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Samstag, 31. August 2013

Bekanntgabe der DSFP-Preisträger 2013

Das Komitee zur Vergabe des Deutschen Science-Fiction-Preises freut sich, die Preisträger des DSFP 2013 bekanntzugeben. Für den DSFP 2013 sind alle im Original in deutscher Sprache im Jahr 2012 erstmals in gedruckter Form erschienenen Texte des Literaturgenres Science Fiction relevant.

Der Deutsche Science-Fiction-Preis 2013 wird am Samstag, den 26.10.2013, auf dem Muccon, dem JahresCon des Science Fiction Club Deutschland e. V., in Garching vergeben. Der DSFP ist mit 1000 Euro je Kategorie dotiert.

Das Komitee beglückwünscht die Preisträger und Platzierten zu ihrem Erfolg und bedankt sich bei den Herausgebern und Lektoren, den Verlagen und ihren Mitarbeitern für die Unterstützung der deutschsprachigen Science Fiction. Besonderer Dank gilt den Autoren und Verlagen, die die Arbeit des Komitees durch Überlassung von Leseexemplaren unterstützt haben.


Kategorie >>Beste deutschsprachige Kurzgeschichte<<

Der Deutsche Science-Fiction-Preis 2013 für die beste Kurzgeschichte geht an
Michael K. Iwoleit : "Zur Feier meines Todes", erschienen in "Die letzten Tage der Ewigkeit"


Die weiteren Platzierungen :
  • Platz 2 - Karsten Kruschel : "Teufels Obliegenheiten", erschienen in "Nova 20"
  • Platz 3 -Matthias Falke : "Der Bruch der nordwestlichen Stelze", erschienen in "Nova 19"
  • Platz 4 -Michael Marrak : "Der Kanon mechanischer Seelen", erschienen in "Nova 20"
  • Platz 5 -Klaus N. Frick : "Im Käfig", erschienen in "Exodus 29"
  • Platz 6 -Marcus Hammerschmitt : "Der Ethiker", erschienen in "Nachtflug"
  • Platz 7 -Frank Lauenroth : "K'Tarr!", erschienen in "2012 T Minus Null"
  • Platz 8 -Axel Kruse : "Doppeltes Spiel", erschienen in "Exodus 29"

Kategorie >>Bester deutschsprachiger Roman<<

Der Deutsche Science-Fiction-Preis 2013 für den besten Roman geht an
Andreas Brandhorst : "Das Artefakt", Heyne


Die weiteren Platzierungen :
  • Platz 2 -Dietmar Dath : "Pulsarnacht", Heyne
  • Platz 3 -Frank W. Haubold : "Die Gänse des Kapitols", Atlantis
  • Platz 4 -Anja Kümmel : "Träume digitaler Schläfer", Thealit
  • Platz 5 -Oliver Henkel : "Die Fahrt des Leviathan", Atlantis
  • Platz 6 -Chris Schlicht : "Maschinengeist", Feder & Schwert
  • Platz 7 -Jacqueline Montemurri : "Die Maggan-Kopie", Edition Paashaas

Hamburg, 31.08.2013

Für das Komitee zur Vergabe des Deutschen Science-Fiction-Preises
Alfred Kruse

TERRA SF 050 - Gill Hunt : Ein Mann zwischen drei Welten (Planetfall)



Gill Hunt : Ein Mann zwischen drei Welten (Planetfall)
TERRA SF 050, 06.02.1959
Originalausgabe Curtis Warren 1951
Titelbild : Johnny Bruck
Übersetzung : k.A.


Die politische Lage im Sonnensystem ist äußerst gespannt. Die Regierungen der Erde, des Mars und der Venus werden nur von einem Gedanken beherrscht: Jovium! Mehr Jovium! Dieses radioaktive Element wird in den Jupiterminen gewonnen und dient zur Deckung des immer mehr steigenden, ungeheueren Energiebedarfs aller besiedelten Planeten ... und als Treibstoff für die Raumschiffe.Die Jupiterminen selbst werden von einem Direktorat beherrscht, die aus der Energieknappheit der Planeten Kapital zu schlagen verstehen und die Planeten gegeneinander ausspielen.Da zettelt plötzlich ein Schwerverbrecher eine Revolte unter den Gefangenen in den Joviumminen des Jupiter an und macht sich zum Herrscher des ,Direktorats´. Der ohnehin schon erschütterte Frieden im Sonnensystem droht mit einem Krieg mit furchtbaren Waffen zu enden ...
Klappentext

Nach den nicht wirklich lesbaren Heften der ersten 50 TERRA-Romane, die in meiner Sammlung vorhanden sind, brauchte ich erst einmal eine niveauvollere Abwechslung. Das habe ich erreicht, indem ich mit dem Lesen meiner HEYNE SF&F-Sammlung von vorne an begonnen habe. Nach einiger Zeit traute ich mich dann, die zweiten 50 der TERRA-Hefte in Angriff zu nehmen.

"Gill Hunt" ist ja nu nich' der wirklich bekannte Autor – allerdings nur unter diesem Pseudonym. Denn dahinter versteckt sich ein Verlagspseudonym, das unter anderem auch E.C. Tubb enthält. Dies ist einer seiner früheren Romane, kein inhaltliches Schwergewicht, aber doch recht spannend geschrieben. Allerdings vom heutigem Standpunkt aus politisch naiv, der Roman ist aus den 50ern und seitdem ist unsere politische Bildung doch etwas besser geworden.

Freitag, 30. August 2013

HEYNE SF&F 266 - Richard Matheson : Ich, der letzte Mensch (I am Legend)



Richard Matheson : Ich, der letzte Mensch (I am Legend)
HEYNE SF&F 266
Deutsche Erstausgabe 1963, 2. Auflage 1963
Originalausgabe 1954
Aus dem Englischen von Werner Gronwald
Titelbild : k.A.


Es ist das Jahr 1986, und ich bin der letzte Mensch auf Erden.

Ich weiß nicht, wie lange ich noch existieren kann. Jede Nacht umzingeln die Vampire aus einer anderen Welt meine letzte Festung, und ich höre sie in der Dunkelheit schreien und ihre Verwünschungen gegen mich ausstoßen. Ich habe so viele von ihnen ausgelöscht, aber es kommen immer wieder welche. Wie lange wird es dauern, bis sie mich überwältigen? Nur eines weiß ich gewiß: ich werde nie wieder eines anderen Menschen Stimme hören.
Klappentext

Robert Neville ist der letzte Mensch auf Erden, der Rest der ehemaligen Menschheit ist zu Vampiren mutiert. Er versucht, diese Krankheit zu heilen, doch das Buch endet folgendermaßen :
Robert Neville looked out over the new people of the earth. He knew he did not belong to them; he knew that, like the vampires, he was anthema and black terror to be destroyed. And, abruptly, the concept came, amusing to him even in his pain.

A coughing chuckle filled his throat. He turned and leanded against the wall while he swallowed the pills. Full circle, he thought while the final lethargy crept into his limbs. Full circle. A new terror born in death, a new superstition entering the unassailable fortress of forever.

I am legend.

Robert Neville ist selbst zum Ungeheuer mutiert, der letzte Mensch in der neuen Vampirgesellschaft. Der Schwarze Mann der Vampire, sozusagen. Das Monster, mit dem man kleine Vampire erschreckt. Und in dem Bewusstsein, all dies geworden zu sein, stirbt Robert Neville.

Der Roman ist aus den 50ern, mehr als ein halbes Jahrhundert alt. Trotzdem nicht wirklich überholt, sieht man von einigen Rollenklischees ab. Er war der erste Roman, der Vampire in die naturwissenschaftliche Welt holte und ist damit Schmachtfetzen wie der Twilight-Saga deutlich überlegen. Allerdings hat dieser Roman als solcher echte Mängel – bzw. solche, die beim Erscheinen so empfunden wurden :
The book is full of good ideas, every other one of which is immediately dropped and kicked out of sight. The characters are child's drawings, as blank-eyed and expressionless as the author himself in his back-cover photograph. The plot limps. All the same, the story could have been an admirable minor work in the tradition of Dracula, if only the author, or somebody, had not insisted on encumbering it with the year's most childish set of "scientific" rationalizations.
Damon Knight : In Search of Wonder (1956)

Ich würde einmal behaupten, daß sich niemand groß um diesen Roman kümmern würde, hätte er nicht eine solche Inspiration für andere gegeben. Zunächst einmal ist "I am Legend" die Inspiration für Romeros "Night of the Living Dead" + Epigonen gewesen. Das moderne Horror-Genre – man denke nur an die Zombie-Apokalypsen – wäre ohne diesen Roman gar nicht denkbar gewesen.

Stärker noch als der Roman an sich sind die Verfilmungen, jedenfalls die ersten beiden. Den Asylum-Mockbuster ignorier' ich mal und zu dem Will-Smith-Film kann ich nur sagen, daß da jemand zu stark gemainstreamed wurde. Übrig bleiben "The last Man on Earth" mit Vincent Price und der "Omega-Mann" mit Charlton Heston. Beide habe ich zuhause im Regal stehen und kann sie jedem Fan nur empfehlen.

In "The Last Man on Earth" ist man noch sehr stark am klassischen "Dracula" dran, wie auch der Roman sich von Gimmicks wie Knoblauch und Holzpfählen nur schwer lösen kann. Vincent Price bringt die ganze Tragik des Robert Neville (tatsächlich heisst er hier Robert Morgan) rüber, der Film orientiert sich sehr stark am Roman.

Dagegen löst sich der "Omega-Mann" von vielen Überbleibseln der 50er und erzählt die Geschichte in (damals) moderner Art und Weise. Er ist wesentlich stärker wissenschaftlich orientiert, Dracula et.al. haben hier keinen Auftritt. Stattdessen gibt es hier diverse geniale Einzelszenen, die sich über die Jahrzehnte frisch erhalten haben. Wenn etwa im Roman Ben Cortman, der Anführer der Robert Nevilles Haus belagernden Vampire "Neville!" ruft, hat man sofort die entsprechende Filmszene vor Augen. Unvergessen auch das entvölkerte New York, ein Anblick, der unter die Haut geht.

Und hier schliesst sich der Kreis, denn hat man diese beiden Filme gesehen, liest man den Roman ganz anders als ohne diese Visualisierungen. Ich selbst könnte bei einer Interpretation nicht einmal mehr sagen, wo der Roman aufhört und der Film anfängt. Tatsächlich sind die Filme und er Roman zu einem Gesamtkunstwerk verschmolzen. Ich kann nur jedem empfehlen, nicht nur diesen Roman zu lesen, sondern auch die beiden oben beschriebenen Filme zu sehen. Es lohnt sich. Denn mit diesen beiden (!) Filmen im Hinterkopf habe ich den Roman ganz anders, deutlichst besser empfunden als bei meiner ersten Lesung vor zig Jahren.

Biographie Richard Matheson
Wikipedia-Eintrag "I am Legend"
Archive.org : Last Man on earth

Donnerstag, 29. August 2013

HEYNE SF&F 260 - Die Esper greifen an



Die Esper greifen an
Eine Auswahl der besten Stories aus THE MAGAZINE OF FANTASY AND SCIENCE FICTION #5
Herausgegeben von Charlotte Winheller
HEYNE SF&F 260
Originalausgabe 1963
Übersetzungen : Charlotte Winheller
Titelbild : k.A


Ray Bradbury : Es war einmal ... (To the Chicago Abyss, 1963)
Der Raubbau an der Natur hat zu einer Verarmung der Menschheit geführt. Leute, die sich an das Gestern erinnern, und seien es auch nur an die Werbesprüche, werden verfolgt. Doch die Erinnerung lässt sich nicht verdrängen ...
Eine faszinierende Vignette über Auswüchse der staatlichen Kontrolle der Zukunft.

James Graham Ballard : Lockende See (Now Wakes the Sea, 1963)
Eine Zeitreisegeschichte einmal anders, deutlich näher an der Phantastik als an der SF. Sehr stimmungsvoll geschrieben, ein typischer Ballard.

Con Pederson : Der Freundschaftsdienst (Pushover Planet, 1963)
Prospektoren auf neuentdeckten Planeten stehen manchmal ungeahnten Gefahren entgegen. So wie hier süßen Eingeborenen ...
Nette Pointen-Story ohne tieferen Gehalt, allerdings gute Unterhaltung.

