Seiten

Samstag, 1. Dezember 2012

SF-Weihnachtsgeschenke (I)



Es ist wieder soweit, die Zeit des Schenkens beginnt. Wie wäre es denn mit exclusiver Unterwäsche von Etsy.com ? "Widerstand ist zwecklos !" - andererseits : Wer will hier schon widerstehen ?

Internet-Rechtsschutz

Die ARAG hat ein neues Produkt : Den Internet-Rechtsschutz für den privaten Nutzer.
Lt. ARAG.de ist folgendes abgesichert :
Schadenersatz-Rechtsschutz
Wir helfen z.B., wenn jemand an Ihre Daten gelangt ist und sie unbefugt nutzt oder jemand Ihren Ruf schädigt.
Unterlassungs-Rechtsschutz
Wir sorgen dafür, dass Sie Unterlassungsansprüche geltend machen können, z.B. bei Verleumdung oder Identitätsklau.
Vertrags-Rechtsschutz
Wir stärken Ihre Rechte als Privatperson rund um Ein- und Verkäufe oder Buchungen im Netz.
Aktive Strafverfolgung
Wir helfen Ihnen, die Verursacher von Mobbing und Rufschädigung zur Verantwortung zu ziehen.
Urheber-Rechtsschutz
Wir zahlen eine anwaltliche Beratung bei Abmahnung wegen irrtümlichem Download oder angeblichem Verstoß gegen Urheberrechte.
Straf-Rechtsschutz
Wir übernehmen bei einem Strafverfahren gegen Sie und Ihre Familie die Anwaltskosten wegen Mobbing-Vorwürfen im Internet oder angeblichen Urheberrechtsverstößen.
Rufretter fürs Netz
Wir vermitteln Ihnen einen Anwalt, wenn Ihre Online-Reputation auf dem Spiel steht. Er sorgt für die Löschung der entsprechenden Daten.
Quelle

Mir ist zwar nicht ganz klar, wie gut diese Versicherung tatsächlich ist (dafür bin ich nicht Experte genug), aber ich halte das für eine gelungene Idee. Insbesondere als die ARAG-Website mir den Eindruck vermittelt, man würde eher versuchen, Probleme außergerichtlich in Gesprächen zu beseitigen als Kosten durch Anwälte und Gerichte zu verursachen. Es bleibt abzuwarten, inwiefern die neue ARAG webaktiv-Versicherung den Privatnutzern tatsächlich hilft. Ich werde auf jeden Fall einmal nachfragen, inwieweit diese Versicherung in meiner Familienrechtsschutzversicherung enthalten ist.

Montag, 26. November 2012

Klassiker in Neuauflage : Clark Ashton Smith



Clark Ashton Smith : Die Stadt der singenden Flamme
FESTA-Hardcover mit Lesebändchen, ca. 400 Seiten, 28,- €
ISBN 978-3-86552-083-8
Leseprobe

Inhalt
Stephen Jones: Die vergessenen Welten des Klarkash-Ton
Über Fantasy (Briefauszug)
Aus den Grüften der Erinnerung
Die Stadt der Singenden Flamme
Jenseits der Singenden Flamme
Das neunte Skelett
Der malaiische Kris
Die Abscheulichkeiten von Yondo
Die Auferweckung der Klapperschlange
Die Schrecken der Venus
Will Murray: Das Hyperborea von Clark Ashton Smith
Die Geschichte des Satampra Zeiros
Die Muse von Hyperborea
Das Tor zum Saturn
Das Manuskript des Athammaus
Das wunderliche Schicksal des Avoosl Wuthoqquan
Ubbo-Sathla
Der Eisdämon
Die sieben Banngelübde
Die weiße Seherin
Die Ankunft des weißen Wurms
Der Raub der neununddreißig Keuschheitsgürtel
Scott Connors und Ron Hilgers: Anmerkungen zu den Erzählungen

Clark Ashton Smith : Die Grabgewölbe von Yoh-Vombis
FESTA-Hardcover mit Lesebändchen, ca. 400 Seiten, 28,- €
ISBN 978-3-86552-089-0
Leseprobe

Inhalt
Die unentdeckte Insel
Das Ungeheuer aus der Prophezeiung
Der Brief aus Mohaun Los
Das Gorgonenhaupt
Die Epiphanie des Todes
Eine nekromantische Geschichte
Die Unsterblichen des Merkur
Ein Leichnam zuviel
Die namenlose Ausgeburt
Die Knospen des Grabes
Will Murray: Der Mars-Zyklus von Clark Ashton Smith
Die Grabgewölbe von Yoh-Vombis
Der Herrscher der Tiefe
Vulthoom
E. Hoffman Price: Erinnerungen an Klarkash-Ton
Scott Connors und Ron Hilgers: Anmerkungen zu den Erzählungen


Neben den Howard-Ausgaben kommt seit kurzem bei FESTA auch eine Reihe mit den gesammelten Erzählungen von Clark Ashton Smith heraus. Da Festa sich bereits seit längerem um H.P. Lovecraft kümmert, fehlt jetzt eigentlich nur noch Arthur Machen, um den Phantastik-Liebhaber mit klassischen Autoren vollständig zu verwöhnen.

Clark Ashton Smith war neben Lovecraft, Howard und Machen einer der Autoren, die den klassischen Horror des beginnenden 20. Jahrhunderts maßgeblich mitgeprägt haben. Tatsächlich gehen viele Teile des Cthulhu-Zyklus auf ihn zurück. Dabei sind seine Stories deutlich in der Phantastik verwurzelt, im Gegensatz zu Howards Abenteuergeschichten mit phantastischem Einschlag etwa. Bemerkenswert ist das Feeling, daß er mit seinen Stories und Gedichten zum Leser transportiert. Während bei Howard Held und Geschichte immer bodenständig bleiben, wird Smith ... phantastisch :

The force of suns had waned beyond recall.
Chaos was re-established over all,
Where lifeless atoms through forgetful deeps
Fled unrelated, cold, immusical.

Above the tumult heaven alone endured;
Long since the bursting walls of hell had poured
Demon and damned to peace erstwhile denied,
Within the Abyss God's might had not immured.

(He could but thwart it with creative mace. . . .)
And now it rose about the heavenly Base,
Mordant at pillars rotten through and through
Of Matter's last, most firm abiding-place.

Bastion and minaret began to nod,
Till all the pile, unmindful of His rod,
Dissolved in thunder, and the void Abyss
Caught like a quicksand at the feet of God !
Abyss triumphant, 1912

Bei Festa erscheint jetzt das Gesamtwerk im Sinne von "Gesammelte Erzählungen". Die Ausstattung selber lässt keine Wünsche offen, ebenso wie die Howard-Bände macht es einfach Spaß, das Hardcover in die Hand zu nehmen. Hier hat man sich aber deutlich mehr Mühe gegeben, als mit den Howardschen Abenteuergeschichten. Der erste Band beginnt mit einer bebilderten (!) Bio-Bibliographie und jede der Kurzgeschichten enthält im Anhang einen kurzen kommentierten Absatz zu der Story an sich und zu einzelnen Stellen. Sehr gelungen, sehr empfehlenswert, extrem nachahmenswert !!!

Statt mich hier jetzt groß über Clark Ashton Smith, Poet, Autor, Bildhauer, auszubreiten, geben ich lieber ein paar Links an. Ansonsten kann ich "Die Stadt der singenden Flamme", den ersten Band der FESTA-Gesamtausgabe nur empfehlen, die Bio-Bibliographie von Stephen Jones ist nicht nur ausführlich, sondern auch unbedingt lesenswert.

Links
Wikipedia : Clark Ashton Smith
Wikipedia : Clark Ashton Smith - Bibliographie
Wikipedia : Wikisource mit frei zugänglichen Werken von CAS
The Eldritch Dark - Eine Fansite mit Studien zu CAS
Collecting Clark Ashton Smith - Ein Artikel auf dem "Kimmerier"
The Fantasy Cycles of Clark Ashton Smith - Eine Artikelserie auf Black Gate

Sonntag, 25. November 2012

Klassiker in Neuauflage : Robert Ervin Howard



Robert E. Howard : Das Volk der Finsternis
Hardcover mit Leseband, aktuell 3. Auflage, 352 Seiten, 28,- €
Aus dem Amerikanischem von Doris Hummel
FESTA-Verlag, ISBN 978-3-86552-062-3
Leseprobe
Inhalt
Volk der Finsternis
Schaufelt mir kein Grab
Wolfsgesicht
Das Feuer von Asshurbanipal
Der Schatten der Bestie
Die Kobra aus dem Traum
Die Hyäne
Das kleine Volk
Der Fluch des Meeres
Aus der Tiefe
Speer und Reißzähne
Die Traumschlange
Die Kreatur mit den Hufen
Der Schwarze Bär schlägt zu
Das Grauen aus dem Hügelgrab
Der Mond von Zambebwei
Brief von R. E. Howard an WEIRD TALES
Brief von H. P. Lovecraft an R. E. Howard
Brief von R. E. Howard an H. P. Lovecraft

Robert E. Howard : Tote erinnern sich
Hardcover mit Leseband, 352 Seiten, 28,- €
Aus dem Amerikanischem von Heinz Zwack
FESTA-Verlag, ISBN 978-3-86552-090-6
Leseprobe
Inhalt
Das Hügelgrab auf der Landzunge
Casonettos letztes Lied
Dermods Verderben
Das Tal der Verlorenen
Der Mann auf dem Boden
Das Herz des alten Garfield
Kelly, der Zaubermann
Tote erinnern sich
Schemen im Dunkel
Der Fluch des goldenen Schädels
Das Schädelgesicht
Die rechte Hand der Verdammnis
Schädel inmitten der Sterne
Schritte im Grabmal
Die Berge der Toten
Klappernde Knochen
H. P. Lovecraft: In Memoriam: Robert Ervin Howard
Christian Endres: Dunkle Träume aus Texas


Robert E. Howard : Der schwarze Hund des Todes
Hardcover mit Leseband, Erscheinungsdatum 2. Quartal 2013, 352 Seiten, 28,- €
Aus dem Amerikanischem von Michael Weh
FESTA-Verlag, ISBN 978-3-86552-131-6
Inhalt (voraussichtlich)
Der schwarze Hund des Todes
Delenda Est
Die Kämpfer von Walhalla
Die Stimme von El-Lil
Das Ding auf dem Dach
Die Höllentauben
Das Königreich der Schatten
Das Tal des Wurmes
Unruhige Gewässer
Die Berührung des Todes
Golnor der Affe
Die Angst, die danach kommt
Schwingen in der Nacht
Die blaue Flamme der Rache
Bonusmaterial


In der letzten Zeit ist insbesondere an Klassikern wieder einiges an faszinierenden Ausgaben herausgekommen. Dazu gehören auch einige schöne Ausgaben des Festa-Verlages. Die erste, die ich hier kommentieren möchte, ist die Howard-Ausgabe.

