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Dienstag, 31. März 2015

TERRA SF inside - Eine neue Fernsehserie : "Star Trek"

Auf der LKS von Heft 504 vom 10.02.1967 schreibt Thomas Schlück etwas über die geplanten SF-Worldcons 1967 und 1968. Der Hauptteil seines Berichts dreht sich aber um eine neue Fernsehserie, die seit Herbst 1966 in den USA zu sehen ist : Star Trek.

TERRA 504 LKS Schlück SF (1)
TERRA 504 LKS Schlück SF (2)


TERRA SF 523 - Clifford D. Simak : Nacht über dem Mars


Clifford D. Simak : Nacht über dem Mars
Terra SF 523, 09.06.1967
Originalzusammenstellung
Aus dem Amerikanischen von Ingrid Neumann
Titelbild : Karl Stephan

enthält die Kurzgeschichten
Ärzte des Universums (Physician to the universe, 1963)
Nacht ueber dem Mars (Seven came back, 1950)
Vorpostengefecht (Skirmish, 1950)


Von der Welt, die Kranke zu Verbrechern stempelt - bis zu den Befreiern der Maschinen und den letzten Marsianern ...
Teaser

Simaks Kurzgeschichten sind immer wieder ein Genuß. Während sie heutzutage auch in schönen Gesamtausgaben (Darkside Press, 2004 & 2006) vorliegen, waren sie doch lange Zeit weit in den verschiedensten Anthologien und Magazinen verstreut. Und so habe ich dieses Heft, das schon seit Jahrzehnten in meinem Besitz ist, immer in Ehren gehalten.

Einerseits, weil Simak zwar SF schrieb, aber sich eigentlich immer von den Standards abhob. So ist in Seven came back der Mars, der die letzten Reste einer einstmals großen Zivilisation trug, zwar Standard, die Kommentare Simaks etwa zum Töten von Intelligenzwesen ihres Fells wegen und die letztendliche Auflösung der Story unterscheidet sich doch stark von beispielsweise Catherine Lucille Moore und Leigh Brackett. Damit will ich noch nicht einmal sagen, daß Simaks Marsgeschichte besser ist, sie ist einfach anders und von daher für mein Empfinden immer ein gelungener Abstecher.

Andererseits war Simak ein Verfechter der Freiheit des Einzelnen und hat Auswüchse, wie wir sie in allen möglichen Verboten heutzutage erdulden müssen, bereits vor einem halben Jahrhundert analysiert, prognostiziert und satirisch aufs Korn genommen. So braucht man in Physician to the universe schon Aliens, die das Universum heilen können, um dem Gesundheitswahn und der daraus resultierenden Gleichmacherei und Ausgrenzung Andersdenkender und Anderslebender zu begegnen. Machte mir mit jedem Jahrzehnt mehr Spaß, diese Geschichte zu lesen.

Aber am witzigsten finde ich in dieser Zusammenstellung immer noch Skirmish, in dem Simak seine Meinung zu Asimovs Robotern zu Papier gebracht hat. Und die letzte Szene, in der der Held mit einem erhobenen Metallrohr vor seinem Haus steht und von einer Horde wildgewordener Alien- und Erd-Maschinen mit eigenem Bewusstsein bedroht wird, die hat was.

Auch heute sind Simaks Geschichten nur wenig gealtert und ohne weitere Einschränkungen empfehlenswert. Wer sich einen Eindruck verschaffen will, der sei auf archive.org verwiesen, die hier einen illustrierten Nachdruck von "Seven came back" zum Download abieten.

Montag, 30. März 2015

TERRA SF inside - Forest J. Ackerman wird 50

Auf der LKS von Heft 502 vom 03.02.1967 berichtet Thomas Schlück von der Geburtstagsfeier zum 50. Geburtstag von Forest J. Ackerman. Ein Zeitdokument, das muß man nicht weiter kommentieren.

TERRA 502 LKS Schlück Ackerman (1)

TERRA 502 LKS Schlück Ackerman (2)

TERRA SF 522 - Winfried Bauer : Der Mann aus dem Weltraum


Winfried Bauer : Der Mann aus dem Weltraum
Terra SF 522, 02.06.1967
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Eine modernisierte, ziemlich bittere Nacherzählung des Films "Der Tag, an dem die Erde stillstand". Hier wie dort trifft ein technologisch überlegener Außerirdischer auf der Erde ein. In Bauers Roman ist er allerdings einer der Nachfahren der atlantischen Hochkultur, die vor zigtausend Jahren ein Raumschiff nach Proxima Centauri schickten. Im Gegensatz zum Film sieht Bauer aber keine hochintelligenten und deshalb auch ethisch hochstehenden Wissenschaftler, sondern stellt die Wissenschaft als genau den gleichen Klüngel wie Wirtschaft und Politik dar. [Nach meinen eigenen Erfahrungen muß ich ihm auch nur allzu Recht geben. Ich wette, der Mann hat ein naturwissenschaftliches Studium hinter sich.] Im Verlauf des Romans merkt man mehr und mehr den Einfluss der Präastronautik, dessen bedeutendster Vertreter, Erich von Däniken, ja auch enge Beziehungen zum deutschen Fandom hatte. Sein erstes Buch, "Erinnerungen an die Zukunft", erschien zwar erst 1968, doch bereits vorher vertrat von Däniken seine Thesen in Zeitungsartikeln. Diese Thesen werden in Winfried Bauers Roman aufgegriffen und umgesetzt. Es werden Städte des alten Atlantis besucht und Quipus als Hightech-Speichermedium dargestellt.

Sehr gelungen finde ich das Ende, in dem der Extraterrestrier zusammen mit einem Terraner von der Erde flieht und sich auf den Weg nach Proxima macht. Und fast noch besser gelungen als das ist eine bitterböse Szene in der Mitte des Romans, in dem ein Mensch von der Erde dem Außerirdischen sagt, man wolle seine Technik nicht, man interessiere sich nicht für die Möglichkeiten, die sich bieten könnten, man wolle das alles selber erforschen und er möge sich doch bitte wieder dahin scheren, wo er hergekommen wäre. Ein sehr bitterer Kommentar, wie auch insgesamt der Roman eine ziemlich negative Sicht auf die meisten Menschen hat. Einige wenige Menschen, die ein Gewissen haben, anders sind, sich von dem durchschnittlichen, phobienbehafteten und xenophoben Menschen abheben, werden auch genau als die Ausnahmen dargestellt, die sie auch damals ebenso wie heute sind.

Wie gesagt, der Roman ist nicht wirklich innovativ, von heute aus gesehen wirkt er doch recht altbacken und ziemlich bekannt, was die Story an sich angeht. Doch viele der bitterbösen Kommentare und Kritikpunkte an Gesellschaft, Politik und Wissenschaft sind präzise und gut formuliert und bis heute gültig. Von daher kann ich den Roman vielleicht nicht unbedingt dem Durchschnittsleser empfehlen, der auch an der Geschichte der SF in Deutschland interessierte Fan sei aber hiermit auf diesen Roman aufmerksam gemacht.

Sonntag, 29. März 2015

TERRA SF inside - Heft 500

So, neuer Laptop mit Windows 8.1 - da war mein Scanner zu alt für. Also musste auch ein neuer Scanner her. Den habe ich gestern angeschlossen und teste heute die ersten Scans davon aus. :-)

Zum 500. Heft der TERRA-Reihe meldeten sich zwei Autoren zu Wort. Ewers und Kneifel kommentierten auf der LKS von Heft 500 vom 20.01.1967 die bisher erschienenen Bände, Schelwokat schrieb über die bisher 1.129 vom MOEWIG-Verlag herausgegebenen SF-Bände. Und etwas weiter hinten im Heft, auf den Seiten 72 und 73, findet man noch Werbung, die den Giganten MOEWIG eigentlich erst so richtig beschreiben.


TERRA SF 521 - Richard Matheson : Die unglaubliche Geschichte des Mister C.


Richard Matheson : Die unglaubliche Geschichte des Mister C. (The Shrinking Man)
Terra SF 521, 26.05.1967
Neuausgabe
Originalausgabe 1956
Aus dem Amerikanischen von Werner Gronwald
Titelbild : Karl Stephan


Der 1956 entstandene SF-Klassiker erzählt die Geschichte Scott Careys, der mit seinem Boot vor der Küste in eine merkwürdige Giftwolke gerät. Das Gift wirkt auf seinen Organismus wie ein negatives Wachstumshormon: Mr. C wird kleiner. Zunächst sind es nur die Kleider, die ihm nicht mehr passen, dann „wachsen“ ihm die Liliputaner über den Kopf, schließlich scheitert seine Ehe an der physischen Diskrepanz. Der Schrumpfungsprozeß geht unerbittlich weiter, die Umwelt wird für ihn immer gefährlicher. Er muß vor der Hauskatze geschützt werden, die mit ihm „spielen“ will, schließlich muß er sich selbst gegen Spinnen wehren. Erst als er zum Millimeter großen Winzling geschrumpft ist, kommt der Prozeß zum Stillstand – aber zu dem Zeitpunkt lebt er längst in einer Welt, die mit der anderen zwar identisch, aber allein durch seine Größe eine völlig andere ist.
Klappentext der Heyne-Ausgabe von 1983

Man kann viel über diesen Roman sagen, viel ist auch darüber gesagt und geschrieben worden. Matheson hat mit dem Schrumpfen des Scott Carey die Ängste des amerikanischen Manns artikuliert und den Zerfall der amerikanischen Durchschnittsfamilie durch ein äußeres Ereignis dargestellt. Dies ist auch 60 Jahre später, bei aller Kritik, bei allen überholten Sequenzen, bei allen x-mal gesehenen Szenen, bei allen Klischees einfach nur großartig.

Das einzige, das mir auffiel, war das Zerhackte des Romans. Für mein Empfinden besteht er aus einzelnen Szenen unterschiedlicher Länge, jede für sich großartig, doch irgendwie episodenhaft wirkend. Auch die Nicht-Linearität - es beginnt mit der radioaktiven Wolke, springt dann zum Kampf mit der Spinne im Keller und bringt die in der Zwischenzeit geschehenen Ereignisse in Rückblenden - mag ja damals schriftstellerisch en vogue gewesen sein, wirkt heute aber irgendwie falsch. Das kann natürlich der Einfluß des Films bei mir gewesen sein, der diese Irritation hervorrief, denn dieser ist ja komplett straightforward erzählt. Und wo ich da gerade bei bin : Die letzte Szene des Romans fand ich im Film auch besser umgesetzt als in der literarischen Form. Geschmackssache, denke ich.

Wikipedia-Eintrag
Peter Straub on The Shrinking Man



Samstag, 28. März 2015

TERRA SF inside - Leserbriefe

Auf der LKS von Heft 498 vom 06.01.1967 kamen zwei Leser zu Wort, die sich wohlwollend zu den MOEWIG-Romanen äußerten :

TERRA SF 520 - Hans Kneifel : Freihändler der Galaxis


Hans Kneifel : Freihändler der Galaxis
Die interstellaren Freihändler 01
Terra SF 520, 19.05.1967
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


»Umsatz!« und »Perzente!« – das sind die Ziele der interstellaren Freihändler um Fürst Pompeo Davyd Ral Roborghs.

Fürst Davyd lädt zehn seiner alten Studienfreunde, die sogenannten Lancers, ein und beschließt mit ihnen, das ungenutzte, kapitalistische Handelspotenzial des Universums zu nutzen.

Dabei zeigen sie zu Beginn wenig Skrupel und arbeiten mit Potentaten genauso freimütig zusammen wie mit Militärs, solange es dient, den Umsatz zu steigern. Und beweisen Kreativität, wenn es darum geht, sich neue Märkte zu erschließen und denen, die über ausreichend Kapitel verfügen, etwas teuer zu verkaufen. Und selbst Autoren werden eingespannt, um sie auf einem eigens für sie eingerichteten Planeten Bestseller abliefern zu lassen.
Ausufernden Kapitalismus, selbstgerechtes Militär, gelangweilte Oberklasse – Hanns Kneifel nutzt die ihm eigene Überzeichnung, um die Exkursionen der Freihändler mit einem ernsten und augenzwinkernden Blick zu beschreiben.

Der zehnteilige Zyklus über die interstellaren Händler erschien zuerst 1967 und 1968 in den Reihen »TERRA – utopische Romane« und »TERRA NOVA Science Fiction« im Moewig-Verlag und wurden für die vorliegende Fassung vom Autor gründlich be- und überarbeitet, erneuert und mit gebührender nostalgischer Anhänglichkeit an den Originaltext neu eingerichtet und erweitert.
Klappentext des story2go-eBooks

Der erste Roman, geschrieben zu Beginn der 68er, erzählt von dem ersten Treffen der 10 Freihändler und ihrem ersten großem Geschäft : Dem Sturz eines Diktators und das Wiederherstellen der Demokratie auf einem Planeten. Scheinbar nur vom Profit besessen und diesen nie aus den Augen verlierend, ist für die Freihändler doch eines klar und Bedarf keiner weiteren Diskussion : Eigentum verpflichtet ! Und so sind diese Kapitalisten deutlich weniger dem Raubtierkapitalismus heutiger Zeit verpflichtet, sondern kommen uns jetzt, 50 Jahre nach dem Erscheinen des Romans, eher wie sozialistische Vorzeigemenschen vor. Das sah man damals anders, wie Kneifel und Mohlberg auch in der Mohlbergschen Gesamtausgabe berichten.

Mir ist nicht ganz klar, inwieweit sich Hans Kneifel in amerikanischer SF auskannte. Mir fällt aber sofort die Ähnlichkeit der Geschichten um die interstellaren Freihändler mit denen um Nicholas van Rijn auf. Beide Händler haben vordergründig nur ihren eigenen Profit und ihre eigene Bequemlichkeit im Sinn. Tatsächlich aber vergessen sie nie, daß sie nicht alleine auf der Welt sind und der Gesellschaft gegenüber eine Verantwortung haben. Dieses Denken war damals - die Gründerzeit in Deutschland war ja noch nicht so lange vorbei und in den Staaten fragte man sich auch noch, was der Einzelne für sein Land tun kann - keine Seltenheit und im kapitalistischem Bereich durchaus en vogue. Dies änderte sich erst mit dem Beginn des Raubtierkapitalismus Ende des letzten Jahrtausends.

Die Reihe ist in mehreren Auflagen als Heftroman erschienen und 2007 sorgsam editiert im Mohlberg-Verlag als Taschenbücher neu herausgegeben worden. 2013 erschien dann eine Gesamtausgabe (1.511.000 Zeichen, 1008 Normseiten) bei story2go. Auf sf-radio.net hat Thomas Harbach die Mohlbergsche Ausgabe ausführlich besprochen, ein Artikel, den ich nur weiterempfehlen kann : Thomas Harbach auf sf-radio.net

Freitag, 27. März 2015

TERRA SF inside - Der Perry-Rhodan-Film (05)

Der letzte Teil des Scheer-Berichts über die Dreharbeiten, veröffentlicht in Heft 497 vom 30.12.1966 :


Wie gesagt, reines Marketing, KHS konnte nicht wirklich glauben, was aus Heft 0001 gemacht wurde. In einem späterem Interview äußert er sich deutlicher und auch Trash-Fans kriegen beim Sehen des Films die Krise : The Perry Rhodan Movie. Meine Meinung zum Film : Einziger Lichtblick ist Thora.



TERRA SF 518/519 - Alan E. Nourse : Das Phantomschiff



Alan E. Nourse : Das Phantomschiff (Raiders from the Rings)
Terra SF 518/519, 12.05.1967
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1962
Aus dem Amerikanischen von Birgit Ress-Bohusch
Titelbilder : Karl Stephan


The Raiders could hear the mauki’s chant from the moment they boarded the ship from Earth.
It came from somewhere deep in the heart of the craft, and they paused as soon as the outer hatchway had been forced, listening in spite of themselves in the darkness of the corridor. It came to them softly at first: a clear, sweet woman’s voice, sharp as crystal in their ears. Then it rose higher, mournful and shattering, and the words became distinct in the ancient, heart-rending lament that the raiders had heard so many times before. Urgent as their mission was, they could not help but listen for a moment, feeling the wave of sadness and longing surging up in their throats.

Beyond them the ship’s corridor was empty; there was no sound here other than the chant. Not even the throbbing of the ship’s generators was audible in the blackness. The raiders stood transfixed for a moment. Then Petro, the leader, took a deep breath and flicked on the battle lantern at his belt.
“She’s here, all right,” he said. “She must have the whole crew listening. Let’s go.”
The three men moved down the corridor, flashing their lights cautiously. Petro pointed to an overhead conduit. “Jack, that must be the main power cable. Follow it down to the generators, and wait for the word. Tiny, you come with me. And be careful. We can’t assume that everybody’s listening to the woman.”

Silently they moved along to a corridor crossing, then ducked down a ladder into a storage hold. It had been ridiculously simple to break into this huge, clumsy ship from Earth. From the first fleeting contact a week before, the raiders had been stalking it, watching with contempt as it moved ponderously on its way through the Asteroid Belt, unaware that it had even been spotted. Finally it moved into the shadow of a huge chunk of asteroid debris and waited, obviously depending on its radar screens to pick up any approaching vessel. With the clumsiness so typical of Earthborn men in space, the crew of the Earth ship had overlooked the fact that the asteroid they were using for concealment was blinding them completely
on one side. It was then that the Spacer ship had moved in on its prey.

Now the raiders were aboard, and the mauki was doing her part. Petro and Tiny worked their way through the pitch-black holds into the galley and down toward the brig area. They were big, powerful men but they moved like jungle cats in the darkness. Not once did they encounter one of the Earth crewmen. When they finally approached the brightly lighted mess hall just above the brig area, they saw the reason why.

The crew were listening to the mauki. The mess hall was crowded with men; still others were jamming the approach corridors and ladders down to the woman’s cell. Some smoked, some munched slowly on the remnants of dinner, shifting to new positions for comfort, but all of them were listening intently to the haunting measures of the chant, like men in a dream from which they could not escape.

In her tiny cell in the brig, the mauki stood gripping the bars, a tall, straight, proud woman, filling her lungs and throwing her head back as she sang. Entranced, her captors had become captives, straining to hear her, drawn from all quarters of the ship, leaving their work to come closer as the chant struck home. Petro winked at his companion, and ducked down a side corridor leading to the brig area. “She’s got them hooked, all right,” he said. “The child must
be in there with her. Got the cutting torch ready?”
“Yes. But I don’t see the kid.”
Petro clicked on a handset. “Ready, Jack?”
“All set.”
“Then let it blow.”
Aus dem Prolog

Ein Jugendbuch von Alan E. Nourse, das - soweit ich das US-amerikanischen Kommentaren entnehmen kann - wohl bei den Kindern damals gut ankam. Als die Männer und Frauen der Erdsateliten sich weigerten, die auf den Satelliten stationierten Waffen im Krieg einzusetzen, wurden sie ausgestoßen und es entbrannte ein Konflikt zwischen den Erdbewohnern und den Raidern, die Mars und Astereoiden bewohnbar gemacht haben. Durch einen strahlungsinduzierten Gendefekt können sie nur männliche Nachkommen zeugen, so daß sie zur Fortplanzung auf das Kidnapping von Erdfrauen angewiesen sind ...

Und ja, die Geschichte liest sich genauso altbacken, wie der geneigte Leser jetzt befürchtet. Da wird praktisch kein Fettnapf ausgelassen, inklusive der Weisen Alten Außerirdischen, die die Menschheit retten wollen. Wirklich kein Roman, den man unbedingt gelesen haben muß. Ich war auch nach den ersten dreißig Seiten absolut irritiert, denn den Plot hätte ich eher in die 30er und 40er verortet. Der Roman ist tatsächlich aber erst 1962 erschienen. Allerdings ist "Raiders from the Rings" ein Fixup, der Roman basiert auf der 1951 erschienenen Geschichte "Song of the Mauki" von J. A. Meyer, einem langjährigem Co-Autor von Alan E. Nourse.

Insgesamt also eher etwas für Kinder als für den erwachseneren SF-Leser.

Donnerstag, 26. März 2015

TERRA SF inside - Der Perry-Rhodan-Film (04)

Und es geht weiter mit dem Scheerschen Bericht über die Verfilmung von "Perry Rhodan", diesmal auf der LKS von Heft 494 vom 16.12.1966 :

TERRA SF 517 - Manfred Lipp : Das Tor zur Ewigkeit


Manfred Lipp : Das Tor zur Ewigkeit
Terra SF 517, 05.05.1967
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan

enthält die Kurzgeschichten
Angst
Automation
Besuch aus dem All
Der kosmische Saboteur
Das Tor zur Ewigkeit
Verlorene Erinnerung


Eines der Ein-Heft-Wunder, die damals in den TERRA-Serien veröffentlicht wurden. Gar nicht einmal so schlecht, die Stories, sie lasen sich ziemlich flüssig runter. Allerdings merkt man, daß angloamerikanische SF hier Vorbild war, die Sujets sind durch die Bank weg alle bekannt. Aber nicht-trivial ausgeführt und das ist ja auch schon mal eine Leistung. Von Manfred Lipp, dem Autor, ist nichts weiter bekannt, offenbar sind dies seine einzige Veröffentlichungen in der Phantastik. Falls jemand (Ronald ?) mehr weiss, ich bin für jede Info dankbar.

Mittwoch, 25. März 2015

TERRA SF inside - Der Perry-Rhodan-Film (03)

"Unternehmen STARDUST" wurde in Italien gedreht und K.H. Scheer dorthin beordert, um zu beraten und zu berichten. Wer etwas über die Hintergründe erfahren will, dem sei Heiko Langhans' Scheer-Biographie oder die Materialien des TCE ans Herz gelegt. Hier die marketingtechnisch einwandfreien Berichte von KHS, beginnend mit Heft 493 vom 09.12.1966 :

TERRA SF 516 - Nelson Bond : Im Zeitexil


Nelson Bond : Im Zeitexil (Exiles of Time)
Terra SF 516, 28.04.1967
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1940
Aus dem Amerikanischen von ???
Titelbild : Karl Stephan


A Man and A Woman Are Snatched Thousands of Years to Save All Humanity from the Destructive Fury of a Runaway Comet in This Pulp Classic!

