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Montag, 15. Februar 2016
Uwe Hermann : Das Amt für versäumte Angelegenheiten
Uwe Hermann : Das Amt für versäumte Angelegenheiten
CreateSpace 2015
Originalausgabe
Taschenbuch, 242 Seiten, 9,99 €
Titelbild : Ernst Wurdack
ISBN : 978-1517552107
auch als eBook erhältlich
Leseprobe
enthält die Kurzgeschichten
Das Gasthaus am Ende der Dimensionen (Erstveröffentlichung)
Abgehoben (Erstveröffentlichung)
Der heilige Wasserabsperrhahn (Erstveröffentlichung)
Der Valentino-Exploit (Co-Autor: Uwe Post, EMOTIO, 07/11)
Die Totschläger (Erstveröffentlichung)
Wir nehmen euch mit! (GOLEM 100, 03/15)
Die Hölle liegt gleich nebenan (Erstveröffentlichung)
Mensch² (Exodus Magazin Nr. 32, 03/15)
Das Amt für versäumte Ausgaben (Erstveröffentlichung)
Versuchsreihe 13 – Die Infektion (Erstveröffentlichung)
Ein Kurzgeschichtenband von Uwe Hermann mit seinen gesammelten Stories der letzten Jahre plus diversen Erstveröffentlichungen. Ich kenn' ihn ja schon von vielen früheren Veröffentlichungen, also war ich einmal gespannt, wie sich das Buch liest.
Das Gasthaus am Ende der Dimensionen
Tja, es fängt mit einem Knaller an. Als ein Zauberlehrling von seinem Herrn, Meister Bartholomeus, einen Auftrag bekommt, verdreifacht er nicht nur sich selber, sondern gründet auch das Gasthaus am Ende der Dimensionen.
Amüsant geschrieben, mit genialen Einfällen und einem völlig verdrehtem Plot inklusive Zeitreisen. "Completely enchanting" ist hier exakt die richtige Charakterisierung der Geschichte – und das wurde vor sechzig Jahren schon einmal über eine Anthologie gesagt. Das waren die "Geschichten aus Gavagan's Bar". Und hier liegt (endlich?) eine Geschichte vor, wie dieses und ähnliche Gasthäuser überhaupt entstanden. Herrlich, ich habe jede Zeile genossen. Unbedingte Leseempfehlung, diese Story sollte man insbesondere als Liebhaber klassischer SF/F kennen. Ganz großes Kino!
Abgehoben
Die Aliens greifen wirklich an – mit einem Gravitationsneutralisator. Und früher belächelte Verschwörungstheoretiker sind auf einmal die Männer der Stunde.
Nun ja.
Der heilige Wasserabsperrhahn
Auf einem Planeten am Rand des von Menschen besiedelten Universums beten die Bewohner den Wasserabsperrhahn an, das letzte Überbleibsel des vor Jahrhunderten hier havarierten Kolonistenschiffs. Und er erhört sie...
Herrlich ! Selten einen solchen hanebüchenen Quark gelesen, der die Macken und Marotten seiner Mitmenschen so präzise aufs Korn nimmt. Und dem Gott-Sein eine ganz neue Facette zufügt. Ich habe selten so gelacht wie hier, ebenso wie die erste ist auch diese Story ein unbedingtes Muß für jeden SF-Fan, definitiv preiswürdig.
Der Valentino-Exploit
Zusammen mit Uwe Post hat Uwe Hermann diese Geschichte bereits 2011 in "Emotio" veröffentlicht. Heute wie damals ist die Geschichte der gehackten Cybertiere chaotisch-komisch und trifft meinen feinsinnigen Sinn für Humor exakt. Das ist aber auch zu erwarten gewesen von einer Kurzgeschichte, die in den legendären Story-Bänden des Wurdack-Verlags erschien und von dem dynamischen Duo Jänchen/Rößler lektoriert wurde.
Die Totschläger
Eine bitterböse Story. Rentner wehren sich gegen Überfälle – indem sie sich auf diese Gewalttaten vorbereiten und alle Angreifer umbringen.
Uwe Hermann zeichnet hier ein Deutschland im Zerfall, wie man es sich in seinen schlimmsten Alpträumen vorstellt. Der Bankencrah von 2019 beispielsweise lässt Banken von den Glaspalästen wieder zu einfachen Schaltern im Supermarkt werden, die durch den Crash hervorgerufene Wirtschaftskrise macht sich praktisch überall bemerkbar. Eine sehr graue Dystopie, bei der "Die Totschläger" die einzigen netten Menschen sind.
Wir nehmen euch mit!
Agenten eines US-Geheimdienstes können ihr Bewusstsein vom Körper trennen und andere Leute übernehmen. Das geht so lange gut, bis man sie für überflüssig hält, jagt und tötet.
Standard. Gut geschrieben, unheimlich einfühlsam erzählt, aber immer noch Standard.
Die Hölle liegt gleich nebenan
Der Präsident erlitt einen Herzinfarkt und konnte die Codes für die Atombombenabschußbasen nicht mehr weitergeben. Jetzt wird ein streng geheimes Projekt gestartet, fünf Special Agents sollen in den Himmel gehen und den Präsidenten nach den Codes befragen...
Selten ein derart mechanisches Weltbild gelesen. Himmel und Hölle als formalistisch-bürokratische Vergnügungsparks, per Computer werden Gebete erhört, für die Auferstehung geht man einfach der blauen Linie nach. Urkomisch das Ganze, angefangen von dem absurden Plot über die Entdeckung, daß der amerikanische Präsident eben doch nicht im Himmel ist, bis hin zu den Bürokraten-Engeln. Ebenfalls eine bemerkenswerte Story, ebenfalls preiswürdig.
Mensch hoch 2
Bereits bei "Exodus 32 kommentiert, nicht besser geworden bisher.
Das Amt für versäumte Ausgaben
Die Quirl managen das Universum - so Zeit in die richtige Richtung ablaufen lassen und so - doch das ist gar nicht damit zufrieden. Also holt es 42 Menschen - aus irgendwelchen Gründen liebt das Universum diese Zahl - um die Sache zu richten.
Nichts Neues, aber sehr amüsant geschrieben. Uwe Hermann stellt hier zum wiederholten Mal einen extrem mechanistischen Blick auf die Dinge in den Vordergrund, der alleine schon amüsant genug ist, die ganze Story zu tragen. Zusammen mit der präzise geplanten Story und dem flüssigem Stil bietet "Das Amt für versäumte Ausgaben" ein höchst angenehmes Leseerlebnis.
Versuchsreihe 13 – Die Infektion
Naniten können Menschen heilen - doch die Versuchsreihe 13 kann noch mehr...
Ganz nett. Aber sehr altbacken, eben so, wie man heutzutage einen Thriller, d.h. einen Krimi mit SF-Elementen, schreibt. Für meinen Geschmack zu sehr Mainstream und ich befürchte, daß der Autor auch bei der angekündigten Ausweitung dieser Kurzgeschichte zu einem Roman zu sehr im Standard-Mainstream, der in ähnlicher Form bereits vor 70 Jahren geschrieben wurde, hängenbleiben wird.
Insgesamt eine wirklich empfehlenswerte Kurzgeschichten-Sammlung. Uwe Hermann ist dann am Besten, wenn er sein mechanistisches Weltbild zusammen mit den Macken und Marotten seiner Zeitgenossen zu einer bissigen Kurzgeschichte kombiniert. Sollte man wirklich gelesen haben, macht Lust auf mehr. Ich merke mir auf jeden Fall schon mal ein paar seiner Stories für meine erweiterte DSFP-Liste vor.
Ich bin mit dem Buch auch durch, muss meine Rezension noch schreiben. Nicht alle Geschichten haben mir gefallen – aber das hat nicht mal bei Ellison geklappt –, die meisten aber schon.
AntwortenLöschenDa bin ich mal gespannt, wo und wie wir auseinanderliegen. :-)
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