Donnerstag, 27. Februar 2014

Perry Rhodan 2732 - Uwe Anton : Der Hetork Tesser


Uwe Anton : Der Hetork Tesser
Perry Rhodan 2732, 20.12.2013
Originalausgabe
Titelbild : Swen Papenbrock


Perry und Bostich treffen in ihrem Gefängnis auf einen mitgefangenen Laren und einen Wurm, der sich ins Gehirn eines Wesens einklinken und deren Erinnerungen verändern kann. Sie fliehen, dabei verliert Bostich einen Arm.
Details

Perry und Bostich treffen also auf dem Gefängnisplaneten einen Laren. EINEN LAREN ??? Da scheint jemand in der Autorenrunde ja echt Mut zu haben, sich einen der besten Zyklen der PR-Geschichte wieder herzunehmen. Das ist gefährlich, sehr leicht rutscht man da in nostalgischen Nonsens hinein.

Nach 3459 begann die Herrschaft des Konzils der Sieben in der Milchstraße. Sie endete im Jahre 3585, als die Laren in den Dakkardimballon eindrangen, aus dem es keine Rückkehr für sie gab. In der Folge zerfiel das Konzil der Sieben. Machtstrukturen, die jahrhundertelang Bestand hatten, existierten nicht mehr. Die Existenzgrundlage der Laren war somit nicht mehr vorhanden. Als Hauptverantwortlichen für diese Geschehnisse betrachteten die Laren den Terraner Perry Rhodan. Er wurde zu einer mythischen dunklen Zerstörergestalt stilisiert, der als Hetork Tesser bezeichnet wurde.
Perrypedia

Soso, Perry ist also der Schwarze Mann der Laren.
Weil er das Konzil kaputtgemacht hat.
Wie geil ist das denn ?

Uwe Anton, Jahrgang '56, ist im gleichen Alter wie ich, er scheint den Aphilie-Zyklus auch als Fan begeistert gelesen zu haben. Hier gelingt ihm sehr elegant der Spagat zwischen Nostalgie und Moderne, er erzählt eine Geschichte, die einerseits spannend ist und die aktuelle Handlung weitertreibt, andererseits bei Uraltlesern Reminiszenzen vor dem geistigem Auge aufsteigen lassen. Dabei legt er großen Wert auf den Sense of Wonder, den er logisch, in sich und mit der Serie konsistent liebevoll in den Roman integriert. Mit diesem Stil setzt er Maßstäbe bei der Behandlung der Konzil-Historie, an die sich auch andere Autoren halten.

Mittwoch, 26. Februar 2014

Perry Rhodan 2731 - Michael Marcus Thurner : Gefängniswelten


Michael Marcus Thurner : Gefängniswelten
Perry Rhodan 2731, 20.12.2013
Originalausgabe
Titelbild : Alfred Kelsner


Auf der Suche nach den Gefangenen des Atopischen Tribunals klappert die KRUSENSTERN die Dunkelsterne ab. Hier halten die Onryonen Perry und Bostich gefangen - angeblich. Als auf einem Dunkelstern-Gefängnis die Ausstrahlungen von Zellaktivatoren angemessen werden, machen sich Gucky, Icho Tolt und Avan Tacrol zusammen mit einigen Mechano-Posbis auf, die Gefangenen zu befreien. Doch diese haben schon selbst die Flucht ergriffen, die angepeilten Ausstrahlungen stammen von Zellaktivator-Attrappen.
Details

Aus irgendwelchen Gründen konnte mich dieser Roman nicht mitreissen. Wahrscheinlich persönliche Tagesform, denn interessant und spannend ist er allemal. Sehr gelungen fand ich die "Landung" der Haluter auf dem Dunkelstern-Planeten, selten wurde die andere Physiologie dieser Wesen so gelungen dargestellt. Aber irgendwie fand ich das Ende doof - wobei das im Hinblick auf die folgenden Romane aber genau so sein musste. Das dürfte auch eines der "Probleme" sein : Der Zyklus ist noch nicht zuende, erst im Nachgang wird deutlich werden, wie gut einige Romane tatsächlich sind. Und auch dieser Roman ist sozusagen der Wegbereiter für die folgenden Hefte, mit denen sich die Autoren zu neuen Höhen aufschwingen. Von daher sorry, MMT, in der Kenntnis der Folgehefte kann ich Deiner Leistung nicht die gebührende Achtung schenken.

TERRA SF 297 - Kurt Brand : Der Ewige


Kurt Brand : Der Ewige
Weltraumreporter 01
Terra SF 297, 02.08.1963
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Mehrere journalistische Pannen zwingen den Weltraumreporter Yal, nochmals die "Schulbank" in der anonymen Nachrichtenabteilung der 1. Planetary Press Corporation, der bedeutendsten Nachrichtenagentur der Galaxis, zu drücken. Dann jedoch erhält er direkt vom ersten Vorsitzenden die Chance, das Rätsel eines uralten Geheimnisses zu lüften, und diese Gelegenheit lässt sich Yal nicht entgehen ...
Klappentext der Mohlberg-Ausgabe

Es gibt viele Sachen von Kurt Brand, die mir nicht so gefallen. Die Geschichten um Yal, den Weltraumreporter, gehören nicht dazu. Durch die Bank weg sind alle Romane spannende Geschichten, der Sense of Wonder ist in jeder Zeile deutlich zu verspüren. Das beginnt schon hier, mit dem ersten Teil der Romane um Yal, den Kurt Brand abwechselnd als auktorialer Erzähler und aus der Innenansicht des Weltraumreporters erzählt. Dies gibt dem Roman einen ganz eigenen Stil, der auch nach 50 Jahren nicht veraltet ist. Ganz im Gegensatz zu der Technik, die man nur mit einem nostalgischem Auge betrachten kann. Aber die Technik spielt auch keine Rolle für die Stories, es geht um die Menschen und ihre Geheimnisse.

Die Romane um Yal, den Weltraumreporter, wurden in den 80ern bei Bastei neu aufgelegt. Da kam ich zum ersten Mal in Berührung mit diesen Brandschen Meisterleistungen und war von Anfang an begeistert. Sie jetzt wiederzulesen macht wahnsinnig Spaß, ihre Klasse wird im Kontext der TERRA-Hefte erst richtig deutlich. Sehr angenehm auch, daß der Mohlberg-Verlag diese neu aufgelegt hat, und zwar - im Gegensatz zu den Bastei-Ausgaben - komplett inklusive einer bisher unveröffentlichten Geschichte.

Dienstag, 25. Februar 2014

Perry Rhodan 2730 - Oliver Fröhlich : Das Venus-Team


Oliver Fröhlich : Das Venus-Team
Perry Rhodan 2730, 13.12.2013
Originalausgabe
Titelbild : Arndt Drechsler


Einer Einsatztruppe des TLD gelingt es, sich Zutritt zum Schiff des Jaj Leza Vlyoth zu verschaffen. Kapern können sie es nicht, es zerstört sich selbst.
Farye Sepheroa, die in Perrys Haus in Terrania wohnt, erlebt die ersten Aktionen des Techno-Mahdi. Sie freundet sich mit Gucky an und zusammen mit Icho Tolot und Toyo Zindher gehen sie auf die Krusenstern, um Perry und Bostich zu finden
Details

In der Zwischenzeit habe ich die PRs weitergelesen. Zuerst den Roman des neuen Autors zuende. Sehr angenehm, sehr spannend, hat mir ausnehmend gut gefallen. Oliver Fröhlich erzählt hier eine packende Geschichte ohne Längen, obwohl der Roman einen Zeitraum von einem Jahr überspannt. Makellos, den Autor werde ich mir merken.

TERRA SF 296 - Theodore R. Cogswell : Die Mauer um die Welt


Theodore R. Cogswell : Die Mauer um die Welt (Story-Sammlung)
Terra SF 296, 26.07.1963
Aus dem Amerikanischem von M. Daenner und R. Rose
Titelbild : Karl Stephan

enthält die Stories
Der Generalinspekteur (The Spectre General, 1952)
Invasionsbericht (Invasion Report, 1954)
Die Mauer um die Welt (The Wall around the World, 1953)
Wolfie (Wolfie, 1954)


Dies ist die eine Hälfte der Story-Sammlung "The Wall around the World" von Theodore Cogswell. Die einzige deutsche Ausgabe. Was eine ziemliche Vernachlässigung dieses Autors ist, die Geschichten sind samt und sonders genial.

Das fängt schon mit den Inhalten an. In "The Spectre General" erzählt Cogswell von einer Instandsetzungskompanie des Imperiums, die seit 500 Jahren auf einem unbewohntem Hinterwäldlerplaneten gedrillt wird, inzwischen in x-ter Generation. Dumm nur, daß das Imperium vor 450 Jahren auseinandergefallen ist und der Weltraum von Bürokraten, Verwaltungshengsten, Intriganten und Warlords beherrscht wird.

Oder die Geschichte "Invasion Report", in der eine Horde von Rotznasen sich Pappies Weltraum-Scooter für eine Spritztour nehmen. Sie treffen auf Außerirdische, die, als sie die Erdkinder mit ihren Masterblastern spielen sehen, ganz eingeschüchtert wieder abziehen. Das waren nämlich ET-Kinder, die sich vor den mächtigen Terranern echt gefürchtet haben.

In "Wolfie" versucht der Protagonist, sich die Dienste eines Zauberers zunutze zu machen, um an sein Erbe zu kommen. Dazu lässt er sich mit Wolfsblut aus der Tierklinik und einem Zauber in einen Werwolf verwandeln. Allerdings gab es da in der Tierklinik ein Mißverständnis, er bekam kein Wolfsblut, sondern das Blut von Wolfie, einem verfetteten Pudel ...

Das Ganze ist in einem flüssigem Stil geschrieben, die Charaktere werden samt und sonders detailliert und präzise dargestellt. Ansonsten wäre eine so lyrische Geschichte wie "The Wall around the World" auch sehr schwierig zu lesen, denn diese Story lebt allein von der Stimmung. Insgesamt habe ich mich köstlich amüsiert, bedauerlich, daß in den vergangenen 50 Jahren nichts mehr von diesem Autor in Deutschland veröffentlicht wurde.


Montag, 24. Februar 2014

TERRA SF inside - Tom und Jerry

Ich glaube, für diese Werbung auf der Rückseite von TERRA 049 vom 30.01.1959 braucht es keine Kommentare. Ich lasse einfach einmal die nostalgischen Erinnerungen unbeschwerter Kindheitstage wirken ...

TERRA SF 295 - J. L. Powers : Vorstoß in die Galaxis


J. L. Powers : Vorstoß in die Galaxis (Black Abyss)
Terra SF 295, 19.07.1963
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1962
Originalausgabe 1960
Aus dem Englischem von Heinz Zwack
Titelbild : Johnny Bruck


Mit der Entdeckung des Hyperantriebs besaß die Menschheit endlich die Mittel, zu den Sternen hinauszufliegen. Vier Expeditionen waren bereits abgeflogen, als das fünfte Sternenschiff von Pluto startete. Ziel der Expedition war die Wega. Mit einer Besatzung aus Wissenschaftlern und Soldaten erreichten sie das Sonnensystem der Wega und stießen dort auf einen Planeten, der der Erde glich.