Lance Vidor and Vale Marlow were part of that band of humans shanghied backward through time, thousands of years, where they were known as the Exiles of Time. There Lance and Vale found they must struggle with other exiles to help Earth's civilization from the destruction of a runaway comet. But there were others among them, unscrupulous men who had been snatched through time too, and they saw a way to use the situation for their own gain and make themselves the rulers of the world and shapers of the future. And they were determined to stop at nothing, even if it meant that humankind might lose that titanic cosmic struggle passed down in legend as the Day of Ragnarok, bringing about the end of the world and the Twilight of the Gods. Lance and Vale had come thousands of years to fall in love, but they were willing to risk life itself, even if it meant stopping the evil plotters from their own age, if they could avert the end of humanity with their sacrifice. Or was there one way out?
Klappentext des iTunes-eBooks

Eines der schwächeren Werke von Nelson Bond. So gut seine Kurzgeschichten und der Episodenroman um Lancelot Biggs auch sein mögen, "Exiles of Time" kommt lange nicht da ran. Das liegt unter anderem auch daran, daß die Geschichte selbst eine klassische Science Fantasy ist, deren Ablauf und Ende bereits zu Anfang für den heutigen Leser mehr als offensichtlich ist. Aber nicht nur, auch die Figuren selbst sind sehr scherenschnittartig beschrieben, kein Vergleich mit den echten Charakteren von "Lancelot Biggs". Trotzdem liest sich der Roman relativ flüsig weg, stilistisch ist Nelson Bond auch in seinen schwächeren Arbeiten ein Genuß.

Dienstag, 24. März 2015

TERRA SF inside - Rezensionen MRU

Zwischendurch ein paar Ausschnitte von Rezensionen vom MRU, dem "Munich Round-Up", abgedruckt auf der LKS von Heft 492 vom 02.12.1966. Walter Reinecke beschäftigt sich mit den Planetenromanen 26 & 27 (Fischer des Universums bzw. Ein Teil der Ewigkeit) und Waldemar Kummings mit den neu erschienenen TERRA-Taschenbüchern :


Ich finde es immer wieder interessant, wie wenig Vorbehalte man damals im Fandom hatte. "Perry Rhodan" steht hier gleichberechtigt neben Heinlein und Laumer. Das mag dem Einen oder Anderen seltsam und überzogen vorkommen, aber gerade die frühen Planetenromane sind ganz große SF, die diesen Vergleich tatsächlich nicht scheuen müssen. Mein persönlicher Favorit ist das Buch, das mich SF-angefixt hat und mir auch 40 Jahre nachdem ich es das erste Mal gelesen habe noch deutlich präsent ist : Die Macht der Träumer.

TERRA SF 515 - Kurt Brand : Das Geheimnis der Zyklopen


Kurt Brand : Das Geheimnis der Zyklopen
Weltraumreporter 08
Terra SF 515, 21.04.1967
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Am Rand der Galaxis findet Yal eine Welt, auf der vor Jahrtausenden Zyklopen gelebt haben. Jetzt sind ihre Städte zerfallen, die Rasse der Zyklopen ausgestorben. Doch ihre Maschinen funktionieren noch ...

Kurt Brand wieder einmal voll in Aktion. Zyklopen, Homer, Zeitreisen, Parallelwelten : Er ließ hier in diesem Roman seiner Phantasie und seinem Ideenreichtum freien Lauf. In einer rasanten Tour de force geht es durch die verschiedenen Zeitalter, das Ende ist besonders amüsant und unerwartet. Und durch die schnell wechselnden Handlungsschauplätze fallen Bugs (wie etwa die doch sehr oberflächliche Darstellung der einzelnen Charaktere) nicht ganz so deutlich auf. Ich habe diesen Roman genossen und empfinde die Yal-Romane als deutlich gehobener als die "Ren Dhark"-Serie. Aber dazu mehr nach dem letzten Yal-Roman.

Yal, der Weltraumreporter
Teil 01 : Der Ewige
Teil 02 : Kolumbus der Milchstraßen
Teil 03 : Der Sternbaron
Teil 04 : Falschmeldungen vom Sagittarius
Teil 05 : Sondereinsatz Trifid-Nebel
Teil 06 : Im Para-Dschungel
Teil 07 : Herr über 1000 Sonnen
Teil 08 : Das Geheimnis der Zyklopen

Montag, 23. März 2015

TERRA SF inside - Kleinanzeigen

Auf der Rückseite von Heft 489 vom 11.11.1966 finden sich Kleinanzeigen eines Versandhandels. Ich bin sicher, jeder Ältere erkennt davon etwas wieder, was seine Eltern als zum modernen Leben dazugehörend betrachtet haben. Ich persönlich erinnere mich an das Teil unten links : Die Wäscheschleuder. Das Ding musste man verflucht festhalten, die kleinste Unwucht hat es durch die Gegend schießen lassen.

TERRA SF 514 - Robert Bloch : Die Göttin der Weisheit


Robert Bloch : Die Göttin der Weisheit
Terra SF 514, 14.04.1967
Originalzusammenstellung
Aus dem Amerikanischen von Ingrid Neumann
Titelbild : Karl Stephan

enthält die Kurzgeschichten
Ersatz (You could be wrong, 1955)
Die Göttin der Weisheit (The goddess of wisdom, 1954)
Junior (Almost human, 1943)
Die Welt des Intellekts (Constant reader, 1953)
Der Zehntausend-Dollar-Traum (All on a golden afternoon, 1956)


Kurzgeschichten von Robert Bloch sind immer ein Genuß. Bloch, geboren 1917 und gestorben 1994, kam als 16-jähriger Fan mit H. P. Lovecraft in Kontakt und schrieb selber Geschichten zum Chtulhu-Mythos. Er war der einzige, den Lovecraft eine Story gewidmet hat - in der er den Bloch-Charakter natürlich eines grausigen Todes sterben liess. Robert Bloch begann nach Lovecrafts Tod den Chtulhu-Mythos weiter auszubauen, durch Kontakte unter anderem zu Henry Kuttner begann er, sich auch im SF-Genre zu tummeln. 1959 schrieb er seinen wohl bekanntesten Roman : "Psycho".

Auch die hier vorliegenden Kurzgeschichten haben einen ganz speziellen Gruselfaktor, der sie von den sonstigen, diesbezüglich deutlich harmloseren SF-Stories der Zeit abhebt. Auch sind die Auflösungen zwar durch die Bank weg lebensbejahend, das heisst aber noch lange nicht, daß der Protagonist die Story überlebt. Sie lesen sich auch heute noch einfach so weg und haben wenig von ihrer Aktualität verloren.

Wikipedia-Eintrag

Auf "The Bat is My Brother" findet man unter anderem eine Aufstellung aller Stories inklusive Kurzzusammenfassungen. Interessanter dürfte aber hier die Seite "Essays" sein, in der diverse Artikel über Robert Bloch - unter anderem von Fritz Leiber - verlinkt sind.

Sonntag, 22. März 2015

TERRA SF inside - Perry Rhodan (19)

Auf der LKS von Heft 489 vom 11.11.1966 findet sich eine Ankündigung für die Leser von "Perry Rhodan". In Kürze soll in den PR-Heften eine Lexikon-Seite zusätzlich erscheinen, geschrieben von Horst Gehrmann-Ewers. Eine spätere Buchform wird nicht ausgeschlossen. Genaueres findet man in der Perrypedia. Aber hier erst einmal die Anfänge :

TERRA SF 513 - H. G. Ewers : Der Scout und der Friedensmacher


H. G. Ewers : Der Scout und der Friedensmacher
Weltraumscout 05
Terra SF 513, 04.07.1967
Originalausgabe
Titelbild : Karl Stephan


Ein unheimliche Macht regiert - und versklavt jeden, der den Planeten betritt ...
TERRA-Teaser

Lester Velie erkundet diesmal den Kugelsternhaufen M13 und trifft dort auf eine Bande terranischer Piraten, die eine gemischtrassische Bevölkerung des Planeten "Confidence" terrorisieren. Nett und flüssig geschrieben, aber doch pure Unterhaltung ohne tiefergehende Einblicke. Man hat die Geschichte nach kurzer Zeit wieder vergessen. Die Serie baut ziemlich ab, interessanterweise ist dieser Roman auch nicht in einer Neuauflage bei TERRA ASTRA erschienen. Ich bin einmal auf den nächsten Roman gespannt.

Der Weltraumscout
TERRA SF 294 : Intrige auf Chibbu
TERRA SF 349 : Der Scout im Reich der Schatten
TERRA SF 389 : Der Scout und der Roboterfürst
TERRA SF 476 : Der Scout und der stählerne Götze
TERRA SF 513 : Der Scout und der Friedensmacher


Sonntag, 15. März 2015

Nominierungen DSFP 2015



Das Komitee zur Vergabe des Deutschen Science-Fiction-Preises (DSFP) freut sich, die Nominierungen für den DSFP 2015 bekanntzugeben. Für den DSFP 2015 sind alle im Original in deutscher Sprache im Jahr 2014 erstmals in gedruckter Form erschienenen Texte des Literaturgenres Science Fiction relevant.

Der Deutsche Science-Fiction-Preis 2015 wird am Samstag, den 04.07.2015 um 20:00 Uhr auf dem WetzKon 2, dem JahresCon des Science Fiction Club Deutschland e. V., in der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar vergeben. Der DSFP ist mit 1.000 Euro je Kategorie dotiert.

Das Komitee beglückwünscht die nominierten Autorinnen und Autoren zu ihrem Erfolg und bedankt sich bei den Herausgebern und Lektoren, den Verlagen und ihren Mitarbeitern für die Unterstützung der deutschsprachigen Science Fiction. Besonderer Dank gilt den Autoren und Verlagen, die die Arbeit des Komitees durch Überlassung von Leseexemplaren unterstützt haben.

Die Reihenfolge der Nominierungen folgt dem Autorenalphabet und stellt keine Wertung dar.



Kategorie »Beste deutschsprachige Kurzgeschichte«

»Der Klang der Posaunen« von Arno Behrend, erschienen in »Schuldig in 16 Fällen«, p.machinery, ISBN 978-3957650078

»Terradeforming« von Arno Behrend, erschienen in »Schuldig in 16 Fällen«, p.machinery, ISBN 978-3957650078

»Revenge« von Diane Dirt, erschienen in Bullet, herausgegeben von Sven Klöpping, p.machinery, ISBN 978-3957650153

»Der Mechaniker« von Thorsten Küper, erschienen in Bullet, herausgegeben von Sven Klöpping, p.machinery, ISBN 978-3957650153

»Extremophile Morphologie« von Jakob Schmidt, erschienen in Tiefraumphasen, herausgegeben von André Skora, Armin Rößler und Frank Hebben, Begedia Verlag, ISBN 978-3957770066

»Knox« von Eva Strasser erschienen in Tiefraumphasen, »herausgegeben von André Skora, Armin Rößler und Frank Hebben, Begedia Verlag, ISBN 978-3957770066



Kategorie »Bester deutschsprachiger Roman«

»Das Kosmotop« von Andreas Brandhorst, Heyne Verlag, ISBN 978-3453315440

»Feldeváye: Roman der letzten Künste« von Dietmar Dath, suhrkamp taschenbuch, ISBN 978-3518465103

»Drohnenland« von Tom Hillenbrand, KiWi-Taschenbuch, ISBN 978-3462046625

»MUC« von Anna Mocikat, Knaur Taschenbuch, ISBN 978-3426515402

»Alpha & Omega: Apokalypse für Anfänger« von Markus Orths, Schöffling, ISBN 978-3895614736

»Kernschatten» von Nils Westerboer, Leander Wissenschaft, ISBN 978-3981536850

Husbäke, den 15.03.2015
Für das Komitee zur Vergabe des Deutschen Science-Fiction-Preises (DSFP)
Ralf Boldt Vorsitzender

Samstag, 14. März 2015

DSFP 2015 - Meine Nominierungen / Kurzgeschichten (03)

So sah meine erweiterte Nominierungsliste bisher aus :

AutorStoryHerausgeber / AutorAnthologie / Story-Sammlung
Arno BehrendBubble-Gum-ExpressArno BehrendSchuldig in 16 Fällen
Arno BehrendDer Klang der PosaunenArno BehrendSchuldig in 16 Fällen
Arno BehrendMessefieberArno BehrendSchuldig in 16 Fällen
Arno BehrendIm FeuerkreisArno BehrendSchuldig in 16 Fällen
Guido KrainZombie auf KartoffelAlisha Bionda / Guido Krain [Hrsg.]Funken der Unendlichkeit
Dirk AltDie geheimsten BegierdenRene Moreau [Hrsg.]Exodus 31
Hans-Jürgen KuglerDie perfekte FrauRene Moreau [Hrsg.]Exodus 31
Vincent VossBulletSven Klöpping [Hrsg.]Bullet [MegaFusion]
Diane DirtRevengeSven Klöpping [Hrsg.]Bullet [MegaFusion]
Sven KlöppingCrime SponsoringSven Klöpping [Hrsg.]Bullet [MegaFusion]

Und jetzt kamen noch p.graffiti und Tiefraumphasen dazu. Das wird jetzt meine Entscheidung für meine Nominierungen in Echtzeit, momentan weiss ich noch nicht, was raus kommt.

Also fangen wir einmal an : Maximal 5 Kurzgeschichten kann ich nominieren. Ich habe schon mehr, also werden es auch 5. Echt hart, jetzt jemanden wieder runterschubsen zu müssen, aber geht ja man nicht anders.

Drin ist auf jeden Fall der "Zombie auf Kartoffel", die Story ist einfach zu gut. Drin ist ebenfalls der "Klang der Posaunen", die erste vernünftige Darstellung einer Dyson-Sphäre, die ich kenne. Und drin ist "Revenge", mir gefiel der emanzipatorische Ansatz und das Mundartliche.

So, und jetzt haben wir noch zwei Plätze über. Ich habe auch noch zwei Stories, die ich reinnehmen will : "Knox" und "Erdenglück". Denn wie mir prophezeit wurde, haben die beiden Anthologien das Ganze noch einmal kräftig durcheinandergewirbelt. Würde ich meine erweiterte Nominierungsliste posten, wären diverse der Kurzgeschichten aus diesen beiden Anthologien enthalten. Aber nur diese beiden sind in meinen Augen besser als die, die ich bisher auf der Liste hatte und noch nicht in die engere Wahl gezogen habe.

Eine schwere Geburt, dieses Jahr war es bei den Stories noch schwieriger als bei den Romanen. Es sind so viele gute Kurzgeschichten erschienen, daß ich unproblematisch dreimal soviel nominieren könnte. Es hat auch Spaß gemacht, die deutsche Kurzgeschichten-SF zu lesen, da kam keinerlei Langeweile auf.

Meine Nominierungen :

AutorStoryHerausgeber / AutorAnthologie / Story-Sammlung
Guido KrainZombie auf KartoffelAlisha Bionda / Guido Krain [Hrsg.]Funken der Unendlichkeit
Arno BehrendDer Klang der PosaunenArno BehrendSchuldig in 16 Fällen
Diane DirtRevengeSven Klöpping [Hrsg.]Bullet [MegaFusion]
Eva StrasserKnoxAndré Skora / Armin Rößler / Frank Hebben (Hrsg.)Tiefraumphasen
Jan-Tobias KitzelErdenglückAndré Skora / Armin Rößler / Frank Hebben (Hrsg.)Tiefraumphasen

Und jetzt warte ich noch die letzten Nominierungen meiner Kollegen ab ...

André Skora / Armin Rößler / Frank Hebben (Hrsg.) : Tiefraumphasen



André Skora / Armin Rößler / Frank Hebben (Hrsg.) : Tiefraumphasen
Originalzusammenstellung
Begedia 2014
Taschenbuch, 261 Seiten, 13,50 €


Ein dreckiger, toter Kosmos – Maschinenmenschen steuern Frachtschiffe im Methanregen; die dunkle Seite des Alls. Wir sind allein. Kolonisierte Planeten, von Konzernen ausgebeutet: Der Traum von den unendlichen Weiten hat sich nicht erfüllt.

Abgrundtiefe Schwärze, überall. Alles strebt nach Glück und scheitert. Oder gibt es Hoffnungsschimmer? Finden die tragischen Helden ihren Frieden in der ewigen Stille oder ist am Ende nur der Tod?
Klappentext


Der Begedia-Verlag tritt offenbar in die Fußstapfen von Wurdack und bringt pro Jahr (mindestens) eine Anthologie ausgesuchter Kurzgeschichten heraus. Es lohnt, sich diesen Jahresband anzuschaffen (mehr als gewisse Ziegelsteine gewisser Großkonzerne aus dem Verlagswesen) und in die Visionen deutscher SF-Autoren und Illustratoren einzutauchen.

Das Vorwort ist von Michael K. Iwoleit, der auf zwei Seiten Herkunft, Entwicklung und aktuellen Stand des Cyberpunk formuliert und damit in die Anthologie einführt. Sehr dicht, sehr präzise, sehr elegant, sehr informativ geschrieben, ich habe ernsthaft überlegt, dieses Vorwort für den DSFP zu nominieren. Vielleicht sollte der Herr Iwoleit sich mehr Zeit für eigene primär- und/oder sekundärliterarische Texte nehmen als solche Vorworte zu verfassen, denn in dem Stil hätte ich gerne einen Ziegelstein gelesen. Auf jeden Fall motiviert das Vorwort und lässt mich als Leser begierig die ersten Geschichten verschlingen.

Karla Schmidt : Dämmerzone
Das Erkundungsteam einer Corporation wird abgeschossen, als es einen sonnennahen Asteroiden untersuchen will. Somma, die Protagonistin, kann entkommen und verscht, mit einem Bodenfahrzeug auf der Nachtseite zu bleiben ...
Sehr stimmungsvoll, wirklich schön geschrieben, selbst wenn der Plot sich als relativ trivial rausstellt. Aber das Setting und die zum Leser transportierte Gedankenwelt der Heldin lassen eigentlich gar keine komplexere Handlung zu. Insgesamt ein gelungener Einstieg.

Torsten Exter : Soulsave
Buster und Fay – tja, die haben aus irgendeinem Grund irgendetwas. Mir ist nicht ganz klar, wer hier der Böse ist, ob Fay von ihrem Vater vergewaltigt wurde und was das Ganze überhaupt soll. Hier fehlt ein präziseres Lektorat, denn so gewaltig, wie die Geschichte bereits in dieser Form rüberkommt, hätte mit etwas mehr Mühe ein Meisterwerk daraus werden können. Schade drum.

Thorsten Küper : Der Hummer vor den Toren
Durch menschenunwürdige Gesetze werden immer mehr Menschen zu Versuchstieren und bionischen Halblebewesen. Doch eines dieser Wesen wehrt sich und erledigt die Konzernbosse, die sich auf einem Asteroiden ein schönes Leben machen. Allerdings war das von eben diesen Leuten geplant ...
Geiles Setting, mitreißende Geschichte, toller Plot - der plötzlich abreißt. Kein vernünftiges Ende, vollkommen abrupt bricht diese Geschichte ab. Das ist ehrlich gesagt ziemlich nervig, denn ansonsten hat das Ding alle Anlagen zu einem wirklich gelungenem Roman, einer prima Novelle oder einer tollen Kurzgeschichte. Dieser Abbruch - etwa so, als würde man bei einer Gaußschen Glockenkurve kurz hinter dem Scheitelpunkt plötzlich aufhören - macht alles kaputt und lässt den Leser frustriert und etwas ratlos zurück. Dabei hat gerade dieser Robin-Hood-Ansatz, den Küper hier als auch im "Mechaniker" verfolgt, echtes Potential. Aber so ist das nichts Halbes und nichts Ganzes, wirklich schade drum.

Christian Günther : Im ewigem Eis
Nolan hat eine Medaille bekommen. Weil er ein havariertes Schiff gerettet hat. Doch die Menschen darin konnte er nicht retten ...
Schön erzählt, aber inhaltlich bis zu einem gewissem Grad Standard. Macht aber nix, auch solche Standardgeschichten lese ich gerne immer wieder, sie haben schon ihren ganz eigenen Charme.

Jakob Schmidt : Extremophile Morphologie
In der Zukunft kann man sich in neue Körper versetzen lassen - die beliebig irgendwelchen Umgebungen und beliebig perversen Wünschen angepasst sein können. In dieser Zeit sucht Tobi einen neuen Körper für seine vor ein paar Jahren ertrunkenen Freundin.
Obwohl die Geschichte gut ist, vor intelligenten Ideen nur so sprudelt und auch vom Ablauf ebenso wie von der Auflösung gelungen ist, werde ich mit ihr nicht warm. Wahrscheinlich das Lethal Weapon-Syndrom. In jedem Fall mein rein persönliches Empfinden, ich rate jedem, diese Story selbst zu beurteilen.

Eva Strasser : Knox
Knox ist ein körperlich und geistig behinderter Jugendlicher, der in eine Erde, auf der man nicht mehr leben kann, hineingeboren wird. Nur auf die Erde umkreisenden Habitaten ist noch halbwegs normales Leben möglich - es sei denn, man ist reich, dann hat man auch jetzt keine Probleme. Nicht so Reiche werden rein ökonomisch betrachtet, die Gesellschaft selbst ist komplett egoistisch. Doch als man Knox' Freundin umbringt, revanchiert er sich an allen und jedem, die ihm einmal etwas getan haben.
Fängt langsam an, ist fast vollständig nicht-linear erzählt, steigert sich zum Ende in Richtung Meisterwerk. Sollte man unbedingt gelesen haben, das ist moderne deutsche SF, die auch in zwanzig Jahren noch up to date ist. Insbesondere daß Eva Strasser es schafft, alles aus der Perspektive von Knox zu schreiben, hat mir ausnehmend gut gefallen. Ebenso wie die Darstellung einer Ellenbogengesellschaft, wie sie direkt aus dem Heute entstehen könnte. Insgesamt eine runde Story.

