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Sonntag, 25. Dezember 2011

Frank Borsch : Alien Earth


Frank Borsch : Alien Earth
Phase 1
Heyne 52230, München 2006
500 Seiten
Phase 2
Heyne 52251, München 2007
470 Seiten
Phase 3
Heyne 52252, München 2008
560 Seiten


Phase 1
Ein Alien-Raumschiff taucht über der Erde auf, wartet 20 Jahre, dann übernehmen die Aliens per Seelentausch mehrere Millionen Menschen.
Die Geschichte wird aus den Blickwinkeln dreier verschiedener Personen erzählt, eine Form, die der Autor auch in gelungener Art und Weise bis zum Ende durchhält. Trotzdem beginnt die Story zäh, die ersten 100 Seiten animieren nicht zum Weiterlesen. Danach kommt der Roman zwar langsam in Fahrt, eine echte Dynamik entsteht jedoch erst gegen Ende. Ein echtes Manko des Romans ist jedoch das Setting : Obwohl innovativ (USA & Arabien sind zu einer Großmacht ähnlich dem frühenglischem Empire zusammengewachsen), wird dem Leser kein Blick hinter die Kulissen dieser Welt gegönnt. Dadurch bleibt alles seltsam unwirklich, irgendwie blutleer.
Fazit : Obwohl ein klassischer Plot schafft der Autor es nicht wirklich, den Leser zu fesseln und bleibt weit hinter den Möglichkeiten des Settings zurück.


Phase 2
Die Aliens, die in Phase 1 per Seelentausch Menschen übernommen haben, entpuppen sich als Fieslinge.
Ähnlich wie in Phase 1 versucht der Autor auch hier, die Geschichte aus den Blickwinkeln mehrerer Personen zu erzählen. Im Gegensatz zum ersten Teil der Triologie ist ihm dies hier jedoch nicht wirklich gelungen, man hat das Gefühl, einen verwackelten Film zu sehen. Leider besteht die Langatmigkeit, die bereits im ersten Teil zu bemängeln war, in Phase 2 ebenso, selbst ein geneigter Leser ist versucht, das Buch nach zwei Dritteln zur Seite zu packen. In Phase 2 wird zwar das Zusammengehen der USA und Arabien etwas genauer beleuchtet, die Geschichte der Welt bleibt trotzdem irgendwie verschwommen. Und das, was man erfährt, ist eine recht naive politische Sichtweise auf Perry-Rhodan-Niveau. Dieses Manko, das bereits dem ersten Teil schwer zu schaffen machte, ist im Endeffekt auch hier beim zweiten Teil anzutreffen und verleidet das Weiterlesen.
Fazit : Ein schlecht konstruierter Roman, der nur durch den angenehmen Schreibstil des Autors lesbar wird.

Phase 3
Die Aliens kämpfen gegen die Menschen als auch untereinander. Am Ende gelingt ihnen die Invasion : Die Erde gehört nicht mehr den Menschen.
Nach zwei schlechten Teilen erwartet man bestenfalls einen mittelmäßigen Abschluß der Alien Earth ‑ Triologie. Stattdessen legt Frank Borsch hier einen nahezu ausgereiften, kraftvollen Roman vor, derartig spannend und dynamisch geschrieben, daß man ihn gar nicht mehr aus der Hand legen mag.
Aber beginnen wir beim Anfang : Voreingenommen durch die ersten beiden Bände fiel mir sofort auf, daß auf Seite 35 das Datum etwa ein Jahrhundert zu früh angegeben ist – ansonsten war die Idee, die Protagonisten und ihre aktuelle Situation als Risiko-Parteien darzustellen, mehr als gelungen. Auffallend an den ersten hundert Seiten ist die unglaubliche Dynamik, die Frank Borsch hier zum Leser transportiert. Man fiebert förmlich mit den (vielen verschiedenen) Protagonisten mit, will unbedingt wissen, wie die Entwicklung weitergeht. Allerdings zeigt sich hier auch eines der Mankos der ersten beiden Teile : Zu viele Protagonisten, zu viele Handlungsstränge, zu viele (gleichzeitige) Entwicklungen. Diese Vielfalt bleibt auch den gesamten Roman über bestehen, konterkariert bis zu einem gewissem Grad die Dynamik der Geschichte. Auch entsteht der Eindruck, daß die Zusammenführungen der Handlungsstränge in der zweiten Hälfte des Romans zu sehr gewollt sind, zu stark ist das Feeling eines "Deus ex machina".
Gelungen ist die Erzählung der Entwicklung von Seelenspringern und Seelenbewahrern. Wenn auch das nicht-menschliche der Aliens nicht wirklich rüberkommt, gelingt dem Autor doch die faszinierende Darstellung einer exotischen Gesellschaft / Evolution. Der "Sense of Wonder", den man in den ersten beiden Teilen so schmerzhaft vermisst, wird hier mit einer Macht dargestellt, daß man sich fragt, ob hier wirklich der gleiche Autor schreibt.
Auch am dritten Teil ist nicht jeder Abschnitt gelungen, so zieht sich der Tod von Diane zäh über mehrere Kapitel hin. Der tiefere Sinn dieses Romanteils ist mir entgangen, ich habe ihn als langweilig und irrelevant empfunden. Dies ist aber der einzige Abschnitt aus "Phase 3", der mir überhaupt nicht gefallen hat. Mir kommt es vor, als hätte Frank Borsch hier ein sauberes und kritisches Lektorat gefehlt, ein Manko, das mir auch bereits den Lesepaß von "Phase 1" und "Phase 2" vergällt hat. Im Hinblick auf die Klasse dieses dritten Teils wünsche ich mir eine komplette Überarbeitung der Triologie, das Ergebnis könnte durchaus mehr als bemerkenswert sein.
Fazit : Insgesamt ein Top-Roman mit kleinen Längen, ein mehr als gelungener Abschluß. Frank Borsch überrascht hier mit einer großartigen Geschichte, einer gelungenen Konzeption und beweist einmal mehr seine Fähigkeiten als "Story-Teller". Die Spannung ist derartig mitreißend, die Qualtät des Romans so hoch, daß dieser dritte Teil die Mängel der ersten beiden "Alien Earth" – Romane vergessen lässt. Mich zumindest hat Frank Borsch damit überzeugt : Ich werde mir zukünftig auch jede andere Neuerscheinung dieses Autors besorgen.

Anmerkung : Ich kann jedoch nur empfehlen, sich nicht von dieser Kritik vom Lesen abhalten zu lassen. Das furiose Finale in Phase 3 entschädigt selbst den kritischsten Leser von den Längen der ersten beiden Teile. Und mich hat diese Trilogie immerhin zum Weiterlesen von Borsch-Romanen motiviert ...

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