Seiten

Montag, 23. Januar 2017

James Corey : Cibola brennt



James Corey : Cibola brennt (Cibola Burn)
The Expanse 04
HEYNE 2015
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe Orbit 2014
Paperback, 656 Seiten, 14,99 €
Titelbild : ???
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski


Die Zukunft: Ein interstellares Portal hat sich geöffnet. Angespornt von den ungeahnten Möglichkeiten, die sich damit bieten, bricht die Menschheit zu den Sternen auf und besiedelt fremde Welten. Welten mit fremdartiger Flora und Fauna, die es zu entdecken gilt – und deren Ressourcen auf jene warten, die schnell genug dort sind. Oder skrupellos genug.

Ein wahrer Exodus zu den Tausenden von unentdeckten Planeten beginnt, und eine Siedlerwelle nach der anderen verlässt unser Sonnensystem. Ilus ist der erste neue Planet, der mit Blut und Feuer erkämpft wird, denn mit dem Treck zu den Sternen ziehen auch Megakonzerne wie Royal Charter Energy mit, die sich die Schätze der neuen Welten unter den Nagel reißen wollen. Die unabhängigen Siedler auf Ilus sind eigentlich chancenlos gegen die Feuerkraft und Skrupellosigkeit des konzerneigenen Kolonieschiffs. Aber die Siedler sind nicht bereit, ihre Welt kampflos aufzugeben, und so bildet sich eine geheime Widerstandsgruppe. Der Plan lautet: die Landeplattform des Konzern-Shuttles in die Luft sprengen. Ein Plan, der entsetzlich schief geht, als die Explosion auch das Shuttle trifft und Menschen sterben. Ein blutiger Kampf um den Planeten scheint unvermeidlich, und so werden Kapitän James Holden und seine Crew entsandt, um zu vermitteln und das Schlimmste zu verhindern.

Aber schon bald beschleicht Holden der Verdacht, dass seine Mission von Anfang an zum Scheitern bestimmt war. Je länger er auf Ilus aushält, umso deutlicher wird ihm und den Wissenschaftlern, dass diese Welt längst nicht so unbewohnt war, wie es den Anschein hatte. Und während der Konflikt zwischen Siedlern und Konzernsicherheitskräften eskaliert, erwachen uralte Artefakte einer vergangenen Zivilisation auf Ilus zum Leben. Einer Zivilisation, ausgelöscht von einem unvorstellbar mächtigen Gegner – der ebenfalls wieder erwacht ...
Klappentext

Es geht nicht mehr spoilerfrei, wer sich also die Spannung erhalten möchte, sollte diesen Kommentar hier NICHT lesen.

Zwei Jahre nach den Ereignissen von Abaddons Tor. Das Portal funktioniert und die Menschheit ist begierig darauf, sich im unbekannten Universum auszubreiten. Oftmals ungeregelt, ohne die Genehmigung einer Behörde. So etwa die Überlebenden der Schlacht auf Ganymed. Sie huschen durch das Portal und siedeln auf Ilus. Oder New Terra, wie der Planet im Bürokratenjargon der Erde genannt wird. Und diese Bürokraten haben den Planeten an einen Konzern verkauft, der Konflikt ist sozusagen vorprogrammiert.

Nach drei Bänden, die sich mit der Problematik der Alien-Sporen beschäftigten, gehen die Autoren jetzt detaillierter auf die menschliche Gesellschaft ein. Tatsächlich ist "Cibola brennt" eine deutliche Streitschrift gegen den Rassismus, der zwischen Terranern, Marsianern und Gürtlern als Sinnbilder der heutigen Gesellschaft gepflegt wird. Dabei wird keine Seite wirklich positiv geschildert. Die Gürtler mit ihrem Dünkel gegenüber Bewohnern der Schwerkraftsenken werden ebenso kritisch betrachtet wie die technologische Arroganz der Erdbewohner. Die Autoren zeigen das an beispielhaft an Romanfiguren und lassen die Ereignisse für sich sprechen, tatsächlich wird dieser Rassismus an keiner Stelle des Romans explizit angesprochen. Die sagenhafte goldene Stadt Cibola, auf der alle nach der Suche sind, brennt eben.

Sehr schön fand ich auch, daß in diesem Band frühere Figuren wieder aufgenommen werden. Beispielsweise Basia Merton, einer der Väter, dessen Sohn Katoa zu Beginn von Calibans Krieg entführt wurde - und der sich damals nicht auf die Suche nach ihm gemacht hat. Oder Dimitri Havelock, der Partner von Miller in Leviathan erwacht. Das gab mir das Gefühl, in einem heimischen Universum zu sein, man erinnerte sich sofort an die Ereignisse früherer Bände.

Ganz besonders gilt das natürlich für die Crew der "Rosinante", die hier als Mediatoren eingesetzt werden und den Konflikt zwischen den Siedlern und dem Konzern beilegen sollen. Was von beiden Seiten kräftig hintertrieben wird. Aber besonders bemerkenswert an dieser Crew ist ihre Weiterentwicklung als Personen. James Holden ist deutlich weniger blauäugig, Amos Burton deutlich sozialisierter. Im nächsten Band wird dies dann noch viel signifikanter dargestellt, aber auch hier sind schon deutliche Ansätze zu erkennen. Wie man auch insgesamt "Cibola Burn" als Petri-Schale für "Nemesis Games" betrachten kann.

Dies gilt auch und insbesondere für die Aliens und ihre Technologie, die in beiden Bänden sehr starke Rollen spielen. Hier wird durch die Kämpfe eine uralte KI wieder aktiviert, die nur mit Millers Hilfe wieder beruhigt werden kann. Und man erfährt, daß die Aliens, die diese Technologie hinterlassen haben, von einer wesentlich stärkeren Bedrohung entweder ausgelöscht wurden oder geflüchtet sind. Das lässt für die nächsten Bände Interessantes erwarten - und ich kann schon vorwegnehmen, daß man nicht enttäuscht wird... Irgendwie jedenfalls. :-)

Insgesamt gesehen steigert sich die Serie noch weiter. Neben einer einfachen Action-Geschichte bringen die Autoren immer mehr Social Fiction einer auf der heutigen Zeit beruhenden möglichen Zukunft ein. Das hebt die Romane aus der einfachen Space Opera heraus und lässt sie zu zeitgenössischen Romanen werden, um die man eigentlich nicht herumkommt. Das aber wird im nächsten Band noch deutlicher.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen