Chris Kyle / Scott McEven / Jim DeFelice : American Sniper
RIVA 2015 (8. Auflage)
Aus dem Amerikanischen von ???
Paperback, ca. 400 Seiten, 14,99 €
Titelbild : Filmphoto
ISBN 978-3-86883-583-0
Leseprobe
Chris Kyle diente von 1999 bis 2009 bei den US Navy SEALs und verzeichnete in jener Zeit die höchste Zahl an tödlichen Treffern in der amerikanischen Militärgeschichte. 160 gezielte Liquidationen schreibt ihm das Pentagon offiziell zu. Seine Kameraden nannten ihn »Die Legende«, seine Feinde »Teufel« …
In dieser eindringlichen Autobiografie erzählt der geborene Texaner, der 2013 erschossen wurde, die Geschichte seiner außergewöhnlichen Karriere. Nach dem 11. September 2001 wurde er im Kampf gegen den Terror an die Front geschickt und fand seine Berufung als Scharfschütze. Hart und ehrlich spricht Kyle über die Schattenseiten des Krieges und das brutale Handwerk des Tötens.
Seine Frau Taya schildert in bewegenden Einschüben, wie der Krieg sich nicht nur auf ihre Ehe und ihre Kinder auswirkte, sondern auch auf ihren Mann. American Sniper ist das Psychogramm eines Scharfschützen und ein fesselnder Augenzeugenbericht aus dem Krieg, den nur ein Mann erzählen kann.
Klappentext
"He's five foot-two, and he's six feet-four,
He fights with missiles and with spears.
He's all of thirty-one, and he's only seventeen,
Been a soldier for a thousand years."
Die Geschichte habe ich schon früher gelesen. Vor vierzig Jahren zum ersten Mal. Damals hiess sie "Urlaub bis zum Wecken", im Original "War Cry", Autor war Leon Uris. In beiden Romanen geht es um Helden, die sich gegen das Böse stellen.
Denn das ist Chris Kyle zweifelsohne : Ein Held. Egal, wie sehr ihm irgendwelche Vollpfosten auf Amazon oder anderen Rezensionsseiten ans Leder wollen, der Mann ist und bleibt ein Held. Kein extrem gebildeter Held, seine Weltsicht und auch seine Ansichten waren oftmals sehr hinterwäldlerisch, sein Verständnis der geopolitischen Zusammenhänge eher naiv und wirklich durchdrungen hat er die Konflikte im Irak echt nicht. Aber er hat sich – ebenso wie die amerikanischen Soldaten des II. Weltkrieges – gegen diejenigen gestellt, die sein Land angegriffen haben.
Die amerikanische Armee hat Chris Kyle nach 9/11 in den Irak geschickt, wo er von 1999 bis 2009 bei den SEALs diente, meistens als Scharfschütze. In "American Sniper" erzählt er (unter anderem) von dieser Zeit und stellt klar, wie wenig ihm das Töten der gegnerischen ...Kämpfer ausmachte. Denn Chris Kyle erlebte seine Kontrahenten als barbarische Wilde, die nicht nur mit Terror und Mord ihre Landsleute bedrohten, sondern die sich auch – genau wie die Palästinenser – liebend gerne hinter Frauen und Kindern verstecken, bei ihren Attacken keine Rücksicht auf Nicht-Kombattanten nehmen und denen Frieden, ein geregeltes Zusammenleben und auch nur Rudimente einer Zivilisation vollkommen egal sind.
Chris Kyle beschreibt mehrfach, wie er vor der Wahl stand, einen Barbaren zu töten oder zuzulassen, daß dieser einen seiner Mitsoldaten tötet. Und nach den Erfahrungen, die die Amerikaner allgemein und Chris Kyle individuell mit dem Gegner (um mich hier vornehm auszudrücken) gemacht haben, stand für Chris Kyle irgendwann der Schutz seiner Freunde alleine im Vordergrund.
Und der Schutz der Freien Welt. Denn Chris Kyle hat nicht einfach nur für Amerika, die Navy, seine SEAL-Kumpels oder sonstwen gekämpft. Chris Kyle ist einer der Krieger, die die Freiheit, die ich im Augenblick hier vor diesem PC, beim Schreiben dieser Zeilen, beim Verfassen dieses Textes genieße, gegen die Barbarei, das Unwissen, die dumpfe Ideologie einer vormittelalterlichen Religion und Denkungsweise verteidigt hat. Wenn man seine Berichte über die Kämpfe der Amerikaner und das Verhalten der Iraker liest, kann man oft nur den Kopf schütteln ob des primitiv-unzivilisierten Verhaltens der Araber. Da ist so gar nichts mehr von den "edlen Wilden", wie sie in "Lawrence von Arabien" dargestellt wurden.
Chris Kyle ist ein Held, ebenso wie seine SEAL-Kollegen. Allerdings darf man ihn sich keinesfalls als Ritter in schimmernder Rüstung vorstellen, eher das Gegenteil ist richtig. Kyle beschreibt in seinem Buch deutlich die Verrohung und Disziplinlosigkeit der jahrelang im Gefecht stehenden SEALs. Sie bilden eine eigene Gesellschaft, in die man nur durch absurde Aufnahmeriten hineinkommt, Soldaten ebenso wie Offiziere. Kyle beschreibt deutlich den Streß und die Anspannung während der Kämpfe und beschönigt auch nicht die ganz eigene SEAL-Gesellschaft in der Kampfzone.
Während des ganzen Buches wird parallel zu Chris Kyle auch seine Frau Taya ab dem Zeitpunkt, an dem sie sich kennenlernen, dargestellt. Sie berichtet ihre Sicht der Dinge und rückt oftmals mit ihren Kommentaren den patriotischen Heroismus von Chris zurecht. Während er auf der einen Seite sein Land verteidigte, hat er auf der anderen Seite ganz massiv Frau und Kinder vernachlässigt. Die Verrohung während der Kämpfe führte dazu, daß sich Chris Kyle nach seinem Abschied nicht wieder problemlos in die amerikanische Gesellschaft einfügen konnte. Es kostete ihn deutlich Mühe, von der elitären SEAL-Gemeinschaft wieder zu einem normalem Miteinander mit Frau, Kindern und Nachbarn zu finden. Dabei – und das fiel mir auch im Kontext aktueller Kommentare auf Facebook auf – musste er dies mühsam wieder selber lernen, ohne Unterstützung vom Staat oder dem Militär. Die Leistung seiner Frau Taya kann hier gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Im Verlaufe des Buchs wird deutlich, wie sehr Chris Kyle diesen Anker in der zivilen Gesellschaft brauchte und wie belastend auf der anderen Seite die durch den Krieg hervorgerufene Entfremdung zwischen den beiden für Taya war. Die Art und Weise, wie sich beide mit diesem Problem auseinandergesetzt haben, ist interessanterweise ein Vorbild für den richtigen Umgang von Paaren miteinander. {Etwas, das viele Nicht-Kombattanten offenbar außerstande sind, zu leisten – aber das ist wieder eine ganz andere Diskussion.}
Insgesamt ein lesenswertes Buch, interessant geschrieben und eine Seite des Krieges beschreibend, die nur allzu gerne in Vergessenheit gerät. Sollte man gelesen haben.