Robert Ervin Howard ist ein texanischer Autor der Phantastik. Geboren 1906 kannte er einige der letzten Gunfighter ebenso wie die tough guys der Erdölfelder noch persönlich - und erschuf nach ihrem Vorbild Figuren wie Conan, Kull, Solomon Kane oder Beckinridge Elkins. Als Zeitgenosse von H.P. Lovecraft wurde er von seinen Horrorgeschichten beeinflusst - und beeinflusste im Gegenzug Lovecraft durch seine viktorianischen Gruselgeschichten und phantastischen Western.

Sein größter Erfolg ist aber zweifelsohne die Geschichten um Conan und das Hyperboreische Zeitalter, mit dem er das Genre "Sword&Sorcery" sozusagen erfand. Nach seinem Selbstmord 1936 wurde die Geschichten zunächst nach Notizen von Howard durch Lin Carter, L.S. de Camp, Ramsey Campbell und andere weitergeschrieben. Dann kamen eigene Geschichten dieser Autoren dazu, dann eigene Romane anderer Autoren und heutzutage hat sich das Conan-Universum mit einer ganz eigenen Dynamik selbstständig weiterentwickelt. Dabei ist es faszinierend, die Howard-Conan-Stories mit denen von de Camp oder Carter zu vergleichen, man merkt, daß Howards Conan deutlich weniger zivilisiert ist.

In Deutschland kamen die Conan-Stories bereits früh im Rahmen der Heyne SF&F-Serie heraus. Nach dem Erfolg des Schwarzenegger-Conans kam hier eine Neuauflage mit vielen Zusatzmaterialien und -artikeln heraus, die ich nur empfehlen kann. Im Gegensatz zu späteren Ausgaben ist man hier noch relativ nahe am Original-Conan dran. Weiter hat der Pabel-Verlag viele der anderen Geschichten um Solomon Kane, Kull von Atlantis und Bran Mak Morn innerhalb der TERRA FANTASY-Reihe verlegt. Bis vor kurzem waren dies die einzigen Fantasy-Stories in deutscher Übersetzung außerhalb des Conan-Zyklus. Wobei allerdings der Heyne-Verlag nicht vergessen werden sollte. Und zwar nicht die SF&F-Reihe, sondern die Western-Taschenbücher. Hier erschienen in den 80ern als Nummern 2634 und 2731 zwei Bände mit einem Auszug des Western-Oeuvres von Robert E. Howard.

Obwohl in den 70ern und 80ern einiges von Howards Geschichten erschienen sind, ist längst nicht alles ins Deutsche übersetzt worden. Diese Lücke beginnt jetzt der Festa-Verlag zu schließen. Die ersten beiden Bände mit Stories von REH sind bereits erschienen, der nächste Band soll im 2. Quartal 2013 folgen. Von diesen Stories sind viele deutsche Erstveröffentlichungen, andere Neuübersetzungen. Als alter Howard-Fan habe ich die beiden Hardcover genossen, um so mehr als die Präsentation in Pseudo-Leder-Optik mit Lesebändchen durchaus dem Thema angemessen ist. Abgerundet wird der Band durch den Abdruck von Briefen von Howard an Lovecraft und an den Redakteur der "Weird Tales". Kann man nur weiterempfehlen, wer für einen Fantasy-Fan noch Weihnachtsgeschenke sucht (oder sich selber etwas Gutes tun will), ist hiermit bestens bedient.

Ein Wort noch zu der Klassifizierung "Horrorgeschichten" : Howard lebte zu Beginn des 20. Jahrhunderts und ist mit seinem Grusel noch voll im 19. Jahrhundert verhaftet. Der moderne Mensch des 21. Jahrhunderts kann diesen klassischen Gruselfaktor oftmals nicht nachvollziehen, man ordnet sie heutzutage unter "Abenteuergeschichten mit Gruseleffekt" ein. Dies ist kein Manko (überhaupt nicht, mir gefallen diese Abenteuergeschichten besser als diverse aktuelle Horror-Romane), man sollte nur nicht mit falschen Erwartungen an die Geschichten herangehen.

Links
Christian Pree : Deutsche Ausgaben von REH
Rusty Burke : A Short Biography of Robert E. Howard
The Robert E. Howard United Press Association
Cross Plains : Howard-Museum
Wikipedia-Eintrag REH
Wikipedia-Eintrag REH-Bibliographie inkl. Links zu online verfügbaren Howard-Stories
REH im Internet-Archiv

Mittwoch, 21. November 2012

Weihnachten wirft seine Schatten voraus ...

Marzipan-Quark-Stollen

Noch drei Wochen, dann wird er geschlachtet !

Mittwoch, 7. November 2012

Warhammer 40.000 - Leseeindrücke (IV)

Im ersten Moment ist es irritierend, daß die "Warhammer 40.000" – Autoren auch (meistens) nur Warhammer-Romane schreiben.
Allerdings kristallisiert sich nach längerem Lesen, dem Stöbern nach Sekundärinformationen und dem mehrfachen Studium von Vor- und Nachwörtern heraus, daß eben diese Konzentration auf ein einziges Universum und einen einzigen Verlag (die "Black Library" von Games Workshop) wohl gute künstlerische Gründe hat.
Soweit ich als Außenstehender das beurteilen kann, liegt der Hauptgrund der Konstanz der Autoren (und der damit einhergehende relativ hohe Output) wohl hauptsächlich an den Möglichkeiten, die Games Workshop den Autoren bietet, die Betreuung der Autoren durch die Mitarbeiter der "Black Library" und der künstlerischen Selbstverwaltung durch gemeinsam organisierte Autorenkonferenzen und Exposes.
Besonders auffällig ist dies für den deutschen Leser, wenn er die Einzelausgaben mit den Omnibusausgaben des Heyne-Verlages vergleicht. Die Omnibus-Ausgaben, etwa "Inquisitor", "Eisenhorn" oder "Ravenor", enthalten neben den bereits früher veröffentlichten Romanen auch immer zusätzliche Kurzgeschichten als deutsche Erstveröffentlichung. Und dies ist keine Geldschneiderei des Heyne-Verlags, sondern eine saubere Umsetzung der englischen Omnibus-Ausgabe, die zusätzlichen (Übersetzungs-) Aufwand erfordert.
Vielleicht sollte ich mir die monatlich erscheinenden W40K-Magazine, in denen die Kurzgeschichten als Erstveröffentlichung erscheinen, mal besorgen. Es scheint mir in jedem Falls so, als würde GW hier entgegen dem Trend Autoren ein Forum für Kurzgeschichten bieten. Und das finde ich gut.

Dienstag, 6. November 2012

Dan Abnett : Eisenhorn


Sammelband

Dan Abnett : Eisenhorn
Xenos / Malleus / Hereticus
Aus dem Englischem von Christian Jentzsch
Originalausgaben 2001-2002, Deutsche Erstausgaben 2008
Heyne-Taschenbuch, 400-450 Seiten, 7,95 €
Leseprobe Malleus
Leseprobe Hereticus


Die Inquisition – gefürchtet, gehasst und gefährlich. Sie wacht über das Imperium der Menschheit im 41. Jahrtausend und stürmt wie ein rächender Schatten gegen die finsteren Mächte des Chaos. Inquisitor Gregor Eisenhorn ist einer ihrer loyalsten Diener – bis er ein Rätsel lösen muss, das ihn in die Grenzbereiche zwischen Gut und Böse führt …
Klappentext des Sammelbands

Langsam verstehe ich, warum Dan Abnett nur im W40K-Universum schreibt. Die Romane um den Inquisitor Gregor Eisenhorn und seine Truppe sind nämlich keine W40K-spezifischen, sondern reinrassige SF-Krimis, die prinzipiell in jedem beliebigem Universum hätten spielen können. Dadurch, daß Abnett aber den allseits bekannten Hintergrund des Imperiums der Menschheit im 40. Jahrtausend nutzt, erspart er sich das World Building und kann sich stärker auf die Story und die Charaktere fokussieren. Dies kommt den Romanen insgesamt sehr zu Gute.

Mir persönlich sind beim Lesen dieser als auch der nachfolgenden Romane um Gideon Ravenor sofort Filme bzw. Schauspieler vor dem geistigem Auge erschienen. Die Eisenhorn-Romane haben bei mir den Eindruck einer Mixtur aus Humphrey Bogart im klassischem Film Noir und Bruce Willis im "Die Hard"-Franchise hervorgerufen. Ich finde, die Geschichten haben etwas von der Bogartschen Coolness und der körperbetonten Action eines etwas älteren Willis etwa aus "Die Hard 4". Und bei dem Ablauf der einzelnen Handlungen fühle ich mich sehr stark an Chandlers Geschichten erinnert. Nichts ist wirklich so, wie es offensichtlich zu sein scheint und irgendwo lauert doch immer eine überraschende Wendung – die der Protagonist aber cool unter Kontrolle hat. Mir hat diese Gemengelage jedenfalls viel Spaß gemacht und mich voll motiviert, den Nachfolger "Ravenor" gleich hinterherzuschieben.

Falls dies hier zufällig von einem Mitarbeiter des Heyne-Verlags gelesen wird : So gut und ausführlich die Präsentation der lieferbaren Bücher des "Warhammer 40.000"-Zyklus auch ist, so nervt es doch ein bißchen, wenn (kurzzeitig) nicht mehr lieferbare Bücher sofort auch nicht mehr angezeigt werden. Rein aus dokumentarischen Gründen würde ich mir doch ein längeres "Verfallsdatum" der Romanseiten wünschen. Und sei es nur, um auf die dort vorhandenen Leseproben zu verweisen.

Montag, 5. November 2012

Markus K. Korb & Christian Krank : Schock



Markus K. Korb & Christian Krank : Schock
Stories : Markus K. Korb
Titelbild & Grafiken : Christian Krank
Paperback im Überformat, ca.188 Seiten, ISBN 978-3-86402-043-8, 14,90 €
Hardcover-Ausgabe ohne ISBN, nur über den Verlag erhältlich, 19,90 €
Atlantis 2012



Wenn sich der Geisterkutscher nachts aus dem Sumpf erhebt, Kinder ein namenloses Grauen auf dem eingeschneiten Einsiedlerhof bekämpfen, der Fußballplatzwart von nackten Alien-Frauen bedroht wird und im leerstehenden Hotel merkwürdige Geräusche zu hören sind …
… dann ist es an der Zeit für SCHOCK! - 13 schockierende Storys vom Friedhof der Finsternis.

