Seiten

Samstag, 19. Mai 2012

Jörg Olbrich & Timo Bader (Hrsg.) : Die Unterirdischen

Christoph Hardebusch & Die Geschichtenweber : Die Unterirdischen
herausgegeben von Jörg Olbrich & Timo Bader
Wurdack-Verlag 2008, 236 Seiten, 12,95 €
ISBN 978-3938065433


SF-Kurzgeschichten haben ja eine lange Tradition, in der Fantasy dagegen sind seit dem "Herrn der Ringe" die Langformen Standard. Dabei gibt es dafür eigentlich keinen literarischen Grund, wie die Conan- oder Solomon Kane-Geschichten von Robert Ervin Howard oder das Gesamtwerk von Clark Ashton Smith zeigt. Um so erfreulicher finde ich es daher, daß der Wurdack-Verlag mit "Die Unterirdischen" wieder eine Fantasy-Anthologie vorlegt.

Ausgangspunkt der Geschichten ist ein Erdbeben, das die unter der Erde lebenden Völker und Rassen von der Oberfläche abschneidet. Anders als das mißverständlich betitelte "Die Trolle" geht es hier tatsächlich um das Überleben der einzelnen unterirdischen Fantasy-Völker, seien es Orks, Gnome, Erdwichtel oder Dunkelelfen. Jeder der Autoren nahm sich eine Rasse vor und erzählt unabhängig eine von allen anderen Geschichten unabhängige, manchmal auf früheren Ereignissen beruhende Story.

Wie zu erwarten sind die Stories qualitativ recht unterschiedlich, wirklich mißfallen hat mir aber keine von ihnen. Jede hat ihr eigenes Flair und selbst die schlechteste ist noch gutes Mittelmaß. Am eindringlichsten empfand ich den Animal Farm-Klon "Das Dorf" von Christoph Hardebusch. Der lakonische Stil, in dem der Autor die Ereignisse direkt nach dem Erdbeben in einem dadurch von der Außenwelt völlig abgeschnittenem Elfendorf beschreibt, lässt das Unrecht und die Grausamkeit der neuen Machthaber nur um so deutlicher hervortreten. Nicht weniger schlecht fand ich "Rette sich, wer kann" von Philipp Bobrowski, in der er am Beispiel eines Kobolds aufzeigt, daß nicht das Schicksal oder genetische Disposition für die eigenen Handlungen verantwortlich sind, sondern genau und nur der eigene Freie Wille. Auch sehr schön war "Das zweite Leben" von Harald Nebel, die erste Geschichte, die ich gelesen habe, die den Nekromantismus und das Leben von Untoten tiefgehend und gut beschreibt. Ich belasse es bei diesen drei Detailkommentaren, doch lesenswert ist jede der Geschichten.

Homepage Timo Bader
Homepage Christoph Hardebusch
Edition "Die Geschichtenweber"


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen