Montag, 28. Dezember 2015

Simon R. Green : Der Mann mit dem goldenen Torques



Simon R. Green : Der Mann mit dem goldenen Torques
Shaman Bond 01
Feder&Schwert 1124, 08/2015
Originalausgabe 2007
überarbeitete Neuausgabe
deutsche Erstausgabe als "Wächter der Menschheit", Bastei-Lübbe 20615 (2010)
Aus dem Amerikanischen von Axel Franken
Taschenbuch, 584 Seiten, 14,99 €
ISBN 978-3-86762-223-3


Mein Name ist Bond. Shaman Bond.

Na ja, eigentlich stimmt das nicht ganz. Ich heiße Drood. Eddie Drood. Einer der großen und mächtigen Droods. Ihr wisst schon – die Droods? Die harten, höllisch gut aussehenden Kämpfer, die es mit den Monstern der Welt aufnehmen, damit ihr unbeschwert leben könnt. Wir Droods sind die einzigen, die zwischen denen und euch stehen. Wir sind die letzte Hoffnung der Welt.
Reihenmotto

Wisst ihr was? Es ist alles wahr. Alles, wovor ihr euch immer gefürchtet habt, angefangen bei Verschwörungstheorien bis hin zu Monstern unter dem Bett und Geistern und Ghoulen. Der einzige Grund, warum sie noch nicht die Welt beherrschen, ist, dass meine Familie schon immer da war und sich ihnen in den Weg gestellt hat. Wir bewachen die Tür, bewahren euch vor dem bösen Wolf, und dabei kennt ihr noch nicht mal unsere Namen. Mein Name ist Bond. Shaman Bond. Na ja. Eigentlich ist das nur mein Deckname. Wenn du ständig mit den Geschöpfen der Nacht zu tun hast, kannst du jedes Bisschen Humor gut brauchen. Mein echter Name lautet Eddie Drood. Und ich habe die Lizenz, dem Übernatürlichen in den Arsch zu treten. Ich habe meinen Job immer geliebt. Bis er mir eines Tages um die Ohren flog ...
Klappentext

In den großen Verlagen sind nach dem Abtreten der Titanen (Jeschke, Hahn, Körber, Pukallus, Alpers) keine Leute eingestellt worden, welche das hohe Niveau weiterführen konnten. Einzelromane, Reihen und Zyklen werden immer liebloser publiziert, unqualifizierte Controller, die auf kurzfristige Erfolge aus sind, haben das Sagen. Das ist ...suboptimal.

Aber die Nachfolger von Jeschke et aliae sind ja nicht weg vom Literaturbetrieb, sie haben sich nur andere Wirkungskreise gesucht. Guido Latz baut mit dem Atlantis-Verlag den legitimen Nachfolger der Heyne-SF-Reihe auf. Ernst Wurdack konzentriert sich in seinem Verlag auf Space Operas, nachdem er sich bereits im Bereich Kurzgeschichten und Krimis profiliert hat. Golkonda gibt nicht nur Liebhaberausgaben von Captain Future und Kane heraus, sondern hat dieses Jahr auch das SF-Jahrbuch von Heyne übernommen. Frank Festa konzentrierte sich auf den Horror-Bereich im weitesten Sinne und gibt in seinem eigenen Verlag Autoren wie Lovecraft, Howard und Clark Ashton Smith in sehr gelungenen Nobelausgaben (teilweise in deutscher Erstveröffentlichung) heraus. Joachim Körber verlegt innerhalb der Edition Phantasia anspruchsvolle SF, Fantasy und Phantastik, teilweise in deutschen Erstausgaben oder erstmaligen deutschen Komplett-Übersetzungen. [Nur Ronald M. Hahn macht nix und trötet nur so ein bißchen mit seinen Wupperkrampen vor sich hin. Um mit Theo Lingen zu sprechen : "Traurig, traurig, traurig!" ;-) ]

Bei den Schriftstellern sieht es nicht anders aus. Dirk van den Boom reicht der Output, den er regelmäßig jedes Jahr bei Atlantis hat (Tentakel, Kaiserkrieger, Kaiserkrieger Vigiles, Rettungskreuzer Ikarus, Daxxel) nicht mehr aus und weicht auf Cross Cult aus um seine Skiir-Trilogie auf den Markt zu bringen. Stefan Burban wurde es mit zwei Romanreihen (Ruul, Drizil) und einer Fantasy-Reihe (Söldner) zu langweilig, so daß er noch eine weitere, längere Fantasy-Reihe (Dämonenkrieg) beim Atlantis-Verlag begonnen hat. Matthias Falke ist vom Eigenverlag ohne Umweg zu Begedia gegangen und führt dort seine Enthymesis-Romane fort. Ich könnte noch lange in dieser Form weiterzählen, über Verlage und Schriftsteller, denn ich habe weiß Gott noch nicht alle "Klein"verlage genannt, die sich momentan im Bereich SF/F in Deutschland profilieren. Aber ich will ja auch mal zum eigentlichen Thema dieses Beitrags kommen.

Denn dieser Roman von Simon R. Green ist keine deutsche Erstauflage. Wie schon bei Jim Butchers Harry Dresden-Romanen hat Feder&Schwert hier die Rechte übernommen und führt die Shaman Bond-Reihe weiter. Die bereits bei Bastei-Lübbe herausgegebenen Romane werden in überarbeiteter Form neu herausgegeben, genau so wie bei Harry Dresden. (Oder wie bei den Liaden-Romanen von Sharon Lee und Steve Miller. Da haben die Schnarchnasen von Heyne auch in der Gegend rumgepennt, so daß der gesamte Liaden-Zyklus jetzt in sehr gelungener Form bei Atlantis als Paperback verlegt wird. Die Cover sind übrigens in den Staaten sehr gut angekommen, es wurde allgemein bedauert, daß weder T-Shirts noch Kaffeetassen mit diesen Motiven existieren. Aber ich schweife wieder ab...)

Der Roman ist wie gesagt keine Erstauflage, die ersten vier habe ich in der Bastei-Ausgabe bereits gelesen und mich köstlich amüsiert. Im Moment habe ich Band 01 und Band 06 im Regal stehen und warte auf die weiteren Ausgaben. Ähnlich wie die Nightside-Geschichten sind die Romane um Eddie Drood sehr eigenwillig chaotisch, humorvoll geschrieben und sehr kreativ. Die Übersetzungen stammt von Axel Franken, der ab Band 02 als Übersetzer durch Susanne Picard verstärkt bzw. ersetzt wurde. Der neue Band 06, eine deutsche Erstausgabe, wird weiterhin von Susanne Picard übersetzt, so daß in den Ausgaben von Feder&Schwert auch eine gewisse Übersetzungskonsistenz beibehalten wird. Sehr angenehm empfinde ich die saubere Durchnummerierung der Reihe und die Korrektur der Buchtitel. Denn die sind alle an James Bond-Filme angelehnt, wie auch Eddie Drood etwas von Bond hat. Insbesondere die Action-Szenen lassen auch ein gewisses Faible von Simon R. Green für den britischen Geheimagentenklassiker nicht verleugnen.

Hat auch Spaß gemacht, den ersten Band wieder zu lesen. Den neuen Band 06 lese ich aber erst, wenn Feder&Schwert mit den anderen soweit ist. Also lasst euch nicht allzu lange Zeit... :-)

Samstag, 26. Dezember 2015

Ralf Boldt : Was kostet eine Raumstation ?



Ralf Boldt : Was kostet eine Raumstation ?
Ökonomische Themen in der Science Fiction
CreateSpace 10/2015
Originalausgabe
ISBN : 978-1518745928,
Paperback, 238 Seiten, 9,99 €
auch als Hardcover und eBook verfügbar


Jeder Mensch nimmt jeden Tag an unserer Volkswirtschaft teil, ob er es bewusst macht oder nicht, sei es als Hersteller von Gütern, Anbieter von Dienstleistungen oder als "nur" als Konsument. Jeder Mensch bewegt sich dabei jeden Tag auf dem, was die Ökonomen den "Markt" nennen. Die meisten Science Fiction-Autoren – dies gilt aber auch für Autoren anderer Genres - scheinen sich jedoch zunächst einmal keine Gedanken zum ökonomischen Umfeld in ihren Geschichten zu machen. Wenn der Autor nicht auf solche Themen eingeht, hat der Leser aber dennoch keine Schwierigkeiten mit dem Verständnis des Textes. Der eine oder andere Leser von Science Fiction-Romanen und -kurzgeschichten hat sich vielleicht schon einmal gefragt, wie sich das Leben in der Zukunft abspielen könnte. Das sogenannte normale alltägliche Leben - außerhalb der spannend erzählten Geschichte seines Lieblingsautoren. Dieses Buch betrachtet, was sich dennoch an ökonomischen Themen in den bekannten SF-Geschichten finden lässt und wie diese zu bewerten sind.
Klappentext

Ein Sachbuch. Das sozusagen mein berufliches Umfeld mit meinem privatem Hobby verbindet. Denn ich arbeite seit 20 Jahren als IT-Berater im Bereich Banken/Versicherungen, natürlich habe ich mir einiges vom theoretischen Überbau angegeignet. Also war ich schon sehr gespannt auf die Ergüsse meines DSFP-Kollegen.

Ich begann zu lesen und als Allererstes führt Ralf Boldt den Leser in die Welt der wirtschaftlichen Theorien ein. Auf 100 Seiten stellt er kurz, knapp und präzise die verschiedenen wirtschaftlichen Theorien dar und ordnet sie in den historischen Kontext ein. Dies ist ein zwar langes, aber sehr gelungenes Kapitel, denn es ermöglicht selbst dem Laien, die verschiedenen theoretischen Ökonomie-Ansätze zu verstehen und später nachzuverfolgen. Die Darstellung der Theorien reicht von der vorchristlichen Zeit bis zu Friedman und PARECON, ist also sozusagen auf dem neuestem Stand. Meiner Meinung nach auch für Nicht-SF-Leser durchaus lesenswert.

Auf den nächsten 100 Seiten beschäftigt sich Ralf Boldt dann mit dem eigentlichen Thema, Ökonomie in der SF. Dieses Thema hat er ebenfalls historisch aufgesetzt, er beginnt bei Klassikern wie Verne und Wells, geht über die Goldenen Jahre (Heinlein, Herbert, LeGuin) bis in die Neuzeit (Eschbach, Fleck, Schätzing). In einem weiteren Kapitel reisst er diverse SF-Universen an und stellt die Wirtschaft innerhalb von "Perry Rhodan", "Star Trek" und "Star Wars" dar.

Diese ökonomischen Analysen sind sehr gut geschrieben und präzise dargestellt. Allein : Zu kurz. Hier hätte ich mir doch gerne etwas mehr gewünscht. Es wird, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur angerissen, nicht ausführlich dargestellt. Gerade bei den SF-Universen wird dies deutlich, etwa wenn bei PR zwar ein sehr gelungener Gesamtüberblick zu lesen ist, dem aber die Tiefe (Wirtschaftskrieg der MdI, frühe wirtschaftliche Manipulationen von Homer G. Adams, etc. etc.) fehlt. Auf der anderen Seite gebe ich ehrlicherweise zu, daß solche Anforderungen das Buch erst 2025 hätten erscheinen lassen.

Denn auch die einzelnen Zeiten und Strömungen innerhalb der SF sind als Übersichtsartikel zu verstehen. Es fehlt beispielsweise Poul Anderson mit seinen David Falkayn- und Nicholas van Rijn-Geschichten, in denen sich oftmals die gesamte Story um Percente dreht. Ebenfalls Hans Keifel mit seinen Intergalaktischen Händlern. Oder Simon R.Green mit seinen Deathstalker-Romanen, in denen die Nachwirkungen einer Star Wars-ähnlichen Rebellion sehr schön thematisiert werden.

Trotzdem dieses Buch also Breite ebenso wie Tiefe fehlt, ist es doch sehr wohl lesens- und empfehlenswert. Ralft Boldt stellt die einzelnen literaisch-ökonomischen Entwicklungen gelungen dar und wenn er wie bei Eschbach und Schätzing in die Tiefe geht, denkt man "Aha! So habe ich das noch gar nicht gesehen." Ging mir jedenfalls so. Von daher habe ich das Buch mit einem befriedigtem Gefühl zuende gelesen, die Details der einzelnen Artikel haben mir Spaß gemacht. Und es wäre schön, wenn solche Details in einem zweiten Band ("Ökonomische Folgen der Zerstörung des Todessterns" ?) abgehandelt werden würden. Diesen Band würdde ich mir nicht entgehen lassen.

Freitag, 25. Dezember 2015

Büchner / Krain / Carpenter : Die verzauberte Kaffeemaschine



Barbara Büchner, Tanya Carpenter & Guido Krain : Die verzauberte Kaffeemaschine
eBook


Die letzten Tage des Jahres sind für die meisten Menschen eine Pause von der Hektik des Alltags. So geht es auch uns. Der Arunya-Verlag hat viel, für das er in den letzten Monaten sehr dankbar sein kann. [...] Und so haben wir uns entschieden, Ihnen, liebe Leser, eine Kleinigkeit zurückzugeben. Nicht in Form eines Gewinnspiels oder Preisnachlässen, sondern in Form eines eBooks, dass wir ganz ohne doppelten Boden verschenken. Also fragten wir Autoren, die in diesem Jahr ebenfalls einen großen Sprung nach vorn machen konnten, ob sie für uns etwas schreiben würden. Barbara Büchner, Tanya Carpenter und Guido Krain erdachten daraufhin eine amüsante Geschichte um eine verzauberte Kaffeemaschine. Das liebevoll von Shikomo illustrierte Abenteuer können Sie mit einem Klick auf das gewünschte Format kostenlos herunterladen.
Link zum Arunya-Verlag

Facebook. Da kriegt man einiges mit, kann sich gut austauschen und mit deutlich mehr Leuten kommuniziren als in den meisten Foren. Weihnachten erreichte mich dann eine Meldung des Arunya-Verlags über ein Gratis-eBook. Und da ich gerade so in der Stimmung war, habe ich mir das eBook als pdf runtergeladen und am Computer gelesen, genüßlich dabei meinen Morgenkaffee schlürfend und meine Aufwachzigarette rauchend.

Es begann schon ganz nett mit Barbara Büchners Titelgeschichte "Die verzauberte Kaffeemaschine". Eine Jeannie (ja, diese Schreibweise ist Absicht, obwohl im Buch von Dschinnyas gesprochen wird) ist von einem Zauberer in eine Kaffeemaschine verbannt worden. Edwin, der diese Kaffeemaschine kauft, versucht die Jeannie aus ihrem Gefängnis zu befreien, schaft es aber nicht und gibt - über den Umweg eines Gebrauchtwarenladens diese Maschine an Martin ab. Guido Krain erzählt dann in "Crema Ragazza", wie Martin auf dem Geschmack kommt und Jeannie-gewürzten Kaffee trinkt. Dieses ...ääähhh intime Verhältnis stört aber Martins Freundin Monika massiv - ganz davon abgesehen, daß sie eigene Interessen an der Jeannie hat - und so kommt die verzauberte Kaffeemaschine zu Gertrud ins Altenheim. Tany Carpenter erzählt dann in "Healing Blend", wie sich nicht nur alles zum Guten wendet, Getruds Alzheimer geheilt wird und warum Alja Al Jassandra immer noch in der Kaffeemaschine verbleibt.

War nett. Der zynische Anfang von Barbara Büchner wurde durch den amüsant-ironischen Ton von Guido Krain abgemildert und Tanya Carpenter hat das Ganze dann in zuckersüßem Weihnachtskitsch enden lassen. Jede einzelne der drei Kurzgeschichten hat ihre eigenen Meriten, ich persönlich habe für mich wieder einmal festgestellt, daß Guido Krain es echt drauf hat. Aber auch die herbe Ironie einer Barbara Büchner fand ich hat ihren Charme, die männliche Ignoranz wird hier elegant dargestellt. Gut, das wirklich kitschige Ende von Tanya Carpenter war nicht so mein Ding, aber erstens hat es die Geschichte hundertprozentig präzise zum Abschluß gebracht und zweitens hat die Autorin hier diverse zusätzliche Facetten der Geschichte herausgearbeitet. Außerdem kann ich mir gut vorstellen, daß viele LeserInnen diese Geschichte als großes Finale empfinden werden.

Wie ich schon a.a.O. schrieb, ist mein eigener Titelbild-Geschmack ja eher ...pulpig. Dieser persönliche Geschmack von mir wird hier im eBook aber bestens bedient. Shikomo gelingt es, die Jeannie hocherotisch und doch nicht plump sexistisch abzubilden. Kompliment, Cover in Innenillus haben mir ausnehmend gut gefallen.

Es lohnt es sich also, das eBook herunterzuladen und genüßlich darin zu schmökern. Und vielleicht entdeckt ja jemand einen Autor, von dem man sich weitere Romane kaufen kann. Mir ging es jedenfalls so. Ein schönes und gelungenes Weihnachtsgeschenk des Arunya-Verlags, gerne wieder. :-)


Donnerstag, 24. Dezember 2015

Frohe Weihnachten !


Blick auf die Gartenilluminationen, Baum noch ungeschmückt. Leider ist das meiste in den Nachbarsgärten, meine Frau hat mir ausdrücklich untersagt, hier in den Wettbewerb mit einzutreten. Warum nur ? :-)

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Simon R. Green : Deathstalker Honor



Simon R. Green : Deathstalker Honor
Deathstalker 04
ROC
Originalausgabe 1998
Taschenbuch, 512 Seiten
Titelbild : ?


Following the overthrow of the tyrannical Empress Lionstone, rebel Owen Deathstalker is hailed as a hero. But being a hero is not easy, for when the fighting ends the politicking begins. And there's no place in politics for honor. But honor is the one thing Owen Deathstalker lives by. And he'll kill for it, if necessary, for the sake of an Empire beset by enemies within, and aliens without.
Klappentext

"Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende…"

Nö.
Tun sie nicht.
Überhaupt nicht.

Simon R. Green zeigt in "Deathstalker Honor" die Nachwirkungen der Revolution : Politische Machtspielchen, Armut, zerissene Biographien und ehemalige Alliierte, die sich jetzt gegen die Menschheit wenden.

Am bemerkenswertesten fand ich den politischen Ansatz. Nach dem Zerfall der bisherigen Machtstrukturen – Ironstone und die Familien-Clans wurden ja im Zuge der Revolution von der unmittelbaren Teilnahme an der Regierung ausgeschlossen – kam das bisher irrelevante Parlament wie die Mutter zum Kinde zur Regierungsverantwortung. Sofort stellten sich Machtpolitiker aller Coleur ein, beispielsweise Gutman (den ich mir übrigens immer wie Sidney Greenstreet in "The Maltese Falcon" vorstelle). Das Endergebnis ist wie vorauszusehen, eine wirklich zielgerichtete Politik findet nicht statt, es werden Partikulärinteressen bedient und die Irrgarten-Mutanten in politischen Brennpunkten verheizt.

Zusätzlich dazu werden die weiteren Ereignisse rund um die Helden der Revolution geschildert : Valentine Wolfe, Finlay Campbell und Julian Skye, Evangeline Shreck und diverse andere werden in kurzen Episoden weitergeführt. Und keinesfalls als glorreiche Helden stilisiert. Sehr schön bringt Simon R. Green zum Ausdruck, daß sich der Geist nicht einfach wieder in die Flasche zurückstopfen lässt, daß Ungeheuerlichkeiten wie etwa Finlay Campbell sie während der Revolution veruracht hat, ihren psychischen Tribut einfordern. Valentine Wolfe wird sehr gelungen zum Superschurken aufgebaut, seine Skrupellosigkeit und Unmenschlichkeit wird auf Virimonde dargestellt, als er die Überreste der toten Einwohner zur Esper-Droge verarbeiten lässt. Als Owen und Hazel ihn und seine Komplizen stellen und von Virimonde verjagen wird zum ersten Mal deutlich, daß in dem politischen System der post-imperialen Menschheit etwas ziemlich im Argen liegt.

Owen und Hazel, die jetzt als Kopfjäger für das Parlament arbeiten, werden danach nach Brahmin II geschickt. Die Hadenmen haben sich von Alliierten zu Gegnern gewandelt und versuchen die Menschen ganzer Planeten anzupassen. Owen und Hazel können dies hier vereiteln und Tobias Moon sozusagen "wiederbeleben".

In der Zwischenzeit sind Jack Random und Ruby Journey auf Loki angekommen. Dort haben sich Kolonisten gegen die vom Parlament eingesetzten Manager gewandt und sich mit den AIs von Shrub verbündet. Allerdings hatten sie auch guten Grund für ihren Protest : Die vom Parlament eingesetzten Manager wirtschaften nicht nur in die eigene Tasche, sondern auch den Planeten runter, damit finanzstarke Hintermänner ihn für 'nen Appel und 'n Ei übernehmen können. Jack und Ruby decken dieses Komplott auf und wehren die Truppen der Shrub-Computer ab. Allerdings ist Jack Random am Ende ziemlich sauer. Nachdem er sein ganzes Leben gegen die Diktatur des Imperiums gekämpft hat, sieht er sich jetzt einer neuen, einer ökonomischen Diktatur gegenüber. Er wählt den Weg des Ewigen Revolutionärs – und köpft zunächst einmal alle, Rebellen als auch Manager, die sich gegenüber den Menschen und der Menschheit schuldig gemacht haben.

In der letzten Episode dieses Romans begleiten wir Owen Deathstalker und Hazel D'Ark auf ihrem Weg nach Lachrymae Christi. Hier ist eine Lepra-Kolonie Angriffen der Hadenmen ausgesetzt. Die Lepra ist vor einigen Jahren in einer unheilbaren Form wiederaufgetaucht, die Befallenen werden wie im Mittelalter isoliert. Die Oberin Beatrice hat hier eine Mission aufgesetzt, um den Kranken zu helfen. Es ist zunächst vollkommen unklar, was die Hadenmen hier auf diesem Planeten wollen – bis Moon und Owen Kontakt zu ihm aufnehmen. Denn der Planet bzw. dessen Flora hat ein eigenes Bewusstsein entwickelt, eine Einzigartigkeit im Deathstalker-Universum. Zusammen mit dem Planeten besiegen die drei die Hademmen. Doch bei der Siegesfeier wird Hazel von den Blood Runnern entführt.

Auch hier haben wir objektiv wieder die Episodenform vorliegen, die Simon R. Green bereits bei den vorhergehenden Romanen genutzt hat. Im Gegensatz zu denen sind die Episoden hier aber kürzer, auf mich hat der Roman ganz anders gewirkt als seine Vorgänger. Ich hatte mehr den Eindruck einer durchgehend erzählten Geschichte, auf vielen Ebenen zwar, aber durchgehend.

Das zentrale Thema hier ist die Politik, die Politisierung der Revolution. Sie wird an dem Scheitern der Revolutionhelden in der nachrevolutionären Zeit dargestellt, sie können sich nicht oder nicht mehr integrieren, sind zu Ikonen des Widerstands geworden und haben in den aktuellen Machtkonstellationen nur noch Nebenrollen. Typen wie Elias Gutman übernehmen das Feld und kümmern sich in der politikerüblichen Art um die alltäglichen Probleme. Nach kurzer Zeit beginnen die Leute sich zu fragen, warum sie sich eigentlich gegen Ironstone gewehrt haben. Green gibt hier ein klares Statement zur aktuellen politischen Situation in der Realwelt ab. Wie bereits Heinlein Jahrzehnte zuvor in "Double Star". Im Gegensatz zu Heinlein ist Green aber weitaus weniger optimistisch, seine Politiker sind durch die Bank weg Unsympathen. Kann ich zwar nachvollziehen, ist aber schade. Und macht den Roman in dieser Hinsicht zumindestens etwas eindimensional.

Wie ich bereits sagte, kam mir der Roman deutlich stärker linear erzählt vor, als er es objektiv ist. Am besten wird dies in der Parlamentsszene deutlich, kurz vor Hazel und Owens Flug nach Brahmin II. Hier treibt Green es auf die Spitze und springt von Protagonist zu Protagonist, erzählt manchmal über mehrere Seiten, manchmal bleibt er nur einen kurzen Absatz bei einem Protagonisten hängen. Hat was, ich hab' das Buch ebenso genossen wie seine Vorgänger, wenngleich der himmestürmende Tenor der ersten drei Revolutionsbände jetzt doch einer starken Ernüchterung gewichen ist. Ich bin mal gespannt, wie es weitergeht.

Samstag, 19. Dezember 2015

Philip K. Dick : The Man in the High Castle



Philip K. Dick : Das Orakel vom Berge (The Man in the High Castle)
Bastei SF Bestseller 22021, 1980
Originalausgabe 1962
Aus dem Amerikanischen von Heinz Nagel
Titelbild : Bastei Graphik


1962: Die Achsenmächte Japan und Nazi-Deutschland haben den Zweiten Weltkrieg gewonnen und die Welt unter sich aufgeteilt. Auch die ehemalige USA, wirtschaftlich seit dem Kriegsende 1947 völlig am Boden, ist durch eine Demarkationslinie in eine japanische und eine deutsche Besatzungszone aufgeteilt. Die Amerikaner leisten keinerlei Widerstand und versuchen, sich mit den neuen Herren zu arrangieren. Während die Nazis in ihrer Einfluss-Sphäre ihre rassistische Vernichtungspolitik fortsetzen und auf die Weiterentwicklung der Technik setzen (so wird das Mittelmeer trocken gelegt und eine bemannte Rakete zum Mars geschickt), erweisen sich die Japaner als tolerante, partnerschaftlich agierende Besatzungsmacht, deren herausragende Vertreter zur Entscheidungsfindung in wichtigen Fragen das so genannte "I Ging" benutzen. Sie sind sogar so tolerant, dass sie in ihrem Gebiet einen Autor dulden, der sich im Reich extrem unbeliebt gemacht hat, weil er mit "Die Plage der Heuschrecke" einen Bestseller geschrieben hat, der in einem Paralleluniversum handelt, in dem die Alliierten triumphiert und die Nazis den Krieg verloren haben. Die politische Weltsituation eskaliert, als plötzlich und unerwartet Kanzler Bormann stirbt und ein Kampf um die Nachfolge entbrennt, den Goebbels schließlich für sich entscheidet. Doch er ist einer der Falken, der für einen Atomschlag gegen Japan eintritt...
Klappentext

Man kann viel zu diesem Roman sagen, viel ist auch bereits darüber geschrieben worden. Einer der wenigen Romane, die einen wirklich guten Eintrag in der deutschen Wikipedia haben (bin mal gespannt, wie lange es dauert, bis dieser "aus Relevanzgründen" gelöscht wird). Ich hab' den Roman mehrfach gelesen, fand ihn ganz nett, weniger wegen der Alternativweltgeschichte, mehr wegen des Spielens mit den verschiedenen Realitäten. "Dei Plage der Heuschrecke" und das I Ging waren für mich faszinierende Gimmicks. Jetzt wird der Roman als Serie verfilmt, das dürfte meiner Ansicht nach deshalb ganz interessant werden, weil sich die Autoren nicht an einen vorgegebenen Handlungsablauf halten müssen, sondern Dicks Buch nur als Setting interpretieren können. Ich bin da mal gespannt - allerdings warte ich auf die BluRay-Ausgabe der ersten Staffel, um die Serie insgesamt werten zu können. Dinosaurier eben. :-)

Ich hätte auch gar nichts dazu gesagt, hätte ich nicht die wirklich gelungenen Rezension von Oliver Koch gelesen. Wer sich mit Serie und Buch beschäftigen will, kommt da nicht drumherum. Er beschäftigt sich mit allen Details, erklärt, warum der Roman damals, im Kalten Krieg, so ein großer Erfolg war und stellt die Gefahren Dickscher Verfilmungen deutlich dar. Unbedingt lesenswert, auch und gerade vor Serienstart.

Simon R. Green : Deathstalker War



Simon R. Green : Deathstalker War
Deathstalker 03
ROC
Originalausgabe 1997
Taschenbuch, 512 Seiten
Titelbild : ?


Fate had made Owen Deathstalker a rebel hero in an empire choked by tyranny. Embracing his warrior lineage for the sake of freedom, he stoked the flames of revolution, gathering the forces that one day must strike against Imperial authority. That day has come.

With his valiant compatriots Hazel d'Ark and Jack Ransom, Owen must now bring the uprising to a fiery conclusion. From the rebel strongholds of Mistworld and Virimonde to the Empire's mighty heart on the planet of Golgotha, the fate of humanity now depends on a clash of arms across light-years of space. But Deathstalker's desperate cause will need more than an army of courageous fighters to succeed...for the cunning Empress has some evil surprises to unleash.
Klappentext

Freiheit – das große Thema des dritten Romans der Deathstalker-Serie

Die Rebellion ist in vollem Gange, Owen und Hazel auf Mistworld geraten mitten in eine Großoffensive des Imperiums. Sehr spannend geschrieben, sehr eindringlich – und sehr Star Wars-mäßig. Also ich zumindestens hatte schon den Eindruck, mich in einer Star Wars-Offensive wie auf Hoth zu befinden. Ich komme da später noch drauf zurück. Hier, in diesem Teil des Romans, hat mich die Schilderung der langsamen Annäherung von Owen und Hazel und die Darstellung von Hazels Blutsucht echt begeistert. Green stellt sehr schön dar, daß Freiheit auch in der Freiheit vor solchen Drogenabhängigkeiten besteht, daß man ohne diese nicht wirklich frei sein kann. Das war...beeindruckend.

Genauso beeindruckend wie der zweite Teil. Ein Vergnügungsplanet mit Roboterpuppen, der von den AIs von Shrub einem Intelligenzvirus infiziert wurde. Die Spielzeugpuppen begannen, gegeneinander zu kämpfen – allerdings erst, nachdem sie alle Menschen auf dem Planeten umgebracht hatten. Hier versuchen Finlay, Evangeline und Jack Random der Jüngere einen imperialen Strategen vor den Mörderpuppen zu retten. Simon R. Green nutzt dieses Szenario nicht nur für eine große Anzahl genialer Szenen, sondern beschreibt sie auch so lebhaft, daß man sie live, in Farbe und 3D vor sich sieht. Alleine deshalb lohnt sich schon das Lesen dieses Teils. Doch damit nicht genug stellt der Autor hier wieder einmal die Frage nach der Menschlichkeit eines Spielzeugandroiden und der Freiheit, die er erst durch die Erkenntnis des eigenen Ichs bekommt. Die Freiheit, Menschen zu töten, die Freiheit, ihre Schöpfer zu schützen – und die Freiheit, sich unabhängig dem Konflikt dieser beiden Parteien zu einem erwachsenem, denkenden Androidenwesen zu entwickeln. Wie gesagt, sehr beeindruckend, dieser zweite Teil.

Im dritten sind wir dann auf den Spuren von David Deathstalker und Kit Summerisle, die auf Virimonde vor sich hin leben. Ihre jugendliche Unbekümmertheit wird in der Eingangsszene sehr emotional dargestellt, was die darauffolgende Invasion durch das Imperium, den Tod von David und die Zerstörung aller vorher positiv geschilderten Dinge noch deutlich stärker ins Rampenlicht rückt. In diesem Kapitel macht Simon R. Green auch deutlich, daß der Unterschied zwischen Imperium und
Rebellen nicht nur in einem primitiven Machtspiel besteht, sondern daß hier wieder einmal der grundlegende Konflikt zwischen menschenverachtenden Strukturen und dem Humanismus ausgetragen wird. "Live free or die", der Planet wurde nur deshalb angegriffen, weil die Bewohner Demokratie gewagt und David Deathstalker, ihr Lord, dies zugelassen hatte. Green schildert das Grauen, die Unmenschlichkeit und im Endeffekt die Abartigkeit des nicht-humanistischen, undemokratischen Standpunkts deutlich und präzise. Am Besten hat mir hier der Kontrast des Vatermörders Kit Death zu den imperialen Barbaren gefallen.

Im letzten Teil, dem Kampf um Golgotha, löst sich Simon R. Green von der Star Wars-Analogie. In der Mistworld-Episode ebenso wie im Virimonde-Fiasko ist der Einfluß von Star Wars stark zu spüren, wenn beispielsweise imperiale Truppen und imperiale Kriegsmaschinen den Planeten verheeren. [Und sich auf Virimonde die Jedis Silence und Frost diesen entgegenstellen.] Der Kampf um Golgotha löst sich dann von diesen Vorlagen. Obwohl anfangs kein einziges echtes Star Wars-Topos direkt angesprochen wurde, haben vor meinem geistigem Auge Bilder aus Star Wars, imperiale Truppen in weiß, Esper und Klone in allen Farben und Formen, deutlich dominiert. Dies wird allerdings weniger und weniger, die Analogie schwindet mit zunehmender Action. Sehr gefallen hat mir die Zusammenführung der einzelnen Szenarien im Verlauf des Kampfes und die fast nüchterne Niederschlagung der Terrorherrschaft von Ironstone. Auch diverse Punkte, die hier nur kurz angesprochen und in den Folgeromanen stärker ausgeführt werden, sind wirklich gelungen.

Die ersten drei Romane bilden eine Einheit, von der beginnenden Deathstalker-Rebellion bis hin zur Niederschlagung des Imperiums. Drei sehr lesenswerte Romane, bei denen man klassische als auch moderne Einflüsse deutlich spürt. Die Aufteilung in mehrere, voneinander unabhängige Handlungsstränge bietet dem Autor die Möglichkeit, den Leser in viele verschiedene Welten und Szenarien einzuführen. Langeweile kommt nicht auf, wenngleich ein kritischerer Leser als ich sicher an zwei, drei Stellen Plotholes sehen würde. Mir hat es aber Spaß gemacht, so daß ich über Derartiges hinweggelesen habe. Und jetzt bin ich einmal gespannt auf die nächsten Bände.

Deathstalker
01 - Deathstalker (1995)
02 - Deathstalker Rebellion (1996)
03 - Deathstalker War (1997)

Freitag, 18. Dezember 2015

Wasserstand

Tja, da war ich fast am Ende der TERRA Sonderband-Reihe, da lockten mich die Deathstalker-Romane doch ganz heftig davon weg. Und ich konnte nicht widerstehen, meine Neugier hatte dann gesiegt. Die Einzelromane haben jeweils einen Umfang von etwas mehr als 500 Seiten, und wesentlich mehr schaffe ich innerhalb einer Woche denn doch nicht. Insbesondere als ich ja jetzt im Weihnachtsurlaub nicht ganz so diszipliniert lese als wenn ich abends im Hotel bin. Auch ist mein Lesetempo bei angloamerikanischen Originalen nicht ganz so groß wie bei deutschsprachigen Werken. Und so kommt momentan nicht mehr ganz so viel hier im Blog. Aber so ein, zwei Sachen habe ich noch in petto, die kann ich jetzt ja mal formulieren und dann hier posten. Insbesondere ein Sachbuch, das ich zwischendurch gelesen habe, verdient unbedingt Erwähnung.

Freitag, 11. Dezember 2015

phantastisch! 60



phantastisch! 60
Herausgeber : Klaus Bollhöfer
Atlantis 2015
Magazin, 76 Seiten, 5,30 €
ISSN 1616-8437
Titelbild : Michael Vogt


Interviews
Christian Endres - ANDRZEJ SAPKOWSKI : »Fantasy verändert sich die ganze Zeit«
Christian Endres - THOMAS SWETERLITSCH : »Erinnerung gibt dem Leben Bedeutung«
Alexander Scholz - LARS A. R. STENDER : »Ich kämpfe für meine Träume«
Carsten Kuhr - JONAS PLÖGER : »Möglichkeiten, eine gute Buchausgabe noch besser zu machen«

Bücher, Autoren & mehr
OLAF BRILL : Geisterhund, Todesmoor und Deduktion
SONJA STÖHR : Umweltutopie »Vom Ende der Welt«
JAN NIKLAS MEIER : Wenn Science Fiction Realität wird – Der Mensch auf dem roten Planeten
ACHIM SCHNURRER: Klassiker der phantastischen Literatur – Nick, der Weltraumfahrer Die Piccolos – Teil 1
KLAUS BOLLHÖFENER : Enzyklopädie des phantastischen Films eingestellt
ULRICH BLODE : »Wal, da bläst er!« Der weisse Wal in der Phantastik
ALEXANDER SCHOLZ : Erwacht die dänische Science Fiction aus dem Dornröschenschlaf?
SONJA STÖHR : phantastisch! im Dialog – »Faszination Reihen und Serien«
HORST ILLMER : Wolfgang Jeschke (1936–2015) – Ein Nachruf
OLAF BRILL : Mit dem Chronotron ins Pliozän
SONJA STÖHR : Phantastisches Lesefutter für junge Leser
"Phantastische Nachrichten" zusammengestellt von Horst Illmer

Rezensionen
Lauren Beukes »Broken Monsters«
Tony DiTerlizzi »Realms. The Roleplaying Game Art of Tony DiTerlizzi«
Mark Millar, Grant Morrison, Phil Hester »Swamp Thing: The Root of all Evil«
Andreas Eschbach »Aquamarin«
Markus K. Korb »Amerikkan Gotik«
Augusto Cruz »Um Mitternacht«
Sergej Lukianenko »Die letzten Wächter«

Comic & Film
STEFFEN BOISELLE: Cartoon
OLAF BRILL & MICHAEL VOGT : Ein seltsamer Tag – Teil 20

Story
OLIVER PLASCHKA : »Ein Wunder der speziellen Art«


Genau wie "Exodus" genieße ich jede Ausgabe der phantastisch!. Mich interessiert nicht jeder Artikel, aber auch dann empfinde ich gerade die letzten Ausgaben als ungemein gehaltvoll. Das beginnt - wie immer - bei den ausgesuchten, kurz und prägnant präsentierten Phantastischen Nachrichten von Horst Illmer. In dieser Ausgabe ging es dann weiter mit einem Artikel von Olaf Brill über Conan Doyles "Hound of the Baskervilles". Ein höchst informativer, gut recherchierter und flüssig präsentierter Artikel über diesen Klassiker und seine Verfilmungen. Ich bleibe bei den Klassikern und möchte als Nächstes den Artikel Nick, der Weltraumfahrer von Achim Schnurrer erwähnen, der sich kenntnisreich und detailliert über die Piccolos auslässt. Der erste Teil einer Artikelreihe, wie alles von Schnurrer gelungen an der Grenze der Genialität. Ich hoffe allerdings, daß er (bzw. ein Nachfolger) sich am Ende der Reihe auch über die aktuellen Roman-Fassungen auslässt, bisher stehe ich diesen etwas skeptisch gegenüber - allerdings ohne bisher einen Roman gelesen zu haben. Das waren für mich ganz persönlich die drei Highlights dieser Ausgabe. Wobei es nicht so ist, daß die anderen, hier nicht genannten Artikel und Interviews schlecht sind, im Gegenteil. Sonja Stöhrs Phantastisches Lesefutter zum Beispiel lese ich jedesmal auch beim ersten Durchblättern, da wird man im Bereich Jugend-SF/F schnell auf den aktuellen Stand gebracht. Auch Ulrich Blode mit seinem Weissem Wal in der Phantastik oder Jan Niklas Meier mit seinen Menschen auf dem roten Planeten las sich ganz amüsant. Aber das war eben nicht ganz mein ureigener persönlicher Geschmack, Illmer, Brill und Schnurrer lagen mir (in dieser Ausgabe) mehr. Auf jeden Fall ist phantastisch! 60 wieder einmal ein Heft, das vielen verschiedenen Ansprüchen gerecht wird, auch diese Ausgabe hat sich gelohnt.

Frühere Hefte
phantastisch! 58
phantastisch! 56
phantastisch! 55
phantastisch! 53
phantastisch! 50
phantastisch! 49
phantastisch! 47
phantastisch! 45/I
phantastisch! 45/II

Donnerstag, 10. Dezember 2015

NOVA #23



Olaf G. Hilscher / Michael K. Iwoleit (Hrsg.) : Nova 23
Amrûn 07/2015
Originalausgabe
Taschenbuch, 191 Seiten, 12,80 €
Titelbild : Dirk Berger


Eine Musik-thematische Ausgabe des NOVA-Magazins. Da bin ich mal gespannt.

Franz Rottensteiner: Musik & SF
Franz Rottensteiner bringt einen komprimierten, aber relativ vollständigen Überblick über das Thema. In Anbetracht dessen, daß weiter hinten im Magazin noch eine wissenschaftliche Arbeit dazu abgedruckt ist, ist diese kondensierte Sicht der Dinge das Maximum, das man an dieser Stelle bringen kann. Eine Detaillierung wäre deutlichst umfangreicher und würde praktisch eine eigene Magazin-Ausgabe darstellen, was Rottensteiner sehr schön mit der SFE belegt. Uwe Post weist allerdings zu Recht darauf hin, daß moderne SF – wie etwa sein Roman "SchrottT" – nicht berücksichtigt wurde.

Marcus Hammerschmitt: In Wien ist die Musik
Wenn alle mögliche Musik gespielt wurde, ist der Weltuntergang da.
Eine Idee aus den 50ern, lahm in das zweite Jahrzehnt des neuen Jahrtausend transportiert. Kein Einzelfall in dieser Anthologie - und kein Ruhmesblatt für die NOVA-Edition.

Gabriele Behrend : Tremolo
Musik wird auf einer Frau geschrieben, die auf der Bühne entweder von anderen oder sich selbst sexuell befriedigt wird und deren Gefühle in Musik umgesetzt werden.
Kindischer Blümchen-Sex auf Edward-und-Bella-Niveau. Die Geschichte orientiert sich rein auf das Körperliche, weniger auf die (psychologische) Beziehung zwischen den beiden Protagonisten. Die Musik, das eigentliche Thema der Anthologie, ist rein aufgesetzt und hätte durch jedes andere Medium, jede andere Darstellungsform ersetzt werden können, ohne daß die Geschichte darunter leidet oder sich ändert. Eine verschenkte Möglichkeit.

Marc Späni : Dr. Kojimas Cyber-Symphonic Orchstra
Musiker werden gekidnapped und zu einem Cyborg-Orchester umgebaut.
Langweilig und voraussehbar. Und – was mich am meisten nervte – in dieser oder ähnlicher Form bereits vor einem halben Jahrhundert veröffentlicht worden. Kann man vergessen, die Story.

Karsten Kruschel : Was geschieht dem Licht am Ende des Tunnels?
In der Nahen Zukunft werden Müllhalden von Bergleuten zur Rohstoffgewinnung durchgesucht. Doch es haben sich dort Wesen entwickelt...
Ich enthalte mich hier einmal einer Wertung. Denn einerseits ist die Geschichte schön mit sehr glaubhaften Protagonisten und sehr flüssig geschrieben. Andererseits habe ich diesen oder einen ähnlichen Plot erst letztens gelesen, da war irgendwas mit Zwergen. Unverständlich war mir der musikalische Zusammenhang, den ich als sehr aufgesetzt empfand. Auf SF-Fan sagte Karsten Kruschel, seine Intention sei gewesen, die Musik als sich verselbstständigende Wesen darzustellen. Das ist zumindestens bei mir nicht angekommen, meiner Meinung nach hätte diese Story ein besseres Lektorat verdient.

Norbert Stöbe : Shamané
Das Leben eines Musikers – von der ersten Inspiration bis zu seinem Abgang von der Bühne.
Stöbe ist keiner meiner Lieblingsschriftsteller. Die letzten Sachen, die ich von ihm las, waren durch die Bank weg ziemlich suboptimal. Und so ging ich ziemlich skeptisch an diese Story heran.
Sie ist gewaltig. Eine der besten Kurzgeschichten, die ich in den letzten Jahren gelsen habe. Stöbe gelingt es, seine(n) Protagonisten kurz, aber unheimlich präzise und realistisch einzuführen. Diese Realitätsnähe und Präzision der Darstellung bleibt auch die gesamte Geschichte über erhalten, man kann Carl und seine Umgebung sozusagen live, in Farbe und 3D vor seinem geistigem Auge sehen. Und wenn Stöbe hier auch einen gewissen Hang zum Kitsch nicht verleugnen kann, so ist die eigentliche Handlung doch so nah an dem, wie es wirklich geschehen könnte, daß man ihm den Plot sofort abnimmt.
Hinzu kommt die Musik, die in dieser Geschichte die eigentliche Hauptrolle spielt. Norbert Stöbe ist derjenige, der zu der Verbindung von Musik und SF vielleicht kein neues Kapitel, aber mindestens einen neuen Absatz hinzugefügt hat. Nicht nur schildert er, wie die Musik das Leben eines Menschen beeinflussen kann, er klaut auch schamlos aus allen möglichen Musikerbiographien, die ich so kenne und integriert sie in eine nahtlos geschriebene Story.
Insgesamt eine wirklich runde Sache, eine Geschichte, die den Leser vom ersten Satz an fesselt. Und ziemlich fest auf meiner Nominierungsliste für den DSFP 2016.

Michael Marrak : Das Lied der Wind-Auguren
Fortsetzungsgeschichte. Nicht mein Geschmack, aber richtig erst am Ende des Romans (?) bewertbar.

Thomas Adam Sieber : Das Sodom Jazz Festival
Durch eine nicht näher beschriebene Technik sind Tiere intelligent geworden. Die Gesellschaft der Erde besteht aus den unterschiedlichsten, artenübergreifenden Beziehungen.
Handlung gibt es in dieser Geschichte nicht, liest sich trotzdem recht flüssig. Stilistisch ist sie also ok, inhaltlich eher daneben (was soll das Ganze ?) und was die Story mit Musik zu tun haben soll, ist mir auch nicht so recht transparent.

Guido Seifert : Le roi est mort, vive le roi !
Ein todkranker Komponist will unbedingt sein letztes Album noch vollenden. Da er den Persönlichkeits-Upload ablehnt, versucht er, nur seine kreativen Aspekte in den Rechner zu laden – und diese beginnen nach seinem Tod mit der Vollendung seines letzten Werkes...
Jou, so muß SF sein ! Guido Seifert setzt sich in ausnehmend gelungener und vollkommen unaufdringlicher Art und Weise mit der Frage auseinander, was einen Menschen ausmacht und ob man einzelne Teile davon wirklich abtrennen kann. Elegant mit dem Komponieren von Musik verknüpft, die hier ebenso eine Hauptrolle wie die beiden weltbesten Komponisten innehat. Und ebenso elegant mir der Frage verknüpft, was für Konsequenzen die Unsterblichkeit von Genies denn tatsächlich zur Folge hat. Speziell die anhand von Chris Stockley dargestellte evolutionstechnische Frage fand ich gelungen gescchildert.
Herausheben möchte ich insbesondere zwei Details, die mir beide wirklich gut gefallen haben. Das eine ist die Darstellung von Nicholas Roziers Leben und moralischen Wertungen über den Trauerredner, der auf dem Flug nach Kourou an seiner Rede feilt. Das andere ist die Szene, in der auf der Beerdigung eine virtuelle Präsenz Roziers von seinen Kindern klar und deutlich als ihr Vater identifiziert wird. Beide Teile sind inhaltlich gelungen und stilistisch ausgefeilt. Gut, das gilt auch für den Rest der Geschichte, aber an diesen zwei Stellen (die übrigens ganz unterschiedlich lang sind) ist mir das besonders aufgefallen. Muß ich mir für den DSFP 2016 auch merken.

Frank Hebben : Cantus
Durch ein Implantat kann ein Musiker mittels Tönen wieder sehen. Hilft nix, er stirbt trotzdem.
Gut erzählt, aber inhaltslos. Schade um eine sehr stimmungsvolle Geschichte.

Stephen Kotowych : Saturn in g-Moll
Ein Komponist nutzt den Planeten Saturn und seine Ringe als Musikinstrument. Bei der Aufführung seiner letzten Symphonie stirbt er.
Eine nette Geschichte über die Monomanie eines Künstlers.

Martina Claus-Bachmann : Das Fremde als Konstrukt – Musik und Science Fiction
Wenn man keine Ahnung hat – einfach mal die Schnauze halten ! Dieses Bonmot von Dieter Nuhr gilt insbesondere für Möchtegern-Wissenschaftler, die versuchen Texte über Science Fiction zu schreiben und sich dabei weder in der SF noch wie in diesem Fall in der Musik geschweige denn im speziellen Musikhandwerk der Komposition von Filmmusik und Soundtracks auskennen. Der für diesen Bereich vollkommen irrelevante Herausgeber wird mehrfach erwähnt, klassische Beispiele wie zum Beispiel Holst oder handwerkliche Details wie zum Beispiel das punktgenaue Komponieren eines Film-Soundtracks ignoriert. Aber auch die angeführten Beispiele von SF-Filmen bleiben im Mainstream hängen, kein Wort zu den Entwicklungen thematischer SF-Kompositionen innerhalb von Kino und Fernsehen. Und mit Verlaub : Diverse Darstellungen und Abläufe, die in diesem Artikel als wissenschaftliche Grundtatsachen hingestellt werden, bezweifle ich als Laie und Morricone-Fan doch stark.
An diesem "wissenschaftlichen" Artikel sieht man aber sehr schön eine Tendenz, die Isaac Asimov bereits vor mehr als einem halben Jahrhundert in seinen "Foundation"-Romanen vorausgesagt hat : Die "wissenschaftliche Methode" degeneriert zu einem primitivem Wiederkäuen bereits früher zu Papier gebrachter Theorien. Anstelle primäre Forschungen selber zu betreiben, liest der moderne "Wissenschaftler" nur die Werke seiner Vorgänger und macht sich so ein Bild der Realität. Ich hätte nie geglaubt, daß ich diese Degeneration noch zu meinen Lebzeiten erlebe.

Thomas Ziegler : Unten im Tal
Eine düstere Dystopie nach dem Zusammenbruch des Kapitalismus.
Eine Geschichte von 1982, der man das Alter anmerkt. Allerdings stilistisch ein echter Genuß.

Kein Vergleich mehr mit früheren NOVA-Ausgaben. Zuviel Schrott, zuwenig wirklich gute Stories. Immerhin zwei herausragende Geschichten, allerdings ziemlich viel Unterdurchschnittliches. Ich bin einmal gespannt, ob sich NOVA wieder fängt.

Mittwoch, 9. Dezember 2015

Exodus #33



Exodus #33
Herausgeber : René Moreau, Heinz Wipperfürth und Olaf Kemmler
Exodusverlag 12.09.2015
Originalausgabe
Hochglanz-Magazin, 110 Seiten, 12,90 €
Titelbild : Timo Kümmel »Sphärentänzer«
ISSN 1860-675X

Inhalt

Stories
Tobias Tantius: »Der Letzte seiner Art«
Christian Weis: »Der Zwillingsfaktor«
Christian Endres: »Out of Memory«
Victor Boden: »Das rote Gras«
Michael Tillmann: »Agnosticca — Planet der leeren Säulen«
Boris Koch: »Ein glücklicherer Ort«
Olaf Kemmler: »Expedition nach Eden«
Florian Heller: »Die Mär vom güldenen Nasentuch«
Arno Behrend: »Friendly Faces«
Fabian Tomaschek: »Interrogation«

Lyrik
Jens Ehlers: »Ah Alph Re Rhe Ri Ehl Xo Dus Fict Io Pi Pha Lanx Scie Oh On Meg Tro I« – eine lyrische Antwort auf den Essay »Retro-Futurismus oder: Die Antiquiertheit der Moderne« aus EXODUS 30.

Galerie
Christian Endres: »Timo Kümmel: Ferne Gestade«
»Galerie« ... annähernd 20 Farbseiten mit Werken des Künstlers Timo Kümmel

Comic und Karikaturen
Kostas Koufogiorgos: »KuFoMIKS« (neue Comic-Episoden: »Roboriots« und »Vampirobot«)sowie die gewohnt bissigen Karikaturen in unseren Abteilungen »Mal am Puls der Zeit bleiben!« oder »Weltraumforschung aktuell«


Es ist jedesmal wieder ein Genuß, das neue Magazin in die Hand zu nehmen. Optisch ist es einfach sehenswert, jeden Cent des gar nicht so geringen Preises wert. Aber auch inhaltlich echt heavvy, wobei mich persönlich die Stories am meisten interessieren. Gehen wir gleich in medias res:

Tobias Tantius : Der Letzte seiner Art
Ein Taxifahrer ohne Handy und Datenbrille erlebt, wie die Menschen aneinander vorbeileben.
Mein lieber Autor, das Thema hast Du verpatzt. Aber so was von. Die Geschichte plätschert einfach nur so dahin, ohne Höhepunkte, ohne Tiefen, ohne geistiges Engagement. Dabei ist der Taxifahrer-Ansatz ebenso wie die einzelnen Episoden ziemlich präzise gewählt. Sie illustrieren in gelungener Art und Weise die Vereinsamung digital vollvernetzter Flachpfeifen. Mit etwas mehr Mühe und nur einem bißchem mehr persönlichem Engagement innerhalb der Story wäre diese preiswürdig. Wirklich schade drum, das hätte eine DSFP-Nominierung werden können, da fehlt wirklich nicht mehr viel zu. Ich warte dann einmal gespannt auf die nächste Story von Dir.

Christian Weis : Der Zwillingsfaktor
Erik und Jana sind Zwillinge, über mutierte und nicht mehr kontrollierbare Nanobots miteinander verbunden. Als Jana versucht, ein Kind zu bekommen, laufen diese Bots Amok und töten sie. Kurz darauf stirbt auch Erik bei einer UNO-Mission im Sudan.
Äääähh...ja ! So, aber genau so muß eine Kurzgeschichte, die vor unkontrollierbarer Technik warnt, sein. Im Stil der großen Brunner-Romane schreibt Weis leise und unprätentiös eine wirklich gelungene Kurzgeschichte aus der Nahen Zukunft. Sehr schön seine Begründung für das Nanobot-Problem, sehr ausgefeilt die Szenarios, in denen seine Charaktere agieren, elegant die Extrapolationen heutiger Technik. Ist auf meiner Nominierungsliste für den DSFP.

Christian Endres : Out of Memory
In naher Zukunft lagern die Menschen einen Teil ihrer Erinnerungen in die Cloud aus. Doch wenn sie nicht mehr bezahlen können, werden diese Daten gelöscht. So ergeht es auch Liz Diamond, einer Pornodarstellerin. Sie sucht Hilfe bei Sam Spade, einem Detektiv...
Der namenlose Protagonist heisst natürlich nicht Sam Spade. Aber der verkürzte, Ein-Satz-Stil der ersten Hälfte führt unweigerlich zu einer solchen Assoziation. Sehr gewöhnungsbedürftig, fand ich, dieser Teil, in dem ein kurzer Satz einer Gedankenassoziation entspricht und praktisch auch einen Absatz darstellt. Aber das Sam-Spade-Thema, in dem eine geheimnisvolle Blondine in das Büro eines Schnüfflers hereinspaziert und damit eine phantastische Geschichte beginnt, ist wirklich schön umgesetzt. Auch die Idee einer Cloud-Gefahr, die nicht wirklich von der Hand zu weisen ist und in der einen oder anderen Weise auch stattfinden wird, hat mir persönlich ausnehmend gut gefallen. Aber für meinen Geschmack nimmt sich Endres nicht genug Zeit für den zweiten Teil, ich finde, das Thema – so wie Endres dies angelegt hat – sprengt den Rahmen einer Kurzgeschichte. Ich hätte da gerne länger und mehr von gelesen.

Victor Boden : Das rote Gras
Raumfahrer kommen nach ihrer Rückkehr zur Erde nicht mehr mit der Realität zurecht.
Nett geschrieben, sehr stimmungsvoll, bedauerlicherweise effektiv inhaltslos.

Michael Tillmann : Agnosticca – Planet der leeren Säulen
Auf Agnosticca leben Agnostiker, keine Atheisten.
>>Agnostizismus (altgriechisch ἀγνοεῖν a-gnoein „Unwissen“) ist die philosophische Ansicht, dass Annahmen – insbesondere theologische, welche die Existenz oder Nichtexistenz einer höheren Instanz, beispielsweise eines Gottes, betreffen – entweder ungeklärt oder grundsätzlich nicht klärbar sind.<< >>Atheismus (von altgriechisch ἄθεος átheos „ohne Gott“) bezeichnet im engeren Sinne die Überzeugung, dass es keinen Gott und keinerlei Götter gibt.<< Soweit die Wikipedia. Michael Tillmann arbeitet diesen Unterschied in seiner Kurzgeschichte schön heraus, erinnerte mich an Brian Stablefords Daedalus-Geschichten. Hier wie dort waren die Planeten nur Aufhänger, die SF nur Vehikel zur Diskussion eines oftmals ziemlich nicht-trivialen philosophischen Themas. Hat mir Spaß gemacht, die Story, ist auf jeden Fall auf meiner erweiterten DSFP-Liste. Sehr schön auch die Zusammenstellung aller Tillmanschen Planeten-Stories am Ende, die hätte ich gerne gesammelt als Buch.

Jens Ehlers : Ah Alph Re Rhe Ri Ehl Xo Dus Fict Io Pi Pha Lanx Scie Oh On Meg Tro I
Leute, lasst das. Weder könnt ihr Lyrik schreiben, noch sie bewerten. Diese zwei Seiten sind absolute Platzverschwendung.

Boris Koch : Ein glücklicherer Ort
Dr. Vincent A. O. Felix ist ein Genie und baut eine Zeitmaschine, um sich selbst zu vervielfachen und die Welt deshalb zu einem besserem Ort zu machen.
Herr-lich ! Mit spitzer Feder und einer gehörigen Portion Gehässigkeit zeigt Boris Koch rechten und linken Extremisten auf, wie wenig sie dafür geeignet sind, die Welt tatsächlich zu verbessern. Denn jeder, der von sich glaubt, daß nur seine Meinung die einzig wahre ist, endet wie Felix in absoluter Selbstüberschätzung und produziert eine sterile, nichtssagende und monotone Welt. Hat mir wirklich außerordentlich gut gefallen.

Olaf Kemmler : Expedition nach Eden
In ferner Zukunft herrschen 23 Unsterbliche über die Menschen der Erde. Doch die Untertanen des Genetikers rebellieren...
Eine sehr politische und sehr soziologische Geschichte. Kemmler gelingt es, ein wirklich gelungenes antikapitalistisches Lehrstück in die Form einer fast schon voraussehbaren SF-Action-Geschichte zu packen. Extrem lesenswert, für meine erweiterte Nominierungsliste notiert.

Florian Heller : Die Mär vom güldenen Nasentuch
Ein König verliert sein Nasentuch und fängt deshalb einen Krieg an.
Diese Inhaltsangabe trifft nicht annähernd diese geniale politische Geschichte von Florian Heller. Das macht aber auch nix, denn diese sollte man schon selber lesen und ich möchte keinem das Amusement beim ersten Lesen dieser Story nehmen. In bitterbösester satirisch-ironisch-zynischer Form erzählt Florian Heller hier ein zeitloses Märchen, das von seinen politischen Aussagen her ebenso wuchtig und gewaltig ist wie "Des Kaisers neue Kleider". Eine derartig wortgewaltige und meiner ganz persönlichen Meinung auch brilliante poltische Geschichte habe ich schon lange nicht mehr gelesen, in dieser Bissigkeit, die in Teilen sehr wohl an Boshaftigkeit grenzt, tatsächlich noch nie. Dieser Schrei nach Freiheit, nach Gleichberechtigung der Bürger, dieser Widerstand gegen Möchtegernpotentaten wie Merkel, Gauck, Petry, Roth, Wagenknecht, Gabriel und Maas ist es wert, wieder und wieder veröffentlicht zu werden.
Trotz dieser Begeisterung werde ich die Geschichte nicht (selbst) für den DSFP nominieren. Dies liegt daran, daß ich persönlich sie als herausragende politische Satire, aber eigentlich in keinster Art und Weise als phantastisches Werk verstehe. Mein Kompliment an die EXODUS-Redaktion, hier die Grenzen des phantastischen Genres in der aktuellen Ausgabe zu sprengen. Gerne wieder.

Arno Behrend : Friendly Faces
Carina ist beruflich im Filmbusiness und erstellt virtuelle Hintergründe für die Greenscreen. Aber auch im realen Leben sieht sie die Realität durch die Google-Datenbrille...
Eine sehr deprimierende Geschichte, in der Arno Behrend die heutige "Generation Smartphone" in die Zukunft extrapoliert. Angenehm präzise ohne falsche Sentimentalitäten erzählt er von den Irrungen und Wirrungen einer jungen Frau in und durch die zunehmende Virtualisierung. Gelungene Social Fiction der gehobenen Art.

Fabian Tomaschek: Interrogation
Sonja verhört einen Gefangenen, der wichtige Informationen über die Rebellen hat. Im Laufe des Verhörs wird sie immer unmenschlicher...
Gut geschrieben, aber im Endeffekt zu vorhersehbar. Ich sehe dies als Parabel auf Guantanamo, aber es weiss eigentlich jeder denkende Mensch, daß die dortige Einrichtung Scheiße ist und wenig bringt. Fabian Tomaschek sollte zu neuen Ufern aufbrechen und aus dem Thema Neues herauskitzeln, der Standard ist literarisch nicht mehr ausreichend.

Ein gemischtes Ergebnis also, qualitativ mit vielen Spitzen nach oben. Ich fand diese Ausgabe sehr gelungen, denn auch wenn ich einige Sachen nicht mochte, lohnt sich der Kauf doch allein von den hier positiv kommentierten Geschichten her.

Wobei ich allerdings noch gar nicht auf einen wichtigen Teil von "Exodus" eingegangen bin : Die Graphiken. Ich stehe ja auf Innenillustrationen und "Exodus" hat hier viele verschiedene Künstler der unterschiedlichsten Stilrichtungen versammelt. Mein persönlicher Geschmack ist eher ...pulpig, so daß ich die wirklich empfehlenswerten Bilder und Graphiken nicht wirklich qualifiziert würdigen kann. Aber mir persönlich haben sie eigentlich alle gefallen. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle die Einführung in die Bildergalerie. Hier stellt Christian Endres viel besser als ich es könnte die Wucht des Schaffens von Timo Kümmel dar. Hat Spaß gemacht, das vor den Bildern zu lesen.

Insgesamt ein unbedingt empfehlenswertes Hochglanz-Magazin, das wieder einmal Lust auf mehr gemacht hat.

Dienstag, 8. Dezember 2015

Guido Krain : Die Schwarze Victoria



Guido Krain : Die Schwarze Victoria
Bookshouse Verlag 09/2014
Originalausgabe
Taschenbuch, 391 Seiten, 14,99 €
ISBN : 978-9963525010
Titelbild :
Leseprobe


Die Schwarze Victoria hat kein Geheimnis – sie ist selbst eines. Für die Außenwelt ist das elegante Luftschiff einfach der Stolz von Sir Arthur Colvane, einem gefeierten Ingenieur, der sich seinen skandalösen Lebenswandel nur leisten kann, weil er Mitglied einer der einflussreichsten Familien des Kionischen Commonwealth ist.

Nur wer den Adeligen genau kennt weiß, dass hinter dem ungewöhnlichen Äußeren der prächtigen Herrscherin der Lüfte ein Mysterium steckt, das selbst für ihren Erbauer unergründlich scheint.

Doch vorläufig dient das ungewöhnliche Schiff nur als Vehikel, das Sir Arthur und seine „Society of Childlike Curiosity“ auf ihre Ausflüge begleitet. Stets ist der Club auf der Suche nach kleinen Abenteuern, die anschließend in gemütlicher Runde am Fumarium zum Besten gegeben werden können.

Leider wird die Größe eines Abenteuers aber erst an dessen Ende offenbar. So kann aus dem Lesen eines skurrilen Briefs der erste Schritt zum Showdown mit dem Schicksal werden. Einem sehr persönlichen Showdown, der das Leben aller Clubmitglieder für immer verändern könnte ...
Inhalt

Nach den gelungenen Geschichten von Guido Krain über Pali und Lorn wurde ich neugierig auf den Autor und hab' mir mal ein paar weitere Bücher von ihm besorgt. "Die Schwarze Viktoria" ist Steampunk-Fantasy mit einem gehörigem Stich Phantastik mit drin. Bereits der Weltenbau stimmt den Leser auf eine gehörige Portion Exotik ein :
Die Schwarze Victoria spielt nicht in unserer Realität, sondern in der Welt Feylon, in der sich die Naturgesetze in zwei wesentlichen Punkten von denen unserer Wirklichkeit unterscheiden.

Zum einen vollzieht sich der durch hohe Temperaturen verursachte Übergang von flüssig zu gasförmig sehr schnell, sprunghaft und schwer berechenbar. Auch nach dem Abkühlen brauchen gasförmige Stoffe Tage, bis sie wieder flüssig werden.

"Und?",?, werden Sie vielleicht fragen. Diese winzige Änderung scheint belanglos zu sein, hat aber gewaltige Auswirkungen. So sind beispielsweise Schusswaffen potenziell für alle Beteiligten gefährlicher und ein Otto- oder Dieselmotor nicht möglich. Auch Dampflokomotiven können nicht sinnvoll arbeiten, weil sie zu viel Wasser verbrauchen würden. Dampfschiffe sind hingegen üblich – sie beziehen frisches Wasser einfach aus dem Meer. Werden sie nicht sorgfältig gepflegt, überziehen sie sich im Laufe der Jahre mit einem schmutzig schillernden Panzer aus Salz. Das seltsame Verhalten heißer Gase hat darüber hinaus dazu geführt, dass die Kontinente in kleinere Inseln, etwa von der Größe Ihrer britischen Inseln bis zur Größe Grönlands, zerrissen wurden. Dies führte wiederum dazu, dass die Bevölkerung dieser Landmassen sich noch weit mehr voneinander unterscheidet, als dies in Ihrer Welt der Fall ist.

Der zweite Punkt ist, dass Elektrizität in der bei uns vertrauten Form nicht existiert. Was es gibt, ist Ta, eine Kraft, die aus dem Element Nyrium fließt, wenn dieses der Sonne ausgesetzt wird. Menschen nutzen Ta zum Beispiel, um die Rotoren der großen Luftschiffe anzutreiben. Nachts oder bei trübem Wetter werden Luftschiffe deshalb schnell bewegungsunfähig. Viele haben für diese Fälle einen Alternativantrieb, der über Fahrradpedale betrieben wird. Ta ist auch die Kraft, die sogenannte Magier in sich speichern und zur Auslösung einer Vielzahl von Effekten verwenden können. Allerdings kommen solche Personen meistens nur in exotischen, nicht sehr weit entwickelten Ländern vor.
Die Helden dieser Geschichte sind Bewohner Kions, auch das Kionische Reich genannt, das in seiner Gesellschaftsstruktur enge Verwandtschaft mit Ihrem viktorianischen England aufweist und in dem sogar englisch gesprochen wird. Der Adel ist noch immer sehr einflussreich und bildet den höchsten Stand. Es folgt der Stand der Offiziere und schließlich Ärzte, Beamte, Großgrund--, Manufaktur- und Minenbesitzer. Die Elite der Gesellschaft hält sich Hausangestellte, bewohnt große Herrenhäuser und nennt mehrere Droschken ihr eigen. Wie im viktorianischen England herrscht ein sanftes Patriarchat. Typische Freizeitbeschäftigungen der Herren sind Pferderennen, Boxen, Kartenspielen, Erfindungen machen sowie die Jagd auf Großwild. Die Damen sind oft der Malerei, Literatur und Musik zugetan, üben sich ebenfalls im Kartenspielen oder begeistern sich für die Dackel- oder Goldfischzucht.

Kion ist im Laufe seiner Geschichte vor allem durch seinen kulturellen Einfluss gewachsen. Viele Nachbarländer haben sich wegen gemeinsamer Interessen dem Empire angeschlossen und unterscheiden sich heute im Wesentlichen nur durch andere Sprachen und etwas anderes Essen. Zusätzlich herrscht das Empire über viele Kolonien. Selbstverständlich fühlt man sich den unterworfenen Völkern weit überlegen.

Ärgster Konkurrent sind die direkten Nachbarn Kions. Asgor, das alte Imperium, war über viele Jahrhunderte die beherrschende Kraft der bekannten Welt. Mit der Erstarkung der nichtadeligen Stände Kions fiel das in überkommenen Traditionen erstarrte Asgor jedoch immer weiter zurück.

Während Kion Asgor als das Land des Bösen, des Terrors und der Unterdrückung ansieht, betrachtet Asgor Kion als das Land der verweichlichten Dekadenz.

Das »Erdöl« dieser Welt ist das bereits beschriebene Nyrium. Man gewinnt es in winzigen Mengen aus Regenwasser, doch immer wieder tauchen größere Lieferungen aus unbekannten Quellen auf. Gerüchten zufolge gibt es Menschen, die Nyrium in einer Art magischem Prozess erschaffen können. Zahlreiche Tüftler und Wissenschaftler haben sich bislang erfolglos an der Herstellung versucht. Die Suche nach dem Geheimnis des Nyriums ist zugleich einer der wichtigsten Gründe für immer neue Expeditionen in die unbekannten Teile der Welt.
Die Welt Feylon

Man merkt, der Mann kennt seine Klassiker. Der Kommentar "Jules Verne auf Steampunk" ist gar nicht so abwegig, die Geschichte hat etwas angenehm Entschleunigtes, das dem 19. Jahrhundert durchaus entspricht. Ich fand sie ganz nett, interessant geschrieben mit überraschenden Wendungen, aber so ganz mein Fall war die "Schwarze Victoria" nicht.

Was daran liegt, daß ich nicht zur Zielgruppe gehöre. Trotz einige SF-Steampunk-Elemente ist der Kern des Romans eine Romantische Fantasy. Ebenso wie bei Pali und Lorn gewürzt mit einer gehörigen Prise Sex (ohne ins Vulgäre abzugleiten), locker und leicht erzählt, mit sehr schön dargestellten Protagonisten unterschiedlichster Coleur. In "meiner" Fantasy-Gruppe auf Facebook dürfte das Buch auf jeden Fall auf gesteigertes Interesse stossen. Wer Romantasy mag, sollte an der "Schwarzen Victoria" auf keinen Fall vorbeigehen, es lohnt sich, sich in der Welt Feylon zu verlieren.

Montag, 7. Dezember 2015

Simon R. Green : Deathstalker Rebellion



Simon R. Green : Deathstalker Rebellion
Deathstalker 02
ROC 2008, 3. Auflage
Originalausgabe 1996
Taschenbuch, 512 Seiten
Titelbild : ?


Rebellions cost money and the best way to raise money for a rebellion is to steal it from your enemy. The book begins with Owen and Hazel d'Ark, former pirate and thief, traveling to Golgotha, capital of the Empire. With the help of the Hadenmen and their superior technology, they plant a virus which steals billions of credits for the rebellion and then destroys the financial record-keeping system of the Empire. They also make contact with the underground on Golgotha, represented by the Stevie Blues, three pyrokinetic esper clones, and Alexander Storm, another semi-retired professional rebel. They return to the Last Standing, a powerful starship where representatives of rebels and freedom fighters from across the Empire are gathering to plan strategy. The remainder of Owen's companions from the Madness Maze are there as well: Giles Deathstalker, Owen's ancestor; Jack Random, the broken-down professional rebel; Ruby Journey, Mistworld's best bounty hunter. Four planets are deemed important and the Maze companions split up to deal with each. Only one of these stories is told in Deathstalker Rebellion, the remainder are saved for Deathstalker War.
Erster Teil einer Inhaltsangabe von Todd Richmond auf sfsite.com

Ein hohes Kopfgeld ist auf Owen Todtsteltzer ausgesetzt, und so hat er keine andere Wahl, als sich dem Schicksal zu stellen, das ihm bestimmt ist. Er ergreift Schwert und Strahlenwaffe und nimmt den Kampf gegen Kaiserin Löwenstein XIV auf.

Eine höchst seltsame Streitmacht hat er um sich versammelt: den legendären Helden Jakob Ohnesorg, die schöne Piratin Hazel, den ursprünglichen Todsteltzer, den man schon lange nicht mehr unter den Lebenden glaubte, und die nicht-humanoiden Hadenmänner, die niemand zu durchschauen vermag.

Die Augen aller Unterdrückten sind auf Owen gerichtet. Die Galaxie wartet auf die Befreiung vom Joch der Tyrannei...
Klappentext der deutschen Ausgabe



Wann ist ein Mensch ein Mensch ? Das ist eine der zentralen Fragen in diesem zweiten "Deathstalker"-Roman.

Die in "Deathstalker" geschilderten Ereignisse gehen nahtlos weiter. Nach dem Angriff auf das Finanzamt des Imperiums teilen sich die Revolutionäre auf, um ihre Rebellion auf die verschiedenen Planeten zu bringen. Derweil wird auf Golgotha ein wichtiger Esper aus dem Gefängnis des Imperiums befreit, es kommt zu einer wichtigen Audienz bei der Kaiserin und Silence macht sich zusammen mit Frost zu den verschiedenen Alien-Welten des Imperiums auf, um dort eventuelle Rebellionsabsichten im Keim zu ersticken. Jack Random, Ruby Journey und Alexander Storm machen sich nach einer bemerkenswerten ersten Zusammenkunft der verschiedenen Rebellenfraktionen des Imperiums auf, um auf Technos III der Revolution zum Durchbruch zu verhelfen.

Ein Eindruck aus dem ersten Band hat sich nach meiner Lektüre allerdings deutlich verstärkt : Es besteht eine überaus deutliche Analogie von Simon R. Greens "Deathstalker"-Universums zur "Warhammer 40.000"-Welt. Hier wie dort ist der Rassismus gegenüber Aliens, Espern, Klonen und anderen, nicht dem menschlichen Mainstream-Gen entsprechenden Wesen extrem ausgeprägt. Die Menschen leben in einer imperialen Monarchie, geführt von einer Zentralwelt.In beiden Welten gibt es eine zentral dekretierte Religion, die sich wie eine Verhöhnung des christlichen Glaubens ausnimmt. Auch Inquisitoren befinden sich in beiden Settings, wenngleich die in Greens "Deathstalker"-Romanen noch längst nicht die Macht derjenigen aus W40K haben. Mein ganz persönlicher Eindruck ist, daß "Deathstalker" das Warhammer-Universum im Anfangsstadium wiederspiegelt, in einer Zeit, in der die Fronten noch nicht ganz so verhärtet und die Strukturen noch nicht ganz so verkrustet sind.

In beiden Welten ist aber die Frage, was einen Menschen ausmacht, eine der Angelpunkte, um die sich viel dreht. In "Warhammer 40.000" hat sich eine unmenschliche Ideologie durchgesetzt, in der nur ein hundertprozentig aus menschlichen Genen bestehendes Wesen als Mensch betrachtet wird, alles andere sind Wesen zweiter Klasse. Auch bei "Deathstalker" wird von den imperialen Autoritäten ein solcher Standpunkt vertreten, es gibt dagegen allerdings genug Opposition. Green belässt es nicht bei der Darstellung der Gegenwehr gegen diesen inhumanen Standpunkt, sondern zeigt an den Paaren Silence/Frost und Random/Ruby - die ja alle durch den Alien-Irrgarten auf der Hadenwelt gegangen und darin verändert wurden – daß Menschlichkeit kein genetischer Aspekt, sondern eine Lebenseinstellung ist. Obwohl genetisch verändert, sind diese Paare doch menschlicher als etwa die Imperatorin oder die Investigatoren, menschlicher als der Prälat Kassar oder der von Aliens modifizierte Half-Man, menschlicher als praktisch alle der Aristokraten-Clans von Golgotha. Dies wird in mehreren, selbstreflektierenden Dialogen dieser Paare und nicht zuletzt in ihren durchaus humanistisch zu nennden Handlungen herausgearbeitet.

Wie bereits beim ersten Roman der Serie springt auch "Deathstalker Rebellion" stark zwischen den einzelnen Handlungssträngen hin und her. Die in Band 1 eingeführten Personen werden weiter beleuchtet, neue eingeführt und Hintergrundpersonen aus dem ersten Band plötzlich deutlich stärker in den Vordergrund geschrieben. Auch hier sterben Figuren und auch hier ist deutlich die schriftstellerische Überlegenheit von Simon R. Green gegenüber dem gealterten George R. R. Martin, der ja die gleichen Techniken benutzt, festzustellen. Green zerfasert sich nicht, sondern konzentriert sich auf wohldefinierte Handlungsstränge. Diese Handlungsstränge sind bereits in Band 1 definiert worden und werden eher weniger, denn mehr. Auch wird kein Handlungsstrang abrupt abgeschnitten, tatsächlich werden Fehlentscheidungen der Protagonisten frühzeitig angekündigt und deutlich dargestellt. Ich stelle bei mir jedenfalls nach dem zweiten Band noch keinerlei Ermüdungserscheinungen fest, was bei "A Song of Ice and Fire" ja durchaus nicht so war.

Wobei ich nicht verschweigen will, daß an einigen Stellen hier schon ein paar Plotholes sind. Etwa daß Owen Deathstalker, der ja nun nicht wirklich lange auf Mistworld war, plötzlich als Experte für die dortige Gesellschaft dargestellt wird. Aber diese Plotholes haben mich nicht wirklich gestört, ich habe auch den zweiten "Deathstalker"-Band mit Begeisterung gelesen und kann ihn nur weiterempfehlen.

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Simon R. Green : Deathstalker



Simon R. Green : Deathstalker
Deathstalker 01
ROC 1998, 2. Auflage
Originalausgabe 1995
Titelbild : Donato


The Iron Bitch - her Imperial Majesty Lionstone XIV - ruled the human Empire with fear. From peasants to masters of the galaxy's most powerful families, all were subject to the queen's unpredictable decrees of "outlawing" and death.

Owen Deathstalker, unwilling head of his clan, sought to avoid the perils of the Empire's warring factions but unexpectedly found a price on his head. He fled to Mistworld, where he began to build an unlikely force to topple the throne - a broken hero, an outlawed Hadenman, a thief, and a bounty hunter. With their help, the Deathstalker took the first step of a far more dangerous journey to claim the role for which he'd been destined since before his birth...
Klappentext

Im Jahre des Herrn 22--: Mit eiserner Faust regiert Ihre Majestät Kaiserin Löwenstein XIV. das galaktische Imperium. Plebejer und Adel leiden gleichermaßen unter ihrer Knute. Owen Todtsteltzer, Lord von Virimonde, letzter einer Linie berühmter Krieger, versucht sich der Aufmerksamkeit der Herrscherin zu entziehen – und fällt gerade dadurch in Ungnade. Unversehens wird ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt, und er muß zur zwielichtigen Nebelwelt fliehen, wo er eine Truppe ungleicher Verbündeter um sich schart. Ihr Ziel: den Eisernen Thron zu stürzen...
Klappentext der deutschen Ausgabe

Die Deathstalker-Romane von Simon R. Green liegen schon seit dem Ende des Poststreiks bei mir rum. Nachdem ich den letzten gelesenem Band der Forest Kindom-Romane in der gelungenen Ausgabe von Feder & Schwert gelesen habe, wurde ich neugierig auf die weiteren Romane und kaufte bei buecher.de die zwei Omnibusausgaben von Hawk und Fisher. Bei dieser Gelegenheit schnappte ich mir auch gleich die Deathstalker-Romane, denn diesen Zyklus habe ich in der deutschen Ausgabe nicht komplett.

Und das war auch gut so. Denn wie man an den obigen Klappentexten sehen kann, ist die deutsche Übersetzung suboptimal. "Bruchtal" ist keine wörtliche Übersetzung von "Rivendell", "Auenland" nicht von "The Shire", "Todesbringerin" ist ebenfalls keine direkte Übersetzung von "Deathwalker". In beiden Fällen haben sich die ÜbersetzerInnen bemüht, hier ein deutsches Analogon zu finden anstelle einer wortwörtlichen Übertragung. Das ist schwierig und eine Kunst, was bei dem "Herrn der Ringe" ebenso wie bei "Babylon 5" aber dazu führt, daß die deutschen Übersetzungen ebenso lesbar bzw. sehbar wie die angloamerikanischen Originale sind. Meine Frau hört gerade die gelungenen Audiobooks zu Harry Dresden, vorgetragen von James Masters, und konstatiert, daß die Übersetzungen von Jürgen Langowski ebenfalls überragend sind. Mich hat der deutsche Klappentext oben schon immer irritiert, weshalb ich die Deathstalker-Bücher nie angefangen habe. Und jetzt, da ich die amerikanischen Ausgaben lese, kann ich nur konstatieren, daß diese Übersetzung ziemlich schlecht ist.

Aber egal, kommen wir zum Inhalt. In einem (leider online nicht mehr verfügbarem) Interview mit Amy Harlib sagte Simon R. Green, daß ihm die Idee zu "Deathstalker" nach einem Filmabend, an dem er "Casablanca" und "Star Wars" gesehen hatte, gekommen ist :
It started me thinking: in Star Wars, all these rebel fleets and bases and so on, who’s paying for them? What if there was just one man, with no backing, starting a rebellion on his own? And that’s where Owen Deathstalker came from.
Diesen Kommentar hätte ich nicht gebraucht, der Einfluß von Star Wars ist in einigen Szenen mehr als deutlich. Aufgefallen sind mir da besonders die Verfolgungsjagden mit den Gravity Sleds, bei denen mir Coruscant plastisch vor Augen stand. Aber auch sonst ist die Verwandtschaft mit "Star Wars" nicht zu verleugnen, weniger von den Inhalten her als von der vermittelten Stimmung. Der optimistische und dynamische Grundton der Geschichte entspricht sehr dem erstem Star Wars-Film.

Nachdem ich den Roman beendet habe, ging ich im Netz auf die Suche nach Rezensionen, um zu sehen was andere Leute von dem Roman halten. Ich war überrascht von den vielen negativen und unqualifizierten Kommentaren, die veröffentlicht wurden. Exemplarisch sei diese hier genannt :
Though it's not without appeal, as a narrative, Deathstalker is not such a good novel -- it reads too much like a loosely connected sequence of adventuresome happenings, rather than as a single story arc. At face value one can't fault Green for "edge of one's seat" thrills, but he's pretty slapdash in they way things relate to one another. I get the impression that plotting was not his first priority when sitting down to write. Instead, he concentrates far more on instant gratification than he does on long-term satisfaction -- and that's okay, I suppose. It may be a best seller, but Deathstalker is no genre classic. Instead it is a kind of fast food science fiction, ready meal writing -- indeed the Deathstalker series has over the years become a recognizable brand, a market leader with plenty of imitators, and it sells by the bucketful -- but like fast food it's fairly stodgy, not made from the best ingredients and though enjoyable on rare occasions, you'd be well advised to try other things in your diet.
Quelle

Ich frage mich, ob die Leute den Roman überhaupt gelesen haben, in jedem Fall wurden diverse wesentliche Teile übersehen, die Deathstalker über den durchschnittlichen Action-Roman hinwegheben. Zunächst einmal hat sich Simon R. Green, genau wie George R. R. Martin, ein historisches Szenario genommen und in die Zukunft projiziert. Er nahm nicht die harmlosen Rosenkriege, sondern die Zeit der Borgias als Vorbild seines Settings. Statt also in relativ einfacher Form die Fronten geklärt und die Leute aufeinander losgehen zu lassen, schildert Green die Geschichte als Verschwörung innerhalb einer Verschwörung innerhalb eines Komplotts, was für etliche Rezensenten offenbar zu komplex ist.

Ein wesentlicher Punkt des ersten Deathstalker-Romans ist die Übernahme von Verantwortung. Nicht nur für sich selber, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes und die Privilegien, die Owen Deathstalker als Aristokrat in einer korrupten Monarchie hat. "Ich konnte nicht mehr weggucken" ist mehrfach die Begündung für den Widerstand gegen ein unmenschliches Regime, in dem Aliens, Esper und Klone Wesen zweiter Klasse sind. Dies bringt Simon R. Green sehr schön auf den Punkt, indem er nicht nur die Rebellen um Owen Deathstalker beschreibt, sondern in mehreren Handlungssträngen auch den Untergrund auf Golgotha, die Aristokratie am kaiserlichen Hof und die Kaiserin selber beschreibt. Ebenso wie in "Game of Thrones" sind es die Summe dieser verschiedenen Handlungsstränge, die ein übergreifendes Panorama der Gesellschaft darstellen. Genau wie Martin sind die Ereignisse nicht ungefährlich und es sterben Handlungsträger. Allerdings ist Simon R. Green im Gegensatz zu George R. R. Martin nicht darauf aus, möglichst jeden sympathischen Protagonisten umzubringen, die Todesfälle in "Deathstalker" sind dosiert vom Autor eingesetzt, Desinteresse und Frustration wie beim "Song of Ice and Fire" kommt hier nicht auf.

Alles in allem ein sehr lesenswerter Roman, den ich begeistert verschlungen habe. Momentan lese ich den zweiten Band und bin einmal gespannt, wie sich die Rebellion entwickelt.

Links
SFE
FE 1997

Wikipedia : Simon R. Green (Bibliographie)
Wikipedia : Deathstalker
Wikipedia : Deathstalker Universe

Lisa DuMond : A Conversation With Simon R. Green
Alex Willging : When The Darkvoid Is Your Only Refuge


Dienstag, 1. Dezember 2015

TERRA Sonderband 93 - Poul Anderson : Der Unangreifbare


Poul Anderson : Der Unangreifbare (Shield)
Terra Sonderband 93, 12.02.1965
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe FANTASTIC STORIES 06 & 07/1962
Aus dem Amerikanischen von Horst Mayer
Titelbild : Karl Stephan


"Blitzschnell legte er den Schalter um und aktivierte den Schild. Da er sich automatisch immer in der Mitte des Kraftfeldes befand, wurde er vom Sitz gerissen und hing plötzlich mitten in der Kabine. Der Pilot und der große Bursche wurden gegen die Kabinenwand gepreßt. Für Koskinen waren sie nur lautlose Schatten, denn er konnte ihr Gebrüll nicht hören.Koskinen steckte seine Brieftasche wieder ein und beruhigte sich. Jetzt war er unangreifbar..."

Die Marsexpedition war wieder heimgekehrt, doch der Empfang auf der Erde war anders, als die Teilnehmer der Expedition sich vorgestellt hatten.Man verhaftete oder tötete die Männer - bis auf Peter Koskinen. Ihm konnten die Jäger nichts anhaben, denn er trug den Schild der Unangreifbarkeit!
Klappentext

Poul Anderson ist ein großer Schriftsteller. Ich habe ihn mit Begeisterung gelesen, seine Geschichten um Dominic Flandry, Nicholas van Rijn oder David Falkayn sind faszinierend, "Three Hearts and Three Lions" herrlich romantische Fantasy. Doch auch er hatte nicht nur Sternstunden, "Shield" ist eine grottenschlechte SF-Geschichte mit hölzernen Protagonisten und einer ziemlich langweiligen Story, die die wirklich interessanten Teile - nämlich die Verständigung mit den Marsianern - ausblendet. Schwamm drüber!

Montag, 30. November 2015

TERRA Sonderband 92 - Jeff Sutton : Apollo auf Mondkurs

Jeff Sutton : Apollo auf Mondkurs (Apollo at go)
Terra Sonderband 92, 15.01.1965
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1963
Aus dem Amerikanischen von Wulf H. Bergner
Titelbild : Karl Stephan

"Es war soweit. Oberstleutnant Joseph Faulk, USMC, wußte es ganz sicher. Außerdem war die Wahl der drei Astronauten, die mit dem Raumschiff APOLLO auf dem Mond landen sollten, längst überfällig. Die dreistufige Saturn C-S, die als Trägerrakete für die APOLLO diente, war startbereit - jetzt mußten nur noch drei der elf Astronauten der NASA als Besatzung bestimmt werden."
APOLLO AUF MONDKURS ist eine dramatische Reportage aus der Welt von morgen - ein Bericht vom größten Abenteuer, das der Menschheit bevorsteht!
Klappentext
The guessing game began months ahead of time, and the tension continued to build until the actual three-man team for the first moon shot was selected and announced officially. The author concentrates on a study of the close relationships among the three men which develop as they travel through space, always faced with the fear of failure, and of death. The dialogue seems natural; the descriptions of outer space and of the lunar landing are realistically vague and uncluttered by little green men, etc. Far above average science fiction with a strong base in fact, it is written by the author of The Missile Lords (1962, p.1173), an adult book.
Kirkus Review, 01.11.1963

Ein Roman über die Mondlandung und das Apollo-Programm ? Kann ja eigentlich nur langweilig sein, schließlich wissen wir ja, wie es 1969 dann wirklich ablief. Tatsächlich ist der Roman aber überragend gut geschrieben, bisher der beste des Schriftsteller-Ehepaars. Dabei passiert nix, der Roman ist - soweit ich das weiss - sogar ziemlich nah an der Realität und sagt das tatsächliche Geschehen relativ präzise voraus. Gottseidank blieb der Tod eines Astronauten durch einen Meteoreinschlag reine Fiktion, alle drei kamen wieder. Und einer davon, Buzz Aldrin, ist auch immer noch putzmunter und propagiert aktuell die Mars-Mission.

Freitag, 27. November 2015

TERRA Sonderband 91 - A. E. van Vogt : Bis in die Unendlichkeit



Alfred Elton van Vogt : Bis in die Unendlichkeit
Terra Sonderband 91, 18.12.1964
Originalzusammenstellung
Aus dem Amerikanischen von Helmuth W. Mommers und Arnulf D. Krauss
Titelbild : Karl Stephan

enthält die Kurzgeschichten
Nicht nur Tote schweigen ! (Not only dead men, 1942)
Die Schwelle zur Ewigkeit (Ship of Darkness, 1947)
Die Suche nach dem Gedächtnis (The Search, 1943)
Das verzauberte Dorf (The enchanted Village, 1950)
Zögernde Erinnerung (Process, 1950)


Neben den Originalausgaben deutscher Autoren hat sich die TERRA-Redaktion auch um die Veröffentlichung diverser Originalausgaben angloamerikanischer Autoren verdient gemacht. Diese Originalausgabe mit van Vogtschen Kurzgeschichten ist eine davon, hier wurden frühe Short Stories dem deutschen Publikum zum ersten Mal zugänglich gemacht.

Das Heft beginnt mit "Die Suche nach dem Gedächtnis", einer Kurzgeschichte, die den ersten Teil des FixUp-Romans "Palast der Unsterblichkeit" (HEYNE 3257) bildet. Während diese Story noch sehr esoterisch und in der für van Vogt typischen hypergalaktischen Fabulierung geschrieben ist, ist "Nicht nur Tote schweigen !" für van Vogt fast schon untypische, klassisch Campbellsche Hardcore-SF. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts trifft ein Walfänger auf ein havariertes Polizei-Raumschiff. Die Verständigung mit den Aliens nimmt hierbei den größten Teil der Geschichte ein, der Verzicht auf mechanische Übersetzungsgeräte schlägt hier sehr positiv zu Buche. Die nächste Geschichte "Das verzauberte Dorf" gehört ganz klar zu Bradburys Mars-Chroniken, zwar im van Vogtschen Stil, aber mit der Intention der Geschichten um den Mars und die Verständigung mit Aliens bzw. wie hier mit einem Alien-Computer. Um Verständigung geht es auch in "Zögernde Erinnerung", obwohl hier auf mögliche Fehlinterpretationen hingewiesen wird. Sehr phantastisch, sehr stark ökologisch und sehr amüsant. Die letzte Story dieser Kurzgeschichtensammlung, "Die Schwelle zur Ewigkeit" ist wieder typisch van Vogt, hier bringt er mit den für ihn fast schon üblichen Versatzstücken seine Version von Adam und Eva zu Papier.

Insgesamt eine wirklich lesenswerte und sehr schön übersetzte Kurzgeschichtensammlung, die auch heute noch unbedingt empfehlenswert ist.

Donnerstag, 26. November 2015

TERRA Sonderband 90 - Clark Darlton : Die dritte Chance


Clark Darlton : Die dritte Chance
Terra Sonderband 90, 20.11.1964
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck


Der Mann ohne Namen wollte es immer noch nicht glauben, obwohl er mit eigenen Augen das weltumfassende atomare Chaos gesehen hatte.
"Wir geben dir noch zwei Chancen", erklärten die Fremden, die den Mann in ihrem Raumschiff entführt hatten. "Wir versetzen dich jetzt um ein Jahr in die Vergangenheit zurück, und wenn du es fertigbringst, den Atomkrieg zu verhindern, dann bleibt die Erde euch Menschen. Ansonsten aber gehört sie uns - nach dem Gesetz des galaktischen Bundes!"
Dann ließen die Fremden den Mann frei, der eine Mission erfüllen sollte, die von vornherein aussichtslos erschien ...
Klappentext

Ein sehr moralinsaurer Roman mit vorhersehbarem Ablauf und einem ebensolchem Ende. Allein die Schreibe von Darlton hält einen bei der Stange. Das muß Walter Ernsting auch selbst so empfunden haben, in der Clark-Darlton-Werkausgabe ist der Roman nicht enthalten.

Mittwoch, 25. November 2015

TERRA Sonderband 89 - Alan E. Nourse : Phantom-City

Alan E. Nourse : Phantom-City (Rocket to Limbo)
Terra Sonderband 89, 23.10.1964
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1957
Aus dem Amerikanischen von Heinz Zwack
Titelbild : Karl Stephan


Kommodore Walter Fox hat mehr fremde Welten entdeckt und erforscht als jeder andere Mann des interstellaren Kolonialdienstes. Deshalb erhält er auch den gefährlichen Auftrag, Wolf IV anzufliegen - den Planeten, von dem noch nie ein Besucher zurückgekehrt ist ...
Teaser
Ad astra again --this time aboard the SS Ganymede with Lars Heldrigssen. Lars lives in the year 2008. Iceland was home to Lars, with flourishing wheat fields long since established by Lars' grandfather. His first star-run should only have lasted two months, for at embarkation the Ganymede's goal was Vega III for a final check on a new colony site for men from over-crowded earth. But Lars had barely gotten his ""space-legs"" when he began to suspect that Peter Brigham's presence on board presaged an entirely different destination -- one that would involve Lars in attempted mutiny. This is no ordinary star-jump: author Nourse has conceived a really credible plot with three dimensional characters motivated by plausible reasoning. Furthermore, he has a most uncanny ability to visualize the strange sensations and settings of the world of the future. The season's best juvenile science fiction fabrication to date.
Kirkus Review, 25.10.1957

Ein nettes Jugendbuch, kann man nicht anders sagen. Nourse lässt die Geschichte langsam kommen, die Charaktere entwickeln sich sukzessive und der jugendliche Leser kann dem begeistert folgen. Für Erwachsene ist der Roman allerdings nur bedingt geeignet, zu vorhersehbar der Plot, zu plotdriven die Figurenentwicklung. Das Ende, als sie in die Phantom-Stadt eingedrungen sind und nur Lars und Peter durch die Entwicklung parapsychischer Fähigkeiten die Mannschaft retten können, ist dann auch zu aufgesetzt, hier hat der Autor ganz klar geschlampt.

Links
Wikipedia : Rocket to Limbo
Wikipedia : Alan E. Nourse
SFE
Rich Horton : Ace Double Reviews, 37
Don D'Ammassa : Alan E. Nourse