Montag, 14. November 2016

TERRA EXTRA 152 - Cyril Judd : Kinder des Mars


Cyril Judd : Kinder des Mars (Outpost Mars)
Terra Extra 152, 21.07.1967
Neuauflage
Deutsche Erstausgabe GALAXIS 03-06, 1958
Originalausgabe GALAXY, 1952
Aus dem Amerikanischen von Lothar Heinecke
Titelbild : Johnny Bruck


Obwohl sich herausgestellt hat, daß der Planet Mars nicht gerade ein Paradies darstellt, ist er kolonisiert worden: von mächtigen Industrie-Konglomeraten, die sich alle Mühe geben, die Bodenschätze unserer Nachbarwelt auszubeuten. In der Sun Lake-Kolonie jedoch haben andere Leute das Sagen: Idealisten, Aussteiger und solche, die mit dem Leben auf der überbevölkerten Erde unzufrieden waren, haben sich hier angesiedelt. Auf genossenschaftlicher Basis versucht man, sich an den Mars anzupassen. Doch Sun Lake ist den Multis ein Dorn im Auge: Hugo Brenner, ein wohlhabender Drogenhersteller, versucht das Projekt in den Ruin zu treiben, und dazu ist im keine Methode schmutzig genug...

Dr. Tony Hellman und seine Getreuen lassen sich jedoch nicht so leicht aus dem Feld schlagen. Mit vereinten Kräften nimmt Sun Lake den Kampf gegen Brenner auf. Und dann treffen erste beunruhigende Meldungen ein: Es hat den Anschein, als seien die Erdkolonisten nicht die einzigen Intelligenzen auf dem roten Planeten. Gibt es die vielzitierten marsianischen Ureinwohner tatsächlich?
Klappentext der Ullstein-Ausgabe

"Cyril Judd" ist das gemeinsame Pseudonym von Cyril M. Kornbluth und Judith Merril für die beiden Romane "Outpost Mars" und "Gunner Cade", beide zwar laut SFE routinierter Standard, m.E. aber beide bemerkenswerte Romane mit nicht-trivialem Background.

Dies sieht man schon sehr schön hier an dieser Geschichte. Ein Jahrzehnt vor "Dune" haben die Autoren ein ökologisches Szenario aufgebaut, das die Story nicht nur beherrscht, sondern wesentlich für den Ablauf als auch die Details ist. Nun ist die Ökologie eines Planeten nicht gerade ein seltenes Thema in der damaligen SF, daß dieses Feature aber hier wie bei Dune zentral für die Geschichte ist, stellt wiederum eine Ausnahme dar.

Weiter waren die meisten Romane der damaligen Zeit eher optimistisch, nur wenige kritisierten den American Way of Life in der raubtierkapitalistischen Ausprägung, wie sie damals durchaus vorherrschte. Zwar wurden negative Einflüsse von Konzernen und übergroßen Multimilliardären durchaus dargestellt, aber mehr als Auswüchse, weniger als Symptome des Systems. Kornbluth und Merril gehen hier etwas weiter und stellen die multiplanetaren Konzerne an sich als negativ dar. Allerdings nur, weil aufgrund ihrer Struktur die falschen Leute in Machtpositionen gelangen, die beiden Autoren gingen nicht so weit, das System an sich in Frage zu stellen.

Von daher ein gelungener, wenig gealterter Roman, den man auch heute noch mit Genuß lesen kann. Und, im Hinblick auf die aktuellen politischen Entwicklungen im RL, auch lesen sollte.

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