Und dann fanden sie ein Rätsel. Die Ruinen großer Städte, erbaut auf den Ueberresten zerschlagener Festungen - ein Beweis, daß eine große Rasse von Eroberern irgendwann einmal vor dreißigtausend Jahren auf diesem Wege gezogen war. Heute gab es kein Leben mehr auf diesem Planeten. Und als sie zur nächsten Sonne weiterzogen, fanden sie eine Zivilisation mit so fremdartigen Kräften, daß es beinahe einem einzelnen Eingeborenen gelungen wäre, sie zu vernichten und sich ihres Schiffes zu bemächtigen. Und immer noch blieb das Geheimnis, denn die Legenden des Planeten kündeten von einer Rasse von Göttern, die vor zwanzigtausend Jahren von den Sternen gekommen waren. Sie erreichten den Planeten einer roten Riesensonne und entdeckten dort eine Rasse von so unglaublich fremdartigen Geschöpfen, daß es gegen sie keine Verteidigung gab. Und erst hier lüftete sich das Geheimnis der Rasse, die vor Jahrtausenden ihren Eroberungszug zu den Sternen angetreten hatte.
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Though much of his output, either solo or in collaboration, was hasty and unremarkable, he was always capable of more memorable work, especially perhaps in some early stories which showed the influence of A E van Vogt, and also in work published in his later years, no longer written within the draconian constraints of 1950s markets.
SFE

Diesem Zitat aus der SF-Enzyklopädie ist, wenn ich ganz ehrlich bin, wenig hinzuzufügen. Der Roman ist (jedenfalls vom heutigem Standpunkt aus) extrem vorhersehbar, die Charaktere werden eher holzschnittartig geschildert und in seiner sehr moralischen Darstellungsweise ist das Ganze auch bis zu einem gewissem Grad ziemlich langweilig. Laut SFE sollen ja einige der frühen und die späten Werke von J. L. Powers alias John S. Glasby relativ gut sein, dieser Roman ist es jedenfalls nicht. Und gerade im Vergleich zu den nächsten beiden TERRA-Heften fällt "Black Abyys" extrem ab.

Sonntag, 23. Februar 2014

TERRA SF inside - Ein Leserbrief

Ich lese die LKS der TERRA-Hefte ja immer mit großem Interesse. Hier fand weit vor dem Internet bereits eine intensive Diskussion zwischen Fandom und Redaktion statt. Manchmal ist diese Diskussion hochinteressant, manchmal stinklangweilig und manchmal merkt man, daß sich an den Einstellungen der Leser seit 50 Jahren nichts geändert hat. Und manchmal entdeckt man auch Historisches. Wie etwa die Teilnahme heutzutage berühmter SF-Schaffender und Fandom-Berühmtheiten an frühen SF-Wettbewerben. Oder eben diese LKS von Band 271 vom 08.02.1963, in der sich mit einem Leserbrief ein gewisser H. Gehrmann aus Köln zu Wort meldet. H. Gehrmann - ist das H. G. Ewers ?

TERRA SF 294 - H. G. Ewers : Intrige auf Chibbu


H. G. Ewers : Intrige auf Chibbu
Weltraumscout 01
Terra SF 294, 12.07.1963
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck


Lester Velie ist ein Weltraumscout. Mit seiner Tätigkeit dient er der Menschheit des Planeten Erde, der wegen akuter Überbevölkerung bald aus den Nähten platzt. Zusammen mit William, dem Roboter, der wie ein Mensch aussieht, durchstreift Lester in der kleinen, aber leistungsfähigen MEMPHIS entfernte Sektoren des Alls - immer auf der Suche nach Welten, die sich zur Besiedlung durch Terraner eignen. Dies ist die abenteuerliche Geschichte von Lester Velies Einsatz auf dem Planeten Heavy Water, dessen Bewohnern die Vernichtung droht.
Klappentext

Das erste Abenteuer des Weltraumscouts Lester Velie. Ewers sollte noch weitere sechs im Rahmen von TERRA und TERRA ASTRA folgen lassen. "Intrige auf Chibbu" ist noch in der DDR geschrieben worden, 1961 flüchtete Ewers und kam dann in Kontakt mit GMS. Dieser Roman hier ist also Ewers Debut. Und dafür liest er sich nicht schlecht. Zwar sind an einigen Stellen noch Ungeschicklichkeiten vorhanden, aber insgesamt ist der Roman flüssig und in sich konsistent. Die Figuren, allen voran der Weltraumscout und sein Roboter William, sind plastisch dargestellt und handeln logisch.

Hauptaugenmerk von Ewers in diesem Roman ist nicht der Konflikt, sondern die Verhinderung eines solchen. Damit hebt er sich wohltuend von seinen Zeitgenossen ab, der Kalte Krieg war in seiner Hochphase. "Intrige auf Chibbu" ist vielleicht nicht pazifistisch, aber in jedem Fall ein Antikriegsroman. Ich bin mal auf die weiteren Geschichten von Ewers gespannt, die in der Folgezeit noch bei TERRA veröffentlicht werden.

Samstag, 22. Februar 2014

TERRA SF inside - Wo Männer noch Männer sind

Auf der Rückseite von TERRA 022 war eine Werbung für ein anderes, damals extrem populäres Genre : MOEWIG-Wildwestromane wurden dort angepriesen. Wenn ich daran denke, wieviele Westernhefte ich damals gelesen habe ... Ich war ein echter Unger-Fan, den habe ich - analog zu Scheer - einfach verschlungen. Ernest Haycox, G.F. Barner, Louis L'Amour ... Und die Titelbilder erst. Ok, es gab auch die gut gezeichneten, aber mich haben als Kind immer die Film-Titelbilder fasziniert. Hatte schon was, diese Marotte der deutschen Western.

TERRA SF 292/293 - K. H. Scheer : Die kosmische Fackel



Karl Herbert Scheer : Die kosmische Fackel
Terra SF 292/293, 05.07.1963
Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1962
Titelbild : Karl Stephan


Er hieß Gord Melare, aber seine Freunde nannten ihn respektvoll "Hunty". Sein Spezialraumschiff "Damon" war genauso zuverlässig, wie die Männer seiner Crew verwegen waren. Hunty war Kosmonaut, Ingenieur und Tierfänger in einer Person und - er sah nicht ein, warum er den etwas rätselhaften Auftrag einer staatlichen Organisation nicht hätte annehmen sollen.

Als die "Damon" in die Tiefen des unerforschten Raumes vorstieß und der fremde Planet auf die Bildschirme sprang, beglückwünschte sich Gord Melare zu dem sauberen Manöver. Er und seine Männer waren frei, ungebunden und tatenhungrig. Ihre Heimat war der Raum zwischen den Sternen. Sie arbeiteten dort, wo es noch unbekannte Tiere gab. Es war ein gutes Geschäft, bis die "Damon" in die dichte Lufthülle jenes Planeten vorstieß, der auf den Karten nicht verzeichnet war.

Sie brachten ihre Fanggeräte in Ordnung und gingen hinaus in die finstere Nacht, um mit Energienetzen und Schockgewehren zu jagen. Es war aber nichts da, was einzufangen sich gelohnt hätte.

Gord Melare wurde erst argwöhnisch, als sich die flüsternde Stille über den Planeten senkte. Alles war ruhig und doch schien jedes Pflänzchen zu raunen.
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Einer von Scheers Standard-Romanen, wenn man die letzten Abschnitte betrachtet, ist er offenbar unter Zeitnot geschrieben worden. Ebenso wie Thomas Harbach in seinen Kommentaren zu den UTOPIA-Bestsellern bin ich der Meinung, daß aus dieser Geschichte mehr herauszuholen gewesen wäre. Ich bin mir allerdings nicht klar, ob eben dies KHS nicht selber bewusst war. Denn mit "Die Männer der Pyrrhus" hat er bis zu einem gewissem Grad ein Remake dieses Romans geschrieben. Dort sind praktisch die gleichen Protagonisten vorhanden wie sie hier beschrieben werden, der grundsätzliche Plot ist auch ähnlich, bis zur Aufopferung des Helden und seiner Mannschaft für die Menschheit. Und während "Die kosmische Fackel" nur Scheerscher Durchschnitt ist, halte ich persönlich "Die Männer der Pyrrhus" für einen seiner besten Romane. Für KHS-Fans sind beide Romane ein Muß, insbesondere im direktem Vergleich.

Freitag, 21. Februar 2014

Thomas Elbel : Megapolis



Thomas Elbel : Megapolis
Selfpublisher 11/2013
Originalausgabe
476 Seiten, 12,95 €
eBook 3,99 €
Amazon-Link


Ende des 21. Jahrhunderts ist die Erde durch einen nuklearen Holocaust weitgehend zerstört. Die Menschheit bereitet ihren Exodus auf den Mars vor, wo die Novaten, künstliche Menschen, als Arbeitssklaven eine gigantische Stadt im Krater eines Vulkans errichten. Doch dann revoltieren die Novaten gegen das grausame Joch der menschlichen Herrschaft. Die wenigen überlebenden Menschen gehen in den Untergrund.

Der Novat Seth ist Mitglied der Jäger, deren Auftrag es ist, die letzten Menschen aufzuspüren und zur Strecke zu bringen. Als er im Zuge dieser Jagd auf Tessa, die schöne Anführerin einer menschlichen Terrorgruppe, trifft, glaubt sie, in ihm den Sohn des irdischen Gründers der Marskolonie zu erkennen. Seth muss sich die Frage stellen, ob sein ganzes Leben auf einer Lüge gründet.
Klappentext

I’ve seen things you people wouldn’t believe. Attack ships on fire off the shoulder of Orion. I watched C-beams glitter in the dark near the Tannhauser Gate. All those moments will be lost in time like tears in rain. Time to die.
Blade Runner

In der oberen Qualitätsklasse ist Thomas Elbel allemal, aber "Elysion" ist noch nicht der Roman, den ich für den DSFP nominieren würde. Das erwarte ich aber bei seinem nächstem Buch, "Megapolis".
mein Kommentar zu "Elysion"

Es ist immer schön, mit seinen Voraussagen Recht zu behalten. Nach dem sehr visuell orientiertem Anfangswerk Asylon und dem stärker auf die Geschichte konzentriertem Elysion hat Thomas Elbel in seinem jüngstem Werk beide Stränge miteinander verbunden und legt einen im wahrsten Sinne des Wortes HBO-Roman vor. "Megalopolis" ist derart visuell geschrieben, daß man die Szenen explizit vor seinem geistigem Auge hat. Die Protagonisten haben deutlich mehr Tiefe als in seinen bisherigen Romanen und der Plot ist deutlich vielschichtiger.

"Megalopolis" ist eigentlich Thomas Elbels erster Roman, den aber ("Das ist ja SF, igittigitt!") keiner der großen Verlage veröffentlichen wollte. Also schrieb Elbel die SF-Romane "Asylon" und "Elysion" und verkaufte sie den Verlagen als Dystopien, nach denen in der Nachfolge der Panem-Filme plötzlich lt. der Marketing-Abteilung ein gewisser Bedarf existieren sollte. Nachdem man sich da (wie üblich) etwas verrechnet hatte, war plötzlich das Interesse an Thomas Elbels neuem Roman bei diesen "Publikumsverlagen" nicht mehr vorhanden. Daher erschien "Megalopolis" in Eigenregie, neu überarbeitet, korrekturgelesen und lektoriert. Was allerdings einen kleineren Bug in der Geschichte nicht verhinderte. In der ersten Hälfte erzählt Lasse, daß er mitangesehen hat, wie die Novaten beim Aufstand seine Eltern umbringen. In der zweiten Hälfte ist Tessa aber mit Lasse allein auf der Erde, die Eltern sind offenbar schon lange gestorben. Der stört nicht weiter, fällt aber auf.

Im Nachwort erzählt Thomas Elbel einiges über den Werdegang des Romans und seine Intentionen. "Megalopolis" ist unter dem Einfluß und als Hommage an PKDs "Do Androids Dream of Electric Sheep" und dem Film "Blade Runner" entstanden. Ebenso wie Frank Haubold in seinen Schatten des Mars erzählt Thomas Elbel nicht eine ähnliche Geschichte, sondern hat den ganzen Roman über Philip K. Dick und sein Spiel mit den Identitäten im Hinterkopf. Das ergibt in "Megalopolis" eine spannende Geschichte, bis hin zum wunderbar passenden Epilog.

Mir hat das Buch außerordentlich gut gefallen. Ich fand es spannend, nicht-trivial und angenehm kurzweilig. Die bildhafte Darstellung, mit der Elbel sich hier zum wiederholten Male profiliert, ist das Tüpfelchen auf dem i. Ich werde diesen Roman für den DSFP 2014 nominieren und bin einmal gespannt, wie er meinen Jury-Kollegen gefällt.

TERRA SF inside - TERRA-Sonderbände

Seit April 1958 erschienen die TERRA-Sonderbände, die 1965 in das TERRA-Taschenbuch übergingen. Sie waren im Format "Taschenhefte", ein Format, das mit "Perry Rhodan Neo" in der SF wieder zu Ehren gelangt ist. Mit etwas mehr Inhalt konnten die Autoren etwas gehaltvollere Romane veröffentlichen und es wurde weniger gekürzt. Na komm, Heiko, etwas weniger war es schon. :-) Hier eine Werbung für die vierwöchentlich erscheinenden TERRA-Sonderbände aus TERRA 022 vom 06.06.1958 :

TERRA SF 291 - Hans Kneifel : Der 38. Sprung


Hans Kneifel : Der 38. Sprung
Terra SF 291, 28.06.1963
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Auf dem Weg zur Kolonie Tanack havariert das Raumschiff COMA BERENICES. Auch der Hyperraumantrieb ist defekt, nur der lichtschnelle Normalantrieb geht noch. Bei der Erkundung der näheren Umgebung entdecken die Männer der COMA BERENICES einen Elektronensturm, der sich auf Tanck zubewegt und dort in etwa 80 Jahren eintreffen wird. Die Kolonisten sind in Lebensgefahr, die Raumfahrer entwickeln Kälteschlafkammern, in denen sie die 60 Jahre Bordzeit, die der unterlichtschnelle Flug nach Tanack dauern wird, überstehen können. Zur Wartung des Schiffs in dieser Zeit entwickeln sie Roboter ...
eigener Klappentext

Hätte gut werden können, der Roman. Ist er aber nicht. Hans Kneifel ist noch weit von seiner Topform entfernt, der Roman ist ziemlich hölzern, die Charaktere nicht wirklich plastisch und die Story-Line plätschert so ein bißchen vor sich hin. Dies liegt meiner persönlichen Einschätzung auch daran, daß Kneifel keine Führungspersönlichkeit in den Mittelpunkt gestellt hat. Seine Romane über Seymour Alcolaya, Jared Coln und insbesondere auch Atlan, von denen jeder unbestritten Führungsqualitäten hat, lagen ihm deutlich besser. Dies wird auch in "Der 38. Sprung" deutlich, betrachtet man die gegenüber dem Rest wesentlich plastischeren Passagen mit Vierzehn Nova, dem Anführer der Roboter.

Auch diesem Roman ist wieder eine Widmung nachgestellt : "Dieser Roman wurde nach einer Idee von Günter M. Schelwokat geschrieben." Ich frage mich, wieviel des Erfolgs von TERRA ebenso wie PERRY RHODAN eigentlich Schelwokat und Bernhard zu verdanken sind. Solche Widmungen, ebenso wie einige der Briefe, die Inge Voltz-Mahn in ihrer lesenswerten Online-Biographie veröffentlicht hat, deuten auf starke künstlerische Impulse aus dem Back-Office hin.

Eine Sache noch, die ich bemerkenswert fand : Die Besatzung des Raumschiffs bestand nur aus Männern, die Gleichberechtigung der Frau ist hier kein Thema. Das hatte ich früher schon anders gelesen, ein seltsamer Rückschritt.

Donnerstag, 20. Februar 2014

TERRA SF inside - "Frankenstein" von Rainer Eisfeld

Rainer Eisfeld ist hier in meinem Blog schon öfter aufgetaucht, allerdings nur als Übersetzer. Was ihm in keinster Weise gerecht wird, denn er ist einer der wenigen kritischen SF-Fans der ersten Stunde. Seine Reminiszenzen "Die Zukunft in der Tasche" und seine Artikelsammlung "Abschied von Weltraumopern" habe ich beide begeistert gelesen. Beide sind in dem kleinen, aber feinen Verlag Dieter von Reekens erschienen und meiner Meinung nach Standardlektüre für den deutschen SF-Fan. Die Inhalte werden am Besten durch die vollständige Titel beschrieben :

Die Zukunft in der Tasche
Science Fiction und SF-Fandom in der Bundesrepublik. Die Pionierjahre 1955–1960
Abschied von Weltraumopern
Science Fiction als Zeitbild und Zeitkritik. Kommentare aus 25 Jahren

Ich muß mir auch unbedingt nochmal seine von-Braun-Biographie "Mondsüchtig" besorgen, mit der scheint er ja 1996 in ein Wespennest gestochen zu haben. Man merkt vielleicht, ich bin ein echter Fan von ihm. Und so war ich auch fasziniert, als ich im TERRA-Heft 022 auf einen Artikel stieß, den er verfasst hat. Da ist noch so überhaupt nichts von seinen erzählerischen Fähigkeiten zu merken, die seine Bücher zu Pageturnern machen, die Darstellung von "Frankenstein" im Film erschöpft sich in einer reinen Aufzählung. Trotzdem ist es faszinierend, auf derart uralte "Dokumente" zu stoßen.

TERRA SF 290 - Isaac Asimov : Die Ringe des Saturn


Paul French (= Isaac Asimov) : Die Ringe des Saturn (Lucky Starr and the Rings of Saturn)
Lucky Starr 06
Terra SF 290, 21.06.1963
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1958
Aus dem Amerikanischem von Heinz Zwack
Titelbild : Karl Stephan


Der Saturn, der zweitgrößte Planet des Sonnensystems, bietet mit seinen Ringen ein außergewöhnliches und beeindruckendes kosmisches Schauspiel. Zu ihm flieht ein Spion der Sirianer mit den wichtigsten Daten des terranischen Verteidigungssystems, die, in den falschen Händen, die Erde jedem Angriff schutzlos preisgeben. Lucky nimmt mit seinem schnellen Kreuzer, der "Shooting Starr", die Verfolgung auf. Aber der Spion bringt die Kapsel mit den Daten in eine Umlaufbahn irgendwo um den Saturn und zerstört sich mit seinem Schiff.
Klappentext der Bastei-Ausgabe

Der sechste und letzte Band der Lucky-Starr-Romane. Ein siebenter war zwar angeblich von Asimov noch angedacht, wurde aber nie geschrieben. Was vielleicht auch ganz gut war, denn die Qualität der Geschichten hat doch stark abgenommen. Hier, bei den "Ringen des Saturn" kann man auch schon nicht mehr von einem Jugendbuch reden, es fehlt die Leichtigkeit, die Naivität und der ungebremste Optimismus der ersten Romane. Kurz nach dem Start des sowjetischen Sputnik-Satelliten geschrieben, stellt der Roman hier doch deutlich das durch diesen ersten Satelliten im All das amerikanische Trauma dar und den Kalten Krieg in den Vordergrund. Der gesamte Roman ist ein einziges Taktieren gegen die Sirianer, die ihrerseits mit politischen Winkelzügen das terranische System zu destabilisieren versuchen.

Interessant auch hier wieder die Anklänge an die Elijah-Bayley-Geschichten. In Kapitel 10 gibt es einen Dialog mit einem Sirianer, der einerseits eine übervölkerte, am Rand der Hungersnot stehende Erde beschreibt und auf der anderen Seite die egalitäre Rassismus-Ideologie der Kolonialplaneten darstellt. Ich zitiere hier einmal den Auszug aus der englischen Wikipedia :

"We have kept our descent pure; we have not allowed the weaklings in, or those with poor genes. We have weeded out the unfit from among ourselves so that we are now a pure race of the strong, the fit, and the healthy, while Earth remains a conglomerate of the diseased and deformed. [...] To the Outer Worlds, Councilman Starr, Earth is a terrible menace, a bomb of sub-humanity, ready to explode and contaminate the clean Galaxy. We don't want that to happen; we can't allow it to happen. It's what we're fighting for: a clean human race, composed of the fit."

Starr, speaking for Asimov, retorts:

"Composed of those you consider fit. But fitness comes in all shapes and forms. The great men of Earth have come from the tall and the short, from all manner of head shapes, skin colors, and languages. Variety is our salvation and the salvation of all mankind".
Wikipedia

Es ist deutlich zu merken, daß Asimov von den Jugendbüchern weg hin zu der mehr erwachsenen Science Fiction von "Caves of Steel" gewandert ist. Was zu dem Lucky-Starr-Szenario in keinster Weise passt, das war doch gerade auch in den Archtypen wie beispielsweise Bigman Jones doch mehr für jüngere Leser angelegt.

Mittwoch, 19. Februar 2014

TERRA SF inside - TERRA-Werbung (II)

Ebenfalls in Heft 011 war eine Titelliste der bis dahin erschienenen Romane. Sie werden heutzutage auf ebay für 10-20 € angeboten. Hätte man wohl damals zuschlagen sollen ...

TERRA SF 289 - Kurt Mahr : Die Ratten


Kurt Mahr : Die Ratten
Terra SF 289, 14.06.1963
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck


Als letzter Überlebender einer Raumschiff-Havarie landet Lymmrick auf einem unbekannten Planeten. Die dort lebenden Menschen beten die Ratten an. Doch es sind nicht wirklich die Ratten, die den Planeten beherrschen ...
eigener Klappentext-Entwurf

Kurt Mahr wird mit jedem Roman, den ich im Rahmen der TERRA-Hefte von ihm lese, besser. Ein nicht geringer Einfluss darauf dürfte seine Übersiedelung in die USA im Dezember 1962 gewesen sein, denn "Die Ratten" enthält deutlich stärkere Anleihen bei amerikanischen Romanen als bei den deutschen. Dies zeigt sich einerseits an der Leichtigkeit, mit der Mahr die Geschichte präsentiert, ganz anders als die bedeutungsschwangeren Romane davor, andererseits am Thema außerirdischer Einflußnahme, das meiner Erinnerung nach etwa zu diesem Zeitpunkt in den Staaten en vogue gewesen ist. Auf jeden Fall ein netter, kurzweiliger Roman, den man auch heute noch mit Genuß liest.

Dienstag, 18. Februar 2014

TERRA SF inside - MOEWIG-Krimis

Die SF war Anfang der 60er ein neues Genre, ganz im Gegensatz zu alteingesesseneren wie etwa dem Kriminalroman. Hier eine Anzeige für MOEWIG-Krimis von Heft 011 vom 03.01.1958. Wenn ich Titel wie "Nachtclub zum Hahnenschwanz" oder "Ich suche Corinne" lese, läuft es mir kalt den Rücken runter ... :-)

TERRA SF 288 - R. Lionel Fanthorpe : Welt des Verderbens


R. Lionel Fanthorpe : Welt des Verderbens (Doomed World)
Terra SF 288, 07.06.1963
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1962
Originalausgabe 1960
Aus dem Englischem von Heinrich R. Arenz
Titelbild : Johnny Bruck


George Mallory wollte nichts anderes, als ein wenig auf die Jagd gehen. Er war ein ganz normaler Engländer in gewohnter Umgebung, bis sein Jagdausflug vom Anfang der größten Katastrophe der Menschheitsgeschichte unterbrochen wurde - unmittelbar vor seinen Füßen zerschellte ein nicht von unserer Erde stammendes Raumschiff.

Das schreckenerregende Wesen, das aus dem Wrack hervorkam, sah so abscheuerregend aus, daß wohl kaum jemand vermutet hatte, es könnte sich hier um den Angehörigen einer intelligenten, kulturell hochstehenden und freundlich gesinnten Rasse handeln.

In seinem Schreck schoß Mallory, ohne lange zu fragen. Mit letzter Kraft belegte der Außerirdische die Erde mit einem wissenschaftlichen Fluch, dessen Auswirkungen außerhalb des menschlichen Begriffsvermögens lagen. Er gab eine Strahlung frei, welche die gesamte Tierwelt zum erbitterten und unversöhnlichen Gegner des Menschen machte. Der einzige Ausweg schien im Weltraum zu liegen - aber die fürchterliche Wirkung der kosmischen Strahlung griff den Verstand der Raumschiffsbesatzung an und hetzte sie in tödlicher Feindschaft gegeneinander. Wie wird der schreckliche Konflikt zwischen Mensch und Tier ausgehen?

"Welt des Verderbens" ist ein Science-Fiction-Meisterwerk aus der geübten Feder R. Lionel Fanthorpes - es braucht wohl kaum eine weitere Empfehlung.
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Über Robert Lionel Fanthorpe habe ich schon früher etwas geschrieben : TERRA 223. Hier lässt er seine spätere Berufung deutlich durchscheinen und predigt dem Leser. An vielen Stellen belehrt er ihn über wissenschaftliche Tatsachen, diese Traktate sind nicht wirklich lesbar. Auch insgesamt empfand ich den Roman als ziemlich moralinsauer, da fehlte so vollkommen der Pep.

Interessant nur das Ende : Die Menschen haben die Erde an die intelligent gewordenen Tiere verloren und können sich nur noch in einer kleinen Enklave halten. Erinnert mich an deutlich spätere Zombie-Romane, in denen dieses Szenario praktisch Standard wurde.

Montag, 17. Februar 2014

TERRA SF inside - TERRA-Werbung (I)

So, langsam, aber sicher habe ich wieder in meinen gewohnten Trott zurückgefunden. Ich habe da zwar noch drei, vier nicht-TERRA-Kommentare offen, aber das kriege ich auch noch irgendwie hin. Auf jeden Fall bleibt es bei einer TERRA-Rezension pro Tag, das zeichnet sich jeden falls momentan ab. Und ich habe wieder Zeit für "TERRA SF inside", das Drumherum um die TERRA-Hefte. Da ich ja wieder mit den ersten Heften, die ich nachgekaufte, begonnen habe, hier sozusagen eine Werbung in eigener Sache. Von der Rückseite von Heft 006 eine Anzeige für die neue Heftroman-Serie :

TERRA SF 287 - Isaac Asimov : Auf den Monden des Jupiter


Paul French (=Isaac Asimov) : Auf den Monden des Jupiter (Lucky Starr and the Moons of Jupiter)
Lucky Starr 05
Terra SF 287, 31.05.1963
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe August 1957
Aus dem Amerikanischem von Heinz Zwack
Titelbild : Karl Stephan


Die Entwicklung der neuen A-Gravschiffe stellt einen revolutionären Fortschritt für die Raumfahrt dar. Das Geheimprojekt und seine Bedeutung sollte eigentlich nur einer Handvoll vertrauenswürdiger Männer bekannt sein - aber das ist offensichtlich nicht der FaII, denn irgend jemand sabotiert die Fertigstellung der neuen Entwicklung. Lucky Starr, der interplanetarische Detektiv, trifft den Saboteur auf den Jupitermonden.
Klappentext Bastei

Oohhh, *schauder*. Wer verfasst in Deutschland eigentlich Klappentexte ? Ist ja grausam, aber ehrlich. So muß ein Klappentext lauten :
Agrav. It was the century’s most important advance in space travel…and an experiment so revolutionary that only the men who huddled beneath the surface of Jupiter Nine were permitted to know its full meaning.

Yet someone else did know—knew everything, saw everything, heard everything—and was diabolically sabotaging the top-secret mission.

Who or what the enemy was, Lucky Starr didn’t know. But one thing was certain. The deadly force was not human ... not even remotely human!
Klappentext einer amerikanischen Ausgabe

Aber weg von den Klappentexten und hin zum Inhalt. Wenn auch auf dem Niveau eines Jugendbuchs ist dieser Roman, fünf Jahre nach dem ersten Lucky Starr geschrieben, deutlich weniger auf TV-Effekte getrimmt und stärker noch als die früheren Bände der Serie klassische Asimov-SF. Das heisst, es geht weniger um das Was, sondern mehr um das Wie. Asimov schildert nicht nur das Jupiter-System (auch wenn er sich da einen echten Bug erlaubt hat)(Na, wer findet ihn ohne Wikipedia ?), sondern bringt auch die drei Asimovschen Grundgesetze der Robotik ein. Von diesem Gesichtspunkt aus durchaus auch heute noch lesbar und eine gute Ergänzung der Roboter-Geschichten.

Die Lucky-Starr-Romane sind über einen längeren Zeitraum geschrieben worden. Asimov hat sie offenbar auch komplett aus dem Bauch heraus geschrieben, ein grundlegendes Konzept dürfte es nicht gegeben haben. So treten immer wieder Inkonsistenzen auf, etwa in der Bezeichnung der Erdgesellschaft, die von "Terran Empire" bis "Solar Federation of Worlds" reicht. Auch an anderen Stellen finden sich Unterschiede in den verschiedenen Romanen. Wenn ich an die Kanon-Diskussionen bei "Perry Rhodan" denke, kann ich hier nur schmunzeln.



Sonntag, 16. Februar 2014

TERRA SF 284 - Murray Leinster : Piratenflotte über Darth


Murray Leinster : Piratenflotte über Darth (The Pirates of Zan)
Terra SF 284, 10.05.1965
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1962
Originalausgabe ASTOUNDING 02-04/1959
Aus dem Amerikanischem von Walter Ernsting
Titelbild : Johnny Bruck


Hoddan sah seinen ehemaligen Freund nicht an, sondern betrachtete stumm die kahlen Wände seiner Zelle. Dieser ging schweigend aus dem Raum. Nachdenklich starrte Hoddan ins Leere. Ihm war klar, daß er einer Mystifikation zum Opfer gefallen war, die ihren Ursprung in der satten Zufriedenheit einer überzüchteten Zivilisation hatte. Alles Ungewöhnliche und jede umwälzende Erfindung verursachte unnötigen Ärger und Aufregung. Die neuen Pläne des ehrgeizigen Hoddan waren nicht einmal geprüft worden, weil keine Notwendigkeit bestand, Verbesserungen zu machen.

Ein zufälliger Toter in der Nähe der Station kam diesen Leuten gerade zurecht, um das Gerede auf die angeblichen Todesstrahlen zu bringen. Konnte es sein, daß es diese Strahlen wirklich gab? Hoddan ahnte, daß man seinen Tod wünschte. Seinen freiwilligen Tod, der ihnen jede Verantwortung nahm. Da plötzlich kam ihm der rettende Gedanke. Und mit diesem Gedanken begann das abenteuerliche und unglaubliche Leben eines Mannes, vor dem ganze Rassen und Welten erzittern sollten.
Klappentext des WIDUKIND-Leihbuchs

Eine Satire sollte es sein. Davon habe ich relativ wenig gemerkt. Was an der deutschen Übersetzung liegt. Ich zitiere dazu Hardy Kettlitz :
Die deutsche Übersetzung ist jedoch so hanebüchen schlecht, daß man nicht mehr feststellen kann, daß der Roman ursprünglich eine Satire war. Durch extreme Kürzungen in der deutschen Übersetzung ist er verstümmelt und nur auf die Handlung beschränkt worden. Es geht um den Enkel eines Piratenführers, der statt Pirat lieber Ingenieur werden wollte und auswanderte. Doch seine Erfindungen sind unerwünscht, so daß er fliehen muß. Nach allerlei Abenteuern wird er gezwungenermaßen zum Piraten, um einem anderen Volk zu helfen, dem übel mitgespielt wurde. Die deutsche Übersetzung ist niemandem zum Lesen zu empfehlen, weder in der Buch-, noch in der Heftausgabe.
Hardy Kettlitz - SF-Personality-Reihe, Band 1

Statt mich über diese Verstümmelung zu ärgern, möchte ich an dieser Stelle auf die geniale SF-Personality-Reihe von Hardy Kettlitz verweisen. Detailliert beschreibt er darin Leben und Werk großer SF-Autoren. DRM-frei auf beam.de als pdf für etwa 3,- € downloadbar ist dies ein Nachschlagewerk, das ich jedem SF-Fan empfehlen kann.

Samstag, 15. Februar 2014

TERRA SF 283 - J. T. McIntosh : Die Saboteure von Nwylla


J. T. McIntosh : Die Saboteure von Nwylla (World out of Mind)
Terra SF 283, 03.05.1963
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1955
Aus dem Englischem von Heinz Zwack
Titelbild : Johnny Bruck


Dies ist die Geschichte einer extraterrestrischen Invasion. Die Vorbereitungen laufen zunächst normal, doch dann kommt es zu einer Entwicklung, mit der die Invasoren nicht rechnen konnten. Ihre Saboteure veränderten sich.

Also sorry, das kann ich nicht so stehen lassen. Hier der englische Klappentext der Originalausgabe :

They had conquered Mars! Earth was next. And in the council chambers at Washington, Earth's leaders gathered to face the peril. Mars had gone down to defeat in one hour and thirty-four minutes. And now a fleet of creatures from outer space was headed towards Earth. All eyes turned to Eldin Raigmore, President of the United States - the one man to be trusted above all others. One by one the elite were dispatched on missions of last-minute strategy. They went with confidence, inspired by the swift, sure mind of Raigmore. Civilization rested in his hands. And he was a secret member of the invader race!


