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Donnerstag, 12. Juli 2012
Miriam Pharo : Sektion 3 / Hanseapolis
Miriam Pharo : Sektion 3 / Hanseapolis
Schlangenfutter
Schattenspiele
Präludium
Abacus-Verlag 2009-2012
Paperbacks, 248 / 248 / 320 Seiten
12,90 € / 12,90 € / 13,90 €
ISBN : 978-3-941404-79-3 / 978-3-941404-41-0 / 978-3-86282-149-5
eBooks bei beam : 5,99 €
Schlangenfutter / Schattenspiele
Die Europäische Föderation im Jahr 2066: Die einstigen blühenden Hansestädte im Norden existieren nicht mehr. Hamburg ist ein Nobelbezirk von Hanseapolis – einer Megacity mit über 20 Millionen Einwohnern –, die Lübecker Region eine riesige Industriezone. Dass die Cops 72 Stunden und mehr am Stück Dienst tun, ist keine Seltenheit. Denn Hanseapolis schläft nie. [Klappentext]
In dieser Megacity ermitteln Louann Marino, neu im Morddezernat von Hanseapolis, und der seit Jahren im Polizeidienst stehende Elias Kosloff. Eine typische Konstellation, bei der Miriam Pharo auch kein Klischee auslässt. Das stört aber nicht weiter, denn der Kriminalfall und die Partnerbeziehung sind nur Hintergrund für eine desillusionierte Schilderung einer möglichen Zukunft.
Hier liegt auch die eigentliche Stärke dieser Sektion 3-Romane, denn die Zukunft, die Miriam Pharo schildert, ist erschreckend realistisch. Nach einem Orkan 2025 türmte sich in der Nordsee eine 30 m hohe Flutwelle auf, die das flache Land westlich von Hamburg nivellierte und "Siedlungen wie Cuxhaven oder Stade" dem Erdboden gleich machte. Zum gleichen Zeitpunkt war Lübeck pleite und ein Hilfeersuchen von Hamburg resultierte in der Fusion beider Städte zu einer Megacity. Der Westen war mit Salzwasser und giftigem Elbschlamm verseucht, die Entwicklung von Hanseapolis ging zunächst nach Osten. Als 2028 ein Flugcontainer mit hochgiftigem Sondermüll im Westen abstürzte, gab man die Gegend vollkommen auf und errichtete zum Schutz vor weiteren Flutwellen ebenso wie zur Abschottung einen 50 m hohen und 350 km langen schwarzen Damm.
Dies sind nur einige der faszinierenden Extrapolationen, die die Autorin in ihren Romanen beschreibt. Dabei bleibt sie realistisch in dem Sinn, daß man als Leser das Gefühl hat, daß es, basierend auf der heutigen Gesellschaft, in knapp 60 Jahren sehr wohl zu so einer Dystopie kommen kann. Für mich als Hamburger hat der Roman zusätzlich noch den Charme, in meiner Heimatstadt zu spielen. Allerdings merkt man, daß die Autorin in München lebt, das Lokalkolorit ist doch etwas oberflächlich. Um das zu erkennen muß man allerdings bereits Jahrzehnte in Hamburg leben, kürzlich Zugezogenen und Nicht-Hamburgern dürfte dies überhaupt nicht auffallen.
Nicht gefallen hat mir die "Wiederbelebung" von Louann Marino zu Beginn des zweiten Teils. Ich hätte es besser gefunden, wenn sie nach dem Anschlag gestorben wäre und Kosloff einen neuen Partner bekommen hätte. Aber das ist Geschmackssache und meiner subjektiven Beschäftigung mit Buddy-Movies geschuldet.
Präludium
Im dritten Band der Reihe ermitteln Kosloff und Marino in einem Fall von Mord und Diebstahl. Hier merkt man, daß die Autorin vor dem ersten Roman keine komplette Welt erfunden hat, sondern sich auf Hanseapolis konzentrierte. In "Präludium" werden (auch) andere Gegenden der Welt geschildert, etwa die zum Freizeitpark verkommene Kuppelstadt Venedig mit ihrem ganzjährigem Touristen-Karneval oder der afrikanische Kontinent. Der Roman liest sich spannend runter, aber ich habe ihn als Einatmen vor dem nächsten großem Fall des Ermittlerduos empfunden. Miriam Pharo bereitet sozusagen den Boden für die nächste Geschichte vor. Auf die ich schon sehr gespannt bin.
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