Geschrieben von Markus K. Korb in der Tradition der "Horror"-Comicreihe, illustriert in ebensolcher Manier von Christian Krank und erzählt vom Totengräber, dem "Gravedigger".

Schaurig, schrecklich, SCHOCK!ierend
(Klappentext)

"Schock" ist eine Hommage an das Comic-Magazin "Horror", das zwischen 1972 und 1984 in Deutschland erschien. Hier wie dort sind einfachste, auf das Ende hin konzipierte Geschichten enthalten. In "Schock" allerdings keine Comics, sondern Stories, die in jeder Faser das Lebensgefühl der 70er atmen. Jede einzelne davon ist exakt durchkomponiert und bringt die Pointe exakt auf den Punkt. An einigen wenigen Stellen schimmert das tatsächliche Alter der Geschichten durch, etwa wenn in einer "Kinder"geschichte der Begriff "Sarkophag" statt "Sarg" benutzt wird.

Wunderbar dazu passend sind die Innenillustrationen. Die Cover des fiktiven Magazins "Schock" sind stilistisch und in der Farbwahl derartig gut getroffen, daß ich beim ersten Blick in den Band ganz irritiert war und mich fragte, ob da irgendetwas an mir vorbeigegangen wäre. Den Vogel abgeschossen haben die beiden Autoren jedoch mit ihrer chtulhoiden Verballhornung der ganzseitigen "Sea Life"-Anzeigen der 70er. Allein dafür lohnt sich der Kauf dieses "Sammelbands".

Insgesamt eine wunderschöne Ausgabe für Leute meines Alters (ich bin Jahrgang '60) und das Weihnachtsgeschenk für den Phantastik- oder Horror-Fan, der ansonsten schon alles hat.

Sonntag, 4. November 2012

An Unexpected Briefing

Falls irgendwer diese geniale Werbung für Neuseeland, getarnt als Flugsicherheits-Video, noch nicht gesehen hat, bitte :
Motiviert irgendwie, den nächsten Urlaub zu planen ...

Dienstag, 30. Oktober 2012

Warhammer 40.000 : Ragnar Graumähne



William King : Ragnar Greymane
Wolfskrieger (Space Wolf)
Ragnars Mission (Ragnar's Claw)
Der Graue Jäger (Grey Hunter)
Wolfsschwert (Wolfbane)
Originalausgaben 1999-2003, Deutsche Erstausgaben 2002-2004
Aus dem Englischen von Christian Jentzsch
HEYNE-Taschenbuch, ca. 350 Seiten, 7,95 €
ISBNs : 978-3-453-21318-0, 978-3-453-86356-9, nicht lieferbar, 978-3-453-52011-0


Ragnar ist ein Barbar, der in einer Wikinger-Gesellschaft auf dem Planeten Fenris lebt. Nachdem sein Dorf zerstört und seine Angehörigen verschleppt wurden, wird er für den Astartes-Orden der Space Wolves rekrutiert. Genetisch zu einem Space Marine umgebaut erlebt er die Kämpfe des Imperiums im 40. Jahrtausend menschlicher Zeitrechnung.

Mit dem ersten Roman hiervon hatte ich bei meiner Lesung der W40K-Romane begonnen und ihn nach relativ kurzer Zeit weggelegt : Mir fehlten die Grundlagen, ich konnte ihn nicht richtig genießen. Jetzt, nachdem ich die Geschichten um den Großen Bruderkrieg gelesen habe, der 10.000 Jahre früher stattgefunden hat, ist dieses Problem beseitigt und die Romane ein Genuß.

William King beschreibt den Orden der Space Wolves als genetisch modifizierte Menschen mit verbessertem Gehör und Geruchssinn. Das Berserkertum, dem sich diese Space Marines hingeben können, stellt er als die Bestie, die in uns allen lauert dar. Es gelingt ihm, die Krieger der Space Wolves als positiv darzustellen, ohne den Irrsinn der Zeit des Warhammer-Universums zu verdrängen.

Die Romane sind so ein bißchen nach Schema F geschrieben : Eine Rahmenhandlung, in der Ragnar Graumähne zu irgendeinem Zeitpunkt in irgendeinem Kriegsgebiet ist und sich aus welchen Gründen auch immer an seine Vergangenheit erinnert bzw. sie erzählt. Dieses Schematische macht aber nichts, auch die Rahmenhandlung ist spannend geschrieben und der eigentliche Teil, die Vergangenheit, passt in diesen Rahmen hinein. Die gleiche schematische Technik hat Hans Kneifel bei seinen Atlan-Zeitabenteuern benutzt und der Erfolg dieser PR-Subserie spricht für dieses Schema. Mir haben die Romane jedenfalls jetzt sehr gefallen, die Zusammenhänge können durch die Kenntnis der früheren Ereignisse viel besser in einen Kontext innerhalb des W40K-Universums gestellt werden.

Bedauerlicherweise hat William King nur diese vier W40K-Romane um Ragnar geschrieben, nach dem letzten Band hängt man so ein bißchen in der Luft. Der Grund dafür dürfte sein stärkeres Interesse an den klassischen Warhammer-Romanen sein (er schreibt hier den Zyklus um Gotrek & Felix, das Warhammer-Äquivalent zu Fafhrd und dem Grauen Mäusling) und die Veröffentlichung eines Nicht-Reihen-Zyklus um die Death Angels :
A thousand years ago the world of Gaeia fell to the Terrarchs, cruel and beautiful alien invaders with a deadly secret. Masters of sorcery and intrigue they have ruled humanity with a fist of steel inside a glove of velvet. For a thousand years, ancient demons have slept, waiting for the moment of their return. Now the stars are right. Old and evil gods are wakening. New revolutions are being born. A genocidal war that will destroy civilization sweeps ever closer.

In a world of magic and gunpowder, the half-breed Rik must rise from simple soldier to the deadliest assassin the world has ever known.
Quelle

Könnte sich lohnen, diese Romane zu lesen. Gibt sie aber meines Wissens momentan nur im englischem Original. [Na, Guido, Michael : Wie ist's? ;-)]

Montag, 29. Oktober 2012

Warhammer 40.000 : Gaunt's Ghosts



Dan Abnett : Gaunts Geister
Geisterkrieger (First & Only)
Mächte des Chaos (Ghostmaker)
Nekropolis (Necropolis)
Aus dem Englischen von Christian Jentzsch
Deutsche Erstausgaben 2005, Originalausgaben 1999-2000
Taschenbuch, ca. 400 Seiten, 7,95 €
ISBNs : 978-3-453-52094-3, 978-3-453-52104-9, 978-3-453-52145-2


Wir schreiben das 41. Jahrtausend der menschlichen Geschichte. Ibram Gaunt ist politischer Offizier in der Armee des Imperiums. Aufgrund seiner Erfolge wird ihm von Kriegsmmeister Slaydo im Feldzug gegen die von Orks besetzten Sabbat-Welten der Rang eines Oberst zusammen mit der Führung eines neu aufzustellenden Regiments verliehen. Dazu begibt Gaunt sich nach Tanith, um Truppen auszuheben. Während der Musterung wird Tanith von Chaos-Truppen überfallen und total zerstört, der Planet ist nach dem Angriff ein lebloser Felsbrocken. Gaunt kann mit einigen der bereits gemusterten Männer dem Massaker entkommen, sie bilden ab da eine eingeschworene Gemeinschaft innerhalb der Imperiums-Armee, "Gaunts Geister".

Die Geschichten um das Erste und Einzige Tanith-Regiment sind langsam entstanden, die ersten Veröffentlichungen dazu sind Kurzgeschichten in "Inferno", einem Magazin von Games Workshop, das Hintergrundmaterial in Form von Bildern, Kurzgeschichten und Comics zu den von GW vertriebenen Spielsystemen von 1997 - 2004 publizierte. Laut einem Interview in "Warhammer Monthly" hat Dan Abnett die Charaktere stark an die "Sharpe"-Serie von Bernard Cornwell (verfilmt mit Sean Bean in der Hauptrolle und unbedingt sehenswert) angelehnt. Insgesamt gibt es bis heute 13 Romane in der Hauptserie und einige Spin-Offs, Details dazu findet man in der englischen Wikipedia.

Gerade die ersten beiden, auf Kurzgeschichten basierenden Bände lesen sich gut. Langsam, ohne jedoch langweilig zu werden, beleuchtet Dan Abnett seine Hauptpersonen, wobei der Fokus nicht nur auf Ibram Gaunt, sondern auch sehr stark auf seinen Untergebenen liegt. Dadurch erhalten die Geschichten eine deutlich stärkere Tiefe als viele vergleichbare, in denen der Held vor einer oftmals blaß bleibenden Kulisse agiert. Im dritten Band, "Nekropolis", wird eine durchgehende Geschichte erzählt, die ich als wahnsinnig spannenden Pageturner erlebt habe. Sehr empfehlenswerte Romane also, was das Schriftstellerische und den Lesegenuß angeht.

Inhaltlich stolpere ich da aber regelmäßig über einige Sachen. Zunächst einmal : Ibram Gaunt ist politischer Kommissar, er hat die Einstellung der Soldaten zu überprüfen und kann standrechtlich Leute mit falschen Meinungen eiskalt erschießen. Diese Jobbeschreibung liest sich wie eine antikommunistische Propaganda zu Zeiten des Eisernen Vorhangs. Doch nirgendwo wird dies (innerhalb der ersten drei Romane zumindestens) in Frage gestellt. Dann werden die Tanither als entwurzelte Soldaten beschrieben, deren Heimatwelt zusammen mit allen Angehörigen vernichtet wurde. Meiner Meinung nach müssten eigentlich alle Tanither dadurch traumatisiert sein, halbverrückt und vollkommen ungeeignet zur soldatischen Disziplin. Auch dieser Aspekt kommt zumindestens in den ersten drei Romanen nicht rüber, wird nicht wirklich angesprochen. Diese Aspekte fehlen mir in diesen Romanen. In den Geschichten um den Großen Bruderkrieg werden derartige Auswüchse zwar auch nicht explizit negativ belegt, aber in ihrem Wahnsinn sehr wohl als indiskutabel dargestellt. Deshalb gefallen mir diese Romane auch besser als die um Gaunts Geister. Allerdings sind letztere die ersten, die im Rahmen der "Black Library" neu veröffentlicht wurden. Und da sich heutzutage die W40K-Autoren auch zu Expose-Workshops regelmäßig treffen, ist es nicht verwunderlich, daß die Romane in sich konsistenter und inhaltlich kritischer wurden. Man muß diese frühen Romane als das nehmen, was sie sind : Ein Anfang.

Sonntag, 28. Oktober 2012

Kevin J. Anderson & Doug Beason : Trinity



Kevin J. Anderson & Doug Beason : Trinity
Aus dem Amerikanischem von Heinz Zwack
Titelbild von Timo Kümmel
Atlantis 2012, Originalausgabe 1991
Hardcover mit Lesebändchen, ca. 330 Seiten, 16,90 €
Paperback-Ausgabe : ISBN 978-3-941258-98-3, 13,90 €


Durch eine unfreiwillige Zeitreise gelangt eine Atomkraftgegnerin in die Zeit des Trinity-Projekts zurück. Doch das Verhindern des Baus der ersten Atombombe (bzw. die Versuche, den Bau zu verhindern), führt zwar zu einer Änderung der geschichtlichen Abläufe, aber nicht zu einer besseren Welt.

Nach dem "Leviathan" von Oliver Henkel ist dies der zweite Alternate History-Roman aus dem Atlantis-Verlag, den ich dieses Jahr lese. Dabei muß ich zugeben, daß dieses Subgenre für mich als Leser von SF&F und historischen Romanen durchaus etwas bietet – auch wenn es meiner Einschätzung nach zwar definitiv Phantastik, aber ebenso definitiv weder Science Fiction noch Fantasy ist.

Aber über diese Einordnung lässt sich trefflich streiten und das exakte Schubkästchen ist weder für den Genuß des "Leviathan" noch den von "Trinity" relevant. Beide Romane lesen sich flüssig, das Was-wäre-wenn ist in beiden Szenarios faszinierend. Im Gegensatz zum Stilisten Henkel bieten Anderson und Beason hier jedoch einen deutlich actionreicheren Roman. Dies gelingt ihnen auch deshalb, weil sie beim Leser eine zumindestens grobe Kenntnis der tatsächlichen geschichtlichen Ereignisse in den USA als auch Deutschland voraussetzen. Sie halten sich nicht mit den (selbst Lesern mit Geschichtskenntnissen oftmals nicht in jeder Einzelheit vertrauten) Geschehnissen und Zusammenhängen auf, sondern schreiben frisch von der Leber weg. Dabei, und das finde ich gerade für US-amerikanische Autoren bemerkenswert, beweisen Anderson und Beason hier eine sehr detaillierte Kenntnis der Geschehnisse und der Gesellschaft in Nazi-Deutschland. Im Gegensatz zu dem Deutschland-Roman des Invasions-Zyklus von John Ringo kriegt der informierte Leser hier ob grober geschichtlicher Schnitzer nicht die Krise. Auch das von den Autoren vermittelte Feeling des Deutschland in den letzten Kriegsjahren entspricht der Geschichtsforschung und ist an keiner Stelle geschönt.

Auffallend gelungen empfand ich hier den "Schlag des Schmetterlingsflügels", mit dem Anderson und Beason die Geschichte ändern. Eine unbedachte Äußerung der Atomkraftgegnerin in den Staaten führt zum Tod von Professor Heisenberg, zu einem Angriff mit nuklear verseuchtem Material auf New York und schlußendlich zum Abwurf von Atombomben über Europa und der Benutzung taktischer Atomwaffen in Vietnam. Genüßlich schreiben die Autoren die Weltgeschichte ab 1942 um. Dabei ist der neue Lauf der Ereignisse angenehm konsistent, so daß der Leser einerseits den Spaß der Autoren nachvollziehen und andererseits die logische Folge der Ereignisse verstehen kann. Der Weg in eine andere, nicht notwendig bessere (und in meinen Augen sogar deutlich schlechtere) Welt ist mit guten Vorsätzen gepflastert – die nach und nach einer brutalen Realität weichen müssen. Dies hier, diese unsere Realität, ist die beste aller Welten. Das zumindest ist das Fazit, daß ich für mich aus diesem Roman ziehe. Nicht nur deshalb halte ich "Trinity" für einen besonders gelungenen Parallelweltroman, den ich jedem nur wärmstens empfehlen kann.

Samstag, 27. Oktober 2012

Warhammer 40.000 - Leseeindrücke (III)

Bei den Warhammer-Romanen wird, zumindestens in den deutschen Ausgaben, Dan Abnett gegenüber den anderen Autoren als eine Art Superstar herausgehoben. Ist mir vollkommen unverständlich. Sicher, er schreibt zweifelsohne gut und es macht Spaß, seine Romane zu lesen. Aber die anderen Autoren sind keinen Deut schlechter. Dies ist gerade bei den Romanen um den "Großen Bruderkrieg" auffallend, weil hier die verschiedensten Autoren abwechselnd aus den unterschiedlichsten Perspektiven schreiben. Meiner Meinung nach dem Lesen der ersten Romane dieses Zyklus sind Graham McNeill, Ben Counter, James Swallow, Mitchel Scanlon oder Mike Lee genauso brilliante Autoren. Ganz besonders deutlich wird das bei der Kurzgeschichten-Sammlung, die Nick Kyme und Lindsay Priestley in dieser Reihe veröffentlicht haben.

Nach den ersten 8 Romanen aus dem 30. Jahrtausend war ich dann auch neugierig auf die Romane, die 10.000 Jahre nach dem "Großen Bruderkrieg" spielten. Hier bin ich gerade bei den Gaunt-Romanen von Dan Abnett und den Wolfskrieger-Romanen von William King. Zunächst einmal gilt für die Romane von William King das, was ich schon a.a.O. gesagt habe : Sie sind nicht schlechter als die von Dan Abnett. Interessant aber ist der Gegensatz der W40K-Beschreibungen dieser Zeit relativ zu der in den "Bruderkrieg"-Romanen. Die Romane um Horus, seine Rebellion und den Großen Bruderkrieg zwischen den imperiumstreuen Truppen und den Renegaten ist lupenreine SF, ich würde sie sogar an vielen Stellen als Hardcore Military SF deklarieren. Dagegen haben die "späten" W40K-Romane, also diejenigen, die 10.000 Jahre danach spielen, einen starken Fantasy-Einschlag. Dies ist aber ganz zwangsläufig, da viele technische und technologische Kenntnisse verlorengegangen sind. Von daher ist es zwar keine Fantasy, aber SF, die so tut als wäre sie das. Vor dem Einschalten von Maschinen muß der Maschinengott angerufen werden, Scanner werden über Divinations-Riten bedient, ein Kettenschwert über eine Rune aktiviert. Es ist ein interessantes und faszinierendes Leseerlebnis, insbesondere als beide Autoren dieses Setting grundsätzlich die gesamten Romane durch beibehalten.

Allerdings ist deutlich zu merken, daß die "späten" W40K-Romane deutlich vor den "frühen" geschrieben worden sind. Sie sind zwar nicht schlecht, aber die Romane des "Großen Bruderkriegs" sind deutlich literarischer. Ähnlich wie bei David Weber kann man hier die "Evolution" von Autoren sehr schön nachvollziehen. Wenn man genau hinguckt, merkt man das sogar bei den (dicht hintereinandergeschriebenen) Romanen von William King. Ich würde auch gerne non-W40K-Romane dieser Autoren lesen und werde demnächst einmal nachforschen, was sie denn sonst noch so veröffentlicht haben.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Warhammer 40.000 : Der Große Bruderkrieg 01-08




Dan Abnett : Aufstieg des Horus (Horus Rising)
Graham McNeill : Falsche Götter (False Gods)
Ben Counter : Brennende Galaxis (Galaxy in Flames)
James Swallow : Kreuzer Eisenstein (The Flight of the Eisenstein)
Graham McNeill : Fulgrim (Fulgrim)
Mitchel Scanlon : Gefallene Engel (Descent of Angels)
Dan Abnett : Legion (Legion)
Ben Counter : Am Abgrund (Battle for the Abyss)
Aus dem Englischem von Ralph Sander
Heyne-Taschenbücher
Originalausgaben 2006-2008, Deutsche Ausgaben 2009-2011


Im 20. Jahrtausend menschlicher Zeitrechnung wird eine Möglichkeit, mit Überlichtgewindigkeit durch einen Hyperraum, den sogenannten Warp, zu fliegen, entdeckt. Ein Goldenes Zeitalter der Menschheit beginnt, man begegnet Außerirdischen und gründet Kolonien auf den fernsten Sternen. Doch 5.000 Jahre später machen Warpstürme die Raumfahrt unmöglich, auf der Erde, die längst von den Lebensmittellieferungen der Kolonien abhängig ist, beginnt die Zeit der Hungerkriege und der Warlords. Zu Beginn des 30. Jahrtausends sind die Warpstürme abgeflaut und die Erde unter dem Regime des Imperators wiedervereinigt.

Um die verlorenen Kolonien wieder in das Imperium der Menschheit einzuordnen wird ein gigantischer Feldzug gestartet. Durch genetische Manipulationen hat der Imperator eine Kaste von Kriegern, die Astartes oder Space Marines, geführt von genetischen Klonen des Imperators, den sogenennten Primarchen, geschaffen, die größer und stärker sind als der "normale" Mensch. Sofern dieser überhaupt noch existiert, genetische und sonstige Manipulationen am Menschen und am menschlichen Erbgut sind an der Tagesordnung. Die Gesellschaftsordnung ist stark an das römische Imperium angelehnt, wie bereits 30.000 Jahre früher leben die Menschen in einem Zustand der Barbarei.

Der Warp ist nicht unbelebt, durch einen Unfall nehmen Warp-Bewohner, sogenannte Dämonen Besitz vom Führer des Großen Kreuzzuges, dem Primarchen Horus. Er wendet sich daraufhin gegen den Imperator und zieht die Hälfte der Astartes auf seine Seite. Ein blutiger Bürgerkrieg beginnt, den am Ende unter großen persönlichen Opfern der Imperator für sich entscheiden kann. Die nächsten 10.000 Jahre sind ein Zeitalter der Stagnation, im 40. Jahrtausend der menschlichen Zeitrechnung sieht sich dann die Menschheit durch Warp-Dämonen und Außerirdische in ihrer Existenz bedroht und steht vor dem Untergang.

Das ist die Welt von Warhammer 40.000, nicht nett und optimistisch, sondern düster, gewalttätig, wahnsinnig und dystopisch. Keine Welt, in der man leben möchte. Die ersten in der W40K-Reihe erschienenen Romane beschreiben die Zeit gegen Ende des 40. Jahrtausends, als das menschliche Imperium voll ausgeformt ist. Ein Beispiel dafür sind die "Inquisitor"-Geschichten von Ian Watson. Doch wie konnte es zu diesem inhumanem Gesellschaftsmodell, zu diesen unmenschlichen Handlungen, zu den obskuren menschlichen und halbmenschlichen Gruppen überhaupt kommen ?

Die Antwort darauf geben die Romane um den Großen Bruderkrieg, die zu Anfang des 30. Jahrtausends spielen.


Soweit der Prolog, der jedem Roman der Bruderkrieg-Reihe vorangestellt ist. Ebenso wie dieser Prolog enthalten die Romane die Darstellung einer sich massiv selbst überschätzenden Menschheit, in deren Gesellschaft kein Platz für das ist, was wir heutzutage als gut und richtig verstehen. In bodenloser Arroganz werden ehemalige Kolonien in das Imperium eingegliedert und die jeweils eigenständigen Zivilisationen vernichtet. Religion ist geächtet, nur der Glaube an den Imperator und die Naturwissenschaften ist akzeptabel. Menschen werden lobotomiert und als menschliche Roboter, sogenannte Servitoren, eingesetzt. Nicht-Menschen oder Mutanten werden als Wesen zweiter Klasse definiert und, so sie nicht für den Weiterbestand des Imperiums wichtig sind, getötet. Kämpfe der Space Marines untereinander sind an der Tagesordnung, das Leben des Einzelnen, so er nicht Imperator oder Primarch ist, zählt nicht.

Dies stellen die Autoren brilliant dar, ohne den erhobenen moralischen Zeigefinger zu benutzen. Jeder mit einem etwas anderem Stil, aber klar und deutlich, so daß ich an vielen Stellen der Romane diesen Horror nachempfinden konnte. Diese Romane sind nicht leicht zu lesen, ich schaffe meistens nur zwei oder drei am Stück. Dann brauche ich wieder etwas Positiveres, Lebensbejahenderes. Doch trotzdem sind gerade diese chronologisch ersten Warhammer 40.000-Romane faszinierend, denn effektiv sind es antifaschistische Antikriegsromane. Das Grauen dieser faschistoiden Gesellschaft der Zukunft wird derartig deutlich dargestellt, daß man sich mit Schaudern von einer solchen Ideologie abwendet. Eine Technik übrigens, die ebenso brilliant in Hans-Hellmut Kirsts "Nächte der Langen Messer" benutzt wurde.

Und angenehm langsam und detailliert, sich zeitlich oftmals stark überschneidend sind diese ersten Bruderkrieg-Romane geschrieben. Alle (?) Space Marine-Einheiten, die man aus dem Tabletop-Spiel oder dem Spielerhandbuch kennt, werden nacheinander in ihren Anfängen beleuchtet, die Unterschiede zwischen ihnen im Detail dargestellt. Auch werden Protagonisten ausgewählt, die sich noch einen Rest an Menschlichkeit bewahrt haben, an ihnen, ihren Handlungen und ihrem Untergang wird die Perversion des Systems besonders deutlich.

Insgesamt sehr lesenswerte Romane, man sollte allerdings schon moralisch gefestigt sein, wenn man sie liest. Interessant ist, daß hier keine Indizierung erfolgt. Denn dagegen ist Norman Spinrads "Stählerner Traum" harmlos.

Samstag, 6. Oktober 2012

Dirk van den Boom : Tentakelwacht



Dirk van den Boom : Tentakelwacht
Titelbild : Allan J. Stark
Atlantis-Verlag 2012, Hardcover mit Lesebändchen, ca. 240 Seiten, 14,90 €
auch erhältlich als Paperback, ca. 240 Seiten, ISBN 978-3-86402-037-7, 12,90 €


Über einhundert Jahre sind seit der ersten Invasion der außerirdischen Tentakel vergangen. In den kläglichen Resten der Irdischen Sphäre, dem heimatlichen Sonnensystem, hat sich eine Militärdiktatur etabliert, die mit eiserner Hand über die letzten Menschen regiert. Die Tentakelwacht steht bereit, sollten die Invasoren die Menschheit ein zweites Mal heimsuchen. Doch viele glauben schon nicht mehr daran, dass die Tentakel jemals zurückkehren werden. Als die Aliens dann aber doch wieder erscheinen, wollen die aggressiven Eroberer kein Risiko mehr eingehen: Sie haben eine Streitmacht aufgeboten, die es ohne Weiteres mit den Verteidigern aufnehmen kann. Die Menschheit steht diesmal endgültig vor dem Abgrund.

Soweit der Klappentext. Der, ebenso wie bei "Die Gänse des Kapitols", ein deutliches Understatement darstellt. Im Gegensatz zu Frank W. Haubold legt Dirk van den Boom jedoch nicht viel Wert auf stilistische Feinheiten. Da ich beide Romane direkt hintereinandergelesen habe, ist "Tentakelwacht" relativ zu der lyrisch-literarischen Prosa von "Götterdämmerung 01" eine ziemliche Ernüchterung. Jedoch nicht schlecht, überhaupt nicht. Während Haubold sich eher an Stilisten wie Delany oder Brin orientiert, schreibt DiBoo locker drauflos und erinnert mich zumindestens an frühe Stories und Romane von Asimov oder Pohl. Das wird nicht sofort deutlich, man muß (gerade bei einem solchen Vorgänger) dem Roman eine Chance geben. Hat man sich aber erst einmal eingelesen, lässt "Tentakelwacht" einen nicht los.

Aufgefallen ist mir, daß Dirk van den Boom einige Szenen nicht ausreichend ausgeführt hat. Gut, das fällt vielleicht nur Dinosauriern wie mir auf. Aber die Eingangssequenz, in der Roby und Slap in die Anti-Tentakel-Armee gepresst werden, erinnerte mich doch sehr stark an eine sehr ähnliche Szene in "Mars, ich hasse dich !", Originaltitel "Birth of Fire", von Jerry Pournelle (Link). Dagegen fällt Dirk van den Boom gnadenlos ab, Jerry Pournelle hat die Szene eleganter und inhaltsreicher geschrieben.

Trotz solcher Mängel, die mir als Vielleser aufgefallen sind und Jüngere gar nicht bemerken dürften, macht der Roman Spaß. DiBoo fabuliert genüßlich vor sich hin und breitet vor dem Leser ein buntes Szenario aus. Getreu seinem Motto "Echte SF hat Raumschiffe, Aliens und Sex !" kommt von allen drei Boomschen SF-Eckpunkten genug vor. Wobei auch hier ein Vergleich mit Haubold faszinierend ist : DiBoo ist, ebenso wie seine gesamte Geschichte, bei Sex-Szenen mehr prosaisch-deutlich, während Haubold auch hier eher lyrisch-romantisch wirkt. Ich verkneife mir an dieser Stelle weitere Vergleiche und überlasse diese dem geneigtem Leser.

Interessant ist die literarische Weiterentwicklung von Dirk van den Boom. Während die erste Tentakel-Trilogie noch nett, aber irrelevant war, hat sich der Autor seitdem merklich weiterentwickelt. Seine Alternate History "Kaiserkrieger" ebenso wie der stark unterschätzte Roman "Eobal" deuteten das schon an, sehr deutlich wird es aber, wenn man diesen ersten Roman der zweiten Tentakel-Trilogie mit den ersten drei Romanen, deren erster wiederum vor 4 Jahren erschien, vergleicht. Dirk van den Boom schreibt jetzt deutlich sorgfältiger und lotet das Genre tiefer aus, als er es noch in den ersten Tentakel-Romanen gewagt hat. Ich bin einmal auf den nächsten Roman, "Tentakelblut", gespannt.

Frank W. Haubold : Die Gänse des Kapitols (Götterdämmerung 1)



Frank W. Haubold : Die Gänse des Kapitols (Götterdämmerung 1)
Titelbild : Timo Kümmel
Atlantis-Verlag 2012, Hardcover mit Lesebändchen, ca. 240 Seiten, 14,90 €
auch erhältlich als Paperback, ca. 240 Seiten, ISBN 978-3-986402-030-8, 12,90 €


Fünfundzwanzig Jahre nach der siegreichen Schlacht vor Joyous Gard bestimmt militärische Routine das Leben auf dem Außenposten Pendragon Base. Als Kommandant Raymond Farr die attraktive Miriam Katana kennenlernt, ahnt er noch nicht, dass diese Begegnung sein Leben verändern wird. Es droht nicht nur die Wiederkehr eines alten Feindes, auch innerhalb der Föderation häufen sich die mysteriösen Ereignisse als Vorboten einer Konfrontation unvorstellbaren Ausmaßes…

Soweit der Klappentext. Der dem Roman nicht annähernd gerecht wird. Hier haben wir deutsche SF at its best, sozusagen.

Es beginnt mit einem Paukenschlag. Der Prolog des Romans, betitelt "Drachentöter", ist die Neuausgabe der Story "Das ewige Lied", erstmals erschienen 2005 in Nova #08. Die Geschichte ist die in die Zukunft übertragene Erzählung der "Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" und Frank W. Haubold macht mit diesem "Remake" Rainer Maria Rilke Ehre. Selten so etwas Spannendes und doch Lyrisches gelesen, dieser Prolog ist einfach genial.

Und dann geht es weiter, ein Zeitsprung von 25 Jahren und die eigentliche Handlung beginnt. Erstmals 2010 in der Military SF-Anthologie "Weltraumkrieger" erschienen, schildert Haubold die Abwehr der Burgons durch die Pendragon Base, ein fast typisches MilSF-Abenteuer. "Fast" deshalb, weil auch hier Haubold sich nicht auf einfache Ballereien reduzieren kann, sondern die große Geschichte bereits im Hintergrund andeutet.

Und so kommt es, wie es kommen muß : Der Roman wandelt sich ein drittes Mal. Nach dem lyrischem Auftakt und dem kalten Guß knallhartes MilSF wird er jetzt zu einem Wodunit, wer hat was warum und wie gemacht ? Das will Raymond Farr herausfinden, ganz davon abgesehen, daß er seine große Liebe, Miriam Katana, wiederfinden will. Selbige versucht sich, gegen die Burgons durchzusetzen - da ist das Buch zu Ende.

Nicht daß es abrupt endet, nein, es hat einen sehr schönen, befriedigenden Schluß. Aber ich will noch mehr haben, wissen, wie es weitergeht.

Ich bin ja skeptisch, ob es dem Autor gelingt, die Heterogenität der Stile auch im zweiten Band beizubehalten. In diesem ersten Teil der Space Opera, die Frank W. Haubold mit merklichem Genuß geschrieben hat, ist aber gerade diese Heterogenität das Merkmal, das "Die Gänse des Kapitols" von anderen Romanen abhebt. Dabei sind die Übergänge der einzelnen Teile nicht merkbar, die Geschichte ist spürbar aus einem Guß.

Der einzige Kritikpunkt, der mir auffiel, war das fehlende Technobabbel. Sicher, das muß nicht unbedingt sein, ich muß nicht die Funktion jeder Schraube am Warp-Antrieb erklärt bekommen. Aber etwas mehr Information, etwa über Reisezeiten und -dauer, wäre schon schön gewesen.

Nach dem Brandhorst Anfang des Jahres ist dies der zweite Roman, den ich für den DSFP nominieren werde. Ich bin einmal gespannt, ob Frank W. Haubold wieder abräumt. Aber egal, ob er den Preis kriegt oder nicht : Nach den "Schatten des Mars" ist ihm zumindestens mit dem ersten Teil der "Götterdämmerung" wieder ein Meisterwerk gelungen.

Dienstag, 2. Oktober 2012

Dirk Bach (1961 - 2012)

Dirk Bach ist tot.
Auf Spiegel Online findet sich ein ausführlicher Nachruf.
Mir wird er immer durch seine "Dirk-Bach-Show" unvergessen bleiben.
Weit vor "Stromberg" hatte Dirk Bach schon die unsterblichen Zeilen "Wer die letzte Tasse nimmt, füllt auch neuen Kaffee nach !" in seinem unvergessenem Sketch "Kaffeetasse". Oder der Spießbürger, der genüßlich aus seinem Wohnzimmerfenster einen Verkehrsunfall beobachtet : "Schlimme Ecke hier." Und "Schlonz". Nicht zu vergessen "Schlonz" - "Ich kann das nicht mehr halten !"


RIP

Samstag, 29. September 2012

Michael O'Hare (1952 - 2012)

Commander Sinclair ist tot.

Wie J. Michael Straczynski auf Facebook vermeldete, starb der Schaupsieler Michael O'Hare an einem Herzinfarkt :
I regret that I must convey the sad news that Michael O’Hare passed away today. He suffered a heart attack on Sunday and was in a coma until his passing this afternoon. This is a terrible loss for all B5 fans and everyone involved with the show wishes to convey their condolences to the O’Hare family. He was an amazing man.

Rest in Peace, Commander. Die ersten Takte von B5 werden mir immer unvergeßlich bleiben :

Wikipedia-Eintrag

Warhammer 40.000 - Leseeindrücke (II)

Citadel-Miniaturen : Blood Angels Death Company

Die Bilder stimmen nicht.

Am Anfang war das Tabletop-Spiel. Mit Citadel-Figuren, die sich ein nicht unkreativer Bildhauer (nennt man das hier so ?) einfallen ließ. Menschen, Orks, Elfen und Zwerge im Weltraum, die in einem nicht-trivialem Strategie-Spiel in Armee-Einheiten gegenseitig bekämpfen. Von den einfachen Sets des Anfangs ging man über zu immer komplexeren Simulationen und irgendwann kam Games Workshop auf die Idee, auch Romane zum Spiel herauszugeben.

Natürlich war der Profit im Vordergrund, da Games Workshop aber einen Namen hatte und keine drittklassigen Autoren beschäftigen wollte, sondern gleich bei der ersten Garde anfragte, ist das Ergebnis ein künstlerischer Höhenflug, der seinesgleichen sucht. Genaueres findet man in der Einleitung von "Inquisitor" von Ian Watson oder im Magazin "Pandora", Ausgabe 3. Hier beschreibt Stephen Baxter die Entstehung der Warhammer- und Warhammer 40.000-Romane, ein unbedingt lesenswerter Artikel.

Das Ergebnis ist eine Romanserie, die man nur als Adult SF bezeichnen kann, die Geschichten aus dem Warhammer 40.000-Universum sind definitiv nichts für Jugendliche. Das fiel mir bereits bei den ersten Romanen auf, die ich mir, motiviert durch die Lektüre von Stephen Baxters Artikel, gekauft hatte : Ian Watsons "Inquisitor"-Geschichten. Der dort beschriebene Wahnsinn der Menschen des 30. und 40. Jahrtausends wird nicht weniger lesenswert in den Geschichten um die Horus-Häresie und den Großen Bruderkrieg beschrieben. Und dies passt irgendwie überhaupt nicht mehr zu den vergleichsweise harmlosen Citadel-Figuren, die ich kenne. Und auch nicht so richtig zu den Titelbildern der Romane. Irgendwie spiegelt das alles nicht die Bilder wieder, die beim Lesen vor meinem geistigem Auge entstehen. Interessanterweise übrigens unabhängig vom Autor, der den jeweiligen Roman geschrieben hat. Hier fehlt ein Künstler vom Stil eines Hieronymus Bosch, der den Wahnsinn dieser Romane zusammen mit dem Endzeitfeeling dem Betrachter rüberbringt.



Freitag, 28. September 2012

Leseeindrücke ATLAN 500-599 (I)





500 - William Voltz : Die Solaner
502 - Peter Griese : Brüder der zweiten Wertigkeit
504 - Horst Hoffmann : Menschen zweiten Grades
507 - Hans Kneifel : Die SOL und der Koloss


Im Auftrag der Kosmokraten soll Atlan die SOL in die Galaxis Varnhagher-Ghynnst führen.

Eine detailliertere Inhaltsbeschreibung findet man in der Perrypedia.

Letztens im Bazar wurde doch da jemand seine alten Atlan-Hefte nicht los. Obwohl ich eigentlich genug zu lesen hatte, war ich doch neugierig auf die Atlan-Romane jenseits des Fantasy-Exkurses "Atlantis". Der hatte mir seinerzeit, vor dreißig Jahren, so wenig gefallen, daß ich mit der Serie Schluß machte. Ebenso, wie ich auch bei der PR-EA eine gewisse Müdigkeit verspürte und mich erst einmal auf andere SF konzentrierte. Aber jetzt, dreißig Jahre später, war ich wieder neugierig genug, mich um die Hefte zu bewerben.

Die Zyklen waren nicht vollständig, es fehlen manchmal nur Einzelhefte, aber gerade am Anfang des neuen 500er-Zyklus doch mehrere Nummern. Da ich die Hefte nun wirklich nicht sammeln will, ist mir das zunächst einmal egal. Ich war auch gar nicht darauf gefasst, so schnell mit der Lektüre anzufangen, aber Donnerstag morgen hatte ich für die Fahrt nach Hannover nicht mehr ausreichend Lesestoff ausgesucht und grabschte mir die ersten drei Hefte vom Stapel.

Und wurde neugierig, so daß ich meine eigentliche Lektüre vernachlässigte und mit Band 500 begann. Faszinierend ! Was die Erstauflage zu dieser Zeit nicht zu bieten vermochte, war hier sofort greifbar : Das große SoW-Gefühl der PR-Romane von 650-850. Keine mystischen Überhöhungen, keine Pseudo-Philosophie, keine Inflation kosmischer Bedeutungen, Rätsel und Superintelligenzen, sondern gute alte Hardcore-SF, in der die Autoren zeigen, daß spannende Unterhaltung mit einem hochmoralischem Grundton auch ohne Raumschlachten und Invasionen möglich ist. Nach den ersten drei Bänden fühle ich mich jedenfalls stark an die Hochzeit der PR-Serie erinnert, in der PR eben mehr war, als ein trivialer, einfach lesbarer Heftroman. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Alle Titelbilder sind übrigens von Johnny Bruck, meines Wissens © Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt. Die Hefte enthalten (was mich wirklich gefreut hat) auch diverse Innenillustrationen von verschiedenen Künstlern, in 507 faszinierenderweise von Alfred Kelsner.

Mittwoch, 26. September 2012

Weltuntergang

Das Ende ist nah !
Die Bahn von Hannover nach Hamburg war heute 10 Minuten früher da !
Das deutet auf eine massive Störung des Einsteinschen Raum-Zeit-Kontinuums hin.
Ich warte auf weitere Zeichen.

Dienstag, 18. September 2012

John Ringo : Invasion (II)



John Ringo / Tom Kratman : Die Wacht am Rhein
Invasion Band 7
Baen Hardcover


Der weltweite Angriff der Posleen auf Deutschland wird geschildert. Trotz der Reaktivierung alter SS-Kampfverbände muß sich die Bevölkerung am Ende nach Skandinavien und in die Alpen zurückziehen, der Rest von Deutschland wird von den Posleen überrannt.

Wenn ein deutscher Schriftsteller einen Western in den USA veröffentlichen will, sieht er sich einem großem Problem gegenüber : Jeder seiner Leser ist ein Experte. Das ist nicht übertrieben, die US-Amerikaner kennen ihren Westen nur zu gut, der obige Aufschrei stammt sogar sinngemäß von einem amerikanischem Autor. Das gleiche gilt, wenn zwei (amerikanische) Schriftsteller einen Roman schreiben, in der die Zeit des Faschismus eine Rolle spielt. Und hier sind John Ringo und Tom Kratman sozusagen voll auf die Schnauze gefallen.

Ihre nicht unkreative Idee bestand in der Verjüngung alter SS-Kampfverbände. Da diese deutlich mehr Kriegserfahrung als die heutige Bundeswehr haben, sollen sie mit dem Segen des Bundeskanzlers Deutschland gegen die Posleen verteidigen. Diese alten SS-Leute werden als Elitesoldaten geschildert, wie man sie sich heute vorstellt. Nur einer von ihnen ist aus den SS-Totenkopfverbänden, er wird auch als ätzender Unsympath beschrieben und am Ende, als fast alle ehemaligen SS-Leute gefallen sind und die Posleen Deutschland überrennen, von einem seiner Kameraden mit dem Kommentar "Du Nazi-Schwein" erschossen.