Armin Rößler : El Dorado
Piraten im Weltraum.
Ebenso wie die Geschichte von Christian Günther ist auch dies Standard, und ebenso wie ich oben bereits schrieb, habe ich auch diesen Standard genossen.

Jan-Tobias Kitzel : Erdenglück
"Irgendwer fickte immer irgendwen" - und in diesem Fall machte ein Korporationsraumschiff aus zwei anderen Weltraummüll, weil es die eigenen Chefs so wollen. Obwohl man sich kannte und nahestand ...
Eine sehr bitterböse Geschichte, in der der Autor brutal und deutlich die Dummheit und Brutalität von Unternehmen und ihren emotional verkrüppelten Angestellten deutlich zutage bringt. Vielleicht etwas zu plakativ, aber manchmal braucht man ja so etwas. Ich fand die Story sehr gelungen, für viele heutige Konzerndrohnen dürfte sie aber zu hart sein.

Karsten Kruschel : Echo und Schatten
Eine Augentransplantation mit halbbiologischen Augen macht aus Echo einen neuen Menschen ...
Sehr schön erzählt, das Ende prima auf den Punkt gebracht. Die dystopische Erde, die Karsten Kruschel schildert, ist alleine schon düster genug, das Schicksal von Echo dann noch sozusagen das Tüpfelchen auf dem i. Unbedingt lesenswert.

Peter Hohmann : Nichts
Wenn man keine Rücksicht auf seine Arbeiter und deren Familien nimmt, darf man sich als Konzernmanager auch nicht wundern, wenn man umgebracht wird. "Nichts" schildert als Wodunit die Flucht eines Menschen, der aus Rache für den Tod seiner Familie die gesamte Konzernspitze in die Luft gesprengt hat. Und am Ende liegt die Freiheit irgendwo da Draußen, im Nichts ...
Ein schönes Kammerspiel, das auch die Illusion der Konzerndrohnen präzise auf den Punkt bringt. Hat mir gut gefallen, auch weil der Autor sich Zeit nimmt, die eigentliche Geschichte zu entwickeln.

Sven Klöpping : Kill me, Motherfuckers!
Kolban ist ein Mensch, der auf einem Planeten voller Androiden und Roboter eingesetzt wird, um sie zu besseren Kampfmaschinen zu machen. Doch ist er wirklich ein Mensch ... ?
Eine für Sven Klöpping eher ruhige Geschichte, die den Irrsinn und die Absurdität von Tierexperimenten deutlich macht. Lesenswert.

Andreas Winterer : Ein Schiff wird kommen
Eine Weltraumprostituierte steigt aus und schliesst sich einem Matrix-Schiff der New Vatican, Inc. an.
Andreas Winterer legt hier vollkommen gegen den Trend eine zutiefst pro-religiöse Geschichte vor und zeigt auf, daß die nicht-religiöse Realität wesentlich schlimmer als ein religiöses Idealbild ist, sei letzteres auch noch so von Doktrinen durchzogen. Lohnt sich!

Niklas Peinecke : Manchmal enthalten sie Sirenen
Jahrtausende in der Zukunft : Die Menschheit hat sich im All ausgebreitet, jedoch nicht in der humanen Form, sondern ist zu Weltraumwesen mutiert. Eines davon, Tos 0277, driftet im Sonnensystem, als er einen Weltraumwal entdeckt. Dieser könnte ihm dringend benötigte Energiereserven bringen - doch ist er wirklich leer ?
Ein schöner Ausklang der Anthologie. Die Geschichte erinnert mich an diverse Stories des Golden Age, als Menschen ans "Ende der Zeit" reisten. Niklas Peinecke schreibt hier sehr melancholisch, doch trotz alledem nicht dystopisch. Hat mir ausnehmend gut gefallen.

Fazit : Es muß nicht immer Kaviar sein. Manchmal ist auch ein gutes Rib-Eye-Steak das Richtige. Und etwa so habe ich die Geschichten aus "Tiefraumphasen" genossen. Deutsche SF der oberen Qualitätsstufe, eine Anthologie, um die man nicht herumkommt, wenn man sich für deutsche SF interessiert. Und auch hier habe ich noch nichts zu den durch die Bank weg gelungenen Innenillustrationen gesagt, die diese Anthologie auflockern. Einfach nur gelungen, dieses Buch. Muss man haben.

DSFP 2015 - Meine Nominierungen / Romane (04)

So, "Waldesruh" von Anja Bagus habe ich auch durchgelesen. Ein schöner Roman, aber deutlich stärker zur Fantasy tendierend. Dazu äußere ich mich aber noch im Detail. Es bleibt bei zwei Nominierungen von mir :

- Tom Hillenbrand : Drohnenland
- Andreas Brandhorst : Das Kosmotop

Jetzt bin ich mal gespannt auf die Nominierungen der anderen...

Freitag, 13. März 2015

Michael Haitel (Hrsg.) : p.graffiti



Michael Haitel (Hrsg.) : p.graffiti – 10 Jahre p.machinery
AndroSF 50
Originalausgabe
p.machinery, Murnau 2014
Hardcover mit Lesebändchen, 332 Seiten, 22,90 €
alternativ als Taschenbuch (13,90 €) erhältlich
Titelbild : Galax Acheronian


>>Inspiriert von der Musik der Band "Extreme II" und ihrem Album "Pornograffitti"<< feiert p.machinery seinen 10. Geburtstag in Form einer Anthologie. Nicht die schlechteste Idee, insbesondere als das Niveau der Stories schon recht hoch ist. Es lohnt sich schon, sich mit den einzelnen Stories zu befassen, auch wenn das recht arbeitsintensiv war.

Paul Sanker : Walle! Walle ...
Genetische Verbesserungen können auch zu gut sein – und wenn zwei Familien um den Genetiker-Pokal kämpfen, werden Bedenken schon einmal beiseitegeschoben ...
Eine relativ vorhersehbare Pointen-SF-Geschichte, die unbeirrbar auf den nur allzu logischen Schluß hinarbeitet. Ein netter Einstieg.

Vincent Voss : Kill, Kill !
Ein Mann kann anderen Erinnerungen nehmen und lässt sich gut dafür bezahlen. Diese Erinnerungen bleiben in seinem Kopf – was einen Auftragskiller auf den Plan ruft ...
Ganz witzige Geschichte mit relativ viel Tiefgang. Vincent Voss beleuchtet rein aus dem Dialog heraus die Tragik des Mutanten, ich fand die Story sehr elegant.

Arno Endler : Warum die Toten nicht schweigen
Nach der Apokalypse vegetieren die letzten Kinder vor sich hin. Doch die letzte Tsunami-Welle kommt bestimmt ...
Sehr stimmungsvolle Endzeitgeschichte. Wie schon andere Stories von Arno Endler ist sie ziemlich böse und deprimierend, ausgehend von einem leicht absurden, aber höchst kreativen Setting kommt es folgerichtig zur finalen Katastrophe. Stilistisch super, aber inhaltlich ist mir persönlich das hier zu deprimierend.

Arno Endler : Warum es geschah, wie es geschah ?
Der Präsident wurde aus dem Ruhestand geholt, weil plötzlich überall auf der Erde mannshohe Eier auftauschen. Als der Große Friedfertige umarmt der Präsident das Ei und sendet positive Gedanken. Ob das die Invasion stoppt ?
Auch hier : Sehr stimmungsvoll, stark deprimierend und ziemlich böse. Allerdings ist der Topos uralt, siehe etwa "The stupid General". Aber ich finde den Transport in die Moderne sehr gelungen und die mehr an der Phantastik und weniger an der SF orientierte Geschichte ungemein lesbar.

D. J. Franzen : Get the Funkt out
Die Toleranzbehörde nivelliert auf der Oberfläche alles und jeden, Spaß ist ein Grund, denjenigen in ein Toleranzlager zu schicken. Nur im Untergrund gibt es noch Bücher, Religion, Musik und Kreativität.
Ein bissiger Kommentar zu den rot-grünen Gutmenschen und ihrer Intoleranz Andersdenkenden gegenüber. Selten etwas gelesen, das so präzise auf den Punkt geschrieben ist. Eine sehr gelungene Absage an die Anti-Genußmenschen.

Gabriele Behrend : Die Liebesmaschine
Katja erledigt die Wartung eines Hochhauskomplexes. Die Hochhaus-KI "Spex" hilft ihr dabei. Und irgendwann verliebt sich Katja in Spex. Die Ki sieht da nur noch einen einzigen Ausweg ...
Schön erzählt, hat mir ausnehmend gut gefallen. Gabriele Behrend stellt in ihrer Story deutlich dar, daß Liebe etwas ganz anderes als Sex ist. Unaufdringlich schildert sie, wie sich die Beziehung zwischen einem Menschen und einer Künstlichen Intelligenz mehr und mehr vertieft, bis sich die Grenzen verwischen. Und wie das Erste Asimovsche Gesetz zwangsläufig für einen der beiden zu einer Katastrophe führt. Wie gesagt, eine sehr schöne, leise und hochintelligente Geschichte, weitab vom üblichen "Die Welt ist ja sooo Scheiße"-Gejammer. Ein Glanzlicht dieser Anthologie.

Marianne Labisch – Dave lacht
Menschen und Androiden leben zusammen, heiraten und bilden insgesamt eine Gesellschaft. Aber auch da gibt es Außenseiter, die mit Vorliebe andere quälen ...
Nicht schlecht, aber meiner Meinung nach etwas unentschlossen. Irgendwie scheint sich die Autorin nicht sicher zu sein, auf welche Fakten sich die Story konzentrieren sollte. Ein vielleicht etwas plakatives, trotzdem aber gelungenes Statement gegen Fremdenhaß.

Frederic Brake : Geldscheinheilig
"Tausend Jahre haben offenbar nicht gereicht, aus dem unbeherrschten, unbedachten Wesen Mensch einen Homo oeconomicus zu machen."
Ein gelungener, bitterböser Kommentar zu den aktuellen Tendenzen weltweit, alles nur unter dem Gesichtspunkt wirtschaftlichen Nutzens zu sehen und das Leben an sich zu vergessen. Unprätentiös und unaufgeregt erzählt und dargestellt, eine wirklich bemerkenswerte Geschichte.

Frederic Brake : Das Ereignis
"Mit uns Alten kann man es ja machen", dachte Thomas Becker – bis es zur Katastrophe kommt ...
Ebenfalls bitterböse wird die kapitalistische Gesellschaft der Gegenwart, die Ältere und Alte als weder formbar genug noch ausreichend gesellschaftsrelevant beurteilt, karikiert, indem diese Denkweise in einer Gesellschaft der Zukunft auf die Spitze getrieben wird. Eine Gesellschaft, in der "die Schwefelkonzentration heute nur fünf Prozent beträgt, auch weiterhin die Warnstufe 3 gilt" und alle Menschen schön zuhause bleiben sollten. Ebenfalls bemerkenswert, insbesondere wegen der langsamen, dem Alter des Protagonisten angepassten Erzählweise.

Axel Kruse : Monster
Ein Mensch des Raumfahrtzeitalters landet auf einer mittelalterlichen Welt und rettet den Jungen Ham vor den Härten seines Zeitalters.
Uralter Plot, Standard-Setting, Story vorhersehbar – und trotzdem ist "Monster" nicht langweilig. Axel Kruse gelingt es, eine altbekannte, ja altbackene Geschichte so zu erzählen, als wäre sie frisch und neu. Nix, was irgendwelche Preise gewinnt, nix, was dem Leser aufgrund der Story länger im Gedächtnis bleibt, aber ein echt gelungenes Stück Unterhaltung. Axel Kruse hat sich meiner Wahrnehmung nach in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt, ich bin einmal gespannt auf seine nächsten Werke.

Sven Klöpping : Pornograffititties
Ein überdeutliches Statement von Sven Klöpping zum Thema Sex. In einer Welt ein paar Jahre von uns weg entdeckt der namenlose Held der Geschichte, daß echter Sex menschliche Wärme braucht. Sehr plakativ bringt der Autor dies in seinen letzten Worten zu Papier, was der Aussage allerdings nichts von ihrer Ehrlichkeit und der Frische nimmt, mit der Sven Klöpping sie zum Leser transportiert. Lesenswert.

Achim Stößer : Bug-Eyed Monster : First Kiss
Mildred will sich umbringen, klettert auf ein Hochhaus, wird von einem Alien entführt und bringt sich dann doch um.
Sehr stimmungsvoll und ziemlich abgedreht. Mir ist nicht so ganz klar, was mir der Autor mit dieser Geschichte sagen will, sie liest sich in jedem Fall sehr flüssig und ich persönlich fand sie auch irgendwie amüsant.

Tedine Sanss : New York, über den Dächern
Eine Liebesgeschichte aus der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs zwischen einer weißen Oberschichtselevin und einem schwarzem Zeichenlehrer.
Kitsch pur, allerdings mit einem bitterbösem Ende, das der Realität ihren Tribut zollt. Keine SF, keine Phantastik, eine reine Liebesgeschichte vor historischem Hintergrund. Ich persönlich fand sie gut, auch wenn ich das Thema etwas sehr trivial empfunden habe.

Christian Künne : Susie pas d'amor
Eine sehr düstere Geschichte um Gewalt und eine Stadt, deren Sinn mir ferngeblieben ist. Allerdings sehr stimmungsvoll geschrieben.

Arndt Waßmann : He-Man Woman Hater
Henry Gerring ist von seiner Frau verlassen und ausgenommen worden. Er meint jetzt, sich an allen Frauen rächen zu müssen und wird ein auf Frauen spezialisierter Sklaveneinfänger. Als er gefangen wird, gibt es nur einen Häftling, der ihm helfen kann – doch der ist ausgerechnet weiblich ...
Nette, vor sich hinplätschernde Geschichte, stilistisch und von der Stimmung her schön erzählt. Aber doch recht vorhersehbar, die Charaktere sind schon etwas eindimensional.

Galax Acheronian : Das Liebeslied
Vom Kampf der Menschen, Zigra und ihren intelligenten Schiffen gegen die Drahn.
Eine sehr simple Geschichte mit einigen intelligenten Wendungen. Aber sehr schön und einfühlsam erzählt, daß dem Leser (mir zumindestens) die Simplizität nichts ausmacht, man im Gegenteil eben durch diese Einfachheit die generierte Stimmung um so besser genießen kann. Auch dies eine Geschichte aus der Kategorie "nicht preiswürdig, aber unbedingt lesenswert".

Enzo Asui : Personal Coaching
"Präsenz prägt eine erfolgreiche Karriere mehr als inhaltlicher Erfolg. Zeigen Sie Anwesenheit, nicht Leistung. Investieren Sie Zeit in Netzwerke, nicht in Aktenstudium."
Soviel zu dem weiblichem Coach, der vor einer Gruppe von Managern spricht und sie im nachhinein als Personal Coach mit Rute und Gerte züchtigt. Ein schönes und präzise gezeichnetes Bild der heutigen deutschen Manager mit einer gehörigen Portion Biß.

Fazit : Mir persönlich hat diese Anthologie ausnehmend gut gefallen. Selbst wenn ich nicht jede Geschichte gleich gut fand, so bleibt das Niveau doch angenehm hoch. Es macht Spaß, die einzelnen Stories zu lesen – und die Innenillustrationen zu betrachten. Denn nicht nur Autoren, auch Illustratoren haben sich hier ausgetobt, um Michael Haitel zum zehnjährigen Bestehen seines Verlags zu gratulieren. Wie dieser entstand, schildert My im Nachwort, sehr persönlich und dynamisch, wie man es von ihm gewohnt ist. Ich habe das Buch hier im Hardcover vorliegen, das Lesen hatte neben dem intellektuellen auch einen gwissen haptischen Reiz. Von dem Kaliber Kurzgeschichtenband hätte ich gerne mehr, hier zeigt sich einmal mehr das hohe Niveau zeitgenössischer deutscher SF.

Montag, 9. März 2015

Andreas Brandhorst : Das Kosmotop



Andreas Brandhorst : Das Kosmotop
Heyne 2014
Originalausgabe
Paperback,560 Seiten, 14,99 €
alternativ als eBook erhältlich
ISBN: 978-3-453-31544-0
Leseprobe


Die Zukunft: Die Galaxie wird von einem gewaltigen interstellaren Bündnis regiert, das aus neunundzwanzig hoch entwickelten Zivilisationen besteht: der Kompetenz. Sogenannte Pazifikatoren bereisen im Auftrag der Kompetenz die gesamte Galaxie, um mögliche Konflikte diplomatisch beizulegen. Einer von ihnen ist Corwain Tallmaster, der nach mehrfachem Klonen bereits Hunderte von Jahren alt ist.

Als seine jüngste Mission kläglich scheitert, wird Corwain zu Unrecht des Mordes beschuldigt. Er ist sich sicher, dass er einem Komplott zum Opfer gefallen ist, doch noch bevor er das beweisen kann, passiert etwas völlig Unvorhergesehenes: das Kosmotop – ein gigantisches Weltenschiff, dessen Ziel es ist, »Proben« aus jeder Zivilisation zu integrieren – dringt in die Galaxie ein und hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Für Corwain ist die neue Situation ganz besonders prekär, denn die einzige Person, die seine Unschuld beweisen kann, sitzt im Kosmotop fest.

Corwain braucht sein ganzes Geschick und seine jahrhundertelange Erfahrung, um einen Plan zu entwickeln, von dessen Gelingen nicht nur sein eigenes Schicksal abhängt, sondern das der ganzen Galaxie …
Klappentext

Es gibt viele SF-Romane, die in der Nahen oder der näheren Zukunft spielen. Dies ist keiner davon. Ebenso wie Frank Herberts "Dune" geht Andreas Brandhorst mit seinem "Kosmotop" Jahrtausende in die Zukunft. Es existieren noch 14.722 Menschen, die von Aliens, den Incera, gejagt werden. Unsterblich, aber unfruchtbar und unfähig, sich fortzupflanzen, werden sie nach und nach immer mehr dezimiert. In ihrer zivilisatorischen Hochzeit haben die Menschen KIs erschaffen, die sich jetzt in gigantischen Maschinenzivilisationen im Kern der Galaxis weiterentwickeln.

Als das Kosmotrop, ein Gebilde, das Perry-Rhodan-Leser unproblematisch als "Schwarm" identifizieren, in die Galaxis eindringt, werden alle Zivilisationen aufgestört und lange schwelende Ressentiments plötzlich offen ausgetragen. Ein (!) Mittelpunkt dieser Konflikte ist Corwain Tallmaster, 18. Klon dieses Namens. Um ihn herum erzählt Andreas Brandhorst eine faszinierende Geschichte, die mit einer neuen Hoffnung für die am Ende nur noch 2.500 Köpfe zählenden Letzten Menschen abschliesst.

Wie in seinen bisherigen Romanen auch wird der Leser von Brandhorst sofort, unvermittelt und ohne Infodumps in das Geschehen hineingeworfen. Das ist nicht jedermanns Sache, viele SF-Fans, die alles haarklein und exakt erklärt haben möchten, haben das Buch nach einigen Seiten wieder beiseitegelegt. Aber genauso wie "Dune" oder "Ringworld" erschliesst sich das Brandhorstsche Universum nach und nach im Verlaufe der Story, ohne daß allerdings alles und jedes erklärt und historisch abgeleitet wird. Für viele Leute ein No-Go, für den beleseneren SF-Liebhaber allerdings genau das Richtige.

"Das Kosmotop" liest sich über weite Strecken sehr schwermütig. Die Lage der Menschheit ist deprimierend und Andreas Brandhorst fängt diese Stimmung genial ein. Erst als sich Corwain vom Friedensstifter zum Krieger wandelt, kippt auch die Stimmung nach und nach in eine optimistischere Sicht der Dinge um. Weniger durch die Action an sich, sondern mehr durch die Unmittelbarkeit des Lebens, die Corwain, seiner Unsterblichkeit beraubt, plötzlich ausstrahlt. Ich bin mir nicht sicher, ob das vom Autor so beabsichtigt ist, mir hat es jedenfalls gefallen.

Ebenso wie die Sexszenen. Andreas Brandhorst gelingt es, intime Momente detailliert und doch nicht schlüpfrig zu zeichnen, obwohl da nix ausgeblendet wird, sind diese Szenen weniger pornographisch als mehr romantisch. Das finde ich bemerkenswert, ein wirklich gelungenes Detail.

Und auch insgesamt ist der Roman gelungen, an keiner Stelle kommt Langeweile auf, die Schilderung der galaktischen Zivilisationen, tausende von Jahren von heute entfernt, ist das ganze Buch hindurch ein einziger Sense of Wonder. Ähnlich wie bei "Dune" ahnt man ganz vage etwas von den historischen Entwicklungen, insbesondere wenn man den Vorläufer-Roman "Kinder der Ewigkeit" gelesen hat. In meinen Augen ist "Das Kosmotop" ganz große geniale SF und wird von mir für den DSFP nominiert werden.

Lesezirkel zu "Das Kosmotop"

Sonntag, 8. März 2015

DSFP 2015 - Meine Nominierungen / Kurzgeschichten (02)

So, der Nominierungsschluss rückt immer näher. Da mir NOVA nicht mehr geläufig war und ich ungeschickterweise keinen Blogeintrag dazu erstellt hatte, habe ich die Stories nochmal gelesen. Da ist aber nichts beigewesen, das mir gefallen hat - was mir ziemlich harsche Kritik eingebracht hat. Aber erstens kann ich damit leben und zweitens mache ich genau aus diesem Grund meinen Entscheidungsprozeß öffentlich. Denn ansonsten poppen die Nominierungen des DSFP irgendwie aus dem Nichts heraus auf und alle nörgeln darüber rum.

