Samstag, 28. Februar 2015

Anette Kannenberg : Das Mondmalheur



Anette Kannenberg : Das Mondmalheur
SP (CreateSpace) 2014
Taschenbuch, 496 Seiten, 14,99 €
auch als eBook erhältlich (4,99 €)
ISBN-10: 1500176044
ISBN-13: 978-1500176044
ASIN: B00LXAHH3O
Leseprobe und mehr


"Das Mondmalheur" ist ein kurzweiliger und nicht ganz ernstzunehmender Roman über Raumzeitegalisierer, Mondstein kackende Bakterien, über die ganz große, kleingeredete Katastrophe und den Versuch, die Erde vor dem endgültigen Untergang zu retten. Er handelt von Verschwörung, Politik und Freundschaft, ist mal satirisch, mal dramatisch, aber zum Glück skurril genug, um sich das, um Himmels willen, nicht anmerken zu lassen. Humorvolle Einfälle und charmante Protagonisten bilden gemeinsam eine absurde Story, deren höchster Zweck es ist, den Leser zum Schmunzeln zu bringen, ihn irritiert mit dem Kopf schütteln und dabei den eigenen Geisteszustand – oder zumindest den der Autorin – anzweifeln zu lassen.

Das Leben von Cornelius Wichgreve, Gravitationsexperte und Erfinder der hochgejubelten Skylevitys, wird komplett durcheinander geworfen, als der weltweit führende Mineralölkonzern CosmOre Industries ihm einen Job auf dem Mond anbietet. Zusammen mit dem soziophoben Bakteriologen Murray und dem selbsternannten Lunalogen Vladimir soll er dort den Abbau des neu entdeckten Superelementes Tuttofarium vereinfachen. Doch als Murray plötzlich nach Peru versetzt wird und ein Praktikant dessen Aufgaben übernimmt, passiert das Unglaubliche, und Cornelius wird in eine Verschwörung hineingezogen, die in eine weltumspannende Katastrophe mündet.
Klappentext

Nach ich auf Facebook eine Freundschaftsanfrage an die Autorin gestellt habe, wurde ich von ihr gleich dazu verdonnert, ihren Roman gefälligst auch zu lesen. Solchen mehr oder minder dezenten Aufforderungen komme ich nur allzu gerne nach und wurde wieder einmal sehr positiv überrascht.

"Das Mondmalheur" ist ein sehr bissiger, pointierter Blick in die nahe Zukunft. Es gibt sie immer noch, die inkompetenten Manager in Führungspositionen, und diesmal sorgen sie dafür, daß nicht nur ein großer Teil des Mondes abgespalten wird, sondern sich auch die Umlaufbahn des Mondes ändert. Zusammen mit den üblichen und zu erwartenden Nebenwirkungen wie Klimaänderungen und Tsunamis weltweit. Aber es ist eben nur ein kleines "Malheur", wie die Autorin dieses Weltuntergangsszenario bereits in ihrem Buchtitel beschreibt.

Der Roman zerfällt in zwei Teile. Im ersten, kürzerem wird geschildert, wie es überhaupt zu dieser Katastrophe kommen konnte. Der zweite Teil spielt 20 Jahre später und erzählt, wie die Akteure von damals zusammen mit ihren Kindern und Klonen versuchen, den Mond wieder zusammenzupappen. Beide Teile sind amüsant und pointiert, leider hat der zweite Teil nicht mehr ganz den Drive und die Dynamik des ersten. So ist es "nur" ein höchst amüsanter Pageturner, zum preiswürdigem Roman fehlt noch ein Stück. Aber nicht viel, diese Autorin sollte man sich merken.

Insbesondere als sie es als eine der wenigen deutschen AutorInnen schafft, einen amüsanten und angenehm flüssig geschriebenen humoristischen SF-Roman zu schreiben. Diese Mischung aus Slapstick und feinsinnigem Humor, gepaart mit einer kräftigen Portion unangenehmer Warheiten gibt es nicht nur nicht oft in Deutschland, auch in der internationalen SF sucht man so etwas meistens vergebens. Aktuell fällt mir da nur Uwe Post ein, der beispielsweise mit "Symbiose" ähnlichen Zynismus publizierte, bei den Klassikern muß ich dann schon auf de Camp, Dickson, Anderson oder Vance zurückgreifen. Schon bemerkenswert.

Aufgefallen ist mir auch die ... ich nenne es einmal "westernartige" Ausgestaltung einiger Protagonisten. Anette Kannenberg scheut sich nicht, echte Helden in ausweglosen Situationen klassische Western-Manierismen annehmen zu lassen. Als Murray und Wichgreve nach der Rettung des Mondes feststellen müssen, daß sie das nicht überleben werden, setzen sie sich entspannt in den Aufenthaltsraum der Mondbasis, nehmen sich etwas zu trinken und spielen in den letzten Minuten ihres Lebens ein Kartenspiel. Als ein anderer Handlungsträger merkt, daß er einem Tsunami nicht mehr entkommen kann, nimmt er sich ein Surfbrett und surft seine letzte Welle. Diese lakonischen Typen, die ohne großes Bruhei sich ausweglosen Situationen stellen, wohl wissend, daß sie darin umkommen, zeichnet Anette Kannenberg sehr plastisch - und sehr bildhaft. Man merkt, daß ihr diese Reaktionen und diese Typen liegen, was mich persönlich schon motiviert, weitere Romane von ihr zu kaufen.

Denn im Umkehrschluß hat die Autorin ebenso ein Faible für absurde Situationen mit der damit einhergehenden Komik. Ich sage hier nur "Doudou" und verweise auf die oben verlinkte Leseprobe. Und auch in diesen komischen Situationsschilderungen sind mehrfach bissige Bemerkungen über die Typen und Tücken des Alltags eingestreut, was die Komik deutlich über den einfachen Slapstick hinweghebt. Ich kann da jedem nur empfehlen, sich sein eigenes Bild zu machen, insbesondere als weder die Papierausgabe noch das eBook übermäßig teuer ist. Ich finde, es lohnt sich.

TERRA SF inside - Der Perry-Rhodan-Film (02)

In Heft 486 vom 28.10.1966 findet sich auf Seite 35 auch eine Werbung für den Perry-Rhodan-Film, der gerade gedreht wird. Ich lass' das mal so stehen ...

TERRA SF 507 - Hans Joachim Alpers : Erde ohne Menschen


Jürgen Andreas (= Hans Joachim Alpers) : Erde ohne Menschen
Terra SF 507, 03.03.1967
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan

enthält die Kurzgeschichten
Erde ohne Menschen
Gipfel des Realismus
Der geraubte Engel
Mann in der Maschine
Brüderchen
Gedankenpolizei
Der Weltraum-Test
Pharao aus dem 20.Jahrhundert
Mutantenjagd


Ohne vorher gegoogelt zu haben, nahm ich mir die Kurzgeschichtensammlung des unbekannten Autors "Jürgen Andreas" vor. Und war doch recht positiv überrascht von der Qualität der Geschichten. Stilistisch waren sie deutlich in der Oberklasse anzusiedeln, es hat schon Spaß gemacht, sie zu lesen. Auch fand ich sie flüssig lesbar, sehr sauber vom Plot her und technisch einwandfrei. Was mir auffiel war der breite Scope des Autors, der aus jedem Unterbereich der Science Fiction eine Geschichte erzählt hat. Wie sie bereits vorher Amerikaner erzählt haben, das heisst, die Geschichten waren zwar stilistisch brilliant, aber boten inhaltlich eigentlich nichts Neues.

Diese Diskrepanz hat mich schon etwas irritiert, bis ich dann in der Recherche darauf stieß, daß "Jürgen Andreas" ein Pseudonym von Hans Joachim Alpers war. In Anbetracht dessen, daß Alpers zu dieser Zeit Mitte Zwanzig war, ist seine Kenntnis der angloamerikanischen SF, wie es sich durch die Breite seiner Themen ausdrückt, ziemlich beeindruckend. Für einen großen Schriftsteller habe ich persönlich ihn nie gehalten (obwohl sein "Deutschland in den Schatten" einfach nur als gelungen bezeichnet werden darf), seine Kenntnisse und Fähigkeiten "hinter" den Romanen, im Verlagsgeschäft, deuten sich hier aber schon überdeutlich an. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch ein Interview, das Carsten Kuhr für phantanews mit H. J. Alpers geführt hat :
Du hast schon Ende der 60er in der Terra Heftreihe eine erste Kurzgeschichten-Sammlung vorgelegt. Doch danach wurde es etwas ruhig um den Autor Hans Joachim Alpers - gab es keine Angebote damals bei einer der Heftreihen einzusteigen, oder wolltest Du nicht?

Kurt Bernhardt, der damalige Moewig-Cheflektor, hielt mich für ein neues Talent und wollte mich für die regelmäßige Mitarbeit an „Terra“ gewinnen, aber mir war es damals wichtiger, die „SF-Times“ zu machen und mich in keine Abhängigkeit zu begeben. Als ich in den siebziger Jahren mein Studium an den Uni Hamburg begann, habe ich für „Terra Astra“ den fünfbändigen „Tantalus“-Zyklus geschrieben, was mir half, mein Studium zu finanzieren. Ich verdanke diese Möglichkeit Moewigs SF-Lektor Günther M. Schelwokat, der mir erneut anbot, weiter für „Terra Astra“ zu schreiben, und mir auch Perspektiven in Richtung „Perry Rhodan“ eröffnete, ungeachtet der scharfen Polemik der „SF-Times“ gegen Perry. Eine Mitarbeit an „Perry Rhodan“ wäre für mich damals nicht in Frage gekommen (heute denke ich anders darüber, und wenn ich terminlich etwas Luft habe, werde ich das Angebot von Klaus N. Frick, einen Gastroman zu schreiben, gern annehmen). Dass ich für „Terra Astra“ keine weiteren Romane schrieb, hängt damit zusammen, dass sich zeitgleich bei „Gemini“ Möglichkeiten nicht nur für mich, sondern auch für andere „SF-Times“-Mitarbeiter ergaben. Dann kamen die Jugendbücher bei Ensslin – und die stellten einfach die größere Herausforderung dar.
Interview

Ich kann diese Story-Sammlung nur jedem empfehlen, der sich für die deutsche SF interessiert. Und wer zwischendurch einmal etwas Nettes, lange Bekanntes lesen will, ist hiermit ebenfalls hervorragend bedient.

Freitag, 27. Februar 2015

In memoriam Leonard Nimoy (1931 - 2015)


TERRA SF inside - Worldcon 1966

Auf den LKS von Heft 486 und 488 vom 28.10.1966 bzw. 04.11.1966 berichtet Thomas Schlück vom Worldcon 1966. Leider habe ich TERRA 488 (noch) nicht, deshalb hier "nur" der erste Teil aus TERRA 486 :


Sobald ich das fehlende Heft organisiert habe, mache ich hier auch einen Update. Ist doch zu faszinierend, wenn hier beispielsweise über die Enstehung von "Dangerous Visions" gesprochen wird.