Dieses Szenario ist nicht nur extrem stark vereinfachend, sondern auch ebenso stark romantisierend. Die SS bestand auch, ich meine sogar hauptsächlich, aus echten Elitesoldaten. Aber um zu dieser Elite zu gehören, reichte das rein Soldatische nicht aus, auch die Weltanschauung musste den damaligen Umständen entsprechen. Sprich : Nur echte Nazis waren in der SS. Und diese SS-Männer standen hinter den Judenverfolgungen, haben sich selbst als Übermenschen und viele Andere als ihnen unterlegen betrachtet. Das heisst aber nicht, daß sie aktiv in den Vernichtungslagern tätig waren oder diese ebenfalls bejahten. Tatsächlich wurden die KZs aus den verschiedensten Gründen, nicht zuletzt soldatischen (Verrohung) von einem nicht unerheblichem Teil der SS abgelehnt. Doch Mitleid oder auch nur der Ansatz eines Gleichberechtigungsgedankens lag dagegen fern. Hier zeichnen Ringo und Kratman ein verklärtes Bild der SS-Kämpfer.

Auf der Gegenseite zeichnen beide Autoren ein ebenfalls stark vereinfachtes negatives Bild der deutschen Grünen. Sie werden als realitätsfremde Opportunisten beschrieben, denen ihre Anschauung über das Wohl der Menschen geht. Ihr Anführer wird dargestellt als jemand, der nicht nur gegen die Reaktivierung und Revitalisierung der ehemaligen SS-Leute opponiert, sondern auch bewusst in Zusammenarbeit mit den Darhel Sabotage an den SS-Kampfverbänden als auch normalen Bundeswehreinheiten betreibt. Ringo und Kratman stellen dies als Standardreaktion der Grünen dar – jedenfalls habe ich den Roman so empfunden. Auf der einen Seite ist dies nicht unrealistisch. Man betrachte dazu nur die Entwicklung der Grünen in Deutschland von den 80ern bis heute. Sehr viele Idealisten und Realisten der ersten Generation sind, aus welchen Gründen auch immer, weg und der heutige Zustand der einstmaligen Wahlalternative ist derart, daß die Grünen sich in keinster Weise von CDU/CSU, SPD oder FDP unterscheiden. Insbesondere nicht, wenn man ihre Führungsriege betrachtet. Von daher ist die Ringo-Kratmansche Extrapolation durchaus gerechtfertigt. Auf der anderen Seite ist gerade diese Ununterscheidbarkeit von anderen etablierten Establishment-Parteien ein klarer Garant dafür, daß mehr nach Wählerstimmen als nach Ideologien vorgegangen wird, so daß ideologisch motivierte Handlungen, wie die beiden Autoren sie beschreiben, von den Grünen heutzutage nicht mehr denkbar sind. Substituiert man aber die Grünen durch eine beliebige andere, stark ideologisch motivierte Partei, so scheint mir eine solche Projektion nicht wirklich unrealistisch.

Was mir auffiel, ist die Tatsache, daß zu diesem Zeitpunkt Ringo und Kratman der Ghandi-Variante des Widerstands keinerlei Chance einräumen. Geschweige denn, daß sie zu diesem Zeitpunkt die Möglichkeit einer friedlichen Verständigung mit den Posleen auch nur in Erwägung ziehen. Das ist sicherlich im Kontext der Invasions-Romane realistisch und ich persönlich stimme ihrer Einschätzung der Lage vollkommen zu. Aber seit Ghandi haben viele Leute (nicht zuletzt die Grün-Alternative Liste) gezeigt, daß es auch anders geht. Es ist schade, daß eine solche Möglichkeit nicht dargestellt wurde, auch wenn sie höchstwahrscheinlich von beiden Seiten hintertrieben worden wäre. Von daher ist mir das Buch etwas einseitig.

Was das Buch nicht ist, ist faschistisch. Auch wenn es von keinem renommiertem Verlag in Deutschland veröffentlicht werden dürfte, da (siehe oben) zu viele falsche Prämissen enthalten sind, so gibt es doch keinen Grund wie die FAZ hier von "Retrofaschismus" zu sprechen. Tatsächlich sprechen sich die Autoren implizit wie auch explizit in dem fiktiven Lebenslauf des SS-Manns Brasche gegen den Faschismus aus und lehnen ihn effektiv in jeglicher Form ab. Genauso jedoch, wie solche "Friedensdemonstranten", die bei "Peace Now"-Demos Polizisten krankenhausreif prügeln. John Ringo und Tom Kratman sind hier eher neutral, weder rechts noch links. Allerdings stehen sie, wie bereits vor Jahrzehnten Robert A. Heinlein, auf dem Standpunkt, daß nur eine wehrhafte Gesellschaft echte Zukunftschancen hat. Und damit setzen sie sich, insbesondere in Europa, zwischen alle Stühle, weil sie sich dem politischen Freund-Feind-Schema entziehen.

Handwerklich fiel mir das schlechte Deutsch auf, das durch das Lektorat von Baen durchgekommen ist. Hier, ebenso wie bei dem "Tuloriad", wäre etwas mehr Sorgfalt vonnöten gewesen.

Insgesamt fand ich das Buch nicht schlecht, wenn auch die oben dargestellten Macken es für einen Durchschnittsleser in Deutschland nur schwer lesbar machen dürften.

Sonntag, 9. September 2012

John Ringo : Invasion (I)





John Ringo : Invasion
Band 1 : DER AUFMARSCH · A Hymn Before Battle (2000)
Heyne 06/6461 (2003)
Band 2 : DER ANGRIFF · Gust Front (2001)
Heyne 06/6462 (2004)
Band 3 : DER GEGENSCHLAG · When the Devil Dances (2002)
Heyne 06/6463 (2004)
Band 4 : DIE RETTUNG · Hell's Faire (2003)
Heyne 06/6464 (2005)
Band 5 : HELDENTATEN · The Hero (2004)
Co-Autor : Michael Z. Williamson
Heyne 06/6488 (2005)
Band 6 : CALLYS KRIEG · Cally's War (2004)
Co-Autor: Julie Cochrane
Heyne 52119 (2005)

Aus dem Amerikanischen von Heinz Zwack


Die Posleen sind eine aggressive, expanionistische Spezies, die einen Planeten nach dem anderen erobern, sich über die Malthussche Grenze hinaus fortpflanzen und nach einer gegenseitigen Vernichtung nur leere Hüllen hinterlassen, wo vorher fruchtbare Planeten waren.

Die galaktische Förderation ist aufgrund ihres Unvermögens, Gewalt anzuwenden, hilflos gegenüber dieser Gefahr. Um die Posleen zu stoppen, benötigen sie die Hilfe der aggressiven Menschheit.

Als sich eine erste Invasionswelle der Posleen auf die Erde zubewegt, gibt man sich den Menschen zu erkennen und gewährt ihnen technische und logistische Unterstützung, um die Posleen auf der Erde und anderen Planeten der Förderation zu bekämpfen. Allerdings möchte man auch keine zu starke Menschheit. Die Fleisch fressenden Barbaren von der Erde sind nur Mittel zum Zweck und erhalten gerade so viel Hilfe, dass sie nur unter großen Verlusten die Posleen aufhalten und zurückdrängen können und zudem in Abhängigkeit von der Förderation gelangen.
(zitiert in Anlehnung an die excellente Übersicht auf Up64.de)

John Ringo ist ein zorniger Ex-Soldat.

In den Cop-Filmen früherer Jahrzehnte kommt der Protagonist oftmals in massiven Konflikt mit der ihn umgebenden Bürokratie und Verwaltung. Oder mit der Legislative, die den auf der Straße agierenden Cop bei seinem Kampf gegen das Verbrechen nicht nur nicht unterstützt, sondern ihn nach seinem Empfinden sogar sabotiert. Das zieht sich von frühen Richard-Widmark-Filmen über Clint Eastwoods "Calahan" bis hin zu Buddy-Movies wie "Red Heat". John Ringo beschreibt den analogen Konflikt im amerikanischen Militär und stellt sich klar und deutlich auf die Position, daß die kämpfende Truppe von Schreibtischstrategen und Politikern allein im Regen stehen gelassen wird. Er wendet sich mehrfach gegen Offiziere, denen ein sauber geputztes Koppel und das sture Einhalten von Dienstvorschriften wichtiger als die saubere und effiziente Ausführung eines Kampfauftrages ist. Dies ist für mich nichts Neues, diese Kritik habe ich bereits vor Jahrzehnten von Hans Hellmut Kirst in seinen Romanen über die deutsche Wehrmacht ebenso wie das deutsche Nachkriegsdeutschland und die deutsche Bundeswehr gelesen. Deshalb überrascht mich die inhaltliche Kritik von John Ringo wenig. Überrascht hat mich allerdings die Vehemenz, mit der er gegen das Militär-Establishment schreibt. In deutlichen, ziemlich drastischen Worten mit sehr plakativen Bildern schildert er die Unfähigkeit von Karriere-Offizieren, deren Beförderungen mehr auf politisch-gesellschaftlichem Taktieren denn auf militärischem Können, Fähigkeiten oder Erfahrung beruht. Auch das stimmt mit den Kirst-Romanen 100 %ig überein, in 60 Jahren hat sich nichts geändert.

Fast nichts. In den Invasions-Romanen werden Frauen als vollständig gleichberechtigt geschildert. John Ringo macht hier keine Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Soldaten, auch seine zivilen Protagonistinnen sind mindestens genauso fähig wie der männliche Teil. Tatsächlich hatte ich an einigen Stellen das Gefühl, daß Ringo sich nur knapp böser Kommentare über seine Geschlechtsgenossen enthalten hat. Weiter unten werde ich zeigen, daß Ringo in dieser Sichtweise kein Einzelfall ist. Diese Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Denken hilft der Emanzipation mehr als jede Frauenquote es könnte. Eine Untersuchung, inwieweit moderne Unterhaltung diese Gleichberechtigung verinnerlicht hat, halte ich für dringend notwendig. Nicht nur im SF-Bereich, auch in den normalen Unterhaltungsserien im Fernsehen scheint dies ein Standard geworden zu sein. Siehe dazu auch "Castle", "Eureka", "Warehouse 13", "The Closer", "House", ….

Aber diese von John Ringo geschilderte Gleichberechtigung erstreckt sich nicht nur auf die Geschlechter, sondern ebenso auf die verschiedenen Rassen. In den vier zentralen Invasions-Romanen werden Posleen, Darhel, Indowy und Himmits detailliert geschildert. Und mehrfach weist Ringo darauf hin, daß rassenspezifische Eigenschaften, vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet, einfach sind und kein Qualitätsmerkmal darstellen. Die Posleen sind nicht böse, sondern genetisch so strukturiert, daß sie eine Gefahr für die Galaxis darstellen. Den unter ihnen ganz normalen Kannibalismus beschreibt er als Eigenschaft dieser Rasse, ohne auf das Igittigitt-Gefühl des Lesers zu reflektieren. Außerirdische sind eben anders. Ganz besonders deutlich wird das in "Heldentaten". In diesem Roman, der 1.000 Jahre nach den in "Invasion" geschilderten Ereignissen spielt, ist ein Darhel der positiv besetzte Held. Sein Gegner wird als skrupellos, menschenverachtend und böse beschrieben – und ist ein Mensch.

Interessant wird es, wenn man den Ex-Soldaten und SF-Schriftsteller John Ringo mit einem weiterem Ex-Soldaten und SF-Schriftsteller der Moderne vergleicht. Jack Campbell alias John G. Henry hat nämlich ebenfalls eine Militär-Karriere hinter sich, bevor er sich der SF-Schriftstellerei zuwandte.

Von Jack Campbell kenne ich "nur" die auf Deutsch erschienenen Romane um John "Black Jack " Geary. Aber gerade im Kontrast zu Ringos Invasions-Romanen werden hier zwei kontroverse Positionen deutlich. Campbell betont in seinen Romanen das Primat der Politik über das Militär. Für ihn ist das Militär genau und nur eine Art Erfüllungsgehilfe von politischen Strukturen, wobei sich Soldaten zwar der Politik bewusst sein sollten, idealerweise aber möglichst unpolitisch handeln. Genau wie Ringo schildert Campbell unfähige "politische" Offiziere, stellt dabei aber deutlich dar, daß Existenz und Beförderung solcher Soldaten den politischen Umständen geschuldet ist.

John Ringo sieht das deutlich anders. Für ihn ist ein Soldat ein "Bürger in Uniform", per definitionem ein politisches Wesen. Er sieht das Militär im Gegensatz zu Campbell als eigenständige politische Entität, keinesfalls als blinden Erfüllungsgehilfen. Allerdings weist er, ebenso wie Campbell, die Idee eines Miltärputsches oder einer irgendwie gearteten Militärherrschaft weit von sich. Beide Schriftsteller bekennen sich in ihren Romanen zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung westlicher Prägung und finden sich hier in einem interessantem Gegensatz zu Heinleins "Starship Troopers".

In den Romanen um Black Jack Geary kämpft eine demokratisch organisierte Allianz gegen ein kommunistisch angehauchtes Syndik-System. In dieser Konfrontation stellt Campbell eine demokratische, amerikanisch geprägte Legitimierung der politischen Kaste als deutlich überlegen dar. Und zwar sowohl anderen politischen Systemen der Menschen als auch den Aliens. John Ringo hingegen enthält sich einer solchen Wertung. In seinen Invasions-Romanen konzentriert er sich auf genetisch-psychologische Unterschiede von Menschen und Aliens. Die Menschen, so Ringo, unterscheiden sich vom Rest der Galaxis durch ihre Aggressivität und ihren Kampfeswillen. Ein Thema übrigens, das David Weber in "Der Widerstand" aufgreift, allerdings zu ganz anderen Schlußfolgerungen als John Ringo kommt.

Interessant ist, daß auch bei Jack Campbell Frauen und Männer vollständig gleichberechtigt sind. In seinen "Black Jack"-Romanen sind Frauen in allen Ebenen, als Offiziere und als Mannschaften, vertreten, ohne daß irgendeine geschlechterspezifische Differenzierung gemacht wird. Das geht so weit und wird als so normal angenommen, daß ich manchmal über weibliche Personalpronomina beim Lesen gestolpert bin und mir wieder in Erinnerung rufen musste, daß die Agierende eine Frau ist. [Ich bin eben noch mit den klassischen, männerdominierten Romanen SF-sozialisiert worden. Meinen Nachfolgern wird diese Nicht-Differenzierung als vollkommen normal und richtig erscheinen, sie werden eher die Klassiker als irritierend empfinden.]

Was bei John Ringo auffällig ist, hier in seinen "Inavasion"-Romanen als auch später in seinen "Planetenkrieg"-Erzählungen, ist der Drang, politische Parolen, Meinungen und Kommentare in seine Romane zu integrieren. Oftmals auch solche, die nicht allgemein konsensfähig bzw. stark vereinfachend sind. So lässt er zum Beispiel in "Invasion" den amerikanischen Botschafter bei der UN klar und deutlich sagen, daß das von den Posleen bedrohte Amerika die Schnauze voll davon hat, für andere Länder die Kastanien aus dem Feuer zu holen, die gesamte Last eines Krieges zu tragen und dafür hinterher noch angemault zu werden. Amerika, so der fiktive UN-Botschafter, würde sich nur um sich selbst und die Allierten kümmern, die auch Soldaten in eine gemeinsame Armee entsenden. Solche Kommentare machen seine Romane nicht für jeden leicht lesbar, insbesondere als Ringo an solchen Stellen sehr stark vereinfacht und bewusst polarisiert. Aber es sind diskussionsfähige Standpunkte und es ist lange her, daß sich ein Schriftsteller in dieser Deutlichkeit politisch innerhalb eines Romans ausgedrückt hat.

Alle Gesellschaftsformen basieren auf Gesetzen zum Schutz von schwangeren Frauen und kleinen Kindern. Was darüber hinausgeht ist Geschnörkel, Brimborium, Luxus - Dinge, die man in Notzeiten abstreifen muss, um die Grundfunktion zu erhalten. Da das Überleben der Rasse die einzige Universalethik darstellt, gibt es nur diese eine Grundfunktion. Versuche, eine "perfekte Gesellschaftsform" auf einer anderen Basis zu errichten, sind nicht nur töricht; sie führen unweigerlich zum Völkermord. Dennoch haben sich Idealisten (alles Männer!) immer wieder dieses Ziel gesetzt - und werden es zweifellos auch in Zukunft tun. (Heinlein, Lazarus Long)

Eines aber haben John Ringo und Jack Campbell vollkommen gemeinsam : Sie träumen den Amerikanischen Traum. Beide sind Idealisten, beide sind der festen Ansicht, daß das ethisch handelnde Individuum den Lauf der Ereignisse verändern kann. Das wird besonders bei John Ringo deutlich, der zur Höchstform aufläuft, wenn er individuelle Ereignisse eines Protagonisten schildert. Etwa bei Cally O'Neal oder bei Tyler Vernon. Hier merkt man einen deutlichen Unterschied zu den Romanen bzw. Passagen, in denen es um Team-Operationen geht. Bei den "individuellen Schilderungen" ist einfach mehr Herzblut enthalten.

Und beide Autoren glauben an die Freiheit, die des Denkens ebenso wie die des Handelns. Dieser American Way of Life in seiner positivsten Ausprägung ist in den Romanen beider Autoren eines der zentralen Leitmotive der Handlung. Und dies steht im kompletten Gegensatz zur dystopisch-düsteren Haltung in Deutschland, die eher von Pessimismus und der Idee der "Powers that be", gegen die sich Einzelne nicht oder nur unter erheblichen persönlichen Opfern durchsetzen können, geprägt ist. Inwieweit diese europäische Haltung realistischer als die ideelle von Ringo und Campbell ist, lasse ich einmal dahingestellt. Ich frage mich allerdings, inwieweit hier das Bewusstsein das Sein beeinflusst, inwiefern eine idealistische Einstellung wie die von Ringo und Campbell (und einigen anderen zeitgenössischen amerikanischen Schriftstellern) ihren Impact in der tatsächlichen Politik Amerikas wiederfinden wird.

Insgesamt ein lesenswerter Zyklus von einem faszinierendem neuen Autor. In der Zwischenzeit habe ich weitere Invasions-Romane kaufen können und zwar "Die Wacht am Rhein" und "The Tuloriad" in US-amerikanischen Hardcover-Ausgaben von Baen, die John Ringo zusammen mit Tom Kratzman schrieb. Insbesondere "Die Wacht am Rhein" ist höchst interessant, darüber werde ich demnächst noch einen eigenen Kommentar schreiben.

Viele Romane seines Invasions-Zyklus sind in der Baen Free Library als Gratis-eBooks enthalten. Wer also die Romane lesen möchte, aber die deutschen Ausgaben nicht mehr bekommt bzw. den Preis scheut, kann sich hier elektronisch bedienen.

Homepage John Ringo
"Invasion" in der Baen Free Library

Sonntag, 2. September 2012

Klassiker in Neuauflage : Bond, James Bond



Die Bond-Filme kennt jeder. Sean Connery, George Lazenby und Roger Moore werden mir in diesen Rollen unvergesslich bleiben. [Ich bin eben schon ziemlich alt, die modernen Darsteller waren irgendwie nicht mehr mein Geschmack.] Als Junge hatte ich die Romane von Ian Fleming einmal alle durchgelesen, sie hatten mit den Filmen relativ wenig gemeinsam. Jetzt werden diese Romane komplett bei Cross Cult neuveröffentlicht :
Jeder kennt sie: die teils stark von den Vorlagen abweichenden Verfilmungen der James-Bond-Romane. Pünktlich zum 50-jährigen Jubliäum der Filmreihe gilt es die Ian-Fleming-Originale erstmals im "Director's Cut" zu entdecken! Eine der größten Filmikonen überhaupt wird 50 Jahre alt! Passend dazu kommt Ende 2012 der 23. Teil der Saga mit dem Titel „Skyfall“ in die Kinos! Cross Cult schließt sich den Jubilaren des Mythos mit einer Wiederentdeckung der meisterhaft erzählten Agenten- und Spionageromane aus der Feder Ian Flemings an und beginnt die schrittweise Veröffentlichung aller James-Bond-Originalromane. Endlich wird es möglich sein, Titel wie „Goldfinger“, „Thunderball“ oder „You Only Live Twice“ komplett in ungekürzten Übersetzungen und mit den ursprünglichen Kapitelabschnitten und -überschriften zu lesen.
(Verlagsankündigung, Hervorhebungen von mir)

Wer die Filme, insbesondere die klassischen, gesehen hat, wird hier einige Überraschungen erleben. Speziell "Der Spion, der mich liebte" sei hier genannt. Für Bond-Fans ein unbedingtes Muß.

Sehr schöne Cover übrigens, die den Vorspann-Stil der 60er und 70er wiederspiegeln :