheint mir nicht ganz richtig, meiner Einschätzung nach ist zumindestens der erste Roman lupenreine Hardcore-SF. Correia weist auch im Roman mehrfach auf die in sich logische und gewissen Naturgesetzen unterworfenen Fähigkeiten der Protagonisten hin, für die allerdings das Ganze eher nach Magie riecht. Aber ab einem gewissem Level ist eben Technologie von Magie nicht mehr wirklich unterscheidbar und "Hard Magic" stellt dies genauso dar. Im Gegensatz zu den "Wild Cards" spielt "Hard Magic" allerdings Jahrzehnte früher. Die Veränderungen traten gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf, die Geschichte änderte sich radikal von der uns bekannten. Die Amerikaner setzten im Weltkrieg einen Todesstrahl gegen den deutschen Kaiser und seine Zombies ein, der zum Untergang von Berlin führte. Hitler und seine Nazis wurden in den 20er Jahren beim Aufstand gegen die Staatsmacht hingerichtet. Das Auftreten der Veränderten hat zu starken Kontroversen geführt, das schönste Beispiel, das mir auffiel, war ein Auszug aus der Rede von D. W. Griffith zur Premiere seines Films "Death of a Nation".

In diesem Setting lässt Larry Correia eine spannende und actionbepackte Abenteuergeschichte vor dem Auge des Lesers ablaufen. Sehr schön ge- und beschrieben, ohne Hetze kommt es langsam aber sicher zum fulminanten Finale. [No Spoilers, das sollte sich jeder selbst genüßlich zu Gemüte führen.] Aufgefallen ist mir aber der wirklich sehr gut durchdachte und in sich vollkommen konsistente Plot der Geschichte, die sich - was man aber erst im Nachhinein feststellt - schnörkellos und ziemlich direkt vor dem Leser ausbreitet. Neben dem schon angesprochenem sehr schönen, leicht melancholischen Stil fand ich persönlich es auch sehr angenehm, daß sich Larry Correia hier einfachen Lösungen und simplen Klischees verweigert. [Ok, jetzt muß ich doch mal spoilern.] So ist etwa Chairman Tokugawa nicht der Shogun, sondern ein moderner Japaner gleichen Namens. Auch die Liebesgeschichte zwischen Jake und Delilah endet nicht damit, daß sie sich glücklich in den Armen liegend in den Sonnenuntergang reiten. Und die Bösen sind nicht wirklich böse, sondern nur Andersdenkend - allerdings für freiheitsliebende Amerikaner schon ein Graus. Dass Larry Correia sich diesen Klischees verweigert, obwohl sie durchaus angebracht gewesen wären, macht den Roman zumindestens für mich besser lesbar und interessanter. Ich bin schon mal gespannt auf den zweiten Teil.

Originalzeichnung von Alan Pollack

Samstag, 30. Mai 2015

Simon R. Green : Der träumende Turm



Simon R. Green : Der träumende Turm (Down among the Dead Men)
The Forest Kingdom 03
Feder&Schwert Neuausgabe 2014
Deutsche Erstausgabe Piper 2005
Originalausgabe 1993
Taschenbuch, 232 Seiten, 10,99 €
Aus dem Englischen von Oliver Hoffmann
Titelbild : Oliver Graute
ISBN 978-3-86762-215-8


Während das Heldenpaar Prinz Rupert und Prinzessin Julia unter dem Decknamen Falk und Fischer durch die Lande ziehen, reißt andernorts der Kontakt zu einer der wichtigsten Grenzfestungen des Landes ab.

In Ermangelung einer Heldentruppe entsendet das Waldkönigreich Duncan MacNeil mit einer Gruppe Waldläufer zu der Zitadelle. Bei ihrer Ankunft finden sie die Festung jedoch verlassen vor, alles weist auf ein grauenhaftes Verbrechen hin.

Als Duncan und seine Getreuen tiefer in die Zitadelle vordringen, wird ihnen bald klar, dass ein altes Übel erwacht ist und sich unter der Festung eingenistet hat – und über all dem erhebt sich ein blauer Mond.
Klappentext

It’s the Beast. It knows what scares us.

There is a part of the Forest where it is always night. The tall trees bow together to shut out the light, and whatever lives there has never known the sun. Mapmakers call this area the Darkwood, and add the warning: Here Be Demons.

Ten years ago the Darkwood’s boundaries slowly began to expand, and for the first time in uncounted centuries the long night spread its dominion over more and more of the Forest Kingdom. Demons swarmed ahead of the enveloping darkness, an endless tide of twisted and misshapen creatures that slaughtered every living thing in their path. They were finally stopped and driven back, but only at great cost to the Forest Land and those who lived there. The long night retreated with the demons, and the Darkwood resumed its original boundaries. A quiet, weary pace fell across the broken Land, and the slow rebuilding began.

Ten years have passed since the Demon War. The Forest’s scars are slowly healing, the Darkwood is still and silent, and few demons ever venture out of the endless night. But in a clearing not far from the Darkwood boundary, in a darkness where a sun has never risen and a moon has never shone, an ancient evil stirs in its sleep and dreams foul dreams.
Einleitung

Die Geschichte spielt 10 Jahre nach den Ereignissen vom "Regenbogenschwert" und fünf Jahre vor denen aus "Unter dem Blauen Mond". Geschrieben 1993 hat sie überhaupt nicht den Esprit der anderen beiden Romane, insbesondere die Komik kam mir zu kurz. Handlungsträger sind auch nicht Rupert und Julia, sondern Duncan MacNeil, der in "Unter dem Blauen Mond" dann eine wichtige Rolle spielt. Das Buch ist irritierenderweise auch nur ein Drittel so lang wie die beiden anderen und im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen lange nicht so inspiriert. Dies ist aber Jammern auf sehr hohem Niveau, die Geschichte liest sich trotzdem nur so runter. Allerdings bin ich von Simon R. Green besseres gewohnt.

Freitag, 29. Mai 2015

Simon R. Green : Unter dem Blauen Mond



Simon R. Green : Unter dem Blauen Mond (Beyond the Blue Moon)
The Forest Kingdom 02
Feder&Schwert 2014
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 2000
Taschenbuch, 656 Seiten, 14,99 €
Aus dem Englischen von Eva Westphal
Titelbild : Oliver Graute
ISBN 978-3-86762-194-6


Fünfzehn Jahre sind vergangen, seit Prinz Rupert und Prinzessin Julia das Waldkönigreich vor dem Untergang und der langen Nacht unter dem Blauen Mond bewahrt haben. So wurden zwei junge Helden geboren.

Inzwischen sind die beiden Falk und Fischer, zwei knallharte Gesetzeshüter in Haven der Hauptstadt des Verbrechens. Das Letzte, was sie jetzt brauchen, ist eine Erinnerung an das, was einst war was sie einst waren.

Doch der Blaue Mond droht sich wieder zu erheben. Das Waldkönigreich bedarf erneut seiner Helden von einst. Es braucht Rupert und Julia.

Was es jedoch bekommt, sind Falk und Fischer.
Klappentext

Ich wollte beim ersten Teil nicht extrem spoilern, wer also die Bücher sozusagen jungfräulich lesen will, sei also gewarnt. Denn das Ende des "Regenbogenschwertes" war eben auch gegen alle Konventionen. Held und Heldin sind nicht ins Schloß eingezogen, um sich glücklich bis ans Ende ihres Lebens gegenseitig anzuschmachten, sondern mussten gehen, weil sie als kompromißlose Kriegshelden für das diplomatische Leben am Hof des Waldkönigreichs nicht mehr wirklich tragbar waren. Und es auch nicht wirklich wollten. Rupert und Julia überliessen das Königreich Ruperts Bruder Harald und zogen los, um Abenteuer zu erleben. Sie leben zu Beginn des Romans als Stadtwachen in Haven, unter den Namen Hawk und Fisher.

Über diese Zeit in Haven hat Simon R. Green einen eigenen Zyklus geschrieben. Von 1990 bis 1992 veröffentlichte er 6 Romane, die alle Hawk und Fisher in Haven als Thema hatten. Das "Regenbogenschwert" ist thematisch der erste Roman, "Unter dem blauen Mond" führt die Geschehnisse praktisch nahtlos weiter und ist chronologisch nach den Hawk&Fisher-Romanen angesiedelt. Harald, Ruperts Bruder und Herrscher des Waldkönigreiches ist ermordet worden, Rupert und Julia sollen herausfinden, wer das getan hat - und die Königswürde übernehmen. Wie sie den Fall lösen, welche Umwege sie dazu gehen müssen und wie sie es am Ende doch noch schaffen, sich nicht zum Herrscherpaar küren zu lassen, das erzählt dieser Roman in angenehm kurzweiliger Art und Weise. Simon R. Green hat hier seinen eigenen humoristischen Stil gefunden, weniger Klamauk, mehr hintergründige Lebenseinstellungen und Szenarios.

Dieser "zweite" Roman (die Hawk&Fisher-Geschichten habe ich mir gerade als Omnibus-Ausgaben besorgt, Kommentare kommen, sobald ich sie durchgeschmökert habe) ist wesentlich einheitlicher als der erste, das "Regenbogenschwert". Die Komik ist situationsbedingt, hintergründig, Green spielt mit den Klischees der Mainstream-Fantasy. Seine Helden erinnern mich stark an Clint Eastwood in seinen Leone-Western oder als Calahan. [Da fällt mir ein : Ich muß unbedingt etwas zu "Justified" sagen.] In diesen Klassikern der 70er ist die Komik auch eher im Hintergrund ("Jetzt weiss ich, warum man Sie >Dirty Harry< nennt.") und ergibt sich aus dem lakonischen Handeln der Protagonisten, die akzeptiert haben, daß das Leben kein Ponyhof ist und die darauf mit Selbstironie und Sarkasmus reagieren. Diese Sicht ist hier im Roman ähnlich, bis zu einem gewissem Grad "realistischer", in jedem Fall noch weniger verklärt als in den 70ern, trotzdem genauso idealistisch und altruistisch. Wahrscheinlich liegt mir deshalb Simon R. Green, denn diese Sicht der Dinge durchzieht eigentlich alle seine Romane. Von daher aus meiner Sicht eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Donnerstag, 28. Mai 2015

Simon R. Green : Das Regenbogenschwert



Simon R. Green : Das Regenbogenschwert (Blue Moon Rising)
The Forest Kingdom 01
Feder&Schwert Neuausgabe 2013
Deutsche Erstausgabe Heyne 2002
Originalausgabe 1991
Taschenbuch, 656 Seiten, 14,99 €
Aus dem Englischen von Oliver Hoffmann
Titelbild : Oliver Graute
ISBN 978-3-86762-177-9


Prinz Rupert soll in den Wäldern einen Drachen erlegen. Nicht so sehr, damit er sich bewährt, als um ihn loszuwerden, denn es kann nur einen Thronerben geben, und Prinz Rupert ist nun mal der Zweitgeborene. Doch als der Prinz und sein melancholisches, sprechendes Einhorn tatsächlich auf einen Drachen treffen, entpuppt sich dieser als alt, müde – und als Schmetterlingssammler. Darüber hinaus quält den kampfesmüden Drachen eine schlagkräftige Prinzessin, die vor ihrer Hochzeit davongelaufen ist.

Als eine immer stärker werdende dunkle Macht das Königreich bedroht, ist Prinz Rupert der Einzige, der sich der drohenden Gefahr entgegenstellen kann. Gemeinsam mit seinem Einhorn, der Prinzessin und dem Drachen bricht er auf, um das größte Abenteuer seines Lebens zu bestehen.
Klappentext

Für meine Mutter und meinen Vater, die immer da waren, wenn ich sie brauchte.

Einst gab es Helden und Schurken, und Finsternis wandelte auf Erden. Es galt, Drachen zu töten und Prinzessinnen zu retten, und strahlende Helden vollbrachten, nun, Heldentaten.
Aus jener Zeit sind viele Geschichten überliefert, Geschichten von unerschütterlicher Tapferkeit und Wagemut.

Dies ist keine davon.
Widmung

So zweigeteilt wie der Klappentext war meiner Wahrnehmung nach auch der Roman. Der erste Teil höchst amüsant, komisch und satirisch typische Fantasy-Klischees aufs Korn nehmend, der zweite Teil dann deutlich ernsthafter, die Komik ist nur noch im Hintergrund und die Bedrohung des Waldkönigreiches umso deutlicher dargestellt. Ich war etwas irritiert davon, beim zweiten Lesen allerdings störte es mich deutlich weniger. Man sollte offenbar darauf vorbereitet sein ...

Insgesamt aber ein sehr lesenswerter Roman, der geschickt mit den Archetypen der Fantasy spielt und sie in einem gänzlich anderen, neuen Licht darstellt. Auf dem Weg zum Drachen liest man etwa Folgendes :
„Hü!“, rief der Prinz.
Das Einhorn schnaubte hoffärtig.
„Du hast leicht reden da oben in deinem Sattel; wem bleibt denn die ganze Mühe? Deine Rüstung wiegt eine Tonne. Mein Rücken bringt mich um.“
„Ich sitze seit drei Wochen im Sattel“, antwortete Rupert ohne jedes Mitgefühl. „Mein Rücken macht mir weniger zu schaffen.“
Das Einhorn kicherte und hielt dann so unvermittelt an, dass der Prinz um ein Haar kopfüber aus dem Sattel geflogen wäre. Rupert packte das lange, gedrehte Horn, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
„Warum hältst du an? Wird dir vielleicht der Weg zu matschig? Hast du Angst, dir die Hufe schmutzig zu machen?“
„Wenn du ab jetzt jede Minute so einen Witz reißt, kannst du absteigen und laufen“, schnaubte das Einhorn. „Falls es dir nicht aufgefallen sein sollte: Da vorn versperrt ein großes Spinnennetz den Weg.“
Rupert seufzte tief. „Nun willst du vermutlich, dass ich mir die Geschichte aus der Nähe ansehe?“
„Wenn es dir nichts ausmacht.“
Das Einhorn scharrte mit den Hufen, und einen Augenblick lang fühlte sich der Prinz seekrank. „Du kennst meine Spinnenphobie …“
[...]
„Nun steht nicht wie angewurzelt da!“, brummte eine tiefe Stimme aus den Schatten. „Packt ihn, Jungs.“
Die Goblins traten unsicher von einem Fuß auf den anderen.
„Habt ihr das Riesenschwert gesehen?“, fragte der Kleinste.
„Ja, und die Narben im Gesicht und das getrocknete Blut auf seinem Wams“, wisperte ein anderer ehrfürchtig. „Er muss mindestens ein Dutzend Leute getötet haben.“
„Hat sie wahrscheinlich zu Brei zerstampft“, malte der kleinste Goblin schaudernd aus.
Rupert ließ die blitzende Klinge nonchalant durch die Luft sausen. Die Goblins fuchtelten halbherzig mit ihren Waffen und drängten sich dicht zusammen, weil geteilte Furcht halbe Furcht war.
„Holt euch wenigstens seinen Gaul!“, befahl die Stimme aus den Schatten.
„Gaul?“ Das Einhorn warf den Kopf hoch, und seine blutroten Augen funkelten ärgerlich. „Gaul? Wofür hältst du das auf meiner Stirn? Für eine nutzlose Verzierung? Ich bin ein Einhorn, du Idiot!“
„Gaul oder Einhorn, wo liegt da der Unterschied?“
Das Einhorn stampfte mit den Hufen und senkte den Kopf, so dass sich das Licht auf seinem gefährlich spitzen Horn brach.
„Na gut. Jetzt reicht es. Einer nach dem anderen oder alle zusammen – ich mache euch fertig!“
„Jetzt hast du’s, Chef“, murmelte der kleinste Goblin.
Rupert grinste das Einhorn an. „Ich dachte immer, du seist ein von Besonnenheit und Logik geleiteter Feigling.“
„Im Augenblick habe ich genug damit zu tun, vor Wut zu schäumen“, knurrte das Einhorn. „In Ohnmacht fallen kann ich später, wenn Zeit dazu ist. Stell diese Brut der Größe nach auf, und ich spieße sie allesamt auf. Ich zeige ihnen ein Schaschlik, das sie so schnell nicht wieder vergessen werden.“
Die Goblins traten unauffällig den Rückzug an.
„Wollt ihr wohl stehenbleiben und diesen elenden Fremdling auf der Stelle töten!“, brüllte die Stimme aus den Schatten.
„Wenn du ihn unbedingt tot sehen willst, dann bring ihn doch selber um!“, fauchte der kleinste Goblin und suchte schon einmal nach dem günstigsten Fluchtweg. „Dieses ganze Desaster ist sowieso deine Schuld. Wir hätten ihn aus dem Hinterhalt überfallen sollen, solange er abgelenkt war, wie wir es immer tun.“
Man vernahm einen tiefen Seufzer, dann trat der Anführer der Goblins majestätisch aus den Schatten. Breitschultrig, mit eindrucksvollen Muskelpaketen und fast einen Meter fünfzig groß war er der stattlichste Goblin, den Rupert je gesehen hatte. Er drückte eine übelriechende Zigarre auf seinem mit Grünspan überzogenen Brustharnisch aus Bronze aus und bedachte seine Schar, die sich mitten auf dem Weg zusammendrängte, mit wütenden Blicken. Dann seufzte er noch einmal und schüttelte widerstrebend den Kopf.
„Schaut euch an. Wie soll ich richtige Kämpfer aus euch machen, wenn ihr euch vor dem Kämpfen drückt? Ich meine, wo liegt das Problem? Ihr habt es nur mit einem Mann zu tun.“
„Ja, und mit einem Einhorn“, ergänzte der kleinste Goblin.
„Also schön, einem Mann und einem Einhorn. Na und? Wir sind jetzt Straßenräuber, habt ihr das vergessen? Es gehört zu unseren Aufgaben, wehrlosen Wanderern aufzulauern und ihnen die Wertsachen abzunehmen.“
„Besonders wehrlos sieht mir der hier nicht aus“, murmelte der kleinste Goblin. „Allein das hässliche Schwert, das er mit sich herumschleppt!“
Die Goblins starrten es mit morbider Faszination an, während Rupert ein paar Stöße und Hiebe übte. Das Einhorn trabte hinter ihm auf und ab, das Horn in Richtung der Goblins gesenkt, was deren Mut nicht gerade förderlich war.
„He, Jungs!“, sagte der Anführer der Goblins verzweifelt. „Wie könnt ihr euch vor jemandem fürchten, der ein Einhorn reitet?“
„Was hat denn das damit zu tun?“, fragte der kleinste Goblin. Der Befehlshaber raunte eine Erklärung, von der nur die Worte „jungfräulich“ und „unberührt“ deutlich zu verstehen waren. Sämtliche Goblins starrten Rupert an, und einige feixten vielsagend.
„Als Prinz hat man es schwer“, verteidigte Rupert sich und lief gegen seinen Willen knallrot an. „Oder will einer von euch etwas anderes behaupten?“
Er packte das Schwert und durchtrennte mit einem einzigen Hieb einen überhängenden Ast. Das lose Ende klatschte dumpf zu Boden.
„Verärgert ihn nicht“, murmelte der kleinste Goblin.
„Halt endlich den Mund!“, fauchte der Anführer der Goblinschar. „Überlegt doch mal: Wir sind dreizehn gegen einen. Wenn wir alle gleichzeitig gegen ihn vorgehen, ist es aus mit ihm.“
„Willst du darauf wetten?“, fragte eine anonyme Stimme aus dem Hintergrund.
„Ruhe! Wenn ich den Befehl erteile, greift ihr an. Attacke!“
Er trat vor und schwang drohend sein Schwert, und die anderen Goblins folgten ihm eher zögernd. Rupert tat einen Schritt nach vorn, nahm Maß und streckte den Obergoblin mit einem Faustschlag nieder. Die übrigen Goblins bremsten ihren Angriffsdrang, warfen einen Blick auf ihren gefallenen Anführer und ließen prompt die Waffen fallen. Rupert scheuchte sie zusammen, trieb die Schar so weit zurück, dass sie außer Reichweite ihrer Schwerter und Äxte war, und lehnte sich dann lässig gegen einen Baumstamm, während er überlegte, was er mit den Kerlchen anfangen sollte. Sie waren so absolute Nieten, dass er nicht das Herz hatte, sie zu töten. Der Befehlshaber setzte sich auf, schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu ordnen, und merkte, dass er das besser unterlassen hätte. Er bemühte sich, Rupert mit verdrießlichen, herausfordernden Blicken einzuschüchtern, hatte damit allerdings wenig Erfolg.
„Habe ich nicht gleich gesagt, dass dreizehn eine Unglückszahl ist?“, motzte der kleinste Goblin.
„So“, sagte Rupert. „Nun hört mal alle gut zu. Wenn ihr mir versprecht, dass ihr verdammt schnell verschwindet und mich nicht weiter belästigt, will ich ausnahmsweise darauf verzichten, euch dem Einhorn in kleinen Brocken zum Fraß vorzuwerfen. Wie klingt das?“
„Akzeptabel“, meldete sich der kleinste Goblin hastig zu Wort. „Echt akzeptabel.“
Die meisten anderen Goblins nickten.
„Bekommen wir zuerst unsere Waffen zurück?“, fragte der Anführer der Goblins.
Rupert lachte. „Sehe ich aus wie ein Irrer?“
Der Befehlshaber zuckte mit den Schultern. „Versuchen kann man’s ja mal. Na gut, edler Held, der Handel gilt.“
„Ihr werdet mir nicht folgen?“
Der Goblin-Anführer warf ihm einen harten Blick zu. „Sehe ich aus wie ein Irrer? So, wie du die Truppenmoral untergraben hast, wird es mich Wochen harter Arbeit kosten, aus diesem Haufen wieder eine ordentliche Armee zu machen. Ich für meinen Teil, edler Held, spüre nicht das geringste Verlangen, dich je wiederzusehen.“