TERRA SF 509 - Conrad Shepherd : Zuflucht Erde



Conrad Shepherd : Zuflucht Erde
Terra SF 509, 17.03.1967
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Die Wartezeit der Außerirdischen ist zu Ende - denn die Menschen bauen den Sternenmotor ...
TERRA-Teaser

Auch auf diesen Roman war ich neugierig, nach TERRA 497 erwartete ich einiges. Aber auch hier wurde ich etwas enttäuscht, der Roman ist stilistisch zwar sehr gut, inhaltlich aber etwas zerfasert. Er fängt eigentlich schon interessant an :
Erste Wahrnehmung: Licht. Schmerzend und grell, ohne Inhalt und Form. Noch schien er nicht vollständig die Herrschaft über diesen Körper erlangt zu haben. Aber das war im Augenblick nicht wichtig, entschied er, wichtiger war zu wissen, wie er diese dunkle Leere in seinem Innern auszufüllen hatte. Und wie die verdrängten Erinnerungen zurückbringen. Wie den Adrenalinfluß dirigieren, ohne seinen Träger beim Erwachen über die Schwelle des Irrsinns zu werfen - was ihrer beider Tod bedeuten würde?

Er schickte einen projizierenden Impuls aus: wie ich bin?
Doch leider geht er nicht in diesem Stil weiter und wird zu einer reinen "Mensch weiss nicht, daß er ein Alien ist"-Geschichte.

Was mir aber auffiel, ist die Analogie zu Atlan. Hier wie dort stranden Außerirdische vor Jahrhunderten (Jahrtausenden ?) auf der Erde und begleiten die Menschheit auf ihrem Weg zu den Sternen. Doch Conrad Shepherd individualisiert diese Geschichte deutlich weniger, als K. H. Scheer es in "Der Einsame der Zeit", PR 50, gemacht hat. Das nimmt dem Roman etwas das Unmittelbare, das beim Lesen des Perry-Rhodan-Romans deutlich im Vordergrund steht. Und führt meiner Meinung nach auch dazu, daß "Zuflucht Erde" deutlich schlechter gealtert ist als "Der Einsame der Zeit".

Uwe Weiher : Männer der Zukunft - Conrad Shepherd

Donnerstag, 26. Februar 2015

TERRA SF inside - Rezensionen aus "Andromeda"

Und weiter geht es mit Rezensionen, diesmal aus "Andromeda", Ausgabe 55. Abgedruckt wurden diese Auszüge auf der LKS von TERRA 483 vom 07.10.1966 :


"Andromeda" ist das Vereinsblatt des SFCD, in den zurückliegenden Jahrzehnten ein ...suboptimales Fanzine. Seitdem Michael Haitel allerdings die Redaktion übernommen hat, ist dieses Vereinsblatt zu einer professionellen Publikation geworden, die sich hinter anderen deutschen und angloamerikanischen Zeitschriften nicht verstecken muß.

TERRA SF 506 - Kris Neville : Tödliche Fracht aus dem All


Kris Neville : Tödliche Fracht aus dem All (Special Delivery)
Terra SF 506, 24.02.1967
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1952
Aus dem Amerikanischen von ???
Titelbild : Karl Stephan


Sie werden vorausgeschickt, um der Erde das Chaos zu bringen - und die Raumflotte der Eroberer wartet auf ihr Zeichen ...
TERRA-Teaser

Nach dem gelungenen TERRA 492 war ich gespannt auf den nächsten Roman von Kris Neville. Ebenfalls wieder ein Invasions-Thema, diesmal allerdings nicht so gut ausgeführt. Neville erzählt zwar spannend und man fiebert mit dem Außerirdischen, der ein Teil der Invasions-Vorhut ist, mit, aber insgesamt ist der Roman doch schon ziemlich lahm und nicht gut gealtert. Heutzutage nur noch für SF-Historiker interessant.

Mittwoch, 25. Februar 2015

TERRA SF inside - Leserkommentare 1966

Auf der LKS von Heft 482 vom 30.09.1966 wurden Leserbriefe abgedruckt. Interessant ist der allgemein positive Tenor, der sich in diesen Leserbriefen als auch in den Rezensionen aus SFT und MRU niederschlägt.

TERRA SF 505 - Kurt Brand : Herr über 1000 Sonnen


Kurt Brand : Herr über 1000 Sonnen
Weltraumreporter 07
Terra SF 505, 17.02.1967
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Auf der Suche nach einem galaktischem Sklavenhändlerring entdeckt Yal eine der Menschheit nicht wohlgesonnene Roboterzivilisation.

Die ersten sechs Abenteuer von Yal, dem Weltraumreporter, wurden in den 80er bei Bastei-Lübbe neu aufgelegt. "Herr über 1000 Sonnen" ist von daher der erste für mich neue Yal-Roman, denn die Mohlberg-Ausgabe ist an mir vorbeigelaufen. Es ist allerdings auch der erste Roman der Serie, der mir nicht gefällt. Die einzelnen Plot-Elemente - jedes für sich genommen wirklich gelungene - werden nur lose und sehr bemüht miteinander verbunden, im Gegensatz zu früheren Romanen ist Yal hier eher reaktiv als aktiv und insgesamt hatte ich den Eindruck eines eher lieblos heruntergeschriebenen Romans. Kein Highlight der Serie, überhaupt nicht mit den ersten Romanen vergleichbar.


Yal, der Weltraumreporter
Teil 01 : Der Ewige
Teil 02 : Kolumbus der Milchstraßen
Teil 03 : Der Sternbaron
Teil 04 : Falschmeldungen vom Sagittarius
Teil 05 : Sondereinsatz Trifid-Nebel
Teil 06 : Im Para-Dschungel
Teil 07 : Herr über 1000 Sonnen

Dienstag, 24. Februar 2015

TERRA SF inside - "Der Tiger kam nachts"

In der Heftmitte von TERRA 482 vom 30.09.1966 findet sich eine Leseprobe des Romans "Der Tiger kam nachts" der Serie OSS 117 :


Herrlich, nicht wahr ?

TERRA SF 504 - Jack Vance : Kaleidoskop der Welten


Jack Vance : Kaleidoskop der Welten (The Many Worlds of Magnus Ridolph)
Terra SF 504, 10.02.1967
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1966
Aus dem Amerikanischen von Birgit Bohusch
Titelbild : Karl Stephan

enthält die Stories
Der galaktische Kurort (The spa of the stars, 1950)
Der Gnadenstoss (Coup de grace, 1958)
Der Koenig der Diebe (The king of thieves, 1949)
Die Krieger von Kokod (The Kokod warriors, 1952)


Auf den ersten Blick sieht Magnus Ridolph nicht wie ein Tausendsassa aus, sondern eher wie ein würdiger Herr, ein Bonvivant, stets korrekt gekleidet, charmant, ein Kavalier alter Schule.

Doch seine Gegner lehrt er das Fürchten. Hinter dem unscheinbar harmlosen Äußeren steckt der beste Detektiv der Galaxis, mit einem messerscharfen Verstand und zäher Beharrlichkeit.
Klappentext der Heyne-Ausgabe von 1980

Ein Detektiv vom Rang eines Hercules Poirot im Weltraum, seine Fälle sind die typischen exotischen Szenarios, für die Jack Vance bekannt ist. Falls David Suchet einmal die Poirot-Fälle ausgehen, möge er doch bitte Magnus Ridolph verfilmen.

Damit ist eigentlich schon alles gesagt, was man zu den Magnus-Ridolph-Geschichten sagen kann. Sie sind kreativ, waren in ihrer Zeit etwas Besonderes (und sind es bis zu einem gewissem Grad noch heute), doch man merkt ihnen ihr Alter doch an. Ich persönlich fand das Wiederlesen amüsant und unterhaltsam, aber das ist doch sehr stark Geschmackssache.

In der TERRA-Ausgabe sind nur die obigen vier der insgesamt 10 existierenden Geschichten enthalten, die Heyne-Ausgabe enthält acht. Daß auch die Heyne-Ausgabe nicht komplett ist, liegt daran, daß eine Gesamtausgabe aller 10 Stories erst zeitgleich mit der Heyne-Ausgabe von 1984 veröffentlicht wurde. Die Magnus-Ridolph-Stories sind :

"Hard-Luck Diggings" (July 1948, Startling Stories)
"Sanatoris Short-Cut" (September 1948, Startling Stories)
"The Unspeakable McInch" (November 1948, Startling Stories)
"The Sub-Standard Sardines" (January 1949, Startling Stories)
"The Howling Bounders" (March 1949, Startling Stories)
"The King of Thieves" (November 1949, Startling Stories)
"The Spa of the Stars" (July 1950, Startling Stories)
"To B or Not to C or to D" (September 1950, Startling Stories; AKA"Cosmic Hotfoot")
"The Kokod Warriors" (October 1952, Thrilling Wonder Stories)
"Coup de Grace" (February 1958, Super Science Fiction; AKA"Worlds of Origin")

Eric Walker : A Few Words About Jack Vance

Montag, 23. Februar 2015

TERRA SF inside - Rezensionen aus der "Science Fiction Times"

Auf der LKS von Heft 481 vom 23.09.1966 sind Auszüge aus Rezensionen der "Science Fiction Times" abgedruckt. Hans Peschke alias Harvey Patton und Edgar Berghaus kommentieren TERRA und TERRA Taschenbücher :


Wie sagte ein Kenner gerade auf Facebook ? Diese Zusammenarbeit ändert sich in den 68ern, wenn die SFT beginnt, weniger bürgerlich zu sein. :-)

TERRA SF 502/503 - Robert A. Heinlein : Weltraum-Piloten



Robert A. Heinlein : Weltraum-Piloten (Space Cadet)
Terra SF 502/503, 03.02.1967
Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1952
Originalausgabe 1948
Aus dem Amerikanischen von Herbert Roch
Titelbild : Karl Stephan


Das spannende Buch behandelt ein interessantes Zukunftsproblem: die Aufrechterhaltung der interstellarischen Ruhe und Ordnung durch einen Weltraum-Sicherheitsdienst, der in ständigem Einsatz von Planet zu Planet patroulliert und daher ganze Kerle erfordert.

Hauptpersonen sind drei junge Männer, die sich zum Dienst bei dieser neuartigen Luftwaffe gemeldet haben. Ihre Funktionen sind mannigfaltiger Natur; sie werden bei Unglücksfällen eingesetzt, werden ausgeschickt, um nach überfälligen Raumschiffen zu suchen, eine glatte Abwicklung des Verkehrs zu gewährleisten, Übergriffe zu verhindern und die Interessen der Eingeborenen anderer Sterne wahrzunehmen. Sie stellen eine Schutztruppe des Friedens im Weltraum dar, die - ganze Kerle erfordert.

Heinlein versteht es, alle Möglichkeiten, die ein solch interessantes Thema bietet, voll auszuschöpfen und diesen Zukunftsroman anschaulich, spannend und humorvoll zu erzählen.
Klappentext der Gebr. Weiss-Ausgabe

Man schreibt das Jahr 2075. Der junge Amerikaner Matt Dodson hat sich entschieden Weltraumkadett bei der Friedenspatrouille zu werden. Diese sorgt, wie der Name schon sagt, als übergeordnete Stelle für Frieden auf der Erde und im Sonnensystem. Matt geht bei seiner Ausbildung durch eine harte Schule, die absolute Unterordnung und Selbstaufgabe fordert. Seine Ausbildung bringt ihn an seine Grenzen, doch letztendlich schafft er es ein Seniorkadett zu werden. Zusammen mit seinen Freunden Tex und Oscar tritt er den Dienst an Bord der Aes Triplex an, deren Aufgabe es ist ein verschollenes Raumschiff im Asteroidengürtel zu suchen. Das Schiff wird gefunden, doch die Besatzung ist tot. Rätselhafte Funde an Bord erleichtern die Lösung des Rätsels nicht gerade. Also entschließt man sich das Schiff zur Erde zu überführen, wo man sich noch mehr der Kopf zerbrechen kann.

Bemannt von einer Rumpfmannschaft macht sich die Aes Triplex auf den Weg nach Hause. Allerdings muss man noch einen unerwarteten Zwischenstopp auf der Venus einlegen. Ein Notruf berichtet über Unruhen unter dem Eingeborenen. Ein Lieutenant und die der Kadetten werden auf die feuchtheiße Welt geschickt, um nach dem Rechten zu sehen. Doch die Landung endet in einem Fiasko. Das Beiboot, mit dem die Männer gelandet sind, versinkt im Schlamm…
gelungenere Zusammenfassung von Andreas Schweitzer

This book is a sort of "kinder and gentler" version of Starship Troopers. So steht es in einer Rezension auf allreaders.com und das war auch das erste, das mir bei diesem Roman auffiel. In beiden Geschichten geht es um einen Jugendlichen, der zum Militär geht und dort zum Erwachsenen reift. Hier in "Space Cadet" wird noch eine reine Männergesellschaft geschildert, in "Starship Troopers" macht Heinlein schon keinen Unterschied mehr zwischen den Geschlechtern für den Militärdienst an sich, wenngleich er auch dort noch (scheinbare) biologische Unterschiede thematisiert.

In beiden Romanen geht es um den Schutz der Zivilbevölkerung. In "Starship Troopers" vor außerirdischen Invasoren, in "Space Cadet" werden die Menschen vor sich selbst geschützt, der Sicherheitsdienst verhindert Kriege auf der Erde. Und zwar durch einen Atombombenschirm. Diese Atombomben schweben auf geostationären Umlaufbahnen und können im Gefahrenfall vom Sicherheitsdienst abgeschossen werden. Ein grimmiges Szenario also, das sich dem Leser eröffnet.

Annapolis in Space - so hat Jo Walton ihre Besprechung dieses Romans auf tor.com betitelt. Auch dies ist nachvollziehbar, denn die erste Hälfte der Geschichte, genauer das erste TERRA-Heft, bezieht sich nur auf die Ausbildung der Kadetten in militärischer und gesellschaftlicher Hinsicht. In diesem Teil wird nicht nur über das Militär, seine Verantwortung der Zivilgesellschaft und den Kameraden gegenüber philosophiert, es wird auch auf die Notwendigkeit für Offiziere, sich in den verschiedensten gesellschaftlichen Kreisen einwandfrei zu bewegen, hingewiesen.

Heinleins Raumkadetten sind ebenso wie seine Sternenkrieger militärische Ideale : Kampfkräftig und sensibel, rauhbeinig innerhalb des Militärs und geschliffen in feiner Gesellschaft. Und dabei vor allen Dingen hochgebildet, in technischen als auch sozialen Wissenschaften. Heinlein stellt hier idealisierte Supermenschen vor, von denen er selber wusste, daß sie so nie existieren würden. Und in dem Heranwachsen der Jugendlichen in den beiden Romanen macht er deutlich, daß es gar nicht darauf ankommt, wirklich zum Superkrieger zu werden, sondern daß der Weg das Ziel ist und man sich bemühen und sein Bestes geben sollte.

In "Space Cadet" ist in der zweiten Hälfte eine Art Bruch. Die Kadetten sind (halbwegs) ausgebildet und werden einem Patrouillenschiff zugeteilt. Auf einen Notruf hin stranden sie auf der Venus und legen einen Konflikt zwischen einem Ex-Kadetten, der jetzt Kapitän eines Handelsschiffes ist, und den eingeborenen Venusiern bei. Wie Jo Walton schreibt, hätte Heinlein eigentlich eine ganz andere zweite Hälfte zu schreiben beabsichtigt, in der Matthew Dodson, der Protagonist, seine Heimatstadt Des Moines bombardieren muß. Das wäre, wie Jo Walton treffend gesagt hat, "a much darker and grimmer book" gewesen. Es scheint auch alles darauf hinzuweisen, einzelne Szenen wie etwa der Besuch von Matt bei seinen Eltern deuten darauf hin – aber ich glaube es nicht. Das für Jugendliche geschriebene und präzise auf diese Altersgruppe ausgerichtete Venusabenteuer passt für meinen Geschmack viel zu gut hinein, als daß es nur eine Alternativlösung sein kann. Andererseits – Heinlein war ein brillianter Romancier, er könnte schon den zweiten Romanteil komplett umgeschrieben haben. Von daher möge sich jeder sein eigenes Bild machen.

Interessant ist, daß es eine Fernsehserie namens "Tom Corbett, Space Cadet" gab, die parallel zu Heinleins Roman entwickelt wurde. Das Originalskript der Serie datiert von 1946, während "Space Cadet" 1948 erschien. Da die Inspiration von Joseph Lawrence Greene aber frühere Heinlein-Romane waren, war nicht viel Arbeit nötig, um es an den neuen Roman anzupassen. Und so erschien "Tom Corbett, Space Cadet" von 1949 bis 1955 im Fernsehen.

Jo Walton : Annapolis in space
Wikipedia : Tom Corbett
Heinlein Society : Tom Corbett



Mittwoch, 18. Februar 2015

TERRA SF inside - Der Perry-Rhodan-Film (01)

Auf der LKS von Heft 480 vom 16.09.1966 finden sich zwei Berichte. Der erste ist über ein Interview mit Arthur C. Clarke im Rahmen der Triester SF-Filmfestspiele, in dem er sich über mögliche Flüge zu entfernten Sonnensystemen äußert. Der zweite ist über einen gewissen Herrn von Teumer, der "Perry Rhodan" verfilmen will. Dem Kenner gruselts.

TERRA SF 501 - Richard Koch : Die Mondpyramide


Richard Koch : Die Mondpyramide
Terra SF 501, 27.01.1967
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Aus Forscherdrang lassen sich 300 Leute auf dem Mond einfrieren, um sich nach 1000 Jahren wieder wecken zu lassen. Eine andere Gruppe überbrückt diesen Zeitraum im Dilatationsflug. Als sie nach 1000 Jahren wieder aufeinandertreffen ist die Erde aufgrund einer Supernova in der Nähe auf ds zivilisatorische Niveau des 18. Jahrhunderts zurückgefallen. Unsere Helden errichten eine Demokratie und wollen die Menschen zu neuen geistigen Höhenflügen führen.

Dieser Roman könnte genauso gut vor dem II. Weltkrieg veröffentlicht worden sein. Die neuen Ideen des Golden Age der amerikanischen SF sind weder eingeflossen, noch werden gesellschaftspolitische Erkenntnisse aus der Zeit des Faschismus berücksichtigt. Im Stil eines Hans-Dominik-Romans geschrieben ist der Roman vorhersehbar und langweilig. Ein echter Ausfall der TERRA-Reihe.

Dienstag, 17. Februar 2015

Uwe Post : Sterne in Asche



Uwe Post : Sterne in Asche
Atlantis 2014
Paperback, 190 Seiten, 12,90 €
Titelbild : Mark Freier
ISBN 978-3-86402-200-5
alternativ als Hardcover und eBook erhältlich


Bescheidene Wellen befeuchteten eine künstliche Insel im flachen See.
Darauf ruhte der massive Fuß eines schlanken Turms, dessen Spitze den blassgrauen Himmel zu kitzeln schien.
Vielstimmiges Flüstern geisterte sporadisch über die sandigen Stufen aufwärts, Opfer des Kamineffekts und trocken wie der Staub, dem der gleiche Weg bestimmt war.
Die Spiralsäule der Heiligen bohrte ein Loch aus Glauben in die Wolken von Raptuul und wartete auf den Propheten des Untergangs.


Die Galaxis in Anarchie: Sterne schrumpfen zu Ascheklumpen, andere vergehen vorzeitig in Supernovae, Planeten werden unbewohnbar.
Und keiner kennt den Grund.
Klappentext

Ein schöner Roman, der einen auf den ersten Seiten aufhorchen lässt. Uwe Post entwirft das Bild einer exotischen Galaxis in Aufruhr. Die Sterne verlöschen einfach, ohne daß es einen Grund dafür zu geben scheint. Menschen und Aliens lassen sich treiben, der drohende Tod fördert nihilistische und hedonistische Lebenseinstellungen.

In diesem Chaos erzählt Uwe Post drei Handlungsstränge, die sich ergänzen, umeinander winden und sich wieder trennen. Und dies in der für ihn typischen Exotik, die Aliens erinnern mich teilweise an "Symbiose", einen früheren Roman von ihm. Nicht inhaltlich, aber das Feeling ist das gleiche, bei Post sind Aliens wirklich fremd und keine verkappten Menschen.

Eigentlich ein sehr gelungener Roman, den ich mir schon für die DSFP-Nominierung vorgemerkt hatte - bis dann die letzten Seiten und das vollkommen danebengelungene Ende kamen. Dieses Ende ist so schlecht, daß praktisch der gesamte positive Eindruck des Buches damit verwischt wird. Schade, das hätte eine Konkurrenz zu "Drohnenland", meinem persönlichem Favoriten, werden können.

TERRA SF 500 - Gordon R. Dickson : Mission im Universum

Gordon R. Dickson : Mission im Universum (Mission to Universe)
Terra SF 500, 20.01.1967
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1965
Aus dem Amerikanischen von Walter Brumm
Titelbild : Karl Stephan

General Benjamin Shore was heading for the stars - under forged orders and in defiance of Presidential commands. He was leaving Earth in an untested ship with a crew chosen by necessity. And with nothing but faith to guide him. His only hope was to find habitable worlds in the uncharted regions of space ahead.

