Freitag, 31. Januar 2014

phantastisch! 53



phantastisch! 53
Magazin, 80 Seiten, 5,30 €
Titelbild : Michael Vogt
ISSN 1616-8437


Inhalt
Interviews
Christian Endres : MATEUS SANTOLOUCO - »In Comics kann und soll alles passieren.«
Christian Endres : TIM CURRAN - »Die Atmosphäre ist das Wichtigste.«

Bücher, Autoren & mehr
Matthias Hofmann : Die sagenhafte Renaissance des Erben von Atlantis
Christian Endres : Eiskalt erwischt
Horst Illmer : Arno Schmidt / oder / Über die Unsterblichkeit
Achim Schnurrer : Klassiker der phantastischen Literatur – Schlaraffenland (Teil 3)
Christian Endres : Mehr als eine Prise Wirklichkeit
Christian Endres : Neues von Terry Pratchett
Herrmann Ibendorf : Rotstift trifft Sammlerherz
Olaf Brill : Die Logik der Zeitmaschinen
Cory Doctorow : Alarm bei den falschen Dingen
Horst Illmer : Frederik Pohl (1919 – 2013)
Sonja Stöhr : Phantastisches Lesefutter für junge Leser (2)

Phantastische Nachrichten zusammengestellt von Horst Illmer

Rezensionen
Brom »Krampus«
Joe Hill »Christmasland«
Michael Schmidt (Hg.) »ZWI3LICHT«
Wolfgang Jeschke »Dschiheads«
Greg Broadmore »Dr. Grordborts glorreicher Wegweiser zum Triumph«
Karen Duve »Grrrimm«
CFSL Ink »Café sale | artbook 7«
Michael Dissiex »Die Saat der Bestie«
Cory Doctorow »Homeland«
Catherine Fisher »Incarceron – Fliehen heißt sterben«

Comic & Film
Olaf Brill & Michael Vogt: Ein seltsamer Tag – Teil 11
Oliver Kotowski : Mit großer Macht kommt große Verantwortung
Rüdiger Schäfer : Skandalfilme in der Phantastik

Story
Mike Resnick: »Strandräuber«

Wieder ist eine neue Nummer von phantastisch! eingetroffen und wieder stelle ich fest, daß dieses Magazin für den Phantastik-Fan unverzichtbar ist. Mir persönlich haben es insbesondere die mehr wissenschaftlichen Artikel angetan, die ich dieses Mal zu meiner ganz besonderen Freude in Massen im Magazin vorfand.

Natürlich interessiert mich nicht jeder Artikel. Comics beispielsweise gehen einfach an mir vorbei, Dan Simmons ist auch nicht so mein Fall. Und einiges kenne ich auch schon a.a.O. ähnlich ausformuliert, etwa den Artikel von Oliver Kotowski über Superhelden "Mit großer Macht kommt große Verantwortung". Aber es wäre ja auch nicht zielführend, wenn mir alle Artikel gefallen oder mich alle interessieren würden, dann wäre ja nix mehr für die Andersgeschmäckler übrig. Von daher ist die Mischung schon ganz hervorragend.

Als erstes habe ich mir den 3. Teil der Artikelserie von Achim Schnurrer über das Schlaraffenland zu Gemüte geführt. Wie üblich erzählt er auch hier kenntnisreich und detailliert über den hauptsächlich satirischen und karikaturistischen Gebrauch dieser meiner Kindheitserinnerung. Einfach klasse ! Sehr genossen habe ich auch den Artikel über Arno Schmidt von Horst Illmer. Selbst wenn dieser Autor (nämlich Schmidt, nicht Illmer) so überhaupt nicht zu meinen Favoriten zählt, war es doch hochinteressant, etwas über sein Leben und seine Zeit zu lesen. Derartige Qualitätsartikel kann ich gar nicht genug haben, dafür bin ich exakt die richtige Zielgruppe. Ebenso wie für den Filmartikel von Rüdiger Schäfer, der sich ganz entspannt mit Skandalfilmen und der augenblicklichen Praxis der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien annimmt. Aber hier muß ich doch etwas korrigieren : "Mittelmäßig, mit oberflächlichem Trash-Humor angereicherte Studioverfilmung" trifft das geniale Meisterwerk der Filmgeschichte, an dem dieser Fiesling kein gutes Haar lässt, nun wirklich nicht ! Dagegen kann ich dem Ibendorfer-Artikel über die miesen Heyne-Cover nur zustimmen, heutzutage ist Heyne eben nicht mehr wirklich sammelwürdig. Sehr schön auch die beiden Endres-Artikel über Terry Pratchett, war zwar nicht wirklich etwas Neues (meine Frau ist Pratchett-Fan), aber interessant zu lesen.

Insgesamt wieder einmal eine gelungene Mischung mit - und das kann ich gar nicht deutlich genug betonen - hervorragenden Illustrationen bis hin zu den Werbeanzeigen. Also nicht nur inhaltlich, sondern auch ästhetisch ein Genuß.

TERRA SF 067 - George P. Gray : Das blaue Netz


George P. Gray : Das blaue Netz
Terra SF 067, 05.06.1959
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1958
Titelbild : Karl Stephan


Innerhalb weniger Stunden gehen der irdischen Raumflotte im Gebiet des Sternbildes Aquila drei Raumkreuzer und eine Raumfestung verlorden. Man steht vor einem Rätsel. Die Schiffe sind explodiert, ehe ihre Besatzung Genaueres über den Feind berichten konnte. Wer ist dieser Feind? Ist es eine Naturkraft, oder sind es Lebewesen aus unerforschten Regionen des Weltenraumes?

Wissenschaftler, die in das Aquila-Gebiet gerufen werden, finden und untersuchen die "Unbekannte X". Es ist ein unbemanntes, seltsames Flugobjekt, ein Metallgerüst, das von Kabel umgeben und mit Tausenden von rätselhaften Linsen ausgestattet ist. Es rast, wie man errechnet, auf einer ellipsenförmigen Bahn durch das All. Am erstaunlichsten aber ist es, daß es jeden Wunsch erfüllt, den man daran richtet.

Diese Fähigkeit aber wird noch viel Unheil heraufbeschwören. Denn das "Telparet", wie nun das unheimliche Ding genannt wird, gerät, nachdem man es gestoppt hat, in die Hände eines Wahnsinnigen. Durch ihn aber gelangt es schließlich auch wieder an seinen Ursprungsort zurück, und die Menschen, die mit ihm reisen, erleben das Ende eines Dramas, welches vor Millionen Jahren begonnen hat.
Klappentext des BEWIN-Leihbuchs

Zweimal versucht, immer wegen absoluter Langeweile abgebrochen. Irgendwie konnte mich die Geschichte nicht fesseln, das Autorenehepaar Gudrun und Karl-Heinz Voigt, das sich hinter dem Pseudonym "George P. Gray" versteckt, hat hier noch nicht zu Nachkriegsform gefunden. Denn soweit ich es recherchieren konnte, waren sie später erfolgreiche Autoren im Krimi-Bereich und gehörten dem Team der "Fledermaus" und "Kommissar X" an.

Donnerstag, 30. Januar 2014

TERRA SF 049 - Clark Darlton : Utopia stirbt ...


Fred McPatterson (= Clark Darlton): Utopia stirbt...
Terra SF 049, 30.01.1959
Die Abenteuer der Hurricane 01
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck


Die HURRICANE ist ein altes Raumschiff - gerade noch gut genug, um Bill Hawkins und Ted Ringer, den beiden abenteuerlustigen Weltraum-Prospektoren, als Fortbewegungsmittel zwischen den Sternen zu dienen.

Als Bill und Ted eines Tages die von terranischen Expeditionen erforschte Zone der Galaxis verlassen, stoßen sie auf die Welt Utopia, deren Bewohner stoisch den Tod erwarten.

Bill und Ted glauben jedoch nicht an das Todesurteil, das Fremde über eine Welt von Menschen verhängt haben ...
Klappentext TERRA EXTRA 061

Die Romanstruktur selbst ist dem ernsten Thema nicht gewachsen. Auf der einen Seite die unlogische Idee, dass Zivilisten die Geheimnisse der irdischen Waffentechnik mit sich tragen, auf der anderen Seite die materialische Parole, die fremden Aggressoren zu jagen und zu stellen, um das eigene schlechte Gewissen zu beruhigen. Darltons Charaktere agieren in den entscheidenden, emotionalen Passagen zu eindimensional und wirken zu oberflächlich, als dass der Roman trotz seiner ernsten Thematik gänzlich überzeugen kann.
Thomas Harbach auf SF-Radio

Eindimensional und oberflächlich - ich kann Thomas Harbach nur vollkommen beipflichten. Und wenn am Ende ein Zivilist aus angeblichen Verdiensten im Rahmen der Utopia-Affäre einen operativen militärischen Rang erhält, kann ich das nur als naiv bezeichnen. Und das ist nicht der einzige Fauxpas dieses Typs, den Darlton sich in diesem Roman erlaubt. Dabei ist die Grundidee nicht schlecht, die Auflösung aber dieser Idee nicht angemessen. Wer diese Grundidee besser umgesetzt sehen will, der sehe sich die Organia-Folge aus Star Trek TOS an.

Allerdings - und das ist mir gerade bei diesem Roman sehr deutlich aufgefallen - ist die stilistische Qualität den Inhalten weit überlegen. Trotz allem inhaltlichem Quark liest sich der Roman auch nach 50 Jahren noch ziemlich frisch. Das dürfte dann meiner Meinung nach auch einer der Gründe für den großen Erfolg von Walter Ernsting als Schriftsteller sein.

Mittwoch, 29. Januar 2014

TERRA SF 046 - J. E. Wells : es begann mit drei minuten


J. E. Wells : es begann mit drei minuten
Terra SF 046, 09.01.1959
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1957
Titelbild : Johnny Bruck


Drei Männer beherrschen diesen Roman: der amerikanische Reporter Percy Garden, der russische Abenteurer Iwan Scharudin und der deutsche Physiker Prof. Dr. Werner Heinke. Dieses merkwürdige Dreigespann ist dazu ausersehen, die Erde mit ihren Milliarden Bewohnern zu retten.

Durch unheimliche Kräfte, die ein fremdes Gestirn zur Anwendung bringt, wird unsere Erde aus der Bahn gedrängt. Erst in der kalten Nacht des Pluto kommt ihr Sturz ins All zum Stehen. In ihrer alten Bahn aber kreist der Feind, der das Licht und die Wärme der Erdensonne sucht.

Wird es gelingen, diesen furchtbaren Tausch rückgängig zu machen? Mit atemloser Spannung verfolgen wir die Geschehnisse, die unser Autor J. E. WELLS in seiner bekannten Art meisterhaft zu schildern versteht. Und es liegt an der Erzählkunst dieses Autors, daß uns beim Lesen dieses Buches ein kaltes Frösteln überzieht.
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Gerade im Kontrast zu den drei Richards-Romanen der vergangenen Tage wird deutlich, warum J.E. Wells keine große Zukunft mehr hatte. Denn obwohl sein Roman nicht schlecht ist, sich gut liest und relativ wenig vom heutigen Standpunkt aus bedenkliche Stellen enthält, so ist er doch erzkonservativ. Dies zeigt sich besonders an der Stellung der Frau, die vom Standpunkt des Autors dem Manne untertan sein muß - hinterfragt wird dies an keiner einzigen Romanpassage.

Dabei liest sich der Roman durchaus flüssig, auch wenn man als Science Fiction-Fan des 21. Jahrhunderts an vielen Stellen ob der mangelnden Innovation und Inspiration stockt. Vom Ambiente her könnte er ohne weiteres in den 50ern, in denen er geschrieben wurde, spielen, es sollen aber mehrere Jahrtausende vergangen sein. Wells versucht auch deutlich stärker als Richard, bei purer Science Fiction zu bleiben. Dabei fehlt allerdings das technische Verständnis, das beispielsweise ein Kurt Mahr in seinen Romanen durchschimmern liess. Richard dagegen ist der Techno-Babbel egal, er konzentriert sich auf die Inhalte seiner Romane. Und bleibt im Endeffekt lesbarer. Trotzdem wurde dieser Roman bis 1975 insgesamt viermal neu aufgelegt, einmal davon bearbeitet als Mark-Power-Heft. Sagt das jetzt was über den Lesergeschmack aus ?




Dienstag, 28. Januar 2014

TERRA SF 025 - Jose Antonio Rosello : Verschwörung gegen Terra


Jose Antonio Rosello : Verschwörung gegen Terra
Terra SF 025, 18.07.1958
Deutsche Erstausgabe
Originaltitel und Datum der Originalausgabe unbekannt
Aus dem Spanischem von Michael Froehwein
Titelbild : Karl Stephan


Die Venus ist von den Terranern erobert worden. Sie beherrschen den gesamten Planeten. Das wird natürlich nicht gern gesehen. In der sich daraus ergebenden Spannung zwischen diesen beiden Welten wird ein Bombenanschlag auf eines der Raumschiffe der Terraner verübt. Es steht nicht fest, ob Bewohner der Venus unter den Attentätern zu suchen sind. Wer also sind die Täter? Ist es eine Geheimorganisation der Venus? Oder sind unbekannte Kräfte aus dem All am Werk?
Klappentext

Ein fast schon klassischer SF-Kriminalroman, flüssig und spannend erzählt. Allerdings für den Krimi-Kenner doch ein bißchen sehr vorhersehbar, man weiss eigentlich schon nach den ersten Seiten, wer die Bösen sind. Das Ganze ist auch ziemlich geradeheraus geschrieben, der gesamte Ablauf ist irgendwie Standard. Daß ich mich trotzdem nicht gelangweilt habe, dürfte wohl am Stil des Romans gelegen haben, aber zum Autor habe ich nichts weiter gefunden. Weiss irgendjemand mehr über ihn ?

Montag, 27. Januar 2014

TERRA SF 022 - R. J. Richard : Der blaue Planet


R. J. Richard : Der blaue Planet
Terra SF 022, 06.06.1958
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Keiner der Männer, die im Jahre mit einer Flotte neuartiger Raumschiffe die Erde verlassen, wird die Erde wiedersehen. Ihr ganzes Leben lang werden sie immer weiter in die Tiefe des Weltalls vordringen und versuchen, ihm seine Geheimnisse zu entreißen.

Zwei Männer dieser einmaligen Expedition landen nach Tagen im Sonnensystem Sern auf einem kleinen Planeten, der scheinbar unbewohnt ist. Aber im Innern dieses Planeten, in einem gewaltigen Hohlraum, stoßen Alex Tonford und Ramsa auf Menschen. Sie haben große Ähnlichkeit mit denen der fernen Erde, aber sie wissen nichts vom Weltall, noch nie sah einer von ihnen die Sonne oder die Sterne, denn noch nie konnte einer von ihnen dieses dämmerige Land im Innern eines Planeten verlassen. Für diese Menschen ist das Land, das sie umgibt, die Welt. Nur in einigen von ihnen lebt ein Ahnen, daß die Welt größer sein müsse.

Doch von der großen Gefahr, die ihnen und allen Menschen dieses abgeschlossenen und in Dämmerlicht gehüllten Landes in der Gestalt eines riesigen unheimlichen Wesens droht, das die beiden Raumflieger bereits an der Oberfläche des Planeten kennenlernen, wissen auch sie nichts.

Sollten sie angegriffen werden - sie hätten nicht einmal Waffen, um sich verteidigen zu können. Alex Tonford will ihnen diese Waffen geben, obwohl sie der Technik der Erdenmenschen verständnislos gegenüberstehen. Er will noch mehr: Die Sonne sollen sie sehen, sollen heraus aus der gefährlichen Abgeschlossenheit dieses Hohlraums. Er wagt ein tollkühnes Experiment, um diese Menschen mit einem Schlage zu ändern.
Klappentext

Der dritte und letzte der Richard-Romane, die ich nacheinander gelesen habe. Zum Autor habe ich vorgestern etwas gesagt. Und bisher war ich von den Romanen ja durchaus positiv überrascht. Vom diesem hier bin ich aber ganz einfach begeistert.

Die Geschichte hat wieder eine nicht unbeträchtliche Portion Science Fantasy, mit der der Autor das eigentliche Szenario vorbereitet. Zwei Wissenschaftler treffen auf eine Kultur der Jäger und Sammler. Der eine, Ramsa, will sie langsam und sozial verträglich auf einen höheren Entwicklungsstand führen, auch wenn er dabei mühsam gesellschaftliche und kulturelle Widerstände überwinden muß. Der andere, Alex Tonford, will die Probleme, die ein solches langwieriges Verfahren mit sich bringt, vermeiden und die Gesellschaft sofort auf ein deutlich höheres Niveau führen, wenn nötig auch mit Methoden, die einen Großteil der Gesellschaft vor vollendete Tatsachen stellt. Und etwa ab dem ersten Drittel wird inhaltlich die Verantwortung des Wissenschaftlers diskutiert : Wie weit darf jemand gehen, um die Segnungen einer fortgeschrittenen Zivilisation einer Steinzeitkultur zu bringen ?

Meiner Meinung nach macht dieser Roman auf dem Niveau der Trivialliteratur das, was Brecht mit "Galilei", Kipphardt mit "Oppenheimer" und Dürrenmatt mit den "Physikern" gemacht hat, nämlich klar und deutlich darzustellen, daß auch Wissenschaftler in einen gesellschaftlich-kulturellen Kontext eingebettet sind. Allerdings gab es zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Romans nur den Brecht, Kipphardt und Dürrenmatt waren später. Von daher finde ich es faszinierend, daß hier ein SF-Autor, Raketenwissenschaftler im III. Reich, eine solche klare und deutliche Aussage macht, die ich (der ich die drei oben angeführten Stücke der Weltliteratur zu meiner Lieblingslektüre zähle) unbesehen unterschreiben könnte. Aus diesem Aspekt heraus kann ich den Roman auch heute noch unbedenklich weiterempfehlen.

Sonntag, 26. Januar 2014

TERRA SF 013 - R. J. Richard : Ruf aus dem Mond


R. J. Richard : Ruf aus dem Mond
Terra SF 013, 13.01.1958
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


In vorgeschichtlichen Zeiten zerrissen Flutkatastrophen den Erdteil Atlantis.

Atlantis verschwand, es wurde zur Sage, die Wissenschaftler und Phantasten nicht zur Ruhe kommen ließ. Sol Affandi, ein junger afrikanischer Raumflieger des 23. Jahrhunderts, weiß, daß auch sein Onkel, der seit mehr als Jahren als verschollen gilt, dem Geheimnis Atlantis nachgespürt hat. Er wurde damals verlacht und verkannt.

In der Bibliothek des Wissenschaftlers Vincent Affandi findet er den Satz: "Erde und Erde werden sich auf dem Mond treffen". Vincent Affandi glaubt, daß die Atlantier eine hochentwickelte Technik hatten, die es vielen von ihnen möglich machte, mit Raumschiffen der Katastrophe zu entkommen.

Der junge Raumflieger der modernen Zeit geht der Spur nach. Ist sein Onkel wirklich tot? Er hofft, daß er auch ihn finden wird. In einer unbekannten Höhlenwelt im Mondinnern aber wird er Zeuge eines geradezu unwahrscheinlichen Geschehens: ein unbekanntes Raumschiff, das in diese Höhlenwelt eingedrungen ist, wird von Erdenmenschen abgeschossen, die sich dort aufhalten, es stürzt nahe vor ihm ab ...
Klappentext

Der zweite von drei Richards-Romanen, die ich hintereinander weggelesen habe. Zum Autor habe ich gestern etwas gesagt, dieser Roman ist ebenso interessant wie der vorangehende.

Denn Sol Affandi ist ein Farbiger, ein Neger, wie man damals sagte. Dies wird im Roman auch klar, deutlich und explizit gesagt. Danach spürt man aber überhaupt nichts von irgendwelchen Vorurteilen, ich habe tatsächlich nachschlagen müssen, ob der Protagonist wirklich nicht-weiß war. Zum damaligen Zeitpunkt, 1958, und noch Jahrzehnte später ist dies keineswegs so selbstverständlich wie heute. Ich selber bin Jahrgang 60 und kann mich noch sehr gut daran erinnern, daß ich als Kind auf Vorbehalte gegenüber Nicht-Weißen gestoßen bin und ihnen damals schon vollkommen unverständlich gegenüberstand. Auch andere TERRA-Romane dieser Zeit projizieren ein deutlich weniger freiheitlich-demokratisches Bild als wir es im heutigem Deutschland trotz aller Mängel und Kritik vorliegen haben. Um so schöner finde ich es, daß dieser mehr als 50 Jahre alte Roman diese Selbstverständlichkeit bereits vorausnimmt. Und auch wenn mit Atlantis und der Welt im Mond man schon stark schlucken muß, finde ich diesen Roman auch heute noch lesbar und durchaus empfehlenswert.

Samstag, 25. Januar 2014

TERRA SF 011 - R. J. Richard : Ultimatum vom Planeten X


R. J. Richard : Ultimatum vom Planeten X
Terra SF 011, 03.01.1958
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck


Als Leutnant Falk Anro mit seinem Raumschiff vom Mars zurückkehrt, weiß er, daß es den marsianischen Staat, mit dem die Erde in Feindschaft lebte, nicht mehr gibt, denn er hat bei einer Landung auf dem Nachbarplaneten nur Trümmer und Verwesung vorgefunden. Er hat aber festgestellt, daß die Angriffe, die diese Vernichtung hervorgerufen haben, nicht aus dem Weltall, sondern aus der Tiefe erfolgt sind.

In Karibia, der schönen und eleganten Welthauptstadt der sorglosen Erdenmenschheit des 3. Jahrtausends weiß man davon nichts. Man feiert Feste und gibt rauschende Empfänge. Falk Anro aber muß erkennen, daß die unbekannten Wesen, die den marsianischen Staat vernichteten, bereits auf der Erde sind. Haben sie auch Karibia oder der ganzen Erde ein ähnliches Schicksal zugedacht? Woher kommen sie? Die Raumüberwachung der Erde, an die sich Falk Anro wendet, kann ihm nur mitteilen, daß seit Menschengedenken kein fremdes Raumschiff sich der Erde genähert hat.

Trotzdem bricht wenige Tage darauf eine schauerliche Verwandlung über Karibia herein. Die Stadt steht vor ihrem Untergang, eine unbekannte Macht stellt der Erde ein furchtbares Ultimatum und nichts scheint die Welthauptstadt mehr retten zu können.

Wie der Leutnant der Weltpolizei Falk Anro mutig den Kampf gegen eine Macht aufnimmt, von der er noch nicht einmal den Namen weiß, und wohin ihn dieser Kampf führt, das schildert R. J. Richard in seinem neuen S.F.-Roman: "Ultimatum vom Planeten X".
Klappentext

Dieser Roman ist höchst interessant, ebenso wie folgenden dieses Autors. Denn R.J. Richard ist das Pseudonym von Hans K. Kaiser (1911-1985). Ich habe über ihn nur schwierig etwas im Netz gefunden. Soweit ich es recherchieren konnte, war er zumindestens einer der Mitbegründer der Gesellschaft für Weltraumforschung 1935 und ihr Vorsitzender bis 1945. Während des Krieges arbeitete er in Peenemünde, bei den V-Raketen. Nach dem Krieg, genauer am 22.04.1949, gründete Hans K. Kaiser die Nordwestdeutsche Gesellschaft für Weltraumforschung (NWGfW) in Stade als Regionalgesellschaft für die britische Zone. Sie ging 1951 in die Stuttgarter GfW auf.

Mehr habe ich über den Autor nicht gefunden. Aber man sollte doch meinen, daß bei einer solchen Vita der Roman im Mindesten "konservativ" zu nennen ist. Und ich hatte auch deutliche faschistische Tendenzen befürchtet. Doch genau das Gegenteil war der Fall.

Obwohl man dem Roman sein Entstehungsjahr anmerkt, habe ich ihn doch als moderne deutliche Absage an den Faschismus verstanden. Die geschilderte utopische Gesellschaft ist genau das : Utopisch. Und der Gegner eine kleine Gruppe von Verbrechern, die ihr ganzes Volk, die Marsianer, unterdrückt und fast vollständig vernichtet haben. Die Parallelen sind deutlich.

Dabei liest sich der Roman auch relativ flott, wenngleich man ihm sein Alter anmerkt und er heutzutage nur noch für Klassik-Fans wie mich goutierbar ist. Und es gibt noch eine weitere wichtige Voraussetzung für das Mögen der Richards-Romane : Man muß die Edgar-Wallace-Filme gesehen und geliebt haben. Dann kommen einem nämlich die Shagpfeife rauchenden Raumfahrer nicht ganz so seltsam vor. :-)

Bei der Suche nach Hans K. Kaiser im Netz habe ich noch ein paar interessante Links gefunden, die ich im Folgenden unkommentiert einfach einmal aufliste.

Johannes Weyer : Akteurstrategien und strukturelle Eigendynamiken.
Raumfahrt in Westdeutschland 1945 - 1965
Habilitation Uni Dortmund 1993
Link

100 Jahre Luft- und Raumfahrtforschung in Deutschland

Frank H. Winter : Prelude to the Space Age : The Rocket Societies 1924-1940 (Smithsonian 1983)

Freitag, 24. Januar 2014

TERRA SF 007 - K. H. Scheer : Und sie lernen es nie


Karl Herbert Scheer : Und sie lernen es nie
Terra SF 007, 08.11.1957
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1957
Titelbild : Johnny Bruck


"Sie lernen es nie", hatte der Mann gesagt, und ein freudloses Lächeln legte sich über seine Lippen.

Nein ... wenn man diesen ganz ungewöhnlichen Roman von K. H. Scheer liest, so kann man irre wenden an der Menschheit und an den Gesetzen, die ihr vom Schöpfer mitgegeben wurden. Ein Raumschiff von ungeahnter Vollkommenheit durchrast die interstellaren Weiten zwischen den Sternen. Die Menschen in ihm sind unterworfen den Gesetzen der vierten Dimension. Sind es überhaupt noch Menschen, oder haben sie sich in den Jahrhunderttausenden ihrer Reise zu unsterblichen Göttern entwickelt? Die Zeit ist für sie stehengeblieben, und sie wissen es. Sie sind die Letzten ihrer Rasse, geflüchtet von einem Planeten, den man einmal "Erde" nannte. Sie suchen nach neuen Lebensmöglichkeiten, bis sie auf einem fremden Himmelskörper Wesen treffen, die ebensolche Menschen sind wie sie selbst. Es erscheint ihnen unfaßbar, als ihr Raumschiff mit Waffen angegriffen wird, deren Wirkungsweise unser Autor mit grausamer und unerbittlicher Konsequenz schildert. Technische Wunder tauchen im Zuge der Handlung auf, doch es sind Wunder, die man zum Verderben anderer Lebewesen erschaffen hat.

Es geht um das planetarische Reich einer Sonne, die am Rand der Milchstraße zu finden ist. Es ist ein Stern, den man früher nicht kannte und der nun die Planeten erwärmt, auf denen sich Menschen angesiedelt haben, die keine Menschen mehr sind. Sie lernen es nie ... weil sie innerlich doch noch Menschen sind.

Der Leser erlebt Handlungen, die so präzise und logisch geschildert sind und deren technische Grundlagen trotz aller Phantasie so glaubwürdig und ausgereift erscheinen, daß man sich schließlich fragt, wo die Wirklichkeit aufhört und die Erzählung beginnt. "Und sie lernen es nie" ist ein Roman, der aus der Feder unseres deutschen Spitzen-Schriftstellers K. H. Scheer stammt. Wir, als kritisch eingestellte Verleger, sind davon überzeugt, daß dieses neue Werk einen bevorzugten Platz in jedem Bücherschrank einnehmen wird.

Prädikat: Spannung, atemberaubende Geschehnisse, Logik, einzigartige technische Feinheiten ... wertvoll
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Die "Interstellar", ein Fernraumschiff von ungeahnter Vollkommenheit, das vor dem Untergang Terras erbaut wurde, durchstreift die Weiten des Raumes zwischen den Sternen. Kommandant Thor Koler ist auf der verzweifelten Suche nach einem Planeten, der den Menschen an Bord geeignete Lebensmöglichkeiten bieten kann. Ein Robotgehirn im Kugelsternhaufen M 13 weist den Umherirrenden der "Interstellar" einen Weg - doch die Chance der Wiedergeburt einer neuen Menschheit ist denkbar gering ...
Klappentext des UTOPIA-Bestsellers von 1977, bearbeitete Neufassung

Der direkte Anschlußroman an TERRA SF 006. KHS erzählt weiter die Geschichte der letzten Menschen auf der Suche nach Lebensraum. Statt jedoch den düsteren Ton des ersten Romans weiterzuführen, plätschert die Geschichte weiter in Richtung eines relativ uninteressanten Trivialromans. Die Mannschaft um Thor Koler trifft auf die Nachfahren russischer und chinesischer Flüchtlinge, die ebenfalls kurz vor dem Angriff der Radios von der Erde entkommen konnten. Und die ganze im ersten Roman aufgebaute Stimmung löst sich in Nichts auf. Das heisst aber nicht, daß der Roman schlecht geschrieben ist. Er liest sich spannend, ein typischer Scheer eben. Nur inhaltlich ist so ein bißchen die Luft raus.

Aufgefallen ist mir aber die Tatsache, daß Scheer hier Frauen als den Männern gleichberechtigt darstellt. Tatsächlich hatte ich das Gefühl, einen Roman zu lesen, der eigentlich sehr gut in das Orion-Universum gepasst hätte. Auch hier waren Frauen (halbwegs) gleichberechtigt und dienten auf Raumschiffen als Funkerin, Sicherheitsbeauftragte oder Kommandantin. Die ganze Darstellung erinnerte mich irgendwie an diese klassische Serie - allerdings war sie ziemlich genau ein Jahrzehnt später. Ich frage mich, ob Scheer da teilweise seiner Zeit voraus war ?

Donnerstag, 23. Januar 2014

TERRA SF 006 - K. H. Scheer : Verdammt für alle Zeiten


Karl Herbert Scheer : Verdammt für alle Zeiten
Terra SF 006, 25.10.1957
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1956
Titelbild : Johnny Bruck


Mit diesem Zukunftsroman wird der Leser in das Jahr 2065 versetzt. Meisterhaft versteht es der Autor, die technischen Errungenschaften zu schildern, mit denen die Menschen der Erde und damit sich selbst vernichten. Raumschiffe gigantischen Ausmaßes rasen mit ungeahnter Geschwindigkeit durch das All, um auf anderen Planeten zu landen.

Gewaltige Explosionen zerstören die Erde und vernichten alles Leben. Nur wenige Menschen entgehen der Katastrophe. Die Erbmasse der Überlebenden ist durch die atomaren Strahleneinwirkungen der Explosionen derart beeinträchtigt, daß ihre Nachkommen Lebewesen sind, die...

Aber lesen Sie selbst, und Sie werden von der Phantasie des Autoren begeistert sein.
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Die Menschheit hatte keine Chance, als im Jahr das Raumschiff der Radios plötzlich über der Erde auftauchte. Jede Abwehr kam zu spät, denn die Fremden aus den Tiefen des Alls zögerten keine Sekunde, den Planeten in eine radioaktive Strahlenhölle zu verwandeln, in der alles Leben verging. Dennoch gibt es im Jahr noch Menschen. Sie halten sich im Innern des Saturnmondes Japetus versteckt. Doch ihre Überlebensfrist läuft ab - es sei denn, sie finden eine neue Heimat zwischen den Sternen.
Klappentext des UTOPIA-Bestsellers von 1977, bearbeitete Neufassung

"Nihilistisch" nennt Thomas Harbach in seinem Scheer-Artikel diesen Roman. Und "großartig". Ich kann ihm da nur beipflichten, gerade in den Frühwerken von KHS gibt es einige Romane, die einen unglaublichen Impact haben. Dies ist einer davon. Absolut unverfilmbar, die darin geschilderten Tragödien sind heutzutage keinem Kinogänger zuzumuten. Und auch als Leser tut man sich schwer, die Katastrophen zu lesen.

Dabei ist KHS auch in diesem Roman unheimlich optimistisch. Für ihn wäre es unvorstellbar, daß in derartigen Katastrophenzeiten nicht einige Menschen über sich selbst hinauswachsen und der Gemeinschaft beistehen. Gut, daß er nicht in der jetzigen Zeit lebte, seine Romane wären meiner Meinung nach wesentlich düsterer geworden.

Interessant ist die Rolle der Frau in diesem Roman. Grundsätzlich dem Mann untergeordnet und beschützenswert, gibt es auch hier schon diverse weibliche Protagonistinnen, die halbwegs gleichberechtigt an der Seite der Männer stehen. Für die 50er nicht selbstverständlich.

Mittwoch, 22. Januar 2014

Wasserstand

Ich muß mich bei Oliver Fröhlich entschuldigen. Eigentlich wäre sein Roman heute "dran" gewesen, ich muß ihn aber noch ein bißchen auf die Folterspannen. Denn erstens habe ich ihn noch nicht komplett gelesen und zweitens bin ich SF-mäßig momentan ziemlich abgelenkt. Mein erster Eindruck ist allerdings überaus positiv, soviel steht schon mal fest.

Abgelenkt bin ich, weil ich momentan soviel verschiedene Lese-Motivationen habe. Einerseits will ich natürlich TERRA SF weiterlesen, ab morgen geht es dann erst einmal in dieser Richtung hier im Blog weiter. Allerdings wieder mit sehr frühen Romanen. Die Diskussionen hier und im NGF waren der Initialzünder, meine Sammlung von TERRA und UTOPIA via eBay zu komplettieren. Diese Komplettierung führte dann auch zu weiteren Käufen der frühen Bastei-Lübbe-SF-Taschenbücher. Und weil ich da gerade so gut am Kaufen war, habe ich bei demselben Verkäufer auch noch einen Schwung MOEWIG-Taschenbücher geordert. Und stellte zu meinem Erschrecken fest, daß meinen EXCEL-Bibliotheksliste da seeehr unvollständig war. Also habe ich da elektronisch aktualisiert und die Bastei- und Moewig-Reiter meiner EXCEL-Datei auf den aktuellen Stand gebracht.

Außerdem habe ich (wieder einmal) feststellen müssen, daß beim Kauf von Buchpaketen relativ schnell eine stattliche Anzahl von Doubletten zusammenkommt. Die ich scannen musste und auf eBay eingestellt habe, um mich in meiner Bibliothek wieder bewegen zu können. Wer will, kann ja einmal nach "roi*danton" suchen, ich bin dankbar für jedes Teil, daß ich loswerde. Jeden Donnerstag in den nächsten Wochen werden weitere Lose eingestellt, nach den Heften kommen dann diverse Taschenbücher, klassische Ausgaben eben. [Gibt's noch irgendwo 'nen Gartenzaun, mit dem ich winken kann ?]

Denn es wird ja nicht weniger. An Büchern bei mir zuhause, meine ich. Da sind zunächst einmal die ersten beiden Bände der "Wild Cards"-Serie, die in den 80ern von George R. R. Martin herausgegeben wurde. Durch einen Thread im NGF war ich plötzlich richtig neugierig darauf geworden. Natürlich kenne ich die deutschen Übersetzungen aus den 90ern, die bei Heyne erschienen sind. Aber diese amerikanische Neuausgabe ist erst einmal von der Sprache her hochinteressant und enthält zweitens auch neue Stories aus diesem Jahrtausend, die ich noch überhaupt nicht kannte. Lohnt sich, soviel kann ich nach 2/3 der ersten Anthologie schon sagen.

Dann war bei meinen eBay-Käufen auch der Band 2 & 3 der Janitscharen-Romane von Jerry Pournelle mit dabei. Da war ich schon immer neugierig drauf, musste ich also zwischen den ganzen anderen Sachen einschieben. Nicht schlecht, aber MilSF der 80er, kein Vergleich mit heute. Muß ich bei Gelegenheit einmal ausformulieren ...

Und dann ist da noch Feder&Schwert. Ein echt gefährlicher Verlag, da kauft man einen Roman nach dem anderen, von den unterschiedlichsten Autoren. (Da fällt mir ein, daß ich da noch 'ne Rezi schreiben muß, den Roman habe ich schon vor einigen Wochen gelesen.) Da lag bei mir noch ein ungelesener Harry-Dresden-Roman rum, den ich dazwischengeschoben hab'. Und weil ja nicht nur ich SF&F lese, sondern meine Frau ebenfalls, habe ich mir jetzt endlich die Vicki-Nelson-Geschichten von Tanya Huff vorgenommen, auf die ich auch schon lange neugierig bin.

Und das neue phantastisch! ist auch eingetrudelt, Schlaraffenland, ich hör' dir trapsen. :-)

Ich bin also ziemlich abgelenkt, bleibe aber PR weiterhin treu. Aber es dauert vielleicht ein bißchen, bis ich hier im Blog die nächsten Leseeindrücke schildere. Aber keine Angst Herr Fröhlich, sie kommen auch noch dran. :-)

Perry Rhodan intern - Gucky



Noch ein Wort zu den Gucky-Witzen. Auffallend ist, daß Witze prämiert wurden, die Gucky als friedlichen, verspielten Riesenteddybär darstellen. Gibt das wirklich das Guckybild wieder, das damals in den Köpfen der Leser herumspukte?

Also, für mich war er niemals ein Knuddelbär. Sein Auftreten in der Handlung bedeutete für mich, daß der ersehnte Sieg der Terraner bevorstand. Er war der verläßliche Retter in verfahrenen Situationen. Das dadurch die Spannung getötet wurde, fiel mir eigentlich nicht auf.
dandelion im NGF

Das Lesen der TERRA-Hefte, die vor 50 Jahren erschienen, beleuchtet auch die Anfänge der Perry-Rhodan-Serie, die dort auf der LKS besprochen und für die mit Anzeigen geworben wird. Das Gucky-Preisausschreiben, das wir hier und hier dokumentiert haben, warf dann die obige Frage nach dem Verständnis des Lesers von Gucky auf.

Diese Frage ist einfach zu beantworten : Ja, zu Beginn der Serie, in den ersten 1000 Heften, war Gucky tatsächlich eher der "friedliche, verspielte Riesenteddybär", wie er in den Witzen dargestellt wurde. Modelliert von K.H. Scheer für Walter Ernsting nach dem Bild einer spielenden Katze war auch eigentlich nichts anderes zu erwarten. Die frühen Autoren bedienten sich dieses Klischees und zeigten den Lesern einen weitestgehend von Selbstzweifeln und Depressionen als Letzter seiner Art freien Mausbiber, der immer zu einem Späßchen aufgelegt war. Ich - als Uraltleser - bin Gucky genau so gewohnt. Aber es hat ein Umdenken stattgefunden.

Dass die heutigen Autoren dieses Klischee nicht mehr bedienen, fiel mir als erstes beim Lesen des Heftes 2516 auf. [Ich habe eine Leselücke von 1333 bis 2499, daher kenne ich frühere Gucky-Darstellungen nicht.] Wie schrieb ich bei meinem Kommentar zu diesem Heft :
Der ganze Roman dreht sich um Gucky, das Kuscheltier der Serie. Und genau so empfindet die Wissenschaftlerin Francinn, die schon im Kindergarten mit Gucky-Plüschtieren gespielt hat. Als sie auf ihr Idol trifft, ist sie erst einmal überwältigt. Doch bereits in den ersten Szenen gelingt es dem Autor, Gucky nicht als Archetyp, sondern als vielschichtiges Wesen darzustellen, dessen "Scherze" oftmals Ausdruck einer grenzenlosen Einsamkeit sind. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird immer klarer, dass Gucky keinesfalls der primitive Clown ist, als der er immer gesehen wird, sondern ein einsamer Unsterblicher, der Letzte seiner Rasse. Zwischendurch blitzen immer wieder atlaneske Features bei der Beschreibung von Gucky auf, die Parallele zum "Einsamen der Zeit" wird von Leo Lukas präzise herausgearbeitet. Eine überaus gelungene Gucky-Charakterisierung, für mich ist dieses Heft das erste große Highlight des neuen Zyklus.

Auch im aktuellem Zyklus sind die Gucky-Romane deutlich weniger eindimensional als früher, zu meiner Überraschung wird die Mehrschichtigkeit des letzten Ilt auch vom gesamten Autorenkollektiv so gesehen und in den Details weiter ausgeführt. Und wenn auch Leo Lukas aufgrund der Gucky-Romane, die ich bisher von ihm las, bei mir als "Gucky-Experte" einen Stein im Brett hat, so lese ich die Schilderungen der anderen zeitgenössischen Autoren ebenso gerne.

Gucky ist auch ein Spiegel seiner Zeit. Der Gucky zu Beginn der Serie passte gut zu dem sternenstürmendem Flair der Serie, dem übergroßen Zukunftsoptimimus. Jetzt, in der Zukunft angekommen, wird er realistischer und weniger komisch geschildert. Die Melancholie des letzten Ilt ist immanent in jedem modernem Heft - eigentlich schade. Aber passend.

Dienstag, 21. Januar 2014

Perry Rhodan 2729 - Marc A. Herren : In eine neue Ära


Marc A. Herren : In eine neue Ära
Perry Rhodan 2729, 06.12.2013
Originalausgabe
Titelbild : Arndt Drechsler


Mit der GALBRAITH DEIGHTON V suchen Gucky und Anna Patoman mittels Toios Fähigkeiten nach Perry Rhodan und Bostich. Gleichzeitig greifen die Ertruser von Zalterpe die Onryonen an. Sie verlieren.
Details

Vollkommen ungerechtfertigt habe ich Marc A. Herren mit "schlechten Romanen" assoziiert, was bei den Romanen dieses Zyklus absolut ungerechtfertigt ist. Liegt wahrscheinlich an der Einführung von YLA, die ich immer noch für ziemlich suboptimal halte. [Und wir Dinosaurier sind echt nachtragend.] Aber egal, ungerechtfertigt und falsch, MAH zeigt hier sehr schön, wie man mit verschiedenen Handlungssträngen jongliert und neue anreisst. Die Reaktion der Ertruser von Zalterpe auf die Besatzung der Milchstraße durch die Atopen wird sehr dynamisch und in sich konsistent dargestellt. Auf dieser Handlungsebene zeigt MAH für mich persönlich sehr gelungen die politischen Entwicklungen seit Band 2700 und deutet zukünftige an.

Es geht auch weiter mit der Suche nach Perry und Bostich, wobei Gucky in den Hinter- und Toio in den Vordergrund rückt. Dabei stelle ich aber fest, daß entweder der Autor oder die Expokraten begeisterte Fans von "Babylon 5" zu sein scheinen : Das Versteck im Hyperraum ist mir aus dieser Serie noch sehr gut in Erinnerung.

Auch dieser Roman ist angenehm zu lesen und hat mir, wie auch die Vorgänger, gut gefallen. Beim Hintereinanderweglesen der letzten paar Romane habe ich an keiner Ecke gestockt, was sehr für das Teamwork des aktuellen PR-Teams spricht. Auch lasen sich die Romane bisher einfach so runter, das von ihnen bisher generierte Interesse daran hat (bisher) nicht nachgelassen.

Montag, 20. Januar 2014

Perry Rhodan 2728 - Michelle Stern : Die Gravo-Architekten


Michelle Stern : Die Gravo-Architekten
Perry Rhodan 2728, 29.11.2013
Originalausgabe
Titelbild : Arndt Drechsler


Zusammen können Onryonen und der Widerstand den Mond aus der Gravo-Falle befreien.
Details

Die Geschichte von Luna geht weiter und Michelle Stern erzählt (vielleicht etwas klassisch-trivial, aber nichtsdestotrotz interessant) die Bewusstwerdung von Pazuzu und seinem Ableger, dem Gravo-Taucher. Für mich, der ich erst seit 2500 die Serie wieder sporadisch lese, hat sie damit zumindestens für mich dem "Flaschengeist" Pazuzu Kontur gegeben und aus der "Bag of Tricks"-Ecke entfernt.
Was mir auch ausnehmend gut gefiel war die Geschichte von Raphal Shilo und Mathieu Cort. Zwar etwas absurd, irgendwie in ihrer Überzogenheit an Pratchett erinnernd, aber trotzdem hatte diese Handlung – warum auch immer – das gewisse Etwas. Wie heisst es so treffend ? "Gerne wieder". :-)

Sonntag, 19. Januar 2014

Perry Rhodan 2727 - Michelle Stern : Am Gravo-Abgrund


Michelle Stern : Am Gravo-Abgrund
Perry Rhodan 2727, 22.11.2013
Originalausgabe
Titelbild : Dirk Schulz


Die Transitionsmethode, mit der die Onryonen Luna bewegen, ist nicht ganz unkritisch und fordert bereits beim ersten Sprung mehrere Todesopfer. Der Widerstand sabotiert das Technogeflecht, die Onryonen transistieren trotzdem. Luna strandet in einer Gravitationsfalle, einem Sonnensystem, bestehend aus vier Neutronensternen, aus deren Gravitationsfeld sich Luna nicht befreien kann.
Details

Hmm… Michelle Stern. Neue PR-Autorin. Merkt man nicht.

Und das ist eigentlich das größte Kompliment, das man einem PR-Newcomer unter den Autoren machen kann. Denn es ist doch nicht ganz trivial, sich durch 2700 Hefte Seriengeschichte hindurchzufinden. Michelle Stern – Stefanie Jahnke wie sie eigentlich heisst – meistert dies aber mit Bravour und erzählt die weiteren Geschehnisse auf Luna. Dabei geht sie weniger auf die einzelnen Individuen ein, sondern erweist sich als Geschichtenerzählerin, die den Fokus eher auf das große Ganze setzt. Jedenfalls in diesem Roman, in folgendem zeigt sie, daß sie auch die individuelle Variante beherrscht. Aber zurück zu diesem Roman : Aufallend ist, daß eigentlich gar nicht so viel passiert. Bzw. zu passieren scheint, denn bei genauem Hinsehen wird doch einiges an Informationen über die Onryonen-Besatzer weitergegeben. Und über die Gesamtsituation auf der SOL, Entschuldigung, auf Luna. Ich habe den Roman, zusammen mit den nächsten, auch wieder einfach weggelesen – und fühlte mich durchaus 20 Jahre jünger. Aber dazu mehr im dritten Resumee des Zyklus.

Samstag, 18. Januar 2014

Perry Rhodan 2726 - Christian Montillon : Totentanz


Christian Montillon : Totentanz
Perry Rhodan 2726, 15.11.2013
Originalausgabe
Titelbild : Dirk Schulz


Das Attentat auf Vetris-Molaud wird durchgeführt - und scheitert.
Details

Schechter und der Widerstand bereiten das Attentat auf Vetris-Molaud vor, während der tefrodische Geheimagent Uvan-Kollemy , eine Art Alien-Bond, ihnen nach und nach auf die Schliche kommt. Sehr schön erzählt, Christian Montillon gelingt es, die Perspektiven beider Seiten objektiv zu schildern, so daß man als Leser gar nicht so genau weiss, mit wem man eigentlich mitfiebern soll. Denn auch dieser Roman ist ziemlich spannend und liest sich nur so weg. Schlußendlich mißlingt der Anschlag, Vetris-Molaud kriegt seinen Zellaktivator und lässt sich als "Maghan" feiern.

Einer der Zyklen, der von den PR-Dinosauriern (wie ich auch einer bin) immer wieder mit verklärtem Blick betrachtet wird, ist der Zyklus um die MdI und die Erkundung von Andromeda (PR 200-299). Der aktuelle Zyklus bedient elegant diese Nostalgie, ohne mit irgendwelchen verschwurbelten Zeitreisen oder Erklärungen der Erklärung der Erklärung die klassischen Ereignisse zu demontieren. Ich finde diesen Twist der aktuellen Hefte sehr gelungen und bin einmal gespannt, wie diese Geschichte der neuen MdI weitergeht.

Freitag, 17. Januar 2014

Perry Rhodan 2725 - Christian Montillon : Preis der Gerechtigkeit


Christian Montillon : Preis der Gerechtigkeit
Perry Rhodan 2725, 08.11.2013
Originalausgabe
Titelbild : Dirk Schulz


Das Attentat auf Vetris-Molaud wird vorbereitet.
Details

Christian Montillon blendet vom Sol-System um zu den Tefrodern. Hier versucht der Widerstand gegen Vetris-Molaud ein Attentat vorzubereiten, mehr oder minder williger Attentäter ist der Tomopath Schechter. Schön werden hier Details der tefrodischen Gesellschaft geschildert, aufgrund der Platzbeschränkung bleibt es leider oberflächlich. [An solchen Stellen fehlen die Planetenromane, in denen gerade solche Themen, die in der EA zwangsläufig zu kurz kommen müssen, in der Vergangenheit teilweise herausragend aufbereitet wurden.] Die Idee mit der Simulation des Attentats durch die Messinghaube ist zwar etwas sehr "Enterprise-Holodeck", passt aber in den weiteren Verlauf gut hinein. Man merkt auch, daß frühere, scheinbar nebensächliche Handlungsstränge, für die Geschichte unentbehrlich waren, was mir persönlich sehr gut gefallen hat.

