Samstag, 12. Mai 2012

Urheberrecht (VI)

Wie man vorhergehenden Blogeinträgen zu diesem Thema entnehmen kann, habe ich ja etwas gegen die ... Leute, die Privatkopien u.ä. kriminalisieren wollen. Dies dürfte unter anderem auch dadurch bedingt sein, daß eine meiner heute noch präsentesten Kindheitserinnerungen eine aus dem Radio selbstaufgenommene MC ist, bei der ich zu jedem Lied mühsam selbst die Texte herunterschrieb.

Das Ding mit der Privatkopie sehe nicht nur ich so. Auch Susan Shwartz alias Uschi Zietsch (Sunquest, Elfenzeit, Perry Rhodan) sieht das ähnlich :
Niemand hat was gegen ne Privatkopie, die jemand jetzt mal nicht nur für sich, sondern auch für den Freund zieht. Das war schon immer so. Aber es ist was dagegen zu sagen, wenn diese Kopie hochgeladen wird ins Netz und einfach jedem zugänglich wird, sodass Millionen gratis runterladen können. Das ist nicht ok.

Natürlich ist Letzters nicht ok. Aber da hat man sich wohl nicht richtig drum gekümmert, oder ? Das GEMA/Youtube-Gerangel dürfte uns allen bekannt sein, das war ja auch ziemlich bescheuert und nervend. Und was die Gema bei Youtube gemacht hat wäre ohne großen Aufwand auch bei jedem illegalem Filesharer möglich. Oder ?
Nein, das stimmt nicht. Die Verwerter haben sich sehr wohl darum gekehrt, und Verlag(e) und ich gemeinsam haben versucht, etwas dagegen zu unternehmen. Aber nicht einmal eine einstweilige Verfügung war zu erwirken, weil die Rechtslage völlig grau war und es sozusagen ein "rechtsfreier Raum" war. Zu dem Zeitpunkt kannten sich die Gerichte damit deshalb überhaupt nicht aus und wollten nichts damit zu tun haben, und man hätte sehr lange auf einen unglaublich teuren und jahrelangen Prozess warten müssen.
Quelle
Bitte ??? WAS haben die Richter gemacht ? Liebe Juristen, ihr habt sie nicht mehr alle ! Einerseits entwickelt ihr Absurditäten wie den "geschäftsmäßig handelnden Privatmann" als Bezeichnung für denjenigen, der seine gebrauchten Bücher verkauft und versucht, ihn zu kriminalisieren. Und andererseits lasst ihr solche illegalen Aktivitäten nicht nur unbestraft, sondern auch unverfolgt. Shakespeare hatte Recht, fällt mir dazu nur ein.

Denn derartiges Hochladen ist keine Privatsache mehr. Präzise hier muß das Urheberrecht greifen und urheberrechtlich geschützte Bücher (oder Comics) aus solchen allgemein zugänglichen und für jeden offenen Filesharing-Seiten entfernen. Sofort und asap. Das ist nämlich keine Privatkopie mehr, exakt hier werden die Rechte der Urheber (die der Verlage interessieren mich nur marginal) beschnitten. Wohlgemerkt, nur die Rechte, nicht die Lebensgrundlage, wie Cory Doctorow mit den Verkaufszahlen seiner frei zugänglich im Netz verfügbaren Romane gezeigt hat. Aber darum geht es nicht, genau hier ist die Grenze, die man nicht nur scharf ziehen, sondern ebenso scharf verfolgen sollte.

Also, liebe Anwälte und Richter, macht endlich euren Job. Beispielsweise hier : Free Download of eBooks bzw. All About Ebooks. Denn wenn jemand schreibt : "i'll be putting all about ebooks i found here scattered on the internet. please be guided that this post are just findings and result of searching the net. none of this are hosted here. all links will redirect you to another site. also, do not ask me to reupload or troubleshoot any dead links or problems you might have encountered as these are not my works. but i will greatly appreciate if you would leave comments to say thank you or to inform that the link is dead or if something is wrong. so that all other readers would benefit from it.", dann heisst das nix Anderes als : "Ich sammle hier illegale Links, viel Spaß beim Lesen." Also tretet den Filesharern, die dort angegeben sind einmal kräftig dahin, wo es wirklich weh tut. Damit tut ihr dann mehr für das Urheberrecht, als die grenzdebilen Schriftsteller, die absurde Seiten und Aufrufe ins Netz stellen. Wäre ja mal an der Zeit.

P.S. : Alternativ könntet ihr auch hier einmal aktiv werden : Illegale Kopie einer Kurzgeschichte

1 Kommentar:

  1. Zustimmung meinerseits, Alfred :-)

    Privatkopie heißt für mich, in einem überschaubaren Rahmen ein Werk teilen, weitergeben etc.
    Privatkopie bedeutet aber nicht, es mit (potentiell) Millionen anderen zu teilen.
    Sowohl hier, als auch (vor allem!) in der Abmahnwelle, sollte ein gewisses Augenmaß gehalten werden! Wir regen uns darüber auf, dass Ladendiebe schlimmer bestraft werden als Mörder, aber im Bezug auf die Privatkopie holen wir die Holzkeule hervor.
    Übertriebener Schwachsinn, sage ich sowohl als Leser wie auch als Kleinstautor.
    Urheberrecht, ja bitte.
    Aber nicht um den Preis, dass ein maßvolles Verteilen (vielleicht maximal 6 Stück pro Kopf?) von Privatkopien direkt mit organisierter Kriminalität gleichgesetzt wird.
    Meine Güte ... dann wäre ich ja schon mit 12 ein Mafiosi gewesen!

    Augenmaß sollte hier auf beiden Seiten angesagt sein.
    Weder absolut freies in die virtuelle Welt schmeißen von Romanen, Filmen und Musik, als wären es Karnevalskamellen, noch ein restriktives "jeder nur ein Kreuz" wie bei "Life of Brian" sind hier sinnvoll.

    Aber Augenmaß ist offenbar etwas, dass neuerdings allerortens zu viel verlangt ist.
    Lieber alles haben wollen, anstatt Mittelwege zu suchen.

    Vielleicht sollten wir nachdenklichen Bürger eine eigene Partei gründen.
    Die Antipiraten.
    Und als Grundsatz eine Politik des Ausgleichs und Konsens festschreiben.
    Egal ob es um Urheberrecht, Diäten oder Staatsverschuldungen geht.
    Aber vermutlich ist so ein Parteiprogramm nicht skandalträchtig genug.

    Über die derzeitige Lage frustrierte Grüße

    Dirk

    AntwortenLöschen