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Samstag, 6. Oktober 2012

Frank W. Haubold : Die Gänse des Kapitols (Götterdämmerung 1)



Frank W. Haubold : Die Gänse des Kapitols (Götterdämmerung 1)
Titelbild : Timo Kümmel
Atlantis-Verlag 2012, Hardcover mit Lesebändchen, ca. 240 Seiten, 14,90 €
auch erhältlich als Paperback, ca. 240 Seiten, ISBN 978-3-986402-030-8, 12,90 €


Fünfundzwanzig Jahre nach der siegreichen Schlacht vor Joyous Gard bestimmt militärische Routine das Leben auf dem Außenposten Pendragon Base. Als Kommandant Raymond Farr die attraktive Miriam Katana kennenlernt, ahnt er noch nicht, dass diese Begegnung sein Leben verändern wird. Es droht nicht nur die Wiederkehr eines alten Feindes, auch innerhalb der Föderation häufen sich die mysteriösen Ereignisse als Vorboten einer Konfrontation unvorstellbaren Ausmaßes…

Soweit der Klappentext. Der dem Roman nicht annähernd gerecht wird. Hier haben wir deutsche SF at its best, sozusagen.

Es beginnt mit einem Paukenschlag. Der Prolog des Romans, betitelt "Drachentöter", ist die Neuausgabe der Story "Das ewige Lied", erstmals erschienen 2005 in Nova #08. Die Geschichte ist die in die Zukunft übertragene Erzählung der "Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" und Frank W. Haubold macht mit diesem "Remake" Rainer Maria Rilke Ehre. Selten so etwas Spannendes und doch Lyrisches gelesen, dieser Prolog ist einfach genial.

Und dann geht es weiter, ein Zeitsprung von 25 Jahren und die eigentliche Handlung beginnt. Erstmals 2010 in der Military SF-Anthologie "Weltraumkrieger" erschienen, schildert Haubold die Abwehr der Burgons durch die Pendragon Base, ein fast typisches MilSF-Abenteuer. "Fast" deshalb, weil auch hier Haubold sich nicht auf einfache Ballereien reduzieren kann, sondern die große Geschichte bereits im Hintergrund andeutet.

Und so kommt es, wie es kommen muß : Der Roman wandelt sich ein drittes Mal. Nach dem lyrischem Auftakt und dem kalten Guß knallhartes MilSF wird er jetzt zu einem Wodunit, wer hat was warum und wie gemacht ? Das will Raymond Farr herausfinden, ganz davon abgesehen, daß er seine große Liebe, Miriam Katana, wiederfinden will. Selbige versucht sich, gegen die Burgons durchzusetzen - da ist das Buch zu Ende.

Nicht daß es abrupt endet, nein, es hat einen sehr schönen, befriedigenden Schluß. Aber ich will noch mehr haben, wissen, wie es weitergeht.

Ich bin ja skeptisch, ob es dem Autor gelingt, die Heterogenität der Stile auch im zweiten Band beizubehalten. In diesem ersten Teil der Space Opera, die Frank W. Haubold mit merklichem Genuß geschrieben hat, ist aber gerade diese Heterogenität das Merkmal, das "Die Gänse des Kapitols" von anderen Romanen abhebt. Dabei sind die Übergänge der einzelnen Teile nicht merkbar, die Geschichte ist spürbar aus einem Guß.

Der einzige Kritikpunkt, der mir auffiel, war das fehlende Technobabbel. Sicher, das muß nicht unbedingt sein, ich muß nicht die Funktion jeder Schraube am Warp-Antrieb erklärt bekommen. Aber etwas mehr Information, etwa über Reisezeiten und -dauer, wäre schon schön gewesen.

Nach dem Brandhorst Anfang des Jahres ist dies der zweite Roman, den ich für den DSFP nominieren werde. Ich bin einmal gespannt, ob Frank W. Haubold wieder abräumt. Aber egal, ob er den Preis kriegt oder nicht : Nach den "Schatten des Mars" ist ihm zumindestens mit dem ersten Teil der "Götterdämmerung" wieder ein Meisterwerk gelungen.

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