Thus began Man's first mission to the unexplored universe. Shore knew that before him lay danger, probable disillusion - maybe even death. But nothing had prepared him for the nightmare he would face on the planet of the Grey-furs for the menace of the Golden People who had driven all other races from Galactic Centre or for what awaited him if he returned to the world he called home.
Klappentext des SF Gateway-eBooks

Jeder hat mal einen schlechten Tag, auch ein wirklich guter Schriftsteller wie Gordon R. Dickson. An Tagen wie diesen schreibt man dann Romane wie den vorliegenden, der wirklich ziemlich suboptimal ist. Die Figurenzeichnung kann man nur als hölzern deklarieren, der Plot ist ziemlich langweilig und der SoW, den ich ansonsten von Dicksons Romanen gewohnt bin, bleibt vollständig aus. Das einzige, das diesen Roman interessant macht, ist der auf der Heisenbergschen Unschärferelation basierende Überlichtantrieb. Das rettet den Roman aber auch nicht.



Montag, 16. Februar 2015

D9E 05 - Dirk van den Boom : Ein Leben für Leeluu



Dirk van den Boom : Ein Leben für Leeluu
D9E 05
Paperback, 250 Seiten
Wurdack 2014
Titelbild : Ernst Wurdack
ISBN-10: 3955560147
ISBN-13: 978-3955560140
ASIN: B00O28R3WY


Das gigantische Leeluu-Habitat wird mit eiserner Hand regiert. Eine kleine Elite herrscht über alle Ressourcen, politischer Widerstand wird durch den Geheimdienst schon im Keim erstickt. Im Zentrum der Macht, dem abgeschotteten Administratorium, haben sich die Herren des Habitats behaglich eingerichtet.

Als ein Raumpilot auf Leeluu strandet und Kontakt mit dem Untergrund aufnimmt, beginnt eine verhängnisvolle Entwicklung – für die Regierung, für den Geheimdienst und für den Widerstand selbst.

Viele werden ihr Leben für Leeluu opfern müssen ...
Klappentext

Schreiben, schreiben, schreiben. Und an die Leser denken. Diese Abwandlung der uralten FOCUS-Werbung kann man durchaus als Motto der Romane Dirk van den Booms verstehen. Es ist ja eine Binsenweisheit und bei dem Boomschen Jahresoutput wundert es nicht, daß dieser Roman deutlich von den vorhergehenden absticht.

Nicht, daß es ein geniales Meisterwerk ist. Oder unbedingt preiswürdig. Nein, "Ein Leben für Leeluu" ist einfach nur gut, spannend und sehr flüssig erzählt. Ebenso wie Frank Lauenroth in "Black Ice" schreibt Dirk van den Boom hier einen gelungenen Unterhaltungsroman, der auch nicht mehr sein will. Kein Meisterwerk, kein preiswürdiger Geniestreich. Sondern genau und nur gut gemachte Unterhaltung. Der Autor nimmt die Protagonisten des ersten D9E-Romans wieder auf und lässt sie ein ururaltes Raumschiff, eine der letzten großen Technologien der alten terranischen Hegemonie, "organisieren". Dieses Raumschiff ist Teil eines stellaren Habitats, in dem es sich Flüchtlinge vor den Hondh seit Jahrhunderten bequem gemacht haben. Dirk van den Boom schildert hier eine Diktatur, gegen die eine Untergrundbewegung aufzubegehren versucht. Daß auch dort pure Machtinteressen das Handeln diktieren und die Revolution eben eine "Revolution" ist, empfand ich als wirklich gelungen. Auch der über Outi vermittelte Inneneindruck des Lebens im Leeluu-Habitat hat mir sehr gefallen.

Ebenso wie die Einführung zweier Roboterzivilisationen, die zwar nur kurz, aber doch schon recht detailliert geschildert werden und, wenn ich da einige Facebook-Kommentare von DiBoo richtig interpretiere, auch in einem der nächsten Romane im Zentrum des Geschehens stehen. Mein Eindruck war, daß Dirk van den Boom seinen Asimov kennt und die Roboterzivilisationen in sich konsistent konstruiert hat, statt auf billige Effekte zu setzen. Aber warten wir ab, wie "1713" tatsächlich wird.

Aufgefallen ist mir, daß Dirk van den Boom in seinen Nicht-Action-Romanen, in denen es mehr um Politik, Psychologie und Gesellschaftskritik als um Raumschlachten geht, zu qualitativ deutlich besserer Form aufläuft. Die Geschehnisse im Leeluu-Habitat ebenso wie die Nebenhandlung auf der Erde sind für meinen Geschmack deutlich besser ausgeführt als der Action-Roman, mit dem Dirk van den Boom die Serie begann. Ich werde da einmal bei den nächsten Romanen von ihm genauer drauf achten.

TERRA SF inside - SF-Con in Wien 1966

Auf der LKS von Heft 477 vom 02.09.1966 findet sich ein Bericht von Thomas Schlück über einen Con in Wien. Eine faszinierende Gästeliste, interessante Aktionen wie ein Besuch im nahegelegenen Atomkraftwerk plus Kostümball lassen diesen Con echt interessant erscheinen.

TERRA SF 499 - Christopher Anvil : Die Boten des Unheils


Christopher Anvil : Die Boten des Unheils (Pandora's Envoy)
Terra SF 499, 13.01.1967
Originalzusammenstellung
Aus dem Amerikanischen von Heinz Zwack
Titelbild : Karl Stephan

enthält die Kurzgeschichten
Die Boten des Unheils (Pandora's envoy, 1961)
Der grüne Berg (Goliath and the beanstalk, 1958)
Operation "Kalte Füsse" (Seller's market, 1958)
Über die Wissenschaft hinaus (A taste of poison, 1960)
Eine Welt wird gezaehmt (Leverage, 1959)


Wie bereits der Vorgänger-Band, TERRA 467 enthält auch diese Storysammlung ausnehmend gelungene Kurzgeschichten mit herrlichen Pointen. Vom heutigem Standpunkt des Jahres 2015 aus beginnt es schon urkomisch, als auf den ersten Seiten der Protagonist überlegt, ob er sich für seine Firma einen von diesen neumodischen Maschinen, diesen Computern, anschaffen soll. Und es endet ebenso urkomisch, als eine Gruppe von terranischen Irregulären, zur Unterstützung ihrer nicht-menschlichen Alliierten losgeschickt, selbigen Planeten mit Flugdrachen, Papierboten und Insekten erobern. Dazwischen liegen innovative, teilweise komische, immer pointierte und nie langweilige Geschichten, über die ich nichts verraten möchte, die ich aber jedem warm ans Herz lege.

Sonntag, 15. Februar 2015

D9E 04 - Nadine Boos : Der Schwarm der Trilobiten



Nadine Boos : Der Schwarm der Trilobiten
D9E 04
Taschenbuch, 278 Seiten
Wurdack 2014
Titelbild : Ernst Wurdack
ISBN-10: 3955560139
ISBN-13: 978-3955560133
ASIN: B00LDUGBMC


Trixi Darjeeling denkt, sie hätte alle Probleme gelöst: Mit ihrem selbstgebauten Raumschiff Skolopendra will sie ihrer arrangierten Ehe und der Verantwortung für das Familienimperium entkommen. Aber das ist nicht so einfach, denn die Welten des Konsortiums riegelten ihr Herrschaftsgebiet bereits vor einem halben Jahrtausend ab, die Fähigkeit, andere Systeme zu erreichen, ging verloren.

Als die Skolopendra in einen Unfall mit einem fremdartigen Raumschiff verwickelt wird, eine Revolution ausbricht und die Nachricht von der besetzten Erde eintrifft, ist die Hochzeit bald Trixis geringstes Problem.
Klappentext

Das Buch beginnt langsam - sehr langsam. Es war für mich schon schwierig, dabei zu bleiben. Aber nach einigen Seiten nahm die Geschichte dann Fahrt auf und wurde etwas dynamischer. Trixi flieht vor einer arrangierten Ehe, die ihre Großmutter und ihre Schwiegergroßmutter in spe vereinbart haben. Denn auf dem Planeten Dödeldings (den Namen habe ich schon wieder verdrängt) ist nach der Trennung von der Erde vor 500 Jahren ein Matriarchat installiert, das den Sexismus andersherum praktiziert. Trixi wird von ihrem Ehemann verfolgt und zusammen fliehen sie mit dem von Trixi selbstgebauten (!) Raumschiff Skolopendra. Nadine Boos lässt keine Gelegenheit aus, den inhärenten Sexismus dieser Gesellschaft darzustellen, so als wären die emanzipatorischen Errungenschaften der 70er, 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderts nichtexistent.

Parallel zur Handlung um Trixi und ihr Raumschiff zickt man auf dem Planeten in guter alter Prä-68er Frauenmanier rum, verübt gegenseitig Attentate aufeinander und versucht, sich gegenseitig zu dominieren. Das ist nicht nur nicht komisch, das ist lächerlich und stinklangweilig. So sehr ich die Frau auch nach den letztens herausgekommenen Kinderficker-Geschichten ablehne, aber da hat Marion Zimmer-Bradley vor einem halben Jahrhundert schon bessere Schilderungen matriarchalischer Gesellschaftsstrukturen geschrieben. Von wirklich gelungenen Frauen-Romanen, die den männlichen Chauvinismus brilliant als Absurdität entlarven wie Vows and Honor von Mercedes Lackey einmal ganz abgesehen.

Der Erstkontakt mit einer außerirdischen Rasse ist ja ganz nett und auch interessant beschrieben. Wenn da nicht so viele Logikfehler wären, durch die Dino-Tender problemlos durchnavigieren können. Das machte das Lesen doch schon etwas anstrengend.

Inhaltlich also ein ziemlicher Ausfall, stilistisch hingegen durchaus Oberklasse. Nadine Boos gelungener Schreibstil war es denn auch, der mich dieses Buch beenden liess, ohne mich allzusehr zu ärgern. Denn wie gesagt, inhaltlich ein Totalausfall.

TERRA SF inside - Kritik aus Wien

Auf der LKS von Heft 476 vom 26.08.1966 ist ein Leserbrief der International Science Fiction Society ISFS aus Wien abgedruckt, der sich mit der PERRY RHODAN-Serie auseinandersetzt. Ein Zeitdokument, das die kritische Aufmerksamkeit aus dem Ausland kurz nach dem II. Weltkrieg dokumentiert.


TERRA SF 498 - A. Bertram Chandler : Die Kaiserin der Galaxis


A. Bertram Chandler : Die Kaiserin der Galaxis (Empress of Outer Space)
Empress Irene 01
Terra SF 498, 06.01.1967
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1965
Aus dem Englischen von Birgit Bohusch
Titelbild : Johnny Bruck


Her Imperial Highness Empress Irene is in trouble. She needs to prevent the take over of the universe by the power hungry Mortimer Jones..
Zusammenfassung auf Chandlers' Homepage

Diese Zusammenfassung stellt ziemlich exakt den Inhalt des Romans dar. Und er ist nicht nur genauso kitschig wie er sich anhört, sondern genauso kitschig wie das Titelbild aussieht. Wie steht es positiv formuliert in einer Rezension ? "Maybe a little overly imaginative". Aber ganz schön "overly imaginative", die Traumsequenzen darin sind schon echt heftig. Zu Chandlers Verteidigung muß man allerdings sagen, daß dies auch genau so von ihm gewollt war, denn er widmet diesen Roman "To all those excellent storytellers who, as well as affording us hours of enjoyment, have provided the inspiration for the Dream Sequence."

Während also die Geschichte an sich nur für Liebhaber klassischer SF/F geeignet ist, ist ein anderer Punkt der Story durchaus bemerkenswert. Denn die Hauptperson dieses Romans sowie der beiden folgenden Empress Irene-Titel ist eine starke, selbstbestimmte und dynamische Frau, als Protagonistin eine Seltenheit zu dieser Zeit.

A. Betram Chandler bei TERRA
TERRA SF 214 - A. Bertram Chandler : Am Rande der Milchstraße
TERRA SF 263 - A. Bertram Chandler : Die Welt der Roboter
TERRA SF 331 - A. Bertram Chandler : Im Zeitkreis gefangen
TERRA SF 465 - A. Bertram Chandler : Der Mann, der zu den Sternen flog

Samstag, 14. Februar 2015

TERRA SF inside - MOEWIG-Taschenbücher

Auf der Rückseite von Heft 471 vom 22.07.1966 findet sich eine Werbung für MOEWIG-Taschenbücher. Interessant, wie hoch der Anteil der SF-Werbung damals gewesen ist.

TERRA SF 497 - Conrad Shepherd : Geheimagent der Erde


Conrad Shepherd : Geheimagent der Erde
Terra SF 497, 30.12.1966
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck


Wie in den unzähligen Geheimagentenserie im Fernsehen oder Kino sowie den utopischen Agentenstoffen erhält Wyngate einen Auftrag, eine streng geheime Mission, trifft auf eine schöne Frau, wird in diesem Fall in ein Mordkomplott verwickelt, mit dem man ihn ausschalten will, muss autark die Hintermänner jagen und schließlich überführen. In einem dramatischen Showdown ist allerdings noch eine bitterböse Pointe eingebaut, die einige der bislang als echt angenommenen Fakten als Fiktion herausstellt.
aus der Rezension von Thomas Harbach auf SF-Radio

Auch dieser Roman war für mich ein positives Leseerlebnis. Conrad Shepherd alias Konrad Schaef erzählt von Harold Wyngate, dem Agenten der terranischen Anti-Atom-Behörde, der auf einen Planeten entsandt wird, um einen Atomkrieg zu verhindern. Den Rest des Romans hat Thomas Harbach oben sehr schön und präzise zusammengefasst, "Geheimagent der Erde" hat schon einen heftigen Touch Trivialität.

Während die Story nun wirklich nicht bemerkenswert ist, sind es einige stilistische und inhaltliche Details um so mehr. Zunächst fiel mir die Ähnlichkeit von Shepherds Erzählung mit dem gleichzeitig publizierenden Hans Kneifel auf. Shepherd schreibt ebenso wie Kneifel einen sehr lakonischen Stil, ebenso wie bei Kneifel ist hier Harold Wyngate ein "Starship Trooper" im positivsten Sinn als jemand, der sich und sein Leben auf die Verteidigung der Zivilbevölkerungen vor militärischen und sonstigen Übergriffen gewidmet hat. Diese Form des Altruismus, die bei Atlan, Seymour Alcolaya als auch bei Harold Wyngate zutage tritt, ist heute mehr als unpopulär. Aber ich finde, der positivistisch-utopische Ansatz dieser Autoren ist weder veraltet noch überholt und sollte öfter bei zeitgenössischen Schriftstellern anzufinden sein.

Ein inhaltliches Detail, das mir auffiel und von Thomas Harbach ausführlich behandelt wird, ist der konträre Ansatz zu Atomwaffen, den Conrad Shepherd relativ zu Karl-Herbert Scheer hat. Scheer vertritt einen eher militärischen Standpunkt zu Atomwaffen, sieht sie als legitime taktische Waffe und geht davon aus, daß man mit dem Strahlungsproblem schon fertig werden würde. Shepherd hingegen verortet den Einsatz von Atomwaffen jenseits der Ultima Ratio, versteht ihren Einsatz als Verbrechen und geht nicht davon aus, daß die Wissenschaft durch den Einsatz atomarer Waffen hervorgerufene Schäden abmildern kann. Diese gegensätzlichen Einstellungen dürften mit dafür verantwortlich sein, daß Konrad Schaef nur drei Perry Rhodan-Romane geschrieben hat.


Links
PERRYPEDIA-Eintrag
Die Terra- Chroniken (Rezension von Thomas Harbach auf SF-Radio)

Freitag, 13. Februar 2015

TERRA SF 496 - George Henry Smith : Wie ein Feuerball


George Henry Smith : Wie ein Feuerball (The unending Night)
Terra SF 496, 23.12.1966
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1964
Aus dem Amerikanischen von Heinz Zwack
Titelbild : Johnny Bruck


It all started with a runaway chain reaction in a gigantic thermonuclear power plant on Mars, where Earth’s surplus population was trying to establish new elbow room.

Then came the horrendous explosion and, without warning, the basic unity of the solar system was disrupted. Mars moved toward Earth to exert tremendous new gravitational pressures on it.

Phoebus and Demos, Mars’ two tiny moons, were caught and pulled apart by this new influence, breaking up into large segments and falling to Earth as giant meteors. Thousands of fires raged; tidal waves swept inland; earthquakes shook the planet!

And still Mars moved closer and closer, until it was a ball of blood in the heavens, three times the size of the moon. Truly it looked as if the end of the world had come!
Klappentext der Originalausgabe

Ein sehr interessanter Roman, deutlich besser als ich es erwartete. Erzählt wird aus der Perspektive von Lee Rilke, einem theoretischem Physiker, dessen Bruder basierend auf seinen Ergebnissen zwei gigantische Fusionsrekatoren gebaut hat. Als aufgrund von Selbstüberschätzung und dem Primat des Profits über die Sicherheit der Reaktor auf dem Mars explodiert und sich der ganze Planet der Erde nähert legt der Roman erst richtig los und stellt die negativen Aspekte scheinbar großer Persönlichkeiten überdeutlich dar.

Was mich besonders fasziniert hat war die überdeutliche Fascchismuskritik, die in diesem Roman vorhanden war. Kitty Newton, die Zeitungsreporterin, wird explizit als Rassistin und Fascchistin gezeichnet, die lieber den Rest der Menschheit untergehen lässt als von ihrer Ideologie der Elite abzurücken. Der Wahnsinn einer solchen Denke wird schön beschrieben - und das 1964 und von einem Amerikaner.

George Henry Smith (1922-1996) schrieb nicht nur SF/F, sondern auch erotische Romane, teilweise Mainstream, teilweise mit SF/F-Anteil. Ich persönlich kenne bisher noch keinen weiteren Roman von ihm und kann nur auf die SFE und die Wikipedia hinweisen. Es könnte sich aber lohnen, mehr von diesem Autor zu lesen.
SFE-Eintrag
Wikipedia-Link

Donnerstag, 12. Februar 2015

Jim Butcher : Blendwerk



Jim Butcher : Blendwerk (Skin Game)
Die dunklen Fälle des Harry Dresden 15
Taschenbuch, 656 Seiten, 15,99 €
Feder&Schwert 2014
Originalausgabe 2014
ISBN 978-3-86762-219-6


Harry Dresden steht ein schlechter Tag bevor, denn als Winterritter der Königin der Luft und der Dunkelheit weiß er nie, welche Ränke Mab gerade schmiedet und wie seine Rolle darin aussieht. Üblicherweise hat sie Übles mit ihm im Sinn. Doch diesmal kommt es besonders dick.

Mab hat Harry ausgeliehen, um eine alte Schuld zu begleichen, und nun muss er einer Gruppe übernatürlicher Schurken unter Führung eines seiner gefürchtetsten und verhasstesten Feinde, Nicodemus Archleone, helfen, Zutritt zum bestgesicherten Tresorraum im Niemalsland zu erlangen. Dabei geht es darum, keinem Geringeren als Hades, dem Gott der Unterwelt, den legendären Heiligen Gral zu entwenden.
Klappentext

Auch der 15. Band der Harry Dresden-Serie wird nicht langweilig, Jim Butcher gelingt es, Stereotype zu vermeiden und trotzdem das typische Harry-Feeling hervorzurufen. Dabei begnügt er sich nicht mit einer einfachen Gangstergeschichte, sondern baut die Verschwörung innerhalb einer Verschwörung innerhalb einer Verschwörung auf. War wieder einmal ein ganz exquisites Lesevergnügen - allerdings verliere ich so etwas den Überblick über die vorhergehenden 14 Bände. Vielleicht sollte ich beim nächsten Mal ein Dresden-Revival einlegen ...

Auffallend bei diesem 15. Band ist zweierlei. Erstens die Kreativität, die Butcher an den Tag legt. Wobei mir nicht ganz transparent ist, ob dies eine reine Schriftsteller-Kreativität ist oder sich mehr ins Rollenspiel-Entwickeln verlagert hat. Denn der Raid auf Hades' Schatzkammer erinnerte schon sehr stark an gute alte AD&D-Zeiten. Das zweite Auffallende ist die relativ geringe Weiterentwicklung der Hauptfigur selbst. Nach 14 Romanen und einem Kurzgeschichtenband erwartet man schon eine Weiterentwicklung, die sich auch in den Beziehungen von Harry zu seinem Umfeld und seinen Freunden wiederspiegelt. Aber es scheint, als hätte Jim Butcher gewisse Vorbehalte dagegen, sozusagen die Angst, daß Harry zu seßhaft werden würde. Mal den nächsten Band abwarten, ob dort die Entwicklungen der letzten Zeit konsolidiert werden.

Blogeinträge
Jim Butcher : Dresden Files
Jim Butcher : Nebenjobs

Mittwoch, 11. Februar 2015

D9E 03 - Matthias Falke : Kristall in fernem Himmel



Matthias Falke : Kristall in fernem Himmel
D9E 03
Wurdack Verlag, 2014
Taschenbuch, 304 Seiten, 12,95 €
alternativ als eBook erhältlich (8,99 €)
Titelbild : Ernst Wurdack
ISBN-10: 3955560120
ISBN-13: 978-3955560126
Kindle-ASIN: B00JDSYJ7K


Der Schwere Prospektorenraumer SCARDANELLI operiert in abgelegenen Tiefen der Galaxis.

Als die Crew nach langem Überlichtflug die Schlafkojen verlässt, muss sie feststellen, dass die Position des Schiffes unbestimmt ist. Die Telemetriedaten sind spärlich und sie ergeben absolut keinen Sinn. Auch Navigator Guardes, der das Schiff gesteuert hat, vermag nichts zur Aufklärung beizutragen.

Auffällig ist jedoch, wie sehr sich Igor Nastow, der Bordkybernetiker, vor den Navigator stellt. Während die Crew noch darum kämpft, Licht in das Dunkel zu bringen, taucht in der sternlosen Ferne eine riesige kristallomorphe Struktur auf ...
Klappentext

Das hab' ich so oder so ähnlich schon mehrmals gelesen. Denn Matthias Falke schreibt hier eine gelungene Melange aus "Alien" (dem Original des Franchise) und "Ten little Niggers" (der klassischen Agatha-Christie-Geschichte). Und er schreibt sie gut, sehr bildhaft, der Leser kann sich der Bilder praktisch nicht erwehren. Dabei gelingt es ihm, der Geschichte mehrfach einen vom Leser unerwartetem Twist zu unterwerfen und - was ich persönlich für am besonders schön fand - am Ende das Ganze noch in ein offenes Fast-Happy-End münden zu lassen.

Wie bei Matthias Falke nicht anders zu erwarten liegt das Hauptaugenmerk auf den Figuren, weniger auf der Technologie. Ralf Steinberg hat das in seiner Rezension auf fantasyguide.de schön beschrieben :
Falkes Figuren sind selten sympathisch und auch seine Besatzung der Scardanelli enthält keine Lichtgestalten der Raumfahrt. Der Kapitän ist ein Säufer, sprunghaft und cholerisch, sein Stellvertreter ein aalglatter Schönling, hinzu kommen noch ein perverser Techniker, ein intriganter Gierschlund, eine Hondh-Gläubige, ein fetter Faulsack, eine drogensüchtige Technikerin mit Minderwertigkeitskomplexen und als Zugabe, der unbeleckte Neuling. [...] Diesem Konflikt opfert Falke einige Konsistenzen in technischer Hinsicht. So gibt es zwar Geräte, die allerlei Dinge beliebig herstellen können und auch technischen Sachverstand ist vorhanden, diese einzusetzen. Am schlechten Gesamtzustand des Schiffes ändert dies jedoch nichts. Hier gibt es eine gewisse Diskrepanz zwischen den beschriebenen Möglichkeiten und ihrer Verwendung.

Insgesamt gesehen ein kurzweiliger Roman, der Stoff für eine Fortsetzung enthält. Ich persönlich fand ihn ausgezeichnet, im Lesezirkel auf sf-netzwerk.de kam er allerdings eher schlecht weg. Aber da sollte sich jeder sein eigenes Bild machen.

Dienstag, 10. Februar 2015

D9E 02 - Niklas Peinecke : Das Haus der blauen Aschen



Niklas Peinecke : Das Haus der blauen Aschen
D9E - 02
Taschenbuch, 248 Seiten
Wurdack 2014
Titelbild : Alexander Preuss
ISBN-10: 3955560112
ISBN-13: 978-3955560119
Kindle-ASIN: B00HUW0JWK


Als eine junge Astrophysikerin die Gelegenheit erhält, eine Expedition zu dem rätselhaften Zwergstern ERC 238 auszurüsten, ist ihre Freude groß, mehr noch, weil ihre große Liebe mit von der Partie sein wird.
Doch dann häufen sich unerklärliche Vorfälle: Der Bordarzt verschwindet und wird durch eine undurchschaubare Kollegin ersetzt, Geräte fallen aus, Spuren einer untergegangenen Zivilisation werden entdeckt. Bald scheint eine Rückkehr mehr als unwahrscheinlich.
Und ERC 238 hat sein letztes Geheimnis noch nicht preisgegeben …
Klappentext

Der zweite Roman der D9E-Reihe aus dem Wurdack-Verlag. Niklas Peinecke hat hier einen schönen SoW-SF-Roman vorgelegt, der gänzlich andere Aspekte des Hondh-Universums vor dem Leser ausbreitet, als es der Opener von Dirk van den Boom getan hat. Hier geht es weniger um die gute alte Erde, sondern mehr um den Rest der Menschheit, der sich im Universum ausgebreitet hat.

Nach einer langsamen und gefühlvollen, trotzdem aber handlungsbetonten Einführung geht es erst recht spät an das eigentliche Thema, die Erkundung von ERC 238, heran. Das lässt dem Leser Zeit, sich an die Protagonisten zu gewöhnen, Menschen ebenso wie KIs. Der Plot an sich ist nichts Neues, die Ausführung und der Spaß, den der Autor beim Schreiben hatte und den er zum Leser weitertransportiert, machen die Lektüre aber zu einem Genuß. Florian Breitsameter hat dies in seiner Rezension auf SF-Fan wunderbar ausgedrückt :
Der Humor ist manchmal eher subtil eingesetzt, an anderen Stellen wird er etwas offensichtlicher. Zwei Textbeispiele zeigen dies ganz schön: »Die derzeitige Lieferzeit beträgt 39 Monate.« (…) »In der Zeit könnte ich meine eigene Crew gebären, und bei Auslieferung des Schiffes wären sie alt genug, um das Ding zu fliegen.« und »Statt einer Antwort wackelte Hackbot mit den Steuerdüsen, ließ probeweise das Triebwerk anlaufen und kritzelte mit einem Laserscanner etwas Obszönes in den Staub auf dem Fußboden. »Es sollte gehen«, schnarrte er.«
Mit einem Cliffhanger nach einem aktionsreichem letzten Drittel schliesst der Roman. Ich fand ihn sehr gut lesbar, interessant und freue mich schon auf die Fortsetzung.

Angelegt ist die Aschen-Geschichte auf drei Romane. Und da kommt auch mein einziger Kritikpunkt an der Trilogie : Die Abstände von einem Jahr sind mir persönlich zu lange. Als ich diesen Punkt im Lesezirkel auf SF-Fan ansprach, erwiderte Dirk van den Boom
Aber unter den ökonomischen Bedingungen, unter denen wir nun einmal arbeiten, ist mehr nicht drin. Und nein, das Autorenteam künstlich aufzublasen hilft auch nicht, da der dadurch entstehende Koordinierungsaufwand von niemandem betrieben werden kann.
So lange die Verkäufe sich nicht in einem Bereich bewegen, der wirkungsvoll und nachhaltig zum Lebensunterhalt der beteiligten Autoren beitragen kann, sind das verständliche Wünsche interessierter Leser, die ja auch sehr schmeichelhaft sind. Aber zumindest ich habe eine Familie zu ernähren und möchte Nachts gerne auch mal schlafen - und hin und wieder auch mal was anderes tun als schreiben, man glaubt es kaum. Sorry. Aber so funktioniert es einfach nicht.
Niklas Peinecke fügte hinzu :
Alfred, es gibt immer noch Autoren die noch mehr als Diboo schreiben. Die nennt man dann Wolfgang E. Hohlbein ;) Spaß beiseite, wenn man hauptberuflich schreibt, kann man das bringen, aber dann würde ich auch nicht mehr SF-Romane pro Jahr schreiben, weil ich mich dann nämlich auf profitablere Schienen verlegen müsste: Thriller, Krimi, Frauenromane. Eine nette Buchhändlerin hat neulich zurückhaltend reagiert auf mein Lesungsangebot: Ja, Lesungen machen sie, aber SF lieber nicht, denn SF-Leser kommen nicht zu Lesungen. So einfach ist das, leider.

Tja, da kann man wohl nichts machen. Bis zum Abschluß der Trilogie Anfang 2016 werde ich wohl noch ein bißchen warten müssen.

Montag, 9. Februar 2015

Frank Lauenroth : Black Ice



Frank Lauenroth : Black Ice
Originalausgabe
Begedia 2014
Taschenbuch, 264 Seiten, 12,50 €
alternativ als eBook erhältlich (5,99 €)
Titelbild : Susan Gerardi
ISBN 978-3-95777-012-7


Seit Jahren ist Frankie mit seinem Raumfrachter Corona allein im Overstream unterwegs. Er arbeitet hart und achtet die allzu wandelbaren Gesetze der Planeten in den äußeren Systemen.

Als sich beim Anflug auf Clarion Prime jemand auf sein Raumschiff portiert, ahnt Frankie noch nicht, dass sich durch diesen Fremden sein gesamtes Leben ändern wird.

Vielleicht hätte er die Ladung BLACK ICE - eine perfekte, wunderbar nebenwirkungsfreie Droge - nicht stehlen sollen. Auf der Flucht vor Duistermach, dem weithin gefürchteten, psychopatischen Vollstrecker der mächtigen Handelsgesellschaft, gewährt er nach und nach mehreren Verfolgten auf seiner Corona Zuflucht.

Als sich Duistermach auch noch Kopfgeldjäger anschließen, versucht Frankie mit seiner stetig wachsenden Crew das Geheimnis des Black Ice' zu lüften und so - vielleicht - ihr aller Leben zu retten.
Klappentext

Nach den grauenvollen letzten Jahrzehnten des letzten Jahrtausends hat sich offenbar in diesem Jahrhundert eine neue alte, aber immer wieder gute Tradition in der deutschen SF etabliert : Das Storytelling. Während man in den 80ern und 90ern noch die Botschaft vor die Geschichte stellte, hat mit dem neuen Aufschwung deutscher SF seit etwa einem Jahrzehnt das Primat des Handwerklichen wieder der "Message" den Rang abgelaufen.

Und das ist auch gut so, denn so werden Romane wieder aus den einzigen Gründen gemacht, aus denen sie publiziert werden sollen : Um den Leser zu unterhalten. Es werden nicht nur die (literarischen) Romane von beispielsweise Frank W. Haubold und Michael K. Iwoleit veröffentlicht, sondern ebenfalls reine Unterhaltungsromane wie die von Anja Bagus und Frank Lauenroth. Und damit haben wir auch den Bogen zu diesem Roman gefunden, denn preiswürdig ist er nicht. Aber wahnsinnig unterhaltsam, wer einen gelungenen Mix aus "Star Wars", "Farscape" und "Firefly" sucht, ist hier genau richtig. Frank Lauenroth leistet sich die nach an diesen (und anderen bekannten) Serien liegenden Klischees, um sie umzumodeln, zu verfeinern und schlußendlich etwas ganz eigenes daraus zu kreieren. Herausgekommen ist ein spannender Pageturner, der - ähnlich wie seine Marathon-Romane - immer noch einen weiteren Twist in die Story bringt. Und sie so, das soll an dieser Stelle einmal angemerkt sein, wesentlich konsistenter als die reinen Heldengeschichten macht. Wer also einen kurzweiligen SF-Unterhaltungsroman auf hohem Niveau sucht, ist mit "Black Ice" bestens bedient.

Homepage Frank Lauenroth
Begedia-Verlag

Sonntag, 8. Februar 2015

DSFP 2015 - Meine Nominierungen / Romane (01)

AutorRomanZyklus
Anja BagusAethersymphonieAnnabelle Rosenherz 3
Sean BeckzIn der Tiefe singen sie
Ralf BoldtDer Temporalanwalt
Nadine BoosDer Schwarm der TrilobitenD9E 4
Andreas BrandhorstDas Kosmotop
Darius BuechiliLucys VerwandlungGrenzgänger 1
Stefan BurbanIm Angesicht der NiederlageRuul 7
Stefan BurbanBrüder im GeisteRuul 8
Dietmar DathFeldeváye: Roman der letzten Künste
Tom DautDer gefallene ProphetAnno Salvatio 423 1
Tom DautDie Sinistra
Marc ElsbergZero - Sie wissen, was du tutst
Andreas EschbachDer Jesus-DealJesus-Video 2
Matthias FalkeKristall in fernem HimmelD9E 3
Matthias FalkeDer Terraformer
Jón FarasEuropaSolheim 1
Peter Georgas-FreyDie Heimkehr
Petra HaschaNamuhs
Tom HillenbrandDrohnenland
Alex JahnkeNeues aus Neuschwabenland
Inge K. Jung65 Die Entsorgung der Alten
Anette KannenbergDas Mondmalheur
Ralph KloosKolonie 7
Sylvia KamlVerschlagene FreundeGrauzone Erde 1
Sylvia KamlBlutfehdeGrauzone Erde 2
Daniel KrinkeJenseits der Götter
Robin LiDer Grendel verbannt in alle Ewigkeit
Markus MayerDie Kapsel
Matthias NawratUnternehmer
Gecko NeumckeEin Totes im See'Bolo
Susanne Offermann-BurckartKonserviertes Leben
Markus OrthsAlpha & Omega
Niklas PeineckeDas Haus der blauen AschenD9E 2
Phillip PetersonTransport
Uwe PostSterne in Asche
Sören PrescherDer Flug der Archimedes
Leon ReiterJetzt
Jan ReschkeDie ummauerte Stadt
Ulrike SchmitzerEs ist die Schwerkraft, die uns umbringt
Claudia SchusterDie Schwärze hinter dem Licht
Klaus SeibelDas Erbe der ersten MenschheitErste Menschheit 2
K. T. SpreckelsenVernichtungRo'ha 1
Martin StottmeisterDie letzte KatastropheWeltenerbe 3
Rea SturmIloy
Andreas SuchanekHeliosphere 2265 Band 7-24
ThariotBrennende WeltenGenesis 2
ThariotDie verlorene SchöpfungGenesis 1
ThariotSonnenfeuer - Der Frieden war nah
Dirk van den BoomAufgehende SonneKaiserkrieger 7
Dirk van den BoomEin Leben für LeeluuD9E 5
Dirk van den BoomHabitat CCasimir Daxxel 2
Dirk van den BoomStürmischer HimmelKaiserkrieger 8
Dirk van den BoomTentakelreichTentakelkrieg 6
Sascha VennemannZeit-Gezeiten & Augenblicke und EwigkeitenEon 2
Nils WesterboerKernschatten

Ächz ! War echt heftig dieses Jahr, wirklich viel an SF-Romanen und Kurzgeschichten herausgekommen. Da ich mich auch stärker auf den Kurzgeschichten-Bereich konzentriert habe, konnte ich auch nur einen Teil der über 50 Romane lesen. Die bereits gelesenen habe ich in grün, die noch geplanten in blau markiert. Gottseidank bin ich nicht alleine, meine Jury-Kollegen lesen ja auch 'ne ganze Menge und wir ergänzen uns derart, daß praktisch jeder Roman und jede Kurzgeschichte gelesen wird. Soweit es mich persönlich angeht ist das Rennen gelaufen : "Drohnenland" ist mein persönlicher Favorit dieses Jahr und daranzukommen scheint mir echt schwierig. Aber ich habe ja den "Terraformer" von Falke und die Space Opera von Post noch vor mir ...

Anja Bagus : Aethersymphonie



Anja Bagus : Aethersymphonie
Annabelle Rosenherz 3
Taschenbuch, 466 Seiten
CreateSpace, 19. Mai 2014
ISBN : 978-1499612769


Æther gestaltet die Welt neu. Jeden Tag werden Entdeckungen und Erfindungen gemacht, die das Leben, die Technik, Tiere und Menschen verändern. Heute noch Luftschiffkapitän, morgen ein Monster mit Fell und Krallen, Flügel und Schnabel. Niemand weiß, ob er am nächsten Tag mit einer seltsamen Fähigkeit erwacht. Annabelle Rosenherz ist so eine Veränderte. Mit ihrer grünen Hand kann sie heilen und töten. Während die Welt sich langsam an die neuen Gegebenheiten gewöhnt, vermisst sie immer noch schmerzhaft ihren Vater, der nun seit zwei Jahren verschwunden ist. Eine Spur führt nach Prag. Annabelle lädt ihre Freunde zu einer Fahrt auf der »Delfin«, einem experimentellen Luftschiff, ein. Während sie sich bemühen, der goldenen Stadt ihre Geheimnisse zu entlocken, werden Sucher zu Gesuchten und schließlich zu Gejagten.
Klappentext

Der dritte Teil der Annabelle Rosenherz-Romane, diesmal in Prag auf der Suche nach dem Golem und Annabelles Vater. Ebenso wie die beiden vorherigen Teile sehr leicht mit der Betonung auf den Beziehungen der Charaktere untereinander. Am Ende vergalloppiert sich die Autorin etwas, hier hätte ich mir weniger bedeutungsschwangere Ereignisse gewünscht. Tatsächlich fand ich den zweiten Band mit seinem unprätentiösem Fall, der wenig mit "Welt retten" und mehr mit "Umgebung von Baden-Baden unter dem Einfluss des Aethers erkunden" zu tun hatte, bisher noch am besten.

Insgesamt gesehen sind die Annabelle Rosenherz-Romane eine angenehm leichte Lektüre. Anja Bagus gelingt es, gekonnt den LORE-Roman mit Steampunk zu koppeln. Hört sich erst einmal seltsam trivial an, ist aber meiner Erinnerung nach das erste Mal, daß eine Verbindung von Liebesroman zu SF geschrieben wurde. Wohlgemerkt, "Liebesroman", kein Sex-Dödeldings, von letzteren gibt es wohl mehr als genug. Und auch wenn die Autorin im dritten Band übertreibt und insgesamt auch die historische Realität doch sehr durch die moderne Brille sieht, ist das Endergebnis zumindestens gut geschriebene Unterhaltung, anders als das meiste, das sich sonst in diesem Genre tummelt.

Die Aetherwelt-Romane sind auch meiner Meinung nach deutlich besser und hochwertiger als die meisten Vampirschlampen-Romane, von Ausnahmen wie Kim Harrisons "Rachel Morgan" einmal abgesehen. Das macht die Romane auch umso interessanter, als sich hier vielleicht ein neuer Trend abzeichnen könnte. Naja, "Waldesruh" ist für den "Seraph" nominiert und zum jetzigen Zeitpunkt habe ich den noch nicht gelesen. Also mal abwarten.

Links
Homepage Anja Bagus
Aetherhertz (eBook)
Aetherresonanz (eBook)
Aethersymphonie (eBook)
Anja Bagus auf Facebook

Samstag, 7. Februar 2015

Anja Bagus : Aetherresonanz



Anja Bagus : Aetherresonanz
Annabelle Rosenherz 2
Taschenbuch, 406 Seiten
CreateSpace, 25. November 2013
ISBN : 978-1494217747


Baden-Baden 1912: Das Amt für Ætherangelegenheiten wurde gegründet, um die Forschung über die Auswirkungen des Æthers zu bündeln. Aber die Menschen im Kaiserreich wollen immer noch nicht wahrhaben, dass die Welt sich unwiderruflich verändert hat.

Annabelle Rosenherz versucht, in der Gesellschaft Verständnis für die Veränderten zu wecken. Sie selbst kann aber nicht vergessen, was ihr wegen ihrer eigenen Veränderung angetan wurde. Um dem ewigen Grübeln zu entfliehen, geht sie einem Hinweis auf ihren vermissten Vater nach und besucht einen alten Freund der Familie. In dem Anwesen des reichen Industriellen Rudolf Bader begegnet sie nicht nur der Vergangenheit, sondern auch den Auswirkungen, die viele falsche Entscheidungen auf die Gegenwart haben. Während die Polizei mithilfe des Amtes unerklärliche Todesfälle untersucht, kommen sie bei ihren Ermittlungen den ewig stampfenden Dampfmaschinen der Bader-Æther-Werke immer näher. Verbirgt die Fabrik einen Mörder oder sucht man an der falschen Stelle?

Æther und Maschinen, Liebe, die den Tod nicht akzeptieren will und falsche Entscheidungen: Ætherresonanz ist Steampunk aus Deutschland, dessen Dampfdruck die Kessel zu sprengen droht.
Klappentext

Der zweite Teil der Annabelle Rosenherz-Romane. Interessanterweise deutlich flüssiger als der erste und für meinen ganz persönlichen Geschmack auch innovativer. Die Verbindung von Aether und Computern, die Darstellung einer Babbage-Maschine und die Auswirkungen einer Verbindung von Mensch und Maschine hatten was. An die historischen Ungenauigkeiten hatte ich mich gewöhnt und konnte so die Geschichte entspannt genießen. Auch dies ist wieder ein Liebesroman mit Steampunk-Elementen, wobei die Autorin den Roman nutzt, um die weitere Umgebung von Baden-Baden auszubauen und die Nebenfiguren des ersten Bands stärker zu differenzieren. Für Steampunk-Fans mit einem Hang zum Kitsch unbedingt empfehlenswert.

Freitag, 6. Februar 2015

Anja Bagus : Aetherhertz



Anja Bagus : Aetherhertz
Annabelle Rosenherz 1
Taschenbuch, 400 Seiten
CreateSpace, 6. Mai 2013
ISBN : 978-1484903537


Seit der Jahrhundertwende steigt grüner Nebel über den Flüssen auf. Æther ist für die Industrie ein Segen, für die Menschen ein Fluch. Luftschiffe erobern den Himmel, Monster bevölkern die Auen.
Wir schreiben das Jahr 1910: Im mondänen Baden-Baden scheint die Welt noch in Ordnung. Doch während die Kurgäste aus aller Welt durch die Alleen und den Kurpark flanieren, sterben junge Frauen an einer mysteriösen Vergiftung.
Das Fräulein Annabelle Rosenherz versucht die Ursache herauszufinden und gerät dabei selbst in große Gefahr, denn sie hat schon lange ein Geheimnis. Als sie der Wahrheit zu nahe kommt, nimmt man sie gefangen.
Auf den finsteren Höhen des Schwarzwalds verliert sie fast ihren Verstand und es entscheidet sich, ob Annabelle sich selbst akzeptieren kann, und ihre erste Liebe stark genug ist, den Widerständen der Gesellschaft zu trotzen.
Klappentext

1910 in Baden-Baden : Ein interessantes Setting. Doch während sich die Geschichte entfaltet, komme ich nicht umhin, zwei gravierende Inkonsistenzen zu bemerken. Weder ist die Situation der Frau noch die Homosexueller auch nur annähernd korrekt dargestellt.

