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Sonntag, 30. November 2014

And so it begins


Na endlich: Auch der Bayerische Rundfunk will kreativ sein, „kreativ und fair“ sogar. Zu diesem Zweck hat er einen kleinen Leitfaden herausgegeben, bayrisch-blau und heiter-zitronig auf dem Titel, schwarz und blau auf Weiß im Innenteil, voll „praktischer Tipps“. Hinführen soll der Faden zu einem Ziel, das man gerne alternativlos nennte, wollte der BR als „modernes Unternehmen“ nicht künftig eine besonders „alltagstaugliche, gut lesbare und hörbare“ Sprache verwenden. Zugleich soll diese Sprache – und das ist das eigentliche Anliegen – „geschlechtergerecht“ sein, „denn wer nicht genannt wird, kommt nicht vor.“
Cicero

Als Journalistinnen und Journalisten* arbeiten wir jeden Tag mit unserem Handwerkszeug, der Sprache. Unsere Berichte sollten möglichst wertfrei, korrekt und präzise die Sachverhalte wiedergeben. Nicht selten passiert es aber, dass Wörter wie »Einwanderer«, »Zuwanderer« und »Migrant« im selben Text nebeneinander verwendet werden, in der Annahme, sie würden alle dasselbe bedeuten. Worin sich diese Begriffe unterscheiden und bei welchen weiteren Themen ungenau formuliert wird, erläutern wir in diesem Glossar. Es soll als Hilfestellung für die tägliche Redaktionsarbeit dienen.
Glossar der Neuen deutschen Medienmacher, Formulierungshilfen für die Berichterstattung im Einwanderungsland

Das sogenannte Binnen-I ("die VerbraucherInnen"), bei den Grünen sehr beliebt, ist umstritten, weil es von der Existenz zweier klar bestimmbarer Geschlechter, nämlich Männern und Frauen, ausgeht, wie es in einem Sprachleitfaden der Universität Köln heißt. Eine Lösung wäre das in der Queer-Theorie populäre "Gender-Gap", wie es unter anderem das Zentrum für Geschlechterstudien der Berliner Humboldt-Universität praktiziert: "Die Gender Studies freuen sich über Student_innen aus dem ... Ausland."

Die Leerstelle schlage in ihr dialektisches Gegenteil um und verweise "im Sinne der Unterstrichvariante auf Menschen, die gesellschaftlich und strukturell unsichtbar gemacht werden", erklärt die Philosophin Gudrun Perko. Wobei unklar ist, ob das auch jeder Leser versteht. Als Alternative gilt der Genderstar, auf den die Grüne Jugend Hessen setzt: "ein Feiertagsgesetz, womit jede(*)r leben kann".

Der letzte Schrei in Genderzirkeln ist das "Dynamische Gendern". Man setzt einen Unterstrich irgendwo im Wort ("Fem_inistinnen"). So wird hervorgehoben, "dass es nicht einen festen Ort gibt, an dem ein Bruch in Zweigenderung stattfindet", wie es in einem Blog heißt.
Spiegel Online 2013

»Wie geht's mit dem Wörterbuch vorwärts?« fragte Winston mit erhobener Stimme, um den Lärm zu übertönen.

»Nur langsam«, sagte Syme. »Ich bin jetzt bei den Adjektiven. Es ist sehr interessant.«

Bei der Erwähnung des Neusprech war er sofort lebhaft geworden. Er schob seine Schüssel beiseite, ergriff mit der einen seiner zarten Hände sein Stück Brot und mit der ändern den Käse; dabei beugte er sich über den Tisch, um nicht schreien zu müssen.

»Die Elfte Ausgabe ist die endgültige Fassung«, erklärte er. »Wir geben dem Neusprech seinen letzten Schliff – wir geben ihm die Form, die es haben wird, wenn niemand mehr anders spricht. Wenn wir damit fertig sind, werden Leute wie du die Sprache ganz von neuem erlernen müssen. Du nimmst wahrscheinlich an, neue Worte zu erfinden. Ganz im Gegenteil! Wir merzen jeden Tag Worte aus – massenhaft, zu Hunderten. Wir vereinfachen die Sprache auf ihr nacktes Gerüst. Die Elfte Ausgabe wird kein einziges Wort mehr enthalten, das vor dem Jahr 2050 entbehrlich wird.«

Er biss hungrig in sein Brot, und nachdem er zwei Bissen geschluckt hatte, fuhr er mit pedantischer Leidenschaft zu sprechen fort. Sein mageres, dunkles Gesicht hatte sich belebt, seine Augen hatten ihren spöttischen Ausdruck verloren und waren fast träumerisch geworden.

»Es ist eine herrliche Sache, dieses Ausmerzen von Wörtern. Natürlich besteht der große Leerlauf hauptsächlich bei den Zeit- und Eigenschaftswörtern, aber es gibt auch Hunderte von Hauptwörtern, die ebenso gut abgeschafft werden können. Es handelt sich nicht nur um die sinnverwandten Worte, sondern auch um Worte, die den jeweils entgegengesetzten Begriff wiedergeben.

Welche Berechtigung besteht schließlich für ein Wort, das nichts weiter als das Gegenteil eines anderen Wortes ist? Jedes Wort enthält seinen Gegensatz in sich. Zum Beispiel ›gut‹: Wenn du ein Wort wie ›gut‹ hast, wozu brauchst du dann noch ein Wort wie ›schlecht‹? ›Ungut‹ erfüllt den Zweck genauso gut, ja sogar noch besser, denn es ist das haargenaue Gegenteil des anderen, was man bei ›schlecht‹ nicht wissen kann. Wenn du wiederum eine stärkere Abart von ›gut‹ willst, worin besteht der Sinn einer ganzen Reihe von undeutlichen, unnötigen Worten wie ›vorzüglich‹, ›hervorragend‹ oder wie sie alle heißen mögen? ›Plusgut‹ drückt das Gewünschte aus; oder ›doppelplusgut‹, wenn du etwas noch Stärkeres haben willst. Freilich verwenden wir diese Formen bereits, aber in der endgültigen Neusprech gibt es einfach nichts anderes.

Zum Schluss wird die ganze Begriffswelt von Gut und Schlecht nur durch sechs Worte – letzten Endes durch ein einziges Wort – gedeckt werden. Siehst du die Schönheit, die darin liegt, Winston? Es war natürlich ursprünglich eine Idee vom G. B.«, fügte Syme hinzu.

Ein mattes Aufleuchten huschte bei der Erwähnung des Großen Bruders über Winstons Gesicht. Trotzdem stellte Syme sofort einen Mangel an Begeisterung fest.

»Du weißt Neusprech nicht wirklich zu schätzen, Winston«, sagte er beinahe traurig. »Selbst wenn du in ihr schreibst, denkst du noch immer in der Altsprache. Ich habe ein paar von den Artikeln gelesen, die du gelegentlich in der Times schreibst. Sie sind recht gut, aber es sind doch nur Übertragungen. Dein Herz hängt noch an der Altsprache, mit allen ihren Unklarheiten und unnützen Gedankenschattierungen. Dir geht die Schönheit der Wortvereinfachung nicht auf. Weißt du auch, dass Neusprech die einzige Sprache der Welt ist, deren Wortschatz von Jahr zu Jahr kleiner wird?«

Nein, Winston wußte das nicht. Er lächelte, wie er hoffte, mit einem anerkennenden Ausdruck, ohne daß er zu sprechen wagte. Syme biß wieder ein Stück Schwarzbrot ab, kaute kurz und fuhr dann fort: »Siehst du denn nicht, daß Neusprech kein anderes Ziel hat, als die Reichweite des Gedankens zu verkürzen? Zum Schluß werden wir Gedankenverbrechen buchstäblich unmöglich gemacht haben, da es keine Worte mehr gibt, in denen man sie ausdrücken könnte. Jeder Begriff, der jemals benötigt werden könnte, wird in einem einzigen Wort ausdrückbar sein, wobei seine Bedeutung streng festgelegt ist und alle seine Nebenbedeutungen ausgetilgt und vergessen sind. Schon heute,
in der Elften Ausgabe, sind wir nicht mehr weit von diesem Punkt entfernt. Aber der Prozeß wird immer weitergehen, lange nachdem wir
beide tot sind. Mit jedem Jahr wird es weniger und immer weniger Worte geben, wird die Reichweite des Bewußtseins immer kleiner und kleiner werden. Auch heute besteht natürlich kein Entschuldigungsgrund für das Begehen eines Gedankenverbrechens. Es ist lediglich eine Frage der Selbstzucht, der Wirklichkeitskontrolle. Aber schließlich wird auch das nicht mehr nötig sein. Die Revolution ist vollzogen, wenn die Sprache geschaffen ist.

Neusprech ist Engsoz, und Engsoz ist Neusprech!«, fügte er mit einer Art geheimnisvoller Befriedigung hinzu. »Hast du schon
einmal bedacht, Winston, daß um das Jahr 2050 kein Mensch mehr am Leben sein wird, der ein solches Gespräch, wie wir es
eben führen, überhaupt verstehen könnte?«
George Orwell : "1984" (1948)



TERRA SF 096 - J. E. Wells : Herrscher über den Tod


J. E. Wells : Herrscher über den Tod
Terra SF 096, 25.12.1959
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1959
Titelbild : Johnny Bruck


Immer mehr drängt sich der Mensch in die Geheimnisse der Natur ein, immer wieder schiebt er den Vorhang auseinander, der uns die Offenbarungen ewiger Gesetze preisgibt. Ungeheuerliche Probleme gilt es zu lösen, und der Weg, der zu den Gipfeln der Vollkommenheit führt, wird immer steiler und beschwerlicher.

Eines der Probleme, das die Menschheit schon immer beschäftigte, war das der Immortalität. Der Tod war das Endgülige und Absolute, er war das Symbol der Unvollkommenheit. Ist es ein Wunder, wenn sich da Forscher des II. Jahrtausends, in dem unsere Erzählung spielt, ernsthaft mit diesem Problem beschäftigen.

Und wie es so ist, wenn Menschen ihre Hand im Spiel haben, so ist es auch hier: Im Anfang feiert der Eigennutz seine wilden, auswüchsigen Triumphe. Das Problem ist gelöst, aber der Entdecker hat es "für sich" gelöst. Und auch hier zeigt sich, wie nahe Genie und Wahnsinn und Verbrechen nebeneinander liegen.

Doch da ist noch White Allison, der eisenharte Colonel des Raumsicherheitsdienstes. Er hat die Gefahr erkannt, die der Menschheit droht. Auf dem Planeten Genta im Antares-System rechnet er mit jenem Mann ab, der sich der heiligsten Güter dem Menschheit bemächtigen wollte.

Ein SF-Roman von J. E. Wells - bedarf es da noch weiterer Erörterungen?
Klappentext des HÖNNE-Leihbuchs

Naja, an J. E. Wells geh' ich ja immer mit einigen Vorbehalten ran. Aber im Prinzip lese ich die Romane von ihm schon - wenn möglich. Dieser fing an mit Zombies. Die durch "Mobilitätselektronen" wiederbelebt wurden. Zusammen mit dem Stil war das schon echt heftig. Natürlich durfte auch der skrupellose verrückte Wissenschaftler nicht fehlen, der aus seiner "Festung der Einsamkeit" die Weltherrschaft erringen will. Das war, wie gesagt, recht heftig, aber ich habe tapfer durchgehalten. Als allerdings auf Seite 24 der "Motilitätsforscher Stana Barwana aus Sembilan" zu Hilfe gerufen wurde, war es dann endgültig vorbei. So einen Quark habe ich nicht mehr gelesen, seit ... also da fällt mir jetzt ehrlich nichts zu ein.

Samstag, 29. November 2014

TERRA SF 093 - A. E. van Vogt : Kosmischer Schachzug


Alfred Elton van Vogt : Kosmischer Schachzug (The Pawns of Null-A)
Null-A 02
Terra SF 093, 04.12.1959
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1958
Originalausgabe ASTOUNDING 10/1948-01/1949
als Buchausgabe ACE 1956
Aus dem Amerikanischen von Jesco von Puttkamer (?)
Titelbild : Karl Stephan


Alfred E. van Vogt wird mit Recht als einer der Meister moderner Science Fiction betrachtet. Fast jedes seiner Bücher, die an Brillanz der Erzählung und Thematik unübertroffen sind, zählt zu den Klassikern dieser Literatur. DESTINATION UNIVERSE, seine erste Kurzgeschichtensammlung, erreichte vor kurzem eine Auflage von 400 000 Exemplaren.

Van Vogt, in Kanada geboren, lebt heute in Los Angeles. Er ist verheiratet mit Edna Mayne Hull, die sich als Autorin einen Namen gemacht und bereits verschiedentlich mit ihrem Gatten zusammengearbeitet hat. 1945 erschien WORLD OF NULL-A, das umstrittenste Werk des Jahres, nun - dreizehn Jahre später - auch in Deutschland aufgelegt, zu dem das vorliegende Buch die Fortsetzung darstellt, obgleich unabhängig in seiner Handlung mit noch weitgespannterem Rahmen.

Gilbert Gosseyn, der Null-A-Genius des Kampfes um Erde und Venus, erkannte nicht, daß dieses interplanetare Ringen nur ein Grenzzwischenfall in einem größeren Konflikt war, bis er als bloßer Bauer auf das galaktische Schachbrett gestoßen wurde. Aber indem sie Gosseyn als "brauchbar" einsetzten, entfesselten die kosmischen Gegenspieler Kräfte, von deren Existenz sie nie geträumt hatten. Zum einen den Eintritt einer machtvollen dritten Partei in den Kampf -- zum anderen die Fähigkeit gewisser anderer Bauern, in die Zukunft zu sehen - und schließlich das Geheimnis der ursprünglichen Bestimmung Gosseyns - ein Geheimnis, welches das Schicksal der ganzen Galaxis entscheiden konnte. Wer und was war der Anhänger? Das war die Frage, die Gilbert Gosseyn während seiner verzweifelten Anstrengungen verfolgte, das Gemetzel zu beenden, das ganze Sonnensystem zu zerstören und ein Universum dem Untergang zu weihen. Wo immer er sich aufhielt, was immer er tat, der Schatten des Anhängers fiel über seine ehrgeizigsten Pläne und durchkreuzte selbst die erstaunlichen Fähigkeiten von Gosseyns trainiertem Doppelhirn. Als er sich aber endlich daranmachte, diesen unsichtbaren Faktor zu fassen, fand er sich der geheimnisvollen Kraft gegenüber, die am Urgrund menschlicher Intelligenz lag.

Mit KOSMISCHER SCHACHZUG liegt die langerwartete Fortsetzung zu WELT DER NULL-A vor. In sich selbst abgeschlossen, stellt sie ein Epos in ferner Zukunft liegender Abenteuer dar.
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Nun ja, die Null-A-Romane lesen sich ganz flott, aber man fragt sich am Ende doch, wo der Sinn hinter dem Ganzen sein soll. Für die Nicht-Eingeweihten : Null-A bedeutet non-aristotelianisch und bezeichnet eine mehrwertige, der (damals noch weitgehend unbekannten) Quantenmechanik ähnliche Logik. Damit kann man sich dann teleportieren.

Was der Roman allerdings mit der Null-A-Thematik zu tun hat, entgeht mir völlig. Bei jedem Lesen wieder. In der vorliegenden Form ist der Roman allerdings gut lesbar, sauber auf die SF-Actionhandlung konzentriert. Ich sage extra nicht "reduziert", denn das würde ja implizieren, daß irgendetwas Relevantes weggelassen worden wäre. Aber das Vogtsche Geschwafel in der HEYNE-Fassung fand ich schon immer suboptimal.

Ich würde allerdings niemandem, der sich für diese Romane von van Vogt interessiert, empfehlen, sich dieses Heft zu kaufen. Denn offenbar gibt es eine optimale Fassung von Rainer Eisfeld, als Nummer 58 in der HEYNE Bibliothek der Science Fiction erschienen.

Freitag, 28. November 2014

TERRA SF 083 - K. H. Scheer : Unternehmen Pegasus


Karl Herbert Scheer : Unternehmen Pegasus
ZBV 04
Terra SF 083, 25.09.1959
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1957
Titelbild : Johnny Bruck


"Es wird kommen der Tag, an dem Sie sehen werden, wie leichtfertig Sie gehandelt haben", sagte ein Mann, der es unbedingt wissen mußte. Mit dem Ausspruch eines bekannten Wissenschaftlers beginnt der Kampf, der in die Geschichte der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr unter der Tarnbezeichnung "Unternehmen Pegasus" eingehen sollte. Thor Konnat, Spezialbeamter der GWA, wird auf einen Fall angesetzt, der ihm alles abverlangt. Er hat jene Wesen zu bekämpfen, die man in Fachkreisen "Die Erben des Wahnsinns" nennt. Dabei muß er feststellen, daß es noch genügend Leute gibt, die diese bedauernswerten Geschöpfe als willkommenes Mittel zum Zweck benutzen. Captain Konnat kommt zu der Ansicht, daß Kernwaffen-Versuche nur dann eine feine Sache sind, wenn solche Versuche außerhalb der irdischen Atmosphäre stattfinden.

Die Handlung des ungewöhnlichen Romans ist hart und realistisch. Unser Autor hat es verstanden, im Zuge der spannungsgeladenen Erzählung wissenschaftliche Erkenntnisse einzubauen, die sich in keiner Weise mehr übersehen lassen.

Die letzte Fusionswaffen-Explosion im Jahr 1961 hat die unglaublichen Lebewesen erschaffen, die über Nacht zu einer weltumspannenden Gefahr werden. Der Abwehrkampf der GWA richtet sich gegen Intelligenzen, die keine Menschen mehr sind. Noch niemals zuvor lief die gigantische Maschinerie der GWA auf so hohen Touren, wie im Zuge des Unternehmens "Pegasus" .

Sie erleben eine Handlung, die in ihrem Aufbau einmalig ist.
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Und zwischendurch mal wieder einen Scheer. Der vierte Roman der ZBV-Reihe präsentiert einerseits eine für die frühen ZBV-Romane typische Agenten-Story, andererseits wird durch das verseuchte Amazonas-Gebiet und den Mutanten Manzo das SF-Element der Reihe deutlich verstärkt. Bemerkenswert die freiheitliche Grundeinstellung von Scheer, die er hier in seinem Abscheu gegenüber der Ausnutzung der Amazonas-Mutanten voll zum Ausdruck bringt. Ich kenne wenige Romane, die diesen Punkt auch nur annähernd so deutlich darstellen.

Und es ist interessant, daß dieser Roman nicht gealtert ist. Im Gegensatz zu vielen seiner Einzelromane ist die ZBV-Serie in weiten Teilen heutzutage immer noch genauso lesbar wie 1957. Ich mein', das muß man sich einmal vergegenwärtigen : 1957 gab's noch nicht einmal die Mauer, Deutschland war immer noch stark mit dem Wiederaufbau beschäftigt und ein damals geschriebener SF-Roman liest sich heute, in der Zeit der Smartphones und Social Media, immer noch spannend, frisch und weder thematisch noch stilistisch veraltet. Man kann diese Romane gar nicht hoch genug einschätzen und ich kann jedem nur empfehlen, die ZBV-Serie einmal zu lesen.

Donnerstag, 27. November 2014

TERRA SF 082 - Jay Grams : Kosmos der Verdammnis


Jay Grams : Kosmos der Verdammnis
Terra SF 082, 18.09.1959
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1958
Titelbild : Karl Stephan


Seit einiger Zeit sinkt die Temperatur auf der Erde ständig herab. Es ist schon so weit, daß die gesamte Erdoberfläche nur noch aus Eis und Schnee besteht und für die Bewohner ein Weiterleben unmöglich ist. Die Notrufe an die Nachbarplaneten werden nicht erhört, da auch dort durch Überbevölkerung kein weiterer Raum vorhanden ist. Es bleibt somit keine andere Möglichkeit, als einen Sprung ins Ungewisse zu wagen, um dort neuen Lebensraum zu suchen. Nach einer persönlichen Verhandlung erklärt sich die Regierung des Planeten Alpha Centauri bereit, die soeben neu entwickelten Para-Raumantriebe in größerer Zahl zu liefern. Es wird vereinbart, daß 10.000 dieser Antriebe binnen kürzester Zeit heran-geschafft werden sollen. Als Gegenleistung verlangt die Regierung das zurückgelassene System der Erde. Es wird behauptet, daß diese Planeten als strategische Stützpunkte benötigt würden. Nach kurzer Zeit sind die Raumschiffe mit diesen neuen Antrieben versehen und können den Sprung in unbekannte Systeme wagen. Die Erdbevölkerung wird rasch evakuiert, und die Fahrt beginnt. -

Jorey Palmon hat die Führung eines der Raumschiffe übernommen. Im entscheidenden Augenblick setzen die Triebwerke aus und der Sprung misslingt. Die Besatzung sieht sich plötzlich in den Raum der Erde zurückversetzt, jedoch strahlt die Sonne im alten, prachtvollen Glanz, der bei der Abfahrt von der Erde fast verloschen war. Was ist geschehen? Wo sind die anderen 9999 Schiffe geblieben?

Eine wilde Jagd beginnt, denn die auftauchenden Planeten zeigen sich tatsächlich als die verlassene Erde. Jedoch erkennen die Besatzungsmitglieder schon bald, daß sämtliche Planeten hoch radioaktiv verseucht sind und kein Leben dort sein kann. Ist es etwa doch nicht die Erde? Folgen Sie selbst der aufregenden Reise dieses verirrten Raumschiffes, und erleben Sie mit Jorey Palmon die ungeahnten Abenteuer und sein schreckliches Ende.
Klappentext des WIEBA-Leihbuchs

Ein faszinierender Roman. Jay Grams spielt gekonnt einerseits mit den Möglichkeiten einer Zeitreise, stellt andererseits in gelungener Art und Weise die individuelle Verantwortung des Einzelnen dar. Und gibt - last but not least - implizit einen bissigen Kommentar zum Kalten Krieg zwischen den USA und der UdSSR ab. Mir hat es sehr gefallen, daß am Ende eben kein rosarotes Happy-End beschrieben, sondern in konsistenter Logik eine eher negative, aber trotzdem insgesamt noch optimistische Lösung geschildert wurde. Bedauerlich, daß diese Ausgabe von 1959 die letzte dieses Romans ist. Eine kommentierte Ausgabe aller SF-Romane von Jay Grams (= Jürgen Grasmück = Dan Shocker) wäre wirklich einmal an der Zeit.

Mittwoch, 26. November 2014

TERRA SF 080 - W. W. Shols : Er kam vom Mars


W. W. Shols : Er kam vom Mars
Terra SF 080, 04.09.1959
gekürzter Nachdruck des Leihbuchs "Seine Heimat war der Mars" von 1958
Titelbild : Johnny Bruck


Mit einem Schlage wird das New Yorker Sensationsblatt TRUE MAGAZINE zur meistgelesenen Zeitung des Sonnensystems. Auf Mars und Venus wie auf Terra fiebern täglich Millionen den Berichten des Star-Reporters MILLS entgegen, der sich auf unheimliche Weise Informationen über das Ringen um die Milliarden-Hinterlassenschaft Sulei Khans zu beschaffen weiß. Er scheint alle Morde und Raumschiffkatastrophen, die sich des skurrilen Testamentes wegen ereignen werden, vorauszuahnen, und er will wissen, wer der Erbe sein wird, denn er nennt als den einzigen Favoriten seinen persönlichen Freund ROGER DAVIS.

ROGER DAVIS aber befindet sich als der Letzte einer verunglückten Expedition in der Eiswüste von Thyle II, und während sein Name durch die Weltpresse läuft, erlebt er das Wunder einer Begegnung mit einem Wesen, wie es noch kein Menschenauge geschaut hat. Für Roger Davis bedeutet diese Begegnung Rettung aus höchster Not, für das seltsame Wesen jedoch den Beginn eines unglaublichen Abenteuers, denn es wird zum Hauptakteur eines Kriminaldramas, das die ganze Menschheit in Atem hält.

Schuld an allem aber ist das Testament Sulei Khans, nach dem derjenige das Riesenvermögen erben soll, der dem Verstorbenen am ähnlichsten sieht.
Klappentext des BEWIN-Leihbuchs

Eine gelungene Hommage an Agatha Christie, elegant in ein SF-Setting transportiert und durch diverse SF-Spezialitäten aufgewertet. Der Roman ist sozusagen ein Klon von "Ten Little Niggers", wobei Shols es geschickt schafft, den Verdacht auf den marsianischen Gestaltwandler zu lenken, der unter der Hitze Terras seine moralischen Skrupel verliert. Einziger Mangel des Romans ist der deutlich zu spät aufgetauchte Hinweis auf den wahren Mörder. Es kam mir ein bißchen so vor, als hätte Shols sich selbst in seinen Plot verstrickt und sich nur mit Mühe und einer Art Deus ex machina retten können. Aber er kriegt die Kurve und lässt den Roman dadurch auch 50 Jahre später noch lesbar werden.

Am beeindruckendsten fand ich aber die Schlußszenen, wenn der durch die Sonne Terras tödlich verletzte Marsianer, der Letzte seiner Art, heroisch in den Sonnenaufgang des Mars abgeht. Das hatte schon etwas von einem klassischen Western, war genau mein Fall.

Dienstag, 25. November 2014

TERRA SF 078 - Kurt Brand : Stern ohne Wiederkehr


C. R. Munro (=Kurt Brand) : Stern ohne Wiederkehr
Terra SF 078, 21.08.1959
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1958
Titelbild : Karl Stephan


In Comb-O-Eins fällt wieder der Klärer aus.

Im Raumschiff ,HALO' brechen die beiden Funker zusammen. Ihre Haut ist plötzlich ebenholzschwarz geworden.

In einem Lastraumer erlebt die ganze Besatzung das gleiche Schicksal.

Vierundzwanzig besinnungslose Menschen mit schwarz gewordener Haut geben den Medizinern ein unlösbares Rätsel auf.

Die ,HALO' geht mit zwei neuen Funkern wieder auf Fahrt, Kurs ,LABDO-g', ein Stern im Satelliten-System NGC 205, das zum Andromeda-Nebel gehört; Distanz von der Erde: 1,48 Millionen Lichtjahre.

War Thryll, Eigner und Kommandant der HALO, muss zum LABDO-g! Er sucht seinen Bruder, der vor drei Jahren mit Kursziel auf diesen Stern spurlos verschwunden ist . War Thryll startet nach dem LABDO-g, trotz aller Warnungen, selbst als er zum erstenmal hört, daß alte Raumfahrer diesen Planeten den "STERN OHNE WIEDERKEHR" nennen.

Er startet, obwohl das gesamte Satelliten-Sternsystem NGC 205 zum Warngebiet erklärt worden ist, und als die HALO im wolkenlosen Balu verschwunden ist, glaubt niemand mehr an die Rückkehr dieses Schiffes, obwohl Sie nicht abergläubisch sind. Aber LABDO-g ist wirklich ein "STERN OHNE WIEDERKEHR".
Klappentext des ANDRA-Leihbuchs

Obwohl im Steinebach-Verlag angekündigt, erschien "Stern ohne Wiederkehr" beim Andra-Verlag. Über den Grund für diesen Wechsel kann ich nur spekulieren, ist da irgendjemand etwas Genaueres bekannt ?

Der Roman selber ist Spitze, Kurt Brand ist hier in Hochform. Ich habe ihn schon etwas länger, aber nach dem ersten Lesen keinen Blogeintrag dazu geschrieben. Ich musste ihn also jetzt ein zweites Mal lesen - und habe mich an keiner Stelle gelangweilt. Gut, der Roman hat so ein paar klassische Döntjes der 50er und 60er, wie man sie auch aus den Edgar-Wallace-Filmen kennt. Aber diese stören nicht weiter, sondern verorten den Roman nur präzise in seine Zeit. Irritierender ist Brands Darstellung von Mutanten als Gefahr für die Galaxis, die sofort umgebracht werden müssen. Das fand ich schon etwas seltsam, passt so gar nicht zu der sonstigen Brandschen Darstellung von Intelligenzwesen.

Auch hier lässt Brand der Exotik wieder vollen Raum, die Schilderung der Außerirdischen ist wirklich "alien". Kurt Brand ist einer der wenigen, dem es gelungen ist, Außerirdische nicht bzw. nicht allzu zu vermenschlichen. Und das gilt bis in die heutige Zeit, eine Leistung also, die man gar nicht genug würdigen kann.

Montag, 24. November 2014

TERRA SF 075 - Kurt Brand : Die Zeitspirale


Kurt Brand : Die Zeitspirale
Terra SF 075, 31.07.1959
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1958
Titelbild : Johnny Bruck


Vom Böotes-Nebelhaufen waren sie in einem Sprung zum Coma-Sternensystem herübergekommen. Sie trafen wohl ihr Ziel, aber es gehörte nicht mehr in ihre Zeit. Sie waren mit ihrem Schiff am richtigen Ort, aber tief in der Zukunft gelandet und fanden den Weg nicht mehr zurück.

Ein Weltall, das einfach drei Milliarden Jahre älter geworden war, während dieselbe Zeit spurlos an ihnen vorübergejagt war, kam ihnen wie ein Ungeheuer vor. Es gab keine Erde und auch keine Sonne mehr; Mars, Venus und die anderen Welten waren verschwunden. Der ganze Planeten-Verband hatte sich zu einem winzigen, aber gefährlich strahlenden Ding zusammen gefunden.

Sie blickten in den ewigen Abgrund der Zeit und hörten zum erstenmal den Begriff: Zeitspirale. Zeigte sie ihnen den Weg, daß sie aus dieser Zukunft wieder in ihre Zeit zurückfanden?

Der vorliegende Roman wurde von der Literarischen Abteilung des Science Fiction Club Europa geprüft und wird den Lesern als SCIENCE FICTION empfohlen.

KURT BRAND ist den Freunden guter Science Fiction-Romane schon lange kein Unbekannter mehr. Aber auch C. R. MUNRO, der ebenfalls nur für den Paul Steinebach-Verlag schreibt, tritt mit jedem Roman stärker in den Vordergrund. Wir möchten daher nicht versäumen Sie auf den nächsten Roman aufmerksam zu machen: C. R. MUNRO Stern ohne Wiederkehr.
Klappentext des Steinebach-Leihbuchs

DER ROMAN IM WELTALL

Science-Fiction-Romane, die diese Bezeichnung tatsächlich verrdienen, bietet der PAUL STEINEBACH-VERLAG den Freunden der utopischen Literatur mit seinen Veröffentlichungen an.

Science-Fiction-Romane verlangen, daß sie aus NEUEN Ideen geboren werden; sie fordern den Autor heraus - wagemutig, gepaart mit Wissen und Können - das Tor der Zukunft weit aufzustoßen und mit der Kraft der Darstellung und Logik den Leser zu fesseln und zu überzeugen.

Science-Fiction sind die Romane von KURT BRAND und C. R. MUNRO. Beide Schriftsteller besitzen den Mut mit ihren Themen weit in die Zukunft vorzustoßen.

UTOPISCHE ROMANE aus dem PAUL STEINEBACH-VERLAG sind SCIENCE FICTION.
Verlags-Werbeseite

Kurt Brand muß sich in dieser Zeit intensiv mit dem Raumzeit-Konzept beschäftigt haben. Hier haben wir wieder einen der Romane, in denen das normale vierdimensionale Kontinuum durch eine "Zeitspirale" durchbrochen wird und die Protagonisten schlußendlich in der Vergangenheit landen. Ich fand den Roman etwas ermüdend, Brand findet hier nicht zu seiner gewohnten Form.

Sonntag, 23. November 2014

TERRA SF 072 - Barry P. Miller : Unendlichkeit x 3


Barry P. Miller : Unendlichkeit x 3 (Tri-Infinity)
Terra SF 072, 10.07.1959
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1957
Aus dem Amerikanischen von ???
Titelbild : Karl Stephan


Es gibt eine unendlich große Anzahl von Erden, die zu unserem eigenen Zeit- und Raumkontinuum parallel laufen. Dion Roland I und II mußten das zu ihrem Leidwesen erfahren -, der eine aber zwanzig Jahre später als der andere. Und das ist ihre Geschichte: Durch Explosionen werden sie von Erde und auf eine dritte Parallelerde geschleudert, deren Geschichte eine völlig andere Entwicklung genommen hat. Da aber Dion Roland I schon zwanzig Jahre vor Dion Roland II auf dieser Erde war, passiert es, daß ersterer sich hier eine ungeahnte Machtposition schaffen konnte. Und es klingt eigenartig, daß Dion Roland I und II sich nicht leiden können. Die Folge ist ein gnadenloser Kampf, bei dem es wirklich nur einen Sieger gibt. Wie können aber Menschen, die in Wirklichkeit ein und dieselbe Person sind, sich so hassen?
Klappentext

Interessanter Abenteuer-Roman, kam mir zeitweise stark fantasy-lastig vor. Las sich auf jeden Fall sehr flüssig, trotz der mehr als fünfzig Jahre, die seit der Veröffentlichung vergangen sind. Die Geschichte ist zwar etwas oberflächlich, aber damals wurden derartige Topoi eben erst entwickelt.

Dies ist auch der einzige Roman, den Barry P. Miller geschrieben hat. Über diesen Autor etwas herauszufinden ist nicht so ganz einfach, in den normalen Lexika existiert kein Eintrag über ihn. Nur die ISFDB führt seine Romane und Kurzgeschichten auf : Link. Ich habe allerdings herausgefunden, daß er einer der Alumni der Gallaudet University war :

Die Gallaudet University in Washington, D.C. ist die erste Universität für gehörlose und schwerhörige Studenten und die einzige, die ihr gesamtes Programm und sämtliche Leistungen speziell auf diese Studenten angepasst hat.

Die Einrichtung wurde am 16. Februar 1857, zunächst nur als Schule, in Washington, D.C. als "Columbia Institution for the Deaf and Dumb and the Blind" vom US-Postminister Amos Kendall gegründet. Kendal ernannte den damals 20-jährigen Edward Miner Gallaudet, Sohn des Mitbegründers der Schulbildung für Gehörlose in den Vereinigten Staaten Thomas H. Gallaudet, zum Direktor. Sieben Jahre später wurde die Institution durch ein von Abraham Lincoln gezeichnetes Bundesgesetz ermächtigt, eine Kollegstufe einzurichten und Kollegdiplome zu verleihen. Fortan trug sie den Namen "National Deaf-Mute College", welchen sie bis zur Umbenennung zu "Gallaudet College" im Jahre 1894 behielt. Am 21. Dezember 1965 wurde Gallaudet University als National Historic Landmark anerkannt. 1986 wurde sie durch ein Gesetz des US-Kongresses zur Universität erklärt ("Gallaudet University"). Seitdem werden alljährlich Bachelor-, Master- und Doktorgrade an Graduierte vergeben.
Quelle : Wikipedia

Viel mehr konnte ich über Barry P. Miller nicht herausfinden, erwähnt wird er in dem Artikel von Harry Lang und Robert Panara "Deaf Characters and Deafness in Science Fiction" von 1989. Falls jemand weitere Details weiss, ich bin für jeden Hinweis dankbar.

Samstag, 22. November 2014

TERRA SF inside - TERRA Sonderbände

Auf der Rückseite von Heft 052 vom 20.02.1959 findet sich Werbung für die TERRA Sonderbände. Mit Auszügen zweier Kommentare aus Zeitungen, eine davon ist das oberbayrische Volksblatt. Schon bemerkenswert, daß Bayern in den 50ern deutlich weniger konservativ als heute gewesen zu sein scheint.

TERRA SF 070 - Kurt Brand : Das unmögliche Weltall


Kurt Brand : Das unmögliche Weltall
Terra SF 070, 26.06.1959
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1958
Titelbild : Johnny Bruck


War es Professor Lassale, der sagte: "Wenn ich noch lange darüber nachdenke, bekomme ich Gehirnkrämpfe. . ."? Van Haus behauptete sogar, daß in diesem fremden Universum zwei mal zwei ganz bestimmt fünf ergeben müßte. Das war dazu nicht die Behauptung eines Menschen, den die Angst hatte irrsinnig werden lassen, sondern der gewaltsame Versuch, das Unmögliche zu begreifen.

Sie hatten ihr Raumschiff verloren; von zweihundert Köpfen war die Besatzung der "Galaxis" auf rund vierzig Mann zusammengeschrumpft; vom Leben eines jeden einzelnen war nur soviel übrig geblieben, daß auch dieser Zustand unmögIich war . . . und sie lebten dennoch.

Behauptet der Verlag zuviel, wenn er sagt: KURT BRAND hat mit seinem sf-Roman DAS UNMÖGLICHE WELTALL einen der besten utopischen Romane des Jahres geschrieben? Teilen die Freunde eines anspruchsvollen science-fiction-Romanes unsere Ansicht?

Der vorliegende Roman wurde von der literarischen Abteilung des Science Fiction Club Deutschland geprüft und wird den Lesern als SPACE OPERA empfohlen.
Klappentext der Ausgabe des Paul Steinebach-Verlags

"Space Opera" trifft es nicht, in keinster Weise. Tatsächlich lässt sich "Das unmögliche Weltall" nur schwer kategorisieren, meiner ganz persönlichen subjektiven Meinung nach eine Mischung aus Hans Dominik und Philip Jose Farmer. Und gerade diese Exotik, die erst einige Jahre später modern und allgemein akzeptiert wurde, macht den Kurt Brand der 50er und 60er ziemlich einzigartig in der deutschen SF. Auch hier, in einer Geschichte, in der Menschen zu "Fluidae" werden und Brand ganz nebenbei eine exakt durchkonstruierte Zeitreise-Story als Gerüst benutzt, ist der Inhalt in keinster Art und Weise einfach für den deutschen Durchschnitts-SF-Fan goutierbar. Brand hat - im Gegensatz zu Scheer, Darlton, Shols etc. - keine klassische Tradition, auf denen er seine Romane gründen kann, sondern geht inhaltlich auf absolutes Neuland. Ich fand hier zum Beispiel, daß "Das unmögliche Weltall" einen stark psychedelischen Touch hat, was nicht jedermanns Sache ist. Kein Wunder, daß Kurt Brand als umstrittener Autor galt.

Freitag, 21. November 2014

TERRA SF inside - Das Umfeld von TERRA SF

Eine sehr schöne Darstellung des Heftroman-Umfelds, in dem TERRA publiziert wurde, findet sich auf der Rückseite von Heft 044 vom 26.12.1958. Hier wirbt MOEWIG für seine eigenen Heftromanserien und teilt sie (zumindestens optisch) auch in drei Kategorien auf. Allgemeine Belletristik, Krimis, Liebesromane und Rätselhefte bilden die erste Kategorie. Soldatengeschichten jeder Coleur die dritte. Und in der zweiten findet man Western und SF. Eine interessante Einteilung.

Ebenso interessant wie die Tatsache, daß offenbar keinerlei Abenteuerromane im Programm existierten. Meiner Meinung nach lässt das die Schwierigkeiten, die die Fantasy in den 60ern und 70ern in Deutschland hatte, bereits vorausahnen.

TERRA SF 059 - Frank Williams : Nova Centauri


Frank Williams : Nova Centauri
Terra SF 059, 10.04.1959
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck


Die Menschheit ist ins Weltall vorgestoßen und hat den Mars besiedelt. Politisch autonom geworden, entfremden sich die Marssiedler immer mehr den Terranern, so daß es bald zwischen Erde und Mars zu Konflikten kommt, die immer größere Ausmaße annehmen. Die Erde ist in Gefahr, in einem Krieg unterzugehen, aber auch auf Mars werden die Aussichten nicht sehr günstig beurteilt.

Da tritt ein Ereignis ein, das die Spannung auf den Siedepunkt treibt. Das Ereignis kommt aus dem Kosmos, und es ist dazu angetan, die Kriegsgefahr jetzt erst recht noch zu erhöhen. Fast gleichzeitig schlagen die beiden Gegner los. Und für niemand scheint es eine Rettung zu geben. Der Kampf wird mit allen Mitteln geführt und es gibt nicht einen Menschen, der diesem Morden Einhalt gebieten könnte ...
Klappentext

Nicht gut. Von heute aus gesehen.

Die Geschichte ist zwar ganz nett geschrieben, der Plot auch nicht schlecht, aber die Ausführung doch ziemlich platt. Aus der Richtung von Centauri kommt eine gefährliche Strahlung, die dazu führt, daß sich zwei Planeten bekämpfen, weil jeder den anderen des Angriffs verdächtigt. Und erst ganz am Ende sagt ein Wissenschaftler, was Sache ist. Dies mag damals, 1959, durchaus seine Relevanz gehabt haben (schließlich war der Kalte Krieg damals in einer seiner heißen Phasen), heutzutage hätte man diesen Plot aber weniger vordergründig und offensichtlich umgesetzt, als Frank Williams es in diesem Roman tut.

Allerdings - und das sollte man in gar keinem Fall unterschätzen - hat sich die deutsche Literatur seit 1959 inhaltlich als auch stilistisch deutlich weiterentwickelt. Bestes Beispiel dafür ist etwa die als Trivialromane angelegte Serie D9E oder die Tentakel-Romane von Dirk van den Boom. Beide Serien sind durchaus mit diesem Frank Williams vergleichbar, literarisch allerdings liegen Welten dazwischen. Von daher ist dieser Roman ein sehr schönes Beispiel dafür, wie ein in seiner Zeit gar nicht so schlechter Roman im Laufe von Jahrzehnten in die Bedeutungslosigkeit versinken kann.

Donnerstag, 20. November 2014

TERRA SF inside - MOEWIG-Western

Heute etwas von der Rückseite von Heft 042 vom 12.12.1958 :


Weckt richtig nostalgische Gefühle bei mir, als Kind habe ich diese Art Western verschlungen.

TERRA SF 052 - Kurt Brand : Gefesselte Planeten


C. R. Munro (= Kurt Brand) : Gefesselte Planeten
Terra SF 052, 20.02.1959
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1958
Titelbild : Karl Stephan


Es ist ein offenes Geheimnis: Raumschiffe, die die Plutobahn überflogen, kehrten nie mehr zurück. Das Tor zum Weltraum wurde den Menschen zugeschlagen, aber sie gaben trotzdem nicht auf. Als dann nur eine unbemannte Rakete, als einzige von fünfundzwanzig, drei Monate zu spät zurückkam, war sie bis auf eine Filmspule leergeplündert.

Der entwickelte Film zeigte ihnen drei Sterne - Strahl-Planeten, und wegen dieser Bilder startete die "THOR" zur Fahrt in den interstellaren Raum. Aber sie erlebten das gleiche Schicksal; sie sahen alle das Ende, glaubten an keine Rettung mehr und schafften es doch, dem Raumfeind zu entkommen, um - endgültig in seine Gewalt zu geraten.

Sie wurden Gefangen der "GEFESSELTEN PLANETEN" - dreiundvierzig Lichtjahre von der Erde entfernt; sie waren machtlos - aber sie waren Menschen und darum gaben sie den Kampf um ihre Freiheit und den um die Freiheit des Weltraumes nicht auf ...

Mit C. R. MUNRO macht der Verlag die Freunde utopischer Romane erstmalig bekannt. Der Verlag ist überzeugt, daß C. R. MUNRO bald einen ebenso großen Leserkreis besitzt wie der bekannte Autor guter, moderner Zukunfts-Romane, Kurt Brand, dessen nächsten Roman wir ihnen unter dem Titel ankündigen: "Das unmögliche Weltall".

Der vorliegende Roman wurde von der literarischen Abteilung des Science Fiction Club Deutschland geprüft und wird den Lesern als SPACE OPERA empfohlen.
Klappentext der Ausgabe der Kölner Verlags K.-G., Paul Steinebach

Diverse meiner nachgekauften TERRA-Romane sind von Kurt Brand. Sie alle relativ kurz nacheinander lesend, ist mir eine Sache deutlich aufgefallen: Kurt Brand war der natürliche Antagonist von Karl-Herbert Scheer.

Scheer schrieb seine Romane aus einer sehr unmittelbaren Perpektive, Brand ebenso. Während Scheer aber seine Science Fiction auch als technologische Extrapolation der Moderne betrachte, war es für Brand immer eine wissenschaftliche Extrapolation in die Zukunft. Dieser Unterschied, so gering er zu sein scheint, beschreibt präzise die unterschiedlichen Romaninhalte beider Autoren. Kurt Brand war die Technologie zunächst einmal egal, er ging von der Prämisse aus, daß der wissenschaftliche Fortschritt schon irgendwie in Technik umgesetzt werden würde und nutzte irgendwelche McGuffins, die in seine Geschichten hineinpassten. Damit interpretierte er das "Science" ganz anders als Scheer, für den jedes SF-Gimmick eine technologisch korrekte Beschreibung (implizit oder explizit) enthalten musste. Es ist nicht falsch, zu sagen, daß Scheer eher bodenständig war, während Brand mit (oftmals wenig fundierten) geistigen SF-Höhenflügen brillierte.

So auch in diesem Roman, in dem er drei in einem Kraftfeld gefangene Planeten postuliert, zwei Rassen, die sich gegenseitig bekämpfen, riesengroße Roboter - ohne auch nur einen Nebensatz zu den technologischen Grundlagen zu verlieren. Gerade, wenn mann die frühen Romane von Scheer und Brand hier "parallel" liest, kriegt man ein gutes Gespür für die Ähnlichkeit und die Unterschiede beider Autoren. Und es ist interessant, daß in dieser Zeit beide Autoren Romane geschrieben haben, die mir überhaupt nicht gefielen. Allerdings komme ich erst jetzt zu den Brandschen Romanen seiner frühen Hochphase, die ebenso wie die Scheerschen auch heute noch Beachtung verdienen. Während die "Gefesselten Planeten" sich noch auf dem Niveau einer reinen Space Opera bewegen, sind einige der späteren Romane inhaltlich gehaltvoller. Aber auch dieser hier lohnt das Lesen, der Charme der frühen deutschen SF kommt in "Gefesselte Planeten" wunderbar zum Tragen.

Mittwoch, 19. November 2014

TERRA SF inside - Oberst Rudel

Auf der Rückseite von Heft 35 vom 24.10.1958 (man beachte das Datum) ist eine Werbung für die Romanheftserie "Fliegergeschichten" :


Rudel war Jagdflieger im II. Weltkrieg und zusammen mit seinem Geschwader einer der bekanntesten Flieger. Wohlgemerkt : Nicht nur er alleine, auch seine Geschwaderkollegen. Er verlor gegen Ende des Krieges im wahrsten Sinne die Bodenhaftung, sein Realitätssinn war komplett gestört und seine eigene Unversehrtheit ihm so wichtig, daß er den Tod von Teilen seines Geschwaders bei seiner Flucht zu den Amis billigend in Kauf nahm.

Die obige Anzeige aus dem Jahr 1959 zeigt sehr schön das seltsame Realitätsverständnis, das Rudel nach dem Krieg entwickelte. Gesponsort von der ODESSA spielte er den Nazi-Fluchthelfer, machte sich ein schönes Leben in Südamerika, versuchte die Nazi-Diktatur als DRP-Kandidat in Deutschland wiederherzustellen und benahm sich insgesamt genau als das Klischee, das sich Klein-Fritzchen unter einem Altnazi vorstellt.

Wenn wenn man sich näher mit gerade diesem Typ Mensch befasst, kann man gar nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte. Zur weiteren Lektüre empfehle ich die folgenden Links :

Wikipedia
Bundeswehr / Geschichte der Luftwaffe / Das Jahr 1976
Anmerkung : Jungs, ihr solltet mal eure Website neu designen !
SPIEGEL-Artikel von 1983
ZEIT-Artikel von 1953

TERRA SF 048 - W. W. Shols : Die neue Erde


William Brown (= W. W. Shols) : Die neue Erde
Terra SF 048, 23.01.1959
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1958
Titelbild : Johnny Bruck


Die Erde erkaltet; vergebens wird die Galaxis nach unbewohnten Planeten durchforscht, das Verlangen der Völker für die verbleibende kurze Galgenfrist nach einem Platz in der Aequatorzone ist der Zündstoff zu einem gewaltigen Krieg. Schon fallen von Weltraumstationen die ersten Atombomben ...

Da sind es drei Physiker, die den Kampf um den Bestand der Menschheit aufnehmen. Zunächst stürzen sie sich wagemutig in ein Abenteuer, durch das sie den Frieden erzwingen wollen. Und dann folgt das große Projekt: die neue Erde. Materie aus Energie! - Ein neuer Planet aus 51 Energiefeldern, die mit der "Good hope" in den Weltenraum jagen.

Als das Schiff in Richtung Beta Q 75 das Sonnensystem verläßt, löst sich aus dem Kernschatten der Erde eine zweite Rakete: eine vollautomatische R 23 - die schnellste Weltraumrakete mit dem genialsten Gehirn: Conrad Sandberg.

Er will den Mann töten, mit dem zusammen er die Heimat der Zukunft vorbereitete. Und so ist diese Jagd im Weltenraum mehr als ein Kampf zwischen zwei Rivalen - es ist ein Kampf um die neue Erde.
Klappentext des BEWIN-Leihbuchs

Sehr konservativ geschrieben und aus heutiger Sicht stark veraltet. Wenngleich Shols hier gottseidank keine Pseudo-Amerikaner als Protagonisten nutzt, ist der geringe Detailgrad der Handlungsträger ebenso wie ihre Motivation doch ein starkes Manko dieses Romans. Von der absurden Technik einmal abgesehen, bei so einem Roman weiss man erst, was man an einer durchkonstruierten Scheerschen Technologie hat.

Süß auch das Bild der Frau in diesem Roman : Ein Augenaufschlag und ein fieser Roboter (!) mit einer Fehlfunktion wird zum Guten bekehrt. Gut, daß diese Art des Plot-Twists der Vergangenheit angehört. Aber echt!

Die leute von sf-leihbuch.de haben sich auch wirklich Mühe mit dem Aufschlüsseln des Pseudonyms gegeben. Nach deren Informationen war "William Brown" neben "Ernest Terridge" bis zu seinem Tod im April 1959 das persönliche Pseudonym von ERNST H. RICHTER. Danach verwendete der BEWIN Verlag das Pseudonym "William Brown" unautorisiert als Verlagspseudonym. Nach Einspruch der Erben von Ernst H. Richter führte der Verlag dieses Pseudonym dann unter "W. Brown" weiter, teilweise auch für bereits unter einem anderem Autorennamen erschienene Romane.

Im Nachruf von Wolf Detlef Rohr wird das Buch "Die neue Erde" noch als Werk von Ernst H. Richter aufgeführt. Dieser war aber bereits Anfang 1958 schwerkrank, der zu dieser Zeit erschienene Titel "Der Untergang der Galaxis" dürfte sein letzter Roman gewesen sein. Offensichtlich hat der BEWIN-Verlag das Pseudonym "William Brown" also bereits zu seinen Lebzeiten als Verlagspseudonym anderer Autoren verwendet.

Dienstag, 18. November 2014

TERRA SF inside - MOEWIG-Kriminalromane

Ab Heft 028 gab es erst einmal keine LKS mehr. Aber auf den Rückseiten ist wie ich finde faszinierende Werbung anderer Heftroman-Serien dieser Zeit. Wir beginnen mit der Rückseite von Heft 32 vom 03.10.1958 und den MOEWIG-Krimis :

TERRA SF 044 - R. J. Richard : Die Erde ist ein fremder Stern


R. J. Richard : Die Erde ist ein fremder Stern
Terra SF 044, 26.12.1958
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck


23. Jahrhundert! Längst ist die interplanetarische Raumfahrt zu einer feststehenden Tatsache geworden. Gemeinsam strebt die Menschheit immer höheren Zielen entgegen. Es gibt viel zu entdecken in dieser Zeit, in der man nahezu alles zu kennen glaubt. Um so größer ist daher die Gefahr, die plötzlich der ganzen Erde droht: Eine unerklärliche Katastrophe tritt ein, die sämtliches Leben zu vernichten scheint. Die größten Atom- und Wasserstoffexplosionen sind winzig dagegen. Denn nicht von der Erde kommt der Tod. Er kommt von außen her, unsichtbar fast, und es gibt nichts, das man diesem Phänomen entgegensetzen könnte. Die Atmosphäre und die Vegetation werden so einschneidenden Veränderungen unterworfen, daß ein Weiterleben auf dem Heimatplaneten nicht mehr denkbar ist. Und da entschließt man sich in der Verzweiflung über das nahende Ende, die Milliarden der Erdbevölkerung zu anderen Planeten zu bringen. Das gigantischste Unternehmen aller Zeiten wird gestartet - das Ziel heißt Mars und Venus. Jetzt glaubt man vor allen Gefahren sicher zu sein. Doch wie trügerisch ist diese Hoffnung. Nicht einmal fünfzehn Jahre vergehen, da sollen aus den Menschen schon wieder Flüchtlinge werden. Erbarmungslos gehetzt und ohne Aussicht, jemals wieder in Frieden leben zu können...
Klappentext

Ein fieser Komet mit seinen Radiostrahlen klappt die Biosphäre der Erde um. Gigantische Monster erscheinen, die Luft zersetzt sich, außerirdische Lebensformen treten auf. Das ist (vom heutigem Standpunkt aus) derartig abstrus, daß ich ehrlich gestehen muß, den Roman mit Genuß und großem Amusement gelesen zu haben. Ich kann ihn zwar auf gar keinem Fall irgendjemand heutzutage guten Gewissens weiterempfehlen, dazu sind die Protagonisten zu holzschnittartig, der Plot zu absurd und die Häufung von Zufällen etwas zu stark. Aber für Trash-Fans dürfte dieser Klassiker genau das richtige sein.

Innenillustration von Seite 3 : Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Montag, 17. November 2014

TERRA SF inside - MOEWIG's Quiz-Magazin

Auf der Rückseite von Heft 027 vom 15.08.1958 findet sich eine Werbung für MOEWIG's Quiz-Magazin. Quiz-Sendungen ("Hätten Sie's gewusst?") waren damals absolut in und auch der Zeitschriften-Markt bediente dieses Interesse. Aufgelockert von hochwissenschaftlichen Artikeln wie etwa über die "Psychologie der weiblichen Kurven".

TERRA SF 042 - H. K. Bulmer : Zwischenfall auf Luralye


Henry Kenneth Bulmer : Zwischenfall auf Luralye (Galactic Intrigue)
Terra SF 042, 12.12.1958
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1953
Aus dem Englischen von Rainer Eisfeld
Titelbild : Johnny Bruck


Nach der Erfindung des Materietransmitters scheint die Methode der Beförderung von Menschen durch Raumschiffe veraltet, deshalb wehren sich die Raumfahrtgesellschaften gegen diese Neueinführung. Dabei wäre es so einfach, sich innerhalb weniger Sekunden von einer Welt zur anderen versetzen zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt verläßt der Abenteurer Brent die Erde in Richtung Luralye, um dort seinen wohlverdienten Urlaub zu verbringen. Kaum erreicht er den friedlichen Planeten, da erfolgt ein Überfall auf ihn, der mit seiner Gefangennahme endet. Erst die Flucht gibt Brent die Gelegenheit, seinen Gegner kennenzulernen: Es ist Rutter, der gewaltige Boss der Raumschiffahrtslinien, der sich entschlossen hat, seinen Konkurrenten den Kampf anzusagen.

Brent, der mehr durch Zufall in dieses Abenteuer geriet, wird zum großen Gegenspieler Rutters und ist zugegen, als dieser schreckliche Ungeheuer mittels eines gewaltigen Materiesenders auf alle bekannten Welten schickt. Brent allein kann die drohende Katastrophe vielleicht noch verhindern ...
Teaser


Eine wirklich gelungene Space Opera, sie hätte eigentlich mit Errol Flynn verfilmt werden müssen – und wäre dann ziemlich sicher ein ähnlicher Erfolg wie die "Liebesabenteuer des Don Juan" geworden. Ähnliche Ingredenzien wie dieser herrliche Kitschfilm hat nämlich auch Bulmer "Galactic Intrigue", insbesondere was das Ignorieren jeglicher Logik zugunster einer gelungenen Szene angeht. Man merkt, ich habe diesen Roman mit einer gewissen Begeisterung durchgeschmökert. Aber ich persönlich habe ja auch überhaupt kein Problem mit Trivialliteratur. Dies muß man zum Lesen dieses Romans auch haben, denn inhaltlich bietet er trotz des nicht-trivialen Themas doch recht wenig.

A new frontier

Man kann wirklich sagen, daß im Zusammenhang mit der Landung von Philae auf einem Kometen eine neue Grenze erreicht wurde. Einige selbsternannte Möchtegern-FeministInnen und Social Justice Warriors haben die Grenze für den dümmsten Beitrag dieses Jahrtausends deutlich angehoben : I don't care if you landed a spacecraft on a comet, your shirt is sexist and ostracizing

Yesterday the European Space Agency landed the Philae spacecraft on a comet, a powerful step forward for humanity and science alike. However, slightly before the big moment, coverage of the event reminded us how much progress remains to be accomplished back on Earth.

A number of the scientists involved on this incredible project were interviewed in the hours leading to contact by Nature Newsteam. One of those Rosetta scientists was Matt Taylor, who chose to dress, for this special occasion, in a bowling shirt covered in scantly clad caricatures of sexy women in provocative poses.

"This is going to be a very long day but a very exciting day," said Taylor. "I think everyone should enjoy it because we're making history."

No one knows why Taylor chose to wear that shirt on television during a massive scientific mission. From what we can tell, a woman who goes by the name of Elly Prizeman on Twitter made the shirt for him, and is just as bewildered as he must be that anyone might be upset about her creation. Taylor apologized on Friday during a live ESA broadcast for wearing the shirt, stating that "the shirt I wore this week... I made a big mistake and I offended many people, and I'm very sorry about this." Still, Taylor's personal apology doesn't make up for the fact that no one at ESA saw fit to stop him from representing the Space community with clothing that demeans 50 percent of the world's population. No one asked him to take it off, because presumably they didn't think about it. It wasn't worth worrying about.

This is the sort of casual misogyny that stops women from entering certain scientific fields. They see a guy like that on TV and they don't feel welcome. They see a poster of greased up women in a colleague's office and they know they aren't respected. They hear comments about "bitches" while out at a bar with fellow science students, and they decide to change majors. And those are the women who actually make it that far. Those are the few who persevered even when they were discouraged from pursuing degrees in physics, chemistry, and math throughout high school. These are the women who forged on despite the fact that they were told by elementary school classmates and the media at large that girls who like science are nerdy and unattractive. This is the climate women who dream of working at NASA or the ESA come up against, every single day. This shirt is representative of all of that, and the ESA has yet to issue a statement or apologize for that.

Das ist der Stand des Artikels zum Zeitpunkt 16.11.2014, 10:33 Uhr. Muß man ja angeben, der Text verändert sich so mit der Zeit. Alle Hervorhebungen sind von mir.

Es ist also wichtiger, korrekt angezogen zu sein, als eine Sonde auf einem Planeten zu landen. Jedenfalls als Mann, als Frau kann man durchaus sexistisch angezogen und gefilmt werden. Ich frage mich, zu welchen Höhenflügen der Dummheit diese Möchtegern-FemistInnen sich noch steigern. In den Kommentaren zum entsprechenden Youtube-Video hat eine Frau einen präzisen Kommentar zu diesen SJWs abgegeben :
I'm sure a tacky shirt is what keeps women out of science, not the fear-mongering about science being an unwelcoming space for women and the total disregard for the excellent work and scientific breakthrough to focus on a PIECE OF CLOTHING. As a scientist this makes me sad. I had many women colleagues and we competed and worked with men on equal footing... Sincerely, instead of focusing on clothes and writing negative articles we should be giving voice to women in science, look at things in a positive way and show people the good things women can do.
Update : Andere Blog-Kommentare Ellie Prizeman, the (female) Designer No women were harmed in the making of this shirt…
26.11. : Man glaubt es kaum, aber man kann die dümmlich-inkompetente Arroganz tatsächlich noch toppen : http://aas.org/posts/news/2014/11/aas-issues-statement-shirtgateshirtstorm
Nicht nur wird vorgeschrieben, was man zu denken hat, nein, auch die Unterhose muß das politisch korrekte Farbmuster tragen.

TERRA SF inside - SF-Filme in Deutschland (03)

Auf der LKS von Heft 027 vom 15.08.1958 findet sich ein herrlicher Rant von Rainer Eisfeld und Forrest J. Ackerman, die neue SF-Filme kommentieren :


Auch aus heutiger Sicht hat dies eigentlich nichts an Aktualität verloren ...

TERRA SF 036 - K. H. Scheer : Der Stern der Gewalt


Karl Herbert Scheer : Der Stern der Gewalt
Terra SF 036, 31.10.1958
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1956
Titelbild : Johnny Bruck


Es sind drei Menschen, zwei fähige Raumoffiziere und ein genialer Wissenschaftler, die durch ein unmenschliches Urteil gewzungen wurden, 81000 Jahre lang in einem biologischen Eis-Schlaf zu liegen.

Unzählige Generationen sind vergangen ... doch diese drei Männer treten das Erbe dieser Generationen an, die erst 50000 Jahre nach ihnen existierten und doch wieder 30000 Jahre vor ihnen vergingen.

Die Riesensonne Wega, 27 Lichtjahre von der Erde entfernt, wird zum Mittelpunkt eines Unternehmens, das so ungeheuerlich, nervenzerreißend, so voller Überraschungen und technischer Großtaten ist, daß selbst einem versierten Leser der Atem stockt und er sich schließlich nachdenklich und bewegt fragt, ob es sich bei dem vorliegenden Roman nun um die Erzählung eines weit vorausblickenden, dabei aber unheimlich logischen Erzählers handelt, oder um eine Tatsache, die sich in wenigen Jahren schon ereignen kann.

Dieser Roman behandelt ein Thema, das weit über unser heutiges Können hinauswächst. Es werden Probleme in einer so einwandfreien und logischen Konsequenz erörtert, wie es unsere Leser von dem deutschen Meisterautor K.H. Scheer erwarten und gewohnt sind. Nichts wird mit halben Andeutungen übergangen, für keinen Begriff fehlt die grundsätzlich verblüffende Erklärung. Es werden Waffen eingesetzt und meisterhaft beherrscht, deren Entwicklung sich erst andeutungsweise anbahnt. Der denkende und schwache Mensch findet sein Ebenbild in der Form eines vollendeten Wesens, das aus einem organischen Gehirn und einem mechanisch bewegten Plastikkörper besteht. Gigantische Raumschiffe durchrasen ungeheure Weiten, bis sie auf einen Planeten treffen, den die drei Helden des Romans als Erde kannten und doch keine Erde mehr ist.

Mit diesem Roman hat sich K.H. Scheer endgültig in die Klasse der internationalen Spitzenautoren hineingeschrieben, wozu noch die erstaunliche Tatsache kommt, daß darin der Begriff der science-fiction mit der utopischen Wahrscheinlichkeit so innig verbunden ist, wie es zu schildern nach maßgeblichen Urteilen nur verschwindend wenigen Autoren möglich ist, unter denen K.H. Scheer einen bevorzugten Platz einnimmt.
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Der zweite Teil des Doppelromans um Raumkapitän Stephan, der erste Teil, "Verweht im Weltenraum", erschien als TERRA SF 014. Ich hatte es noch vage in Erinnerung, das erneute Lesen bestätigte diese : Dieser zweite Teil ist einfach schlecht. Unmotiviert, unheroisch, ein Abenteuer abwickelnd, so kommt mir die von Scheer erzählte Geschichte vor. Hier ist auch deutlich mehr der politischen Fragwürdigkeit zu spüren, die Thomas Harbach in seinem Artikel über die UTOPIA-Bestseller dieser Geschichte attestiert. Insgesamt ganz nett, aber deutlich unter dem Scheerschen Durchschnitt.

Samstag, 15. November 2014

Weihnachtsgeschenke für SF-Fans (01)

Unaufhörlich naht das große Geschenkefest und man fragt sich, was man denn schenken soll. Deshalb ab heute ein paar Tips für SF-Geschenke.

Kommunikator 2370er aus dem Memory Alpha-Wiki

So sieht er leider noch nicht ganz aus, der neue Kommunikator "Onyx" von OnBeep. Und funktioniert auch noch nicht ganz so, wie man sich das vorstellt. Geht aber schon in die richtige Richtung.

Donnerstag, 13. November 2014

TERRA SF inside - Heile Welt der 50er

Heutzutage kann man sich gar nicht mehr so richtig vorstellen, wie exotisch TERRA- und ganz allgemein Science Fiction-Leser eigentlich waren. Gerade in den 50ern war noch alles "Heile Welt". Eigentlich am schönsten dargestellt durch meine Lieblings-Kitschfilm-Serie, "Sissi", die wie keine andere das Lebensgefühl der 50er verkörperte. Dazu passten die deutlich weniger in der Heilen Welt verankerten SF-Romane so überhaupt nicht.

Auf der Rückseite von Heft 020 vom 09.05.1958 sehen wir ein prägnantes Beispiel für diese Heile Welt abgedruckt : Werbung für MOEWIG-Taschenromane mit einem Bild, das imho sogar aus dem "Sissi"-Film stammt :


Heutzutage kriegt man beim Ansehen eine Gänsehaut ...

TERRA SF 035 - J. Hill : Konflikt im Kosmos


J. Hill : Konflikt im Kosmos (Capitán Rido)
Terra SF 035, 24.10.1958
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe ??
Aus dem Spanischen von Michael Froehwein
Titelbild : Johnny Bruck


Terra hat sich zur größten galaktischen Industrie- und Handelsmacht entwickelt, seit die vereinigte Menschheit das Weltall erobert und den Handel zwischen den verschiedenen Planetenrassen der Milchstraße und der Erde angekurbelt hat. Doch schlagartig ändert sich die Situation, als ein unerbittlicher Wirtschaftskrieg ausbricht. Die Erde steht bald vor dem völligen Ruin. Verzweifelt werden Gegenaktionen erdacht, die jedoch nicht zur Ausführung kommen, weil ein Mächtigerer alles wirkungsvoll sabotieren läßt.

Da ergeht ein verzweifelter Hilferuf an Capitan Rido, den berühmten Abenteurer des Weltalls. Auf ihm ruhen alle Hoffnungen, die galaktische Industrie zu retten, als er sich gegen eine hohe Belohnung bereiterklärt, die Hintergründe dieses geheimnisvollen Komplotts aufzuklären. Aber auch Capitan Rido, der Mann mit den großen Erfahrungen, scheint keinen Erfolg zu haben. Er kämpft gegen den Feind wie gegen Windmühlenflügel an ...
Klappentext

Ein interessanter Roman, weitab vom angloamerikanischem Standard. Ein schönes Beispiel für diese Andersartigkeit ist ein technologisches Gimmick : Statt auf Kristallen oder in digitaler Form werden Photos hier auf einem Zellulosestreifen abgelegt. Aber auch der Protagonist ist anders als der typische deutsche oder angloamerikanische. Capitán Rido hat - wie man aus einem Nebensatz erfährt - von seinem Vater eine Zeitreisefirma geerbt und macht damit diverse Exkursionen. Ich hatte so das Bild des jungen Burt Lancaster vor Augen, alternativ wäre auch Errol Flynn eine perfekte Verkörperung des Capitán. Plottechnisch bietet der Roman wenig Neues - wenn man mit der europäischen Abenteuerliteratur vertraut ist, in dessen Tradition er zweifelsohne steht. Das geht bis hin zur seelenvollen Verabschiedung der weiblichen Hauptrolle am Ende des Romans, denn unser Held muß getreu eben diesen Traditionen natürlich unbeweibt weiterziehen. Eine herrliche Räuberpistole im SF-Gewand, unbedingt lesenswert.

Soweit ich dies via Google sehen konnte, ist "Capitán Rido" in Spanien genauso bekannt wie Dagobert Duck bei uns. In Romanform ebenso wie als Comic. Aber da meine Spanisch-Kenntnisse doch etwas vernachlässigt wurden in den letzten Jahrzehnten, kann ich wenig an Sekundärinformationen dazu geben. Vielleicht wissen die Comic-Spezialisten etwas mehr?

Mittwoch, 12. November 2014

TERRA SF inside - Reaktionen der Leser

Auf der dritten LKS von Heft 020 vom 09.05.1958 sind Kommentare der Leser abgedruckt, auf die Walter Ernsting detailliert einging :


Es begann ein echter Dialog zwischen Leser und Redaktion. Schade, daß diese LKS wieder eingestellt wurde und erst die von Schelwokat betreute LKS zu einem echtem Kontakt zum Fandom wurde.

TERRA SF 032 - Brian Berry : In der Ewigkeit verschollen


Brian Berry : In der Ewigkeit verschollen (The Venom Seekers)
Terra SF 032, 03.10.1958
gekürzter Nachdruck zum gleichnamigen Leihbuch von 1957
Originalausgabe 1953
Aus dem Amerikanischen von Walter Ernsting
Titelbild : Johnny Bruck


Die Wurzeln der Vergangenheit reichen hinab bis in die fernste Vergangenheit und wer sie auszugraben sich anschickt, verändert die Furcht Zukunft ...

Drei tote Nyeel, deren Raumanzüge sich gelockert hatten, werden frei im Raume schwebend gefunden, nachdem ihr Schiff zerstört worden ist. Hierbei macht man die ungeheuerliche Entdeckung, daß die am Körper dichtanliegenden Raumanzüge aus lebendem Protoplasma bestehende Haut ist, die gegen jede äußere Einwirkung unempfindlich ist. Mit dieser Haut sind die Nyeel unverwundbar, damit unbesiegbar und bilden eine große Gefahr für die Menschheit. Durch Zufall gelingt es dem Biologen Paul Banner mit einer Flüssigkeit die Haut zu zerstören, doch das Mißgeschick will es, daß die Flasche, in der sich diese Flüssigkeit befand, vernichtet wird. Zweifellos muß es sich um eine Giftmischung handeln. Da die Nyeel sich sämtliche Planeten der Centauri-Systeme untertänig gemacht haben, Beta-Centauri jedoch geflissentlich meiden, vermutet Paul Banner dort ein Reptil, das mit dieser Giftmischung von Natur ausgestattet, eine Gefahr für die Nyeel bedeutet.

Paul Banner begibt sich auf Beta-Centauri, um dieses Reptil zu finden und mit dessen Gift in den Besitz einer wirksamen Waffe gegen die bisher unbesiegbaren Nyeel zu gelangen. Ein Roman, der den Leser begeistern wird.

Utopia-Spitzenklasse - Der in dieser Reihe erschienene Roman "In der Ewigkeit verschollen" von Brian Berry wurde von der literarischen Abteilung des SCIENCE FICTION CLUB DEUTSCHLAND geprüft und als "SPACE OPERA" mit dem Clubsiegel ausgezeichnet.
Klappentext des DÖRNER-Leihbuchs

Die Nyeels, kriegerische Bewohner des Centauri-Systems, stellen eine schwere Bedrohung für unser eigenes Sonnensystem dar. Von einer aus lebendem Protoplasma bestehenden Panzerhaut geschützt, sind diese Wesen praktisch unverwundbar und unzerstörbar. Durch einen Zufall gelingt es dem bekannten Biologen Paul Banner, die „Achillesferse" der Nyeels zu entdecken, gegen ein bestimmtes Reptiliengift sind sie nicht gefeit. Bei der geringsten Berührung wirkt dieses tödlich auf sie. Aber es ist nicht leicht, das Gift zu gewinnen, da es nur mittels einer Zeitmaschine in der Urzeit eines Planeten des von den Nyeels besetzten Centauri-Systems zu finden ist.

Dieser spannungsreiche Science Fiction-Roman schildert die abenteuerlichen Kämpfe der Paul Banner-Expedition gegen Natur, Tierwelt, irdische Konkurrenten und einen Feind, der den Männern in der Vergangenheit eines Planeten gegenübertritt, um sie zu vernichten.
Klappentext des TERRA-Heftes

Dieser Roman hat Plotholes, durch die man ganze Galaxien schieben könnte. Ist aber nichtsdestotrotz gut geschrieben und hat nicht wirklich gelangweilt. Für einen über fünfzig Jahre alten Roman ist das schon bemerkenswert.

Bryan Roderick Berry lebte von 1930 bis 1966, sein oftmals als 1955 angegebenes Todesjahr ist falsch. Er war, soweit ich das bei meiner Recherche feststellen konnte, ein offenbar vielversprechender Autor, der ab 1947 Comics und ab 1951 Romane schrieb. Obwohl er nicht wenige Veröffentlichungen hatte, hörte er 1954 plötzlich und unvermittelt mit dem Schreiben auf. Der Grund dafür ebenso wie die Todesursache 12 Jahre später sind unbekannt.

