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Samstag, 24. Oktober 2015

Klassiker in Neuauflage - Robert E. Howard : Almuric



Robert E. Howard : Almuric (Almuric)
Edition Phantasia 2010
Phantasia Paperback Pulp Fiction 5001
Originalausgabe WEIRD TALES 05-08/1939
Ungekürzte Neuübersetzung 2010
mit einem Nachwort von Joe R. Lansdale
Aus dem Amerikanischen von Joachim Körber
Paperback, ca. 200 Seiten, 14,90 €
ISBN 978-3-937897-42-4
Leseprobe


Esau Cairn ist ein Mann, der nicht in unsere zivilisierte Welt passt. Als er unverschuldet in einen Mordfall verwickelt wird, versetzt ihn ein befreundeter Wissenschaftler mittels einer geheimnisvollen Maschine auf den fernen Planeten Almuric. Dort, inmitten einer urzeitlichen Umwelt mit wilden Bestien, archaischen Kulturen und tödlichen Dämonen, findet der hünenhafte Kraftprotz seine wahre Bestimmung im Überlebenskampf in einer rauen und unwirtlichen Umgebung. Aus dem verfemten Außenseiter auf Erden wird ein gefeierter und umjubelter Krieger, der seine Kampfkünste in vielen gefahrvollen Situationen unter Beweis stellen kann.
Klappentext

Ebenso wie der FESTA-Verlag hat auch Joachim Körbers "Edition Phantasia" einige sehr schöne Neuauflagen klassischer Werke im Angebot. Ich wollte mir die schon lange besorgen, kam aber nie dazu und es ist ja nicht so, als würde ich unter Mangel an Lesestoff leiden. Letztens habe ich mich dann endlich dazu aufgerafft, bestellt und wurde prompt in der Folgewoche krank, so daß ich statt meiner TERRA Sonderbände mir die drei Neuauflagen vornahm.

"Almuric" ist ein Roman in der Tradition von Burroughs "John Carter". Esau Cairn wird auf einen fremden, fernen, barbarischen Planeten versetzt, erlebt dort Abenteuer und verliebt sich in eine wunderschöne Einheimische. Keines von Howards besten Werken, man merkt dem Roman an, daß die Länge etwas für Howard Ungewohntes war. Das könnte vielleicht an der Entstehungsgeschichte liegen :

When it first appeared in Weird Tales in 1939 as a three-part serial, it didn’t exactly push any envelopes, and was a rather thin novel. Its history explains that. Howard had started the manuscript in 1934 after a British publisher expressed interest his work but needed novels instead of short stories; he had several abortive attempts at novels, culminating in the Conan novel The Hour of the Dragon near the end of 1934. Where Almuric went after that, nobody knows; it’s indicated Howard “finished” it in 1936. Years after Howard’s death a copy showed up in the offices of Otis Adelbert Kline, Howard’s agent and former pulpster. As both Howard and science-fiction fantasies were all the rage, Kline prompted sold it to Weird Tales in ’39, and when Howard and sword-based-subgenres began booming in the ’60s, Ace reprinted it.
Quelle

Daß der Roman im Gegensatz zu den Conan-, Kull- oder Solomon-Kane-Geschichten derart abfällt, liegt an dem mangelhaften Weltenbau. Anders als in seinen anderen Stories ist "Aluric" relativ oberflächlich geschrieben, der Planet seltsam blutleer und die Charaktere stark schematisch. Deshalb wurde früher der Verdacht geäußert, daß Otis Adelbert Kline den Roman weiter / zu Ende geschrieben hat. Ich glaube das nicht, die Diktion erscheint mir typisch Howardsch. Auch gibt es überzeugende wirtschaftliche Argumente dagegen :

Many have accused Otis Adelbert Kline of writing the manuscript himself and passing it off as his own; a thin theory, given that Kline had a strong reputation himself, and many contacts in the industry. Likewise, he’s been accused of finishing the novel for Howard, being a Burroughs imitator himself. Given Kline’s meticulous attention to detail and pseudo-perfectionism with his own planetary romances, I doubt he’d have left Almuric in such a thin and flimsy state as it now exists. In either case, he left it under Howard’s name when he could have received a higher fee as co-author (50%) than as literary agent (10%). Never mind Almuric‘s tepid action sequences, and that Kline was an amateur fencer who loved writing swordfights.
Quelle