Frauen waren zu dieser Zeit weder selbstbestimmt noch in die Männergesellschaft integriert. Bestes Beispiel für die Unterdrückung der Frau in dieser Zeit ist die Ausgrenzung aus dem Studium :
Als die Züricher Universität in den 1870er Jahren als erste deutschsprachige Universität Frauen zum Studium zuließ, löste das im Deutschen Reich eine heftige Debatte über das Für und Wider des Frauenstudiums aus. Eine Vielzahl von Streitschriften wurden verfasst. Die Gegner des Frauenstudiums aus Politik, Wissenschaft und Berufsorganisationen versuchten zu belegen, dass Frauen aufgrund ihrer "weiblichen Natur" unfähig seien zu studieren und einen akademischen Beruf auszuüben. Vor allem von Hochschullehrern wurde darüber hinaus argumentiert, dass Frauen das wissenschaftliche Niveau beeinträchtigten und die Sittsamkeit an den Universitäten gefährdeten. Andere Gegner fürchteten den Verlust der "Weiblichkeit" von Studentinnen, da wissenschaftliches Arbeiten die empfindsame weibliche Seele zerstöre.
Quelle

Zur Situation der Homosexuellen verweise ich auf die Ausführungen zum $175 in der deutschen Wikipedia :
Die widernatürliche Unzucht, welche zwischen Personen männlichen Geschlechts oder von Menschen mit Thieren begangen wird, ist mit Gefängniß zu bestrafen; auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden.
Quelle

Die nicht wirklich historische Darstellung in "Aetherhertz" bezüglich dieser beiden Punkte hat mich schon irritiert und mich sozusagen das ganze Buch durch "gejuckt". Insbesondere, als ich aus diesem Setting "Maschinengeist" im Hinterkopf hatte. Aber wenn man die Inkonsistenzen der Annabelle Rosenherz-Romane ignoriert, entfaltet sich vor dem Leser eine gelungene Liebesgeschichte. Ich sage extra nicht "Abenteuerroman", denn der Fokus liegt definitiv auf dem Verhältnis von Annabelle und Paul, weniger auf der durch den Aether hervorgerufenen Action. Eine Steampunk-Love Story, sozusagen. Dass sie ihre Beziehung gegenüber einem fiesen Veränderten, der die Weltherrschaft an sich reißen will, verteidigen müssen, ist sozusagen das Tüpfelchen auf dem i. Wer also eine Steampunk-Liebesgeschichte lesen will, ist hier richtig.

Donnerstag, 5. Februar 2015

TERRA SF inside - TERRA EXTRA jetzt wöchentlich

Nach den philosophischen Ausführungen der letzten Tage heute etwas Leichteres. Auf Seite 65 von Heft 466 vom 24.06.1966 wird auf die veränderte Erscheinungsweise von TERRA EXTRA hingewiesen. Diese Serie, die seit 1962 erschien und sich nur mit Nachdrucken beschäftigte, war so erfolgreich, daß sie auf eine wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt wurde. Zusammen mit TERRA und PERRY RHODAN hatte der Verlag damit drei auflagenstarke SF-Heftromanserien am Kiosk.

TERRA SF 494/495 - Robert A. Heinlein : Zwischen den Planeten



Robert A. Heinlein : Zwischen den Planeten (Between Planets)
Terra SF 494/495, 16.12.1966
Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1955
Originalausgabe 1951
Aus dem Amerikanischen von Kurt Seibt
Titelbild : Karl Stephan


Aufregende Erlebnisse eines jungen Mannes, der als Kurier von der Erde zur Venus und Mars reist und in einen interplanetarischen Kolonialkrieg gerät.

Kurz vor Abschluß seiner Internatszeit auf Terra erhält der junge Don Harvey von seinen Eltern, die als Forscher auf dem Mars tätig sind, die Aufforderung zur unverzüglichen Heimreise. Im Weltraum unterwegs, gerät er jedoch in die Wirren des Kolonialkrieges, der zwischen der Erde und der aufständischen Venusbevölkerung ausgebrochen ist. Ohne sein Wissen reist er als Geheimkurier einer interplanetaren Gesellschaft. Er befördert einen Ring, in dem wichtige Nachrichten verborgen sind. Als er wider seinen Willen auf der Venus gelandet ist, übergibt er ihn einer jungen Dame zur Aufbewahrung. Mehrmals entkommt er den Fängen der Geheimpolizei, wird endlich Soldat und hat noch mancherlei Abenteuer zu bestehen, ehe er seine Mission glücklich zu Ende führt.

Wie alle Romane Heinleins ist auch dieser mit Humor gewürzt. Der unerschöpflichen Phantasie des beliebten Erzählers entspringen mancherlei skurrile Geschöpfe anderer Sternenwelten. Eine Fülle toller Einfälle hält den Leser in Atem, mit wachsender Anteilnahme folgt er dem jungen Don auf das fremdartige Gelände der Venus, und die Rätsel einer Raumfahrt mit ungewissem Ziel steigern die Spannung bis zuletzt. Nebenbei erfährt man viel Neues über die Elektronentechnik der Zukunft und die Astrophysik.
Klappentext der Gebr. Weiss-Ausgabe

Auch dieser Jugendroman von Robert A. Heinlein bietet dem geneigten Leser eine gute Unterhaltung, auch wenn man heute weiß, dass die Venus ganz anders aussieht. Ähnlich wie viele andere Autoren seiner Zeit sieht Heinlein in der Venus einen urweltlichen Dschungelplaneten, der sich heftig gegen die Siedlungsversuche der Menschen wehrt. Aus diesem Grund sind die Kolonisten, die auf der Venus geboren wurden, ein ganz anderer Schlag als die Erdgeborenen. Außerdem machen sie sich keine Illusionen, denn sie wissen ganz genau, dass sie nicht den hohen Lebensstandard der Erde haben. Aber dennoch wollen sie ihre Unabhängigkeit erkämpfen und finden dabei Unterstützung bei den intelligenten, drachenähnlichen Ureinwohnern der Venus. Auch die Darstellung des terranischen Militärsystems ist interessant, denn dies erinnert stark an jenes, das man jahrzehntelang in Südafrika hatte. Die Kolonisten sind Menschen zweiter Klasse, und jeder, der mit ihnen zusammenarbeitet, hat seine Bürgerrechte verspielt. Wer sich zu den Kolonisten bekennt oder sie unterstützt, hat Repressalien zu fürchten - wie der alte Freund von Dons Eltern, der sich lieber selbst tötet, als mit den irdischen Behörden zusammenzuarbeiten. Auch die Behandlung von Don selbst zeigt, dass auf der Erde ein System existiert, bei man schuldig ist, egal ob man das Gegenteil beweist oder nicht.
Kommentar von Andreas Schweitzer auf fictionfantasy

Between Planets taught me that a kid never knows when the demands of adulthood will tap him on the shoulder. There are worse things that could happen.
L. Neil Smith : Robert Heinlein Remembered

The best of Heinlein's juveniles
Kommentar auf amazon.com

"Zwischen den Planeten" kam 1955 bei den Gebrüdern Weiss und dann 1966 hier bei TERRA heraus. Nach zwei gekürzten Fassungen des Albert-Müller- und Tosa-Verlags wurde dieser Roman dann erst 1982 bei Heyne in einer ungekürzten und illustrierten Neuausgabe herausgegeben. Kein Wunder also, daß diese beiden TERRA-Hefte seit Jahrzehnten zu meiner Sammlung gehören.

Der Roman beginnt düster. Don Harvey ist auf einem ländlichem Jungen-Internat und erhält einen Brief von seinen Eltern, er solle sofort nach Hause, auf den Mars kommen. Auf den folgenden paar Seiten schildert Heinlein dann in der Reaktion der Klassenkameraden und Lehrer die Situation auf der Erde und im Sonnensystem : Die Erde ist eine Diktatur Orwellschen Stils, Kolonien auf dem Mars und der Venus werden unterdrückt und Freiheitsbewegungen auf der Erde als auch in den Kolonien brutal zerschlagen.

Nachdem Don auf der Raumstation angekommen ist und auf sein Schiff zum Mars wartet, wird die Raumstation überfallen, besetzt und schlußendlich zerstört. Don, Kind eines terranischen Vaters und einer venusischen Mutter, geboren im Transit von Venus nach Mars, bekommt als Staatenloser dann Probleme - insbesondere, weil er sich keinem Nationalismus anschließen kann und will. Am Ende kommt er zur Venus, versucht dort, seine Eltern auf dem Mars zu erreichen. Die Venus wird von Einsatztruppen der Erde besetzt, die in ziemlich brutaler Art und Weise alles niederbrennen und jeden töten, der nicht pariert. Don flieht, tritt in die Venus-Guerilla-Armee ein und kommt am Ende zwar nicht zu seinen Eltern, aber doch zu der Verschwörergruppe, zu denen sie gehören und die technologische Innovationen gegen die Erdbesetzungen einsetzen wollen.

Der Roman endet damit, daß sich Don im Anflug auf den Mars befindet. Kein Happy-End, die Geschichte geht noch weiter, aber Heinlein ist fertig mit dem, was er erzählen wollte. Das irritiert und befriedigt mich jedesmal wieder, wenn ich diesen Roman lese. Einerseits ist es gut, daß Heinlein sich dem Kitsch hier verweigerte, andererseits fehlt er mir so ein bißchen.

Aufgefallen ist mir sein Wissenschaftler-Optimismus. In diesem Roman schildert er explizit (Natur-)Wissenschaftler als die besseren Menschen mit dem weniger verqueren Weltbild und begründet das mit ihrer Beschäftigung mit der Realität. Ein falscher Standpunkt, den Heinlein schon damals hätte besser wissen sollen, das III. Reich hat diese These bereits ad absurdum geführt. Und wenn man sich heutige Wissenschaftler und "Wissenschaftler" ansieht, so ist Heinleins damaliger Optimismus für diese Gesellschaftskaste vollkommen irreal gewesen.

Beim diesmaligen Lesen fiel mir ebenfalls die Ähnlichkeit zwischen Heinleins und John Ringos Romanen auf. Beide stehen auf dem Standpunkt "Live free or die" und bekräftigen das auch in ihren Geschichten. Wahrscheinlich gefällt mir als Heinlein-Fan deshalb John Ringo auch so gut.

Zu den dystopischen Szenarien von Robert A. Heinlein hier noch ein Link zu einem Artikel von Jo Walton auf tor.com : The Dystopic Earths of Heinlein’s Juveniles. Interessanterweise hat sie keine Besprechung von "Between Planets" geschrieben, jedenfalls habe ich keine gefunden.

Mittwoch, 4. Februar 2015

TERRA SF inside - Jürgen vom Scheidt : SF als Modell der Wirklichkeit (3)

Und hier die letzten beiden Teile der Betrachtung der SF als Modell der Wirklichkeit. Man beachte : Dieser Artikel ist von 1966, also ein halbes Jahrhundert alt. Trotzdem scheint er irgendwie nicht gealtert zu sein - zumindestens für mich als Naturwissenschaftler nicht.

LKS aus Heft 472 vom 29.07.1966, Seite 1
LKS aus Heft 472 vom 29.07.1966, Seite2

LKS aus Heft 473 vom 05.08.1966, Seite 1
LKS aus Heft 473 vom 05.08.1966, Seite 2