Montag, 7. Februar 2011

Siegfried Langer : Alles bleibt anders


Siegfried Langer : Alles bleibt anders
Atlantis-Verlag, Stolberg 2008
Allgemeine Reihe 95, 240 Seiten


Im Jahr 2008 findet sich Frank Miller auf dem Görlitzer Bahnhof wieder. Wie er dort hingekommen ist, weiss er nicht, auch an sein restliches bisheriges Leben erinnert er sich nur rudimentär. Er findet seine Mutter und Bekannte wieder, von der Polizei wird ihm gesagt, er wäre für tot erklärt worden, nachdem seine Verlobte seinen Leichnam identifiziert hatte. In einem Berlin, daß stark an das der 20er Jahre erinnert, sucht er nach den Gründen für seine Amnesie. Und stellt am Ende fest, daß er aus einer Parallelwelt stammt und mittels seines Medaillons auch dahin zurückkehren kann.

Nachdem er zurückkehrte, spricht er mit seinem Professor und seinen Freunden über diese Welt und wie wohltuend sie sich doch von seiner echten unterscheidet. Denn Frank Miller lebt in einem England, das Teil des Deutschen Reiches ist. Hitler hat die Invasion zurückgeschlagen und den Krieg gewonnen. Nach allerlei Abenteuern versuchen Frank und seine Freunde die Geschichte zu korrigieren und die Deutschen den Krieg verlieren zu lassen. Doch das Einzige, das sie erreichen, ist ein weiteres Auffächern der möglichen Parallelwelten, ihre eigene bleibt historisch unverändert.

Siegfried Langer legt hier seinen Debut-Roman vor. Der 1966 in Memmingen (Allgäu) geborene Autor lebt seit 1996 in Berlin. Bisher von ihm erschienen sind diverse Kurzkrimis in Illustrierten und zwei Hörspiele, "Invasion" (Science Fiction) und "Ruf doch mal an" (Komödie), beide vom Hessischen Rundfunk produziert.

Der Roman "Alles bleibt anders" steht in der Tradition der großen Alternativwelt-Romane. Carl Amerys "An den Feuern der Leyermark", Norman Spinrads "Der stählerne Traum", Phil Dicks "Man in the High Castle" oder die Romane von L.Neil Smith sind stilistische und inhaltliche Vorbilder, an denen sich ein solcher Roman messen lassen muß. Und Siegfried Langers Debut kann hier durchaus mithalten. Sicher, er hat das Thema nicht neu erfunden, aber es durchaus interessant erzählt. Auch stilistisch gelingt es ihm, die Ruhe und deutlich geringere Hektik der Parallelwelten darzustellen, erst als sich die Protagonisten in unserer Welt bewegen, wird das Tempo deutlich angezogen. Sehr gefallen hat mir auch das Setting (eigentlich müsste man ja sogar die Settings sagen), die Darstellung der Parallelwelten war durchgehend faszinierend. Man spürt als Leser, wieviel Arbeit der Autor sich mit dem Entwurf der Welten gemacht hat, seine Spekulationen über alternative Geschichtsverläufe scheinen mir als Laien auch fundiert und begründet. Und das ist auch einer der großen Vorzüge dieses Romans : Durch die konsistente Darstellung und den Verzicht auf einen primitiven Action-Plot langweilt man sich zu keiner Minute, ist begierig darauf, den nächsten Schlenker des Autors in sich aufzunehmen.

Insgesamt gesehen hat mir der Roman ausnehmend gut gefallen. Obwohl ich mehr als genug über das III. Reich gelesen habe (eines meiner Hobbies), habe ich mich gut unterhalten. Die für mich überraschend wechselnden Parallelwelten waren angenehm detailliert ausgearbeitet, die Inszenierung der Geschichte innerhalb dieser Welten schlüssig. Und das Resumee des Autors, daß man nämlich nicht versuchen soll, die Vergangenheit zu korrigieren, sondern stattdessen die Gegenwart versuchen sollte zu ändern, hat mir ganz hervorragend gefallen. Ein empfehlenswerter Roman, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

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