Mein persönlicher Eindruck ist, daß Howard selbst dies nicht gut genug fand, mit dem Helden Esau Cairn nicht warm wurde und den Plot lieber für einen anderen seiner Helden aufbewahren wollte. Wie gesagt, nicht Howards bestes Werk, aber lesbar, spannend und in der Neuübersetzung für den Howard-Fan fast schon ein Muß. Die deutsche Erstausgabe ist 1973 bei Heyne erschienen (HEYNE SF 3363), Übersetzer war Yoma Cap. Das Taschenbuch hat 126 eng bedruckte Seiten und entspricht in der Übersetzung seiner Zeit. Körber hat hier eher den frühen Howard mit seiner Diktion der 30er übersetzt. Das macht den Roman weder besser noch schlechter, ist aber stärker am Original dran. [Was Joachim Körber sich auch leisten kann, denn heutzutage ist die Fantasy fest in Deutschland etabliert. Das war 1973 anders, dort ging es auch darum, Fantasy einem breiterem Leserkreis überhaupt erst einmal schmackhaft zu machen.]

It was not my original intention ever to divulge the whereabouts of Esau Cairn, or the mystery surrounding him. My change of mind was brought about by Cairn himself, who retained a perhaps natural and human desire to give his strange story to the world which had disowned him and whose members can now never reach him. What he wishes to tell is his affair. One phase of my part of the transaction I refuse to divulge; I will not make public the means by which I transported Esau Cairn from his native Earth to a planet in a solar system undreamed of by even the wildest astronomical theorists. Nor will I divulge by what means I later achieved communication with him, and heard his story from his own lips, whispering ghostily across the cosmos.
Original

Ursprünglich hatte ich nicht die Absicht, das Geheimnis um Esau Cairns Verschwinden zu enthüllen. Es war Cairn selbst, der mich dazu bewog : Es ist verständlich, daß er seine Geschichte der Welt mitteilen wollte, die ihn verstieß, und deren Bewohner ihn nun nie wieder sehen werden. Was erzu erzählen hat, ist seine Angelegenheit, und ich gebe es weiter ohne Veränderungen und Zusätze. Ich selbst aber kann und will nicht mein Geheimnis preisgeben - die Methode, durch die ich Esau Cairn von seinem Heimatplaneten Erde auf einen Planeten versetzte, der eine Sonne umkreist, von deren Existenz unsere Astronomen nicht einmal träumen. Ich weiß, daß die Menschheit nicht reif für dieses Geheimnis ist, ja es nicht einmal begreifen würde. Ich kann auch nicht erklären, auf welche Weise ich später mit Cairn Verbindung aufnahm und seine Geschichte aus seinem eigenen Munde hörte - in Worten, die als geisterhaftes Flüstern den Kosmos durchquerten.
Übersetzung Yoma Cap

Ursprünglich war es gar nicht meine Absicht, den Aufenthaltsort von Esau Cairn preiszugeben oder das Rätsel um seine Person zu lösen. Cairn selbst jedoch führte meinen Sinneswandel herbei, da er den vermutlich natürlichen und allzu menschlichen Wunsch verspürte, seine seltsame Geschichte eben jener Welt mitzuteilen, die ihn verstoßen hatte und für deren Bewohner er jetzt unerreichbar geworden ist. Was er zu berichten wünscht, ist seine Angelegenheit. Doch über einen Aspekt meiner Rolle bei der Übereinkunft werde ich in jedem Falle Stillschweigen bewahren: Auf keinen Fall mache ich die Methode öffentlich, mit deren Hilfe ich Esau Cairn von seiner Heimat, der Erde, zum Planeten eines Sonnensystems beförderte, von dem sich nicht einmal die phantasievollsten Astronomen jemals auch nur hätten träumen lassen. So wenig ich preiszugeben gedenke, wie es mir später möglich war, eine Kommunikation mit ihm zu bewerkstelligen und ihn seine Geschichte höchstpersönlich schildern zu hören, ein geisterhaftes Flüstern durch den gesamten Kosmos.
Übersetzung Joachim Körber

Man merkt deutlich, daß die Übersetzung von Yoma Cap ganz im Stil der 70er ist und ein damaliges Publikum ansprechen sollte. Körbers Übersetzung hingegen ist eher etwas für Fans, die schon seit Jahren (auch) klassische SF/F lesen und hier eine schöne Neuübersetzung genießen können. Ich habe beide Übersetzungen genossen : Die aus den 70ern beim Aufbau meiner Sammlung vor Jahrzehnten, - sozusagen meine Sturm- und Drang-Jahre - die Körbersche jetzt, nach dem Lesen zigtausender Bücher und in wesentlich abgeklärter Einstellung. Auf jeden Fall kann ich die Ausgabe der "Edition Phantasia" uneingeschränkt empfehlen.

HEYNE 3363, Cover vom "Atelier Heinrichs"

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