Also ehrlich gesagt liegt die Wahrheit irgendwie in der Mitte dieser beiden Ankündigungen des Romans. In seinem typischem, etwas trockenem Stil erzählt J. T. McIntosh die Geschichte einer Invasion der Erde aus der Sicht eines der Invasoren. Dabei ist sich Raigmore, der Protagonist, seiner Identität nicht wirklich bewusst.

"J. T. McIntosh" ist das Pseudonym des schottischen Schriftstellers und Journalisten James Murdoch MacGregor (1925 – 2008). Er war hauptsächlich in den 50ern und 60ern aktiv, nach 1980 hat er nichts mehr geschrieben. Obwohl er keiner der Titanen des SF-Himmels war, fand ich persönlich alle seine Romane gut bis brilliant. Insbesondere die Themen, die sich McIntosh für seine Romane aussuchte, waren immer etwas Besonderes. Hier die Invasion aus der Sicht der Invasoren, in "One in Three Hundred" die Selektion derjenigen, die nach einem Atomkrieg, der die Erde zerstörte, zum Mars flüchten dürfen. Bisher habe ich von McIntosh noch keine Geschichte gelesen, die mir thematisch und stilistisch nicht gefiel.

Interessant hier die Verbindung zu den Lucky-Starr-Romanen von Isaac Asimov. Ebenso wie Asimov ist auch MacGregor wenig begeistert von der aktuellen Politik und der Dummheit der politischen und gesellschftlichen Strömungen und Entscheidungen. Er konstruiert hier eine Gesellschaft, in der die Stellung des Einzelnen durch eine allgemeine Intelligenzprüfung bestimmt wird. Die "Weißen Sterne", die intelligentesten Menschen der Erde, sind dann seinem Konzept nach zwangsläufig Führer und - wie mein Sohn früher so treffend gesagt hat - Bestimmer. Ein Konzept ganz ähnlich dem von Alfred Elton van Vogt in seinen Null-A-Romanen. Asimov, van Vogt und McIntosh stehen somit ganz klar in ideologischer Opposition zu etwa Robert A. Heinlein, der in seinen Romanen und Stories mehrfach die Überlegenheit einer allgemeinen und prinzipiell unbeschränkten Demokratie betont hat. Ich frage mich, ob es eigentlich eine wissenschaftliche Analyse der verschiedenen politischen Systeme in SF-Romanen gibt, scheint mir doch ein interessantes Thema.

Freitag, 14. Februar 2014

TERRA SF 281 - Kurt Brand : Treibsand zwischen den Sternen


Kurt Brand : Treibsand zwischen den Sternen
Terra SF 281, 19.04.1963
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1962
Titelbild : Karl Stephan


Auf Ster studierte Torre die Sternkarten dieses Sektors der Milchstraße. Es dauerte fast zwei Tage, bis er sich alle Einzelheiten eingeprägt hatte. Nun stand einem Start nichts mehr im Wege, und er konnte weiter für seinen Plan kämpfen. Drei Stunden, bevor das Suchkommando auf Ster eintraf startete Torre seinen Jetter und verschwand im Raum.

Die letzten Spuren fanden die Verfolger im Khoal-Nebel, und dann mußten sie den Kampf aufgeben.

Niemand von den Beteiligten wußte, daß sie zum Spielball einer außerirdischen Macht geworden waren. Aber auch in den Menschen steckten verborgene Fähigkeiten, die sich zu einer ungeheueren Waffe entfalten konnten. Torre ahnte zwar die Nähe der Unbekannten, aber noch war es ihm nicht gelungen, die Fremden ausfindig zu machen.
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Diese Geschichte liest sich, als sei sie (mindestens) 10 Jahre früher geschrieben worden. Tiefste Fünfziger, auch zum Zeitpunkt des Erscheinens des Leihbuchs teilweise inhaltlich und mehr noch stilistisch deutlich überholt. Das stellt zum Beispiel auch Heinz Bingenheimer in "Transgalaxis" fest, wenn er das Leihbuch gerade einmal mit "ausreichend" bewertet.

Was eigentlich schade ist, den die Grundkonstruktion der Geschichte ist nicht sooo schlecht. Aber die Ausformung, die Dialoge und das Umgehen der Protagonisten miteinander sowie das Familienbild der frühen 50er Jahre machen den Plot fast vollständig kaputt. Allein die Tatsache, daß Kurt Brand trotz aller dieser Mängel seines Plots ein guter Schriftsteller ist, lassen einen den Roman ertragen. Nur für hartgesottene Fans klassischer SF zu empfehlen.

Donnerstag, 13. Februar 2014

TERRA SF 279 - Isaac Asimov : Flug durch die Sonne


Paul French (=Isaac Asimov) : Flug durch die Sonne (Lucky Starr and the Pirates of the Asteroids)
Lucky Starr 02
Terra SF 279, 05.04.1963
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe November 1953
Aus dem Amerikanischem von Heinz Zwack
Titelbild : Johnny Bruck


Das zweite Abenteuer des Weltraum-Rangers. Raumpiraten haben einst die Eltern von Weltraum-Ranger David Starr ermordet. Jetzt stößt Starr Jahre später im Asteroiden-Gürtel auf die Spur der Täter. In der endlosen Weite des Raumes zwischen Mars und Jupiter beginnt ein tödliches Duell der Raumschiffe...
Klappentext der Bastei-Lübbe-Ausgabe

Selten einen Klappentext gelesen, der so am Thema vorbeigeht. Den korrekten Inhalt findet man etwa auf der englischen Wikipedia : Link.

Wie der erste Roman ist auch "Flug durch die Sonne" ein immer noch lesenswertes Jugendbuch. Absolut gewalt- und sex-frei. Und für Jungen designed, nix mit Romantik und so. :-)

Interessant sind hier drei Punkte. Erstens weiss Lucky Starr schon relativ früh im Roman, daß er dem Mörder seiner Eltern gegenübersteht. Er stellt jedoch seine eigene Rache dem großem Ganzen gegenüber zurück und lässt sich nichts anmerken - so daß auch der Leser, wenn er nicht genau hinsieht, nichts merkt.

Das zweite ist die Referenz an den gleichzeitig erschienenen Roman "Caves of Steel". Sie findet sich in den (ausgeschriebenen) Gedanken Lucky Starrs zur Verpflegung auf seinem Flug "durch" die Sonne.

Der dritte, eigentlich sogar der wesentlichste Punkt ist die Darstellung des Rats der Wissenschaften. Als Mitglied dieses Gremiums ist Lucky Starr mit Exekutiv-Vollmachten versehen. Und arbeitet, wie in späteren Romanen auch deutlich wird, unabhängig von Militär und Polizei. Man merkt hier eine Ideologie, die nur aus der Zeit heraus, in der sie geschrieben wurde, verstanden werden kann. Asimov (und diverse andere Schriftsteller) konnten deutlich beobachten, daß die Entwicklung der Atombombe zwar den Wissenschaftlern zu verdanken war, ihnen die Anwendung jedoch von Politikern, die wenig bis überhaupt nichts davon verstanden ("Duck and Cover") aus den Händen genommen wurde. Die Angst vor einem Atomkrieg war nicht nur weit verbreitet, sondern durchaus auch begründet. Asimov (und - ich kann es gar nicht deutlich genug betonen - diverse andere Schriftsteller) zogen hieraus den irrigen Schluß, daß Wissenschaftler besser regieren würden, weil sie ja wissen, wovon sie sprechen. Die Geschichte ebenso wie die aktuelle deutsche Politik belehrt uns eines Besseren, aber zum damaligem Zeitpunkt war diese Denke in vielen SF-Romanen vorhanden. Und hat, auch Jahrzehnte später noch, immer wieder Anhänger gefunden.

Mittwoch, 12. Februar 2014

TERRA SF 278 - James White : Herr der Roboter

James White : Herr der Roboter (Second Ending)
Terra SF 278, 29.03.1963
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe Fantastic 1961
Aus dem Englischem von H. G. Nichau
Titelbild : Karl Stephan


Das Erwachen aus dem Hyperschlaf, einer cryogenen Technik, ist für Ross ziemlich heftig. Er ist der einzige Patient des Hospitals, der letzte lebende Mensch. Nach einem Atomkrieg ist die Erde steril geworden, seine einzigen Gefährten sind Roboter. Mit ihrer Hilfe versucht er, die Erde wieder mit Leben zu füllen - ein Prozeß, der Äonen dauert.
Eigene Inhaltsangabe

James White (1928-1999) sollte man kennen. Falls das nicht der Fall ist, verweise ich auf die SFE : Link. Wie praktisch alle Romane von ihm ist auch "Second Ending" vollständig gewaltlos - und trotzdem spannend. In der Nachfolge von Asimov ist James White einer der wenigen Autoren dieser Zeit, der Roboter halbwegs konsistent schildern kann. Auch ist dies bisher der einzige Roman, in dem das Vergehen einer äonenlangen Zeitspanne glaubhaft dargestellt wurde. Von daher halte ich den Roman - auch wenn er leicht kitschig endet - auch heute noch für lesenswert.

Soweit ich dies beurteilen kann, ist die TERRA-Fassung auch nicht gekürzt, denn mit 35.000 Worten ist die Geschichte eine Novelle. 1962 wurde "Second Ending" in der Kategorie "Roman" (Novellen wurden erst ab 1968 extra bewertet) für den HUGO nominiert. Gewonnen hat James White den Preis allerdings nicht, der ging an "Stranger in a Strange Land".

Sector General
lesenswerter Kommentar von Massimo Luciani

Dienstag, 11. Februar 2014

TERRA SF 277 - Isaac Asimov : Gift vom Mars



Paul French (=Isaac Asimov) : Gift vom Mars (David Starr - Space Ranger)
Lucky Starr 01
Terra SF 277, 22.03.1963
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe Januar 1952
Aus dem Amerikanischem von Heinz Zwack
Titelbild : Johnny Bruck


Statt eines Klappentextes die LKS dieses TERRA-Hefts :


Über Asimov muß man nichts sagen, da reicht ein Verweis auf den Eintrag in der SF-Encyclopedia von John Clute. Die Lucky-Starr-Romane sind Jugendbücher, die bei den damaligen Lesern der TERRA-Hefte außerordentlich gut ankamen. Kein Wunder, denn wie beschrieb ein Kritiker, Groff Conklin in Galaxy, beim Erscheinen die Stories so treffend : "no romance, parlous little science, but endless imagination, exciting ideas and events".

Während Asimov ansonsten seine Handlungsorte entweder auf der Erde oder fiktiven Planeten ansiedelte, spielen die Lucky-Starr-Geschichten auf den Planeten des Sonnensystems. Asimov bemühte sich, die Planeten wissenschaftlich korrekt zu beschreiben, so gut wie es zu Beginn der 50er möglich war. Der Erfolg der Lucky-Starr-Serie ist aber über Jahrzehnte hinweg ungetrübt, jede neue Generation Jugendlicher entdeckte diese Serie neu. Und als neue, fundiertere Informationen über die einzelnen Planeten unseres Sonnensystems vorhanden waren, sah Asimov sich genötigt, den einzelnen Geschichten ein Vorwort bezüglich wissenschaftlicher Unkorrektheiten und dem Erkenntnisstand 1951 voranzustellen.

