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Freitag, 1. März 2013
phantastisch! 49
phantastisch! 49
Vierfarbcover, 68 Seiten, durchgängig farbig
Atlantis-Verlag 2013, ISSN 1616-8437
Cover - Jan Hoffmann
Interviews
Christian Humberg: Interview mit Bernd Perplies
Bernd Jooß: Interview mit Carsten Polzin
Carsten Kuhr: Interview mit Tom & Stephan Orgel
Christian Endres: Interview mit Andrea Sorentino
Bücher, Autoren & mehr
Herrmann Ibendorf: Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen … und andere politisch unkorrekte Ansichten
Christian Endres: phantastisch! im Dialog – Auf den Hobbit gekommen
Achim Schnurrer: Kassiber – Verbotenes Schreiben
Bernd Jooß: Zehn Jahre Piper Fantasy
Achim Schnurrer: Klassiker der phantastischen Literatur – Sergej Prokofjev
Tony Diterlizzi: Wo die wilden Hobbits wohnen
Johannes Rüster: phantastisch! Leben – Folge 11 – Wir sind Helden
Günther Freunek: Am Anfang klobig
Phantastische Nachrichten zusammengestellt von Horst Illmer
Rezensionen
Chris Schlicht »Maschinengeist«
Frank W. Haubold »Die Gänse des Capitols«
Jeffrey Thomas »Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos«
Edward Lee »Innswich Horror«
Ian Thomas & Adam Bolton »Where’s my Shoggoth?«
Ronald Malfi »Die Treppe im See«
Olaf Brill »Der Caligari-Komplex«
Comic & Film
Olaf Brill & Michael Vogt: Ein seltsamer Tag – Teil 7
Sonja Stöhr: Fables – Es war einmal in New York
Christian Endres : Abschied von einer Comic-Legende – Joe Kubert (1926-2012)
Story
Armin Rößler : Feuergeister
Wie jedesmal lohnt sich auch diese Ausgabe DER Zeitschrift für phantastische Literatur wieder. Jede einzelne Seite ist ein informativ und, was ich persönlich für den größten Vorzug halte, phantastisch! bietet für jeden Geschmack etwas, sei es Science Fiction, Fantasy oder allgemeine Phantastik, sei es Zyklus, Einzelroman, Kurzgeschichte oder Comic, sei es Primär-, Sekundär- oder Tertiär-Text.
Bei meinen Kommentaren zu dieser Zeitschrift höre ich hier und jetzt auch auf, Lobeshymnen über jeden einzelnen Artikel zu schreiben. Ich selber lese gerne die regelmäßigen Kolumnen "Update" von Horst Illmer oder "phantastisch! Leben" von Johannes Rüster. Und die Interviews. Und die Comic-Artikel, um meinen Horizont zu erweitern. Und, und, und … Aber ich empfinde es als zuviel, um jeden der sehr guten Artikel zu würdigen und widme mich ab sofort nur noch den herausragenden Beiträgen der jeweiligen phantastisch!-Ausgabe.
In dieser Nummer 49 sind es vier Beiträge, die ich als brilliant bzw. extrem wichtig empfunden habe. Zunächst einmal der Artikel von Herrmann Ibendorf über Harlan Ellison und seine "Dangerous Visions"-Anthologien. Hier wird ausführlich die Entstehungsgeschichte beider Anthologien besprochen – und deutlich gemacht, warum es bis zum heutigen Tag keine qualifizierte deutsche Übersetzung dieser beiden Bände gibt. Ein hochinformativer und imho sehr wichtiger Sekundärtext zur Phantastik.
Ebenso informativ empfand ich den Artikel über Piper Fantasy und das Interview mit dem Programmleiter Carsten Polzin, beides von Bernd Jooß. Meiner Meinung nach wird hier sehr schön der Standpunkt der "Macher" und ein Ausblick auf die Zukunft des Verlagsprogramm dargestellt.
Und immer wieder genial ist die Reihe "Klassiker der phantastischen Literatur" von Achim Schnurrer, in dieser Ausgabe über Sergej Prokofjev. Jeder einzelne der Artikel dieser Reihe ist fundiert und recherchiert, so auch dieser über den russischen Komponisten, der auch Phantastik geschrieben hat. Dabei hat mir insbesondere gut gefallen, wie Schnurrer die Arbeiten von Prokofjev in den historischen Kontext stellt und aus dieser Sicht heraus bewertet. Ein unbedingtes Muß, für das man allerdings Konzentration und Ruhe braucht.
Zu meiner eigenen Überraschung ist der vierte Beitrag, den ich als überdurchschnittlich empfand, die Kurzgeschichte "Feuergeister" von Armin Rößler. Ich mag nämlich keine Kurzgeschichten zwischen den ganzen Sekundärtexten, es stört mich normalerweise so, daß ich sie gar nicht richtig würdigen kann. Hier aber hat Rößler eine wirklich brilliante Kurzgeschichte für Kinder geschrieben, die ihresgleichen sucht. Protagonist ist ein kleiner Junge namens Lasse, ich stelle ihn mir als Zwölf- bis Vierzehnjährigen vor, dessen Eltern zu einem Raumschiff gehören, das vor Jahren auf dem Planeten havarierte. Zusammen mit seiner nichtmenschlichen Freundin Zaarende geht Lasse auf Entdeckungstour – und sie entdecken etwas, das ihr Leben für immer verändern wird.
Die Geschichte hat ein inhaltliche Tiefe und eine emotionale Dichte, wie ich sie selten bei einer Story empfunden habe. Dabei bleibt Rößler auf dem Level des Jungen, ohne ins Triviale oder Kitschige abzugleiten. Nicht nur sehr empfehlenswert, sondern meiner Meinung nach auch preiswürdig.
Das waren die vier Beiträge aus phantastisch! 49, die neben den guten anderen Artikeln in meinen Augen herausragend sind. Andere werden das anders sehen, aber sie werden mir zustimmen, daß auch diese Ausgabe wieder einmal ein faszinierendes Leseerlebnis darstellt.
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