Donnerstag, 16. Januar 2014

Perry Rhodan 2724 - Wim Vandemaan : Zeitzeuge der Zukunft


Wim Vandemaan : Zeitzeuge der Zukunft
Perry Rhodan 2724, 31.10.2013
Originalausgabe
Titelbild : Dirk Schulz


In einem Gerichtsverfahren, das einer Farce gleicht, verurteilt der Atope Matan Addaru Dannoer Perry und Bostich zu 500 Jahren Gefängnis. Während der "Untersuchungshaft" erhält Perry erste Ideen zu den eigentlichen Motiven der Atopen.
Details

Eigentlich ein nicht weiter bemerkenswerter Roman, der die Handlung massiv nach vorne treibt und neue Höhepunkte vorbereitet. Es plätschert alles so vor sich hin - und langweilt in keinster Weise. Und das ist das Bemerkenswerte dieses Expokraten-Romans, er ist schon ein Pageturner, ohne den Kollegen "etwas wegzunehmen". Man merkt so ein bißchen, daß hier ein Expokrat Leitlinien für die folgenden Romane auslegt, früher hätte Scheer sich solche Romane vorbehalten. Macht auf jeden Fall neugierig auf die Folgeromane.

Mittwoch, 15. Januar 2014

Perry Rhodan 2723 - Michael Marcus Thurner : Nur 62 Stunden


Michael Marcus Thurner : Nur 62 Stunden
Perry Rhodan 2723, 25.10.2013
Originalausgabe
Titelbild : Alfred Kelsner


Zusammen mit dem TLD sucht Gucky den entführten Bostich. Zwar kann er Toia Zindher gefangennehmen, doch Bostich finden sie nicht. Auch aus diesem Grund stellt sich Perry Rhodan dem Atopischen Tribunal, nachdem diese Forderung der Entführer erfüllt ist, entlassen sie Bostich ebenfalls in die Obhut der Atopen und flüchten nach Neu-Tefrod.
Details

Da isser wieder ! Unser Mann im All, der Sofortumschalter. Der Captain, der sich von der Teilnahme an gefährlichen Aktionen noch nie abhalten liess. Und so begibt sich Perry ganz bewusst, willentlich und auch ohne die Erpressung der tefrodischen Mutanten schon dazu entschlossen, in die Gewalt der Atopen, um sie auszuspionieren und endlich aufzuklären, was hier eigentlich abgeht. Das entspricht nicht dem gesellschaftlichen Konsens des Deutschland von 2013, mein Prä-Jahrtausend-Herz jubelte aber ob dieser individuell unklugen Entscheidung. Man merkt vielleicht, daß ich diesen Twist hier für sehr gelungen halte.

Aber der Roman hatte für mich persönlich noch eine andere Überraschung parat : MMT kann Gucky. Und ich dachte immer, das wäre eine Domäne von Leo Lukas, der – so sehr ich den Überallzugleichtöter auch geliebt habe – bisher der einzige war, der die depressive Einsamkeit des letzten Ilt für mich darstellen konnte. Wobei sich dies auf die Hefte seit 2500 beschränkt und mein persönlicher, absolut individueller und in keinster Weise objektivierbarer Eindruck war. Aber MMT kann das auch, einmal mehr ein Markenzeichen für die Qualität zeitgenössischer PR-Autoren. Aber zu Gucky sage ich noch extra etwas hier im Blog. Und zu den PR-Autoren ebenfalls.

Dienstag, 14. Januar 2014

Perry Rhodan 2722 - Michael Marcus Thurner : Altin Magara


Michael Marcus Thurner : Altin Magara
Perry Rhodan 2722, 18.10.2013
Originalausgabe
Titelbild : Swen Papenbrock


Bostich erhält Asyl auf Terra. Zusammen mit Ronald Tekener als seinem Leibwächter versteckt er sich vor dem Atopischen Tribunal und den Onryonen. Von dem tefrodischem Mutantenkorps aufgespürt wird Bostich entführt und Tekener getötet.
Details

Der Vorteil, wenn man die Romane so wie ich erst Wochen nach ihrem Erscheinen liest, ist, daß man genug Zeit hatte, sich eine eigene Meinung zu bilden, ohne die der anderen PR-Fans zu vernachlässigen. Das ist insbesondere bei diesem Roman der Fall, in dem Tekener stirbt.

Hier wurden massive Beschwerden laut, die teilweise bis ans Unverschämte grenzten. Denn Tekener war vielen Altlesern ans Herz gewachsen. Er war gerade in den ersten 200 Heften von "Atlan" einer der Haupt-Sympathieträger, sein Wechsel in Heft 680 zur EA wurde damals von vielen Lesern begrüsst. Mit den Jahren erwuchs ihm eine relativ große Fangemeinde unter den Lesern.

Doch die Figur des Tekener ist für die PR-Autoren nicht unproblematisch, auch und gerade von ihrer Anlage her. Denn "der Captain geht nicht auf gefährliche Agentenmissionen, er schickt stattdessen seinen besten Mann". Und so wurde Tekener nach dem Vorbild der Atlan-Figur modelliert und übernahm in der PR-Schwesterserie sozusagen auch dessen Part. Beide Figuren zusammen in der EA zu führen und sie trotzdem voneinander abzugrenzen war für die Autoren noch nie so ganz einfach, meistens hat es nicht wirklich funktioniert.

Michael Marcus Thurner hat ihm einen würdigen Abgang verschafft. Mitten im Geschehen stirbt Tekener en passant, nicht als kitschiger Heroe, sondern als Profi, der bei einer Aufgabe sein Bestes gibt, doch aufgrund der Umstände und seiner humanistischen Gesinnung wegen von einem würdigem Gegner besiegt wird. Kein Kitsch, kein Pathos, keine Heldenfanfaren, nur Blut, Dreck und Schmerz. Das passt.

Mir hat dieser Roman aus mehreren Gründen gefallen. Einmal der würdige Tod Tekeners, eine Szene, die die Gefahr, in der PR und seine Freunde stecken, einmal mehr deutlichst darstellt. Natürlich hätte das vermieden werden können, hätte Bostich nicht so scheinbar irrational gehandelt. Aber auch an den Aktionen des Imperators wurde deutlich, wie stark die Atopen in das Leben der Galaxis eingegriffen hatten. Und auch die Szenerie hat mir ausnehmend gut gefallen, eine (im wahrsten Sinne des Wortes) phantastische Darstellung der Zukunft. Und, last but not least, die Darstellung des tefrodischen Mutantenkorps. Profis ebenso wie die SolAb vor Hunderten von Heften hatte ich eigentlich nie Zweifel, daß sie Bostich und Tekener erwischen. Faszinierende Figuren, die vier, bedauerlich (aber bei den Gegenspielern auch realistisch), daß sie in diesem Heft auf drei, im nächsten auf zwei reduziert wurden.

Montag, 13. Januar 2014

Stefan Burban : Im Angesicht der Niederlage



Stefan Burban : Im Angesicht der Niederlage
Ruul-Konflikt 6
Atlantis 2013
Originalausgabe
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 280 Seiten, 14,90 €
Titelbild : Allan J. Stark
auch als Paperback (13,90 €) und eBook (8,99 €) erhältlich


Der Krieg eskaliert.

Die Ruul drängen an allen Fronten gegen die Verteidigungslinien der Koalition und man ist nur mit Mühe in der Lage, die Stellungen zu halten. Aufgrund der hohen Verluste an Personal und Material sind Menschen und Til-Nara gleichermaßen händeringend auf der Suche nach neuen Verbündeten.

Zu diesem Zweck laden sie die Delegationen mehrerer anderer Völker zu einer Konferenz ins MacAllister-System ein, um über ein gemeinsames Vorgehen gegen die Ruul zu beraten.

Doch diese wissen über die Tagung und deren Ziel längst Bescheid und schmieden ihre eigenen dunklen Pläne.

Und noch während die Konferenz tagt, holen die Ruul zu einem vernichtenden Schlag aus ...
Klappentext

Wie der Vorgängerband eine nette Mischung aus Military SF und Geheimdienst-Szenarios. Stärker noch als bisher treten die politischen und ökonomischen Aspekte in den Vordergrund. Die Motivation und die gänzlich andere Gesellschaft der Ruul wird deutlich, es bleibt abzuwarten, inwieweit Stefan Burban diese Idee noch ausbaut.

Ich hatte ja schon früher angesprochen, daß die Unterschiede zwischem den Ruul-Konflikt und dem Drizil-Zyklus doch erheblich sind. Im Drizil-Zyklus ist das terranische Hoheitsgebiet bereits zu Beginn fast vollständig unter der Kontrolle der Invasoren, dies erinnert eher an "Eine Reise alter Helden". Im Ruul-Konflikt stehen die Invasoren einem organisatorisch menschlichen und mehreren angeschlagenen, aber im Wesentlichen noch intakten außerirdischen Gemeinschaften gegenüber. Bei den Ruul ist die technologische Kapazität halbwegs ausgeglichen, während bei "Der letzten Bastion" die Drizil terranischen Schiffen deutlichst überlegen sind. Auch konzentrieren sich die Ruul-Romane auf Agentenstories, während es bei den Drizil (soweit man das von dem ersten Roman schließen kann) hauptsächlich um den Militärapparat zu gehen scheint. Von daher ist es für den MilSF-Fan kein Problem, beide Romanzyklen parallel zu lesen.

Sonntag, 12. Januar 2014

Stefan Burban : Bedrohlicher Pakt


Stefan Burban : Bedrohlicher Pakt
Ruul-Konflikt 5
Atlantis 2013
Originalausgabe
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 280 Seiten, 14,90 €
Titelbild : Allan J. Stark
auch als Paperback und eBook verfügbar


Sturmwolken des Krieges ziehen erneut am Horizont auf. In dieser Zeit des Umbruchs reist Captain Jonathan Clarke vom MAD auf die Frontwelt Starlight, um den untergetauchten Verbrecher Aaron Leech ausfindig zu machen. Was zunächst wie ein einfacher Routineauftrag aussieht, entpuppt sich schnell als gefährliches Wettrennen, denn plötzlich zeigen auch die Ruul reges Interesse an dem Flüchtigen. Und der Preis des Wettrennens ist das gesamte Starlight-System ...
Klappentext

Eine nette Mischung aus Agenten-SF à la James Bond und klassisch-typischer MilSF mit Raumschlachten und ähnlichem. Stefan Burban gelingt es hier, die Bedrohung durch die Ruul an den Reaktionen von Politikern zu schildern, die für eine Welt verantwortlich sind. Man erkennt auch deutlich, daß es hier bei den verschiedensten Reaktionen verantwortungsbewusster Menschen, seien es nun heroische Verteidiger des terranischen Imperiums oder fiese Kollaborateure, nicht wirklich ein einfaches Schwarz/Weiß gibt, daß es durchaus unterschiedliche, ethisch gleichberechtigte Reaktionen auf eine Bedrohung wie die durch die Ruul geben kann. Als realistisch überlebensfähig und ideal wird der Widerstand gegen derartige Bedrohungen dargestellt - und das deckt sich ja auch deutlich mit der historischen und aktuellen Realität des tatsächlichen Lebens. Von daher ein durchaus lesenswerter Roman, auch wenn man sich fragt, wann sich der Konflikt denn endlich weiterentwickelt. [Morgen, "Im Angesicht der Niederlage" :-)]

Samstag, 11. Januar 2014

Martin Kay : Kampf um Thardos



Martin Kay : Kampf um Thardos
Atlantis 2013
Originalausgabe
Titelbild : Emmanuel Henné
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 340 Seiten, 16,90 €
auch als Paperback und eBook erhältlich


Der Planet Thardos wird von einer fremden Macht überfallen. Nur mit Not gelingt es, einen Hilferuf in die Weiten des Alls zu entsenden. Doch das Signal benötigt fünfhundert Jahre, ehe es einen Außenposten der terranischen Kolonien erreicht. Als eine Flotte terranischer Schiffe das Ziel erreicht, müssen die Retter erkennen, dass sie nicht die Einzigen sind, die dem Notruf nachgingen. Der Planet hat sich in einen Hexenkessel verwandelt, in dem ein Konflikt um ein mysteriöses Element tobt.

Lieutenant Lance Calhern, gerade erst zum Sonderkommando PRIME versetzt, findet sich mitten in den Unruhen dreier verfeindeter Alien-Rassen auf einer fremden Welt wieder. Seine Mission: die Rätsel um das verschwundene Volk der Ureinwohner des Planeten und um das heimische Element Reamadin zu lösen. Dabei ahnt er nicht, dass er selbst ein Geheimnis in sich trägt, das den Kampf um Thardos nach langer Zeit entscheiden kann.
Klappentext

Der letzte Twist ist Mist. Da hat sich Martin Kay von seiner Thriller-Begeisterung hinreißen lassen. Das ist aber auch das Einzige, das ich an diesem Buch auszusetzen habe. Nachdem die Menschen jahrelang nach Außerirdischen gesucht haben, finden sie nicht nur eine, sondern vier außerirdische Rassen. Drei davon bekämpfen die vierte Rasse, die ein sich selbst reproduzierendes Element gefunden haben. Gießt man es einmal in eine Form, stellt es diese Form auch nach totaler Zerstörung wieder her. Das sind natürlich alle ziemlich scharf drauf ...

Soweit die Ausgangslage, von der aus Martin Kay einen überaus hervorragenden Roman entwickelt. Die Rassen sind teilweise zwar sehr menschenähnlich, agieren auch fast menschlich, doch das tut dem Sense of Wonder, den dieser Roman auf jeder Seite verströmt, keinen Abbruch. Vordergründig einfache Military SF, ist "Kampf um Thardos" eher eine legitime Fortsetzung der klassischen Enterprise-Serie, "to boldly go where no man has gone before". Und das Unerwartete, die Exotik, ist auch das, was den geneigten Leser diesen Roman nicht aus den Händen legen lässt. Dabei schafft Martin Kay es, auf primitive Schwarz/Weiß-Malerei komplett zu verzichten, niemand ist "böse", der Interessenskonflikt um das Reamadin ist eben genau das, was der Name sagt : Ein Gegensatz gleicher bzw. unterschiedlicher Interessen, den jeder für seine Rasse optimal gelöst sehen möchte.

Die Exotik wird auch durch einzelne rassenspezifische Gimmicks und Gadgets forciert. So besteht eine Rasse aus Pflanzenwesen, die den Terranern, die auf die Möglichkeiten einer solchen Lebensform nicht vorbereitet sind, gehörig einheizen. Eine weitere Rasse hat ein fünfdimensionales Teleportationsfeld entwickelt - das allerdings erst einmal eine Kartierung braucht, um zu funktionieren. Und gegen Ende reisst Martin Kay auch eine Utopie im Stile Thomas Morus an, denn was passiert, wenn es keine Abnutzung mehr gibt ? Richtig, Arbeit wird ziemlich überflüssig. Und so durchzieht der Sense of Wonder das gesamte Buch, man ist immer wieder gespannt, was als nächstes passiert, welches Faszinosum der Autor auf den Folgeseiten präsentiert.

Dabei bleibt das Buch spannend, Martin Kay gelingt es, MilSF, Thriller und Star Trek-SF miteinander zu kombinieren. Das macht (mir) Spaß, ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Von mir eine unbedingte Leseempfehlung, ich werde es auch für den DSFP nominieren.

Freitag, 10. Januar 2014

Martin Kay : Kalte Spuren



Martin Kay : Kalte Spuren
Atlantis 2012
Originalausgabe
Titelbild : Mark Freier
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 408 Seiten, 19,90 €
auch als Paperback erhältlich


Ein ganzes Leben kann an einem einzigen Tag völlig umgekrempelt werden, ein Weltbild aus den Fugen geraten. Diese Erfahrung muss auch Eileen Hannigan machen. Ihre Karriere als Agentin von Homeland Security endet abrupt, als ihr Partner getötet wird und Eileen sich auf der Liste amerikanischer Staatsfeinde an erster Stelle sieht. Sämtliche Bundesbehörden der Vereinigten Staaten eröffnen die Jagd auf sie. Ihr einziger Verbündeter scheint ein mysteriöser General zu sein, der behauptet, Eileen wäre vor Jahren Teilnehmerin an einem streng geheimen militärischen Experiment gewesen. Die Sache hat einen Haken: Eileen kann sich nicht daran erinnern.

Eine geheime Organisation. Undurchsichtige Geldgeber. Widersprüchliche Ziele. Ein Netz aus Intrigen und uralten Rätseln. Geheimnisse der Vergangenheit.

Eileen Hannigan steht nahezu allein auf weiter Flur, als sie versucht mehr über die Drahtzieher der Organisation und ihrem Erzfeind, dem Syndikat Gaia's Dawn, herauszufinden. Eine Handvoll gefälschter Ausweise, eine unerschöpfliche Kreditkarte und die Assistentin des Generals, Gwendolyn Stylez, sind die einzigen Mittel mit denen sie sich gegen den Rest der Welt behaupten muss.
Klappentext

Also wer Verwirrspiele, heutzutage "Thriller" genannt, mag, ist hier genau richtig. Nix ist so, wie es scheint und über allem liegt ein mysteriöses Geheimnis. Martin Kay schlägt in diesem Roman mehr Haken, als ein Fuchs bei der Flucht vor den Jägern. Wer also eine straightforward erzählte Geschichte sucht, ist hier absolut falsch, hier muß man auch als Leser derart um die Ecke denken, daß sich einem die Gehirnwindungen verknoten. Wer Derartiges mag, ist mit "Kalte Spuren" hervorragend bedient.

Donnerstag, 9. Januar 2014

TERRA SF 269 - Clifford D. Simak : Der Mond-Prospektor


Clifford D. Simak : Der Mond-Prospektor (The Trouble with Tycho)
Terra SF 269, 25.01.1963
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1961
Aus dem Amerikanischem von Heinz Zwack
Titelbild : Karl Stephan


Jahre bevor Arthur C. Clarke einen myteriösen Monolithen im Mondkrater Tycho verortete, hat Clifford D. Simak dort bereits seine exoterrestrische Lebensform angesiedelt. Im Gegensatz zu Clarke bleiben Simaks Protagonisten allerdings mehr als irdisch. Stark den Pulp-Magazinen verhaftet erzählt Simak die Geschichte von Chris Jackson auf der Suche nach dem großem Fund auf dem Mond. Und bringt (natürlich?) auch eine weibliche Schatzsucherin mit hinein, so daß die herrlich schmalzige Liebesgeschichte sich entfalten kann. Eine ziemlich dünne Story ? Stimmt, trotzdem ist der Roman heute noch lesbar, tatsächlich hat er wenig von seinem Charme verloren. Dies liegt an den vielen Details, die Simak in die Geschichte integriert hat. Etwa das "Waschen" eine Raumanzugs durch das Vakuum, die finanzielle Versorgung von Chris Jackson durch die Honoratioren seines Heimatdorfes undsoweiter undsofort. Diese Details geben dem Roman einen unverwechselbaren Stil, ein typischer Simak eben.

Dies ist übrigens die einzige deutsche Ausgabe der Geschichte, Nachdrucke als Taschenbuch oder in Samplern existieren nicht. Ich sollte wohl mal eine Aufstellung aller Romane machen, die genau und nur als Heftroman erschienen sind.

Mittwoch, 8. Januar 2014

TERRA SF 266 - W. W. Shols : Der große Zeitsprung


W. W. Shols : Der große Zeitsprung
Der prokaskische Krieg 2
Terra SF 266, 11.01.1963
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1959
Titelbild : Johnny Bruck


Das GEHIRN, das an der Spitze der terranischen Regierung steht, hat Perry Barnett selbst den Auftrag erteilt: Mit dem Raumschiff CORA und zwei PROKAS an Bord den Sitz der prokaskischen Regierung anzusteuern und einen Vorschlag zur Beendigung des seit Jahrhunderten tobenden galaktischen Krieges zu unterbreiten.

Aber das Unternehmen mißglückt. Durch unbekannte Kräfte wird die CORA zur Landung auf einem Planeten, der außerhalb des galaktischen Systems liegt, gezwungen. Die Etaner, intelligenzmäßig Menschen und Prokas weit unterlegen, besitzen die unvorstellbare biologische Fähigkeit, in eine andere Zeit zu wechseln, sooft sie es wollen. Es ist eine Welt, wie sie sich die Bewohner der heimischen Milchstraße, ob Prokas oder Menschen, überhaupt nicht vorstellen können.

Ein Besatzungsmitglied nach dem anderen verschwindet vor den Augen seiner Freunde - Perry Barnett steht dem unheimlichen Geschehen fast allein gegenüber. Wird auch er den großen Zeitsprung tun müssen? Wird man auch ihn sezieren und in vervielfältigter Form wiederherstellen, wie es schon mit seinen Freunden geschah? Oder hat er noch eine Chance, mit dem Rest seiner Mannschaft und seinem Raumschiff CORA zur Erde zurückzukehren?
Klappentext des DÖRNER-Leihbuchs

Sehr modern für 1959, kein Wunder, daß Shols Anfang der 60er so bekannt war. Es gelingt ihm auch in diesem Roman das Wechseln zwischen verschiedenen Zeitebenen für den Leser transparent und in sich konsistent darzustellen. Dabei ist der Roman auch überraschend innovativ, viele einzelne kreative Ideen verbinden sich zu einem großem Ganzen. Zwar in der Darstellung der Charaktere etwas altbacken, aber trotzdem meines Erachtens auch heute noch lesenswert.

Auch hier ein Wort zu den Veröffentlichungen : Die Geschichten erschienen Anfang der 60er als Leihbuch und in gekürzter Version bei UTOPIA und TERRA. Der obige Roman ist Band 2 der Serie, nicht Band 1, wie der Cover-Aufdruck suggeriert. Band 1 erschien bei UTOPIA, was man bei TERRA offenbar ignorierte. Vierzig Jahre später, 2000 und 2001, brachte der Mohlberg-Verlag den gesamten Zyklus in zwei Paperbacks als 001 und 003 seiner Serie "Utopische Welten" heraus. Eine sehr empfehlenswerte Ausgabe, Fans klassischer deutscher Vor- und Nachkriegs-SF kommen - wie man an diesem Beispiel wieder einmal sieht - um den Mohlberg-Verlag nicht vorbei.

Dienstag, 7. Januar 2014

TERRA SF 265 - A. E. van Vogt : Das andere Gesicht


Alfred Elton van Vogt : Das andere Gesicht (The Mind Cage)
Terra SF 265, 04.01.1963
gekürzter Nachdruck des Leihbuchs von 1959
Aus dem Amerikanischem von Jesco von Puttkamer
Titelbild : Johnny Bruck


Wade Trask, der große Wissenschaftler, hat Geheimnisse der Natur entdeckt, die die Weltanschauung des Jahres 2140 n. Chr. völlig umwerfen. Die Gruppenidee, vom Diktator und Weltbeherrscher aufgestellt, hat sich nach seinen Experimenten als unmöglich erwiesen. Doch man glaubt ihm nicht. Zu stark unterscheidet sich seine Theorie von der angewandten Praxis dieser Zeit - zu revolutionär sind seine Ideen. Er wird aufrührerischer Umtriebe für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Doch hat man nicht gewußt, wie weit Trask mit seinen Experimenten inzwischen vorgeschritten ist. Was nutzt ein Todesurteil gegen einen Mann, der seinen Geist in den Körper eines anderen übertragen kann? Nur David Marin kommt allmählich hinter die Gedanken des Wissenschaftlers. Doch da scheint es bereits zu spät, da hat Trask bereits Marin aus Trask und Trask aus Marin gemacht. Marin steckt mit seinem Geist, seinen Erinnerungen im Körper von Wade Trask und umgekehrt. Kann David in sein eigenes Ich zurückfinden?
Klappentext des DÖRNER-Leihbuchs

Eine sehr chaotische Geschichte, in der van Vogt seine Leidenschaft für Körpertausch-Stories bis zum vollkommenen Unverständnis des Lesers auslebt. Obwohl andere Autoren dieses Thema auch behandelten ("I will fear no evil" von Heinlein beispielsweise) war A.E. van Vogt der unbestrittene Meister dieser Thematik. Allerdings sind seine späteren Romane besser ausgeführt, diesem hier fehlt vollkommen die Logik hinter dem Bäumchen-wechsel-dich-Spielchen.

Interessant ist die Veröffentlichungshistorie in Deutschland. "The Mind Cage" wurde erstmalig in der Übersetzung von Jesco von Puttkamer 1959 als Leihbuch veröffentlicht, 1963 in gekürzter Form als TERRA 265. Im selben Jahr wurde er als "Die Denkmaschine" in der Übersetzung von Tony Westermayr bei Goldmann veröffentlicht, als Z42 und als Taschenbuch. Erstmalig wieder ungekürzt wurde dieser Roman dann erst 1985 bei Bastei im van Vogt-Sampler (SF Special 24077) in der Übersetzung von Bernd Müller. Warum dieser Schmarrn so oft wiederaufgelegt wurde, während andere, deutlich bessere Romane nach ihrer Veröffentlichung bei TERRA in der Versenkung verschwanden, bleibt mir verborgen.

Montag, 6. Januar 2014

TERRA SF 264 - Hans Kneifel : Die Gilde der Mutanten



Hans Kneifel : Die Gilde der Mutanten
Terra SF 264, 28.12.1962
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck


Statt eines Klappenetxtes hier den Scan der LKS dieses TERRA-Hefts, in der Kneifel selbst einiges zum Roman sagt :

LKS TERRA 264

Der Roman wendet sich energisch gegen die Rassendiskriminierung, die damals, Anfang der 60er, noch in keinster Weise überwunden war. Ausgangspunkt ist die Mutation von Raumfahrern durch kosmische Strahlung, so daß eine eigene Kaste von Mutanten entsteht, gegen die sich der Rest der Welt energisch abschottet. Kneifel zeigt in seinem Roman die inhumane und heuchlerische Gesinnung der Abschottungsparteien auf und lässt die Mutanten zu Rettern der Welt gegen (hirnlose) Außerirdische, die Kolonien überfallen und alles Leben dort auslöschen, werden.

Interessant ist, daß Kneifel den Roman mit vielen indischen Elementen angereichert hat, meiner Meinung nach um dem Kastengedanken mehr Gewicht zu verleihen. Und ich finde die Widmung am Ende ebenfalls sehr interessant :

Dieser Roman wurde nach einer Idee von Günter M. Schelwokat geschrieben.

Wie auch die Einleitungs-LKS zeigt, hat Schelwokat massiven Einfluss auf die Autoren gehabt und Kneifel gerade am Anfang sehr stark unter seine Fittiche genommen. Es wäre interessant, diesen Einfluß in den 60ern bei TERRA mit dem Einfluß des Perry-Rhodan-Redakteurs des neuen Jahrtausends zu vergleichen. Denn hier wie da scheint es mir, oftmals außerhalb der offiziellen Seriengeschichte, gewisse Key Player zu geben, deren Beitrag zu den Serien stark unterschätzt wird.

Sonntag, 5. Januar 2014

Sharon Lee / Steve Miller : I Dare



Sharon Lee / Steve Miller : Showdown für Clan Korval (I Dare, Teil 1)
Sharon Lee / Steve Miller : Korvals Nemesis (I Dare, Teil 2 + Moon on the Hills)
Atlantis-Verlag, Allgemeine Reihe
Deutsche Erstausgaben 2012/2013
Originalausgaben 2002
Paperbacks, ca. 250 Seiten, 12,90 €
Titelbilder : Timo Kümmel
Übersetzung : Dirk van den Boom


Die Abteilung für Innere Angelegenheiten treibt ihre Verschwörung zur Übernahme der Macht auf Liad weiter voran. Doch Clan Korval zu vernichten, ist keine leichte Aufgabe - vor allem nicht, wenn Val Con und Miri Robertson sich beharrlich weigern, den Intrigen und Attentaten ihrer Feinde zum Opfer zu fallen. Selbst allein und verzweifelt handelnde Clanangehörige beginnen, Vorbereitungen für den Schlag gegen die Abteilung zu treffen. Der Showdown für Clan Korval rückt immer näher.
Klappentext "Showdown für Clan Corval"
Der Kampf um die Herrschaft über Liad tritt in die entscheidende Phase. Anstatt sich von der Abteilung für Innere Angelegenheiten die Ereignisse diktieren zu lassen, hat Clan Korval die Initiative ergriffen – und nicht nur der Clan, sondern auch manche, mit deren Eingreifen man niemals gerechnet hätte. Dennoch steht das Schicksal Liads auf Messers Schneide, und es ist gut möglich, dass ein Sieg über die Abteilung gleichzeitig eine Niederlage für Clan Korval werden könnte …
Klappentext "Korvals Nemesis"

Und mit einem fulminanten Action-Feuerwerk bringt das Autoren-Ehepaar die Geschichte von Clan Korval zu einem vorläufigem Ende. Nicht ganz so atemberaubend wie in "Agent of Change", aber unheimlich spannend und stärker auf politische Aktionen fixiert. Auch in diesem Roman wird das Liaden-Universum noch erweitert, man erfährt Genaueres über die Yxtrang, einige kleine Hinweise auf die Historie der Liaden und es wird deutlich, daß die Psi-Fähigkeiten der Dramliza alles andere als einfach verständlich und naturwissenschaftlich erklärbar sind. Der Fokus geht auch deutlich weg von den beiden Paaren Val Con / Miri und Shan / Priscilla, es werden einige weitere Clan-Mitglieder eingeführt und - ganz im Gegensatz zu einem gewissem Fantasy-Telefonbuch - auch plastisch und tiefergehend charakterisiert. Wenn auch die Geschichte hier deutlich detaillierter als in den Vorgängern erzählt wird, so bleibt es doch spannend, man kann das Buch nicht so einfach zur Seite legen.

Mein Fazit nach den ersten fünf Liaden-Bänden : Unbedingte Leseempfehlung, die Geschichte lohnt sich.

Ein Wort zur Aufteilung der Geschichte in zwei Bände : Das ist ok. Wir, die wir SF lesen, sind ja mit diesen Aufteilungen der deutschen Ausgaben nicht verwöhnt, oftmals werden sie - gerade von den großen Verlagen - aus reiner Abzocke so herausgegeben. In diesem Fall ist die Trennung aber in Ordnung, es sind jeweils so roundabout meiner Schätzung nach etwa 300-400 Taschenbuchseiten einer normalen Heyne-Ausgabe. Die Aufteilung auf zwei Bände macht die Atlantis-Ausgaben daher handlicher, als wenn man das Ganze in einem Ziegelstein verlegt hätte. Die Bonus-Story "Moon on the Hills", die die Ankunft von Korval auf Surebleak schildert, rundet die Ausgabe wunderbar ab. Ich bin jetzt einmal gespannt, welchen Teil der Liaden-Zyklen Atlantis als nächstes herausbringt.

Samstag, 4. Januar 2014

Dirk van den Boom : Tentakelblut



Dirk van den Boom : Tentakelblut
Tentakel 05
Atlantis 2013
Titelbild : Allan J. Stark
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 240 Seiten, 14,90 €
auch als Paperback und eBook erhältlich


Gibt es wirklich kein Mittel gegen die grausamen Tentakel-Eroberer? Auf der Erde bricht die staatliche Ordnung langsam zusammen und die von den Menschen kontrollierten Gebiete schrumpfen. Einige planen die Flucht, andere müssen sich in Gefangenschaft und Exil behaupten. Nur das Heimatsystem der Allianz scheint gegen jeden Angriff geschützt, ein sicherer Hafen für Flüchtlinge aus der ganzen Galaxis, oft die letzten Überlebenden ganzer Zivilisationen. Doch was ist, wenn auch diese letzte Bastion zu fallen droht? Und was passiert, wenn die Bedrohung durch die Tentakel durch eine viel größere in den Schatten gestellt wird?
Klappentext

Sehr positiv aufgefallen ist mir bei diesem zweitem Band der neuen Tentakel-Trilogie der Sense of Wonder, den Dirk van den Boom hier zum Leser transportiert. Neben klassischen MilSF-Actionszenen zeigt er gerade in den Teilen, die in der Alien-Enklave spielen, eine fantastische Phantastik. Und weg von der einfachen Haudrauf-Geschichte gelingt es ihm mit diesem Band, das Tentakel-Universum viel größer und vielfältiger darzustellen, als man es bisher wahrgenommen hat. Auch die menschliche Gesellschaft auf der Erde wird stärker differenziert als bisher, insgesamt ist dieses Mittelstück einer Trilogie ein echter Höhepunkt der Tentakel-Romane. Ich bin einmal gespannt, wie der dritte Band wird, ob Dirk van den Boom dies noch toppen kann.

Eines sollte man allerdings nicht verschweigen : Die Tentakel-Romane sind Trash, purer Pulp. Dirk van den Boom sagte dazu im Lesezirkel auf SF-Fan :
Die Tentakel sind meine sündige Versuchung. Da darf ich Schwein sein. Und primitiv. Und niveaulos. Und laut. Es ist, gewollt, eine andere Art von Roman und Lektüre. Ich glaube sogar, dass ich die Tentakel immer noch zu anspruchsvoll schreibe.
Zitat DiBoo

Das ist natürlich stark übertrieben, trifft aber im Kern die Sache. Dirk van den Boom lässt hier sein Motto "Echte SF enthält Aliens, Raumschiffe und Sex !" sich selbst bestätigen, alle drei Teile sind in ausreichenden Portionen im Roman enthalten. Und weil es so schön ist bringt der Autor in dieser zweiten Tentakel-Trilogie reihenweise SF-Fan-Foristen um. Wer also im dritten Roman (oder in der dritten Trilogie) verewigt werden möchte, sollte Dirk van den Boom (Forumsnick "DiBoo") auf SF-Fan widersprechen, dann klappt's schon mit dem Sterben. :-)

Sharon Lee / Steve Miller : Flucht nach Lytaxin



Sharon Lee / Steve Miller : Flucht nach Lytaxin (Plan B)
Atlantis 2010
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1999
Paperback, 270 Seiten, 12,90 €
Übersetzung: Dirk van den Boom
Titelbild: Timo Kümmel


Auf der Flucht vor ihren Häschern suchen Miri Robertson und ihr Lebensgefährte Val Con Schutz und Hilfe bei Freunden auf der Randwelt Lytaxin. Doch die erhoffte Ruhepause ist kürzer als erwartet: Die kriegerischen Yxtrang haben sich Lytaxin als neues Ziel in ihrer Expansion ausgesucht, die Abteilung für Innere Angelegenheiten ist entschlossen, Clan Korval endgültig zu vernichten und so scheinen sich alle galaktischen Mächte gegen sie verschworen zu haben. Aus der Flucht nach Lytaxin wird ein verzweifelter Kampf ums Überleben...
Klappentext

Nahtlos geht die Geschichte von Val Con und Miri weiter. Und nach und nach wird das Liaden-Universum immer dichter, die Informationen sickern langsam und tröpfelnd zum Leser. Statt eines Infodumps stellt das Autorenehepaar viele kleine Infromationshäppchen bereit, so daß man sich langsam und gemächlich an die vielen verschiedenen "Fakten" gewöhnen kann.

Und diese wandelnden Schildkröten-Panzer, genannt Clutch Turtles, haben ja wirklich einen unglaublichen Charme. Man hat bei jedem Auftritt ins Riesengroße verwandelte TMNT vor Augen. Mir zumindestens ging es so. Das hat was, unbestritten. Insbesondere die gänzlich nicht-menschliche Ethik dieser Rasse finde ich besonders gelungen dargestellt.

Der Übersetzer hat gewechselt, der Stil des Romans ebenfalls. Dies liegt allerdings weniger an der Übersetzung, sondern an den 10 Jahren, die seit der Erstveröffentlichung von "Carpe Diem" ins Land gezogen sind. Die Übersetzung ansonsten ist ok, allerdings hätte ich mir ein etwas aufmerksameres Lektorat gewünscht. So hat die Söldnertruppe von Miri Robertson in den verschiedenen Übersetzungen insgesamt drei verschiedene Namen und das stört schon. Ansonsten ist der Wechsel des Übersetzers ohne große Brüche vor sich gegangen, auch wenn nach meinem Eindruck (ich kenne die Originale nicht) Dirk van den Boom deutlich weniger flachsig übersetzt hat als Ingrid Müller-Nytko.

Sehr positiv aufgefallen ist mir allerdings das Buchformat. Ein Paperback, wie Heyne es seit langem rausbringt. Allerdings nicht gesetzt für Sehbehinderte, sondern in einem relativ kleinem Satz. Als Taschenbuch wären das meiner Schätzung nach so 600-700 Seiten, so daß man das Preis-Leistungs-Verhältnis, das hier deutlichst günstiger als bei Heyne oder Bastei ist, deutlich herausstellen muß. Der einzige Wehmutstropfen dabei ist, daß die Liaden-Romane (bisher ?) noch nicht als Hardcover und noch nicht als einheitliche Gesamtausgabe bei Atlantis herausgekommen sind. Aber was nicht ist, das kann ja noch werden. Insbesondere, als die Atlantis-Ausgaben ja offenbar einen derartigen Erfolg hatten, daß "Flucht nach Lytaxin" bereits in zweiter Auflage mit neuem Cover herausgegeben wird.