Shinishi Hoshi : Hobby eines Barbesitzers (Bokko-Chan, 1963)
Ich wusste gar nicht, daß Shinishi Hoshi so früh bei uns in Deutschland veröffentlicht wurde, ich kenne eigentlich nur seine Haiku-SF-Storysammlung aus den 90ern. Auch diese Geschichte ist recht kurz, 4 Seiten, bissig, die japanische Gesellschaft kritisierend, moralisch und mit einem bitterbösem Ende. Wer so etwas mag, dem sei nicht nur diese Geschichte, sondern auch die Kurzgeschichtensammlung "Ein hinterlistiger Planet" aus der Heyne-SF&F-Reihe ans Herz gelegt.

Marion Zimmer Bradley / John J. Wells : Überleben ! (Another Rib, 1963)
Die Mannschaft der Centauri-Expedition findet bei ihrer Rückkehr eine durch eine Nova zerstörte Erde wieder. Sie sind die letzten Menschen und tun alles, um ihre Rasse überleben zu lassen.
Eine frühe Geschichte über das Ausgrenzen von Homosexualität in der Gesellschaft. Den Autoren gelingt es, sich jeder direkten Wertung zu enthalten und die Situation an sich wirken zu lassen. Lesenswert !

Will Stanton : Solange Du hier bist (So Long As You Are Here, 1963)
Ein Ehepaar mit paranoiden Ängsten vor dem Atomkrieg baut sich einen Atombunker und baut ihn immer tiefer - bis sie in der Hölle ankommen.
Will Stanton zeigt sehr schön, daß die Angst das Bewusstsein tötet. Der Wahnsinn des Ehepaars Bagshaw wird nach und nach aufgebaut, bis ihre Egozentrik logisches Denken vollständig verdrängt hat. So kommen sie sogar 7 Minuten zu früh in der Hölle an.

Ron Goulart : McNamarras Fisch (McNamara's Fish, 1963)
Joan und Ken haben Geheimnisse voreinander. Max, der Detektiv des Phantastischen, wird von beiden gebeten, den jeweils anderen zu überwachen, da man den Partner der Untreue verdächtigt. Das Kuddelmuddel inklusive Auflösung ist vorprogrammiert.
Eine witzige kleine Kitsch-Story, sehr zeitverhaftet, aber immer noch amüsant lesbar. Allerdings sehe ich die Bilder dazu immer in schwarz/weiss ...

Poul Anderson : Die Mission der Fremden (No Truce with Kings, 1963)
Der längste Text dieser Anthologie, fast die Hälfte der 150 Seiten einnehmend, ist eine Geschichte über einen amerikanischen Bürgerkrieg der Zukunft. Ich habe diese Story mehrfach gelesen, fand sie immer wieder gut, kriege aber trotzdem irgendwie keinen Zugang zur Metaebene, der tiefere Sinn bleibt mir verborgen. Ist wahrscheinlich eine uramerikanische Story, zu der Nicht-Amerikaner nur schwer Zugang finden.



Mittwoch, 28. August 2013

HEYNE SF&F 254 - Alfred Elton van Vogt : Der Krieg gegen die Rull (The War against the Rull)



Alfred Elton van Vogt : Der Krieg gegen die Rull (The War against the Rull)
HEYNE SF&F 254, Deutsche Erstveröffentlichung 1963
Originalausgabe 1959
Aus dem Amerikanischen von Walter Ernsting
Titelbild : k.A.


Nur ein Autor wie van Vogt, dessen Geist auf fremden Sternen zu Hause ist und dessen Phantasie alle heutigen Grenzen sprengt, kann ein interstellares Abenteuer von derartigem Format schaffen und Figuren zeichnen wie

die Rull
paranoide Intelligenzen aus einer fremden Milchstraße, deren Ziel die Vernichtung allen Lebens ist

die Ezwal
Bewohner von Carsons Planet, die ihre hohen Geistesfähigkeiten unter der Maske reißender Bestien verbergen

die Ploians
die für menschliche Augen unsichtbar sind und sich von reiner Energie ernähren und

Trevor Jamieson
ein Wissenschaftler und Forscher, der den Kampf seines Lebens kämpft um die Galaxis zu retten.
Klappentext

Also diese Geschichte hat die letzten 10, 15 Jahre nicht gut überstanden. Sie ist veraltet, reaktionär, teilweise inkonsistent und - machen wir uns nichts vor - für den heutigen Leser stinklangweilig.

Das war nicht immer so, zur Zeit seines Erscheinens hatte der Roman durchaus seinen Impact. Und 20 Jahre später habe ich ihn auch gerne gelesen. van Vogt war vielleicht kein begnadeter Schriftsteller, doch mit seinem Sense of Wonder hat er für seine Zeit faszinierende Romane geschrieben. Und auch noch Jahrzehnte später Schriftsteller wie beispielsweise Phil Dick beeinflusst. Doch zumindestens für diesen Roman ist das Verfallsdatum abgelaufen.

Dienstag, 27. August 2013

HEYNE SF&F 248 - Signale vom Pluto



Signale vom Pluto
Eine Auswahl der besten Stories aus THE MAGAZINE OF FANTASY AND SCIENCE FICTION #4
Herausgegeben von Charlotte Winheller
HEYNE SF&F 248
Originalausgabe 1963
Übersetzungen : Charlotte Winheller
Titelbild : k.A.


James White : Zwischen Erde und Mars (Fast Trip, 1963)
Eine Novelle aus der Zeit, da man noch harte Männer für die Raumfahrt brauchte. Auf dem Weg zum Mars kommt es zu einem Unfall, der Kapitän wird getötet. Da jedes Raumschiff auf den jeweiligen Kapitän maßgeschneidert ist, wird es jetzt schwierig ...
Über 50 Seiten, ein Drittel des Buches, schildert James White eine eigentlich stinklangweilige und voraussehbare Geschichte - und zwar so, daß man sich nicht davon abwenden kann. Mit diesem seinem minutiösem Stil ist James White seiner Zeit weit voraus, kein Wunder, daß auch heutzutage seine Geschichten noch gelesen werden.

Larry M. Harris / Donald E. Westlake : Schönes Wetter heute (The Question, 1963)
Herr Rossi kriegt einen Anruf und wird gefragt, ob er die Sonne sehen kann. Er verneint und hört beim Auflegen noch "Du kannst sie abschalten, Dave."
Heute veraltet, damals noch nicht. In jedem Fall aber gut auf die Pointe hin geschrieben.

Isaac Asimov : Signale vom Pluto (My Son, the Physicist, 1962)
Der Kleine Unterschied ist auch in der Raumfahrt nützlich ...
Amüsant, wie Asimov hier den Chauvinismus der Wissenschaftler demaskiert und sogar (immerhin ist die Geschichte aus den 60ern) Frauen qualifiziertere Kommunikation unterstellt. Nicht wirklich emanzipiert, die Geschichte, aber man merkt, daß sich die Gesellschaft auf dem bestem Weg dahin befand.

Fritz Leiber : Das Feuerzeug (Game for Motel Room, 1963)
Aliens sind auch nicht besser als die Menschen. Und sie kommen bei zwischenmenschlichen Problemen zu ähnlichen Lösungen ...
Das Fremdartige ist nicht wirklich fremd. Dies stellt Leiber sehr schön am Beispiel eines Seitensprungs mit einer Außerirdischen dar, deren Mann scharf auf's Erbe ist. Von den gesellschaftlichen Konventionen her etwas sehr veraltet, aber ganz witzig geschrieben.

Kit Reed : Der Chef des Arztes (Tell me, doctor - please, 1963)
Zeitreisegeschichte, gut gemacht, aber an den üblichen Zeitreisegeschichtenproblemen leidend.

Richard M. McKenna : Der Wald der Phytos (Hunter, Come Home, 1963)
Ein Planet mit einer pflanzlichen Gemeinschaftsintelligenz lässt sich nicht mit brutalen Methoden wie Brandrodung besiedeln.
Eine frühe Öko-SF-Geschichte. Einerseits wird hier das fehlende ökologische Verständnis der Durchschnittsbevölkerung thematisiert, andererseits ist die Fremdenphobie derselben Durchschnittsbevölkerung ein weiteres zentrales Thema der Story. Themen, die Richard M. McKenna in seiner kurzen Schriftstellerkarriere mehrfach aufgegriffen hat.
Wikipedia-Eintrag

Gertrude Friedberg : Der erholsame Tod des George F. (The short and happy death of George Frunkin, 1963)
Ein extrem bissiger Kommentar zur damaligen Theaterszene. Da Gertrude Friedberg etablierte Bühnenautorin war, sind die Einsichten um so fundierter. Interessant, daß sie das phantastische Genre so gut beherrschte.

D. K. Finlay : Die Zeit der Aale (The Day after Saturation, 1963
AM 12. November 2026 ist die Erde voll, Menschen passen nicht mehr drauf. Da sucht sich die Evolution einen ungewöhnlichen Ausweg ...
Jahre vor den "Grenzen des Wachstums" des Club of Rome beschäftigte sich die SF schon mit eben diesen. Die Geschichte von Finlay ist ein Paradebeispiel dafür. Gleichzeitig spiegelt sie auch den grenzenlosen Optimismus jener Jahre wieder.

Montag, 26. August 2013

HEYNE SF&F 241 - Robert Sheckley : Planet der Verbrecher (The Status Civilization)



Robert Sheckley : Planet der Verbrecher (The Status Civilization)
HEYNE SF&F 241, Deutsche Erstveröffentlichung 1963
Originalausgabe 1960
Aus dem Amerikanischen von Charlotte Winheller
Titelbild : k.A.


Die Lebenserwartung eines Neuankömmlings auf Omega betrug durchschnittlich drei Erdenjahre.

Barrant war verhört, verurteilt und von der Erde verbannt worden – und jetzt verbüßte er seine Strafe auf Omega, einem Planeten für Strafgefangene. Der Planet war von einem Ring patroullierender Raumschiffe umgeben, und von dort gab es kein Entrinnen.

Omega war eine Welt des Schreckens, wild und ruhelos. Aber es war nur eine vorübergehende Prüfung bis zur Rückkehr auf die Erde...
Klappentext

Tja, also irgendwie ist dieses Buch nicht gut gealtert. Ich fand es jetzt, beim x-ten Lesen, doch irgendwie voraussehbar und, bis zu einem gewissem Grad, auch langweilig. Der satirische Ansatz entgeht mir völlig, heutzutage kommt mir die Geschichte einfach altbacken vor. Ich mein, gut, das Buch hat ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel, doch relativ zu den Kurzgeschichtensammlungen aus dem Magazine of Fantasy and Science Fiction, die ja praktisch gleichzeitig veröffentlicht wurden, fehlt der Geschichte jeglicher Esprit. Wer sich selbst ein Bild machen will : Das Buch ist bei Projekt Gutenberg als Download verfügbar.

Homepage Robert Sheckley
"The Status Civilization" bei Projekt Gutenberg

Sonntag, 25. August 2013

HEYNE SF&F 236 - Heimkehr zu den Sternen



Heimkehr zu den Sternen
Eine Auswahl der besten Stories aus THE MAGAZINE OF FANTASY AND SCIENCE FICTION #3
Herausgegeben von Charlotte Winheller
HEYNE SF&F 236
Originalausgabe 1963
Übersetzungen : Charlotte Winheller
Titelbild : k.A


Henry Slesar : Heimkehr zu den Sternen (Way-Station, 1962)
Die Aliens leben unter uns. Nach ihrem Tod fahren sie auf zu den Sternen. Dieses Geheimnis muß bewahrt bleiben.
Eine weitere phantastische Geschichte des Krimi-Meisters. Inhaltlich nicht ganz so gehaltvoll wie die erste aus "Saturn im Morgenlicht", aber eine lesenswerte kleine Vignette.

Robert Wallsten : Aberglauben rächt sich (Punk's Progress, 1962)
Billy sagte seiner Freundin, daß sie für immer beisammen sein werden. Als er sie umbringt, stellt er fest, daß sie dies wörtlich nahm.
Nette kleine Moralgeschichte, die sich trotz des unübersehbar erhobenen Zeigefingers gut und spannend liest.

Frederik Pohl : Entenjagd (Punch, 1962)
Scheinbare Touristen-Aliens helfen den Menschen, geben ihnen Erfindungen, die sie enorm nach vorne bringen. Der Grund für diese milden Gaben ist allerdings alles andere als altruistisch.
Frederik Pohl, der Meister der kurzen Form. Seine Kurzgeschichten finde ich einfach alle genial, ich habe mehrfach seine Storysammlungen, die auf Deutsch bei Goldmann herausgekommen sind, verschlungen. Auch "Entenjagd" ist ein feines Stück Ironie, das meinem (zugegebenermaßen etwas seltsamen) Sinn für Humor voll entspricht. Eine der klassischen Stories, die man gelesen haben sollte.

James White : Die Puppen (Counter Security, 1962)
In einem Kaufhaus geschehen seltsame Dinge. Der Nachwächter wird darauf angesetzt und kommt Aliens auf die Spur.
Kein Tod, kein Mord, ja noch nicht einmal ein echter Konflikt. Und trotzdem faszinierend und lesenswert. James White zeigt hier sehr schön, daß die SF eben nicht nur aus den "normalen" Topoi bestehen muß und trotzdem interessant sein kann. Im Gegensatz zu den Filmen der damaligen Zeit sind die Aliens keine Monster, nicht notwendigerweise, eine Sichtweise, die sich in der allgemeinen SF ebenso wie in Hollywood erst Jahrzehnte später als allgemeingültig durchsetzte.

Mack Reynolds : Der Revolutionär (Speakeasy, 1962)
Salon-Revolutionen sind zum Scheitern verdammt.
Bis zu einem gewissem Grad ist Mack Reynolds ein Exot unter den frühen SF-Autoren der Nachkriegszeit. Während die Mehrheit damals eher konservativen Werten anhing, speziell die Gruppe um Campbell, war Mack Reynolds bekennender Sozialist, was sich auch in seinen Geschichten niederschlug. In der McCarthy-Ära machte er ein zehnjährige Weltreise, so daß die Unterdrückung Andersdenkender in den Staaten ihn nur mittelbar erreichte. Mack Reynolds ist einer von meinen heissgeliebten B-Schriftstellern, also relativ unbekannten Schriftstellern (jedenfalls in Deutschland) mit einem gar nicht einmal so kleinem Oeuvre. Interessant übrigens, daß er als erster das Star Trek-Universum mit "Mission to Horatius" mit neuen Geschichten erweitert hat.
Mack Reynolds in der Wikipedia
Mission to Horatius


Samstag, 24. August 2013

HEYNE SF&F 224 - Das letzte Element



Das letzte Element
Eine Auswahl der besten Stories aus THE MAGAZINE OF FANTASY AND SCIENCE FICTION #2
Herausgegeben von Charlotte Winheller
HEYNE SF&F 224
Originalausgabe 1963
Übersetzungen : Charlotte Winheller
Titelbild : k.A.


Zum Thema Science Fiction
Der Heyne-Verlag hat hier ein Vorwort geschrieben, um dem unbedarftem deutschen Leser "echte" Science Fiction nahezubringen. Jetzt, 50 Jahre, ein halbes Jahrhundert später, ein witziges Zeitdokument.

Arthur C. Clarke : Meridian City (Crime on Mars, 1960)
Ein Kunsträuber macht die Rechnung ohne die Besonderheiten des Mars.
Witzige Pointen-Story, allerdings ohne tieferen Sinn. Clarke zeigt sich hier als Meister der seichten Unterhaltung, was man ihm eigentlich gar nicht zutraut.

Harry Harrison : Gesetz des Überlebens (Survival Planet, 1961)
Die Menschheit hat sich ins All ausgebreitet und viele verschiedene Gesellschaftsformen ausprobiert. Ein Imperium von Sklavenhaltern konnte erst nach längen blutigen Kämpfen vernichtet werden. In der Nachkriegszeit entdeckt man, daß die Befreiung der ehemaligen Sklavenwelten deutlich aufwendiger als geplant werden wird.
Auch dies eine witzige Pointen-Story. Jedoch wird deutlich, daß Harrion längere Texte mehr liegen.

Clifford D. Simak : Unternehmen Kelly (Shotgun Cure, 1961)
Aliens bringen den Menschen ein Heilmittel gegen alle Krankheiten – inklusive übergroßer Intelligenz.
Eine sehr melancholische Geschichte im typischem Stil Simaks. Es gelingt ihm, gleichzeitig eine interessante Geschichte zu erzählen und allgemein anerkannte Standards der Menschheit zu hinterfragen. Wie eigentlich fast alle Stories von ihm unbedingt lesenswert.

Kate Wilhelm : In den Weltraum verbannt (The Man without a Planet, 1962)
Das interessanteste an diesen MFSF-Anthologien ist das Treffen auf Schriftsteller, die man ansonsten eigentlich ganz anders kennt. Kate Wilhelm legt hier ein faszinierende Story aus der Rubrik "Ein Mann muß tun, was ein Mann eben tun muß" vor. Hat mir persönlich wahnsinnig Spaß gemacht.

Hugo Corea : Das letzte Element (The Last Element, 1962)
Eine Landung auf der Venus, um das zur Unterdrückung der Rebellen dringend benötigte Element Z zu besorgen, führt zu einer Invasion des Gestaltwandlers, der die Venus umhüllt hat.
Naturwissenschaftlich völlig absurder SciFi-Trash, aber gut geschrieben.

John Brunner : Die gestohlenen Träume (Such Stuff, 1962)
Eine menschliche Versuchsperson wird am Träumen gehindert – mit grausamen Folgen für den Experimentator.
Neben seinen bedeutenden Romanen hat John Brunner eine Menge an ziemlich genialen SF-Action-Geschichten unterschiedlicher Länge geschrieben. Dies ist eine Kurzgeschichte aus diesem Bereich, lesenswert und faszinierend konzipiert.

Robert F. Young : Die Auswanderer (There was an old woman who lived in a shoe..., 1962)
Von einer überbevölkerten Erde versuchen Emigranten, auf Alpha Centauri ein neues, freieres Leben zu beginnen. Auf dem Flug dahin begegnen sie einem Alien-Raumschiff von dort mit exakt der gleichen Absicht auf Sol III …
Eine sehr bissige Story, die sich zynisch auch mit der christlichen Kirche auseinandersetzt.

Theodore L. Thomas : Der Eindringling (The Intruder, 1961)
Max sucht auf einem einsamen Planeten Erholung. Er will nur seine Ruhe, da kommen doch tatsächlich die ersten Amöben als Zeichen beginnenden Lebens aus dem Meer ...
Eine sehr philosophische Geschichte. Für meinen Geschmack einer der Fälle, in denen eine faszinierende Geschichte entstanden ist, ohne daß auch nur das Geringste passiert. Lesenswert, ich würde sagen auch, vielleicht sogar gerade, für Deutschlehrer.

Zenna Henderson : Das Schiff im Berg (Shadow on the Moon, 1962)
Hier als Inhaltsangabe der Klappentext : "Die Story einer Sehnsucht und eines Grabes auf dem Mond."
Die Aliens leben unerkannt unter uns. Und sie sind menschlich, im wahrsten Sinne des Wortes. Zenna Henderson erzählt eine ruhige, mich oftmals faszinierende Geschichte über die Sehnsucht nach den Sternen.

Auch diese Anthologie ist einfach schön. Die großen Geschichten der frühen 60er werden in diesen MFSF-Sammlungen liebevoll zusammengestellt. Ich habe auch diesen Band einfach so runtergelesen, es ist selten, daß Anthologien derartige Pageturner sind. Ich fühlte mich danach jedenfalls stark motiviert, diese Anthologien weiterzulesen, ich hatte über den ganzen Ziegelstein-Romanen und Xtologien fast vergessen, wieviel Spaß Kurzgeschichten machen können.

Interessant in dieser Anthologie ist Zenna Henderson. Geboren 1917 schrieb sie seit Anfang der 50er unter ihrem richtigem Namen Science Fiction. Ihre Stories haben keinen emanzipatorischen Touch, doch ihre weiblichen Protagonisten sind emanzipiert. Und sie werden immer noch gelesen, obwohl Zenna Henderson bereits 1983 starb, erschien 1995 bei der NSFA Press der Storyband "Ingathering" und auch im Web sind ihre Fans aktiv. Ich habe einiges von ihr gelesen, eigentlich fand ich jede Geschichte faszinierend.
SF-Enzyklopädie
Wikipedia-Link






Freitag, 23. August 2013

Bullshit im Freitag

Nee, damit sind keine tagesaktuellen Fäkalien auf der Türschwelle gemeint. Sondern der dümmlich-dreiste Artikel über Science Fiction im Magazin "Der Freitag", den man hier nachlesen kann.

Die Emanzipation ist gerade im klassisch männlichen Genre wie der Military SF von den Autoren derart verinnerlicht, daß man gar nicht mehr über die Gleichberechtigung diskutiert, sondern sie schlicht und einfach als gegeben voraussetzt. Beste Beispiele dafür sind John Ringo und Jack Campbell, in deren Zyklen selbstverständlich emanzipierte Frauen als Handlungsträger auftauchen, anders können sich die Autoren das Geschehen offenbar gar nicht vorstellen. Und dann kommt so ein Möchtegern-Kenner wie der Freitag-Autor Florian Schmid an und jammert, daß keine emanzipatorischen Werke wie die von Joanna Russ oder Ursula K. Le Guin mehr erscheinen. Jungchen, wach' auf! Derartige Schriften sind weder nötig noch angebracht, die Emanzipation ist da. Jedenfalls in der SF, aber offenbar nicht in den Köpfen einiger Ewiggestriger.

HEYNE SF&F 214 - Saturn im Morgenlicht



Saturn im Morgenlicht
Eine Auswahl der besten Stories aus THE MAGAZINE OF FANTASY AND SCIENCE FICTION #1
Herausgegeben von Charlotte Winheller
HEYNE SF&F 214
Originalausgabe 1963
Übersetzungen : Charlotte Winheller
Titelbild : k.A.


Rick Rubin : Der letzte Appell (Final Muster, 1961)
Die Armee der Zukunft wird zwischen den Kriegen eingefroren und wenn sie gebraucht wird aufgetaut. Was aber, wenn es keine Kriege mehr gibt ?
Eine der typischen Antikriegsgeschichten der 60er, aus der Sicht eines betroffenen Soldaten erzählt. Interessant finde ich, daß die Soldaten hier als unangepasst und unanpassbar geschildert werden, sie können sich in eine friedliche Gesellschaft nicht integrieren. Dieses Bild unterscheidet sich doch wesentlich vom heutigem Soldaten als "Bürger in Uniform".

Charles V. de Vet : Zeitkorrektur(Return Journey, 1961)
Nach 13Jahren überschreiten die terranischen Siedler eines Planeten ihre von den Eingeborenen gesetzten Grenzen – und werden von eben diesen Eingeborenen deshalb bereits bei der Ankunft abgewiesen, so daß es gar nicht zur Besiedelung kommt.
Nette kleine Zeitreisegeschichte, damals noch ein Novum. Mir hat der melancholische Stil, in der de Vet die Geschichte erzählt, besonders gut gefallen.

Henry Slesar : Die seltsamen Geschäfte des Salvadore Ross (The Self-Improvement of Salvatore Ross, 1961)
Ein Mann hat plötzlich die Fähigkeit, mit anderen Menschen zu tauschen : Krankheiten, Lebensjahre, Eigenschaften. Das wird ihm zum Verhängnis.
Eine der bissigen, moralischen Pointen-Stories. Henry Slesar, besser bekannt durch seine Krimis, zeigt hier, daß er überhaupt keine Berührungsängste mit der Phantastik hat.

Theodore L. Thomas : Der Test (Test, 1961)
Zur Führerscheinprüfung wird man in einer virtuellen Welt in einen Unfall mit Todesfolgen verwickelt. Will man nach dieser Erfahrung immer noch seinen Führerschein, wird man als asozialer potentieller Gewalttäter weggesperrt.
Die Story ist seltsam unentschlossen, so als wüsste der Autor selbst gar nicht, auf welche Seite er sich stellen soll. In jedem Fall aber ein gut lesbarer Denkanstoß.

Will Stanton : Du bist dabei! (You Are With It !, 1961)
Ein virtuelle-Realitäten-Roman.
Irgendwie habe ich weder Sinn noch Inhalt vollständig verstanden. Hat seine Frau ihn jetzt verwünscht und dann wieder ent-verwünscht ? Aber egal, die Geschichte liest sich spitzenmäßig.

J.T. McIntosh : Aus eins mach zwei (One Into Two, 1962)
Ross versucht, den neuen Mann seiner Frau umzubringen – und sich durch Verdoppelung via Teleportation ein Alibi zu verschaffen. Ersteres klappt, letzteres nicht. Und wie ihm die Polizei erzählt, ist er nicht der erste mit dieser Idee.
Endlich wird einmal die Frage beantwortet, warum dieser eigentlich einfach und auf der Hand liegende Trick bei möglicher Teleportation nicht klappt, nicht klappen kann. McIntosh geht da sehr schön auf die menschliche Natur ein, die dieser Idee schlicht und einfach entgegensteht. Sehr gelungen, wie eigentlich fast alles, was ich von diesem Autor kenne.

C.Brian Kelly : Der Tunnel (The Tunnel, 1961)
Man sollte als Wissenschaftler nicht mit Schaben experimentieren – sie könnten zu intelligent werden.
Sehr witzige Pointen-Story aus der Sicht eines Versuchstiers geschildert.

John Wyndham : Experiment mit kleinen Fehlern (A Stitch in Time, 1961)
Eine Zeitreise ist notwendig, damit die Geschichte so ihren Lauf nimmt, wie sie eben abgelaufen ist.
Wyndham beschäftigt sich hier mit der Verantwortung des Wissenschaftlers und lässt seine "Heldin", die alte Frau Dolderson, seinen gesamten Abscheu vor den Wissenschaftlern ausdrücken, die, ohne sich mit den Auswirkungen ihrer Erfindungen zu beschäftigen, einfach nur so vor sich hin forschen. Am Beispiel des Eingriffs in das Leben der jungen Frau Dolderson zeigt er auf, daß dies keine akademische Frage ist, sondern uns alle beschäftigt. Eine Geschichte in der Tradition von Kiphardts "Oppenheimer".

Isaac Asimov : Die Maschine, die den Krieg gewann (The Machine that Won the War , 1961)
Computerunterstützung kann nur so gut sein, wie die Daten, die eingegeben werden. Dieses fast schon platte Statement war zur Zeit der Enstehung dieser Geschichte nicht jedem klar. Tatsächlich herrschte, auch bei SF-Autoren, eine ziemliche Technikgläubigkeit vor. Asimov entzaubert die Mär von den komplexen Computern, die den Krieg gewannen, in dem er darstellt, daß jeder mangels qualifizierter Daten das eingegeben hat, das er für richtig hält und der letzte Entscheider unabhängig von allen anderen eine Münze warf. Angenehm bissig.

Gordon R. Dickson : Die Unvollkommenen (Rehabilitated, 1961)
Die Intelligenten emigrieren, zurück auf der Erde bleiben nur die geistig instabilen und zurückgebliebenen Menschen. Doch diese Nachteile können aufgewogen werden, wenn sie sich über Psi-Kräfte zusammenschließen und gegenseitig ihre Mängel kompensieren.
Gordon R. Dickson hat sich mit seinen Kurzgeschichten und Romanen oft (eigentlich hauptsächlich) um die Entwicklung der Menschheit nach und während der Emigration zu den Sternen beschäftigt. Seine (sehr lesenswerten) Dorsai-Romane sind ein faszinierendes Beispiel dafür. Hier beschäftigt er sich mit dem Schicksal der Zurückgebliebenen, eine wunderschöne Parabel wider die Egozentrik. Daran sollten sich heutzutage einige Zetgenossen ein Beispiel nehmen.

Arthur C. Clarke : Saturn im Morgenlicht (Saturn Rising, 1961)
Morris Perlman erreicht sein Lebensziel – von Titan aus den Saturn im Morgenlicht zu sehen.
Clarkes Romane sind zumeist hundertseitiger Technobabbel. So überhaupt nicht mein Geschmack. Hingegen seine Kurzgeschichten sind meiner Erinnerung nach alle gelungen, so auch diese. Einerseits ist die Story voll dem American Dream gewidmet, ebenso wie Heinleins "The Man Who Sold the Moon" steht auch Clarke voll hinter dem Prinzip der Marktwirtschaft. Doch ebenso wie Heinlein sieht auch Clarke Geld und Reichtum nicht als Wert an sich, sondern als Mittel zum Zweck. Und so erzählt seine Geschichte ein Raumfahrer der ersten Saturn-Expedition, der jetzt als Manager in einem Hotel auf Titan arbeitet. Dieses Hotel hat der Tycoon Morris Perlman gebaut – der wiederum, bereits als Kind durch ein selbstgebautes Teleskop vom Saturn fasziniert, wurde nur deshalb Multimillonär, um einen Blick auf den Saturn beschienen von der Morgensonne werfen zu können.

"Eine Auswahl der besten SF-Stories aus THE MAGAZINE OF FANTASY AND SCIENCE FICTION" – so lautet der vollständige Reihentitel, den ich in der Folge mit MFSF abkürzen werde. Wie man am Inhaltsverzeichnis sieht, haben hier die ganz großen Schriftsteller mitgeschrieben, das Magazin stand jahrelang als einziges SF-Magazin für höchste literarische Qualität. Und das Heyne bereits so früh in seiner SF&F-Reihe diese Auswahlen herausgab, hat nicht unwesentlich zum guten Ruf der Heyne Science Fiction beigetragen. Jetzt, beim Nachlesen, stelle ich fest, daß diese Auswahlen sehr zum Weiterlesen animieren, auch Nicht-Kurzgeschichten-Fans wie ich einer bin können sich der Faszination dieser Stories nicht entziehen.

Ich weiss jetzt nicht, ob ich es in Zukunft schaffe, jede einzelne Geschichte dieser Anthologien voll zu würdigen, aber ich werde mein Bestes tun, um zumindestens die ersten Bände detailliert darzustellen.

Der Weltraum. Unendliche Weiten.


Als ich Flickr aufmachte, war das einer der Vorschläge. Ein Photo von André Kuipers, einem der holländischen Raumfahrer. (Und bevor jemand fragt: Nein, er hatte keinen Wohnwagen an die Startrakete angekoppelt.) Weitere, teilweise echt faszinierende Bilder von ihm gibt es in seinem Flickr-Blog.


Donnerstag, 22. August 2013

HEYNE SF&F 188 - H.L. Lawrence : Kinder des Lichts (Children of Light)



H.L. Lawrence : Kinder des Lichts (Children of Light)
HEYNE SF&F 188, Deutsche Erstveröffentlichung 1962
Originalausgabe 1960
Aus dem Englischen von Hans Maeter
Titelbild : k.A.


Was soll ein Mann tun, der durch Zufall ein Geheimprojekt der Regierung entdeckt, das die gesamte Zukunft der Menschheit beeinflussen kann? Soll er schweigen? Oder soll er sein Wissen der Öffentlichkeit mitteilen, selbst wenn er dabei seine Freiheit riskiert -sogar sein Leben?

Simon Largwell flieht vor der Polizei, und ein junges Mädchen, das ihm zur Flucht verhilft, schließt sich ihm an. Beide flüchten in eine militärische Sperrzone. Sie hoffen, daß das verminte Gelände ihre Verfolger abschrecken wird. Aber die Gefahren, die hinter dem Stacheldraht liegen, sind viel größer, als wenn sie nur auf eine Mine getreten wären. Als er das Geheimnis des Sperrgebietes entdeckt, beschließt er, zusammen mit einem Reporter der Öffentlichkeit das furchtbare Geheimnis der unschuldigen, aber tödlichen "Kinder des Lichts" zu enthüllen.

Dieser utopische Thriller ist von intensiver Spannung. Er schildert eine Welt, in der sich Wirklichkeit und Utopie begegnen.
Klappentext

Eine der typischen Warnungen vor dem unverantwortlichen Umgehen mit atomaren Tests. Von den Autor, Henry Lionel Lawrence, habe ich nichts weiter gefunden, Christian Pree listet auch nur diesen Roman des Autors als übersetzt auf. Ich finde ihn vom heutigen Standpunkt aus nicht weiter bemerkenswerten Standard. Passt aber gut in den Heyne-Kontext. Denn die ersten 2000 Bände der Heyne SF&F-Reihe waren extrem gut ausgesucht mit vielen Romanen, die sich vom Mainstream abhoben. So auch dieser.

Viel interessanter als der Roman an sich ist aber offenbar die Hammer-Verfilmung. Liest man den Roman und sieht danach den Film, erhält der Passus "basierend auf Motiven von" ganz neue Inhalte ...
Hammer : The Damned

Mittwoch, 21. August 2013

HEYNE SF&F 177 - Isaac Asimov : Die nackte Sonne (The Naked Sun)



Isaac Asimov : Die nackte Sonne (The Naked Sun)
HEYNE SF&F 177, 1962
Originalausgabe Astounding 1956
Aus dem Amerikanischen von Jesco von Puttkamer
Titelbild : k.A.


Solaria - Planet eines fernen Sonnensystems der Galaxis, bewohnt von einem Heer von Robotern, den mechanischen Sklaven der Astroniden...
Die ASTRONIDEN - Abkömmlinge der Kolonisatoren, die einst die Erde verließen - heute Herren der Milchstraße...
TOM BALEY - ein Geheimdetektiv der verachteten Erde, erhält einen ehrenvollen Auftrag: auf Solaria wurde ein Astronide ermordet - Baley soll den Fall lösen. Nur ein Roboter hilft ihm dabei... Nur?
ISAAC ASIMOV - Professor an der Boston-University, USA, ist einer der Meister der modernen Science-Fiction-Literatur. Wie in seinem vielbeachteten Roman "Der Mann von drüben" (HEYNE-Buch Nr. 90) verknüpft Asimov auch hier die dramatische Handlung eines Kriminalfalls mit den Problemen der Welt von morgen.
Klappentext

Die Fortsetzung von "Caves of Steel", vordergründig hauptsächlich ein Krimi und nicht ganz von der Genialität des ersten Romans um Tom Baley und R. Daneel Olivar. Aber ich mag Asimovs Krimis, wie ich auch auf die gelungenen Poirot-Verfilmungen mit David Suchet in der Hauptrolle stehe. Und dies ist praktisch ein Space-Poirot, beginnend von den Einzelbesuchen bei jedem einzelnen Verdächtigen bis hin zum Versammeln aller Verdächtigen am Ende. Wie gesagt, genau mein Fall.

Heutzutage holt man nicht wesentlich mehr aus diesem Roman raus, zur Zeit seiner Veröffentlichung war das anders. Der Technologieglaube war praktisch zum Technologiefetischismus gediehen, so nach dem Motto "Welchen Knopf muß ich zur Reparatur des Problems drücken ?". Hier steuert Asimov als einer der wenigen SF-Autoren seiner Zeit dagegen und zeigt die Grenzen des Wachstums auf. Und zwar die der solarianischen Gesellschaft, einer isolationistischen Ansammlung von Egozentrikern, ebenso wie die der Gesellschaft der Erde, einem extrem überbevölkertem Planeten auf dem Weg zum Ameisenstaat. Dies war damals ein Novum und hat zweifelsohne dazu beigetragen, daß dieser Roman ein solcher Langzeiterfolg wurde.

HEYNE SF&F 166 - Jack Finney : Unsichtbare Parasiten (The Body Snatchers)



Jack Finney : Unsichtbare Parasiten (The Body Snatchers)
HEYNE SF&F 166, 1962
Deutsche Erstausgabe, Originalausgabe 1954
Aus dem Amerikanischen von Fritz Moeglich
Titelbild : k.A.


„Doktor, auch wenn es verrückt klingt, ich laß’ es mir nicht ausreden, meine Frau ist nicht meine Frau. Sie sieht wie meine Frau aus, spricht genau wie sie, benimmt sich wie sie – aber sie ist nicht meine Frau!“

Es kommen noch andere verstörte und verschreckte Patienten zu Dr. Miles Bennett, und sie erzählen die gleiche Geschichte. 'Eine Art von Geistesverwirrung', denkt er. Bis er eines Nachts auf die schlafende Frau starrt, die er heiraten will – und sich dann selbst fragen muß: 'Wer ist das nun wirklich?'

Diese erschreckend eindringliche Story von den unglaublichen Geschehnissen in einer kleinen kalifornischen Stadt und von zwei Menschen, die sich gegen eine drohende Vergewaltigung ihres Ichs zur Wehr setzen, ist ein phantastischer Thriller, der an H. G. Wells erinnert.
Klappentext

Auf diesen Roman hatte ich keine Lust. Denn das ist das Original, kongenial verfilmt 1978 mit Leonard Nimoy und Donald Sutherland. Der Film, insbesondere die Endszene, ist mir, obwohl es Jahrzehnte her sein muß, daß ich ihn gesehen habe, noch derartig präsent, daß ich keine irgendwie geartete Auffrischung brauche.

"The Body Snatchers" ist übrigens nicht die einzige Verfilmung von Finneys Werken. (--> Wikipedia)

Dienstag, 20. August 2013

HEYNE SF&F 139 - Nelson Bond : Lancelot Biggs' Weltraumfahrten (Lancelot Biggs, Spaceman)



Nelson Bond : Lancelot Biggs' Weltraumfahrten (Lancelot Biggs, Spaceman)
HEYNE SF&F 139, 1961
Aus dem Amerikanischen von Kurt Seibt
Titelbild : k.A.


Im Jahre 2100 ist der Weltenraum fast völlig erforscht und kolonisiert; um den verbleibenden Rest entbrennt unter den Raum-Schiffahrtsgesellschaften ein erbitterter Kampf. Wie soll man aber aus einem solchen Ringen als Sieger hervorgehen, wenn man einen alten ausgedienten Kasten wie den "Saturn" als Raumschiff zur Verfügung hat, und wenn man einen solch offensichtlichen Trottel wie Lancelot Bigg als Offizier zugeteilt bekommt? Captain Hanson ist verzweifelt und man muß ihm Recht geben, Lancelot ist tatsächlich ein Trottel, aber - bald stellt es sich heraus - ein genialer. Mit seinem Grundsatz: "Finde immer erst die Theorie", treibt er zwar Kapitän und Mannschaft an den Rand des Wahnsinns, aber schließlich ist er es dann doch immer wieder er, der die unwahrscheinlichsten und hoffnungslosesten Situationen meistert.

Lancelot Bigg - eine Figur, wie sie in der modernen Science-Fiction-Literatur einmalig ist. Ein schlaksiger, unbeholfener Mensch, ein Charlie Chaplin des Weltraums. Die Abenteuer, die er auf seinen Fahrten erlebt, zeugen mit ihrem faszinierenden Einfallsreichtum vom Können Nelson Bonds, der zur ersten Garnitur der international anerkannten Science-Fiction-Autoren zählt. Die besondere Note erhält sein Buch durch den Humor, der selten ein Werk der SF-Literatur so auszeichnet wie dieses.
Klappentext inklusive Rechtschreibfehler

"Lancelot Biggs" ist ein Episodenroman. Die einzelnen Geschichten erschienen von 1939 bis 1942 in den amerikanischen Pulp Magazines. Tja, was soll man heute, 70 Jahre nach dem Erscheinen der ersten Story dazu sagen ? Komisch ist es, oder war es jedenfalls einmal. Viele Witze zünden nicht mehr, was allerdings bleibt ist die amüsante Verhohnepiepelung der typischen SF-Klischees der Harten Männer des Weltraums. Wer also heutzutage auf "Warhammer 40.000" oder John Ringo steht, wird mit diesem Roman nur sehr eingeschränkt etwas anfangen können. Wer diese modernen Space Western jedoch ablehnt, dürfte sich bei "Lancelot Biggs" voll bestätigt fühlen. Ich persönlich finde ihn ganz nett und habe den Roman gerne wiedergelesen. Mann kann zu "Lancelot Biggs" noch deutlich mehr sagen, aber das haben Frank Böhmert und Michael Drewniok schon derart ausführlich und qualifiziert getan, daß ich mir Wiederholungen erspare und nur auf ihre Kommentare zum Roman verlinke.

Rezension von Frank Böhmert
Rezension von Michael Drewniok
Wikipedia-Link

Montag, 19. August 2013

HEYNE SF&F 103 - Edmund Cooper : Aufstand der Roboter (The Uncertain Midnight)



Edmund Cooper : Aufstand der Roboter (The Uncertain Midnight)
HEYNE SF&F 103, 1961
Aus dem Englischem von Werner Gronwald
Titelbild : k.A.


Aus dem längsten und tiefsten Schlaf, in den ein Mensch je verfallen war, erwachte er in eine ihm fremde, gespenstische Welt hinein. Zuerst glaubte er, einen phantastischen Traum zu erleben, aber dann mußte er erkennen, daß es der wache Alptraum einer neuen, seltsam absurden Wirklichkeit war. Eine lebensfeindliche Macht will auf der Erde ihre Diktatur errichten. Er ist in Gefahr – und mit ihm die gesamte Menschheit, denn wo die Roboter siegen, muß jedes natürliche Leben sterben. Haben die satten und genußsüchtigen Menschen noch die Kraft, ihre Lethargie zu überwinden, um die tödliche Revolte der konstruierten Geschöpfe ihrer Erfindung niederzuschlagen?
Klappentext

Das kennen wir, die Geschichte haben wir nun wirklich oft gelesen. Dies ist aber das Original, die Basis, auf der alle anderen ähnlichen Geschichten aufbauen. Die Darstellung von Androiden wie Cooper sie hier in "Uncertain Midnight" dem Leser vorstellt war bei der Veröffentlichung des Romans innovativ, wie Brian Ash 1976 in seinem "Who's Who in Science Fiction" konstatiert. Wie innovativ kann man, siehe oben, ganz leicht an den vielen darauf basierenden Romanen feststellen. Von daher hat Edmund Cooper hier Ähnliches geschaffen wie Isaac Asimov mit seinen Roboter-Gesetzen.

Trotzdem liest sich der Roman nicht ganz einfach. Dies liegt natürlich einerseits an den zeitspezifischen Geschlechterrollen, die für den modernen SF-Fan vollkommen absurd sind. Andererseits ist der Roman eben schon etwas älter, der Aufbau der Geschichte und einige (von heute aus gesehen) Logik-Bugs sind für den modernen Leser nicht mehr akzeptabel. Stilistisch ist "Uncertain Midnight" aber so gut, daß der historisch interessierte SF-Fan keine Geschmackskrämpfe beim Lesen bekommt.

Ich habe Edmund Cooper vor 30 Jahren gerne gelesen und in meiner Sammlung sind auch diverse Romane und Kurzgeschichtensammlungen von ihm. Heute ist er - zumindestens in Deutschland - vergessen, was ich persönlich schade finde. Ich kann jedem SF-Fan, der nicht nur die Moderne liest, sondern sich auch in die Klassik einlesen möchte, diesen Autor nur empfehlen.

Wikipedia-Link

Sonntag, 18. August 2013

Perry Rhodan 2700-2711 : Das atopische Tribunal (I)



Die ersten 10 Romane des neuen Zyklus sind herausgekommen, Zeit für eine Gesamtbetrachtung. Dazu blicken wir 2000 Romane zurück :
Die Erde ist im Medaillon-System unter der Aphilie.
Die Unsterblichen sind auf der SOL mit dem eigenwilligem Bordrechner SENECA auf der Suche nach der Erde. Im Laufe dieser Suche entwickelt die SOL ein ganz eigenes Biotop.
Das NEI unter Atlan versucht von der Provcon-Faust aus die Laren zu bekämpfen.
Die Romane von 700-850 gehören zum Besten der Serie, die Phantastik ebenso wie die Spannung und, last but not least, die Inhalte waren überragend. Dies lag auch daran, daß die Autoren sich sehr stark selbst verwirklichen konnten, erst mit dem Voltzschen Kosmokratengeschwurbel ab "Bardioc" konnten sich mehrere Autoren nicht mehr richtig mit der Serie identifizieren.

Und wie sieht es heute aus ?
Luna ist von den Onryonen besetzt.
Perry Rhodan ist mit der KRUSENSTERN und ADAM auf der Suche nach einer Möglichkeit, das atopische Tribunal zu bekämpfen. Der alte Posbi-Raumer hat bereits ein ganz eigenes Biotop, die "Alte Oblast".
Wo Atlan ist, weiss keiner, was Bostich an Widerstand gegen das atopische Tribunal auf die Beine stellt noch unklar.

In beiden Zyklen wird der Leser im Einführungsband vor harte Fakten gestellt, die erst später erklärt werden. In beiden Fällen sind die Handlungsorte getrennt und werden erst nach und nach zusammengeführt, wobei das ganze Spektrum des Exposés sich erst nach und nach entfaltet. Und in beiden Fällen haben die Autoren ziemlich große Freiheiten, die sie auch weidlich ausnutzen. Das Ergebnis sind hier wie da Heftromane, die ihresgleichen suchen.

Natürlich sind nicht alle Romane gleich gut, die Themen bzw. Exposés doch sehr unterschiedlich, manchmal nicht vollständig durchdacht. Aber insgesamt - und gerade im Vergleich mit den letzten beiden Zyklen - doch recht spannend geschrieben und extrem kreativ. Ich habe mehrfach in meinen Kommentaren von "Pageturnern" gesprochen, ich persönlich habe mich doch ein Vierteljahrhundert zurückversetzt gefühlt. Da meine Ansprüche als Ü50er doch deutlich höher als vor 25 Jahren sind, kann man den Autoren eigentlich kein größeres Kompliment machen. Zumindestens von meiner Warte aus. Und doch gibt es, neben der Haupthandlung noch zwei andere hervorzuhebende Punkte. Der eine besteht in den Altlasten der Serie, einer über fünfzigjährigen Heftromangeschichte. Diese kann man (wie in den letzten Zyklen) ignorieren, oder man kann diese Historie ganz bewusst in die Serie integrieren und etwa auf den heißgeliebten MdI-Zyklus referenzieren oder die Posbis aus den Bänden 100-150 wieder einmal ins Spiel bringen. Die Autoren haben sich für den letzteren Weg entschieden und das Ergebnis ist besser als die Summe seiner Einzeldöntjes. Ich persönlich fand einige Sachen brilliant (die Szene zwischen Perry und seiner Enkelin etwa), mir als Altleser hat dieser Weg ganz besonders gefallen.

Der zweite Punkt, der mir aufgefallen ist und den ich hervorheben möchte, ist schwerer zu fassen. Er ist nichts, auf das man präzise den Finger legen kann, sondern eher eine inhaltlich-stilistische Bemerkung. In diesen ersten 10 Romanen sind für mein Empfinden viele wirklich brilliante Einzelszenen enthalten. Man merkt, daß die Autoren oftmals mit wirklicher Begeisterung schreiben, das, was Susan Schwartz in ihrem Werkstattbericht über 2709 schildert, haben meiner Meinung nach auch die anderen Autoren empfunden. Und genau wie Uschi (Susan Schwartz = Uschi Zietsch) sich Luft in nicht nur guten Romanen, sondern teilweise echt genialen Einzelszenen ("Seid ihr wahres Leben ?") gemacht.

Auf jeden Fall bin ich neugierig darauf geworden, wie es weitergeht. Und werde, im Gegensatz zu den letzten Zyklen, erst einmal weiterlesen.

Perry Rhodan 2711 - Leo Lukas : Eine Falle für den Jäger



Leo Lukas : Eine Falle für den Jäger
Perry Rhodan 2711
Titelbild : Swen Papenbrock
Pabel-Moewig 2013


Perry Rhodan und die Besatzung der KRUSENSTERN befreien Icho Tolot.
Details

Da wird gar nicht lange gefackelt, Perry Rhodan kommt, sieht und siegt (sozusagen). Im Gegensatz zu früheren Zyklen wird die Handlung hier nicht lange ausgedehnt, der Fokus der letzten Hefte bleibt auf Icho Tolot und die Befreiung aus der Gewalt von Leza Vlyoth geht straightforward vor sich.

Na ja, ganz so direkt nicht. Die Geschichte setzt nicht bei Icho Tolot ein, sondern bei der KRUSENSTERN, die SENECA ... Entschuldigung, ADAM in den Fragmentraumer integriert hat. Leo Lukas bringt hier zur Vollreife, was die anderen Autoren in den vorhergehenden Bänden sukzessive vorbereitet haben.

Zunächst die KRUSENSTERN : Es gibt hier einen Bereich namens "Alte Oblast", in dem ur-ur-uralte Posbis leben. Die Perry Rhodan, als er den Bereich betritt, auf Ereignisse im MdI-Zyklus ansprechen. Ok, das ist natürlich ein Zuckerl für Uraltleser von der Expokratie, aber dies ist auch so umgesetzt, daß es weder unsinnig noch aufgesetzt wirkt. Einige Posbis sind eben so alt, und der "Seid ihr wahres Leben ?"-Gag wurde ebenfalls nicht überstrapaziert. Nicht (noch nicht ?) getraut haben sich die Expokraten, Galto Quohlfahrt oder seinen Sohn auftauchen zu lassen, das hätte hier eigentlich noch gefehlt. Insgesamt gesehen war die Einführung der Uraltposbis einfach gut, der zweitbeste Teil dieses Romans.

Denn der beste Teil dieses Romans, wahrscheinlich auch des gesamten Zyklus und meiner Meinung eine der besten Szenen der gesamten Serie ist das Aufeinandertreffen von Perry Rhodan und seiner Enkelin Farye Sepheroa. Knapp vier Spalten lang wird hier die Einsamkeit eines Unsterblichen und die Probleme, die er mit Normalsterblichen hat, in einer ergreifenden Art beleuchtet, die die Tradition der großen Serien-Szenen fortsetzt. Gut, einfach nur gut.

Die Befreiung von Icho Tolot und die Niederlage des Jägers geraten bei diesen beiden Szenen sehr in den Hintergrund, obwohl auch diese Handlung spannend umgesetzt ist. Was mir besonders auffiel : Es wird deutlich gemacht, warum hier Perry Rhodan agieren muß und warum er als Anführer für die Handlung unumgänglich ist. Ich habe diesen Roman als Pageturner erlebt, wie schon die anderen davor. Dies ist ein krasser Gegensatz zu 2500-2699, aber dazu gleich mehr.

Perry Rhodan 2710 - Hubert Haensel : Haluter-Jagd



Hubert Haensel : Haluter-Jagd
Perry Rhodan 2710
Titelbild : Swen Papenbrock
Pabel-Moewig 2013


Marshall Leza Vlyoth "verhaftet" Icho Tolot.
Details

Der Roman gefiel mir nicht so. Meiner persönlichen Meinung nach wurden die Haluter nicht richtig dargestellt, das Zusammenspiel von Ordinär- und Planhirn kam irgendwie nicht richtig rüber. Las sich trotzdem ganz nett, gelangweilt habe ich mich an keiner Stelle.

Wobei dieser Kommentar Meckern auf allerhöchstem Niveau ist. Dazu sage ich aber noch etwas bei der Gesamtbetrachtung der ersten paar Romane, die ich etwas später heute noch kommt.

Samstag, 17. August 2013

Perry Rhodan 2709 - Susan Schwartz : Der perfekte Jäger



Susan Schwartz : Der perfekte Jäger
Perry Rhodan 2709
Titelbild : Swen Papenbrock
Pabel-Moewig 2013


Shekval Genneryc, der Onryonen-Häuptling auf dem Mond, beauftragt den Marshall Leza Vlyoth mit der Beseitigung Icho Tolots, um Perry Rhodan weiter zu isolieren. Dazu muß er ihn aber erst finden ...
Details

Gastautoren erhalten meist Romane außerhalb des eigenen Geschehens, um die Handlung nicht zu stören. Nicht so Susan Schwartz, ehemalige PR-Autorin, die offenbar nicht nur im Thema ist, sondern auch mehrere "Gastromane" in diesem Zyklus verfasst.

Voll im Expose drin gelingt ihr ein Roman, der das bisherige Niveau weiter oben hält. In ihrem Blog (Link weiter unten) sagt sie :
Leza Vlyoth wurde umgehend zu meiner Lieblingsfigur, ein Arschloch, bei dem man beim besten Willen und allen Bemühungen zum Trotz einfach keine positive Facette findet. So ein Charakter macht natürlich tierischen Spaß.
Hat man gemerkt, der Roman ist ebenso ein Pageturner wie sein Vorgänger. Und obwohl auch dieser absolut voraussehbar ist, macht das Lesen Spaß. Unbekümmert erzählt die Autorin die Geschichte und bringt nebenbei noch Einblicke in die Verhältnisse in der Milchstraße als auch in die innere Struktur der Atopen. Auch wenn er deutlich trivialer war, hat mich der Roman doch etwas an Kirsts "Nächte der langen Messer" erinnert. Hier wie da wird die Geschichte aus der Sicht absoluter Monster erzählt, in beiden Fällen sind wahnsinnig spannende Romane herausgekommen. Susan Schwartz reiht sich mit diesem Heft nahtlos in die Reihe der wirklich gut geschriebenen Romane dieses Zyklus ein und mir fällt dazu nur der klassische eBay-Spruch ein : Gerne wieder - und das macht sie mit 2717 auch. Ich bin mal gespannt.

Werkstattbericht Susan Schwartz

Freitag, 16. August 2013

Perry Rhodan 2708 - Arndt Ellmer / Christian Montillon : Vier gegen ITHAFOR



Arndt Ellmer / Christian Montillon : Vier gegen ITHAFOR
Perry Rhodan 2708
Titelbild : Swen Papenbrock
Pabel-Moewig 2013


Das Mutantenkorps der Tefroder erobert den von Blues besetzten Polyport-Hof.
Details

Ja, wie geil ist das denn ? Im Gegensatz zu den vorherigen, schon recht guten Romanen hat das Autorenduo hier ein Heft aus der Rubrik "Pageturner" vorgelegt. Sie entwerfen mit wenigen Skizzen ein tefrodisches Mutantenkorps, das gegen die Blues in den Einsatz geschickt wird. Dabei gelingt es ihnen, neue und anders funktionierende Mutantenfähigkeiten einzuführen. So innovativ und frisch wie die Einführung des terranischen Mutantenkorps 2700 Hefte früher. Bei der Vitaltelepathin erinnert man sich an "Warehouse 13", da die Ähnlichkeit der Figuren jedoch nur sehr oberflächlich ist, fand ich dies sehr gelungen.

Die Brutalität, in den beiden vorhergehenden Zyklen meiner Empfindung nach unschönes Beiwerk, ist hier notwendiges Stilmittel. Die Agenten werden als No-Nonsens-Typen geschildert, die nichts zwischen sich und die Erledigung ihres Auftrags kommen lassen. Von daher halte ich die Szene mit dem Gehirn gegen Ende nicht für falsch. Viel brutaler empfand ich die geplante Opferung des 2. Teams als Ablenkungsmanöver. Hier wird unmißverständlich klargemacht, daß Geheimdiensteinsätze eben keine Gentleman-Abenteuer sind.

Insgesamt ein sehr gelungenes Heft, trotz aller Voraussehbarkeit spannend. Inwiefern die Mutanten Eintagsfliegen oder ein modernes Analogon der "Abteilung III" sind, bleibt abzuwarten.

Donnerstag, 15. August 2013

Perry Rhodan 2707 – Wim Vandemaan : Messingträumer



Wim Vandemaan : Messingträumer
Perry Rhodan 2707
Titelbild : Arndt Drechsler
Pabel-Moewig 2013


Perry Rhodan und die KRUSENSTERN besorgen sich im Taranis-System ein Zentralplasma für ihren Posbi-Oldtimer. Gleichzeitig mit ihnen trifft Dhayqe, ein Tesqire, mit seinem Schiff HELLHÖRIG IST DAS OHR DER GERECHTIGKEIT ein. Er bezeichnet sich als Fürsprecher des Atopischen Tribunals. Im Verlaufe des Romans werden seine durch biotechnologische Manipulationen unterstützten Propagandaaktivitäten deutlich. Eine Onryonen-Flotte erscheint und PR und die KRUSENSTERN können durch die Hilfe von Announ da Zoltral, einer entfernten Verwandten von PR, gerade noch fliehen.
Details

Der Roman ist gut, keine Frage. Doch deutlich weniger dynamisch als die Trilogie vor ihm. Es ist, als hielte man kurz den Atem an. Dabei hat er einige faszinierende Facetten.

Die Propagandalügen des Tesquire werden durch den USO-Agenten Freeman Zennor als genau das dargestellt. Zennor ist sozusagen das Kleinhirn der Vernunft, das den geistig manipulierten Menschen den Spiegel vorhält. Vandemaan zieht dabei deutliche Parallelen zur Realität, in der ja aktuell eine Mehrheit jede politische Propaganda zu schlucken scheint, solange sie nur geistig bequem ist. Sehr gelungen.

Als nächstes wird die KRUSENSTERN näher beleuchtet und offenbart sich als witzige Wunderkiste. Dies wird aber hier nur angedeutet, in 2711 kommt es dann zum eigentlichen Ausbau. Auch wird hier der Grundstock für eine der faszinierendsten Szenen der gesamten Serie gelegt : PR schreibt einen Brief an seine Enkelin und bittet um ein Treffen. Insgesamt gesehen also zwar ein "Zwischenstück", aber faszinierend zu lesen und Lust auf mehr erzeugend.


Mittwoch, 14. August 2013

Perry Rhodan 2704-2706 - Michael Marcus Thurner : Das Ende der JULES VERNE



Michael Marcus Thurner : Das Ende der JULES VERNE
Perry Rhodan 2704 : Die Rückkehr der JULES VERNE
Perry Rhodan 2705 : Die Sippe der Würdelosen
Perry Rhodan 2706 : Sternengrab
Titelbilder : Arndt Drechsler
Pabel-Moewig 2013


Die JULES VERNE unter Reginald Bull versucht, sich den Onryonen entgegenzustellen. Durch Infiltration durch den Marshall Caileec Maltynouc wird sie zerstört und fällt zusammen mit Reginald Bull in das Black Hole im Zentrum der Milchstraße.
Details

Soso, die JULES VERNE soll zerstört sein. Und Reginald Bull tot. Liebe Expokraten, liebe Autoren, das glaubt euch doch kein Fan. Und auch kein Nicht-Fan. Ganz davon abgesehen, daß ich die Fortsetzung sauber im Pilotfilm der Serie "Andromeda" gesehen habe. Also ehrlich, das war ein vollständiger Plot-Klau inklusive voraussehbarer zukünftiger Auflösung. (In Band 3000 ?) Hat mir ausnehmend gut gefallen, ich fand es genial im PR-Kontext realisiert.

Es gab diverse Logikfehler, die durch die Technik des Heftromans bedingt waren. MMT hat hier einen sehr schönen Werkstattbericht auf seinem Blog veröffentlicht. Sehr lesenswert, insbesondere für die Fans, die solche Logiklöcher mit Begeisterung suchen. Derartige Bugs passieren jedem Autor, seit Beginn der Serie. Und vielen Fans macht es einfach Spaß, selbige zu finden.

Ich selber lese souverän darüber hinweg, seit dem Planeten Horror im Twin-System kann mich nichts mehr erschüttern. Und ich habe einen auf drei Hefte aufgeteilten excellenten Roman über Reginald Bull gelesen. Schon früher fiel mir auf, daß die heutigen Autoren mit Bully viel mehr anfangen können als die ersten Autoren, auch hier wird Bull deutlich mehrdimensionaler dargestellt, als ich es aus der PR-Klassik gewohnt bin. Dies alleine macht die drei Heftromane schon zu herausragenden Geschichten.

Aber auch die Kreativität bei den sonstigen Nebenfiguren ist bemerkenswert. Das fängt bei den handlungsrelevanten wie Ghiyas Khosrau und geht bis zu den rein für die Stimmung notwendigen Neben-Nebenfiguren etwa nach der Auslobung eines Zellaktivators durch die Onryonen.

Insgesamt waren dies drei ziemlich überdurchschnittliche Romane. Aber MMT ist mir ja auch schon mit seinen Einzelromanen bei Heyne sehr positiv aufgefallen. Auch diesen Dreierband habe ich mit Genuß gelesen. Das war aber sicher eine Ausnahme, die nächsten Romane dürften sich wieder qualitativ auf tieferem Niveau bewegen – dachte ich jedenfalls.

Werkstattbericht M.M. Thurner

Dienstag, 13. August 2013

Perry Rhodan 2703 - Bernd Perplies : Tod im All



Bernd Perplies : Tod im All
Perry Rhodan 2703
Titelbild : Dirk Schulz
Pabel-Moewig 2013


Perry Rhodan flieht vom Mond und trifft auf die KRUSENSTERN, das Posbi-Privatraumschiff von Viccor Bughassidow, auf dem seine Enkelin Farye Sepheroa als Pilotin fungiert. Nach einer Auseinandersetzung mit dem vom Mond mitgebrachten Zellplasma namens "Balg" fliehen sie vor den Onryonen aus dem Sonnensystem.
Details

Irgendwas ist hier falsch, der Roman kommt mir vor wie ein Handlungsfortschrittslückenfüller, wenn mir der Ausdruck gestattet ist. Ich fand ihn nicht im eigentlichen Sinne schlecht, aber irgendwie belanglos. Zusammen mit dem Roman davor war dieser hier nix Neues seit 2500 und ich dachte schon daran, mir das Kaufen der weiteren aktuellen PR-Romane zu schenken – da waren die Umstände gegen mich. Erstens hatte der Kiosk in Hannover, bei dem ich Zigarretten und Fahrkarte kaufe, auch PR und der Kollege hinter dem Tresen fing an, sich auf diesen wöchentlichen PR-Kauf von mir zu verlassen. Dann hatte ich vier Wochen Urlaub und noch nicht entschieden, ob ich aufhören will. Dann wollte ich die JULES VERNE-Trilogie in einem Rutsch lesen. Und so sammelten sich ein paar Hefte an …

Montag, 12. August 2013

Rizzoli & Isles



Rizzoli & Isles

Season 1 & 2


Knallhart & smart. Cool & witzig. Rizzoli & Isles.

Angie Harmon (Law & Order) und Sasha Alexander sind das neue ungleiche Team in dieser spannenden Krimiserie nach dem Bestseller-Romanen von Tess Gerritsen: die kampflustige, aus Bostons Arbeiterklasse stammende Jane Rizzoli und die coole, besonnene Gerichtsmedizinerin Dr. Maura Isles. Sie ermitteln gemeinsam in den dreckigsten und verworrensten Fällen ihrer Heimat-Stadt Boston, vom Back Bay bis in die dunkelsten Hinterhöfe.

In den hochkarätig besetzten Nebenrollen brillieren Stars wie Lorraine Bracco (Die Sopranos) als Janes Über-Mutter. Manche Freundinnen gehen zusammen shoppen, manche treffen sich auf ein paar Mojitos, manche besuchen zusammen Volkshochschulkurse. Rizzoli & Isles treten zusammen Verbrechern in den Hintern.
Klappentext Season 1

Mir stand der Sinn nach etwas Leichtem, so im Stil von "Castle" oder "Bones". Und da ich (wieder) irgendwo eine positive Besprechung dieser Serie gelesen habe, hatte ich die erste Staffel einfach einmal besorgt.

Und die Serie hielt, was ich mir davon versprochen hatte. Leichte Unterhaltung im Cop-Milieu - vordergründig. Tatsächlich ist die Serie legitimer Nachfolger von "Cagney & Lacey", der Cop-Serie der 80er. Ebenso wie diese beiden sind auch Jane Rizzoli und Maura Isles voll emanzipierte Frauen, die dies in der Serie auch genüsslich ausleben. Und nix von wegen Blümchensex, die Promiskuität insbesondere von Isles wird vielleicht nicht gerade explizit, aber doch ziemlich deutlich dargestellt. Auch Jane Rizzolis mehr emotionale Beziehungstypen werden nicht gerade versteckt. Sehr erfrischend, diese Darstellung.

Dazu hat man sich aber auch zwei überaus schöne Darstellerinnen ausgewählt, die mit der Beschreibung in Tess Gerritsens Vorlagen relativ wenig gemein haben. Es ist nicht sehr überraschend, daß eine der beiden in "Baywatch" mitgespielt hat. Höchstens bezüglich des Alters, denn beide Hauptdarstellerinnen sind in den 40ern. Ich persönlich finde es sehr angenehm, daß das amerikanische Fernsehen mehr auf Charakter-Darstellerinnen setzt denn auf junge Küken mit makellosem Teint. Man hat einfach mehr von den Serien. Fällt hier nicht nur bei den Hauptdarstellerinnen auf, auch die weiblichen Nebenrollen sind bemerkenswert gut besetzt. (Lorraine Bracco als Janes Mutter sei hier als Paradebeispiel angeführt.)

Insgesamt eine nette Serie mit Weiterentwicklungspotential. Ich bin mal auf die nächsten Staffeln gespannt, bisher gibt es vier Seasons dieser Serie.

IMDB-Link

Sonntag, 11. August 2013

Kommentare auf Spiegel Online

Laut Berichterstattung von Spiegel Online gibt es Probleme im Mainzer Stellwerk der Deutschen Bahn. Zuwenige Fahrdienstleister, jetzt sind 5 krank und 3 im Urlaub. Der Aufsichtsrat überlegt, die Leute aus dem Urkaub zu holen : Bericht auf SpOn

Soweit eigentlich ein ganz normaler Vorgang, im Artikel sagt der Gewerkschafter deutlich, was von so einem Vorschlag zu halten ist und wo das eigentliche Problem liegt. Nicht weiter bemerkenswert, in der heutigen Zeit ticken diverse Möchtegernmanager ja nicht mehr richtig, da sind solche Unverschämtheiten nichts wirklich Neues.

Berichtenswert sind hier die unqualifiziert-unverschämten Kommentare der Spiegel Online-Leser. Da erblödet sich doch ein User glatt, das Folgende zu schreiben :
Die Bahn sollte sehr genau registrieren wer als Arbeitnehmer flexibel auf veränderte Situationen reagiert und wer stur "Dienst nach Vorschrift" incl. Urlaub macht. Wer sich heute auf die Gewerkschaft beruft sollte morgen raus sein - die Bahn ist ein Dienstleistungsunternehmen und da kann der Kunde vom Personal erwarten, dass er "bedient" wird.
Beim ersten dieser Kommentare dachte ich noch, das wäre beißender Sarkasmus. Aber nein, das meinen diese Nicht-Arbeiter ernst. Da steht dann Bullshit wie
Der Skandal ist doch, dass ein Drittel der Belegschaft sich krank meldet!
oder
das ist doch wohl selbstverständlich, dass die Kollegen im Urlaub zurück an ihre Arbeitsstelle kommen. Die Gewerkschaft soll nicht aufstacheln, sondern in dieser Situation zustimmen.
oder
Was ist denn daran schäbig, einzuspringen und ein persönliches Opfer zu bringen, wenn Not am Mann ist. Wenn ich die entsprechende Ausbildung hätte, würde ich gerne den Platz eines der Leute einnehmen, die jetzt in Schnappatmung verfallen, weil sie einmal im Leben ihren Urlaub um ein zwei drei Wochen verschieben müssen. Tolle Arbeitsmoral.
Ein Fahrdienstleiter, der ganz klar sagt, daß er im Urlaub nicht zu erreichen ist, bekommt zur Antwort :
Der Bahnbetrieb ist nun mal ein sehr arbeitsteiliger. Das macht ihn komplex aber effektiv und bürdet dem einzelnen Mitarbeiter eine Menge Verantwortung auf. Daher kann man eindeutig feststellen: Ein Eisenbahner mit einer solchen Einstellung hat leider seinen Beruf verfehlt. Der Fisch stinkt nicht immer nur vom Kopf her.
Ich frage mich, welch Geistes Kind die Proleten sind, die sich erblöden, derartig dumme Kommentare zu schreiben. Wenn ich daran denke, daß ich mit meinen Steuern, meinen Sozialabgaben, solches Pack finanziere, kriege ich Magenkrämpfe und Schnappatmung. Man fragt sich, ach was : Ich frage mich, wo dieses Pack herkommt ?

Mein Babysitter ist ein Vampir



Mein Babysitter ist ein Vampir

Pilotfilm & Season 1


Für den 14-jährigen Ethan hätte es nicht peinlicher kommen können: seine Eltern haben einen Babysitter für ihn organisiert! Doch als er feststellt, dass es die hübsche Sarah ist, ist er regelrecht begeistert. Sein Freund Benny und er sehen dann allerdings zufällig, wie Sarah eine Ratte verspeist. Ab diesem Moment steht für die beiden fest: Ihre Babysitterin ist ein Vampir! Die Jungs sind fest entschlossen, der Geschichte auf den Grund zu gehen und geraten dabei allerdings von einem Schlamassel in den anderen. Bei ihren Nachforschungen stoßen sie auch noch auf Zombies, Dämonen und Geister, was es ihnen nicht gerade einfacher macht.
Klappentext

Mein Sohn wollte den Film zunächst nicht. Weder ansehen noch in der Wohnung haben. Er hat ja auch ein wirklich schräges Kindercover. Aber ich hatte in Gaschlers Filmlexikon etwas darüber gelesen und als ich bei Saturn vor Film und erster Season stand, habe ich den, obwohl ich nur so ganz vage mich an irgendeine positive Besprechung irgendwo erinnerte, einfach mal mitgenommen. Und mich, zusammen mit Frau und Kind, köstlichst amüsiert. Das ist sozusagen eine "Big Bang Theory meets Buffy"-Serie, so schräg wie BBT und so phantastisch wie Buffy. Ein Cameo-Auftritt von Sarah Michelle Gellar in Season 2 oder 3 würde mich nicht wirklich überraschen und Willow, ich meine natürlich Allison Hannigan, muß hier auftreten.

Die Darsteller sind alle um die zwanzig, ihre Rollen als Kids harmonieren nicht so ganz mit dem Aussehen. Insbesondere bei Vanessa Morgan ist dies mehr als auffällig. Aber das ist auch das einzige, was ich an dieser wirklich gelungenen Comedy auszusetzen habe. Season 2 ist in jedem Fall fest eingeplant.

IMDB-Link

Samstag, 10. August 2013

HEYNE SF&F 90 - Isaac Asimov : Der Mann von drüben (The Caves of Steel)



Isaac Asimov : Der Mann von drüben (The Caves of Steel)
HEYNE SF&F 90, 1962
Originalausgabe als Serial in Galaxy 1953
Aus dem Amerikanischen von Hansheinz Werner
Titelbild : k.A.


Superstadt New York, eine unterirdische Höhle aus Stein und Beton, hermetisch abgeschlossen von Luft und Sonne.

Außerhalb dieser Monster-City von übermorgen liegt die Weltraumstadt, Stützpunkt der Astroniden, die das Weltall beherrschen. Einer ihrer Bewohner wurde getötet. Das kann fürchterlichen Krieg bedeuten...

Geheimdetektiv Bailey, Rangstufe C 5, sucht den Mörder: auf dem Spinnennetz der automatischen Rollstraßen, in den Atomkraftwerken und den Fabriken unter der Erde. Er braucht den Erfolg — denn sein unheimlicher Partner in diesem Spiel ist R. Daniel Olivar. Das R. bedeutet Roboter. Was wird stärker sein: Raffiniertes Positronengehirn oder menschlicher Intellekt?
Klappentext

Das ist jetzt das x-te Mal, das ich diesen Roman lese. Und er wird mir immer noch nicht über noch langweilig. Die Detektivgeschichte an sich hat ihren ganz eigenen Charme, Asimov war diesbezüglich ja Experte. Die dargestellte, für Asimov noch recht übersichtliche Roboterlogik, die den Fall löst, hat für mich als Naturwissenschaftler und IT-Experte sowieso schon immer einen der großen Vorzüge dieses Romans dargestellt. Aber die eigentliche Faszination von "Caves of Steel" ist für mich immer die Darstellung einer vollkommen überbevölkerten Erde gewesen, einer Erde, auf der die Menschen von Himmel, Natur und dem Leben an sich gar nichts mehr wissen wollen. Und durch die Bevölkerungsdichte auch gar nicht mehr können. Asimov hat das Thema mit Trantor, dem zweiten Foundation-Planeten, wieder aufgegriffen, jedoch lange nicht so eindringlich wie hier.

Es gibt eine BBC-Verfilmung dieses Romans von 1964 (IMDB-Link), bedauerlicherweise sind davon nur noch kurze Ausschnitte enthalten. Den würde ich wirklich gerne sehen ...

Freitag, 9. August 2013

HEYNE SF&F 66 - Curt Siodmak : Donovans Gehirn (Donovan's Brain)



Curt Siodmak : Donovans Gehirn (Donovan's Brain)
HEYNE SF&F 66, 1960
Amerikanische Originalausgabe 1942
Aus dem Amerikanischen von Mary Brand
Titelbild : k.A.


Die Geschichte eines Arztes, der einem Sterbenden das Gehirn raubt und es am Leben erhält. Zwar gelingt es ihm, die Reaktionen des Gehirns zu messen und seine Energien zu steigern, aber aus dem Forschungsobjekt wird ein allmächtiges, dämonisches Subjekt. Es beginnt aus eigenem Willen zu handeln und gewinnt unaufhaltsam eine gefährliche Macht über das Leben des Arztes.
Klappentext

Nach dem ersten Karton von TERRA-Heften brauchte ich erstmal Abwechslung, etwas Niveauvolleres. Und als ich meinen Blick so über meine Sammlung schweifen liess, kam mir eine Idee, wie ich dies ganz einfach ohne große Suche finden und gleichzeitig ein paar peinliche Leselücken schließen kann. Und ich griff mir die ersten 8 Bände meiner HEYNE SF&F-Sammlung und legte los.

Meine Heyne-Sammlung habe ich in den 70ern begonnen und in den 80ern und 90ern, als das Flohmarkt- und Antiquariatswesen in Hamburg noch solide war, deutlich ausgebaut. Vor ein paar Jahren habe ich dann diverse Lücken über eBay geschlossen, aber mir fehlen immer noch ein paar Nummern.

Der erste Band in der Reihe war "Donovan's Brain", eine meiner Leselücken. Auch nach 70 Jahren fand ich die Geschichte nicht verstaubt, sie las sich immer noch ziemlich spannend und interessant. Nur hatte ich das Thema auch schon x-mal behandelt gesehen & gelesen - was kein Wunder ist, basierend auf diesem Roman sind diverse andere geschrieben worden. Die englische Wikipedia (Links siehe unten) gibt da erschöpfend Auskunft. Ich finde diesen Roman gleichbedeutend mit Dürrenmatts "Physikern", Brechts "Galilei" und Kipphardts "Oppenheimer". Auch hier geht es um die Verantwortung des Wissenschaftlers, interessanterweise einmal kein Physiker. Die Besessenheit des forschenden Naturwissenschaftlers, seine Eindimensionalität, seine soziale Inkompetenz stellt Siodmak gelungen dar. Sehr empfehlenswerter Roman, auch heutzutage noch.

Wikipedia
Hörspiel mit Orson Welles

Donnerstag, 8. August 2013

TERRA SF 047 - K.H. Scheer : Stern der Rätsel


K.H. Scheer : Stern der Rätsel
TERRA SF 047, 16.01.1959
Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1953
Titelbild : Johnny Bruck


Bis zur Stunde gelang es den Astronomen nicht, über die Oberflächengestaltung, die sogenannte Oberflächenstruktur, der erdabgewandten Mondhalbkugel sich Klarheit zu verschaffen, vielmehr bleiben alle Angaben hierüber nur mehr oder weniger wahrscheinliche Vermutungen.

Natürlich, mit der Verbesserung der Raketentreibstoffe wird auch eine Landung auf dem Mond in den Bereich des Möglichen gerückt. Auch der Trabant Luna wird dann seine letzten Geheimnisse preisgeben müssen. Aber wären damit schon die Rätsel des Kosmos gelöst? -Nein! Auch die kommenden Generationen, denen eine Mondlandung wohl keine Schwierigkeiten mehr bereiten dürfte, bleiben doch letzten Endes im Unklaren über die tiefen Geheimnisse des Weltraumes; niemandem wird es wohl so bald gegeben sein, das zu ergründen, was sich teilweise in einer Entfernung mehrer Lichtjahre abspielt. —

Es ist also kein Wunder, wenn auch die Regierungen in fünfzig Jahren ebenso erstaunt über das Erscheinen geheimnisvoller Himmelskörper sein werden, wie es unsere Generation gewesen ist, als zum ersten Mal die unheimlichen „Fliegenden Untertassen” über der Erde gesichtet wurden. Der technisch-utopische Roman „Stern der Rätsel” schildert das Auftauchen rätselhafter Flugkörper, die Fassungslosigkeit der Weltöffentlichkeit über diese beunruhigenden Gäste aus dem fernen Kosmos und schließlich die Machtlosigkeit des einzelnen Menschen, wenn er sich fremden Wesen gegenübersieht, fremden Wesen, die aus einer anderen Welt stammen.

„Stern der Rätsel” behandelt das ungeklärt bleibende Verschwinden zweier Forscher, die für immer der Erde verloren zu sein scheinen. Aber gerade hier vermag der Mut und die Einsatzbereitschaft eines Einzelnen die gesamte Situation zu ändern. Ohne aufhören zu wollen, wird der Buchfreund auch diesen Roman K. H. Scheers verfolgen, bis er die Lösung und Erklärung der rätselhaften kosmischen Erscheinungen gefunden hat.
Klappentext des Leihbuchs

Jo, ich rätsel auch. Und zwar ob dieser Roman der schlechteste Scheer ist oder doch TERRA 43. Über beide Romane deckt man besser den Mantel des Schweigens, Scheer war auch mal jung und brauchte das Geld. Ziemlich dringend, wenn ich mir diese Katastrophen so angucke. Ich brauchte danach auf jeden Fall mal etwas anderes, die frühen TERRAs sind doch insgesamt ziemlich anstrengend.

TERRA SF 043 - K.H. Scheer : Der rätselhafte Planet


K.H. Scheer : Der rätselhafte Planet
TERRA SF 043, 19.12.1958
Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1953
Titelbild : Johnny Bruck


Umrauscht von den Wogen des pazifischen Ozeans, reckt sich in der Meereseinsamkeit die peruanische Insel Josè Monares in steilen Felsenformationen empor. Weltfern und verlassen scheint das Eiland, doch in seinen riesigen Naturhöhlen herrscht geheimnisvolles Leben, gehen Dinge vor sich, werden Projekte verwirklicht, die das Angesicht der Welt umzuformen vermögen. Der geniale Professor Maurell, der hier mit seinen Mitarbeitern im Verborgenen schafft, hat seinen Studienfreund Dr. Manfred Berger zur Mitarbeit an seinen gigantischen Plänen aufgefordert. Berger sieht sich der Entdeckung eines neuen, ungeheuer energievollen Transuranes gegenüber, er erfährt zu seinem höchsten Erstaunen, daß Prof. Maurell schon vor Jahresfrist den irdischen Mond betreten hat und nun mit dem Großraumschiff Lydia die Fahrt zu dem rätselhaften Planeten plant, den bis-her seine infrarot strahlende Atmosphäre der Beobachtung entrückt hatte. Erst vor kurzem ist der geheimnisvolle Planet zwischen Mars und Jupiter aufgefunden worden.

Nichts vermag in dieser Zeit hochentwickelter Technik und raffiniertester Spionageorganisation verborgen zu bleiben. Die skrupellosen Agenten der Asiatischen Staaten-Union versuchen mit allen Mitteln, die Geheimnisse der einsamen Felseninsel im Pazifik zu ergründen. Dr. Berger wird in einen Wirbel atemberaubender Geschehnisse hineingezogen. Die Lydia erreicht den rätselhaften rot-leuchtenden Planeten, wird aber durch ein fremdes Raumschiff kurz vor der Landung in einen unheimlichen Kampf verwickelt. Nur drei Männer der Expedition überleben, um den neuen Planeten zu erforschen. Die Erlebnisse der Irdischen auf dem fremden Stern, ihre Begegnungen mit den menschgleichen dunkelhäutigen und hochkultivierten Bewohnern, ihre Kämpfe mit den grausigen Urlebewesen des Planten sind unfaßbar, fast unwirklich anmutend und von atemberaubender Spannung.

Rätsel über Rätsel tauchen auf und verlangen die Lösung, auch das Rätsel um eine geheimnisvolle Frau von hoher Schönheit, deren Glaube an eine alte ehr-würdige Prophezeiung sich schließlich bestätigt.

Der ungewöhnlich hochstehende und spannende Roman eröffnet weite Perspektiven in Vergangenheit und Zukunft, schlägt eine Brücke zwischen den Gestirnen, den Erkenntnissen des Geistes und den Triumphen der Technik und hält den Leser bis zur lezten Zeile in seinem Bann.
Klappentext des Leihbuchs

Nee, also von "in den Bann schlagen" habe ich nichts gemerkt. Im Gegenteil, dies ist einer der eher schlechteren Scheers. Vollkommen ungewohnt auch dieser absurde Zusatzplanet im Sonnensystem. Von K.H. Scheer bin ich da doch technisch und naturwissenschaftlich besser durchdachte Romane gewohnt. Kein Glanzlicht, selbst wenn man davon ausgeht, daß das zugrundeliegende Leihbuch stark gekürzt wurde.

Dienstag, 6. August 2013

Simon R. Green : Geschichten aus der Nightside



Die dunkle Seite der Nacht (Something from the Nightside)
Ein Spiel von Licht und Schatten (Agents of Light and Darkness)
Wer die Nachtigall hört (Nightingale's Lament)
Der Fluch der Dunklen Mutter (Hex and the City)
Spur in die Vergangenheit (Paths not Taken)
Schärfer als der Schlange Zahn (Sharper than a Serpent's Tooth)
Höllenärger (Hell to Pay)
Bilder aus der Anderwelt (The Unnatural Inquirer)
Wieder einmal Weltenbrand (Just Another Judgement Day)
Für eine Hand voll Pfund (The Good, the Bad and the Uncanny)
Aller Tage Abend (A Hard Day's Knight)
Die Braut in schwarzem Leder (The Bride Wore Black Leather)
Originalsausgaben Ace 2003-2012, Deutsche Erstausgaben Feder&Schwert 2006-2013
jweils etwa 200-2550 Seiten, 10,95 €
Aus dem Englischen von Oliver Hoffmann
Titelbild : k.A.


Mein Name ist Taylor, John Taylor. Auf meiner Visitenkarte steht „Privatdetektiv“, aber eigentlich bin ich Experte im Wiederauffinden von Verlorenem. Das ist Teil meiner Gabe, meines Geburtsrechts als Kind der Nightside.

Mir ist es vor langer Zeit mit knapper Not gelungen, mit heiler Haut und einigermaßen intaktem Verstand von dort wegzugehen. Jetzt verdiene ich mein Geld auf den sonnenbeschienenen Straßen Londons. Aber in letzter Zeit liefen die Geschäfte schlecht, also sagte ich nicht nein, als Joanna Barrett bei mir auftauchte, nach Geld roch und mich bat, ihre ausgerissene Tochter zu finden. Dann fand ich heraus, wohin genau das Mädchen gegangen war.

In die Nightside. Zweieinhalb Quadratkilometer Hölle mitten in der Stadt, wo es immer drei Uhr morgens ist. Wo man mit Mythen spazierengehen und mit Monstern zechen kann. Wo nichts ist, wie es scheint – aber alles möglich. Ich hatte geschworen, niemals zurückzukehren. Aber ein Kind ist in Gefahr, und eine Frau setzt auf mich. Ich habe also keine Wahl – ich kehre heim ...
Klappentext des ersten Bandes

Mit den Romanen von Feder & Schwert habe ich, bis auf die Verfügbarkeit, immer sehr gute Erfahrungen gemacht. Und nachdem ich dort bei Harry Dresden mich schon so angenehm unterhalten fühlte, wurde ich auch neugierig auf diese Serie von Simon R. Green. Von dem hatte ich nämlich bereits schon früher die Shaman Bond-Geschichten gelesen und fand diese sehr amüsant. Ich war gespannt, ob die Romane um John Taylor annähernd daran herankamen.

Sie waren besser, wesentlich besser. Zu meiner Überraschung hat Bastei hier den Kürzeren gezogen und die schlechtere der beiden Serien angekauft. Die "Geschichten aus der Nightside" sind sarkastische Kabinettstücke mit einem Detektiv, der mich persönlich stark an Humphrey Bogart erinnert. Wenn die Serie verfilmt wird (und die Filmrechte wurden 2007 an Celtic Rose verkauft) bin ich mal neugierig, wer den John Taylor spielen wird. Die Geschichten steigern sich im Laufe der Serie sukzessive, beginnend von einem zynischem Beginn mit "Die dunkle Seite der Nacht" bis hin zu ziemlich düsterer Fantasy in "Die Braut in Schwarzem Leder". Und sie werden von Band zu Band kreativer. Ist der erste Band noch relativ Standard (wobei meine Frau meinte, sie hätte von Anfang an gewusst, wer der bad guy (falls man das in diesem Kontext so nennen kann) gewesen ist), so kommt Simon R. Green recht schnell in Fahrt und bringt eigentlich mit jedem Band eine neue Sicht auf bekannte und weniger bekannte Gegenstände und Personen der Fantasy. Mir persönlich haben da zwei Dinge ganz besonders gefallen. Erstens einmal John Taylors Mami : Lilith. Ja, genau die Lilith. Mit der er sich dann über mehrere Bände auseinandersetzen muß. Und "diplomatisch", wie es in einem Film noir nun einmal üblich ist, zwischen Oben und Unten hin- und herlaviert. Die andere Geschichte war Band 09, in dem er mit zwei Freunden zusammen loszieht und derartig viel Chaos anrichtet, daß man sich fragt, warum eigentlich überhaupt noch ein Gebäude in der Nightside steht. Insbesondere bei solchen Freunden ... aber lest das selbst. [Meine Frau meinte, ihr persönlicher Favorit wäre der nicht ganz tote Merlin (ja, genau der) gewesen, der über mehrere Bände für Chaos sorgt.]

Neben dem Amusement und der Kreativität ist der Mix aus Horror, Splatter, Fantasy und Science Fiction auffallend. Simon R. Green lässt sich nicht in eine Genre-Kategorie schieben, sondern spielt fröhlich mit den einzelnen Subgenre-Versatzstücken herum. Bemerkenswert ist auch die Sprache, die durchaus nicht unanspruchsvoll ist. An dieser Stelle ein Kompliment zur Übersetzung, die das englische Original angenehm sorgfältig ins Deutsche übertragen hat.

Insgesamt eine sehr empfehlenswerte Serie. Aber Vorsicht, die Romane sind nicht nur keinem Genre zuordbar, sondern auch inhaltlich absolut unangepasst. Schwarz/Weiss-Zeichnungen wie in GRRMs FTB sind nicht Simon R. Greens Metier, und so sind auch seine Charaktere alles andere als in "Gut" und "Böse" auch nur annähernd einsortierbar. Und noch eine weitere Warnung : Die Geschichten sind nichts für Weicheier unbd der Held sitzt nicht auf dem Schimmernden Ross. Weibliche Teenager etwa werden in Suzy Shooter eher nicht das typische Rollenmodell für ihr zukünftiges Leben vorfinden. Und wenn doch, bitte ich um die Zusendung eines entsprechenden Photos zur Veröffentlichung hier im Blog.