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Samstag, 2. November 2013

Tanya Huff : Der Hexenladen



Tanya Huff : Der Hexenladen (The Enchantment Emporium)
Feder&Schwert 2012
Originalausgabe 2009
Übersetzung : k.A.
512 Seiten, Taschenbuch, 13,99 €
ISBN 978-3-86762-105-2


Die Gales aus Süd-Ontario verändern die Welt mit der Macht ihrer Zaubersprüche und bevorzugen es, wenn ihre Fähigkeiten in der Familie bleiben. Die Gale-Tanten haben den Clan fest im Griff oder glauben es zumindest. Alysha fühlt sich, ähnlich wie der Großteil ihrer Vettern und Basen, von ihren Tantchen gegängelt. Also ergreift sie, als ein Brief mit dem letzten Willen ihrer vermissten Großmutter eintrifft, die Gelegenheit, deren Trödelladen in Calgary weiterzuführen, um „der Gemeinschaft“ zu dienen. Ihre Tanten jedoch haben andere Pläne und verlangen von Alysha, den tatsächlichen Verbleib ihrer Großmutter aufzuklären und nach getaner Arbeit wieder zurückzukehren, wo man bereits Pläne für ihre Zukunft hat.

Doch als Alysha in Calgary eintrifft, stellt sie fest, dass sie im „Hexenladen“ ihrer Oma der Feengesellschaft dienen soll – und dass oftmals des einen Trödel, des anderen magischer Schatz ist. Herauszufinden, was mit ihrer Großmutter geschehen ist, dürfte also keine leichte Aufgabe sein, insbesondere nicht, da Alysha erfährt, wie viel außerweltlicher Ärger ihrer in Calgary harrt und sogar familiärer Beistand oft nicht ausreicht, um den Tag zu retten …
Klappentext

Was macht ein Drachenlord, wenn er auf der Jagd nach einem Hexenmeister ist, diesen aber nicht findet ? Nun, er googelt in den Gelben Seiten von Calgary nach "Wizard" und fackelt alles ab, was dieses Wort im Namen hat. Also "Wizards of Dry Cleaning", "Coffee Wizards", "Wizards and Apple Pies" ...

Wie man sieht, ist dieser Roman nicht in den gängigen Harry-Potter-Kladderadatsch einzuordnen, ebensowenig in den Twilight/Dusk-Schmalz. Tatsächlich ist er auch nicht amerikanisch, sondern kanadisch, und das ist schon ein kultureller Unterschied, den man in diesem Roman deutlich bemerkt. Insbesondere fällt dies bei der freizügigen Darstellung auf. Diese bleibt zwar immer erotisch und überschreitet nie auch nur ansatzweise die Grenze zur Pornographie, ist aber deutlich anders als die aus den US of A gewohnte und auch in den meisten deutschen Romanen gelebte Prüderie.

Und noch etwas ist gänzlich anders als der Fantasy-Standard : Dies ist ein offensiv feministisches Buch. Nix von wegen absoluter Gleichberechtigung oder so, die Frauen in "Der Hexenladen" dominieren deutlich über Männer. Das Buch stellt auch den weiblichen Standpunkt dar, der männliche ist Tanya Huff ziemlich egal. Und die Frauen werden mit all ihren Macken dargestellt, Männer sind zwar gleichberechtigt, aber - vom Standpunkt der Frauen aus - zunächst einmal Sexobjekte. Nicht nur und nicht vor allem, aber das ist der Gedanke, der den weiblichen Protagonisten zunächst im Kopf herumgeht, wenn sie einen Mann sehen. Also genau andersherum, als man es vom Standardroman gewohnt ist, in genau der gleichen Intensität, nicht bemängelt von politisch korrekter Prüderie, nur eben genau andersrum. Also nix für Machos und unemanzipierte Frauen. [Was sich übrigens deutlich in einigen Amazon-Kommentaren zum Buch niederschlägt.]

Ebenso ist es nicht Tanya Huffs Anliegen, mangelnde Bildung aufzuarbeiten. Ich war verblüfft über die Detaillierung keltisch-irischer Mythologien, die ohne jeden weiteren Kommentar zu Beginn des Romans auf den Leser niederprasseln und auch in der Folge nur selten, kurz und rudimentär erläutert werden. Man sollte schon zumindestens ein gewisses Grundwissen über diese klassische Folklore haben, ansonsten entgeht dem unbedarftem Leser doch Einiges. Zumindestens googeln sollte man. [Sich dabei wie ein Drachenlord zu fühlen, wäre allerdings vollkommen unangebracht.]

Insgesamt ein sehr lesenswerter Roman, Feder&Schwert hat sich hier (zumindestens in meinen Augen) einmal mehr als Verlag mit einem extrem interessantem Programm profiliert.

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