Freitag, 3. Januar 2014

Köln

Beruflich bin ich stark mit Köln verbunden. Der Hauptsitz unserer Unternehmensberatung befindet sich dort. Und Junior ebenso wie die Beste Ehefrau von allen schwärmen immer noch vom Sommerfest vor drei Jahren. Das führte dann dazu, daß ich, nachdem ich auf der Startseite von Atlantis einen Blogeintrag zum Video "Die vom Krieg verschont gebliebene Stadt Köln" sah, mir sofort das zugehörige Alternativwelt-Video angesehen habe. Sehr sehenswert, finde ich.


Und in den Vorschlägen auf Youtube bin ich dann noch auf zwei weitere sehenswerte Dokumentationen bzw. Dokumentationstrailer gestoßen. In "Karrneval bei Hitler" wird die Rolle der Karnevalsvereine und des Karnevals im Faschismus beleuchtet. In dem 10-Minuten-Trailer zur Doku "Köln im Dritten Reich" kommen Augenzeugen zu Wort, die die Zeit damals in Köln und ihre Rolle darin recht offen darstellen. Kann ich beides nur empfehlen.

Karrneval bei Hitler, Teil 1/3

Köln im "Dritten Reich"

Uwe Post : SchrottT



Uwe Post : SchrottT
Atlantis 2013
Originalausgabe
Titelbild: Ines Korth
Hardcover, ca. 230 Seiten, 14,90 €
Paperback 13,90 € / eBook 8,99 €


2022

Die Bundesregierung versteigert in allen Bundesländern das Recht zur Ausübung der Polizeigewalt, vorgeblich um die Staatsfinanzen zu sanieren. In Baden-Württemberg sorgt fortan die sizilianische Mafia für Recht und Ordnung, in Thüringen der Vatikan samt Schweizergarde und in Nordrhein-Westfalen die Nigeria-Connection.

Durch diese Deutschland-Karikatur tourt Colin Free mit seiner Crap-Metal-Band »SchrottT«, gegängelt und verfolgt von privaten Sicherheitskräften, Medienvertretern und Zensur-Consultants, umgeben von Freunden, die ein falsches Spiel spielen, und hofiert von einem braunen Schergen, der aus dem Erfolg der Band politischen Profit schlagen will …
Klappentext

Dieser Roman ist gut, sehr gut. Beklemmend erzählt Uwe Post eine Entwicklung aus der Jetztzeit heraus, die viel zu nahe an der Realität dran sein könnte, als daß die scheinbare Komik wirken kann. Seine Extrapolationen sind ziemlich exakt und lassen dem Leser das Lachen im Halse steckenbleiben. Das ist alles nicht komisch, das ist zu nahe an der heutigen Bundesregierung und ihrer Ideologie, als daß ich mich darüber amüsieren könnte. Wenn auch die Ausgangssituation laut Klappentext witzig scheint, bin ich doch beim Lesen viel zu sehr betroffen gewesen, als daß mir die Geschichte Spaß gemacht hätte. Wer anspruchsvolle SF im Stile des Schockwellenreiters sucht, ist hier richtig, zartere und vor allem harmlosere Gemüter seinen jedoch vor "SchrottT" gewarnt.

Sharon Lee / Steve Miller : Gestrandet auf Vandar



Sharon Lee / Steve Miller : Gestrandet auf Vandar (Carpe Diem)
Liaden 03
Heyne SF 52209, 2007
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1989
Aus dem Amerikanischem von Ingrid Herrmann-Nytko
Titelbild : Dirk Schulz


In Tausenden von Jahren : Die Menschheit hat zahllose Planeten in der Galaxis besiedelt. Gigantische Handelsschiffe verbinden diese Planeten miteinander - Schiffe, die vom Volk der Liaden gesteuert werden, eine sagenumwobenen Händlergilde, die hinter der Kulissen das Schicksal der Menschheit zu beeinflussen scheint. Doch mit welchem Ziel ?

Dies sind die Abenteuer des Liad-Agenten Val Con und der Söldnerin Miri Robertson, die es auf eine Verbotene Welt verschlägt, wo sie sich unter primitiven Bedingungen zurechtfinden müssen. Und bald merken, daß sie auch dort nicht vor ihren Verfolgern sicher sind ...
Klappentext

Nach dem die ersten beiden Liaden-Bände vollständig voneinander unabhängig sind und in beliebiger Reihenfolge gelesen werden können, schliesst der dritte Band direkt an die Ereignisse aus Band 2 an und beginnt, die Handlungsstränge zusammenzuführen. Dabei gibt es eine relativ geringe Entwicklung in diesem Band, stattdessen wird das Liaden-Universum erweitert und die verschiedensten neuen Protagonisten dem Leser vorgestellt. Miri und Val stranden auf Vandar und können von dort wieder entkommen, das ist praktisch der gesamte Plot des Buchs. Der Pageturner-Effekt von "Gestrandet auf Vandar" ergibt sich auch weniger aus diesem Plot, als aus den Geschehnissen in der restlichen Galaxis, die langsam, aber unausweichlich auf einen Kulminationspunkt zulaufen. Gut, daß ich schon die restlichen Bücher aus dem Atlantis-Verlag habe, um die Geschichte weiterlesen zu können.

Ich weiss nicht, wer bei Heyne entschieden hat, diese Reihe nicht weiterzuführen. Aber es scheint ja momentan bei den großen Verlagen Mode zu sein, Bestseller frühzeitig an andere Unternehmen abzugeben. Man denke da nur an "Harry Dresden" (Knaur --> Feder&Schwert). Aus meiner persönlichen beruflichen Erfahrung heraus halte ich es für suboptimal, potentielle Bestseller-Autoren nicht weiter zu veröffentlichen. Aber - wie man auch an der Schreibweise sieht - ich bin ja schon etwas älter, ich bin sicher, die hinter dieser Entscheidung stehenden jungen dynamischen (internen und externen) Mitarbeiter der Publikumsverlage haben sich etwas dabei gedacht. Ob das allerdings so zielführend ist, wage ich doch massiv zu bezweifeln.

Donnerstag, 2. Januar 2014

Michael Haitel (Hrsg.) : BLACKBURN



Michael Haitel (Hrsg.) : BLACKBURN
AndroSF 33
p.machinery Murnau, August 2013
Originalausgabe
Taschenbuch, 56 Seiten, 5,90 €
ISBN 9783942533706
als eBook: in Vorbereitung
Titelbild : Lothar Bauer


Mogadischu, Somalia. Irgendwann 1993 fällt der Soldat Blackburn aus einem Black Hawk und wird verletzt. Der Hubschrauber stürzt ab, ein weiterer Black Hawk folgt. Soldaten sterben, werden verletzt, müssen sich gegen die Warlords und ihre Milizen, die nicht nur die Stadt, sondern auch das Land beherrschen, verteidigen. Die Verluste sind hoch, aber die Amerikaner lassen niemanden zurück.

Die beiden Söhne des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton befinden sich unter den gefallenen Soldaten. Clinton will Vergeltung.

Ende Oktober 1993 detonieren über Mogadischu zwei taktische Atombomben der Amerikaner und zerstören die Stadt. Vollständig.

Anfang November werden ganz Somalia, Djibuti, der Südosten Äthiopiens und der Nordosten Kenias mit taktischen Neutronenbomben bombardiert, bis kein Leben mehr existiert.

Die Amerikaner verlieren das Interesse an der Region.

Die Region ist ohne Leben.

In vier Geschichten schildern Matthias Falke, Merlin Thomas, Michael Weinberger und Urs Wolf, was danach geschieht.
Klappentext

Nach dem Riesenerfolg der durch David Bowie inspirierten SF-Anthologie "Hinterland" fühlte sich Michael Haitel, seines Zeichens Eigentümer des p.machinery-Verlages und Herausgeber der SFCD-SF-Reihe "AndroSF", selber inspiriert, solche Themenanthologien zu veröffentlichen. Nach dem Wegfall der Wurdack-Antologien und der reduzierten Ausgabepolitik von Begedia ist dies um so verdienstvoller. Und gleich bei der ersten Antholgie, die ich las, haben wir einen Volltreffer zu verzeichnen. Aber der Reihe nach.

"Blackburn" basiert auf dem Film "Black Hawk Down", der in einer Alternativwelt gänzlich anders abgelaufen ist, als wir ihn aus den Kinos kennen. Der von Michael Haitel verfasste Klappentext "Was davor geschah" fasst dies kurz, knapp, präzise und spannend zusammen. Es folgen dann die Stories :
Urs Wolf : Homo radians
Matthias Falke : Die Mörserstellung
Michael Weinberger : Anomalie
Merlin Thomas : Operation Heal
Die ersten drei Stories sind ziemlich belanglos, seltsamerweise schafft nicht einmal Matthias Falke, das Thema innovativ und interessant zu gestalten. Hier merkt man, daß Michael Haitel als Anthologiegestalter noch lange nicht die Klasse des Teams Jänchen/Rößler geschweige denn Mommert/Kraus hat. Das inhaltliche Lektorat ist hier suboptimal. Noch, denn ich bin sicher, p.machinery wird sich steigern.

Die letzte Story entschädigt allerdings für Vieles. Merlin Thomas erzählt die Geschichte der "Operation Heal", einer nach Außen altruistischen Wiederaufbauaktion der Amerikaner. Zynisch, aber präzise schildert der Autor die Abfolge dieser Aktion, er benutzt dabei die Brunnersche Technik der Collage aus Zeitungsartikeln, Aufzeichnungen von Sicherheitskameras und anderen Informations-Schnipseln. Die bitterböse Auflösung der tatsächlichen Gründe für diese Wiederaufbauaktion ist das Tüpfelchen auf dem i, daß diese Geschichte preiswürdig werden lässt. Und auch wenn mich der Antiamerikanismus dieser Geschichte etwas stört, werde ich sie doch zu Recht für den diesjährigen DSFP nominieren.

Sharon Lee / Steve Miller : Der Agent und die Söldnerin



Sharon Lee / Steve Miller : Der Agent und die Söldnerin (Agent of Chance)
Liaden 02
Heyne SF 52208, 2007
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1988
Aus dem Amerikanischem von Ingrid Herrmann-Nytko
Titelbild : Dirk Schulz


In Tausenden von Jahren : Die Menschheit hat zahllose Planeten in der Galaxis besiedelt. Gigantische Handelsschiffe verbinden diese Planeten miteinander - Schiffe, die vom Volk der Liaden gesteuert werden, eine sagenumwobenen Händlergilde, die hinter der Kulissen das Schicksal der Menschheit zu beeinflussen scheint. Doch mit welchem Ziel ?

Dies sind die Abenteuer von Val Con, Agent des Planeten Liad, der - selbst auf der Flucht - die attraktive Söldnerin Miri Robertson vor dem Zugriff des Gangstersyndikats Juntavas rettet. Doch das Syndikat reizt man nicht ohne Konsequenzen ...
Klappentext

Die Action, die man beim ersten Band vielleicht vermisst, ist hier mehr als ausreichend vorhanden. Fulminante Verfolgungsjagden, Attentate, Explosionen [für "Burn Notice"-Kenner : Nicht mit C4, aber ebenso enthusiastisch wie bei Fiona], Schießereien wechseln einander ab, daß man als Leser nicht wirklich zu Atem kommt.

Dabei ist dies kein hirnloses Rumgeballere, bei aller Action kommt auch der Sense of Wonder nicht zu kurz. Die Autoren führen schildkrötenartige Aliens, die Clutch-Turtles ein, so "anders", wie Aliens eben sein können. Das fängt bei ihrer Gesellschaft und den andersgearteten sozialen Konventionen an und endet bei dem von den Clutch-Turtles benutzten Raumschiff-Antrieb. Denn warum soll man hastig sein, wenn man mehrere tausend Jahre lebt ? Dann kann man auch einen etwas langsameren, aber weltraum-ökologisch sauberen Antrieb benutzen.

Wie man an den Namen der Protagonisten sieht, sind die ersten beiden Bände voneinander unabhängig, die Lesereihenfolge ist egal. Im dritten Band sollen die beiden Geschichten zusammengeführt werden. Ich bin einmal gespannt, was das wird.