Sonntag, 15. Juli 2012

Gillian Bradshaw : Die Tochter des Bärenzähmers



Gillian Bradshaw : Die Tochter des Bärenzähmers (The Bearkeepers' Daughter)
Aus dem Amerikanischem von Nils-Henning von Hugo
Hardcover, Bertelsmann ca. 1990, Originalausgabe 1987
nur noch antiquarisch erhältlich


Mitten in der Blütezeit des Konstantinopels im sechsten Jahrhunderts kann nichts die Herrschaft des mächtigen Kaisers Justitian und seiner Gemahlin Theodora, einer ehemaligen Kurtisane und Tochter eines Bärenzähmers, erschüttern. Eines Tages kommt der junge Johannes von Bostra in diese exotische und pulsierende Stadt und behauptet, Theodoras Sohn zu sein. Die Kaiserin will mit allen Mittel verhindern, daß diese Botschaft bekannt wird, schließlich ist der äußerst tüchtige Mann tatsächlich ihr Sohn. Johannes findet sich schon bald in einem Netz von Lügen und Intrigen wieder - hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu seiner Mutter und dem Wunsch nach einem eigenen Leben, versucht er, diesen Verstrickungen zu entkommen und sein Glück zu finden.
[Klappentext]

Letztens suchte ich etwas zu lesen. Ich dachte so an Hardcore-Science Fiction, Space Operas oder so. Und so stand ich vor meinen Regalen und überlegte, was ich mir denn jetzt vornehmen sollte. (Ich stehe dann so vor meinen 20.000 Büchern, gucke meine Frau an, Stoßseufzer : "Ich hab' nichts mehr zu lesen." Auch nach einem Vierteljahrhundert wird die Beste Ehefrau von allen nicht müde, darüber zu lachen und mich mit dieser Marotte aufzuziehen. Aber das Buch muß eben passen - und es ist genetisch. Denn wie sagte mein Sohn letztens, abends, als wir gemütlich zur Pizza eine DVD gucken wollten ? "Was gucken wir denn ? Danach muß ich ja meinen Belag auswählen." Aber das ist ein anderes Thema.) Statt einer Space Opera blieb ich bei meinen historischen Romanen hängen. Neben Michener und Mielke stehe ich auf Gillian Bradshaw und schnappte mir einen meiner Lieblingsromane von ihr über Justinian und Theodora.

Warum ich diesen Roman anderen von ihr vorziehe ? Keine Ahnung. Wahrscheinlich liegt es an der Darstellung der Kaiserin Theodora, die die Autorin als emanzipierte Frau beschreibt, ohne historisch aus der Rolle zu fallen. Denn ebenso wie bei Michener kann ich mich bei Bradshaw darauf verlassen, daß die Geschichte halbwegs konsistent ist, in die Zeit passt und keine groben geschichtlichen Schnitzer enthalten sind. Natürlich ist die Geschichte um den illegitimen Sohn der Kaiserin Theodora an den Haaren herbeigezogen - allerdings gibt es in Prokops "Geheimgeschichte" tatsächlich einen Hinweis darauf. Jedoch ist die Geschichte, die Action, nur der Aufhänger einer faszinierenden Beschreibung der jeweiligen Epoche bei Gillian Bradshaw. Und in jedem Roman wird im Vor- oder Nachwort auch von ihr beschrieben, was Fiktion und was Realität ist und wo sie die Geschichte um der Story Willen verbogen hat.

Man sollte sich auch nicht vom Klappentext täuschen lassen. Nach dem (zugegebenermaßen kitschigem) "Leuchtturm von Alexandria" wurde Gillian Bradshaw in Deutschland in die Rubrik "historische Frauenromane, kitschig" einsortiert und danach die Klappentexte geschrieben. Der gemeine SF&F-Fan sollte aber ihre Artus-Saga kennen und wissen, daß die Autorin alles andere als Frauenkitsch schreibt. Da ich momentan nach Jahrzehnten wieder einmal alle ihre auf Deutsch erschienenen Romane lese, werde ich hier im Blog auch kurz meine Eindrücke dazu aufschreiben. So kann sich allein von den Themen her jeder selbst ein Bild machen.

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