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Freitag, 16. März 2012
Franco Nero : Django / Keoma
Django (1966)
Regie : Sergio Corbucci
Darsteller : Franco Nero, Loredana Nusciak, Eduardo Fajardo, José Bódalo u.a.
Musik : Luis Enríquez Bacalov, Franco Migliacci (Lyrics)
Ein Fremder kommt in ein heruntergekommenes Kaff und schleppt einen Sarg hinter sich her. In dem befindet sich eine Gattling Gun, ein frühes Maschinengewehr. Damit metzelt er die einen Bösen nieder, die anderen werden von der mexikanischen Armee umgebracht und den Oberbösen erschiesst Django trotz zwei gebrochener Hände am Ende noch auf dem Friedhof.
Dann ist der Film aus und man fragt sich, warum dieser Film so einen großen Ruf hat. Er ist nämlich schlicht und einfach nicht gut. Gerade im Vergleich zu den Clint-Eastwood-Filmen "Für eine Handvoll Dollar" bzw. "Für ein paar Dollar mehr" fällt Django extrem ab. Dies liegt weniger an der Geschichte selber, die gar nicht so uninspiriert erzählt wird, sondern an zwei ganz banalen handwerklichen Mängeln. Zum ersten wird das Geheimnis des Sargs und seines Inhalts viel zu schnell gelüftet und der Gag verpufft. Zum anderen redet Django einfach zuviel. Franco Nero hat hier in 10 Minuten mehr Dialog als Clint Eastwood im gesamten Film. Das widerspricht einerseits der Figur des Django und macht ihn andererseits auch deutlich weniger gefährlich als "Joe" in den Dollar-Filmen.
Nichtsdestotrotz war Django zu seiner Zeit stilbildend und zog eine erhebliche Reihe an Nachahmern nach sich. Dies wird nur verständlich, wenn man sich die Situation des Westerns zu dieser Zeit vergegenwärtigte. Der klassische John-Wayne-Western der 50er und 60er war zu dieser Zeit tot, man sprach von "going to Europe for recreation" als Euphemismus für die Teilnahme an einem Italo-Western. Und hier waren die Dollar-Filme ebenso wie "Django" etwas Neues, etwas deutlich Brutaleres und weniger familienfreundlich als die US-Western. Der Impact, den diese Filme auch auf den amerikanischen Markt hatten, wird dann beispielsweise durch den späten Peckinpah dargestellt.
Keoma (1976)
Regie : Enzo G. Castellari
Darsteller : Franco Nero, Woody Strode, William Berger u.a.
Musik : Guido & Maurizio De Angelis
Keoma kehrt aus dem Bürgerkrieg in seine Heimatstadt zurück. Seine drei Stiefbrüder haben sich mit dem Gangster Caldwell verbündet, der die Stadt terrorisiert. Mit der Hilfe seines Vaters, einem alterndem Revolverhelden, und einem ehemaligem Sklaven bricht er das Terror-Regime. Sein Vater stirbt dabei und in den letzten Sequenzen des Films muß Keoma sich gegen seine Stiefbrüder verteidigen.
Im Gegensatz zu "Django" ist "Keoma" eher unbekannt. Zu Unrecht, denn dies ist ein großer Film, ein Western in der Tradition von Ingmar Bergmann und Monte Hellman. Und er ist europäisch bis ins Mark, in den Staaten hätte dieser Film nie gedreht werden können. Das beginnt damit, daß bereits in den ersten Minuten der Tod in der Gestalt einer alten Frau auftaucht und regelmäßig an den passenden Stellen des Films wiedererscheint. Diese Surrealität und Symbolik wird gegen Ende des Films noch einmal getoppt, wenn Keoma an einem Rad gekreuzigt wird.
Auch ist dieser Italo-Western, relativ zu "Django", deutlich weniger belanglos. In der Rolle des Niggers George zeigt Woody Strode, daß mit dem Bürgerkrieg die Emanzipation der Schwarzen noch in keinster Weise beendet war. Die Ausrottung der Indianer wird nebenbei ebenso kritisiert wie die oftmals eindimensionale Sicht der Amerikaner. Castellari zeigt hier in seinen Rückblenden, daß Situationen nicht so einfach entstehen, sondern eine Vorgeschichte haben. Bemerkenswert empfand ich den Kain/Abel-Aspekt, der durch die Geschichte von Keoma und seinen Halbbrüdern dargestellt wird.
Was mich persönlich an diesem Film fasziniert, ist sein Anderssein, seine non-Mainstream-Attitüde. Und seine impliziten Filmzitate. Wenn Keoma am Anfang auftaucht, reitet er in eine apokalyptische Ruinenstadt, vergleichbar dem "Siebenten Siegel". Ähnlich wie Peckinpah in "Getaway" setzt Castellari hier die Zeitlupe als Stilmittel ein, wenn ein Opfer von einer Kugel getroffen wird. Das sind die beiden Filme, die mir als erstes aufgefallen sind, der Film-Fan wird noch mehrere weitere Zitate finden können (und ich will ja nicht allen Spaß beim Sehen vorwegnehmen).
Die Musik der "Oliver Onions" hat mir nicht so gefallen, da fand ich den Score aus "Django" besser. Was nicht wirklich wundert, schließlich ist der Komponist Bacalov ein enger Freund Morricones, dessen Fan ich wiederum bin. Ist also wahrscheinlich Geschmackssache. Sehr gefallen hat mir aber, daß die DVD den volltändigen Film enthielt und nicht die gekürzte deutsche Version. Deshalb gab es zwar ein paar Szenen italienisch mit deutschen Untertiteln, die waren aber unproblematisch sehbar und haben das Film-Feeling in keinster Weise unterbrochen.
Beide Filme, "Django" als auch "Keoma" sind unbedingt sehenswert, ersterer aus cineastisch-historischen Gründen, letzterer aufgrund der inhaltlichen und stilistischen Qualität. Gerade bei "Keoma" sieht man deutlich, wie sehr sich ein eigentlich profaner Western vom durchschnittlichem Film abheben kann und was man alles mit einem Genre machen kann, wenn man die Konventionen ignoriert.
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