Seiten

Freitag, 22. August 2014

TERRA SF 406/407 - K. H. Scheer : Gegenschlag Kopernikus



Karl Herbert Scheer : Gegenschlag Kopernikus
ZBV 18
Terra SF 406/407, 18.06.1965
Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1965
Titelbild : Johnny Bruck


"Das Spiel beginnt! Unser Gegenschlagsprogramm Kopernikus ist der größte und gefährlichste Bluff der Weltgeschichte. Der Menschheit bleibt keine andere Wahl mehr, als den Männern zu vertrauen, die es auf sich genommen haben, einen übermächtigen Gegner mit den Waffen des Geistes abzuwehren."

So lautet ein Hinweis aus dem Informationsblatt des Strategischen Raumkommandos, Gila Space Center vom 17. 11. 1994.

Fünfundzwanzigtausend Männer und Frauen aus allen Völkern der Erde warten auf dem vierten Planeten des Sonnensystems. Ihre Masken sind abenteuerlich; ihr Vorhaben ist phantastisch. Drei Riesenschiffe kreuzen die Plutobahn. Sie erscheinen auf den Bildschirmen einer überlichtschnellen Ortungsautomatik. Auch das konnte man nicht voraussehen.

Generalmajor Thor Konnat, Befehlshaber der Marsdivision und Chef des Gegenschlagsprogramms, entschließt sich zu einer Verzweiflungsmaßnahme.

Die dem Erbe der Marsianer entstammenden Jupiterschlachtschiffe bleiben auf dem Raumhafen stehen, bis die Frage der Gehirnprogrammierung gelöst ist. Erst dann drücken Terraner, die keine Ahnung von der Funktionsweise marsianischer Riesenschiffe haben, auf die Knöpfe der Notsteueranlage.

Zwei Telepathen der Geheimen Wissenschaftlichen Abwehr nehmen das von den Hypnos aufgezwungene Psychoduell an.

Der Befehl lautet: "Die Fremden müssen auf dem Mars landen und dort davon überzeugt werden, wie unüberwindlich die in Wahrheit Schwachen sind!"

Marsianische Abwehrfestungen reagieren programmwidrig - und Roboter sind auch Menschen. Die drei Raumschiffe tauchen in die Atmosphäre des Mars ein. Das Spiel beginnt.

Man liest nicht - man handelt mit. "Gegenschlagsprogramm Kopernikus" ist eine Schilderung von solcher Eindringlichkeit, daß wir davon überzeugt sind, die utopische Literatur um ein weiteres wertvolles Werk bereichert zu haben.
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Einer der schönsten Romane des gesamten ZBV-Zyklus. Einerseits bringt KHS hier die volle Exotik, beginnend mit dem Mars und der Hinterlassenschaft der Marsianer inklusive eines Robotgehirns mit Eigeninitiative (erinnert das irgendwie an SENECA ?). Dann kommt hier der Sense of Wonder voll zum Tragen. KHS geht vollständig weg vom SF-Krimi im weitesten Sinne und bringt hier lupenreine Hardcore-SF, Außerirdische, Weltraumschlachten (wenn auch meistens nur fiktiv), große (ebenfalls fiktive) galaktische Reiche, Telepathen, Suggestoren und eine versuchte Invasion des Sonnensystems. Das alles macht den Roman gut, aber wirklich bemerkenswert ist er aus zwei anderen Gründen.

Erstens kann sich K. H. Scheer hier austoben und die gesamte Erde, alle Länder, alle Politiker, alle Militärs an einem Strang ziehen lassen. Diese gesamtterranische Zusammenarbeit war ihm ein echtes persönliches Anliegen, siehe dazu auch das heutige "TERRA SF inside". Der zweite Punkt, der diesen Roman auszeichnet, ist der Plot an sich : Statt mit Gewalt wird mit List und einem gigantischem Bluff gearbeitet. KHS, der ansonsten gerne Raum- und Seeschlachten mit Breitseiten schildert, zeigt hier, daß Gewalt eben immer nur die absolute Ultima Ratio sein darf, daß es in den meisten Fällen auch anders geht. Nicht, daß der Roman pazifistisch ist, doch Scheer vermittelt sehr deutlich, daß Intelligenz immer brutaler Gewalt überlegen ist.

Die ZBV-Romane, gerade diese etwas späteren, sind praktisch überhaupt nicht gealtert und man kann sie auch heute noch jedem SF-Fan weiterempfehlen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen