Victor Jadom : Kontrakte vom Xorul
Terra SF 319, 20.12.1963
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck
Die Xorulmädchen sind solange ein gutes Geschäft für sie, bis ein Raumoffizier den geheimnisvollen Fremden begegnet...Teaser auf SF-Hefte
Passend zum Tag der Arbeit ist heute dieser Roman in meiner TERRA-Besprechungsreihe dran. Auf Xorul wurde eine menschenähnliche eingeborene Rasse entdeckt, deren technologische Entwicklung etwa auf Steinzeit-Niveau ist. Mit juristischen Winkelzügen wurde von der Erdregierung das Anheuern der Frauen als Hausdienerinnen genehmigt. Diverse Konzerne trafen mit den Häuptlingen Absprachen, nach denen die Frauen sich entweder für 10 Jahre dienstverpflichten oder vom Stammeshäuptling umgebracht werden. In Raumschiffen, die mehreren tausend angehenden Dienerinnen Platz bieten, holen sich die Konzerne ihre kostbare Fracht ab. Und lassen sich durch nichts vom Weg abbringen, als der Funker Hal Mervin auf einem solchem Seelenverkäufer den Notruf eines anderen Raumschiffs auffängt, wird er zur Schleuse rausgeworfen, um den Umsatz nicht zu gefährden. Doch er traf auf eine uralte Rasse, die ihn rettete. Sie wollten ihn als menschliches Exemplar studieren, eine Nebenwirkung war allerdings die Entwicklung telepathischer Fähigkeiten. Die Fremden bringen ihn in Rekordzeit zur Erde und mit Mutterwitz und Intelligenz sorgt Hal Mervin dafür, daß die Verantwortlichen bestraft werden.
Eine Standard-Geschichte, allerdings ziemlich gut erzählt. Victor Jadom scheint ein One-Hit-Wonder gewesen zu sein, mehr als dieser Roman ist im Netz über ihn nicht zu finden. Was mich etwas wundert, denn hier wir die SF im positivsten Sinne gebraucht. Victor Jadom schreibt gegen das menschenverachtende Gehabe von Managern aller Stufen an, ein Thema, das bedauerlicherweise seit mehr als einem halben Jahrhundert nichts an Aktualität verloren hat. Juristische Kniffe und semantische Spielereien führen dazu, daß Menschen bzw. menschenähnliche Außerirdische als Sklaven mißbraucht werden. Was auch eigentlich jedem klar ist, aber niemand tut etwas dagegen. Das erinnert mich ziemlich stark das heutige Deutschland, in dem Sklavenarbeit (Leiharbeit) bei Ingenieuren und neuerdings auch im IT-Bereich von einem gewissem Unternehmen innerhalb Deutschlands unter dem Mantel der Prozeßoptimierung des Einkaufs verkauft wird.
Das Schöne an diesem, über 50 Jahre altem Roman ist die Auflösung des Problems. Sehr realistisch stellt der Autor dar, daß gar keine gewalttätigen Aktionen notwendig sind, sondern sich die Konzerne selber durch ihre Gier und ihr Desinteresse an gesellschaftlichen Werten und Normen ihr eigenes Grab graben. Das Einzige, das man wirklich braucht, um diesen Prozess zu beschleunigen, ist Intelligenz und Rückgrad. Das ist vielleicht etwas sehr optimistisch, stellt aber durchaus die Realität präzise dar. Und mir persönlich, als jemand der die im Roman dargestellte negative Entwicklung im echten Leben der letzten 25 Jahre exakt so beobachtet hat, mir persönlich hat dieses Heft ausnehmend gut gefallen.
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