Donnerstag, 31. Oktober 2013

TERRA SF 142 - Lan Wright : Menschheit im Aufbruch



Lan Wright : Menschheit im Aufbruch (Who Speaks of Conquest?)
Terra SF 141/142, 21.10.1960
Originalausgabe New Worlds 1956
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1958
Aus dem Englischem von Anne Steul
Titelbild : Johnny Bruck


Kapitän Brady und sein Adjutant Murphy leiten die erste Expedition der Menschheit, die aus unserem Sonnensystem nach Alpha Centaurus reist. Wohl ahnten die Menschen schon immer, daß sie nicht allein im Weltraum waren, daß es irgendwo noch andere Rassen geben mochte. Was sie aber bei ihrer ersten Reise erfahren, bedeutet eine entscheidende Schicksalswende für die ganze Erde. Es geht um Freiheit oder Tod für die ganze menschliche Rasse. Wie der Kampf geführt wird, welche Taten und Abenteuer Brady und Murphy erleben, wird in spannender Weise berichtet. Auch die Wissenschaftler haben ihren Anteil an der großen Aufgabe. Daß aber der letzte Sieg sie in Wirklichkeit nicht zu Herrschern, sondern zu Dienern im Weltall macht, das erfährt nur Brady allein. Er erkennt die wahre Bestimmung, die der menschlichen Rasse aufgezeigt ist, eine Bestimmung, die nicht in der Eroberung der Welt, sondern des menschlichen Geiste, selbst liegt. Es ist eine bittere Erkenntnis, daß gerade jene Rasse, die von der ganzen Milchstraße, verachtet wird, die ganze Wahrheit besitzt.

Wie Brady in dieser Stunde des Sieges erkennt, daß die menschliche Rasse noch nicht die Kinderschuhe abgestreift hat, ist es auch für den Leser eine Mahnung, nicht zu vergessen, daß der Mensch zwar seine Umwelt erobert haben mag, jedoch noch nicht den Geist, der ihn zur Eroberung geführt.
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Der Fluch des zweiten Hefts hat mich auch hier erwischt. Daß ich trotzdem auch Heft 141 abgebildet habe liegt daran, daß das Motiv für "Perry Rhodan"-Leser nicht uninteressant sein dürfte, Bruck hat es in abgewandelter Form auch für PR 1000 benutzt.

Der Roman ist kitschig, die SFE bezeichnet ihn als "uncomplicated novel". Lan Wright ist das Pseudonym von Lionel Percy Wright (1923-2010), der in den Jahren 1952 - 1968 einige interessante Romane veröffentlicht hat. Dieser gehört nicht dazu, er ist eine ziemliche Schmonzette, nichts, an das man sich erinnern muß.


TERRA SF 140 - Karl Herbert Scheer : Vollmachten unbegrenzt


Karl Herbert Scheer : Vollmachten unbegrenzt
ZBV 10
Terra SF 140, 14.10.1960
Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1959
Titelbild : Karl Stephan


Sie hatten das erste Superfernschiff der Erde "Titan" genannt. Die Erde auf einer weiten Außenbahn umkreisend, wollte Thor Konnat, Chef des GWA-Raumkorps, soeben den Startbefehl geben, als die Nachricht aus dem Hauptquartier von den Empfängern aufgenommen wurde. Sie klang harmlos. Der Kommandant wird abgelöst und die "Titan" geht ohne den GWA-Agenten auf Zielkurs. Konnat kehrt in einem Kurierboot zur Erde zurück und dort findet er das Grauen schon vor, was er auf dem fernen Mars suchen wollte.

Die Geschehnisse beginnen sich in spontaner Wucht zu überstürzen. Firmen erhalten geheimnisvolle Fabrikationsaufträge und ein Schwachsinniger begeht die erste klare Handlung seines Lebens, als er schreiend zur Waffe des Wärters greift.

Eine häßliche, jedoch hochinteressante Frau bezaubert eiskalt denkende Großindustrielle. Thor Konnat findet es bemerkenswert, daß eine plump erscheinende Maschine lebenden Nachwuchs gebären kann.

Die mit vollendeter Meisterschaft erzählte Handlung erlaubt dem Leser kaum eine Atempause, da die Geschehnisse so rasch und mit überwältigenden Ideen angefüllt aufeinander folgen, daß ein 'Aufhörenkönnen' völlig ausgeschlossen ist.

Major Thor Konnat, Spezialagent der allmächtigen GWA, zweifelt erstmals an den Machtmitteln der weltumspannenden Riesenorganisation. Erschöpft nickend, versucht er zu begreifen, warum auch ein positronisches Robotergehirn verlegen werden kann.

Sie erleben mit "Vollmachten unbegrenzt" einen ZBV-Roman, dessen kosmische Rahmenhandlung mit den Bewohnern der Erde so eng und so geschickt verknüpft ist, daß daraus ein Werk von dynamischer Wucht entstanden ist.

Scheer erzählt nicht - er erlebt mit, was Sie in jeder Zeile feststellen werden. Ein einmaliger Roman aus dem Balowa Verlag.
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

ZBV, der zehnte Band der Serie. Zunächst als Leihbuch erschienen, jetzt heftigst gekürzt als Heftroman. Um ein Beispiel für die Kürzungen zu geben : Entfallen sind unter anderem die ersten 20 Seiten, die schildern, wie Konnat als Kommandant der "Titan" abgelöst wird. Das hat keinen Einfluß auf die Handlung, nimmt dem Roman aber ziemlich viel Lokalkolorit. Trotzdem liest er sich immer noch faszinierend, "ZBV" ist auch in der reduzierten Form eine faszinierende Serie. Nach den einfachen Agentenabenteuern am Anfang geht es jetzt gegen die denebischen Invasoren, ZONTA ist noch nicht erwacht. Mir persönlich macht es Spaß, diese ZBV-Hefte zu lesen, insbesondere als ich die gesamte überarbeitete ZBV-Serie in der Blach-Ausgabe im Regal stehen habe und es mich interessiert, wie und wo gekürzt wurde und welchen Einfluß das auf das Flair der Serie hat. Es wäre sicher auch interessant, einen Vergleich der überarbeiteten Fassungen mit der Leihbuch-Erstausgabe zu ziehen. Aber diese Bände sammle ich (noch?) nicht ...

Mittwoch, 30. Oktober 2013

TERRA SF 139 - Kurt Mahr : Feldzug der Gläubigen


Kurt Mahr : Feldzug der Gläubigen
Terra SF 139, 07.10.1960
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Man schreibt die ferne Zukunft, und die Menschheit lebt bereits auf vielen Planeten der Milchstraße. KOTZEBUE ist ein solcher Planet, und der junge Alkor Sigal, der dort das Licht der Welt erblickt hat, ist ein Homo novus, eine mit gewaltigen parapsychologischen Fähigkeiten ausgerüstete neue Entwicklungsstufe des Menschen. Doch gerade diese ungewöhnlichen Fähigkeiten sind es, die Alkor mit dem bestehenden Gesellschaftssystem in Konflikt kommen lassen und ihn zur Flucht auf die Erde zwingen, wo sich andere Menschen seiner Art zu einer „Sekte"" zusammengeschlossen haben, die die Beherrschung der Galaxis anstrebt...
Klappentext

Ein sehr freiheitlich-demokratischer Roman. Im Gegensatz zu anderen Autoren seiner Zeit lehnt Mahr in "Feldzug der Gläubigen" jegliche Bevormundung des Bürgers ab, der Idee einer "Wohlwollenden Tyrannei", die damals gerade en vogue war, steht er ultrakritisch gegenüber. Auch dieser Roman hat mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel, ist allerdings auch heutzutage noch lesbar. Sofern über das Frauenbild, das in diesem Roman gezeigt wird hinweglesen kann, es entspricht so vollkommen der damaligen Zeit. Man merkt auch deutlichst, daß in den 60ern der Western stilbildend war, am Ende reiten Heros und Heroine sozusagen gemeinsam in den Sonnenuntergang. Als Western-Fan habe ich da überhaupt keine Probleme mit, zartere Gemüter mit ausgeprägtem Geschmacksempfinden seien aber hiermit gewarnt.

TERRA SF 137 - Clark Darlton : Wanderer zwischen drei Ewigkeiten


Clark Darlton : Wanderer zwischen drei Ewigkeiten
Terra SF 137, 23.09.1960
Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1959
Titelbild : Johnny Bruck


In hundert Jahren etwa wird das Raumschiff FORTUNA, von einem Raumflug zurückkehrend, durch einen Fehler bei der Transition in die Vergangenheit geworfen und befindet sich plötzlich in unserer Gegenwart. Um wieder in die Zukunft zu gelangen, ist das umgekehrte Experiment notwendig. Doch bis das gelingt, geschehen phantastische und unheimliche Dinge. Ein Mann lebt 18 Jahre, während seine Kameraden nur Sekunden altern.

Dann gelingt die Reise in die Zukunft, die Rückkehr in die eigene Zeit. Doch das erregende Abenteuer gibt den Anlaß zu einem weiteren Versuch, zu einer Expedition in die ferne und fernste Zukunft der Menschheit. Es sind die gleichen Menschen der FORTUNA, die diesen Versuch wagen.

Und diesmal gibt ihnen das Schicksal keine neue Chance. In Raum und Zeit gestrandet erleben die Wagemutigen das phantastische Abenteuer ihres Daseins, hören aus fremdem Mund die Sage ihres längst vergessenen Lebens und der schon lange versunkenen Gegenwart.
Klappentext des DÖRNER-Leihbuchs

So, nach diversen Ausflügen in die modernere SF&F geht es jetzt mit den TERRAs weiter. Die kann man nämlich nicht ausschließlich lesen, dazu ist zuviel zeitgenössischer Content vorhanden, der sich heutzutage doch ziemlich verstaubt ausnimmt. Auch der obige Roman gehört dazu, wenn auch "Wanderer zwischen drei Ewigkeiten" einer der besseren Darltons dieser Zeit ist. Ein typischer Zeitreise-Roman, von Darlton damals modern umgesetzt, für den heutigen Leser nur noch kalter Kaffee. Insbesondere die Protagonisten agieren doch sehr holzschnittartig, der Fokus liegt deutlich auf dem Gedankenexperiment, weniger auf dem literarischen Aspekt. Allerdings ist diese Zeitreiseidee in sich konsistent beschrieben, auch nach mehr als 50 Jahren macht es Spaß, diese Konstruktion nachzuvollziehen.

Dienstag, 29. Oktober 2013

David Weber / Steve White : Starfire



David Weber / Steve White : Starfire
Rebellion (Insurrection)
Kreuzzug (Crusade)
Deutsche Erstausgaben Heyne 2013
Originalausgaben Baen 1990/1992
Aus dem Amerikanischem von Heinz Zwack
Nachwort und Glossar von Heinz Zwack und Werner Bauer


Noch herrscht Frieden im Sonnensystem. Die weit verstreuten Welten der Menschen werden von der Föderation regiert. Doch auf den abgelegenen Grenzplaneten regt sich Widerstand, und als die Botschafterin der Grenzwelten ermordet wird, bricht das Chaos aus. Nur ihr ehemaliger Bodyguard und ein engagierter Politiker sehen die Gefahr – denn jenseits der Föderation wartet ein Imperium darauf, die Menschheit zu unterwerfen. Ein Krieg in der Galaxis scheint unvermeidlich …
Klappentext "Rebellion"

Es sind keine neuen Romane, die Heyne hier veröffentlicht. Auch keine bedeutenden. Als spannende MilSF kann man sie auch nicht bezeichnen. Aber für Leute wie meinen Sohn oder mich genau das Richtige. Denn wir beide mögen Strategiespiele, ich eher die einfachen Tower Defenses, Junior die auch graphisch auf der Höhe der Zeit sich befindenden Multiplayer Online Games. Und die Starfire-Romane sind literarische Formen des Anfang der 80er herausgegebenen Strategiespiels STARFIRE. Zu diesem Zeitpunkt natürlich noch ein Boardgame, heutzutage sicherlich in der einen oder anderen Form online verfügbar. Ich hab' das jetzt nicht gegoogelt, denn für die Romane ist die aktuell verfügbare Technik des dahinterliegenden Spiels egal. Nicht egal ist aber der Background, der sorgfältig als Nachwort in diesen Ausgaben vorhanden ist. Natürlich wird die Historie nur angerissen, daß STARFIRE von David Weber mitentwickelt wurde muß man sich schon aus der englischen Wikipedia herausholen. Aber für den nicht ganz so MilSF-affinen Leser werden die teilweise herben Fachausdrücke im Glossar schön erklärt. Ebenso wie die historische Entwicklung innerhalb des Spiels bzw. der Romane kurz, knapp, präzise und absolut ausreichend geschildert wird. Dieses Nachwort ist eine echte Aufwertung der Romane. Wie mir bereits bei früheren, von Heinz Zwack übersetzten Büchern auffiel, die ebenfalls ein Nachwort enthielten. Kommt da ein neuer Heyne-Standard zum Vorschein ?

Beide Romane sind voneinander unabhängig, tatsächlich spielt der zweite zeitlich sogar vor dem zuerst erschienenen. Ich empfehle, sie auch in der Erscheinungs- und nicht in der zeitlichen Reihenfolge zu lesen, der Wiedererkennungswert ("Aha, das ist der Uropa von der Heldin! Ach, das ist die Uroma von dem Fiesling. Naja, it's genetics.") ist nicht zu unterschätzen. Wie schon oben gesagt, sind die Romane herrliche Darstellungen über strategische Aktionen,keine tiefgründigen SF-Romane. Ich würde sogar so weit gehen, sie als Vorstufe von "Nimue Alban" zu bezeichnen. Hier wie dort geht es um die Weiterentwicklung von Waffentechnologien und der daraus erzeugte Einfluss auf strategische Entscheidungen und Gefechte ist ein wesentliches Element der Geschichten. Allerdings ist STARFIRE weniger individuell ausgerichtet als "Nimue Alban". Hier sind die Sympathieträger nicht einige wenige Individuen, von deren Standpunkt aus erzählt wird, sondern das große Ganze einer politisch-militärischen Richtung zählt. Die Autoren sind da auch vollkommen skrupellos, soviel verschiedene Protagonisten habe ich seit GRRMs Fantasy-Telefonbuch nicht mehr verdauen müssen. Aber da es hier um strategische Entscheidungen und Ziele geht, macht das überhaupt nichts aus.

Wie auch die Gefechtsvorbreitungen und die eigentlichen Gefechte das große Plus der Romane sind. Wer also so etwas nicht mag, sollte um Himmels Willen die Finger von den Büchern lassen. Wer so etwas nicht grundsätzlich ablehnt und Strategiespiele spielt, wird ausgezeichnet unterhalten. Und ich war (aus welchen Gründen auch immer) so richtig genervt und brauchte etwas mit grooooßen Kanonen. Da kamen mir die beiden Romane genau richtig und ich habe sie einfach nur genossen.

Ich empfehle dazu ein kaltes Bier vom Faß und ein Rib-Eye-Steak, englisch natürlich. Alternativ tun es aber auch Chips'n Flips mit Cola. :-)

STARFIRE in der Wikipedia

Montag, 28. Oktober 2013

Jim Butcher : Codex Alera



Jim Butcher : Codex Alera
Die Elementare von Calderon (Furies of Calderon)
Im Schatten des Fürsten (Academ's Fury)
Die Verschwörer von Kalare (Cursor's Fury)
Der Protektor von Calderon (Captain's Fury)
Die Befreier von Canea (Princeps Fury)
Der erste Fürst (First Lord's Fury)

Deutsche Erstausgaben 2009-2012
Originalausgaben Ace 2004-2009
Aus dem Amerikanischen von Andreas Helweg & Maike Claußnitzer
Blanvalet Paperbacks ca. 600 Seiten, ca. 15 €
auch als eBooks erhältlich
Leseprobe Band 1


Alle Einwohner Aleras können Magie wirken und die mächtigen Geister der sechs Elemente zu Hilfe rufen – nur der junge Tavi nicht. Doch als Intrigen und Bügerkrieg das Reich zerreißen und die bösartigen, nichtmenschlichen Marat die Grenzen von Alera überschreiten, ruhen alle Hoffnungen auf Tavis Schultern. Denn nur wenn der junge Mann nicht seinen Mut und seine Entschlossenheit verliert, haben seine Familie und alle, die Tavi liebt, eine Chance zu überleben …

Das Königreich Alera ist in Gefahr – von außen durch barbarische Invasoren, die seine Grenzen bedrängen, und von innen durch einen hochrangigen Verräter in den eigenen Reihen. Wie gut, dass sich seine Bewohner auf die Macht der Elementare verlassen können, die über die Elemente Wasser, Erde, Luft, Feuer, Holz und Metall herrschen. Doch wie fest ist die Verbindung zwischen Menschen und Elementaren wirklich ...?
Klappentext Band 1

Alles begann mit einer Wette. Nämlich der, daß Jim Butcher keinen guten Fantasy-Roman schreiben kann, in dem die Pokemons und das Klischee der verlorengegangenen römischen Legion vorkommt. Diese Wette hat Jim Butcher gewonnen.

Obwohl dies nach dem Klappentext der ersten Bandes eigentlich gar nicht danach aussieht. Denn, seien wir ehrlich : Das riecht nicht nur dezent nach dem Plot von "Harry Potter", das ist ein typischer Coming-of-Age-Roman. Beziehungsweise Zyklus. Und es hat nicht nur den Anschein klassischer tolkienscher Fantasy, der "Codex Alera"-Zyklus ist – im Gegensatz zu den "Harry Dresden"-Romanen – eher den genreüblichen Romanen zuzuordnen.

"Genreüblich" heisst jedoch nicht langweilig, im Gegenteil. Zunächst fällt auf, daß Jim Butcher, genau wie Brandon Sanderson, sein eigenes Magiesystem entwickelt hat, anhand dem er mögliche Handlungen definiert. Das war das erste, das mir ausnehmend gut gefallen hat. Das zweite, das mir gerade bei der retrospektiven Sicht auf die "Codex Alera"-Romane besonders gut gefallen hat, ist die allmähliche Steigerung von Low Fantasy zur epischen High Fantasy. Es beginnt alles damit, daß Tavi es nicht geschafft hat, seine Schafe von der Weide zu holen – der Rest, bis hin zu Tavis Arbeit als Erbe des Princeps, ist Geschichte. :-)

In den Geschichten sind auch viele Anspielungen vorhanden, die – soweit ich das beurteilen kann – hauptsächlich meine Altersgruppe der eher älteren Leser ansprechen sollen. So ist das Verhältnis von Kitai und Tavi recht freizügig, ohne pornographisch zu werden. Also so gar nichts für die Sex-erst-nach-der-Ehe-Jugend, eher eine Reminiszenz an die Wilden Siebziger. Die Vord, der ultimative Gegner, wird so beschrieben, daß ich vor meinem geistigem Auge ganz deutlich eine Alien-Königin vor mir sehe. Nur schneller und agiler. Also auch nicht unbedingt dem aktuellem Zeitgeist entsprechend. Auch die politischen Querelen, die einen breiten Teil des Zyklus einnehmen, weichen vom Dusk/Twilight-Niveau ab und sind an ein erwachseneres Publikum gerichtet.

Die Entwicklungen innerhalb des Zyklus selber sind spannend geschildert. In der Rückschau zwar durchaus folgerichtig und in sich logisch, beim ersten Lesen aber oftmals ziemlich überraschend. Ich empfand die Romane als Pageturner und habe sie begeistert verschlungen. Ich kann jedoch nur empfehlen, die Bände nicht abends, kurz vor dem Einschlafen zu lesen – letzteres könnte sich dann etwas hinziehen.

Einziger Wemutstropfen des "Codex Alera" ist das unbefriedigende Ende. Nicht wirklich ein "Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende". Das hat aber meiner Meinung nach den Grund, daß Jim Butcher sich die Option, den Zyklus eventuell weiterzuschreiben, offenhalten wollte. Mal sehen, ob das passiert.

Aktuell werden die Romane um Tavi, Kitai und die Vord-Königin neu als Taschenbuch zu einem deutlich günstigerem Preis (10,- €) neu aufgelegt. Ich hatte das Glück, bei Thalia/HH-Mönckebergstrasse den gesamten Zyklus auf einmal als Paperback kaufen zu können, wahrscheinlich deren letzte Exemplare. Hat sich gelohnt, so konnte ich die sechs Romane hintereinanderweg, nur unterbrochen von meiner täglichen Arbeit, in einem Rutsch genießen. Hat Spaß gemacht, jedem Fan tolkienesker Fantasy kann man den "Codex Alera" nur empfehlen.

Sonntag, 27. Oktober 2013

Alastair Reynolds : Ewigkeit



Alastair Reynolds : Ewigkeit (Century Rain)
Heyne 2008
Originalausgabe Gollancz 2004
Aus dem Englischen von Bernhard Kempen
Taschenbuch, 800 Seiten, 9,95 €


Vierhundert Jahre in der Zukunft: Verity Auger ist eine junge Archäologin, spezialisiert auf die Überreste der menschlichen Zivilisation auf der Erde. Doch nach einer Expedition auf den Planeten nimmt ihr Leben eine ungeahnte Wendung: Wissenschaftler entdecken eine Alternativ-Erde, auf der die Geschichte ganz anders verlaufen ist. Und Verity ist die Einzige, die für einen Besuch dieser seltsamen Welt infrage kommt ...
Klappentext

Ein unabhängiger Roman, der nichts mit dem Revelation Space zu tun hat. Etwas sperrig am Anfang, doch schnell stellt man sich auf das Szenario ein. Wie viele andere Autoren vor ihm teilt Reynolds die Menschheit in zwei Gruppen ein, die Konservativen und die Modernisten. Doch anders als die meisten seiner Kollegen denkt er diese Teilung bis zum bitteren Ende weiter und generiert allein aus diesem ideologischem Unterschied bereits den Konflikt zwischen den Parteien. Dabei ist dieser Roman einerseits deutlich zynischer, andererseits deutlich idealistischer als die Romane, die ich bisher von Alastair Reynolds gelesen habe. Deutlich zynischer insofern, als er die gedankenlose Zerstörung der Erde durch den Menschen als vollzogen darstellt, mit all den dazugehörigen Konsequenzen. Deutlich idealistischer in der Reaktion der Konservativen darauf, die bis zur Selbstaufgabe sich aus diesem Grund von den Modernisten absetzen.

Die Idee einer von Aliens geschaffenen Parallelwelt des Paris der 60er, in dem der Zweite Weltkrieg nie stattgefunden hat, ist faszinierend. Gerade aus dem Abgleich der zerstörten Echt-Erde mit dem romantisiertem Paris gewinnt der Roman einiges an Drive. Der Stil des Film Noir inklusive Privatdetektiv tut ein übriges, um "Century Rain" zu einem Pageturner werden zu lassen.

Alastair Reynolds : Aurora



Alastair Reynolds : Aurora (The Prefect)
Heyne 2011
Originalausgabe Gollancz 2007
Aus dem Englischen von Irene Holicki
Taschenbuch, 736 Seiten, 9,99 €
ISBN: 978-3-453-53378-3


Tausende von kleinen Habitaten kreisen um den Planeten Yellowstone und bieten Millionen von Menschen ein Zuhause in den Weiten des Weltraumes. Als eines von ihnen zerstört wird, sieht es für Polizeipräfekt Tom Dreyfuss zunächst nach einer gewöhnlichen Routineuntersuchung aus. Doch schon bald werden weitere Habitate angegriffen, und Dreyfuss muss erkennen, dass er es mit einer mysteriösen künstlichen Intelligenz zu tun hat, die nur ein Ziel kennt: die Vernichtung der Menschheit!
Klappentext

In "Aurora" macht Reynolds einen Zeitsprung nach hinten und zeigt Chasm City und Yellowstone zur Zeit seiner Blüte, mit einem noch vollkommenen intaktem Glitzerband. Die gezeigten Habitate sind faszinierend, jedes für sich ein eigenes Utopia mit einer anders strukturierten utopischen Gesellschaft. Doch in seiner Gesamtheit ist Yellowstone keinesfalls ein Utopia, es sind immer noch die Machtgeilheit Einiger und die autokratischen Impulse Anderer, die das Leben bestimmen. In einer solchen Gesellschaft breitet Alastair Reynolds einen Kriminalfall vor dem Leser aus, der zunächst ein lokales Problem zu sein scheint. Doch schnell wird klar, daß es keinesfalls nur ein kleines, örtlich begrenztes Problem ist, sondern daß eine systemweite Bedrohung von einem Überlebenden der 80 besteht.

Ich fand es höchst interessant, wie Reynolds hier die Ereignisse der Zukunft antizipieren lässt, ohne in typische Prequel-Klischees zu verfallen. Das Buch ist eigenständig, man hat allerdings mehr Spaß an der Lektüre, wenn man seine zeitlich früher geschriebenen Romane kennt. Insbesondere die vielen kleinen Hinweise auf zukünftige Ereignisse, die der Autor neben der Haupthandlung eingestreut hat, haben schon ein gewisses Flair. Auch der politische Aspekt, der hier eine deutlich relevantere Rolle als in den zeitlich später spielenden Romanen einnimmt, hat mir von der Darstellung her gefallen. Wobei ich ganz persönlich gerne mehr von den politischen Strömungen der Zeit des Glitzerbandes gelesen hätte, aber das ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Insgesamt wieder ein sehr schönes Buch, der (für mich) "neue" Autor hat mich wieder begeistert.

Samstag, 26. Oktober 2013

Perry Rhodan 2712-2721 : Das atopische Tribunal (II)



"Was den MdI ihr Horror, sind den Atopen die USO-Aktionen."
So ungefähr wäre mein Fazit der zweiten 10 Hefte des Atopen-Zyklus. Denn die USO-Aktion auf ITHAFOR-5 empfand ich als echten inhaltlichen Tiefpunkt. Allerdings, und das finde ich für mich bemerkenswert, ist das einer der beiden Kritikpunkte, die ich an einer ansonsten nicht uninteressanten Serie habe. Denn motiviert weiterzulesen bin ich schon.

Das liegt sicher auch an meinem Kiosk in Hannover, der regelmäßig für mich das neueste Heft beiseitelegt. Ich bin unter der Woche beruflich in Deutschland unterwegs, mein Hauptkunde sitzt in Hannover und dort, an der Kreuzung Podbi/Pelikanstraße kaufe ich jeden Dienstag das neue Heft. Und wenn ich mal ein oder zwei Wochen nicht da bin, wird das auch ordentlich für mich zurückgelegt. Ein Service, auf den ich mich verlasse und den ich gerne in Anspruch nehme. Diese bequeme Verfügbarkeit ist sicherlich mit ein Grund, warum ich wieder eingestiegen bin.

Aber das wäre nicht genug, wenn nicht auch der Zyklus selber interessant wäre. Sicher, wir bewegen uns mit "Perry Rhodan" auf dem Niveau des Trivialromans. Aber auch dort kann man, wie Willi Voltz es mit "Aphilie" gezeigt hat, Gesellschaftskritik auf nicht-trivialem Niveau anbringen. Und das, so mein Eindruck, versuchen auch die aktuellen PR-Autoren mit dem augenblicklichem Zyklus. Immer deutlicher stellt sich die gesellschaftsbeglückende Tyrannei der Atopen dar, die, unbeeindruckt von Kollateralschäden, ihre Ideologie durchzusetzen versuchen. Die Parallelen zum RL sind mehr als deutlich - ebenso wie es vor Jahrzehnten bei "Aphilie" war. Ich bin auf jeden Fall interessiert und neugierig genug, die aktuelle Erstauflage weiterzulesen. Um so mehr, als dies auch ein interessanter Kontrapunkt zu den uralten TERRA-Heften bildet, die ich gleichzeitig lese. Schon interessant, wie sich das schriftstellerische Handwerk (von den Inhalten einmal ganz abgesehen) seit Kriegsende weiterentwickelt hat.

Etwas irritierend sind allerdings die vielen kleinen Kontinuitätsfehler, die sich in die Hefte eingeschlichen haben. Tekeners Reminiszenzen an die Transitionstechnologie, die er selber nie erlebt hat, sind das letzte größere Beispiel, das mir aufgefallen ist. Natürlich ist es schwierig, mit einem 50 Jahre gewachsenem Serienkanon zurechtzukommen, aber gibt es da in Zeiten des Web 2.0 nicht möglichkeiten, so etwas auszuschließen ?

Aber egal, es macht noch Spaß und ich bin immer noch neugierig, wie es weitergeht.

Freitag, 25. Oktober 2013

Perry Rhodan 2721 - Leo Lukas : Der Paradieb


Leo Lukas : Der Paradieb
Perry Rhodan 2721
Titelbild : Swen Papenbrock
Pabel-Moewig 2013


Das tefrodische Mutantenteam sickert in Terrania ein, um Rhodan zu töten. Gleichzeitig erwacht Gucky aus dem Koma, in das er nach seinem Teleportversuch durch den Repulsorwall um Luna gefallen ist. Doch die Parafähigkeiten des Mausbibers haben sich verschoben, er absorbiert bei Berührung Fähigkeiten und Vitalenergie anderer Mutanten.
Details

Was mir als erstes auffiel, ist die nicht-dumme Art und Weise, in der die tefrodischen Mutanten sich getarnt auf ihr(e) Ziel(e) zubewegen. Im Gegensatz zum allgemeinen Standard wird hier geschickt, skrupellos und effektiv vorgegangen. Das ganze teilweise als Bericht, teilweise aus der Sicht von Toio Zindher als Ich-Erzählung. Hat mir ausnehmend gut gefallen.

Das Aufwachen von Gucky wird ebenfalls für meinen Geschmack ausnehmend gut zunächst aus der Sicht von Dritten dargestellt, bevor der Fokus dann voll auf Gucky umschwenkt. Und wie ich schon vor 200 Heften, bei meinem Kommentar zu Band 2516, empfunden habe, kann Leo Lukas hervorragend mit dem tausende von Jahre alten Gucky umgehen. Fand ich sehr gelungen, auch wenn mir noch nicht so ganz klar ist, wohin das Expose mit dem Paradieb Gucky hinsteuert. Mal abwarten.

Perry Rhodan 2720 - Uwe Anton : Im Stern von Apsuma


Uwe Anton : Im Stern von Apsuma
Perry Rhodan 2720
Titelbild : Swen Papenbrock
Pabel-Moewig 2013


Tefor : Die Tefroder bereiten sich auf das Erscheinen des Atopischen Tribunals vor. Als es doch nicht kommt, feiern die Tefroder und Vetris-Molaud schließt mit den Onryonen einen antiterranischen Beistandspakt. Aber der Widerstand gegen das diktatorische tefrodische System ist ebenfalls aktiv und versucht, den wahnsinnigen Amokläufer Schechter auf den Hohen Tamrat anzusetzen.
Details

Und Schnitt : Weg von Arkon, hin zu den Tefrodern. Wieder ein harter Schnitt, ein neuer Handlungsstrang wird angefangen und in den Zyklus sauber eingeführt, mit der bestehenden Handlung verknüpft. Gut gefallen hat mir die Darstellung der tefrodischen Diktatur, die ihre Wurzeln in der Realität der Jetztzeit hat. (Und wer glaubt, daß die Beschreibung bei PR inkonsistent ist, der möge sich über Quatar informieren.) Auch sehr gefallen hat mir die Darstellung des Gefängnisplaneten und die Einführung Schechters. Insgesamt ein sehr schöner Roman, der den Boden für weitere Erzählungen im Tefor-System vorbereitet. Es bleibt spannend.

Sehr angenehm fand ich persönlich die nach und nach auftauchenden Details der tefrodischen Diktatur, geschildert einerseits aus der Sicht eines Tuchhändlers, andererseits aus der Sicht eines Mannes, der Frau und Kind durch die Aktionen von Vetris-Molaud verloren hat. Dazu passt die Schilderung des unmenschlichen Gefängnisplaneten und Schechters Erlebnisse dort. Gut durchdacht, sauber zusammengeführt, gerne wieder, wie man auf eBay so treffend sagt.

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Perry Rhodan 2719 - Verena Themsen : Enterkommando GOS'TUSSAN


Verena Themsen : Enterkommando GOS'TUSSAN
Perry Rhodan 2719
Titelbild : Alfred Kelsner
Pabel-Moewig 2013


Auch Bostich und Tekener können mit dem arkonidischem Flaggschiff keine Wende herbeiführen und müssen aus dem Arkon-System fliehen. In der Zwischenzeit macht der atopische Richter, daß das Arkon-System an die Naats zurückgegeben und die Arkoniden vertrieben werden sollen.
Details

Die Geschehnisse um Tekener und Bostich sind nur Beiwerk, um die atopische Kultur deutlicher als bisher darzustellen. Mit einer Süffisanz sondergleichen gelingt es der Autorin, das absurd-inkonsistente Gutmenschentum der Onryonen und atopischen Richter in all seiner Idiotie dem Leser vor Augen zu führen. Die Arkoniden leben schon Jahrtausende im Arkon-System ? Egal, die Naats waren früher da, ihnen gehört das System und die Arkoniden (aber nicht die Atopen) müssen da raus. Vollkommen wurscht, ob sie da Wurzeln geschlagen haben, man muß ja der "Gerechtigkeit" Genüge tun. Irgendwelche intelligenten Insekten waren vor den Naats da, wurden von ihnen vertrieben ? Egal, die Naats sind das (von den Atopen) auserwählte Volk, irgendwelche Realitätsbezüge stören da nur.

Jetzt wird die Zyklus-Geschichte plötzlich inhaltlich vollständig mit Leben gefüllt, ebenso wie zu Zeiten von Scheer und Voltz wird in diesem Zyklus klar und deutlich Position zu aktuellen Themen bezogen. Das ist (für mich) überraschend, entspricht aber der hohen inhaltlichen Qualität der aktuellen Romane. Und gehört zur besten Rhodanschen Tradition. Diese Darstellung dürfte nicht jedem Leser gefallen, insbesondere aus der Ecke der Menschheitsbeglücker dürfte es harsche Kritik hageln. Ich persönlich finde diese Besinnung auf klassische inhaltliche Wurzeln der Serie überaus gelungen - aber ich stehe ja auch Heinleins Freiheitsbegriff recht nahe. :-)

Perry Rhodan 2718 - Hubert Haensel : Passage nach Arkon


Hubert Haensel : Passage nach Arkon
Perry Rhodan 2718
Titelbild : Arndt Drechsler
Pabel-Moewig 2013


Die Onryonen erobern das Arkon-System.
Details

Obwohl gut geschrieben, langweilt die Eroberung des Arkon-Systems durch die Onryonen doch ein bißchen. Nichtsdestotrotz sind hier dezent einige wichtige Fakten eingestreut. Denn was machen die Atopen hier, die wollten doch eigentlich zu den Tefrodern ? Sie wollen hier ihre neue Basis aufschlagen. Und die Naats als Stellvertreter einsetzen. Interessante Wendung, wird im nächsten Roman noch deutlicher ausgeführt.

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Perry Rhodan 2717 - Susan Schwartz : Vothantar Zhy


Susan Schwartz : Vothantar Zhy
Perry Rhodan 2717
Titelbild : Arndt Drechsler
Pabel-Moewig 2013


Die Onryonen lassen eine ihrer Eroberungsflotten vor dem Arkon-System aufmarschieren.
Details

Nach dem ruhigen Vandemaan kommt jetzt ein eher rasanter Roman von Susan Shwartz. Packend erzählt sie die Eroberung der Schaltzentrale "Vothantar Zhy", die den Kristallschirm steuert, durch zwei Gestaltwandler. Voraussehbar, aber spannend.

Doch auch der spannendste Stil kann die Logiklöcher nicht überdecken. Vothantar Zhy ist die zweite Schaltzentrale, ein Backup. Rein aus sicherheitstechnischen Erwägungen darf es eigentlich keine Verbindung zwischen den beiden Schaltzentralen geben. Und wenn man den Kristallschirm (temporär) ausschalten will, reicht es meiner Meinung nach einfach aus, die Projektoren lahmzulegen. Diese Logikbugs sind etwas störend beim Genuß des Romans.

Perry Rhodan 2716 - Wim Vandemaan : Das Polyport-Desaster


Wim Vandemaan : Das Polyport-Desaster
Perry Rhodan 2716
Titelbild : Arndt Drechsler
Pabel-Moewig 2013


Perry Rhodan wird von Bostich beauftragt, in seiner Funktion als Polyport-Präfekt für ein einwandfreies Funktionieren des Netzes zu sorgen. Gemeinsam mit dem Schattenmaahk Pral versucht Perry, sich versetzen zu lassen. Dabei trifft er während des Transports auf den Uralt-Raumer WIZARD OF OZ, ein terranisches Kolonistenschiff, das seit 3000 Jahren zeitlos im Zwischenraum hängt. Fremde Wesen, die, wie Perry und Pral herausfinden, aus einer 5 Milliarden Jahre entfernten Zukunft kommen, wollen die terranischen Uraltsiedler retten. PR vermittelt, die Kolonisten werden in die Zukunft gebracht, Pral geht in das Polyport-Netz auf und Perry schaltet selbiges ab.
Details

Ein sehr ruhiger Roman, wesentlich für den Handlungsfortschritt und gleichzeitig ein Lückenfüller. Sehr schön erzählt, fast schon poetisch, trotzdem mit Action, was fast schon ein Widerspruch in sich ist. Nichts Besonderes, kein großer Roman, aber einer, der lange im Gedächtnis bleibt. Sozusagen Perry-Rhodan-Standard at its best, vergleichbar mit den frühen Siedler-Romanen. Von solchen "Lückenfüllern" will ich mehr haben.

Dienstag, 22. Oktober 2013

Perry Rhodan 2715 - Uwe Anton : Einsatz im Polyport-Hof


Uwe Anton : Einsatz im Polyport-Hof
Perry Rhodan 2715
Titelbild : Dirk Schulz
Pabel-Moewig 2013


Das auf ITHAFOR-5 gelandete USO-Team ist durch den Polyport-Transfer massiv verletzt worden. Trotzdem gelingt ihnen unter großen Mühen ihr Sabotage-Einsatz. Die Onryonen kündigen die Verlegung von Luna an, der Mond verschwindet am 09.August 1514 NGZ aus dem Solsystem.
Details

Ich habe seit Horror selten so einen suboptimalen Plot der Expokraten gelesen. Nicht, daß er schlecht geschildert wurde, Uwe Anton macht das Beste daraus. Bis auf die Wiederholung des "Ich beam dem Gegner mal eben kurz das Herz raus" wirklich sehr spannend geschrieben, mit sehr sensiblem Eingehen auf die verletzten USO-Agenten.

Doch auch ein gut geschriebener Roman kann über die Mängel des Szenarios nicht hinwegtäuschen. Die USO als Polizeitruppe des Galaktikums provoziert mal eben so einen Krieg zwischen zwei Völkern. Und nimmt den Tod von Tausenden in Kauf, nur um Terra einen taktischen Vorteil zu geben. Hallooo, geht's noch ? Während des Einsatzes ermordet Tekener, ein mehrere tausend Jahre alter Unsterblicher, aus eben diesen taktischen Gründen mal eben so einen Onryonen per Kopfschuß. Das, liebe Expokraten, ist Mist, ganz großer Mist. Das geht so nicht, derartig moralisch indiskutables Taktieren hat bei "Perry Rhodan" nichts zu suchen. [Meiner Meinung nach auch in keinem anderem Roman, aber das ist eine andere Diskussion.] Ein echter Ausrutscher, der den PR-Machern eigentlich nicht passieren dürfte.

Im Gegensatz dazu ist das (gewöhnungsbedürftige) Titelbild kein Ausrutscher. Wenn es mir doch im ersten Moment so überhaupt nicht gefallen hatte, konnte ich mich bei genauerem Betrachten durchaus dafür erwärmen. Tekener mit seinen Lashat-Narben, einer Affektiertheit, die er schon lange hätte beseitigen können, wird unverkennbar dargestellt. Im Endeffekt nicht schlecht, wenn auch ziemlich gewöhnungsbedürftig.


Perry Rhodan 2714 - Uwe Anton : Das Ultimatum der Onryonen


Uwe Anton : Das Ultimatum der Onryonen
Perry Rhodan 2714
Titelbild : Dirk Schulz
Pabel-Moewig 2013


ITHAFOR-5 : Seltsame Dinge geschehen im Polyport-System, ein Finger taucht auf, der älter als das Universum ist. Die Flotten der Blues und Tefroder gehen aufeinander los, die Onryonen versuchen, sich einzumischen, werden aber vertrieben. Sie drohen jedoch damit, den Atopischen Gerichtshof mitsamt Luna in den Orbit von Tefor verlegt, also ins Zentrum des Neuen Tamaniums.

Die Neue USO hört davon und entwickelt den Plan, Tefroder und Onryonen aufeinander zu hetzen. Ein von Ronald Tekener geleitetes Einsatzteam soll nach ITHAFOR-5 vordringen und weitere Kampfhandlungen provozieren. Der Transfer wird jedoch gestört. Am Zielort angekommen, verkündet Tekeners SERUN, dass alle Lebensfunktionen des Terraners ausgefallen sind und dass sein Herz irreparabel geschädigt wurde. Tekener bricht zusammen.
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Und Schnitt, weg von Luna, hin zu ITHAFOR-5. Blues und Tefroder bekämpfen sich gegenseitig, die Onryonen verbieten weitere Kampfhandlungen und drohen den Tefrodern, dies mit Gewalt durchzusetzen. Deutlicher noch als bisher kommt das Motto "Und willst Du nicht mein Bruder sein, dann schlag' ich Dir den Schädel ein" zum Vorschein, das dem Atopischen Tribunal zugrunde liegt. Schön gemacht und gut erzählt.

Nicht gut sind die Aktionen der Neuen USO. Ich finde diese gelinde gesagt fragwürdig. Aber darauf gehe ich beim nächsten Heft noch deutlich ein.

Montag, 21. Oktober 2013

Perry Rhodan 2713 - Christian Montillon : Im Wolkenmeer


Christian Montillon : Im Wolkenmeer
Perry Rhodan 2713
Titelbild : Dirk Schulz
Pabel-Moewig 2013


Angh Pegola wurde von Leza Vlyoth verwanzt, die Ziele der Expedition des Widerstands dem perfektem Jäger somit transparent. Bei der Jagd übersieht er allerdings die telepathischen Fähigkeiten von Sandra Sarmotte und die Zerstörungswut von Angh Pegola. Dadurch kann die Widerstandsgruppe entkommen und Vlyoth schwer verletzen.
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Spannend und mit weiteren Informationen über die Onryonen und das Atopische Tribunal aufwartend geht es weiter. Etwas irritierend ist allerdings, daß der perfekte Jäger einen Telepathen übersehen kann, hätte er darauf nicht gefasst sein müssen ? Sooo perfekt ist er denn doch nicht, widerspricht so ein bißchen der Einführung in Band 2709. Auch der gesamte Plan des Jägers scheint mir unnötig kompliziert, das Versagen scheint mir fast vorprogrammiert. Aber egal, ansonsten fand ich den Band gut. Gerade die Darstellung von Angh Pegolas Opfergang hat mir sehr gefallen, hier wurde deutlich, warum die Onryonen mit einer solchen Aktion nicht rechnen konnten. Man erfährt auch weitere Details über die Atopen, mich erinnert das Ganze sehr stark an die Laren-Invasion. Mal abwarten wie es weitergeht. Bisher kann ich, im Gegensatz zu den beiden vorherigen Zyklen, noch keine Ermüdungserscheinungen erkennen.

Perry Rhodan 2712 - Marc A. Herren : Die Attentäter von Luna City


Marc A. Herren : Die Attentäter von Luna City
Perry Rhodan 2712
Titelbild : Dirk Schulz
Pabel-Moewig 2013


Leza Vlyoth kehrt unbemerkt ins Solsystem zurück, erstattet seinen Auftraggebern Bericht und verlangt zum Atopen Matan Addaru Dannoer vorgelassen zu werden. Auf Luna nutzt er die Wartezeit, um den Lunaren Widerstand zu infiltrieren. In der Gestalt Laurence Wus nimmt er an einer Ansprache Antonin Sipieras teil. Er lenkt die Aufmerksamkeit Moana Tapus auf sich, einer Rekrutin des Widerstands. Sie lässt sich davon überzeugen, dass der Resident beseitigt werden muss und obwohl Pri Sipiera dies ablehnt, führen Wu, Mona und zwei weitere Widerständler im Alleingang einen Anschlag auf Pris Vater aus. Das Attentat schlägt fehl, alle außer Angh Pegola werden getötet. Und natürlich überlebt Leza Vlyoth, der nun erste Detailinformationen über den Widerstand hat.

Pri hat sich inzwischen mit Shanda Sarmotte angefreundet und gemeinsam analysieren sie das Technogeflecht. Nach YLAS Erkenntnissen muß im Mare Nubium ein besonderes Ereignis unmittelbar bevorstehen und es wird eine Expedition des Widerstands dahin organisiert.
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Neben den TERRA-Heften habe ich unter anderem auch die aktuellen PR-Romane weitergelesen. Der Vergleich mit den Heften der 50er und 60er ist schon interessant, man merkt deutlich, daß die heutigen PR-Autoren handwerklich deutlich versierter geworden sind. Dies dürfte auch den Schreibseminaren zu verdanken sein, in denen Autoren und Redakteure ihre Erfahrungen weitergeben.

"Die Attentäter von Luna City" liest sich nicht schlecht, das Szenario wird aufgebaut und die Figuren für den nächsten Roman in Stellung gebracht. Der perfekte Jäger wird entmystifiziert, die Lage auf Luna weiter beschrieben. Im Hinblick auf spätere Romane (aktuell bin ich bei 2721) werden sehr elegant einige wichtige Informationen eingestreut, die auf den ersten Blick gar nicht als solche erkennbar sind. Gut geschrieben, das Lesen hat Spaß gemacht, man wartet gespannt auf die Fortsetzung.

Sonntag, 20. Oktober 2013

TERRA SF inside - And the winner is ...

Die Gewinner des Aufsatzwettbewerbs wurden auf den LKS der Hefte 122 und 123 veröffentlicht :

LKS 122 vom 17.06.1960

LKS 123 vom 24.06.1960

Dies dürfte eine der frühesten Erwähnungen von Hans Joachim Alpers im SF-Fandom sein. War dieser dritte Platz eigentlich bekannt ?

TERRA SF 136 - K. H. Scheer : Über uns das Nichts


Karl Herbert Scheer : Über uns das Nichts
Terra SF 136, 16.09.1960
gekürzter Nachdruck der gleichnamigen Buchausgabe von 1957
Titelbild : Karl Stephan


Sie nannten ihn "die galaktische Mißgeburt". Sie ballten die Fäuste, wenn sie ihn sahen. Sie taten alles, um den Mann unschädlich zu machen, doch es gelang ihnen erst in dem Augenblick, als Gesko Speed nicht mehr das verteidigen konnte, was ihm der Schöpfer mit auf den Weg gegeben hatte. Aus dem monströsen Mutanten Gesko Speed wurde etwas, wozu man weder "Mensch" noch "Roboter" sagen konnte. Der galaktische Krieg zwischen den Menschen des Systems Sol und der außersolaren Sonnensysteme scheint sich einem Höhepunkt zu nähern, bis Gesko Speed mit Nachrichten ankommt, von denen sogar die herrschenden Administratoren der anderen Planetensysteme zutiefst betroffen werden.

Welches Leben existiert in dem noch unbekannten Kugelsternhaufen im Sternbild des Schützen, dem man die Bezeichnung M 22 gegeben hatte? Was geschieht in einer Entfernung von 20.000 Lichtjahren und weshalb ist es möglich, daß ein mit überlichtschnellen Impulsen arbeitendes Raumschiff-Triebwerk zu einer fürchterlichen Waffe werden kann? Dieser Roman, der normalerweise unwahrscheinlich anmuten müßte, wird mehr als wahrscheinlich, wenn man die unglaublich präzisen Schilderungen liest. Es ist nichts übersehen worden, nichts geschieht, wozu der Leser keine Erklärung erhielte. Es ist eine rasante, spannungsgeladene und hervorragend fundierte Handlung, die selbst den anspruchsvollen Leser in ihren Bann zwingen muß.

"Ich möchte gar nicht in den Himmel kommen, da ich nur in der Hölle alte Bekannte finden werde", lächelte Gesko Speed, und damit beginnt eine Handlung, die es uns durch den präzisen und ausgesprochen realistischen Stil K. H. Scheers unmöglich macht, eine der üblichen Inhaltsübersichten zu geben.

"Über uns das Nichts" ist ein Roman, der sich würdig an die hervorragenden Werke unseres Autoren anschließt. Wieder einmal können wir trotz fünfdimensionaler Raumsprünge und technischer Sensationen nicht genau feststellen, wo die reine Phantasie beginnt und wo die bereits weitläufig erkennbaren wissenschaftlichen Tatsachen enden. Ein Buch, das verblüffen und begeistern muß...
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Der erste Teil der beiden Gesko-Speed-Romane. Der zweite, "Die lange Reise", erschien bereits früher als TERRA 028, zu jenem Zeitpunkt hatte man die Rechte für diesen Roman noch nicht. Ein typischer Scheer der damaligen Zeit, mit einem seiner Übermenschen, der alle anderen in die Tasche steckt. Spannende Action, aber nicht mehr. Ganz sicher eine Abwechslung vom damaligen 08/15-Stil und -Inhalt deutscher SF, aber Scheer kann es besser, wie einige seiner wirklich guten Romane zeigen. Von daher ganz nett, aber nur etwas für Scheer-Enthusiasten.

TERRA SF 135 - J. E. Wells : Befohlenes Dasein


J. E. Wells : Befohlenes Dasein
TERRA SF 135, 09.09.1960
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1959
Titelbild : Karl Stephan


Man spricht nicht umsonst von der "dunklen" Vergangenheit. Und gerade wir Erdenmenschen können uns auf unsere geschichtliche Vergangenheit nicht allzu viel einbilden, denn in unserer Geschichte wimmelt es nur so von Kriegen, Schreckensherrschaften, Unterdrückungen, Irrtümern, Mord und Brand. Jedes Zeitalter aber dünkt sich als das erhabene und fortschrittliche und allein glückbringende. Und wenn man uns die Frage vorlegte, in welchem Zeitalter wir zu leben wünschten, so gäbe es wohl keinen, der die Vergangenheit vorzöge: wir alle verschrieben uns nur der Gegenwart, wenn nicht sogar der ungewissen Zukunft.

Was geschähe wohl mit uns, wenn wir mit unserer heutigen Denkungsart gezwungen wären, zur Zeit der Inquisition, zur Zeit Neros, zur Zeit des 30jährigen Krieges zu leben?

Dieses Thema hat der bekannte SF-Autor J. E. Wells mit einer Erzählung umrankt, die an grausamer Deutlichkeit, an "real fiction" nichts zu wünschen übrig läßt. Vielleicht aber hat diese Geschichte auch ein Gutes an sich: wir sollten die Zeit, in der wir leben höher einzuschätzen lernen und uns nicht nach Vergangenem sehnen. Denn im Vergangenen werden wir immer nur Fremde und Eindringlinge sein.
Klappentext des HÖNNE-Leihbuchs

Noch nicht gut, aber deutlich besser als seine früheren Romane. Gerade im Bereich der TERRA-Serie erkennt man das Betreben des Autors, mit der Moderne mitzuhalten. Und wäre nicht mit Darlton, Scheer und Mahr eine frische, unverbrauchte Riege an SF-Autoren auf den Plan getreten, wäre es J.E. Wells vielleicht sogar gelungen. So bleibt er aber deutlich hinter diesen zurück, auch wenn er diverse andere Altautoren mit seinen moderneren Roman ebenso deutlich überholt hat.

TERRA SF 134 - Raymond Z. Gallun : Menschen minus X


Raymond Z. Gallun : Menschen minus X (People minus X)
Terra SF 134, 02.09.1960
Amerikanische Originalausgabe 1958
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1959
Aus dem Amerikanischem von Peter Th. Clemens
Titelbild : Johnny Bruck


Dieser Roman behandelt eine verblüffende wissenschaftliche Leistung - bei der jedoch wie bei fast allen wissenschaftlichen Großtaten einige kleine Fehler unterlaufen sind. Leidenschaftlich haben viele Trauernde diese Großtat ersehnt: Das Leben und die Persönlichkeit tödlich Verunglückter wieder herzustellen!

Das Verfahren stützt sich auf wissenschaftliche Registrierungen der betreffenden Personen, zum Teil aber auch auf die Erinnerungen derjenigen, die die Dahingeschiedenen persönlich kannten. Das wirklich Fatale ist, daß vielen der Wiederhergestellten ein unwägbarer menschlicher Wert zu fehlen scheint - die Seele vielleicht, oder der göttliche Funke. Menschen MINUS X - ihre Zahl nimmt ständig zu, durch ihre physische Unempfindlichkeit sind sie den normalen Menschen überlegen und stellen eine Bedrohung für sie dar.

Vor diesem Hintergrund läßt der berühmte amerikanische SF-Schriftsteller G a l l u n eine Handlung von hintergründiger Erregung abrollen, wie sie in der SF-Literatur ihresgleichen nicht findet.
Klappentext des DÖRNER-Leihbuchs

Ebenso wie Manly Wade Wellman ist Raymond Zinke Gallun (1911-1994) einer der klassischen Vorkriegsautoren. Seine Zeit waren die 30er und 40er, danach wurde es relativ still um ihn. Stilistisch war er (nach dem, was ich bisher von ihm gelesen habe) immer ein klassischer Pulp-Autor, nie langweilig, aber auch nie richtig tiefschürfend. Auch "People minus X", die Langfassung der Story "Avalanche" von 1935 hat diese Vor- und Nachteile. Es liest sich sehr gefällig, aber man (ich zumindest) frage mich, was ein heutiger Autor aus diesem Stoff gemacht hätte. Unbedingt lesenswert, insbesondere für Leute, die sich mit der SF der damaligen Jahre beschäftigen wollen.

Samstag, 19. Oktober 2013

TERRA SF inside - "Warum lese ich eigentlich Science Fiction ?"

In Heft 108 vom 11.03.1960 wurde zu einem Aufsatzwettbewerb aufgerufen. Was würde da wohl heute herauskommen - und wer würde sich daran beteiligen ?


Terra SF 130 - Manly Wade Wellman : Die Kaltzeller


Manly Wade Wellman : Die Kaltzeller (The Dark Destroyers / Nuisance Value)
Terra SF 130, 05.08.1960
Deutsche Erstausgabe
Originalausgaben 1938/39 bzw. 1959
Übersetzung : k.A.
Titelbild : Johnny Bruck


Die Invasion der Eiswesen war gelungen. Sie beherrschten den Planeten. Nur wenige Menschen hatten die Katastrophe überlebt und vegetierten jetzt wie die Tiere in den Tiefen der tropischen Dschungel. Mark Darragh war einer von ihnen. Er träumte davon, die Erde zu befreien und die Invasoren zu vernichten. Mit den primitiven Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, machte er sich auf den Weg zu den Eiswesen. Er mußte ihre schwache Stelle finden...
Klappentext

Manly Wade Wellman (1903-1986) war ein indianisch-afrikanisch-amerikanischer Autor. Sein Vater war in Afrika stationiert, MWW konnte früher afrikanische Dialekte sprechen als Englisch. Zur Erholung fuhren die Eltern mit dem kleinen Manly mehrmals nach England, bevor sie dann wieder in die Staaten zurückgingen. Hier durchlief MWW eine Ausbildung zum Juristen, bevor er sich professionell dem Schreiben zuwandte. Seine erste Geschichte veröffentlichte er 1927, seine erste SF-Story 1929. Interessiert an den Sagen und Legenden seiner amerikanischen Heimat siedelte er viele seiner phantastischen Geschichten im traditionellen Folk an - was dann wiederum später zur Vertonung seiner Stories führte.

Neben SF&F schrieb er als Journalist Artikel für mehrere Zeitungen, "Rebel Boast" war nominiert für den Pulitzer-Preis. MWW war auch intensiv im Comic-Bereich tätig. Er vertrat Eisner, während dieser im Krieg war, entwickelte die erste Ausgabe von "Captain America" und schrieb für "Captain Future". Insgesamt hat Manly Wade Wellman ca. 500 Stories und Artikel geschrieben, etwa 80 davon sind der SF zuzurechnen. Sein literarisches Erbe wird von Karl Edward Wagner verwaltet, der auch mehrere Story-Sammlungen von MWW herausgegeben hat.

"The Dark Destroyers" ist eine Kurfassung der von 1938 bis 1939 in den Pulps erschienenen Geschichte "Nuisance Value". Sie wurde 1959 von Wellman selbst zurechtgeschnitten, so daß ich nicht sicher bin, ob die angebliche Kürzung der TERRA-Ausgabe nicht korrekt die Wellmansche Geschichte wiedergibt. Zumindestens seine Intention dürfte das TERRA-Heft getroffen haben, denn das Ganze liest sich als klassische Action-Invasions-SF. Interessant ist hierbei, daß die Terraner keine Übermenschen sind, sondern in der Art eines Mückenschwarms das Leben der Invasoren derartig unangenehm machen, daß sie wieder von der Erde verschwinden. Auch wenn die Story teilweise erhebliche Logiklöcher hat, liest sie sich doch spannend und macht auch heute noch Spaß.

Wikipedia-Link
The Voice of the Mountains

Freitag, 18. Oktober 2013

TERRA SF inside - Die Triffids

Die Zusammenarbeit zwischen der TERRA- und der Heyne-Redaktion lies Anfang der 60er nichts zu wünschen übrig. Auf der LKS von Band 111 wurde auf den gerade erschienenen Roman "Die Triffids" hingewiesen, in den Heften davor konnte man bereits ganzseitige Anzeigen sehen. Dies ist der Beginn der großen Zeit der Heyne Science Fiction und Fantasy-Reihe, ein historisches Datum der SF in Deutschland.


TERRA SF 129 - Kurt Mahr : 110 000 Jahre später


Kurt Mahr : 110 000 Jahre später
Terra SF 129, 29.07.1960
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck


Robert S. Schumachers Raumflotte, die im 26. Jahrhundert zu einer ausgedehnten Besiedlungsaktion des Universums gestartet war, kehrt infolge der Zeitdilatation erst um das Jahr 112 000 wieder zur Erde zurück.
Der Kommandant hat damit gerechnet, die Erde verändert vorzufinden — doch die absolute Dekadenz und Lethargie, in deren letzten Stadien sich die Reste der Erdenmenschheit befindet, treffen ihn völlig unerwartet.
Robert S. Schumacher versucht natürlich sofort, die bestehenden Verhältnisse radikal zu ändern. Dazu muß er jedoch erst den Kampf mit der gigantischen Maschine aufnehmen, die den ganzen Planeten und seine Bewohner seit Jahrtausenden beherrscht...
Klappentext

Wieder einmal absurdes Dilatationsraumschiffen, ich frage mich, ob Kurt Mahr das rein aus Spaß an der Freude gemacht hat oder sich einfach nicht vorstellen konnte, was für ein Zeitraum 100.000 Jahre sind. Aber egal, abgesehen davon las sich der Roman ganz nett. Ist allerdings wieder die Standard-Story des heldenhaften Raumfahrers, der den Kampf gegen das Böse, die Ungerechtigkeit und den schlechten Geschmack im Universum aufnimmt. Ihm zur Seite steht natürlich ein Urahn (oder Nachfahre, bei diesen Zeiträumen weiss man das nicht so genau) von Scotty, der einmal auf eine Maschine guckt und sofort einen Schaltplan (analog natürlich, wir sind in den 60ern) und eine physikalische Theorie parat hat. Hilfreich ist auch die vollbusige Blondine (hey, ist mir doch egal, welche Haarfarbe sie hier bei Mahr hat), die dem Helden am Ende mit den gehauchten Worten "Ja, ich will!" in die Arme fällt.

Ok, das ist jetzt etwas ungerecht, Mahrs Roman ist relativ gesehen so schlecht nicht. Und immerhin in sich konsistent. Aber dieser Mahrsche Standardplot nervt schon etwas. Na gut, er war jung und brauchte das Geld. Wie jung sieht man auf der folgenden Heftrückseite von Band 119, auf der ein Autorenportrait abgedruckt ist. Ein Vergleich mit der Perrypedia könnte amüsant sein.

Donnerstag, 17. Oktober 2013

TERRA SF inside - TRANSGALAXIS (II)

In Heft 109 vom 18.03.1960 war wieder Werbung für Transgalaxis, den heute noch existierenden SF-Buchversand enthalten. Man beachte die SF-Club-Werbung darin.

Transgalaxis (I)

TERRA SF 128 - Clark Darlton : Raumschiff der toten Seelen


Clark Darlton : Raumschiff der toten Seelen
Terra SF 128, 22.07.1960
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1958
Titelbild : Karl Stephan


Der Mensch ist über sich selbst hinausgewachsen. Er hat Roboter geschaffen, die ihm gleich sind. Und mit diesen Robotern hat er ein Raumschiff bemannt, daß zu Sirius 1 unterwegs ist, um dort eine neue menschliche Kolonie aufzubauen. Durch Suggestion ist es den Erbauern des Raumschiffs, die selbst - für die Dauer des Fluges gewissermaßen körperlich leblos gemacht - die Reise mitmachen, möglich, die Besatzung des Schiffes zu leiten. In weiser Voraussicht hat man alles für eine Kolonisation vorbereitet, alles ist fertig durchdacht und wird von den Robotern lückenlos ausgeführt. Aber eines haben die Menschen nicht bedacht und das wird ihnen zum Verhängnis.

Wie eine Kanone mit Munition, so ist dieser Roman mit Spannung geladen. Von der ersten bis zur letzten Seite wird der Leser gefesselt von der Phantasie eines wirklichen Könners. Und etwas nahezu Unmögliches gelingt Clark Darlton in diesem Roman: Er versteht es Utopie wahr zu erzählen.
Klappentext des DÖRNER-Leihbuchs

Irgendwie hatte ich den Roman besser in Erinnerung. Keine Ahnung warum, denn auch dieser Darlton ist moralinsauer. Passt allerdings zum vorhergehenden Scheer, beide Romane präsentieren eine eher skeptische Sicht auf die Zukunft der Menschheit.

Bezeichnend für die damalige Zeit, weit vor der Emanzipation der Frau, ist das hier präsentierte Bild der beiden Geschlechter. Die Männer hart und durchsetzungsfähig, die Frauen lieb und anpassbar. Der emanzipierte Mensch von heute kriegt bei dem implizitem Chauvinismus, der dem Roman entströmt, echt die Krise.

Es gilt aber hier wie beim Vorgängerheft : Schreiben konnte der Autor. Ebenso wie Scheer ist Darlton zum damaligen Zeitpunkt einer der stilistisch-handwerklich besten Autoren des SF-Genres, was eine Romane bis zu einem gewissem Grad auch heute noch lesbar macht. Doch inhaltlich sträuben sich einem die Nackenhaare. Ich glaube, im humoristischen SF-Bereich hätte Walter Ernsting mehr und nachhaltigeren Erfolg gehabt.

Mittwoch, 16. Oktober 2013

TERRA SF inside - Leserumfrage schlechtester Roman

Es wurde in den Umfragen nicht nur nach den besten, sondern zur Kontrolle auch nach den schlechtesten Romanen gefragt. Hier das Ergebnis dieser Umfrage aus Heft 111 vom 01.04.1960 :

TERRA SF 126 - K. H. Scheer : Der Mann von Oros


Karl Herbert Scheer : Der Mann von Oros (2.Teil)
Terra SF 126, 08.07.1960
Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1958
Titelbild : Johnny Bruck


Ramsay Eltron war einer von fünf Millionen. Ein tausendfach gesiebter und geschulter Raumoffizier, dessen Wesen eine unpersönliche Härte ausstrahlte. Sein Schicksalsweg beginnt in dem Augenblick, als ein unbekannter Fremdkörper auf die Oberfläche des Pluto abstürzte.

Wie alle Romane von K. H. Scheer ist auch dieses Werk verblüffend und großartig in den sauber fundierten technischen und wissenschaftlichen Details. Aufbauend auf dem heutigen Wissen, kommt Scheer zu Erkenntnissen, die durchaus nicht in das Reich der absoluten Phantasie verwiesen werden dürfen. Die biologische Struktur eines erdenfremden Wesens wird verständlich, als Raumkapitän Eltron einen Fehler begeht, der in seiner ureigensten Psyche begründet ist. Das Unbekannte aus den Tiefen des Kosmos übernimmt die materiell stabile Daseinsform eines menschlichen Körpers, was der Autor in glänzender Form zu erzählen versteht.

Aus dem Kommandanten der ersten Pluto-Expedition ist der Mann von Oros geworden, und damit beginnt eine Handlung, die dem verwöhntesten Leser utopischer Romane eindringlich vor Augen führt, daß nichts unmöglich ist. Eltron, der nicht mehr Eltron ist, entwickelt umwälzende Triebwerke, mit deren Hilfe die Überschreitung der Lichtgeschwindigkeit möglich ist. Weshalb muß eine bestimmte Masse unendlich werden, sobald sie sich der Lichtgeschwindigkeit nähert? Weshalb ist es trotzdem möglich, diese physikalische Grenze zu überschreiten? Der erste Vorstoß zu den Sternen beginnt, und damit geht ein Plan in Erfüllung, der von einer durch und durch fremden Lebensart gefaßt worden war. Der Mann von Oros hat ein ganzes Sonnensystem bezwungen und dessen Bewohner mit der Geißel seines unmenschlichen Intellekts gepeinigt. Verblüffend und einmalig sind die philosophischen Gesichtspunkte, die der Autor in einer unglaublichen Anpassungsfähigkeit an die fiktive Daseinsform einer kosmischen Intelligenz entwickelt. Der Mann von Oros bleibt überragend, bis er von seinem eigenen Ich bezwungen und gedemütigt wird.

Der Roman zeichnet sich aus durch eine enge Verknüpfung der amerikanischen Science Fiction mit der europäisch-utopischen Literatur.
Klappentext des Balowa-Leihbuchs

Irgendwie scheine ich ein Faible für zweite Teile zu haben. Wieder habe ich von einem Doppelband nur den 2. Teil, und auch beim nächsten Doppelband steht mir exakt das gleiche Problem bevor. Denn die Doppelbände bei TERRA erfreuten sich großer Beliebtheit, hier konnte trotz Heftroman-Format mehr als nur reine Trivialliteratur veröffentlicht werden.

"Der Mann von Oros" ist für Scheers normalerweise humanozentrischen Standpunkt ziemlich düster. Als sei ihm während des Schreibens irgendetwas im tatsächlichen Leben ziemlich böse danebengelungen gibt er hier eine ziemlich bittere Sicht der Dinge von sich. Der Außerirdische ist so rein und edel, daß einem heutigem SF-Leser schon die Fußnägel hochrollen. Die Menschen hingegen werden eher plastisch-realistisch in ihrer Bigotterie und mit ihrer Angst vor dem Anderen, Fremden, dargestellt. Aus diesem Gegensatz konstruiert Scheer die Spannung des Romans, manchmal wirklich schwer für heutige Leser zu ertragen.

Allerdings gilt das nur inhaltlich. Stilistisch und handwerklich ist Scheer nicht nur seinen zeitgenösssischen Mit-SF-Autoren, sondern ebenfalls den meisten heutigen Phantastik-Autoren weit überlegen. Eine rein handwerkliche Analyse des Scheerschen Oeuvres ist dringend überfällig.