Zunächst einmal meine Leseliste :

Herausgeber / AutorAnthologie / Story-Sammlung
Anja Bagus et.al.Aetherwestern
Arno BehrendSchuldig in 16 Fällen
Alisha Bionda [Hrsg.]Animals' World
Alisha Bionda / Guido Krain [Hrsg.]Funken der Unendlichkeit
Klaus Bollhöfener [Chefredakteur]phantastisch! 49-52
Constantin Dupien [Hrsg.]Mängelexemplare: Dystopia
Jürgen Eglseer [Hrsg.]Das Ende der Menschheit
Arno EndlerAm Anfang
Haitel, Michael (Hrsg.)p.graffiti
Hebben, Skora, Rößler (Hrsg.)Tiefraumphasen
Christian Heise [Hrsg.]c't 2-26/2013
Michael K. Iwoleit / Olaf G. Hilscher [Hrsg.]Nova 22
Sven Klöpping [Hrsg.]Bullet [MegaFusion]
Christoph Kotowski [Hrsg.]Ferne Welten 2
Rene Moreau [Hrsg.]Exodus 31
Ingrid Pointecker [Hrsg.]Intergalaktisches Seemannsgarn
Michael Schmidt [Hrsg.]Am Ende des Regens
Patrick Schön [Hrsg.]2112 - Geschichten aus einer dystopischen Zukunft
Norbert StröbeDer Durst der Stadt
Sven SvensonDer dritte Versuch
Sven SvensonDie Fremden von der Erde
Andreas ZwengelPanoptikum

Mit p.grafitti bin ich noch nicht viel weitergekommen, Brotjob und NOVA haben mich da sozusagen von abgehalten. Will ich aber noch zuende lesen. Und was ich in jedem Fall noch lesen will sind die "Tiefraumphasen", schon viel Gutes darüber gehört.

Meine vorläufige Nominierungsliste hat sich nicht wesentlich geändert. Allerdings habe ich gedanklich den Klöpping und den Voss schon abgeschrieben und den Behrend auf zwei Stories reduziert. Denn ich kann maximal 5 Kurzgeschichten nominieren, da müssen ein paar hinten runterfallen. Und so gut ich den Voss auch finde, er ist eine brilliante Hommage, einige der anderen Geschichten sind aber innovativer. Trotzdem bleiben alle Stories erst einmal in meiner erweiterten Liste, da gehe ich in Ruhe nächstes Wochenende nochmal ran. In jedem Fall drin ist aber der Krain, die Geschichte war einfach zu gut.

AutorStoryHerausgeber / AutorAnthologie / Story-Sammlung
Arno BehrendBubble-Gum-ExpressArno BehrendSchuldig in 16 Fällen
Arno BehrendDer Klang der PosaunenArno BehrendSchuldig in 16 Fällen
Arno BehrendMessefieberArno BehrendSchuldig in 16 Fällen
Arno BehrendIm FeuerkreisArno BehrendSchuldig in 16 Fällen
Guido KrainZombie auf KartoffelAlisha Bionda / Guido Krain [Hrsg.]Funken der Unendlichkeit
Dirk AltDie geheimsten BegierdenRene Moreau [Hrsg.]Exodus 31
Hans-Jürgen KuglerDie perfekte FrauRene Moreau [Hrsg.]Exodus 31
Vincent VossBulletSven Klöpping [Hrsg.]Bullet [MegaFusion]
Diane DirtRevengeSven Klöpping [Hrsg.]Bullet [MegaFusion]
Sven KlöppingCrime SponsoringSven Klöpping [Hrsg.]Bullet [MegaFusion]

DSFP 2015 - Meine Nominierungen / Romane (03)

Die Nominierungen kommen unaufhaltsam näher, nächstes Wochenende ist es so weit. Meine aktuelle Leseliste bei den Romanen sieht folgendermaßen aus :

AutorRomanZyklus
Anja BagusAethersymphonieAnnabelle Rosenherz 3
Anja BagusWaldeslustAnnabelle Rosenherz 3
Sean BeckzIn der Tiefe singen sie
Ralf BoldtDer Temporalanwalt
Nadine BoosDer Schwarm der TrilobitenD9E 4
Andreas BrandhorstDas Kosmotop
Darius BuechiliLucys VerwandlungGrenzgänger 1
Stefan BurbanIm Angesicht der NiederlageRuul 7
Stefan BurbanBrüder im GeisteRuul 8
Dietmar DathFeldeváye: Roman der letzten Künste
Tom DautDer gefallene ProphetAnno Salvatio 423 1
Tom DautDie Sinistra
Marc ElsbergZero - Sie wissen, was du tutst
Andreas EschbachDer Jesus-DealJesus-Video 2
Matthias FalkeKristall in fernem HimmelD9E 3
Matthias FalkeDer Terraformer
Jón FarasEuropaSolheim 1
Peter Georgas-FreyDie Heimkehr
Petra HaschaNamuhs
Tom HillenbrandDrohnenland
Alex JahnkeNeues aus Neuschwabenland
Inge K. Jung65 Die Entsorgung der Alten
Anette KannenbergDas Mondmalheur
Ralph KloosKolonie 7
Sylvia KamlVerschlagene FreundeGrauzone Erde 1
Sylvia KamlBlutfehdeGrauzone Erde 2
Daniel KrinkeJenseits der Götter
Frank LauenrothBlack Ice
Robin LiDer Grendel verbannt in alle Ewigkeit
Markus MayerDie Kapsel
Matthias NawratUnternehmer
Gecko NeumckeEin Totes im See'Bolo
Susanne Offermann-BurckartKonserviertes Leben
Markus OrthsAlpha & Omega
Niklas PeineckeDas Haus der blauen AschenD9E 2
Phillip PetersonTransport
Uwe PostSterne in Asche
Sören PrescherDer Flug der Archimedes
Leon ReiterJetzt
Jan ReschkeDie ummauerte Stadt
Ulrike SchmitzerEs ist die Schwerkraft, die uns umbringt
Claudia SchusterDie Schwärze hinter dem Licht
Klaus SeibelDas Erbe der ersten MenschheitErste Menschheit 2
K. T. SpreckelsenVernichtungRo'ha 1
Martin StottmeisterDie letzte KatastropheWeltenerbe 3
Rea SturmIloy
Andreas SuchanekHeliosphere 2265 Band 7-24
ThariotBrennende WeltenGenesis 2
ThariotDie verlorene SchöpfungGenesis 1
ThariotSonnenfeuer - Der Frieden war nah
Dirk van den BoomAufgehende SonneKaiserkrieger 7
Dirk van den BoomEin Leben für LeeluuD9E 5
Dirk van den BoomHabitat CCasimir Daxxel 2
Dirk van den BoomStürmischer HimmelKaiserkrieger 8
Dirk van den BoomTentakelreichTentakelkrieg 6
Sascha VennemannZeit-Gezeiten & Augenblicke und EwigkeitenEon 2
Nils WesterboerKernschatten

Wie gesagt, dieses Jahr ist es echt heftig, was alles an Romanen 2014 veröffentlicht wurde. Es sind aber, soweit ich das in unserer DSFP-internen Liste sehen konnte, alle Romane von der Jury gelesen worden. Die Nominierungen sind am nächsten Wochenende, bis dahin werde ich noch zusehen, den zweiten Roman von Anja Bagus zu lesen. Inwieweit der noch SF oder schon Fantasy ist, weiss ich noch nicht, aber angucken sollten wir vom Komitee uns den allemal. Und den Temporalanwalt will ich mir auch noch vornehmen, zumindestens oberflächlich. "Das Kosmotop" wollte ich aber in jedem Fall noch vor dem Termin lesen, denn Andreas Brandhorst ist doch immer für eine Überraschung gut. Hat sich auch gelohnt, aber davon später mehr.

Dieses Jahr kümmere ich mich auch um die Auswertungen für die Nominierungen, die ersten Stimmen sind schon eingegangen. Sieht interessant aus...

Stefan Burban : Brüder im Geiste



Stefan Burban : Brüder im Geiste
Atlantis 2014
Originalausgabe
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 310 Seiten, 14,90 €
alternativ als Taschenbuch und eBook erhältlich
Titelbild : Allan J. Stark


Die Ruul haben ihre Offensive erneut aufgenommen. Aus der Not heraus, die entstandenen Lücken schnell zu schließen, entscheidet sich das terranische Militär, auch weniger geeignete Rekruten einzuziehen und in Freiwilligenregimentern zu organisieren. Schlecht ausgerüstet und nur unzureichend ausgebildet, versehen diese Einheiten als Garnisonstruppen weit hinter den eigenen Linien ihren Dienst, um reguläre Truppen für den Einsatz an der Front freizustellen. Eine dieser Einheiten ist das 171. Freiwilligenregiment auf dem Planeten Alacantor. Doch dann suchen sich die Ruul ausgerechnet Alacantor als Ziel für einen ihrer Überfälle aus und plötzlich muss das 171. Regiment unter Beweis stellen, was es wirklich wert ist...
Klappentext

Der 8. Band des Ruul-Zyklus, diesmal mit einem Standard-Thema der Military SF. Auch dieser Roman ist spannend, obwohl die Geschichte relativ stark vorhersehbar ist. Tut aber dem Unterhaltungswert wenig Abbruch, hat Spaß gemacht, die Ruul-Geschichte weiterzulesen. Allerdings fielen mir so ein paar Ermüdungserscheinungen bei mir auf, irgendwie wiederholt sich das Ruul-Invasionsszenario doch zu sehr. Es bleibt abzuwarten, was Stefan Burban noch aus dem Setting herausholt, dieses Jahr sollen ja noch zwei weitere Ruul-Romane rauskommen.

Interessant bei diesem Roman als auch dem Vorgänger ist die Tatsache, daß man nicht nur zwanglos in die Geschichte reinkommt, sondern sofort wieder den gesamten Zyklus um die Ruul präsent hat. Das fand ich schon bemerkenswert, insbesondere als es bei einigen Romanen schon ein paar Jahre her ist, daß ich sie gelesen habe. Aber die Ruul-Stories sind wie ein alter bequemer Schuh, der einem beim Reinschlüpfen sofort hundertprozentig passt.

Unterhaltungswert, Unterhaltungsroman : Ja, genau das. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Stefan Burban versteht sich weniger als Literat und mehr als Geschichtenerzähler. Hauptaugenmerk ist eine flüssig erzählte, spannende Story, die nicht allzu trivial ist. In Ausnahmefällen ("Söldnerehre") kann das dann in ganz große SF/F umschlagen, im Normalfall bleibt es bei Unterhaltungsliteratur. Aber gerade weil es angenehme Unterhaltung ist, liest (und genießt) man solche Romane vielleicht sogar mehrfach. Geht mir jedenfalls so.