Der erste Roman der Lucky-Starr-Geschichten ist auch etwas Besonderes. Hier wird Lucky Starr als "Lone Ranger des Weltalls", als maskierter Rächer, dargestellt, im Gegensatz zu den späteren Geschichten, in denen er als Spezialagent des Wissenschaftsrates auftritt. Dazu wird der Mars in ein Abbild des Wilden Westens verwandelt, bis hin zu der Exzentrizität der Farmboys. Ich habe die Geschichte, inklusive solcher Absurditäten, wieder einmal genossen, als Jugendbücher sind sie auch heute noch lesbar und den moderneren Harry-Potter-Kinderbüchern weit überlegen.

John H. Jenkins : They’re Always After Me
Wikipedia-Eintrag

Montag, 10. Februar 2014

TERRA SF 276 - W. W. Shols : Warnung aus dem Hyperraum


W. W. Shols : Warnung aus dem Hyperraum
Der prokaskische Krieg 4
Terra SF 276, 15.03.1963
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1962
Titelbild : Johnny Bruck


Nach 920 Jahren kriegerischer Auseinandersetzungen, im galaktischen Raum, kam es im Jahre 13268 endlich zu dem ersehnten Frieden. Auf Poldini II wurde der Friedensvertrag zwischen den Prokas und den Menschen unterzeichnet.

Aber die Milchstraße war zu groß, als daß überall die Waffen schon geschwiegen hätten. Insbesondere die Hilfsvölker der Prokas, die über viele Generationen hinweg nichts als den Krieg kannten, können sich nicht so schnell an eine neue, friedliche Ordnung gewöhnen.

So auch die wurstartig aussehenden Tesdronen.

Als der Sky-Master des Wirtschaftlers Dr. Preem überfällig wird, befiehlt Marschall Skeen Captain Barnett mit seinem Raumschiff CORA Nachforschungen nach dem Verbleib dieser Expedition anzustellen. Die CORA startet - und gerät unvermittelt in tödliche Gefahren. Noch bevor sie den Planeten MISTRAL erreichen, werden sie von kugelförmigen Raumkampfschiffen beschossen, und nur Captain Barnetts Geistesgegenwart und Entschlossenheit war es zu verdanken, daß das tellurische Expeditionskorps nicht vernichtet wurde. Und dann folgte Schlag auf Schlag. Die Tesdronen wehren sich verzweifelt, müssen zum Schluß aber der geistigen Ueberlegenheit Barnetts weichen und werden aufgerieben.

W. W. Shols beweist mit seinem neuen Roman wieder einmal, daß er zur Spitzenklasse der Science-Fiction-Autoren gehört. Seine Schilderungen bersten vor Spannung und verraten vollendetes technisches Wissen.
Klappentext des BEWIN-Leihbuchs

Wie schon beim ersten TERRA-Heft der Geschichten um den Prokaskischen Krieg merkt man auch hier, daß W. W. Shols etwas anderes als den üblichen Weltraumkriegsroman erzählen wollte. Ähnlich wie die letzten anderthalb Staffeln von "Babylon 5" erzählt auch Shols hier die Geschehnisse nach dem Krieg, die den brüchigen Frieden zwischen Menschen und Prokas leicht zerstören könnten.

Drei Sachen sind mir an diesem Roman aufgefallen. Einerseits reichte Shols Imagination offenbar nicht so weit, sich eine menschliche, seit fast 1.000 Jahren im Krieg befindende Gesellschaft wirklich vorstellen zu können. Sie wird geschildert, als sei sie in den 50ern hängengeblieben, eine Deformation, wie man sie etwa im II. Weltkrieg durchaus beobachten konnte, wird von Shols überhaupt nicht angedacht.

Das Zweite, das mir auffiel, war die Darstellung der Tesdronen als Möchtegern-Kriegsgewinnler. Sie werden klischeehaft negativ geschildert und mir ist nicht ganz klar, inwieweit Shols hier für die damaligen Zeitgenossen deutlich Bezüge zum aktuellem Geschehen in der Bundesrepublik Deutschland darstellt. Hat sich damit mal jemand beschäftigt ?

Als dritten Punkt möchte ich die Geheimdienst-Geschichte, mit der die Tesdronen letztendlich besiegt werden, anführen. Vom heutigem Standpunkt aus ziemlich naiv und schlicht dargestellt, entspricht sie - wenn man beispielsweise die James Bond-Filme der damaligen Zeit dagegenhält - voll dem Geheimdienst-Verständnis der damaligen Zeit. Und wenn ich mir den NSA-Skandal dagegen angucke, wünsche ich mir doch irgendwie diese Naivität zurück.

Trotz aller positiven Aspekte ist der Roman überholt, die heutigen Darstellungen sind seit Jahrzehnten deutlich komplexer und differenzierter. Von daher scheinen mir die alten Shols-Romane um Perry Barnett und die CORA nur noch für SF-Nostalgiker interessant.

Sonntag, 9. Februar 2014

TERRA SF 274 - William F. Temple : Männer gegen Automaten


William F. Temple : Männer gegen Automaten (The Automated Goliath)
Terra SF 274, 01.03.1963
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1962
Aus dem Englischem von C. Katschinski
Titelbild : Karl Stephan


Eine Roboter-Invasionsstory. Natürlich mit der fiesen Schwarzhaarigen und der edlen Blondine. Grausam, einfach nur grausam. Schwamm drüber.

Was nicht heisst, daß man sich nicht mit diesem Autor beschäftigen sollte. Wenn auch dieser Roman eher suboptimal ist (als "undistinguished sf adventure" wird er in der SF-Enzyklopädie von John Clute bezeichnet), so liegt das an der Nachkriegs-Schaffensperiode des Autors, die sich deutlich von der wesentlich innovativeren Prä-Weltkriegs-Ära abzeichnet. Was auch daran gelegen haben mag, daß er sich vor dem Krieg zusammen mit zwei anderen SF-Fans ein Appartment teilte : Mit Maurice K. Hanson und Arthur C. Clarke. Dies hat er in "Bachelor Flat" beschrieben, es wurde 2000 im Storyband "88 Gray's Inn Road" veröffentlicht. Interessant scheint mir auch sein Spätwerk zu sein, wenn ich der SFE glauben darf :
His last two novels, however, are far more impressive. Shoot at the Moon (1966), which Parodies many of the more routine sf conventions concerning trips to the Moon and the gallery of characters usually involved, is a Ship-of-Fools extravaganza of some hilarity. The Fleshpots of Sansato (1968; cut 1970) is a remarkable Space Opera replete with interstellar agents, a corrupt City in the stars, and much symbolism.
SFE-Eintrag

Samstag, 8. Februar 2014

TERRA SF 271 - Donald A. Wollheim (Hrsg.) : Der letzte Mensch


Donald A. Wollheim (Hrsg.) : Der letzte Mensch
Terra SF 271, 08.02.1963
Originalausgabe 1956
Aus dem Amerikanischem von Heinz Zwack
Titelbild : Johnny Bruck


Enthält die Stories :
Robert A. Heinlein : Das verrückte Jahr (The Year of the Jackpot, 1952)
Alfred Coppel : Die letzte Nacht des Sommers (Last Night of Summer, 1954)
Philip K. Dick : Der Robot-Agent (Impostor, 1953)
Amelia Reynolds Long : Der sechste Tag (Omega, 1932)
Edmond Hamilton : Der letzte Mensch (In the World's Dusk, 1936)

Nicht vorhanden ist die Story "Rescue Party" (1946) von Arthur C. Clarke, die in der Originalanthologie "The End of the World" zusätzlich enthalten war.

Zu den Stories selber muß man nichts sagen, daß sind durch die Bank weg lesenswerte Klassiker. Denn so suboptimal, wie Wollheim als Schriftsteller war, so genial war er als Anthologist und Verleger (DAW Books). Auch diese Anthologie ist wunderschön zusammengestellt, abwechslungsreich und vom heutigen Standpunkt aus betrachtet selbst ein Klassiker.

Interessant ist hier Amelia Reynolds Long (1904-1978), die bereits seit 1928 unter ihrem tatsächlichen Namen SF schrieb, später aber zu den Detektiv-Romanen abwanderte. Weibliche SF-Autoren waren nämlich deutlich häufiger vertreten, als man dies heutzutage annimmt und hatten auch - soweit ich das beurteilen kann - mit relativ wenig Vorurteilen zu kämpfen. Trotzdem bedurfte es noch den SchriftstellerInnen-Zirkeln um Marion Zimmer-Bradley und Anne McCaffrey, um Frauen auf diesem Gebiet zur absoluten Gleichberechtigung zu verhelfen.

Ich habe die Gelegenheit auch genutzt, mich endlich einmal genauer mit Alfred Coppel zu beschäftigen. Ihn kannte ich zwar von diversen Short Stories her, wusste aber ansonsten nicht viel über ihn und hatte ihn eher als reißerischen Bestseller-Autor im Thriller-Bereich eingeordnet. Was nicht unbedingt falsch, aber auch nicht vollständig richtig war. Alfred Coppel (1921-2004), eigentlich Alfredo Jose de Arana-Marini Coppel, war zwar reißerischer Bestseller-Autor, hat aber auch einige interessante SF-Romane publiziert. Etwa den Atomkriegsroman "Nach der Stunde Null" (Dark December) oder die Alternativwelten-Geschichte "The Burning Mountain", in der das Trinity-Experiment fehlschlägt und die US-Army nach der tatsächlich existierenden Planung der "Operation Downfall" die Invasion von Japan durchführt. Muß ich mir wohl mal genauer angucken ...

Freitag, 7. Februar 2014

TERRA SF 270 - H. K. Bulmer : Die Propheten der Erde


Henry Kenneth Bulmer : Die Propheten der Erde (Of Earth Foretold)
Terra SF 270, 01.02.1963
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1960
Aus dem Englischem von Horst Mayer
Titelbild : Karl Stephan
Kindle-ebook bei Amazon


Die Propheten der Erde schliefen. Ihre Zahl ging in die Tausende. Sie füllten die Bombenschächte des Schiffes, lagen reglos da. Sie warteten in ihren maschinell schimmernden Metallhüllen. Jeder von ihnen war dazu bestimmt, eine Welt zu erobern. Jeder von ihnen lag still in seiner Kapsel und wartete auf den Leitbefehl, der ihn in streng mathematischer Reihenfolge über einer neuen und unbekannten Welt abladen würde, damit er seinem vorherbestimmten Ziel entgegenfiel. Ein jeder von ihnen war wie der andere, doch jeder einzelne verkörperte den perfekten Menschen...

Um den Herrschaftsbereich der Erde auszudehnen, entwickelt man einen Masterplan: Spezial-Androiden, "Propheten der Erde" genannt, infiltrieren fremde Kulturen, um sie für die Ideologie der irdischen Gesellschaft zu gewinnen. Doch dann wird man auf eine raumfahrende Rasse aufmerksam, die ebenso verfährt.

