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Samstag, 31. Mai 2014

Für eine Handvoll Groschen ...



Achim Schnurrer kenne ich aus diversen, exzellent recherchierten Artikeln und Artikelserien im Magazin phantastisch!. Jeden seiner Artikel habe ich mit Genuß gelesen und unheimlich viel gelernt, selbst bei Gebieten, in denen ich mich relativ gut auskenne. Für Fans gerade der frühen deutschen SF dürfte sein Artikel "Für ein paar Groschen ... - Science-Fiction in gewerblichen Leihbüchereien" höchst interessant sein. PR-Fans sollten diesen Aufsatz sogar kennen, er wurde 2004 als Artikelreihe in "Perry Rhodan" veröffentlicht. Wer keine Lust hat, in den alten Heften zu kramen, kann ihn auf sf-leihbuch.de nachlesen : Link. 2012 hat Achim Schnurrer den Artikel nochmals überarbeitet (?) veröffentlicht, einen kostenlosen Download des Magazins "Film und Buch" findet man hier. Viel Spaß bei der Lektüre. :-)



Freitag, 30. Mai 2014

Wasserstand - zum zweiten

Im Mai hat sich hier im Blog nicht viel getan. Das hatte mehrere Gründe, hauptsächlich aber den, daß ich beruflichen Streß habe. Im nächsten Monat geht's wieder auf Achse, 6 Tage die Woche Frankfurt. [Mann, bin ich begeistert.] Und da werde ich wieder ganz ordentlich - ja eigentlich sogar ziemlich spießig - abends im Hotel entspannt lesen und meine Kommentare vorbereiten.

War aber nicht der einzige Grund, ansonsten habe ich nämlich meine SF-Sammlung komplettiert und unter anderem diverse neue TERRA- und UTOPIA-Hefte gekauft. Das wollte alles katalogisiert, einsortiert und aufgeräumt werden, war auch 'ne Heidenarbeit. Insbesondere habe ich dann auch gleich bei meinen HEYNE-Taschenbüchern die längst fällige Inventur gemacht und meine elektronische SF-Bibliothek bis Band 6000 erweitert. Nicht das irgendjemand jetzt glaubt, ich wäre dem eBook-Reader verfallen, ich meine damit nur meinen Katalog. Den Heyne-Teil stelle ich dann demnächst unter "Verlagslisten" zum Download zur Verfügung.

Ausgemistet habe ich auch, unter roi*danton verkaufe ich die DVDs, Taschenbücher und Romanhefte, die ich nicht mehr brauche, bei eBay. Bis auf wenige Ausnahmen mit 1,- € Startpreis, Hauptsache, ich kriege hier wieder ein bißchen Platz. Denn der wird langsam kritisch, es quillt aus allen Ecken und Enden. Was auch daran liegen könnte, daß ich nicht der Einzige bin, der in dieser Familie liest und Filme guckt. Meine Frau liest zwar auch SF&F, konzentriert sich aber mehr im Krimi-Genre. Junior liest wenig, dafür hört er mit Begeisterung Hörspiele. [N.B.: Kompliment an INTERPLANAR, die neuen Mark-Brandis-Jugendabenteur sind, da sind sich Junior und die Beste Ehefrau von Allen einig, wirklich gelungen.] Aber alle gucken wir gerne DVDs, hauptsächlich Serien. Naja, und das Alles will irgendwie untergebracht werden. Da kommen dann schon etliche laufende Regalmeter zusammen, selbst wenn man die Bücher doppelreihig stellt.

Ich wollte eigentlich schon letzte Woche wieder regelmäßig hier etwas posten, aber der Tod von Andreas Kuschke hat mich da doch ziemlich aus der Bahn geworfen. Andreas, besser bekannt als "Jaktusch", war ein Jury-Mitglied beim DSFP, ruhig, besonnen, einer der Webmaster des SF-Netzwerks. Ich kannte ihn nicht persönlich, nur digital. Aber seine Meinungen und Kommentare zu den Romanen und Kurzgeschichten, die wir in den letzten Jahren durchdiskutiert haben, waren mir immer wichtig. Und dann komme ich eines Morgens ins Forum und lese "Andreas Kuschke (1949-2014)". Ich habe sofort geschaltet, konnte es aber im ersten Moment nicht wirklich glauben. Und ich bin jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, immer noch schockiert und kurz vor der Wassergrenze. Ad Astra, Jaktusch.