Die Goblin-Truppe wird im Laufe des Romans noch eine prominente und noch weniger archetypische Rolle spielen. Aber die beiden obigen Beispiele zeigen sehr schön den Dualismus selbst der ersten humoritischeren Hälfte, in der immer wieder die brutale Realität in die Fantasy-Idylle einbricht. Wie gesagt, beim ersten Lesen noch etwas gewöhnungsbedürftig.

Simon R. Green hat relativ viele Romane in diesem Szenario geschrieben. Diese scheinen jetzt alle nach und nach in chronologischer Reihenfolge (und eben nicht in der Reihenfolge ihres Erscheinens) bei Feder & Schwert als Taschenbuch und eBook herauszukommen. Wie alle Romane dieses Autors kann ich auch den hier uneingeschränkt empfehlen. Und ich hoffe, daß auch die Hawk & Fisher-Romane von ihnen veröffentlicht werden.

Mittwoch, 27. Mai 2015

Carsten Steenbergen : Teufelsacker



Carsten Steenbergen : Teufelsacker
Feder&Schwert 2012
Originalausgabe
Taschenbuch, 392 Seiten, 12,99 €
Titelbild : Oliver Graute
ISBN 978-3-86762-106-9


Gleidebach, im Jahre des Herrn 1256. Heinrich, zukünftiger Graf von Kessel, findet auf den Feldern die bestialisch zugerichteten Leichen zweier Fuhrleute. Der einzige Überlebende, der Onkel seiner heimlichen Liebe Katharina, berichtet angsterfüllt von einem Teufel, einem dämonischen Korngeist – ein Gegner, dem nicht mit normalen Mitteln beizukommen ist.

Die Bitte um Unterstützung verhallt in der nahen Abtei nahezu ungehört, denn Abt Theoderich widmet seine Aufmerksamkeit ausschließlich dem Umbau der Basilika durch den berühmten Kölner Dombaumeister Gerhard. Als Seele und Leben Katharinas in Gefahr geraten, nimmt Heinrich den verzweifelten Kampf gegen den übermächtigen Dämon auf. Doch was er bekämpft, geht weit über eine mörderische Erscheinung hinaus. Ein über dreihundert Jahre gehütetes Geheimnis um Rache, Habgier und Teufelspakte, in das sogar die Gründerväter der Abtei verstrickt sind, erhebt sich aus den tiefen Schatten der Hölle.
Klappentext

Ja, typisch. Von mir. Auf Empfehlung des Verlags gelesen und dann nix dazu gesagt. Da waren eben andere Sachen im Vordergrund. Um so schöner, daß ich jetzt Zeit dafür finde, eine weitere der gelungenen Ausgaben von Feder & Schwert zu kommentieren.

Carsten Steenbergen schreibt über sich :
Der Mönchengladbacher Autor Carsten Steenbergen wurde 1973 in Düsseldorf geboren. Nach dem Abitur absolvierte er das Studium zum Diplomverwaltungsfachwirt und arbeitet nun als Softwarebetreuer und Programmierer in Neuss. Tolkiens Herr der Ringe brachte ihn bereits in jungen Jahren zur Phantastischen Literatur, insbesondere der Fantasy, aber auch das Interesse an Altertum und Geschichtlichem ist seither ungebrochen. Krimi und Thriller sind ebenfalls Neben dem Broterwerb schreibt er Hörspiele bzw. Hörbücher und Romane aus der großen Bandbreite des phantastischen Genre sowie Krimi und Thriller.

Carsten Steenbergen wurde in 2008, 2009 und 2010 für den Deutschen Phantastik Preis nominiert. In 2012 nominiert für den Kurd-Laßwitz-Preis “Beste Erzählung”.
Quelle

Ich kenne sonst nichts von ihm, aber wenn seine anderen Sachen so gut wie der "Teufelsacker" sind, sollte man sich den Autor merken. Denn der Roman hat etwas ganz eigenes, eine Mischung aus modernem Historienroman und klassischer Gothic Novel, angereichert durch die Erzählgewohnheiten moderner Fernsehserien. Im Gegensatz zu vielen anderen Romanen dieser Coleur schreibt Steenbergen sehr eindringlich, man spürt den Grusel des Korngeistes und die Verzeiflung des Protagonisten förmlich. Allerdings - das fällt jedoch nur dem Vielleser auf - bedient sich der Autor schon deutlich diversen Zutaten eines typischen Mittelalter-Kriminalromans. Markus Solty sagt dazu ziemlich treffend :

Viele Versatzstücke, die im Roman verwendet werden, kennt man auch aus anderen Mittelalterromanen. Der Roman spielt zur Zeit des Baus des Mönchengladbacher Münsters (auch die reale historische Figurs des Dombaumeisters Gerhard von Rile spielt eine tragende Rolle). Das weckt Erinnerungen an "Die Säulen der Erde"" von Ken Follett. Die Bibliothek der Abtei Gleidebach ist ein zentraler Handlungsort. Umberto Ecos "Der Name der Rose" lässt grüßen. Das sind jetzt nicht die schlechtesten Vorbilder, die man sich aussuchen kann. Aber natürlich kann man daran auch grandios scheitern. Das tut Carsten Steenbergen aber nicht. Durch den Kniff mit dem Pilwiz ein phantastisches Element in den Roman einzubringen, schafft er es auch, ein Unterscheidungsmerkmal zu den vorher genannten Büchern zu setzen.

Zu bemerken ist auch, daß die mittelalterliche Denke, die genauer besehen dem modernen Menschen vollkommen fernliegt, hier nicht gezeigt wird, die Personen handeln wie moderne Menschen in einem mittelalterlichen Ambiente. Dies fällt aber auch nur denjenigen auf, die nicht nur Vielleser sind, sondern auch viele historische Romane gelesen und sich mit den verschiedenen Zeitaltern zumindestens oberflächlich beschäftigt haben.

Ich persönlich hab' ja nu wenig Probleme mit Versatzstücken, solange die Geschichte gut ist. Und das ist der "Teufelsacker" zweifelsohne. Die oben angesprochenen Macken des Romans tun dem Lesevergnügen keinen Abbruch, im Gegenteil, durch bekannte Szenarios und modernisierte Denkweisen wird es dem Leser leichter gemacht, dem Handlungsfluß zu folgen. Für mich war das einer der Romane, die man nicht aus der Hand legt, bis die letzte Zeile gelesen wurde. "Gerne wieder", wie man auf eBay so treffend sagt.

Die Cover-Abbildung oben ist übrigens ein Bildschirmhintergrund von der Download-Seite von Feder&Schwert und zeigt sehr schön das ausnehmend gelungene Titelbild.

Dienstag, 26. Mai 2015

Anja Heitlinger : First Spacehotel - Urlaub im All



Anja Heitlinger : First Spacehotel - Urlaub im All
Goldhouse 2013
Originalausgabe
Hardcover, ca. 450 Seiten, 14,95 €
auch als eBook erhältlich
ISBN 978-3-9816096-3-9
Leseprobe


2023, ein Menschheitstraum wird wahr: Space Island, das erste Hotel im Weltraum! Enthusiasten, Gewinner und Wagemutige gehören zu den ersten Gästen, so auch Cecylia. Doch der Weg bis zum Start in den Erdorbit ist kein leichter. Diverse Belastungsproben wie Barokammer, Teufelsstuhl und Parabelflug müssen überstanden werden ... und die Beziehung zu Henrik, ihrem Lebensgefährten, wird immer konfliktreicher. Nachdem sich auch noch herausstellt, was es mit ihrer neuen Begegnung auf sich hat, spitzen sich die Schwierigkeiten zu. Doch letztlich sprengt der Besuch im Space Hotel all ihre Erwartungen. Den gewohnten Tag- und Nachtrhythmus gibt es genausowenig wie Oben und Unten. Wassertropfen beginnen plötzlich zu tanzen und der Blick auf unseren blauen Planeten ist atemberaubend ... Eine lustige und spannende Geschichte über die schwerelosen Geschehnisse in einem Weltraumhotel, welches gerade mal 400 Kilometer nah in unserer Erdumlaufbahn kreist ... Die Vorstellung, den eigenen Urlaub im Weltraum zu verbringen, begeistert bereits viele Menschen. Doch in der Vergangenheit bediente man sich in den Geschichten vorwiegend der künstlichen Gravitation. Dieses Buch dagegen profitiert, dank eingehender Recherche bei unseren derzeitigen Helden aus dem Weltraum, den Astronauten, von den realitätsnahen Beschreibungen der Schwerelosigkeit.
Klappentext

Nachdem der Endres meine ganze Planung durcheinandergebracht hat und ich momentan ganz begeistert die Grimnoir-Romane von Larry Correia lese, werde ich mich in meinem Urlaub diese Woche einmal um die Romane kümmern, die zwischendurch irgendwie untergegangen sind. Was, wie man an diesem Roman sehen kann, echt schade ist.

Man sollte sich nicht von dem etwas holprigem Klappentext abhalten lassen, der Roman ist deutlich besser geschrieben. Deshalb hatte ich ihn letztes Jahr auch für den DSFP nominiert, jedoch kam er durch die starke Konkurrenz (Jeschke, Post, Kruschel ...) nicht auf die Nominierungsliste. Mir hat er nämlich ausnehmend gut gefallen, witzigerweise aus ähnlichen Gründen wie die Anja-Bagus-Romane.

Die Handlung ist ähnlich wie bei Anabelle Rosenherz, eine Mischung aus SF und Liebesroman, die üblichen Irrungen-Wirrungen eben. Viel wichtiger ist das Szenario. Die Autorin beschreibt Anfang der 20er Jahre dieses Jahrhunderts die Eröffnung eines Weltraum-Hotels und die ersten Touristen. Inklusive Gesundheitscheck, Raumfahrt-Trainining in Rußland, Erfahrungen in der Schwerelosigkeit undsoweiter unsofort. Sehr detailliert, sehr realistisch, sehr präzise (gelungene Recherche !) und vor allen Dingen sehr amüsant geschildert. Etwa das Verhältnis von Männern zu ihren Frauen und ihren Holographie-Handys.

Anja Heitlinger macht sich keine Illusionen über die Welt und bildet die mögliche Realität eines solchen Unternehmens präzise ab. Es gibt eine dicke Frau, die Ihren Hund bar jeglicher Vernunft ins All schmuggelt. Die, zusammen mit ihrem Mann, die Reise in einer Gameshow gewonnen hat. Und genau das GNTM-DSDS-Dschungelcamp-Prekariat darstellt, das in solchen Sendungen mitwirkt. Es gibt einen kriminellen Computerhacker und einen Unterweltboß mit minderjähriger asiatischer Frau, einen türkischen Haarsprayverkäufer, einen Filmregisseur. Wir haben die Leute mit Geld, die sich diesen Urlaub leisten können und die aus Prestigegründen diesen auch gnadenlos durchziehen, egal wie stark ihr Umfeld belastet ist. Das ist genau die Situation, die sich auch und gerade in der Realität ergibt. Vielleicht nicht mit diesen recht plakativen Protagonisten, aber in ähnlicher (hoffentlich abgeschwächter) Form wird es passieren. Oder wer war der erste Tourist im Weltall ?

Der Roman spielt 2020 und ist damit nahe an der Jetztzeit. Der spekulative SF-Gehalt ist relativ gering, Anja Heitlinger konzentriert sich auf die Machbarkeit eines Weltramurlaubs mit der Technologie von heute. Die Darstellung der Vorbereitung auf den Raumflug, die physischen und psychischen Probleme der handelnden Personen sind das zentrale Thema des Romans. Und beide Darstellungen fand ich persönlich ausnehmend gut gelungen. Eine schöne Vermischung von Menschlichem und Allzumenschlichem mit absoluter Hardcore-SF. Das findet man selten heutzutage. Ich habe den Roman jedenfalls genossen, für mich war er ein echter Pageturner mit hohem Amusement-Faktor.

Cover der 2. Auflage

Montag, 25. Mai 2015

Christian Endres : Sherlock Holmes und die tanzenden Drachen



Christian Endres : Sherlock Holmes und die tanzenden Drachen
Atlantis 2015
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 346 Seiten, 16,90 €
alternativ auch als Paperback und eBook erhältlich
Titelbild : Timo Kümmel


In diesem London ist alles anders: Der Premierminister heißt James Moriarty, über der Stadt kreisen die Drachen der königlichen Luftwaffe, die Faerieboten zischen durch die Straßen, und im Untergrund treiben die Zwerge aus König Oberons Reich den Bau des Schienennetzes voran. Im East End meuchelt Jack the Ripper außerdem leichte Elfendamen, während seine Sympathisanten offen zur Gewalt gegen alle Feenländer aufrufen. Die Hauptstadt des Empires ist ein Pulverfass, und ausgerechnet jetzt wird das legendäre Königsmacherschwert Excalibur aus dem British Museum gestohlen! Sherlock Holmes und Dr. John Watson versuchen, die verzauberte Klinge zu finden, damit London zwischen Intrige und Verrat nicht noch tiefer im Chaos versinkt …
Klappentext

Es passiert ja wirklich selten. Mir in den letzten Jahrzehnten jedenfalls nicht. Und auch vorher wirklich nur vereinzelt. Aber als ich diesen Klappentext las, war ich sofort fasziniert von der Geschichte und wollte das Buch unbedingt sofort lesen. Was ich dann auch in der Folgewoche gemacht habe. Kompliment an Guido Latz und Christian Endres, dieser Klappentext hat es in sich.

Und er beschreibt auch exakt das Szenario, das Christian Endres mit diesem Mix aus Alternate History, Phantastik und Sherlock-Holmes-Setting vor dem Leser ausbreitet. Genial ausbreitet, wie ich hinzufügen möchte, denn er setzt den mündigen und kenntnisreichen Leser voraus. Den Leser nämlich, der weiss, wer Sherlock Holmes, John H. Watson und James Moriarty in den Geschichten des Sir Arthur Conan Doyle war. Den Leser, der die Sagen von Oberon und Titania, von Artus und Mordred, der Lady vom See und vom Pendragon kennt. Dies alles setzt Endres voraus, erklärt es nicht weiter und fabuliert munter vor sich hin. Leser wie ich, die diese Sagen in- und auswendig kennen, genießen diesen Stil, da man (ich zumindestens) die ganzen anderen Geschichten präsent hat und in den Subtext deutlich mehr hineininterpretiert, als dort eigentlich steht.

Endres erzählt also munter vor sich hin. Aber so was von munter, es ist wirklich unglaublich. Mit kurzen, aber präzisen Pinselstrichen bringt er nicht nur Holmes und Watson zum Leben, sondern führt den Leser auch wunderbar in ein London ein, in dem es von Magie, Elfen, Feen und Trollen nur so wimmelt. Es ist wirklich unglaublich, wie schnell man sich in dieser Umgebung als Leser heimisch fühlt. Dieses Feeling kenne ich sonst nur bei meinen Lieblingsschriftstellern (Herbert, Heinlein, Spinrad, um nur drei zu nennen), doch auch hier versinkt man als Leser ganz schnell in diese Gesellschaft des pseudo-viktorianischen Londons. Christian Endres hat es schon einmal geschafft, mich für seine Holmes-Pastiches zu begeistern. Aber "Das Uhrwerk des Todes" ist zwar gut, "Die tanzenden Drachen" dagegen brilliant bis genial.

Insbesondere deshalb, weil Endres hier den Brückenschlag zwischen einer wunderschön erzählten Geschichte auf der einen und einem politisch-sozial-ökonomischem Statement auf der anderen Seite gelingt. Und zwar derart, daß selbst ich, der ich die hier proklamierte Meinung nicht oder nicht vollständig teile, bei einigen Punkten zustimmend genickt habe. So muß Social Fiction sein, kritisch, mit einem klaren Standpunkt, und trotzdem so differenziert, daß man eben diesen Standpunkt mindestens versteht, wenn nicht sogar teilt. Dabei – und das hat mir ganz außerordentlich gefallen – bleibt Christian Endres vollständig dem Motto "Show, don't tell !" verpflichtet, an keiner einzigen Stelle lässt er einen seiner Protagonisten auch nur rudimentär lamentieren, jedes einzelne seiner Statements zur Flüchtlingsthematik und zum Asylrecht hat er als Handlungselement in seinen Roman eingebaut. Und egal wie man zu diesen Thematiken steht, man wird Endres mindestens in Teilen Recht geben müssen. Mindestens, wie gesagt.

Was mir auch besonders gefallen hat, war der Rücksprung auf die klassische Holmes-Figur. Christian Endres schildert Holmes so, wie Arthur Conan Doyle ihn erdacht hat. Dies gelingt ihm, ohne die modernen Interpretationen beispielsweise des Teams Benedict Cumberbatch / Martin Freeman in Frage zu stellen. Was meiner Meinung nach daran liegt, daß der Endres'sche Holmes eine Mischung aus der von Basil Rathbone und Benedict Cumberbatch gespielten Figur ist. Ganz im Gegensatz zu Watson, hier zeigt sich, daß die Interpretation von Martin Freeman eine Art ultimative Darstellung des John H. Watson ist, auch Endres lehnt seine Figur an die Freemansche Darstellung an. Wobei dies natürlich eine Henne/Ei-Diskussion ist, Christian Endres ist als Holmes-Kenner eher den klassischen Texten verpflichtet, doch für nicht so tief in diesen Geschichten steckenden Leser dürften diese Vergleiche ein guter Anhaltspunkt sein.

Insgesamt ein wirklich schönes Buch, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Wer sich selber ein Bild machen will, der sei auf die Kurzgeschichte "Sherlock Holmes und die Königin der Affen" verwiesen, die es gratis als eBook-Download gibt :


Im Auftrag der Krone reisen der Meisterdetektiv Sherlock Holmes und sein treuer Freund und Chronist Dr. John Watson nach Gibraltar, um das Verschwinden der Berberaffen zu untersuchen. Einer alten Legende zufolge stehen die Affen schließlich in direktem Zusammenhang mit dem Ende der britischen Herrschaft über die Insel ...

Download beam-eBooks

Freitag, 22. Mai 2015

TERRA SF inside - Autorenportrait Robert Bloch

Die Kurzgeschichtensammlung "Die Göttin der Weisheit" mit Stories aus den 40ern und 50ern von Robert Bloch (TERRA 514) stieß bei den damaligen Lesern auf großes Interesse. Daher wurde auf der LKS von Heft 532 vom 04.08.1967 ein Autorenportrait, leider ohne Photo, veröffentlicht :

Donnerstag, 21. Mai 2015

TERRA SF inside - Der Perry-Rhodan-Film (06)

Am 20.10.1967 hatte der Perry-Rhodan-Film "SOS aus dem Weltall" in Deutschland Premiere, nachdem er bereits am 04.08.1967 in Italien uraufgeführt wurde. Doch bereits vorher gab es eine der damals so beliebten Fotoserien in "Bild und Funk". Hier eine Werbung dafür, die schon Böses erahnen lässt. Entnommen ist sie der Rückseite von Heft 530 vom 21.07.1967 :

TERRA SF 549 - Hans Kneifel : Die unheimlichen Feinde


Hans Kneifel : Die unheimlichen Feinde
Die interstellaren Freihändler 07
Terra SF 549, 24.11.1967
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Wird nicht besser. Mit diesem Zyklus ist bei Hans Kneifel - falls er tatsächlich der Autor dieser Romane sein sollte, was ich mehr und mehr bezweifle - ein schriftstellerischer Tiefpunkt erreicht. Jetzt verteidigen die Interstellaren Händler die Menschenwelten gegen die Außerirdischen, die angeblich einen Krieg vorbereiten sollen. Dies geschieht, indem sie die assoziierten Welten mit Gewalt und Betrügereien unterdrücken und ausbeuten. Ich will nicht sagen, daß diese Romane eklig sind, aber da habe ich aus der ultrarechten Ecke schon freiheitlichere Geschichten gelesen.

Die interstellaren Freihändler
01 - Freihändler der Galaxis
02 - Die Milliarden von Aikmon
03 - Die Jäger der goldenen Pelze
04 - Wettlauf in der Galaxis
05 - Geheimauftrag für Ronrico
06 - Der Kampf um das Vulkan-System
07 - Die unheimlichen Feinde

Mittwoch, 20. Mai 2015

TERRA SF inside - Lesermeinungen

In Heft 530 vom 21.07.1967 wurden auf der LKS wieder Lesermeinungen veröffentlicht. Insbesondere die des "bekannten Kritikers aus Bremerhaven" finde ich interessant, weil H. J. Alpers hier schon deutlich die gekürzten Heftversionen anspricht und die ungekürzten HEYNE-Ausgaben ausdrücklich lobt :


In diesem Kontext : Ich habe ja bei den Lensmen-Heftromanen geschrieben, daß ich sie in dieser gekürzten Form für wesentlich lesbarer halte. Heiko Langhans hat mir damals vehement wiedersprochen, hier ein Link auf eine Diskussion vorletztes Jahr. Ich habe mir jetzt einmal die deutschen Erstausgaben der Lensmen besorgt und werde die bei Gelegenheit mit den Heftroman-Ausgaben vergleichen. Heiko, falls Du mitliest : Hättest Du Interesse daran, einmal die Auslassungen der deutschen gegenüber den amerikanischen Ausgaben aufzuschreiben bzw. zu kommentieren ?

TERRA SF 547 - Poul Anderson : Gestrandet zwischen den Milchstraßen


Poul Anderson : Gestrandet zwischen den Milchstraßen (World without Stars)
Terra SF 547, 10.11.1967
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe ANALOG 1966
Aus dem Amerikanischen von Birgit Ress-Bohusch
Titelbild : Karl Stephan


Trotz der geglückten Notlandung auf einem abgelegenen Planeten zwischen den Galaxien gibt es für die Besatzung des irdischen Raumschiffes kaum Überlebenschancen. Denn die Bewohner der fremden Welt glauben nicht, dass die Menschen von einem anderen Planeten stammen. Sie halten sich für die einzigen, allmächtigen, göttlichen Bewohner des Universums...
Klappentext der GOLDMANN-Ausgabe von 1978

Mir hat der Roman nicht gefallen, einer der wenigen von Poul Anderson, die ich nicht goutieren konnte. Was meines Erachtens daran liegt, daß er einfach zu veraltet ist. Jo Walton bemerkt dazu auf Tor.com sehr zutreffend :
The top level of World Without Stars is a clunky adventure story which is absolutely predictable. I’m sure John W. Campbell loved it some spacemen get shipwrecked on a planet out where the galaxy is a distant celestial object and overcome aliens and escape. I can still enjoy this plot, at least for the couple of hours that’s all it takes to read it. It was published the same year as Babel 17, but it feels a generation older. This is really old fashioned SF with all the virtues and flaws of that.

Trotzdem fand ich den Roman insgesamt lesbar, allerdings war mir nicht klar, warum eigentlich. Jo Walton hat das in ihrer Rezension aber deutlich herausgearbeitet, einer der großen Vorzüge (der einzige ?) dieses Romans ist die inhärente Lyrik, die sich in Valland und seiner "Mary O'Meara" wiederspiegelt. Tatsächlich ist bei genauerer Betrachtung diese Geschichte in der Geschichte, die Tragik einer der letzten Tode vor der allgemeinen Verbreitung des Unsterblichkeitsserums, ein episches Gedicht, das die vordergründige Haupthandlung trivial erscheinen lässt.

Wie gesagt, nicht unbedingt ein großer Roman, aber speziell für Liebhaber klassischer SF eine interessante Lektüre.


Jo Walton : Myths of the Spaceways




Dienstag, 19. Mai 2015

TERRA SF inside - Terra lacht ... über Perry-Rhodan-Fanatiker

Perry-Rhodan-Fans waren schon immer eine sehr heterogene Gruppe. Einerseits gab es da die Nur-PR-als-Unterhaltung-Leser, andererseits die Auch-PR-neben-anderer-SF-Leser. Und dann gab und gibt es noch die Ausgeflippten. Gestern ebenso wie heute. Wer sich da genauer informieren möchte, dem empfehle ich das ausnehmend amüsante Buch "Imperium Rhodanum" von Ronald M. Hahn und Horst Pukallus, die sich 1968 in die Abgründe der wirklich abgedrehten Perry Rhodan-Fans begaben :
Ein irrer Trip durch das Reich der Perry Rhodan-Fans der ersten Stunde

Mitte der sechziger Jahre gründeten Leser der Science Fiction-Serie Perry Rhodan die ersten Fan-Clubs. Ronald M. Hahn und Horst Pukallus, zwei 19jährige Mitglieder des Science Fiction Club Deutschland e.V., warfen 1968 einen Blick hinter die Kulissen der Bewegung und starteten eine Umfrage, die zu größten Befürchtungen Anlass gab...
Ihre damals im Umdruckverfahren publizierte Dokumentation der Ergebnisse war der Hit im Fandom und liegt nun erstmals als wohlfeile Paperbackausgabe vor!

Lesen Sie, wie Overcommander Bernd Gutbrod die beiden „nichtsnutzigen Proleten“ in stilistisch geschliffenen Briefen von der Schändlichkeit ihres Tuns zu überzeugen versucht!
Schnallen Sie ab, wenn Eva Elisabeth König den bösen Buben klarmacht, dass sie von ihrer geliebten SF-Serie keine Ahnung haben!
Greifen Sie sich an die Birne, wenn Sturmbannführer Walter Pankel aus dem kolumbianischen Busch heraus sämtliche Perry Rhodan-Fans zu vereinigen versucht, damit eine neue Bewegung entstehe!
Kriegen Sie Pickel, wenn der Fan und Dichter Karl Arthur Spring in Knüttelversen, die selbst Helge Schneider vor Neid erbleichen lassen, Poeme zum Ruhme Perry Rhodans singt!
Spüren Sie den Brechreiz in der Kehle, wenn Fräulein Eva Henne Ihnen erläutert, dass nicht nur der Große Kosmos uns alle ständig im Blickfeld hat, sondern auch Atlana, die unter uns weilende Leiterin des Geheimen Friedenscorps der Außerirdischen!

Da lacht auch der Perry!
Klappentext des Kindle-eBooks

Heutzutage ist das ja etwas besser geworden, aber es gibt immer noch PR-Fans, die jedes marginale Detail eines neuen Hefts der Erstausgabe mit "wissenschaftlicher" Genauigkeit durchforsten, alle 2805 Romane der Erstauflage präsent haben und jede technische Nebenbemerkung sofort auf ihren "wissenschaftlichen" Wahrheitsgehalt überprüfen. Natürlich im Kontext aller bisher herausgegebenen Hefte, schließlich könnte K. H. Scheer 1967 etwas geschrieben haben, was dem aktuellen Heft von 2015 widerspricht. Aber wie gesagt (und dokumentiert), diese Hardcore-Fans gab es schon immer - und sie waren immer ein gewisser Quell der Inspiration für Lästermäuler. So auch für H. J. Freytag, der die Zukunft einiger Perry-Rhodan-Fans in Heft 529 vom 14.07.1967 deutlich vorhersah :


;-)

TERRA SF 546 - Hans Kneifel : Der Kampf um das Vulkan-System


Hans Kneifel : Der Kampf um das Vulkan-System
Die interstellaren Freihändler 06
Terra SF 546, 03.11.1967
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Nachdem man im Vorgängerband zwei Planetensysteme aufeinandergehetzt hat, kann man hier jetzt die Früchte davon ernten. Außerdem treffen die Händler auf eine außerirdische Wächterrasse und bereiten sich darauf vor, die Galaxis vor fiesen Aliens zu retten.

Man merkt schon, daß ich von diesem Roman genauso wenig halte wie von seinen Vorgängern, dem ersten Band der Serie einmal abgesehen. Der Rest ist Schweigen, schlecht geschrieben, suboptimal geplottet und voll von Logiklöchern. Ich behaupte auch, daß diese Romane überhaupt nicht von Kneifel sind. Weder entspricht der Stil dem von Hans Kneifel zur damaligen Zeit, noch das Schriftstellerische geschweige den das Stilistische. Jemand, der im Vorjahr mit "Der Einsame von Terra" einen stilistisch sauberen und höchst atmosphärischen Roman veröffentlicht hat, schreibt nicht im Folgejahr einen solchen Müll.

Die interstellaren Freihändler
01 - Freihändler der Galaxis
02 - Die Milliarden von Aikmon
03 - Die Jäger der goldenen Pelze
04 - Wettlauf in der Galaxis
05 - Geheimauftrag für Ronrico
06 - Der Kampf um das Vulkan-System

Montag, 18. Mai 2015

TERRA SF inside - Gucky

Gucky zum zweiten, von der Rückseite von Heft 526 vom 30.06.1967. Werbung für "ein hervorragendes Erzeugnis der Anker-Plüschspielwarenfabrik, Pasing" : Ein 30 cm hoher Plüsch-Gucky. Ich hatte da die zusätzlichen Infos aus der Mitte des Heftes übersehen und trage sie hiermit nach. Und für meine Leser aus dem NGF jetzt auch alles in höherer Auslösung. So ok ?



TERRA SF 544 - Kurt Mahr : Mars - die Welt der Rätsel


Kurt Mahr : Mars - die Welt der Rätsel
Terra SF 544, 20.10.1967
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Ein Mars-Roman von Kurt Mahr. Im Gegensatz zu Heinleins "Red Planet" (Terra 454/455) aber auf ein deutlich erwachseneres Publikum geschrieben, dabei aber genauso antikapitalistisch und konzernkritisch. EIn Archäologe kommt auf den Mars, um nach den angeblich ausgestorbenen Marsianern zu forschen. Da jede Ausgrabung die Förderung von Erzen unterbrechen würde, werden ihm von den auf dem Mars tätigen Konzernen Steine in den Weg gelegt. Das beginnt bei einfachen Behinderungen durch bestochene Beamte und endet bei Mordversuchen.

Natürlich entkommt unser Archäologe allen diesen Anfeindungen und findet tatsächlich die letzten Marsianer. Doch im Gegensatz zu Heinleins "Double Star" oder del Reys "Outpost of Jupiter" (Terra 543) ist ihre Zivilisation nicht mehr lebensfähig, man diskutiert immer noch, ob es vor Jahrtausenden richtig war, sich vor der drohenden Versteppung unter den Marsboden zurückzuziehen. Da diese Diskussion eben noch andauert, kommt man auch nicht dazu, sich mit der Ankunft der Menschen zu beschäftigen, schließlich muß alles seinen geordneten Gang gehen.

Gerade im Vergleich mit den eher optimistischen Romanen von Heinlein und del Rey wird der deutliche Pessimismus Mahrs hervorgehoben. Man merkt, daß Kurt Mahr - damals Mitte Dreißig - bis zu einem gewissem Grad den Glauben an seine Mitmenschen verloren hat. In der amerikanischen Tradition - er war auch seit 1962 in den USA tätig - hofft er auf die Zivilcourage Einzelner und stellt diese als überaus wichtige Tugend eines Menschen dar. Interessant, daß er sich ein Happy-End mit marsianischer Frau verkneift und den Roman stattdessen eher melancholisch enden lässt. Kein großer Roman, aber ein durchaus interesanter, der hier in der einzigen Veröffentlichung vorliegt.

Samstag, 16. Mai 2015

Larry Correia : Monster Hunter Nemesis



Larry Correia : Monster Hunter Nemesis
Baen 2014 (1. Auflage 2015)
Taschenbuch, ca. 500 Seiten, 7,99 €
Titelbild : Alan Pollack
ISBN 978-1-4767-3655-6
Leseprobe


Agent Franks of the U.S. Monster Control Bureau is a man of many parts—parts from other people, that is. Franks is nearly seven feet tall and all muscle. He's nearly indestructible. Plus he’s animated by a powerful alchemical substance and inhabited by a super-intelligent spirit more ancient than humanity itself.

Good thing he’s on our side. More or less.

Sworn to serve and protect the United States of America from all monsters by one of the country’s founding fathers, Franks has only one condition to the agreement: no matter what the government learns of him, no matter what is discovered concerning his odd physiology or the alchemy behind the elixir that made him, the government is never, ever allowed to try and make more like him. Such is absolutely forbidden and should the powers-that-be do so, then the agreement is null and void.

Project Nemesis: in a secret location, using sophisticated technology and advanced genetic engineering, the director of the very agency Franks works for is making more like him. And the director is not content with making one. Nope, he’s making thirteen.

Now all bets are off, and Hell hath no fury like a monster betrayed. Particularly if that monster happens to be an undying killing machine capable of taking out vampires and werewolves with one hand tied behind his back.
Klappentext

Franks ist einer der Gefallenen Engel, die zusammen mit Luzifer gegen Gott revoltierten. Diese Geschichte habe ich so oft so gut dargestellt bekommen, daß sich Larry Correia starker Konkurrenz gegenübersieht. Dabei will ich gar nicht auf den Film-Bereich abschwenken (Christopher Walken), sondern im literarischen bleiben. Da gibt es für mich und meinen ganz persönlichen Geschmack zwei Autoren, an denen sich jeder andere mit diesen Geschichten messen muß. Der eine ist Michael Moorcock, der mit seinem "The Warhound and the World's Pain" einen genialen High Fantasy-Roman geschrieben hat. Der andere ist Jim Butcher, der den Krieg der Engel und die Engel an sich in "Harry Dresden" deutlich bodenständiger beschreibt. Larry Correia schreibt eher Low Fantasy, muß sich also in meinem persönlichem Wertungssystem eher an der Butcherschen Version messen lassen. Und so gerne ich "Monster Hunter Nemesis" auch gelesen habe, Jim Butcher schildert die Engel als auch die Gefallenen Engel besser. Larry Correia legt hier zwar auch schon eine ziemlich intelligente und schön ausgebaute Geschichte vor, aber zu Jim Butcher fehlt in diesem Aspekt noch ein Stück.

Das wird allerdings ausgeglichen durch seine überaus kreative Interpretation der Frankenstein-Geschichte. Franks, das ursprüngliche Monster von Burg Frankenstein, erschaffen von dem Wissenschaftler und Alchemisten Konrad Dippel, ist ziemlich angepisst von der romantisierten Darstellung dieser Autorin, die ihn hundert Jahre nach seiner tatsächlichen Entstehung ziemlich verklärt geschildert hat. Larry Correia schildert in Rückblenden die Geschichte von Franks, sehr bodenständig und wenig romantisch, eine klassische Low Fantasy eben. Dieser Aspekt hat mir ausnehmend gut gefallen, ich fand zwar nichts daran wirklich überraschend, aber die Geschichte von Frankensteins Monster sehr frisch und innovativ erzählt.

Der Kampf von Franks gegen Kurst (="Cursed") ist spannend und interessant geschildert, trotzdem ich die christliche Version von anderen Autoren als besser umgesetzt empfand, habe ich das gesamte Buch gerne gelesen. Das liegt unter anderem daran, daß Larry Correia, ähnlich wie Brandon Sanderson, die Gesamtgeschichte ebenso wie einzelne Teile davon wissenschaftlich-logisch im Stil von klassischen Pen&Paper-Rollenspielen schildert. Dieser organisatorische und stilistische Ansatz macht mir persönlich bei den modernen Autoren immer sehr viel Spaß, auch hier habe ich die einzelnen "Rollenspiel-Sequenzen" genossen.

Nach fünf Büchern ist erst einmal Schluß, mehr von den Monster Huntern hat Larry Correia noch nicht geschrieben. Diese fünf Bücher haben mich aber grandios unterhalten, wobei ich von der hohen Qualität von "Alpha" immer noch ziemlich beeindruckt bin. Correia gehört zu der Riege moderner Autoren, die aus klassischen Stoffen eine moderne Geschichte erschaffen und so die Legenden der Zukunft über das Goldene Zeitalter der Phantastik zu Beginn des Jahrtausends bilden. In diesem Sinne bin ich schon einmal gespannt auf weitere Romane von ihm, ich habe da noch einen anderen Zyklus auf meinem RUB liegen ...

Freitag, 15. Mai 2015

Larry Correia : Monster Hunter Legion



Larry Correia : Monster Hunter Legion
Baen 2012 (1. Auflage 2013)
Taschenbuch, ca. 500 Seiten, 7,99 €
Titelbild : Alan Pollack
ISBN 978-1-4516-3796-0
Leseprobe


When hunters from around the world gather in Las Vegas for a conference, a creature left over from a World War Two weapons experiment wakes up and goes on a rampage across the desert. A not-so-friendly wager between the rival companies turns into a race to see who can bag the mysterious creature first.

Only there is far more to this particular case than meets the eye, and as Hunters fall prey to their worst nightmares, Owen Zastava Pitt and the staff of Monster Hunter International have to stop an ancient god from turning Sin City into a literal hell on earth.
Klappentext

Nach dem Ausflug mit Earl Harbinger geht es in "Monster Hunter Nemesis" mit den Hauptcharakteren und dem zentralem Handlungsstrang weiter. Die Monster Hunter der Welt treffen sich zum großen Con – und werden prompt angegriffen, aber so richtig. Nur mit Mühe können Owen, Julie und Franks sich aus einer Monster-Parallelwelt befreien und sich und die Jäger retten.

Ein sehr interessanter Roman, allerdings deutlich weniger genial als der Ausflug in "Monster Hunter Alpha". Denn auch wenn Larry Correia nur so vor guten Ideen sprüht, bleibt die Story doch zu sehr Mainstream. Das gilt allerdings nicht für die Gadgets, Gimmicks und Sidekicks, die in der Geschichte auftauchen, gerade diese Details machen "Monster Hunter Legion" unbedingt lesenswert. Und die Darstellung anderer Universen, fremder Welten und einer Alternate Monster History machen Spaß beim Lesen. Auch die Tatsache, daß nicht naiv an diese Punkte herangegangen wird, sondern zum Beispiel der Drache unter Las Vegas seine besten Tage schon lange hinter sich gelassen hat, als etwas zerfleddert geschildert wird und Andeutungen einer großen Zeit der Drachen gemacht werden, gibt der Geschichte eine unerwartete Tiefe.

Insgesamt gesehen ein spannender und innovativer Romane, der einen nur selten innehalten lässt. Er macht auf jeden Fall Lust auf mehr, auch nach dem Lesen der ersten 4 Bücher der Monster Hunter-Serie kommt bei mir noch keine Langeweile auf.

Sonntag, 10. Mai 2015

DSFP 2015 : The Winners



The awarding committee for the German Science Fiction Award (Deutscher Science Fiction Preis, DSFP) is delighted to announce the winners of the DSFP 2015. Eligible for the DSFP 2015 were all science fiction texts that were originally written in the German language and published on paper in 2014 for the first time.

The Awarding Ceremony will be held on Saturday, July 4th, in the course of WetzKon 2, this year's annual convention of the Science Fiction Club Deutschland e.V., held in the Phantastic Library Wetzlar. The winners will be awarded with 1000 euros in each category.

The committee would like to congratulate the winners and the nominees and and would like to thank the editors and publishers as well as their teams for supporting German-language SF. Our special gratitude is submitted to those authors and publishers who supported the committee by providing sample copies.

Category »Best German-Language Short Story«

The DSFP 2015 for best short story goes to

»Knox« by Eva Strasser
published in »Tiefraumphasen«, edited by André Skora, Armin Rößler and Frank Hebben, Begedia Verlag, ISBN 978-3-95777-006-6

Remaining nominees in the order of placements:

»Der Mechaniker« by Thorsten Küper, published in »Bullet«, edited by Sven Klöpping, p.machinery, ISBN 978-3-95765-015-3
»Der Klang der Posaunen« by Arno Behrend, published in »Schuldig in 16 Fällen«, p.machinery, ISBN 978-3-95765-007-8
»Extremophile Morphologie« by Jacob Schmidt, published in »Tiefraumphasen«, edited by André Skora, Armin Rößler and Frank Hebben, Begedia Verlag, ISBN 978-3-95777-006-6
»Terradeforming« by Arno Behrend, published in »Schuldig in 16 Fällen«, p.machinery, ISBN 978-3-95765-007-8
»Revenge« by Diane Dirt, published in »Bullet«, edited by Sven Klöpping, p.machinery, ISBN 978-3-95765-015-3


Category »Best German-Language Novel«

The DSFP 2015 for best novel goes to
»Alpha & Omega: Apokalypse für Anfänger« by Markus Orths, Schöffling, ISBN 978-3-89561-473-6

Remaining nominees in the order of placements:

»Drohnenland« by Tom Hillenbrand, KiWi-Taschenbuch, ISBN 978-3-462-04662-5
»Das Kosmotop« by Andreas Brandhorst, Heyne Verlag, ISBN 978-3-453-31544-0
»Feldeváye: Roman der letzten Künste« by Dietmar Dath, suhrkamp taschenbuch, ISBN 978-3-518-46510-3
»MUC« by Anna Mocikat, Knaur Taschenbuch, ISBN 978-3-426-51540-2
»Kernschatten« by Nils Westerboer, Leander Wissenschaft, ISBN 978-3-9815368-5-0

Husbäke, 9th of May 2015
On behalf of the comittee for the German Science Fiction Award

Ralf Boldt
Chairman

DSFP 2015 : Bekanntgabe der Preisträger



Das Komitee zur Vergabe des Deutschen Science-Fiction-Preises freut sich, die Preisträger des DSFP 2015 bekanntzugeben. Für den DSFP 2015 sind alle im Original in deutscher Sprache im Jahr 2014 erstmals in gedruckter Form erschienenen Texte des Literaturgenres Science Fiction relevant.

Der Deutsche Science-Fiction-Preis 2015 wird am Samstag, den 04.07.2015, auf dem WetzKon2, dem JahresCon des Science Fiction Club Deutschland e.V., in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar vergeben. Der DSFP ist mit 1000 Euro je Kategorie dotiert.

Das Komitee beglückwünscht die Preisträger und Platzierten zu ihrem Erfolg und bedankt sich bei den Herausgebern und Lektoren, den Verlagen und ihren Mitarbeitern für die Unterstützung der deutschsprachigen Science Fiction. Besonderer Dank gilt den Autoren und Verlagen, die die Arbeit des Komitees durch Überlassung von Leseexemplaren unterstützt haben.

Kategorie »Beste deutschsprachige Kurzgeschichte«

Der Deutsche Science-Fiction-Preis 2015 für die beste Kurzgeschichte geht an:

»Knox« von Eva Strasser erschienen in »Tiefraumphasen«, herausgegeben von André Skora, Armin Rößler und Frank Hebben, Begedia Verlag, ISBN 978-3957770066

Die weiteren Platzierungen:

»Der Mechaniker« von Thorsten Küper, erschienen in »Bullet«, herausgegeben von Sven Klöpping, p.machinery, ISBN 978-3957650153
»Der Klang der Posaunen« von Arno Behrend, erschienen in »Schuldig in 16 Fällen«, p.machinery, ISBN 978-3957650078
»Extremophile Morphologie« von Jacob Schmidt, erschienen in »Tiefraumphasen«, herausgegeben von André Skora, Armin Rößler und Frank Hebben, Begedia Verlag, ISBN 978-3957770066
»Terradeforming« von Arno Behrend, erschienen in »Schuldig in 16 Fällen«, p.machinery, ISBN 978-3957650078
»Revenge« von Diane Dirt, erschienen in »Bullet«, herausgegeben von Sven Klöpping, p.machinery, ISBN 978-3957650153

Kategorie »Bester deutschsprachiger Roman«

Der Deutsche Science-Fiction-Preis 2014 für den besten Roman geht an:
»Alpha & Omega: Apokalypse für Anfänger« von Markus Orths, Schöffling, ISBN 978-3895614736

Die weiteren Platzierungen:

»Drohnenland« von Tom Hillenbrand, KiWi-Taschenbuch, ISBN 978-3462046625
»Das Kosmotop« von Andreas Brandhorst, Heyne Verlag, ISBN 978-3453315440
»Feldeváye: Roman der letzten Künste« von Dietmar Dath, suhrkamp taschenbuch, ISBN 978-3518465103
»MUC« von Anna Mocikat, Knaur Taschenbuch, ISBN 978-3426515402
»Kernschatten« von Nils Westerboer, Leander Wissenschaft, ISBN 978-3981536850

Husbäke den 09. Mai 2015
Für das Komitee zur Vergabe des Deutschen Science Fiction Preises

Ralf Boldt
Vorsitzender

Mittwoch, 6. Mai 2015

Larry Correia : Monster Hunter Alpha



Larry Correia : Monster Hunter Alpha
Baen 2011 (3. Auflage 2014)
Taschenbuch, ca. 550 Seiten, 7,99 €
Titelbild : Alan Pollack
ISBN 9781439134580
Leseprobe


Earl Harbinger may be the leader of Monster Hunter International, but he's also got a secret. Nearly a century ago, Earl was cursed to be a werewolf. When Earl receives word that one of his oldest foes, a legendarily vicious werewolf that worked for the KGB, has mysteriously appeared in the remote woods of Michigan, he decides to take care of some unfinished business. But another force is working to bring about the creation of a whole new species of werewolf. When darkness falls, the final hunt begins, and the only thing standing in their way is a handful of locals, a lot of firepower, and Earl Harbinger's stubborn refusal to roll over and play dead.
Klappentext

Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Romanen fokussiert sich "Monster Hunter Alpha" auf Earl Harbinger und nicht auf Owen Zavasta Pitt. Das nimmt Larry Correia zum Anlass, eine praktisch reine Werwolf-Geschichte zu erzählen und die Herkunft der Werwölfe im MHI-Universum zu erklären. An der Oberfläche ist dieser Roman ein reißerischer (man verzeihe mir diese Doppeldeutigkeit) Action-Roman, dessen Tempi präzise an den Leserhythmus angepasst sind.

It's mentioned in every review of Correia's novels on this blog, and it will continue to be mentioned until people wise up. Correia doesn't just write mindless action novels. His characters are what keep the readers interested. This side-character story succeeds because Harbinger is a great character with a detailed past. All the other characters of the novel are new, and they all manage to entertain.
Elitist

Tatsächlich gibt es mehrere Aspekte in diesem Roman, die ihn über den Durchschnitt hinwegheben. Der vorstehende ist einer davon. Correia konzentriert sich zwar auf seine Protagonisten, doch auch die Nebencharaktere sind mit Leben erfüllt und ihre Darstellung macht den Roman interessanter und tiefgründiger, als es ein einfacher Action-Roman normalerweise macht. Ein kleines Kaff namens Copper Lake, im Norden Amerikas, eine Kupfer-Mine, die schon lange aufgegeben ist, Arbeitslosigkeit, bis zu einem gewissem Grad auch Hoffnungslosigkeit : Das ist die Szenerie, in der Larry Correia seine Figuren handeln lässt. Durchaus ein Kommentar zur Wirtschaftslage der US of A.

