Dienstag, 6. August 2013

Simon R. Green : Geschichten aus der Nightside



Die dunkle Seite der Nacht (Something from the Nightside)
Ein Spiel von Licht und Schatten (Agents of Light and Darkness)
Wer die Nachtigall hört (Nightingale's Lament)
Der Fluch der Dunklen Mutter (Hex and the City)
Spur in die Vergangenheit (Paths not Taken)
Schärfer als der Schlange Zahn (Sharper than a Serpent's Tooth)
Höllenärger (Hell to Pay)
Bilder aus der Anderwelt (The Unnatural Inquirer)
Wieder einmal Weltenbrand (Just Another Judgement Day)
Für eine Hand voll Pfund (The Good, the Bad and the Uncanny)
Aller Tage Abend (A Hard Day's Knight)
Die Braut in schwarzem Leder (The Bride Wore Black Leather)
Originalsausgaben Ace 2003-2012, Deutsche Erstausgaben Feder&Schwert 2006-2013
jweils etwa 200-2550 Seiten, 10,95 €
Aus dem Englischen von Oliver Hoffmann
Titelbild : k.A.


Mein Name ist Taylor, John Taylor. Auf meiner Visitenkarte steht „Privatdetektiv“, aber eigentlich bin ich Experte im Wiederauffinden von Verlorenem. Das ist Teil meiner Gabe, meines Geburtsrechts als Kind der Nightside.

Mir ist es vor langer Zeit mit knapper Not gelungen, mit heiler Haut und einigermaßen intaktem Verstand von dort wegzugehen. Jetzt verdiene ich mein Geld auf den sonnenbeschienenen Straßen Londons. Aber in letzter Zeit liefen die Geschäfte schlecht, also sagte ich nicht nein, als Joanna Barrett bei mir auftauchte, nach Geld roch und mich bat, ihre ausgerissene Tochter zu finden. Dann fand ich heraus, wohin genau das Mädchen gegangen war.

In die Nightside. Zweieinhalb Quadratkilometer Hölle mitten in der Stadt, wo es immer drei Uhr morgens ist. Wo man mit Mythen spazierengehen und mit Monstern zechen kann. Wo nichts ist, wie es scheint – aber alles möglich. Ich hatte geschworen, niemals zurückzukehren. Aber ein Kind ist in Gefahr, und eine Frau setzt auf mich. Ich habe also keine Wahl – ich kehre heim ...
Klappentext des ersten Bandes

Mit den Romanen von Feder & Schwert habe ich, bis auf die Verfügbarkeit, immer sehr gute Erfahrungen gemacht. Und nachdem ich dort bei Harry Dresden mich schon so angenehm unterhalten fühlte, wurde ich auch neugierig auf diese Serie von Simon R. Green. Von dem hatte ich nämlich bereits schon früher die Shaman Bond-Geschichten gelesen und fand diese sehr amüsant. Ich war gespannt, ob die Romane um John Taylor annähernd daran herankamen.

Sie waren besser, wesentlich besser. Zu meiner Überraschung hat Bastei hier den Kürzeren gezogen und die schlechtere der beiden Serien angekauft. Die "Geschichten aus der Nightside" sind sarkastische Kabinettstücke mit einem Detektiv, der mich persönlich stark an Humphrey Bogart erinnert. Wenn die Serie verfilmt wird (und die Filmrechte wurden 2007 an Celtic Rose verkauft) bin ich mal neugierig, wer den John Taylor spielen wird. Die Geschichten steigern sich im Laufe der Serie sukzessive, beginnend von einem zynischem Beginn mit "Die dunkle Seite der Nacht" bis hin zu ziemlich düsterer Fantasy in "Die Braut in Schwarzem Leder". Und sie werden von Band zu Band kreativer. Ist der erste Band noch relativ Standard (wobei meine Frau meinte, sie hätte von Anfang an gewusst, wer der bad guy (falls man das in diesem Kontext so nennen kann) gewesen ist), so kommt Simon R. Green recht schnell in Fahrt und bringt eigentlich mit jedem Band eine neue Sicht auf bekannte und weniger bekannte Gegenstände und Personen der Fantasy. Mir persönlich haben da zwei Dinge ganz besonders gefallen. Erstens einmal John Taylors Mami : Lilith. Ja, genau die Lilith. Mit der er sich dann über mehrere Bände auseinandersetzen muß. Und "diplomatisch", wie es in einem Film noir nun einmal üblich ist, zwischen Oben und Unten hin- und herlaviert. Die andere Geschichte war Band 09, in dem er mit zwei Freunden zusammen loszieht und derartig viel Chaos anrichtet, daß man sich fragt, warum eigentlich überhaupt noch ein Gebäude in der Nightside steht. Insbesondere bei solchen Freunden ... aber lest das selbst. [Meine Frau meinte, ihr persönlicher Favorit wäre der nicht ganz tote Merlin (ja, genau der) gewesen, der über mehrere Bände für Chaos sorgt.]

Neben dem Amusement und der Kreativität ist der Mix aus Horror, Splatter, Fantasy und Science Fiction auffallend. Simon R. Green lässt sich nicht in eine Genre-Kategorie schieben, sondern spielt fröhlich mit den einzelnen Subgenre-Versatzstücken herum. Bemerkenswert ist auch die Sprache, die durchaus nicht unanspruchsvoll ist. An dieser Stelle ein Kompliment zur Übersetzung, die das englische Original angenehm sorgfältig ins Deutsche übertragen hat.

Insgesamt eine sehr empfehlenswerte Serie. Aber Vorsicht, die Romane sind nicht nur keinem Genre zuordbar, sondern auch inhaltlich absolut unangepasst. Schwarz/Weiss-Zeichnungen wie in GRRMs FTB sind nicht Simon R. Greens Metier, und so sind auch seine Charaktere alles andere als in "Gut" und "Böse" auch nur annähernd einsortierbar. Und noch eine weitere Warnung : Die Geschichten sind nichts für Weicheier unbd der Held sitzt nicht auf dem Schimmernden Ross. Weibliche Teenager etwa werden in Suzy Shooter eher nicht das typische Rollenmodell für ihr zukünftiges Leben vorfinden. Und wenn doch, bitte ich um die Zusendung eines entsprechenden Photos zur Veröffentlichung hier im Blog.

2 Kommentare:

  1. Ich hab bisher nur das erste Buch gelesen und fand es superpackend. Weitere will ich auch lesen ...

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  2. Lohnt sich, definitiv.
    Und Feder&Schwert hat schon die nächste Trilogie, diesmal Fantasy, von Simon R. Green in der Mache.
    Ganz davon abgesehen, daß auch ihr deutsches Oeuvre nicht zu verachten ist.

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