Der Ruul-Konflikt
Tödliches Kreuzfeuer
Düstere Vorzeichen
Nahende Finsternis
In dunkelster Stunde
Verschwörung auf Serena
Bedrohlicher Pakt
Im Angesicht der Niederlage
Brüder im Geiste
Zwischen Ehre und Pflicht (2015)
Sturm auf Serena (2015)

Stefan Burban : Tödliches Kreuzfeuer



Stefan Burban : Tödliches Kreuzfeuer
Atlantis 2014
überarbeitete Neuausgabe
Originalausgabe Langlhofer 2008
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 304 Seiten, 14,90 €
alternativ als Taschenbuch und eBook erhältlich
Titelbild : Allan J. Stark


38 Jahre nach dem Ende des blutigen Bürgerkriegs zwischen Erde und Mars erschüttert im Jahr 2135 eine Serie rätselhafter Anschläge die Marskolonie Neu-Johannesburg. Major David Coltor vom Militärischen Aufklärungsdienst wird entsandt, um die Vorfälle aufzuklären. Ihm zur Seite steht Major Rachel Kepshaw von der Abteilung für Innere Sicherheit.

Bereits kurz nach ihrer Ankunft wird beiden klar, dass auf dem Mars nichts so ist, wie sie es erwartet hatten. Warum lebt der gesamte Mars in einer Atmosphäre der Angst? Was haben der Marsgouverneur und sein zwielichtiger Sicherheitschef zu verbergen? Und warum ist die Miliz des Mars plötzlich bis an die Zähne bewaffnet? Als Coltor knapp einem Attentat entgeht und kurz darauf entführt wird, steht endgültig fest, dass die Situation dabei ist, aus dem Ruder zu laufen.

Als ein weiterer Anschlag erfolgreich verübt wird, setzt die Erde Truppen zur Aufrechterhaltung der Ordnung in Marsch.
Eine Eskalation scheint unausweichlich.
Klappentext

Auch der erste von Stefan Burban geschrieben Ruul-Band ist jetzt in einer überarbeiteten Fassung bei Atlantis erschienen. Lohnt sich ungemein, der Roman ist ein echter Pageturner, obwohl ich nächsten Tag um 06:00 aufstehen musste, habe ich bis 02:00 gelesen um zu wissen, wie es ausgeht. Das doppelte Lektorat hat diesem Roman echt gut getan, er liest sich spannend einfach nur so weg. Und wenn man auch die Geschichte grundsätzlich kennt (in den Folgebänden sind Anspielungen darauf), so war ich doch von der eigentlichen Ausführung positivst überrascht.

Fazit : Spannende Military-SF, ein gut gelungener Unterhaltungsroman. Aber dazu gleich mehr.

Der Ruul-Konflikt
Tödliches Kreuzfeuer
Düstere Vorzeichen
Nahende Finsternis
In dunkelster Stunde
Verschwörung auf Serena
Bedrohlicher Pakt
Im Angesicht der Niederlage
Brüder im Geiste (2014)
Zwischen Ehre und Pflicht (2015)
Sturm auf Serena (2015)

Samstag, 7. März 2015

Nova 22



Olaf G. Hilscher / Michael K. Iwoleit (Hrsg.) : Nova 22
nur als eBook verfügbar via Amazon verfügbar
herausgekommen Anfang 2014


Nova ist eines der Magazine, die in der Anfangszeit regelmäßig beim DSFP nominiert wurden. Das hat sich etwas gegeben, auch und gerade weil die Macher konsequent ihren eigenen Geschmack im Magazin umsetzen. Dieser entspricht aber nicht immer meinem, tatsächlich ist diese Nummer 22 nicht wirklich etwas für mich. Aber gehen wir einmal ins Detail :

Andrea Tillmanns : Noctonium für alle
Ein auf den Asteroiden neu gefundener Werkstoff scheint beliebig viel Energie aufnehmen zu können.
Fand ich gut, die Geschichte, aber das hatte Eschbach doch schon in den "Visionen" beschrieben. Nix Neues also, aber gut zu lesen.

Guido Seifert : Die silberne Dose No. 2
Ein alternder Professor stalked eine gutaussehende Frau aus dem Ghetto.
Diese Geschichte ist laut Autor als schwarze Komödie gedacht. So kam sie auch bei einigen Leuten an und wurde positiv gewertet. Insbesondere die fünfhebige Jamben, die - wie mir der Shockwaverider erklärte - in Deutschland für die Übersetzung der Blankverse von Marlowe oder Shakespeare genutzt werden, kamen gut an. Bei mir aber nicht, ich fand die Story altbacken, vorhersehbar und stilistisch affektiert. Mir entgeht auch die Komik, wenn ältere Professoren als geil auf junge Mädchen dargestellt werden. Schließlich ist das ebenso wie die sexuelle Ausnutzung von Abhängigen an deutschen Universitäten keinesfalls außergewöhnlich. Ganz davon abgesehen, daß die Geschichte langweilig ist, eine Sünde, die ich keinem Autoren so leicht vergebe.

Sami Salamé: Smithy & Archie
Ein Theaterspiel wirkt in die Realität hinein.
Aufgesetzte Möchtegern-Kultur ohne wirkliche Tiefe.

Steffen Koenig : 8:16
Ein zeitreisender Kriminieller landet in Hiroshima zum Zeitpunkt des Atombombenabwurf.
Vorhersehbar und moralinsauer. Allerdings gut erzählt.

Marian Ehret : Die Fukushima-Kriege
Erzählt wird die zukünftige Entwicklung der japanischen Geschichte, als zugelassen wird, daß die Fukushima-Katastrophe die japanischen Inseln und die Weltmeere vergiftet.
Also da weiss ich wirklich nicht, was ich von dieser Geschichte halten soll. Einerseits ist sie nicht wirklich gut erzählt, hat Mängel und Längen. Andererseits ist das Thema interessant, der Autor hat da einige bitterböse Schlüsse gezogen und Entwicklungen prognostiziert, die einem unbefangenen Leser die Gänsehaut den Rücken runterlaufen lassen. Inhaltlich wäre das hier auf jeden Fall ein Kandidat für den DSFP gewesen, stilistisch ist die Geschichte aber so suboptimal, daß ich davon Abstand nehme, "Die Fukushima-Kriege" zu nominieren.

Michael Marrak : Der mechanische Dybbuk
Eine Fortsetzung der Marrak-Geschichte aus den letzten zwei Bänden. Sollte man nicht ohne die vorhergehenden Teile lesen. Ich warte ab, bis der gesamte Roman veröffentlicht wird und sage dann was dazu.

Mike Resnick : Credo
Ein Roboter wird zum gläubigen Christ – und deshalb von der Kleinstadtgemeinde, in der er lebt, aus Angst vor dem Andersartigen umgebracht.
Tja, und hier sieht man sehr schön, was vielen deutschen Autoren einfach fehlt. Sie schreiben moralinsauer mit dem erhobenen Zeigefinger und haben den Anspruch, LITERATUR zu schreiben. Und dabei vergessen sie völlig, daß es eigentlich darum geht, eine intelligente Geschichte zu erzählen. Mike Resnick kann das, diese Story sollte eigentlich den Abschluß einer jeden Asimov-Roboter-Anthologie bilden, denn Resnick projiziert die Asimovschen Ideen einfach eine Stufe weiter. Gleichzeitig schreibt er gegen Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit an, ein Thema, das heutzutage aktueller denn je ist.

Abgerundet wird NOVA 22 durch einen Artikel über afrikanische SF eines neuen Autors und Nachrufe auf 2013 gestorbene SF-Titanen. Gut geschrieben, aber wenn ich was über afrikanische SF lesen will, hätte ich doch lieber einen größeren Überblick und vielleicht einen Storyabdruck.

Insgesamt fällt mir zu dieser Nummer nur eines ein : Vieles ist Geschmackssache.

Am besten wird dies durch einen Kommentar von Michael K. Iwoleit, einem der Macher dieser Ausgabe, aus dem SF-Netzwerk ausgedrückt :
Tja, hätte uns je interessiert, was massenkompatibel ist, würden wir keine SF-Stories veröffentlichen, sondern
Fantasyschinken voller Zwerge und Elfen. Der Szene wären dadurch einige interessante Autoren verloren gegangen,
die sich in Nova ihre ersten Meriten verdient haben.

Wie seit zehn Jahren schon liegt der Auswahl nicht der Geschmack des gemeinen SF-Lesers zugrunde, der in ersten Linie
an der Befriedigung trivialer Zerstreuungsbedürfnisse interessiert ist und sich aus deutscher SF sowieso nichts macht,
sondern die Erfahrung von Leuten, die sich bereits professionell mit SF beschäftigt haben, als die meisten heutigen SF-Fans
noch im Laufstall rumgelaufen sind. Auch wenn's manchen nicht paßt, machen wir, was wir wollen. [...]

Ein Problem haben wir allerdings wirklich: Wir bekommen kaum starke Stories unter 10 Seiten Länge angeboten. Alle
überdurchschnittlichen Stories in letzter Zeiten waren etwas länger. die wenigen brauchbaren Shorts mehr oder weniger
mittelprächtig. Da wir mit dem arbeiten müssen, was wir bekommen, können wir diesen Trend kaum beeinflussen. Ich
würde mir auch wünschen, daß wir ein Magazin ausschließlich mit Stories auf dem Niveau von Guido Seiferts Geschichte
füllen könnten, aber das gibt die Szene nicht her - insbesondere auch weil einige begabte Autoren entmutigt sind und in
letzter Zeit nicht viel geschrieben haben. Ein Magazin, das halbwegs regelmäßig erscheinen soll, muß immer mit dem
arbeiten, was zum gegebenen Zeitpunkt vorliegt.
Michael K. Iwoleit

Nichtsdestotrotz stellt sich gerade im Vergleich mit der Story von Mike Resnick deutlich dar, daß es in Deutschland stärker um den Stil und weniger um die Inhalte geht. Denn die Geschichten sind ja alle ganz nett, aber inhaltlich waren alleine "Die Fukushima-Kriege" überragend. Das hat auch nichts mit Massentauglichkeit zu tun, es fehlt vielfach an Inspiration. Und es hilft nichts, dies durch Affektiertheit zu ersetzen, irgendwer sieht immer "Des Kaisers neue Kleider". Aber warten wir einmal ab, wie die nächste NOVA-Nummer wird.

Ich hoffe allerdings, daß sie einfacher zu finden ist. Denn der unprofessionelle Dilettantismus der NOVA-Macher im Vermarkten oder auch nur Zugänglichmachen ihres Produkts ist echt unglaublich. Das fiel mir auf, als ich die bibliographischen Informationen zu dieser Ausgabe suchte. Nicht einmal auf Amazon war eine halbwegs saubere Kurzbeschreibung vorhanden. Da sind Self-Publisher wie Anja Bagus und Anette Kannenberg schon deutlich einfach im Netz zu finden. Liebe Leute : Wenn ihr nicht zu den Lesern geht, werdet ihr auch nicht gelesen. Denn, wie Dirk van den Boom so treffend sagte, ab Gewerbeanmeldung und ISBN ist das kein "goddamn hobby" mehr, sondern ein "goddamn business". Und da erwarte ich ein bißchen mehr Professionalität.