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Dienstag, 3. November 2015
TERRA Sonderband 76 - Philip K. Dick : Eine Handvoll Dunkelheit
Philip K. Dick : Eine Handvoll Dunkelheit (A Handful of Darkness)
Terra Sonderband 76, 25.10.1963
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1955
Aus dem Amerikanischen von Heinz Zwack
Titelbild : Johnny Bruck
in der Originalausgabe enthaltene Kurzgeschichten
The Indefatigable Frog (1953)
Colony (1953) *
Impostor (1953) *
The Little Movement (1952)
The Builder (1953)
The Cookie Lady (1953) *
Exhibit Piece (1954)
Expendable (1953)
The Impossible Planet (1953)
Planet for Transients (1953)
The Preserving Machine (1953) *
Progeny (1954)
Prominent Author (1954) *
The Turning Wheel (1954) *
Upon the Dull Earth (1954) *
* nicht in dieser Ausgabe enthalten
Die erste Zusammenstellung von Dickschen Kurzgeschichten. Früher in diversen Magazinen, von AMAZING bis IF, erschienen, wurden sie hier 1955 als erste Kollektion des Dickschen Oeuvres von Rich & Cowan (London) [Wie war das noch mit dem Propheten und dem eigenen Land ?] publiziert. Die deutsche Ausgabe als TERRA-Sonderband ist nach der Originalausgabe von 1955 weltweit die erste Neuauflage dieser Kurzgeschichtensammlung. Offenbar war man in Deutschland schon sehr früh auf Philip K. Dick gestoßen und hatte die Qualität (der meisten) seiner Werke erkannt. Bei der Ausgabe als TERRA Sonderband musste man aus Platzgründen auf einige Geschichten verzichten - und witzigerweise ist die Original-Zusammenstellung seitdem nie wieder in Deutschland erschienen. War aber auch nicht notwendig, denn in den 80ern hat sich MOEWIG mit seinen Science Fiction-Reihen hier sehr verdient gemacht. In Neuübersetzungen von Thomas Ziegler und Andreas Brandhorst erschienen die Kurzgeschichten von Phil Dick unter anderem in den Bänden "Eine Handvoll Dunkelheit" (Moewig SF 3543, Zusammenstellung aus den Originalanthologien "A Handful of Darkness" und "The Preserving Machine") und "Die besten Stories von Philip K. Dick" (Moewig Playboy SF 6712, "The Best of Philip K. Dick"). Beide Moewig-Bände sind unbedingt empfehlenswert, wenngleich ich persönlich die Übersetzung von Heinz Zwack auch sehr gut finde.
Die Stories selber sind fast alle Klassiker. Obwohl mir persönlich die längeren Texte von Phil Dick mehr liegen, sind auch seine Kurzgeschichten unbedingt lesenswert. Und teilweise von einer inneren Komik, die ihresgleichen sucht. Als Beispiel dafür sei "The Indefatigable Frog" angeführt. Zwei Professoren, einer der Philosophie und einer der Physik streiten über Xenos Paradoxon, nachdem ein Frosch auf einen Brunnen zuhüpft und jeder Sprung halb so groß wie der vorherige ist. Erreicht er den Brunnen jemals ? Naja, sie bauen eine Maschine, die das simulieren soll und der Physik-Prof - dem die doofe Philosophiererei echt auf den Wecker ging - lockt den Phil-Prof in die Maschine. Dieser verhält sich dann wie der Frosch im Gleichnis, kann allerdings nicht bis zum Ende kommen, da er auf dem Weg so klein geworden ist, daß er zwischen den Molekülen durchfällt. Wutentbrannt stapft er in den Klassenraum des Physik-Profs, der kreidebleich wird und eine Mordanklage erwartet. Stattdessen wird er zusammengeschissen, daß seine doofe Maschine nicht richtig funktioniert hätte und sie eine neue bauen müssen...
Diese Geschichte in der Geschichte - denn der Bau einer richtig funktionierenden Xeno-Maschine ist selber wieder ein Xenosches Paradoxon - zusammen mit der Absurdität menschlichen Verhaltens ist ein Strukturmerkmal, nach dem viele von Dicks Kurzgeschichten funktionieren. Diese und andere Konstruktionsmerkmale lassen sich in vielen Dickschen Werken nachweisen, es lohnt sich, die Strukturanalysen von Uwe Anton und Kim Stanley Robinson zu lesen. Aber auch die einfachen, geradeheraus erzählten Geschichten - etwa Planet for Transients - haben ihre ganz eigene Stimmung, eine Art Melancholie, die dabei trotz allem optimistisch bleibt.
Die Stories lohnen sich noch immer, obwohl sie mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel haben. Ich habe sie jedenfalls wieder einmal mit Genuß gelesen und kann sie nur jedem SF-Fan weiterempfehlen.
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