Seiten

Montag, 23. Februar 2015

TERRA SF 502/503 - Robert A. Heinlein : Weltraum-Piloten



Robert A. Heinlein : Weltraum-Piloten (Space Cadet)
Terra SF 502/503, 03.02.1967
Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1952
Originalausgabe 1948
Aus dem Amerikanischen von Herbert Roch
Titelbild : Karl Stephan


Das spannende Buch behandelt ein interessantes Zukunftsproblem: die Aufrechterhaltung der interstellarischen Ruhe und Ordnung durch einen Weltraum-Sicherheitsdienst, der in ständigem Einsatz von Planet zu Planet patroulliert und daher ganze Kerle erfordert.

Hauptpersonen sind drei junge Männer, die sich zum Dienst bei dieser neuartigen Luftwaffe gemeldet haben. Ihre Funktionen sind mannigfaltiger Natur; sie werden bei Unglücksfällen eingesetzt, werden ausgeschickt, um nach überfälligen Raumschiffen zu suchen, eine glatte Abwicklung des Verkehrs zu gewährleisten, Übergriffe zu verhindern und die Interessen der Eingeborenen anderer Sterne wahrzunehmen. Sie stellen eine Schutztruppe des Friedens im Weltraum dar, die - ganze Kerle erfordert.

Heinlein versteht es, alle Möglichkeiten, die ein solch interessantes Thema bietet, voll auszuschöpfen und diesen Zukunftsroman anschaulich, spannend und humorvoll zu erzählen.
Klappentext der Gebr. Weiss-Ausgabe

Man schreibt das Jahr 2075. Der junge Amerikaner Matt Dodson hat sich entschieden Weltraumkadett bei der Friedenspatrouille zu werden. Diese sorgt, wie der Name schon sagt, als übergeordnete Stelle für Frieden auf der Erde und im Sonnensystem. Matt geht bei seiner Ausbildung durch eine harte Schule, die absolute Unterordnung und Selbstaufgabe fordert. Seine Ausbildung bringt ihn an seine Grenzen, doch letztendlich schafft er es ein Seniorkadett zu werden. Zusammen mit seinen Freunden Tex und Oscar tritt er den Dienst an Bord der Aes Triplex an, deren Aufgabe es ist ein verschollenes Raumschiff im Asteroidengürtel zu suchen. Das Schiff wird gefunden, doch die Besatzung ist tot. Rätselhafte Funde an Bord erleichtern die Lösung des Rätsels nicht gerade. Also entschließt man sich das Schiff zur Erde zu überführen, wo man sich noch mehr der Kopf zerbrechen kann.

Bemannt von einer Rumpfmannschaft macht sich die Aes Triplex auf den Weg nach Hause. Allerdings muss man noch einen unerwarteten Zwischenstopp auf der Venus einlegen. Ein Notruf berichtet über Unruhen unter dem Eingeborenen. Ein Lieutenant und die der Kadetten werden auf die feuchtheiße Welt geschickt, um nach dem Rechten zu sehen. Doch die Landung endet in einem Fiasko. Das Beiboot, mit dem die Männer gelandet sind, versinkt im Schlamm…
gelungenere Zusammenfassung von Andreas Schweitzer

This book is a sort of "kinder and gentler" version of Starship Troopers. So steht es in einer Rezension auf allreaders.com und das war auch das erste, das mir bei diesem Roman auffiel. In beiden Geschichten geht es um einen Jugendlichen, der zum Militär geht und dort zum Erwachsenen reift. Hier in "Space Cadet" wird noch eine reine Männergesellschaft geschildert, in "Starship Troopers" macht Heinlein schon keinen Unterschied mehr zwischen den Geschlechtern für den Militärdienst an sich, wenngleich er auch dort noch (scheinbare) biologische Unterschiede thematisiert.

In beiden Romanen geht es um den Schutz der Zivilbevölkerung. In "Starship Troopers" vor außerirdischen Invasoren, in "Space Cadet" werden die Menschen vor sich selbst geschützt, der Sicherheitsdienst verhindert Kriege auf der Erde. Und zwar durch einen Atombombenschirm. Diese Atombomben schweben auf geostationären Umlaufbahnen und können im Gefahrenfall vom Sicherheitsdienst abgeschossen werden. Ein grimmiges Szenario also, das sich dem Leser eröffnet.

Annapolis in Space - so hat Jo Walton ihre Besprechung dieses Romans auf tor.com betitelt. Auch dies ist nachvollziehbar, denn die erste Hälfte der Geschichte, genauer das erste TERRA-Heft, bezieht sich nur auf die Ausbildung der Kadetten in militärischer und gesellschaftlicher Hinsicht. In diesem Teil wird nicht nur über das Militär, seine Verantwortung der Zivilgesellschaft und den Kameraden gegenüber philosophiert, es wird auch auf die Notwendigkeit für Offiziere, sich in den verschiedensten gesellschaftlichen Kreisen einwandfrei zu bewegen, hingewiesen.

Heinleins Raumkadetten sind ebenso wie seine Sternenkrieger militärische Ideale : Kampfkräftig und sensibel, rauhbeinig innerhalb des Militärs und geschliffen in feiner Gesellschaft. Und dabei vor allen Dingen hochgebildet, in technischen als auch sozialen Wissenschaften. Heinlein stellt hier idealisierte Supermenschen vor, von denen er selber wusste, daß sie so nie existieren würden. Und in dem Heranwachsen der Jugendlichen in den beiden Romanen macht er deutlich, daß es gar nicht darauf ankommt, wirklich zum Superkrieger zu werden, sondern daß der Weg das Ziel ist und man sich bemühen und sein Bestes geben sollte.

In "Space Cadet" ist in der zweiten Hälfte eine Art Bruch. Die Kadetten sind (halbwegs) ausgebildet und werden einem Patrouillenschiff zugeteilt. Auf einen Notruf hin stranden sie auf der Venus und legen einen Konflikt zwischen einem Ex-Kadetten, der jetzt Kapitän eines Handelsschiffes ist, und den eingeborenen Venusiern bei. Wie Jo Walton schreibt, hätte Heinlein eigentlich eine ganz andere zweite Hälfte zu schreiben beabsichtigt, in der Matthew Dodson, der Protagonist, seine Heimatstadt Des Moines bombardieren muß. Das wäre, wie Jo Walton treffend gesagt hat, "a much darker and grimmer book" gewesen. Es scheint auch alles darauf hinzuweisen, einzelne Szenen wie etwa der Besuch von Matt bei seinen Eltern deuten darauf hin – aber ich glaube es nicht. Das für Jugendliche geschriebene und präzise auf diese Altersgruppe ausgerichtete Venusabenteuer passt für meinen Geschmack viel zu gut hinein, als daß es nur eine Alternativlösung sein kann. Andererseits – Heinlein war ein brillianter Romancier, er könnte schon den zweiten Romanteil komplett umgeschrieben haben. Von daher möge sich jeder sein eigenes Bild machen.

Interessant ist, daß es eine Fernsehserie namens "Tom Corbett, Space Cadet" gab, die parallel zu Heinleins Roman entwickelt wurde. Das Originalskript der Serie datiert von 1946, während "Space Cadet" 1948 erschien. Da die Inspiration von Joseph Lawrence Greene aber frühere Heinlein-Romane waren, war nicht viel Arbeit nötig, um es an den neuen Roman anzupassen. Und so erschien "Tom Corbett, Space Cadet" von 1949 bis 1955 im Fernsehen.

Jo Walton : Annapolis in space
Wikipedia : Tom Corbett
Heinlein Society : Tom Corbett



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen