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Sonntag, 28. Oktober 2012
Kevin J. Anderson & Doug Beason : Trinity
Kevin J. Anderson & Doug Beason : Trinity
Aus dem Amerikanischem von Heinz Zwack
Titelbild von Timo Kümmel
Atlantis 2012, Originalausgabe 1991
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 330 Seiten, 16,90 €
Paperback-Ausgabe : ISBN 978-3-941258-98-3, 13,90 €
Durch eine unfreiwillige Zeitreise gelangt eine Atomkraftgegnerin in die Zeit des Trinity-Projekts zurück. Doch das Verhindern des Baus der ersten Atombombe (bzw. die Versuche, den Bau zu verhindern), führt zwar zu einer Änderung der geschichtlichen Abläufe, aber nicht zu einer besseren Welt.
Nach dem "Leviathan" von Oliver Henkel ist dies der zweite Alternate History-Roman aus dem Atlantis-Verlag, den ich dieses Jahr lese. Dabei muß ich zugeben, daß dieses Subgenre für mich als Leser von SF&F und historischen Romanen durchaus etwas bietet – auch wenn es meiner Einschätzung nach zwar definitiv Phantastik, aber ebenso definitiv weder Science Fiction noch Fantasy ist.
Aber über diese Einordnung lässt sich trefflich streiten und das exakte Schubkästchen ist weder für den Genuß des "Leviathan" noch den von "Trinity" relevant. Beide Romane lesen sich flüssig, das Was-wäre-wenn ist in beiden Szenarios faszinierend. Im Gegensatz zum Stilisten Henkel bieten Anderson und Beason hier jedoch einen deutlich actionreicheren Roman. Dies gelingt ihnen auch deshalb, weil sie beim Leser eine zumindestens grobe Kenntnis der tatsächlichen geschichtlichen Ereignisse in den USA als auch Deutschland voraussetzen. Sie halten sich nicht mit den (selbst Lesern mit Geschichtskenntnissen oftmals nicht in jeder Einzelheit vertrauten) Geschehnissen und Zusammenhängen auf, sondern schreiben frisch von der Leber weg. Dabei, und das finde ich gerade für US-amerikanische Autoren bemerkenswert, beweisen Anderson und Beason hier eine sehr detaillierte Kenntnis der Geschehnisse und der Gesellschaft in Nazi-Deutschland. Im Gegensatz zu dem Deutschland-Roman des Invasions-Zyklus von John Ringo kriegt der informierte Leser hier ob grober geschichtlicher Schnitzer nicht die Krise. Auch das von den Autoren vermittelte Feeling des Deutschland in den letzten Kriegsjahren entspricht der Geschichtsforschung und ist an keiner Stelle geschönt.
Auffallend gelungen empfand ich hier den "Schlag des Schmetterlingsflügels", mit dem Anderson und Beason die Geschichte ändern. Eine unbedachte Äußerung der Atomkraftgegnerin in den Staaten führt zum Tod von Professor Heisenberg, zu einem Angriff mit nuklear verseuchtem Material auf New York und schlußendlich zum Abwurf von Atombomben über Europa und der Benutzung taktischer Atomwaffen in Vietnam. Genüßlich schreiben die Autoren die Weltgeschichte ab 1942 um. Dabei ist der neue Lauf der Ereignisse angenehm konsistent, so daß der Leser einerseits den Spaß der Autoren nachvollziehen und andererseits die logische Folge der Ereignisse verstehen kann. Der Weg in eine andere, nicht notwendig bessere (und in meinen Augen sogar deutlich schlechtere) Welt ist mit guten Vorsätzen gepflastert – die nach und nach einer brutalen Realität weichen müssen. Dies hier, diese unsere Realität, ist die beste aller Welten. Das zumindest ist das Fazit, daß ich für mich aus diesem Roman ziehe. Nicht nur deshalb halte ich "Trinity" für einen besonders gelungenen Parallelweltroman, den ich jedem nur wärmstens empfehlen kann.
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