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Freitag, 10. Oktober 2014

TERRA SF 462/463 - Robert A. Heinlein : Endstation Mond

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Robert A. Heinlein : Endstation Mond (Rocket Ship Galileo)
Terra SF 462/463, 03.06.1966
gekürzter und bearbeiteter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs
Originalausgabe 1947
Aus dem Amerikanischen von Herbert Roch und Kurt Seibt
Titelbild : Johnny Bruck


Dieser Roman schildert den ersten Raketenflug zum Mond. Das fast unglaubliche Vorhaben wird Wirklichkeit. Start und Fahrt verlaufen ohne ernste Zwischenfälle. Die spannend geschriebene Handlung beruht auf wissenschaftlicher Grundlage.

ROBERT A. HEINLEIN, der erfolgreichste amerikanische Verfasser von Zukunftsromanen auf wissenschaftlicher Grundlage ist in Deutschland bisher nur als Drehbuchautor und Berater des amerikanischen Farbfilms ENDSTATION MOND Millionen von Filmbesuchern bekanntgeworden.

Der Roman "Endstation Mond" schildert den ersten Raketenflug zum Mond. Hauptpersonen des Buches sind drei tatendurstige, aber sehr begabte Jungens und ein Atomwissenschaftler, die gemeinsam eine vorhandene Weltraum-Rakete für ihre Expedition umbauen. Das fast unglaubliche Vorhaben wird Wirklichkeit. Start und Fahrt verlaufen ohne ernstliche Zwischenfälle und sie landen nach abenteuerlichem Flug auf dem Mond.

Sie nehmen Verbindung mit der Erde auf und müssen erleben, daß sie nicht die ersten Mondbesucher sind. Aber sie müssen auch feststellen, daß die Inbesitznahme des Mondes durch die Menschen vollkommen neue Perspektiven für die Beherrschung der Erde schafft.

Die spannend geschriebene Handlung beruht auf wissenschaftlicher Grundlage. Heute noch Utopie, morgen vielleicht schon Wirklichkeit.
Klappentext der Gebr. Weiss-Ausgabe

Zur (ungekürzten und unveränderten) Neuausgabe bei Bastei-Lübbe schrieb Günther Barnewald 2001 auf buchrezicenter.de :
Aus Sicht des interessierten SF-Fans muss man Bastei Lübbe [trotzdem] dankbar sein, dass dieses aus deutscher Sicht "missing link" im Werk Heinleins endlich einmal ungekürzt in deutscher Sprache erschienen ist.

Aus historischer Sicht ist der Roman sicherlich ein äußerst interessantes Werk, spiegelt Rocket Ship Galileo doch die weltweit grassierende Angst vor untergetauchten Nazis und deren eventuellen Racheplänen nach dem 2. Weltkrieg anschaulich wieder. Wo die Geschichte als spannendes und glaubhaftes Jugendabenteuer leider versagt, da besticht der Roman als Dokument seiner Zeit. Und dies ist sicherlich ebenfalls ein interessanter Aspekt, unter dem erwachsene Leser die Geschichte heute lesen können. Nur für heutige Jugendliche dürfte das Erzählte schwer einzuordnen sein und zudem zu wenig glaubhaft.

Wer wirklich hochklassige Jugendromane Heinleins lesen möchte und sich nicht für historische Gegebenheiten interessiert, dem sei zum Einstieg eher Der rote Planet, Gestrandet im Sternenreich oder ein anderes der Jugendbücher Heinleins empfohlen, welche dank Bastei Lübbe zur Zeit größtenteils wieder lieferbar sind.

{Das Archiv von buchrezicenter.de endet leider 2009, so daß ich hier keinen Link setzen kann. Zitiert habe ich dies nach sf-leihbuch.de}

Tja, die bei TERRA herausgegebene Ausgabe von Rocket Ship Galileo ist heftigst bearbeitet. Ich schätze mal, sie ist auch gekürzt, aber das ist nicht das Hauptmerkmal. Diese Ausgabe konzentriert sich auf die technischen Skills der Jungen, die das Raumschiff zusammenbasteln, mit speziellem Fokus auf technische Erläuterungen des Erzählers. Das ist natürlich Stand der 40er, so daß die Geschichte deshalb heutzutage veraltet ist. Nicht veraltet ist der gesellschaftliche Aspekt, den Heinlein dem Leser sozusagen hinterum unterjubelt. Jo Walton beschreibt dies folgendermaßen :
The good bit of Rocket Ship Galileo is the boys building the ship and overcoming engineering problems. I also like the way the boys approach their parents and tell them they want to go to the moon instead of going to college. Other people have talked about Heinlein’s insistence on the different ethnic background of the boys—I think the different class background is also interesting. All three boys were intending to go to college. Ross comes from a family with property and money and the expectation that going to college is what people do to get on in life. He has his own car. Art comes from a single-parent immigrant family where education is important—his uncle is a PhD rocket scientist—but the money to pay for it is difficult to find. He lives in an apartment and is expected to work. Morrie comes from a big working-class family—his father’s attitude is that he can go to college, or to the moon, or wherever he wants to. Since his Bar Mitzvah, he has been a man, and can make his own decisions.
Jo Walton bei Tor.com

Sie schreibt dann weiter :
The worst bit is the Space Nazis. [...] it sounded ridiculously implausible when I first read this in 1978, and even sillier now.

Beim ersten Teil kann ich ihr nur zustimmen - und der zweite Teil ist in der TERRA-Ausgabe nicht vorhanden! Bei TERRA sind aus den Space Nazis ganz vulgäre Gangster geworden! Das ist natürlich ein massiver Eingriff in den Roman. Doch er hat der Geschichte gut getan. Während zwei Jahre nach dem Krieg ODESSA und die Werwolf-Legende noch aktuell und jedem bekannt war, ist dies heutzutage aus unserer Sicht des 21. Jahrhunderts nicht mehr als ein urbanes Märchen. Daß die TERRA-Redaktion damals hier massiv eingegriffen hat, lässt den Roman aber lesbar bleiben, auch heute noch. Von daher ist dies wieder einer der Fälle, in denen redaktionelles Eingreifen einen Roman deutlich aufgewertet hat. Inwieweit so etwas zulässig ist, ist umstritten. Man kann sich durchaus auf den Standpunkt stellen, daß ein Roman möglichst werkgetreu übersetzt werden sollte. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ist das absolut richtig, sogar Kürzungen wirken sich in den allermeisten Fällen negativ auf den Roman aus. Aber es gibt - so wie hier - auch Romane, bei denen Kürzungen und Bearbeitungen der Geschichte gut tun. Ich bin da vollkommen schmerzfrei, kann aber diejenigen verstehen, die eine werkgetreue Übertragung lesen wollen. Wer auf diesem Standpunkt steht, der sei auf die Bastei-Ausgabe der Heinlein-Romane verwiesen, die - siehe Günther Barnewald oben - hier sehr sorgfältig und nah am Originaltext herausgegeben wurde.

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