Freitag, 5. August 2016

TERRA EXTRA 109 - Robert Silverberg : Griff nach dem Ganymed

Robert Silverberg : Griff nach dem Ganymed (Invaders from Earth)
Terra Extra 109, 23.09.1966
Neuauflage
Deutsche Erstausgabe UTOPIA Großband 105, 1959
Originalausgabe ACE-Double 1958
Aus dem Amerikanischen von M.F. Arnemann
Titelbild : Johnny Bruck


Der amerikanische Traum - der sich im Jahr 2044 in einer Werbeagentur zum Alptraum gewandelt hat. Man macht Werbung für alles und jeden, vollkommen egal, wie fragwürdig die Sache ist. Und so wird unser Held, der Spießer Ted Kennedy, von seinem aktuellem Auftrag abgezogen, um eine Marketingstrategie für "Extraterrestrial Development and Exploration Corporation" zu entwerfen. Diese Gesellschaft hat nämlich auf Ganymed ertragreiche Mineralerze gefunden - allerdings stören die Eingeborenen. Und so macht man Propaganda gegen sie, bis hin zur Erschaffung einer vollkommen fiktiven Siedlergruppe. Diese soll von den Eingeborenen angegriffen werden, um die UNO-Truppen zum Eingreifen zu bewegen. Aber unser Held kriegt in der letzten Minute die Kurve und stellt sich gegen die Gesellschaft. Als es ihm gelingt, die UNO-Bürokraten von den Manipulationen der Werbeagentur zu informieren, ist die Situation gerettet und Ganymed bleibt frei.

Ein Roman aus der ersten Phase des Silverbergschen Schaffens. Seine Romane waren in den 50ern und 60ern professionell, aber eher im Bereich "SF Action" anzusiedeln. Das änderte sich erst etwa 1967, als Frederik Pohl als Herausgeber ihm mehr oder minder freie Hand gab. Auch dieser Roman ist ganz klare Action, kurze, fast schon abgehackte Sätze und eine relativ direkt erzählte Geschichte. Ein Pageturner, aber kein Vergleich mit seinen zehn Jahre später erschienenen, deutlich erwachsener geschriebenen Werken.

Faszinierend fand ich die Darstellung der UNO. Im Gegensatz zu Phil Dick und anderen, deutlich skeptischeren Schriftstellern glaubte Robert Silverberg zu dem Zeitpunkt, als er den Roman schrieb, ganz fest an das Gute in der Regierung. Die UNO in "Invaders from Earth" ist eine positive Kraft, in den UNO-Friedenstruppen sind nur Soldaten, die voll und ganz hinter der Friedensmission der UNO stehen. Eine naive Sicht, von heute aus betrachtet. Heute, wo die größten Schurkenstaaten der UN-Menschenrechtskonvention vorsitzen und EU-Bürokraten auch den letzten Fitzel einer möglichen EU-Demokratie zu unterdrücken versuchen. Heute, wo man weiss, daß die Verflechtungen von UN- oder EU-Politik und den Kapitalgesellschaften deutlich enger ist, als es einer Demokratie guttut. Naiv, anders kann man als politisch gebildeter Mensch diese Silverbergsche Sicht aus den Endfünfzigern nicht bezeichnen. Obwohl : Sollte es nicht genau so sein, wie Robert Silverberg es vor mehr als einem halben Jahrhundert beschrieben hat ?

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