Ein weiterer Aspekt ist die Darstellung von Ed Harbinger und Nikolai Storov, beides Werwölfe, beide von ihren jeweiligen Regierungen ausgenutzt und diskriminiert. Larry Correia schildert in fast schon klassisch zu nennender nicht-linearer Erzählweise von der Einsamkeit des Andersartigen, von dem Bemühen, gewalttätige Handlungen zu unterdrücken. Und er schildert eine Administration, die solche gewalttätigen Impulse nicht nur fördert, sondern auch für die eigenen Zwecke ausnutzt. Egal, wie stark sich währenddessen und im Nachgang die Psyche eines solchen Regierungsopfers verformt. Correia sagt hier deutlich, daß die US-amerikanische Handlungsweise keinen Deut von der sowjetimperialistischen entfernt ist und hat in diesere Darstellung einen hochpolitischen Roman vorgelegt.

Aber Correia wäre nicht Correia, wenn es nicht auch mächtig knallt, bummst, zischt und kracht. Neben dieser Innerlichkeit kommt in "Monster Hunter Alpha" auch eine Menge (echt, eine ganze Menge) an handfester Action zum Tragen. Larry Correia schreibt hier ganz bewusst einen Low Fantasy-Roman, im Gegensatz zu dem fast schon High Fantasy zu nennenden ersten beiden Teilen. Und stellt die Schrecken einer Werwolf-Invasion deutlichst dar, an einigen Teilen hatte ich das Gefühl, daß der Roman eigentlich erst "ab 18" zugelassen ist. Er verbrämt den Schrecken nicht und schildert insbesondere im letzten Drittel die Action-Szenen so brutal, wie sie tatsächlich sind. Doch im Gegensatz etwa zu beispielsweise den "Zombies von Oz" ist "Monster Hunter Alpha" nur drastisch und noch kein Splatter, was meinem persönlichen Lesegefühl deutlich entgegenkommt.

Insgesamt ein bemerkenswerter Roman, den man als Fantasy-Fan gelesen haben sollte. Jetzt bin ich einmal gespannt, ob MHI diese Nicht-Trivialität weiterhin enthält, meine bisherigen Erfahrungen mit "Monster Hunter Legion" deuten darauf hin.

Dienstag, 5. Mai 2015

Larry Correia : Monster Hunter Vendetta



Larry Correia : Monster Hunter Vendetta
Monster Hunter International 02
Baen 2010 (2. Auflage 2012)
Taschenbuch, 612 Seiten, 7,99 €
Titelbild : Alan Pollack
ISBN 9781439133910
Leseprobe


Sequel to Monster Hunter International. Owen Pitt never met a gun he didn't like or a monster he couldn't shoot. But now, the monsters are shooting back.

Accountant-turned-professional-monster-hunter, Owen Zastava Pitt managed to stop the nefarious Old One's plans last year, but as a result managed to make an enemy out of one of the most powerful beings in the universe. Now an evil death cult wants to capture Owen, just to curry favor with the great Old Ones.

Lucky for Owen, the government is here to help him: they have assigned the enigmatic Agent Franks to be Owen's full-time bodyguard-which is a polite way of saying Owen is monster bait.

With supernatural assassins targeting his family, a spy in their midst, and horrific beasties lurking around every corner, Owen and the staff of Monster Hunter International don't need to go hunting, because this time the monsters are hunting them. Fortunately, this bait is armed and very dangerous...
Klappentext

Der zweite Teil der MHI-Romane, der sozusagen nahtlos an den ersten Band anschliesst. Liest sich spannend, bleibt aber ein reiner Action-Roman. Interessant war für mich hier zweierlei. Erstens baut Larry Correia hier das MHI-Universum aus und bringt unter anderem die Großen Alten der Chtulhu-Saga mit ins Spiel. Die Phantastik, die sich hier vor dem Leser entfaltet, erinnert mich stark an Brandon Sanderson. Beide Autoren haben offenbar ein Faible für ausgebaute Welten und Referenzen zu klassischen Themen der Phantastik. Ob das daran liegt, daß beide Rollenspieler bzw. Tabletop Gamer sind ?

Der zweite interessante Punkt hierbei sind die wesentlich stärker ausgeprägten Protagonisten. LC lässt zwar weiterhin Owen Zavasta Pitt die Hauptrolle spielen, beschäftigt sich aber ebenso intensiv mit den Leuten vom MCB und den anderen Jägern von MHI. Das ist angenehm, denn obwohl der Roman eine typische Fortsetzung mit all ihren Mängeln ist, hat man durch den Fokus auf die scheinbaren Nebenfiguren kein Problem mit dem sich doch deutlich wiederholendem Plot.

Und "Monster Hunter Vendetta" ist ein Pageturner, in den letzten Kapiteln kann man ihn nicht aus der Hand legen. Was mir eine schlaflose Nacht und einen ziemlich anstrengenden Folgetag eingebracht hat. Ist also ein Reingucken wert, dieser zweite Teil.

Autobiographie Larry Correia

Montag, 4. Mai 2015

Larry Correia : Monster Hunter International



Larry Correia : Monster Hunter International
Monster Hunter International 01
Baen 2009 (6. Auflage 2013)
Taschenbuch, 713 Seiten, 7,99 €
Titelbild : Alan Pollack
ISBN : 9781439132852
Leseprobe


Five days after Owen Zastava Pitt pushed his insufferable boss out of a fourteenth story window, he woke up in the hospital with a scarred face, an unbelievable memory, and a job offer.

It turns out that monsters are real. All the things from myth, legend, and B-movies are out there, waiting in the shadows. Officially secret, some of them are evil, and some are just hungry. On the other side are the people who kill monsters for a living. Monster Hunter International is the premier eradication company in the business.

And now Owen is their newest recruit. It’s actually a pretty sweet gig, except for one little problem. An ancient entity known as the Cursed One has returned to settle a centuries old vendetta. Should the Cursed One succeed, it means the end of the world, and MHI is the only thing standing in his way. With the clock ticking towards Armageddon, Owen finds himself trapped between legions of undead minions, belligerent federal agents, a cryptic ghost who has taken up residence inside his head, and the cursed family of the woman he loves.

Business is good…
Klappentext

Der erste Band der Monster Hunter International-Serie, der bereits auf Deutsch vorliegt. Die deutsche Übersetzung habe ich vor knapp einem Jahr schon kommentiert : Die Monster, die ich rief. Da Bastei sich aber ewig Zeit mit dem nächsten Band gelassen hat (er soll jetzt angeblich im Dezember 2015 rauskommen), habe ich mir die Bände im Original besorgt.

Der erste Band der MHI-Serie bringt die Dinge ins Rollen, die Figuren und das Setting werden eingeführt. Wie ich schon bei der deutschen Übersetzung bemerkte merkt man dem Roman an, daß Larry Correia Spaß am und beim Schreiben hatte. Allerdings merkt man beim Hintereinanderlesen der MHI-Romane auch, daß der Autor hier noch am Anfang seines Schaffens steht und der Roman zwar spannend, aber noch nicht den Tiefgang späterer Romane hat. In jedem Fall aber ein wirklich lesenswerter Action-Roman, an vielen Stellen selbstironisch, durchgehend amüsant und nie langweilig.

Interessanterweise hat Larry Correia diesen Roman, nach diversen Ablehnungen klassischer Publikumsverlage zunächst in EIgenregie als Selfpublisher herausgebracht, Cover siehe unten. Nachdem er auf mehreren Bestsellerlisten aufgetaucht ist, wurde er von Baen unter Vertrag genommen. Die Auflage, die buecher.de mir geschickt hat, ist bereits die sechste Auflage, kein kleiner Erfolg für ein bereits vorher selbst herausgegebenes Buch.

Cover der SP-Ausgabe, Titelbild von Oleg Volk

Samstag, 2. Mai 2015

Wasserstand oder Die Sad Puppies sind an allem Schuld

Ächz !
Im Augenblick komme ich einfach nicht dazu, die TERRA-Serie weiterzulesen und die letzten Hefte zu kommentieren. Und daran sind nur die Sad Puppies schuld. Genauer gesagt, Larry Correia himself.

Als ich vor einigen Monaten nämlich die deutsche Übersetzung von "Monster Hunter International" bei Thalia fand, hatte ich schon einige Beiträge auf Larrys Blog gelesen und war einfach einmal neugierig, wie denn seine Romane sind. Der erste hatte mir ganz gut gefallen - aber noch nicht so, daß ich ihn unbedingt dringend lesen musste. Dann kamen die HUGO-Nominierungen und ich habe da interessiert mitgelesen. Und sie auch hier kommentiert.

Bei dem ganzen Getue der SJW um die Sad Puppy-Slate fiel mir mehrfach auf, daß Brad Torgersen als auch Larry Correia nominiert waren, diese Nominierung aber abgelehnt hatten, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, die Sad Puppies nur zum eigenen Vorteil ins Leben gerufen zu haben. Es reizte mich, "Monster Hunter Nemesis", das nominierte und zurückgezogene Werk zu lesen. Da John Ringo bei MHI auch mitschreibt, könnte die Serie interessant werden. Und auch Brad Torgersen scheint ja jemand zu sein, den man sich einmal reinziehen sollte. Ebenso Michael Z. Williamson und und und...

Irgendwo muß man ja anfangen, Larry Correia kannte ich schon, also war er meine erste Wahl. (Sorry, Brad. :-) ) "Monster Hunter Nemesis" ist aber der fünfte Roman der MHI-Serie, bisher kannte ich nur den ersten. Also habe ich mir alle via buecher.de im Baen-Original besorgt. Eine gute Entscheidung, wie ich bereits feststellen konnte, denn die Romane bauen nicht nur aufeinander auf, sondern werden auch von Mal zu Mal besser. Warum "Monster Hunter Alpha" beispielsweise nicht für den HUGO nominiert wurde, verstehe ich echt nicht. Aber egal, stattdessen war ja letztes Jahr "Warbound" nominiert, der dritte Roman der Grimoir-Serie. Den wollte ich auch lesen, also habe ich mir auch die Grimoir-Serie besorgt. In die habe ich allerdings noch nicht reingeguckt, ich bin mal gespannt.

In jedem Fall war MHI so interessant, daß ich die Romane momentan hintereinander wegschmökere. Und deshalb komme ich nicht zu den TERRA-Romanen. Larry Correia und die Sad Pupies sind also an allem Schuld. :-)