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Donnerstag, 11. Februar 2016

Michael Haitel (Hrsg.) : Sternenlieder, Schattenlieder



Michael Haitel (Hrsg.) : Sternenlieder, Schattenlieder
Romantik und Fantastik im Werk von George R. R. Martin
AndroSF 25, p.machinery, Murnau, Oktober 2015
Paperback, 296 Seiten, 10,90 €
Titelbild : Lothar Bauer
ISBN 978 3 942533 72 0
als eBook in Vorbereitung

enthält die Artikel
Peter Robert : Das Tote wecken
Stefan Lorenz : Vox solitudinis. Religiosität, Einsamkeit und Nihilismus in George R. R. Martins frühen Kurzgeschichten (N)
Andreas Nordiek : Die Kurzgeschichten des George R. R. Martin
Martin Stricker : George R. R. Martins »Tuf Voyaging«
Stefan Lorenz : Futuristischer Bocksgesang. Anmerkungen zu George R. R. Martins »Dying of the Light« (N)
Patrick Charles : Mehr als magische Schwerter und Fürsten der Finsternis. George R. R. Martins »Das Lied von Eis und Feuer« (N)
Manfred Roth : Das Lied von Eis und Feuer. A Song of Ice and Fire (N)
Stefan Lorenz : Vampire auf dem Mississippi. George R. R. Martins Ausflug in die Welt der Weird Fiction


Als Gegenströmung zur Aufklärung konstituierte sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts die geistige Bewegung der Romantik, die sich ausdrücklich zu menschlichen Leidenschaften und zur Irrationalität bekannte. Wie können solche Ideale aber ausgerechnet in einer Literaturgattung Gestalt annehmen, die im öffentlichen Bewusstsein wie keine andere sonst als Sinnbild einer technokratischen ratio verstanden wird?

Der 1948 geborene amerikanische Schriftsteller George R. R. Martin gibt darauf eine literarisch fruchtbare Antwort. Nicht etwa Spekulationen über zukünftige technische Entwicklungen etwa in der Weltraumfahrt oder in der Computertechnologie bestimmen sein Werk, sondern die Frage, wie sich die menschliche Natur, der menschliche Charakter in das Szenarium einer fiktiven Zukunft einfügen könnte.

Martin geht dabei nicht davon aus, dass sich der Mensch im Rahmen eines evolutionären Prozesses zu einer höheren Intelligenzform weiterentwickeln werde, sondern beschreibt ihn in all seinen Schwächen, Konflikten und Leidenschaften. Dabei nehmen seine Texte bisweilen dramatische Züge an.
Sein vielfältiges Talent stellt George R. R. Martin allerdings nicht nur als Verfasser von Science-Fiction unter Beweis. Auch andere Spielarten der fantastischen Literatur (Horror, Fantasy) beherrscht er gekonnt.

Vorliegender Band möchte eine kritische Würdigung und einen Einblick in das Schaffen jenes Schriftstellers abgeben.
Klappentext

Dieser Band mit Kommentaren zu GRRMs Werk ist in Teilen bereits 2011 als Andromeda Science Fiction Magazin 149 erschienen. Dies ist die Mitgliederzeitschrift des SFCD, die unter der Ägide von Michael Haitel von einem popeligem Vereinsblatt zu einem bemerkenswerten Magazin entwickelt wurde.

Bedauerlicherweise war der Inhalt des Magazins suboptimal. Die mit (N) gekennzeichneten Beiträge waren bereits im Andromeda Magazin vorhanden und worden dort von mir bereits kommentiert (Link). Ich erspare es mir, hier näher darauf einzugehen, verweise aber auf Klaus N. Fricks damaligen Kommentar, der ähnlich kritisch ausgefallen ist.

Einer meiner damaligen Kritikpunkte war, daß sich zu sehr auf das Fantasy-Telefonbuch konzentriert wurde, was dem Werk von GRRM nicht gerecht wird. Dies ist in der vorliegenden Ausgabe abgestellt. Das Buch beginnt mit einem Text von Peter Roberts, der das Nachwort zur 1986er-FanPro-Ausgabe von "Armageddon Rag" darstellt und bereits dreißig Jahre alt ist. Ich glaube, besser kann man ein sekundärliterarisches Werk über GRRM nicht beginnen. Andreas Nordiek beschäftigt sich dann mit 20 ausgewählten Stories von GRRM, Martin Stricker mit den Kurzgeschichten "Tuf Voyaging". Wenngleich ich zu den Tuf-Geschichten doch eine leicht abweichende Meinung habe (Link), fand ich die Kommentare von Martin Stricker zumindestens interessant. Beide Artikel waren für mein Empfinden um Klassen besser als die GoT-Laberei aus Andromeda SF 149. Hinzugekommen ist auch ein Artikel über "Fevre Dream". Sehr selbstverliebt allerdings, mit seinem Wissen prahlend lässt Stefan Lorenz den Leser hinter sich - zumindestens mich, der ich nicht nur nix Neues gelesen habe, sondern es auch wesentlich besser weiss. Mir fehlte bei der Betrachtung von "Fevre Dream" eine detaillierte Analyse des Stimmungsbildes, das GRRM in diesem Roman benutzt und das deutlich stärker zum Grusel beiträgt als der Vampir an sich. Aber gut, immerhin wird dieser Roman besprochen.

Als Gesamtfazit würde ich sagen, daß diese AndroSF-Ausgabe deutlich besser und vollständiger als das Magazin ist, aber immer noch so ihre Mängel hat. Nichtsdetotrotz sollten sich GRRM- und "Game of Thrones"-Fans durch mein Genörgel nicht vom Kauf abhalten lassen, AndroSF 25 dürfte momentan das beste deutschsprachige Sekundärwerk zu GRRM auf dem Markt sein.

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