In den nächsten Tagen (ich muß mich selbst von diesem Thema ablenken, geht mir echt nahe) kommen hier im Blog diverse TERRA-Kommentare online, zunächst noch aus dem 300er-Bereich, später dann welche, die ich nachgekauft habe, von 004 bis Ende der 200er. Zwischendurch - je nachdem, wieviel ich ansonsten schaffe, will ich noch ein paar andere Rezensionen hier posten, da sind einige schöne Sachen wieder bei mir reingekommen, auch aus diesem Jahrtausend. Viel Spaß dabei.

Donnerstag, 1. Mai 2014

TERRA SF inside - Sternenvogels Grauen

Auf der LKS zu Heft 307, dem Roman "Wenn das Grauen kommt" von Alan E. Nourse, äußert sich die Redaktion vorsorglich schon zu den ungewohnten Aspekten des Romans. Denn offenbar gab es einige extreme Kritiken zu Jürgen vom Scheidts "Sternenvogel" :

TERRA SF 319 - Victor Jadom : Kontrakte vom Xorul


Victor Jadom : Kontrakte vom Xorul
Terra SF 319, 20.12.1963
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck


Die Xorulmädchen sind solange ein gutes Geschäft für sie, bis ein Raumoffizier den geheimnisvollen Fremden begegnet...
Teaser auf SF-Hefte

Passend zum Tag der Arbeit ist heute dieser Roman in meiner TERRA-Besprechungsreihe dran. Auf Xorul wurde eine menschenähnliche eingeborene Rasse entdeckt, deren technologische Entwicklung etwa auf Steinzeit-Niveau ist. Mit juristischen Winkelzügen wurde von der Erdregierung das Anheuern der Frauen als Hausdienerinnen genehmigt. Diverse Konzerne trafen mit den Häuptlingen Absprachen, nach denen die Frauen sich entweder für 10 Jahre dienstverpflichten oder vom Stammeshäuptling umgebracht werden. In Raumschiffen, die mehreren tausend angehenden Dienerinnen Platz bieten, holen sich die Konzerne ihre kostbare Fracht ab. Und lassen sich durch nichts vom Weg abbringen, als der Funker Hal Mervin auf einem solchem Seelenverkäufer den Notruf eines anderen Raumschiffs auffängt, wird er zur Schleuse rausgeworfen, um den Umsatz nicht zu gefährden. Doch er traf auf eine uralte Rasse, die ihn rettete. Sie wollten ihn als menschliches Exemplar studieren, eine Nebenwirkung war allerdings die Entwicklung telepathischer Fähigkeiten. Die Fremden bringen ihn in Rekordzeit zur Erde und mit Mutterwitz und Intelligenz sorgt Hal Mervin dafür, daß die Verantwortlichen bestraft werden.

Eine Standard-Geschichte, allerdings ziemlich gut erzählt. Victor Jadom scheint ein One-Hit-Wonder gewesen zu sein, mehr als dieser Roman ist im Netz über ihn nicht zu finden. Was mich etwas wundert, denn hier wir die SF im positivsten Sinne gebraucht. Victor Jadom schreibt gegen das menschenverachtende Gehabe von Managern aller Stufen an, ein Thema, das bedauerlicherweise seit mehr als einem halben Jahrhundert nichts an Aktualität verloren hat. Juristische Kniffe und semantische Spielereien führen dazu, daß Menschen bzw. menschenähnliche Außerirdische als Sklaven mißbraucht werden. Was auch eigentlich jedem klar ist, aber niemand tut etwas dagegen. Das erinnert mich ziemlich stark das heutige Deutschland, in dem Sklavenarbeit (Leiharbeit) bei Ingenieuren und neuerdings auch im IT-Bereich von einem gewissem Unternehmen innerhalb Deutschlands unter dem Mantel der Prozeßoptimierung des Einkaufs verkauft wird.

Das Schöne an diesem, über 50 Jahre altem Roman ist die Auflösung des Problems. Sehr realistisch stellt der Autor dar, daß gar keine gewalttätigen Aktionen notwendig sind, sondern sich die Konzerne selber durch ihre Gier und ihr Desinteresse an gesellschaftlichen Werten und Normen ihr eigenes Grab graben. Das Einzige, das man wirklich braucht, um diesen Prozess zu beschleunigen, ist Intelligenz und Rückgrad. Das ist vielleicht etwas sehr optimistisch, stellt aber durchaus die Realität präzise dar. Und mir persönlich, als jemand der die im Roman dargestellte negative Entwicklung im echten Leben der letzten 25 Jahre exakt so beobachtet hat, mir persönlich hat dieses Heft ausnehmend gut gefallen.