Wer wird das Rennen um die Herrschaft über die Galaxis gewinnen?
Klappentext der Ullstein-Neuauflage von 1986

Henry Kenneth Bulmer (1921-2005) war ein britischer Autor. Eigentlich. Er schrieb reine Unterhaltungs-SF, wirklich tiefgründig waren seine Romane nie. Allerdings auch nie trashig oder trivial, stattdessen spannend und interessant, den Leser zumindestens zum Mitdenken anregend. So auch dieser Roman, "Of Earth Foretold". Mit derartigen Romanen erschrieb sich Bulmer eine immer weiter wachsende Fan-Gemeinde in Deutschland. Bulmer, alias Alan Burt Akers alias Bruno Krauss alias Adam Hardy etc.etc., war einer der Handvoll britischer Autoren, deren Bücher jahrzehntelang nur in deutscher Übersetzung erschienen. Etwa die Ryder-Hook-Romane (dazu komme ich, wenn ich mit meinen Kommentaren bei den Bastei-Lübbe-Taschenbüchern angekommen bin, also etwa 2024) oder die späteren Day-Prescott-Geschichten (die habe ich (noch) nicht gelesen). Auch sein bei TERRA ASTRA erschienener Dimensionszyklus ist einfach schön zu lesen.

Aber auch dieser für sich allein stehende Roman hat seinen Charme, wenn er auch meiner Meinung nach nicht an seine großen Zyklen herankommt. Die Protagonisten waren zwar durch die Bank weg gut und dreidimensional beschrieben, agierten jedoch irgendwie schablonenhaft. Auch endet die Geschichte mit einem Deus ex machina ziemlich abrupt, hier hat sich Bulmer in den folgenden Jahren deutlich gesteigert.

Bei der Recherche im Netz bin ich übrigens auf eine Erstausgabe gestoßen, die für einen akzeptablen Preis bei The Space Merchants, London, angeboten wird : Link. Den Laden sollte man wohl im Auge behalten ...

Donnerstag, 6. Februar 2014

TERRA SF 165 - Donald A. Wollheim : Das Ding vom Mars



David Grinnel (= Donald A. Wollheim) : Das Ding vom Mars (The Martian Missile)
Terra SF 165, 31.03.1961
Deutsche Erstausgabe
Übersetzung : k.A.
Titelbild : Johnny Bruck


Der Klappentext des vorliegenden Heftes ist in der LKS wunderbar beschrieben :


Wollheim ist echt nicht so der Schriftsteller. Fast die gesamte Geschichte ist in indirekter Rede geschrieben, Dialoge gibt's nur sehr selten. Relativ mühsam zu lesen. Und der Inhalt ist ziemlich fragwürdig, das grenzt nicht nur an Science Fantasy, das ist teilweise heftiger als die Lensmen-Romane. Von der Motivation der handelnden Personen einmal ganz zu schweigen. Auch an diesem Roman merkt man deutlich, daß die Relevanz von Donald A. Wollheim genau und nur durch seine herausgeberischen Tätigkeiten definiert ist. Das einzige, das er hier gut hinbekommen hat, ist der Schluß - aber davor sind eben 60 recht mühselig zu lesende Seiten.

Leicht off topic, aber durchaus interessant : Auf der LKS wird Hans Jürgen Freytag, Kusterdingen erwähnt. Der hat im Verlauf der "TERRA lacht"-Rubrik ja einiges an Bilderwitzen produziert. Kennt jemand den Künstler und weiss Näheres über ihn ?

Mittwoch, 5. Februar 2014

TERRA SF 145 - F.L. Wallace : Zielstern Centauri



F.L. Wallace : Zielstern Centauri (Address: Centauri)
Terra SF 145, 11.11.1960
Deutsche Erstausgabe (gekürzt)
Originalausgabe 1955
Aus dem Amerikanischem von Lothar Heinecke
Titelbild : Karl Stephan


Sie sind Opfer schwerster Unfälle und Träger größter körperlicher Handikaps. Eigentlich müßten sie tot sein, doch die medizinische Wissenschaft hat ihnen das Überleben ermöglicht und sie zu "Biokompensatoren" gemacht.Ihres schockierenden Aussehens wegen werden sie vom Rest der Menschheit gemieden. Man hat einen Asteroiden zum Behindertenheim ausgebaut und sie ins Weltall abgeschoben. Sie aber, die Freaks, sind nicht bereit, tatenlos dahinzuvegetieren. Sie nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand und suchen ihre Bestimmung unter fremden Sternen.
Klappentext der MOEWIG-Ausgabe von 1986

Der obige Klappentext aus den 80ern ist relativ zahm. Deutlicher wird Günter M. Schelwokat in seiner Vorstellung des Romans Anfang der 60er :


Ein recht heftiger Stoff, der heutzutage gerade in Amerika wieder aktuell wird. Vor einem halben Jahrhundert unter dem Eindruck der Versehrten des II. Weltkriegs geschrieben, könnte man die Story sehr schön auf die Kriegsbeschädigten der amerikanischen Armee dieses Jahrtausends ummünzen.

F.L. Wallace (1915-2004) war Hobbyschriftsteller, aktiv in den 50ern und beginnenden 60ern. Hauptsächlich hat er sich als Kurzgeschichtenautor profiliert, "Zielstern Centauri" ist sein einziger Roman. Und auch dieser ist die Langfassung der Kurzgeschichte " Accidental Flight ", die 1952 in Galaxy erschien.

Ich war ganz überrascht, wie frisch sich dieser Roman noch las, thematisch als auch stilistisch. Einige Holprigkeiten dürften durch die Kürzung bedingt sein, die MOEWIG-Ausgabe von 1986 ist dann ja auch eine Neuübersetzung von Martin Eisele mit gut 200 Seiten.

Ich fand es schade, daß der Roman nicht weitergeht, daß die Geschichte der Krüppel und Mutanten – oder anders, aber genauso deutlich gesagt : der Behinderten – nicht weitergeht. Der Geschichte enthält Unmengen an Potential, allein die Idee, die körperlich Beeinträchtigten als einzige akzeptierte Botschafter des Erstkontakts agieren zu lassen, ist derartig genial, daß sie eigentlich weitergeschrieben werden muß. Ich glaube, gerade die in den 50ern/60ern etablierte Stilform der SF, die eine Mischung aus Hardcore-SF und Science Fantasy darstellt (und in der auch dieser Roman geschrieben ist), wäre dafür prädestiniert. Andererseits gibt es genügend moderne Stoffe, die noch nicht erzählt sind. Aber egal, in jedem Fall ist dieser Roman der tiefen 50er auch heute noch lesenswert.

Dienstag, 4. Februar 2014

TERRA SF 171/172 - Kurt Mahr : Der Blaustern-Fürst


Kurt Mahr : Der Blaustern-Fürst
Terra SF 171/172, 12.05.1961
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck


Der junge Hennig Avilan Thorncast, kurz Blaustern-Fürst genannt, ist eine Gestalt aus der fernen Zukunft der Menschheit, aus einer Zeit, da das alte Galaktische Imperium bereits zerfallen ist.

Als jedoch im 1252. Jahrhundert der geniale Physiker Habalin den Hyperantrieb entwickelt, der es Raumschiffen ermöglicht, jeden Punkt des Universums ohne spürbaren Zeitverlust zu erreichen, sieht der regierende Kaiser Reginald XII. die Stunde gekommen, das Imperium zu neuer Einheit zu führen. Er stößt dabei auf den heftigen Widerstand der Feudalfürsten, die nicht gewillt sind, ihre einmal gewonnene Unabhängigkeit wieder aufzugeben ...
Klappentext

Dieser Roman ist für mich einer der besten von Kurt Mahr, trotz seiner genialen Siedler-Romane bei PR und anderer, sicherlich inhaltlich und literarisch objektiv hochwertigerer Romane. Denn diese Mischung aus politischer MilSF, Space Opera, Kitschgeschichte und technischer Hardcore-SF fand ich seit der ersten Lektüre immer wieder schön. Nicht gut (hey, die Geschichte hat Logik-Löcher noch und nöcher), nicht überraschend (genau genommen weiss man nach dem ersten Absatz nicht nur was passiert, sondern nach dem ersten drei Seiten auch, wie es passiert), nicht modern (das Frauen- und Männer-Bild ist zwar schon 60er, aber da war KHS teilweise schon deutlich weiter), sondern einfach nur schön erzählt. Auch beim fünften Mal kann man (ich zumindest) sich einfach in den Fluss der Geschichte fallen lassen und sie genießen. Inklusive der Kitsch-Story, für die Kurt Mahr eigentlich noch im hohen Alter hätte erröten müssen, so schmalzig und klischeehaft ist diese. Leider nur einmal, 1970 im Rahmen von TERRA NOVA, nachgedruckt, geht diese Story jüngeren Lesern verloren. Zeit für eine Mahr-Gesamtausgabe ?

Montag, 3. Februar 2014

TERRA SF 150 - Poul Anderson : Die Rasse der Flügelmenschen


Poul Anderson : Die Rasse der Flügelmenschen (War of the Wing-Men / The Man Who Counts)
Terra SF 150, 16.12.1960
Ein Roman aus den Annalen der Polesotechnischen Liga
Nachdruck des Leihbuchs "Die Wing-Dynastie" von 1959
Originalausgaben 1958
Aus dem Amerikanischem von Heinz Zwack
Titelbild : Karl Stephan


Poul Anderson stellt mit diesem Roman sein vielleicht bestes Werk vor. Der Autor ist kein Unbekannter für den deutschen Leser, und seine bisher übersetzten Werke fanden ungeteilten Beifall.

Mit dieser Geschichte führt er uns in eine Galaxis, die von seltsamen Wesen beherrscht wird. Ganz neue Perspektiven eröffnen sich, wenn man mit Erstaunen von der Art und den Problemen jener Intelligenzen erfährt, die so grundverschieden von den menschlichen Parallelen sind.

Ein großes Reich kämpft um seinen Bestand, und die kleine Besatzung eines irdischen Fernraumschiffes wird ungewollt in die Ereignisse hineingezogen. Ein fremder Raum und eine fremde Zeit offenbaren den Irdischen die Wunder einer Zukunft, die sie kaum erahnen konnten.

Mit einer fast unerträglichen Spannung erfaßt P. Anderson die Ereignisse dieser großen Auseinandersetzung. Seine Gestalten leben, und seine Sprache gibt dem Roman eine überzeugende Note.

"War of the Wingmen" ist ein Werk, das einmal mehr beweist, daß gute Science Fiction rar ist. Sein Platz in der Reihe "Bestseller des Kosmos" ist mehr als gerechtfertigt. Poul Anderson und sein Werk gehören zu den erfreulichen Ereignissen auf dem Sektor der utopischen Literatur.
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Dieser Roman wurde im Original erstmals als Serial von 02-04.1958 unter dem Titel "The Man Who Counts" veröffentlicht. Im gleichen Jahr erschien dann eine überarbeitete Fassung bei ACE unter dem Titel "War of the Wing-Men". In der Folge wechselte der amerikanische Titel mehrfach zwischen diesen beiden Optionen. In Deutschland erschien er als Leihbuch, als TERRA-Heft, 1975 bei Ullstein und als letztes 1983 bei Heyne als Novelle in "Das Erdenbuch von Sturmtor" in einer Neuübersetzung. Über die verschiedenen deutschen Titel schweige ich mich vornehm aus.

Die Geschichte ist eine van Rijn-Geschichte, ein Teil der Stories über die Polesotechnische Liga, eine kapitalistisch organisierte Händlergemeinschaft. Van Rijn ist vordergründig ein Prototyp des nur an seinen Profit interessierten Händlers, tatsächlich hat er aber ein ebensogroßes moralisches Empfinden wie David Falkayn oder Dominic Flandry. Poul Anderson erzählt hier sehr schön, wie van Rijn durch seine Führungsqualitäten sich selbst und seine zwei Mit-Schiffsbrüchigen rettet und stellt dar, daß nicht immer der heldenhafte, schlanke und muskulöse Heros die eigentliche Arbeit macht. Wie alle van Rijn-Geschichten ist auch "The Man Who Counts" in großen Teilen ein Schelmenroman, in dem Witz und Intelligenz deutlich Stärke und Gewalt überlegen sind. Lesenswert wie alle van Rijn-Geschichten.

Sonntag, 2. Februar 2014

TERRA SF 098 - Jack Williamson : Der Geist der Legion


Jack Williamson : Der Geist der Legion (The Cometeers)
Terra SF 098, 08.01.1960
Legion of Space 02
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1958
Originalausgabe als Serial in ASTOUNDING , 05-08.1936
überarbeitet Fantasy Press 1950
Aus dem Amerikanischem von Walter Ernsting
Übersetzer der Leihbuchausgabe : Rainer Eisfeld
Titelbild : Karl Stephan


Jahrhundertelang beherrschten die Kaiser der Purpurnen Halle mit despotischer Macht das Solarsystem. Im achtundzwanzigsten Jahrhundert gründete dann eine Gruppe von Wissenschaftlern die demokratische Grüne Halle. Der auf Pluto verbannte Charles Anthar, der beste Physiker des Systems, arbeitete in seinem Kerker AKKA aus - das später wertvollste und gefährlichste Geheimnis der neun Planeten. Mit AKKA zwang er den letzten Kaiser, Adam III., von seiner Zelle aus zur Abdankung - sonst hätte er das ganze Sonnensystem vernichtet. Die Purpurnen verloren ihre Herrschaft, doch nicht ihren Reichtum und ihren Einfluß.

Aladoree Anthar, die Hüterin des AKKA, und John Unar von der Raumlegion, der später den Ehrennamen John Star erhielt, hatten zu Anfang des dreißigsten Jahrhunderts verhindert, daß die Medusen von Barnards Runaway Star mit Hilfe der Purpurnen die Erde unterjochten. Doch jetzt erhob sich eine Gefahr, die nicht von Fleisch und Blut war wie die Medusen. Was verbarg sich hinter dem grünen Kometen, der sich auf erratischer Bahn und unter astronomisch unmöglichen Umständen dem System näherte?

Unsichtbare Mächte schlagen zu, doch die Raumlegion schreckte vor der präventiven Vernichtung des Kometen durch AKKA zurück.

Aber ihre Versuche, mit den Kometiern Kontakt aufzunehmen, trafen auf gnadenlose Feindschaft. Die kometischen Energiewesen schienen unzerstärbar, und schwelender, irdischer Verrat kam ihnen entgegen. Merrin, der zugleich unmenschliche und übermenschliche Gefangene, der in Wahrheit Stephen Orco hieß, verhinderte den Einsatz von AKKA. Nur die alten Kameraden John Stars - Jay Kalam, Giles Habibula und Hal Samdu - und sein Sohn, Bob Star, standen noch zwischen den Kometiern und der Ausführung ihrer teuflischen Pläne. Würde es Bob Star gelingen, die Fessel zu sprengen, die mit bohrender Pein sein Gehirn umklammert hielt - würde er töten können, wenn es sich als unumgänglich erwies?
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Die Legion-Romane von Jack Williamson lese ich immer wieder gerne. Hier, in der gekürzten Form, auch ohne die teilweise extrem schmalzigen Ausführungen, die seine Geschichten der damaligen Zeit begleiten. Ungekürzt erschien dieser Roman als Neuauflage 1984 unter dem Namen "Der grüne Komet" bei Moewig, übersetzt von Andreas Brandhorst. Die Leihbuch-Version ist übersetzt von Rainer Eisfeld, die TERRA NOVA-Ausgabe von 1968 folgt dann auch eher dieser Übersetzung als der von Ernsting.

Aber weg von den Metadaten und hin zum Inhalt. Der ist zwar Hardcore SF, enthält aber im Subtext eine derartige Masse an Science Fantasy, dass ich mich jedesmal, wenn ich diese Romane lese, wieder frage, wie SF-Fans diese Irrationalitäten akzeptieren konnten. Das Stück Draht, mit dem in diesem Roman Giles Habibula jedes exotisch geartete Schloß öffnen kann, ist ein echter Brüller. Und dieser schnuckelige Hasenzahn, der unvermittelt in der Mitte des Romans auftaucht, unseren Helden Bob Star anschmachtet und ihn am Ende auch kriegt, reizt mich jedesmal wieder zu Lachanfällen. Und der böse Fiesling erst, dieser Halbmensch, der unseren Bobby-Boy schon auf der Akademie geärgert hat - der könnte bei "Batman" mitmachen, weniger exotisch als der Pinguin oder der Riddler ist er auch nicht.

Man merkt, ich habe mich köstlichst amüsiert. Ich gebe ja zu, daß gerade diese Romane nicht wirklich etwas mit Hochliteratur zu tun haben, aber ich kenne sie schon seit vierzig Jahren und sie sind sozusagen für mich das, was für die Jüngeren heutzutage "Harry Potter" ist. Von daher kann ich die Legion-Romane zwar empfehlen, man sollte sich allerdings vor Augen führen, daß sie ein Dreivierteljahrhundert alt sind und reine Unterhaltungslektüre darstellen.

Samstag, 1. Februar 2014

Eine Warnung des Sicherheitsministeriums

Tom Scott

TERRA SF 097 - K. H. Scheer : Hölle unter Null Grad


Karl Herbert Scheer : Hölle unter Null Grad
ZBV 06
Terra SF 097, 01.01.1960
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1958
Titelbild : Karl Stephan


Man schreibt das Jahr 1988. Es ist soeben angebrochen, und die südliche Halbkugel der Erde sieht den Sommermonaten entgegen. Das Raumfahrt-Ministerium der USA gibt der Überzeugung Ausdruck, daß den mit modernsten Geräten ausgerüsteten Beobachtern auf den beiden amerikanisch-europäischen Raumstationen nichts verborgen bleiben könnte, was auf der gesamten Erdoberfläche geschieht. Da wird im Falkland-Sund der gleichnamigen Inselgruppe am südlichen Ende Lateinamerikas ein Mann aufgefischt, der bereits zwischen Leben und Tod schwebt. Ein Bomberkommandant der strategischen Raumwaffe schöpft Verdacht, und ein Funkspruch jagt aus der Antenne des bemannten Raumbombers.

In der FBI-Zentrale leuchtet ein Bildschirm auf. Neben dem Gesicht des Piloten wird das qualvoll verzerrte Antlitz eines Mannes sichtbar, der in den Akten der Bundeskriminalpolizei schon seit Jahren verewigt worden ist. Der FBI-Chef gibt die Sache sofort an die übergeordnete Dienststelle der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr weiter. Indessen der Atombomber nach Washington rast, beginnt schon das komplizierte Räderwerk der GWA anzulaufen, und ein Mann wird zum Befehlsempfang befohlen. Captain Thor Konnat, wissenschaftlicher Spezialagent der weltumspannenden Polizeiorganisation, erhält eine Aufgabe, die ihn in die weiße Hölle der Antarktis führt. Es ergibt sich, daß die Beobachter auf den Raumstationen doch nicht alles bemerken können, was auf der Erde geschieht. Thor Konnat sieht sich einer derart verfahrenen Situation gegenüber, daß er an sich und an dem erstrebenswerten Erfolg zu zweifeln beginnt. Was tat der ehemalige Fregattenkapitän der US-Navy, nachdem er vom Dienst suspendiert worden war? Wie konnte es zu der Unterwasserschlacht vor den Falklandinseln kommen, die aus dem Ex-Offizier ein menschliches Wrack machte? Was geschieht unter den gigantischen Eismassen des südpolaren Kontinents, und welche Leute zeichnen für die Dinge verantwortlich, die in allen westlichen Staaten der Erde mit der Todesstrafe geahndet werden?

K. H. Scheer schildert den Einsatz eines Mannes, der mit allen Hilfsmitteln der Technik und der Parapsychologie einen Fall aufklärt, der zur radikalen Vernichtung der westlichen Menschheit hätte führen können. Logik und Spannung; das sind die hervorstechendsten Merkmale dieses ganz vorzüglichen Romans.
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Der letzte reine Geheimagenten-Roman aus der ZBV-Reihe, danach begann Scheer mit "Großeinsatz Morgenröte" die Serie auf eine neue Ebene zu heben. Wie immer bei diesen gekürzten ZBV-Romanen entgeht dem Leser das spezielle Flair, daß KHS verbreitet. Im Gegensatz zu den Kürzungen bei den Lensmen-Romanen finde ich hier die Kürzungen nicht zielführend. Später wurde dies mit Doppelbänden umgangen, was meiner Meinung nach die bessere Lösung war. Und auch wenn der Autor hier mit Hand angelegt haben dürfte, halte ich in diesem Fall die Kürzungen für kontraproduktiv. Allerdings, und das darf man bei dieser Diskussion nie vergessen, hat die Integration der ZBV-Romane in die TERRA-Heftreihe auch zu einem größerem Leserkreis geführt und diese Serie einem breiterem Publikum bekannt und vor allen Dingen kostengünstig zugänglich gemacht.

Zum Roman selber ist zu sagen, daß er die damals vorhandene Angst vor der "Gelben Gefahr" einmal mehr thematisiert. Der Großasiatische Staatenbund stellt die Bösen, die westlich orientierten Staaten die Guten, das Freund-Feind-Bild ist relativ einfach gestrickt. Mir ist bei der Lektüre aufgefallen, daß Scheer sich hier in einem Umbruch befindet. Einerseits lässt er skrupellos Leute literarisch über die Klinge springen, andererseits scheut er sich an anderer Stelle sofort mit lethaler Gewalt loszulegen. Diese Diskrepanz ist mir mehrfach im Roman aufgefallen, es scheint so, als wusste KHS damals nicht so recht, wie er Gewalt darstellen sollte. Auf jeden Fall schimmert deutlich Scheers Humanität und sein Anliegen der Gleichberechtigung aller Menschen durch, in keiner Szene, in keinem Satz findet sich irgendeine irgendwie geartete Diskriminierung, der Konflikt wird auf die politischen Systeme zurückgeführt. Das ist deutlich mehr, als man von vielen seiner Zeitgenossen sagen kann und wird erst wirklich deutlich, wenn man Scheer im Kontext der anderen Romane seiner Zeit liest. Vielleicht hat das auch zu einem nicht geringem Anteil zum Erfolg von "Perry Rhodan" beigetragen. Ich erinnere mich jedenfalls insbesondere bei der Aufstellung des Mutantenkorps, in dem ja die verschiedensten Hautfarben vereinigt waren, nicht an irgendwelche fragwürdigen Passagen.