Donnerstag, 20. Oktober 2016

TERRA EXTRA 145 - K. H. Scheer : Roboter im Angriff

Karl Herbert Scheer : Roboter im Angriff
Terra Extra 145, 02.06.1967
Neuauflage
Orignalausgabe als "Revolte der Toten", BALOWA 1960
Titelbild : Johnny Bruck


Ihr König befahl und sie gehorchten! Diese ungewöhnliche und atemberaubende Schilderung aus der Feder des bekanntesten deutschen Autors der utopischen Literaturgattung, fasziniert schon auf der ersten Seite.

Eine kaum bekannte Welt am Rande der besiedelten Milchstraße verfällt dem absoluten Chaos. Ein Mann beginnt zu verzweifeln. Als die Schwärme der Panzerinsekten aus dem dampfenden Dschungel des Planeten "Corso" aufsteigen und die unhörbare Stimme des Unbekannten erklingt, beginnt Gilbert J. Bertrams den nahezu aussichtslosen Kampf gegen die Armee der Seelenlosen. Bertrams, der Mann mit den parapsychischen Fähigkeiten zur organischen Ortung fremder Hirnimpulse, erfährt, daß sein gefährlichster Gegner erneut in Aktion getreten ist.

Der Leidensweg beginnt. Eine gottvergessene Menschheit scheint der Strafe nicht entrinnen zu können. Während Millionen zu seelenlosen Wesen erniedrigt werden, stehen die letzten Gesunden einsam innerhalb einer gefahrdrohenden Umwelt, deren Einfluß auf die besiedelte Galaxis überzugreifen scheint.

Sie kämpfen allein und sie sterben allein, ohne zu wissen, wofür sie sich opfern.

Die fremdartige Kultur des Planeten Corso findet seine Erfüllung im Erscheinen rätselhafter Eingeborenen, deren artenfremde Gesetze sie schließlich zur Hilfeleistung zwingen.

Dieser neue Scheer-Roman besticht durch seine überraschende Art der Schilderung. Unwahrscheinliches wird wahrscheinlich. Menschliche Größen und Schwächen verwachsen mit der scharfgezeichneten Handlung zu einem fesselnden Ganzen. Selten wurde der Existenzkampf einer galaktischen Kolonialrasse so mitreißend erzählt.
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Diesen Roman habe ich das erste Mal vor fast einem halben Jahrhundert gelesen, exakt in dieser Form, als TERRA EXTRA 145. "Roboter im Angriff" dürfte eine meiner ersten SF-Erfahrungen gewesen sein und der erste Scheer-Roman, den ich in der Hand hatte. Von daher ist es kein Wunder, daß ich zeitlebens begeisterter Scheer-Leser war.

Denn "Roboter im Angriff" aka "Revolte der Toten" ist ein geradliniger Action-Roman, der mit relativ schnellen Schnitten arbeitet. Thomas Harbach bemerkt zu Recht, daß durch diese Technik Plotholes völlig untergehen, da der Leser von der Rasanz mitgerissen wird. Für mich als Jugendlicher war das aber genau richtig damals, ich war hingerissen.

Und bin es heute noch, denn abgesehen von der Dynamik hat der Roman auch noch einige andere Vorzüge. Der Held, Gilbert J . Betrams, ist zwar ein Mutant und Spezialist, aber kein Übermensch. Und der eigentliche Gegner, der hinter den Geschehnissen auf Corvo steckt, hat unseren Protagonisten schon einmal besiegt. Jetzt versucht Betrams ein zweites Mal, diesen Verbrecher zu bekämpfen, und diesmal will er die Fehler des ersten Einsatzes vermeiden. Diese Geschichte einer zweiten Chance hat durchaus einiges an Tiefe, auch als erwachsener(er) Leser kann man den Roman noch goutieren.

Auch die implizite Symbolik ist bemerkenswert. Das Ergebnis eines Nadlerstichs ist die Integration des gestochenen Menschen in den Insektenstaat der Nadler, die wiederum von einem Mutanten beherrscht werden. Eine Art Gleichschaltung also, die durchaus als Parallele zu Nazi- oder SED-Deutschland verstanden werden darf. Aus dieser Sicht heraus ist dieser 50 Jahre alte Roman auch heute noch aktuell, sieht man sich das Tagesgeschehen an, möchte man sogar sagen, aktueller denn je.

Allerdings ist diese Ausgabe gekürzt, die vorher erschienene Heftroman-Ausgabe bei UTOPIA war der Doppelband 260 I/II. Diese Kürzungen sind deutlich merkbar, einige Absätze bleiben in der TERRA EXTRA-Form unklar. Von daher muß ich mir bei Gelegenheit doch nochmal die UTOPIA-Romane vornehmen...

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