SFE-Eintrag
Bear Alley Blog

Dienstag, 11. November 2014

TERRA SF inside - Eine neue SF-Reihe : TERRA Sonderbände

Auf der Rückseite von Heft 019 vom 25.04.1958 wird für den ersten TERRA Sonderband geworben :


Damals hat sich niemand träumen lassen, daß diese Reihe, die in den 60ern in die TERRA Taschenbücher aufging, mehr als dreißig Jahre laufen sollte.

TERRA SF 030 - Clarke / Bulmer : Rebellen des Weltraums


A. V. Clarke / Henry Kenneth Bulmer : Rebellen des Weltraums (Space Treason)
Terra SF 030, 19.09.1958
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1952
Aus dem Englischen von Guenter Martell
Titelbild : Karl Stephan


Man schreibt das Jahr 2051. Das Sonnensystem ist von der geeinten Menschheit erobert und teilweise besiedelt worden. Doch die politischen Zustände sind chaotisch. Auf die militärische Macht ihrer Streitkräfte gestützt, haben die korrupten Befehlshaber der Raumpolizei sich praktisch zu Diktatoren des Sonnensystems gemacht. Nur die sogenannten Insurgenten, Mitglieder einer starken Untergrundbewegung, kämpfen gegen das bestehende Terrorsystem. Aber auch sie sind um keinen Deut besser als die Raumpolizei. Commander Steve Manning, einer der anständigen Raumpolizei-Offiziere, muß das bald erkennen. Von beiden Gegnern gejagt, erscheint Steve Mannings Kampf um Frieden und Freiheit im Sonnensystem hoffnungslos. Er ist ein zum Tode Verurteilter, der keinen Menschen kennt, von dem er Hilfe erwarten könnte. Und die Pläne der Diktatoren reichen immer weiter ...
Klappentext

Der Roman ist nicht weiter bemerkenswert, interessant ist hier nur der kritische Blick auf Freiheitsbewegungen. Während in anderen Romanen dieser Zeit oftmals eine Schwarz-Weiß-Zeichnung existiert, sind Clarke und Bulmer hier deutlich skeptischer.

Aubrey Vincent Clarke (1922-1998) ist weniger durch seine SF-Romane bekannt geworden, als durch seine Arbeiten im Fandom. So gründete er zusammen mit H. K. Bulmer und Chuck Harris OMPA, das britische Analogon zur FAPA, einer Organisation, die den heutigen Online-Foren und Blogs vergleichbar ist. Ebenfalls zusammen mit Bulmer betreute er die Science Fantasy News und war der erste Gewinner des TransAtlantic Fan Fund.

Montag, 10. November 2014

TERRA SF inside - SF-Filme in Deutschland (02)

Im nächsten Heft, Nummer 019 vom 25.04.1958, geht es weiter mit Rainer Eisfelds Bericht über SF-Filme in Deutschland :


Neben den unbedingt lesenswerten Darstellungen von Rainer Eisfeld ist die Vorankündigung ganz am Ende der LKS interessant. Hier wird für die TERRA-Sonderbände geworben, von denen der erste bereits erschienen ist. Aber dazu morgen mehr.

TERRA SF 028 - K. H. Scheer : Die lange Reise


Karl Herbert Scheer : Die lange Reise
Terra SF 028, 29.08.1958
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1957
Titelbild : Johnny Bruck


Er war nicht menschlich, und doch so menschlich. Er war kein "er", sondern ein "es". Das lebende Gehirn des Gesko Speed, das ein genialer Chirurg in einen Robotkörper verpflanzt hatte, fühlte und dachte wie das eines normalen Menschen. Es war der Kommandant der "Aries", einem gewaltigen Fernraumer der Solaren-Union. Nur wenige Menschen an Bord kannten das Geheimnis des Kommandanten, doch diese Menschen schwiegen. Sie alle werden von den gewaltigen Energiefeldern betroffen, die im Innern eines Kugelsternhaufens existieren. Ein Triebwerk, dessen Impulse nicht mehr vierdimensional sind, versagt den Dienst. Überlichtschnelle Hyperraum-Sprünge sind nicht mehr möglich, und so beginnt die lange Reise für 350 Männer. Sie sind verzweifelt, indessen die "Aries" mit einfacher Lichtgeschwindigkeit durch das All rast. Sie alle kennen den Begriff der Zeit-Dilatation, wonach die sogenannte Zeit in einem fast lichtschnellen Körper zu einem relativen und bezugsgebundenen Begriff wird. Sie sind 22 000 Jahre lang nach irdischer Zeitrechnung unterwegs, doch für sie vergehen nur Wochen. Sie finden die Planeten des Sternenreiches Skorpion, aber diese Welten sind tot. Was ist geschehen in der Zeitspanne, indessen sie auf der langen Reise waren? Verzweifelt und müde reisen sie weiter. Das Ziel ist das solare System und damit die Erde. Sie finden ein Chaos, ein umgestürztes Sonnensystem. Gesko Speed bleibt hart. Er zwingt die Besatzung unter seinen Willen, da er Menschen finden will, um die menschliche Rasse erhalten zu können.

Es ist einmalig und grandios, mit welcher selbstverständlichen Sicherheit und Eleganz die einzelnen Szenen geschildert werden. Philosophische und psychologische Momente sind gekonnt niedergeschrieben. Gesko Speed findet die Menschen! Er entdeckt sie auf einem toten Himmelskörper, der aus seiner alten Bahn gerissen wurde. Er bringt sie zu einer anderen Welt. Er zwingt sie, er beherrscht sie, und sie fügen sich. Indessen für sie ein neues Leben beginnt, startet der Kommandant wieder zur langen Reise,

"Ich werde eure Nachkommen vernichten, wenn sie nicht menschlich bleiben. Die Zeit ist für mich." Das ist Speeds letztes Wort.

Ein Roman von einmaliger Spannung. Ein Roman aus der Feder des bekanntesten deutschen Schriftstellers in der utopischen Literatur.

Der Roman "DIE LANGE REISE" von K. H. Scheer wurde von der literarischen Abteilung des Science Fiction Club, Deutschland geprüft und als "space opera" empfohlen.
Klappentext des BALOWA-Leihbuchs

Der zweite der Gesko-Speed-Romane, der erste erschien (wird erscheinen?) als TERRA 136. Das hatte mit irgendeinem Rechte-Kuddelmuddel zu tun.

Interessant ist der Vergleich dieses Scheer-Romans mit dem vorhergehendem von Jack Williamson. Scheer schreibt viel unmittelbarer, deutlich dynamischer und – so kommt es jedenfalls beim Leser an – viel engagierter. Seine Protagonisten haben ihr Schicksal selber in der Hand und sind auch selbst für ihr Leben verantwortlich. Bei "After World's End" hatte ich den Eindruck, daß die Handlungsträger Marionetten eines ominösen Schicksals sind und daher auch wenig Eigenverantwortung für ihr Leben haben. Und während keiner der beiden Romane eine wirkliche Dystopie darstellt, so hatte ich nur bei dem hier vorliegendem Scheer den Eindruck eines optimistischen Zukunftsbildes.

Dieser subjektive optimistische Eindruck, den "Die Lange Reise" bei mir hervorgerufen hat, steht im vollkommenen Gegensatz zu den Geschehnissen, die Gesko Speed und die Mannschaft der "Aries" nach 22.000 Jahren im Sonnensystem vorfinden. Durch einen Krieg der drei großen Sternenreiche ist die Erde vernichtet – ebenso wie Orion und Antares, die Systeme der beiden Gegner. Die letzten überlebenden Menschen fristen ihr Leben in einer unterirdischen Kuppel auf dem Pluto – bzw. das, was von diesem Planeten übriggeblieben ist. Sie werden auf einen anderen Planeten verfrachtet, über den Gesko Speed die nächsten Jahrtausende wachen will, indem er die Massenvernichtungswaffen des letzten Kriegs in sein Schiff schaffen lässt und sich auf Dilatationsreise macht. Diese Massenvernichtungswaffen bzw. ihre Wirkung schildert Scheer in aller Deutlichkeit und stellt damit die Inhumanität der Anwendung solcher Waffensysteme nur allzu deutlich dar. Als Kommentar zum damals vorherrschendem Rüstungswettlauf beschreibt er auch sehr präzise die Parallelentwicklung von Massenvernichtungssystemen und die Unsinnigkeit eines Staates, auf eine technologische Überlegenheit zu hoffen, die einen Erstschlag unbeschadet überstehen lässt. Scheer erweist sich hier bei allem martialischem Auftreten einmal mehr als echter Verfechter des "Talk, don't shoot first", eine Einstellung, die seine Gegner Zeit seines Lebens nicht verstanden haben.

Sonntag, 9. November 2014

TERRA SF inside - SF-Filme in Deutschland (01)

In Heft 018 vom 11.04.1958 ist auf der LKS ein Bericht von Rainer Eisfeld über SF-Filme in Deutschland. Noch etwas ungelenk aber genauso pointiert wie 50 Jahre später kommentiert er die einzelnen Filme. Wobei es interessant ist, die damalige Meinung mit der heutigen Sichtweise auf diese Filme (sofern man sie noch kennt) zu vergleichen :


Zu Rainer Eisfeld und seinen lesenswerten aktuellen Publikationen siehe DvR-Verlag.

TERRA SF 027 - Jack Williamson : Jenseits von Raum und Zeit


Jack Williamson : Jenseits von Raum und Zeit (After World's End)
TERRA SF 027, 15.08.1958
Deutsche Erstausgabe
Originalausgabe 1939
Aus dem Amerikanischen von Walter Ernsting
Titelbild : Johnny Bruck


Man schreibt das Jahr 1938. Einem amerikanischen Wissenschaftler ist es gelungen, eine Rakete zu konstruieren, mit der man in den Weltraum vorstoßen kann. Der Forscher Barry Horn, der nach dem Tod seiner Frau nichts mehr zu verlieren hat, erklärt sich bereit, den ersten Raumflug zur Venus anzutreten.

Doch dieser Flug verläuft anders, als ihn sich selbst kühle Rechner vorgestellt haben. Die Rakete gelangt in eine ewige Kreisbahn um die Sonne. Ist die Konstruktion der Rakete ein Versager, oder spielen hier Dinge mit, die sich einfach nicht berechnen lassen?

Barry Horn kann sich diese Fragen nicht stellen, denn während er unter dem Einfluß einer radioaktiven Droge steht, die ihn vor den starken kosmischen Strahlungen im Weltraum schützen soll, verfällt er in einen Schlaf, der mehr als eine Million Jahre dauert.

Als Barry Horn wieder erwacht, lernt er eine sternenweite Menschenzivilisation kennen, die kurz vor ihrem Untergang steht...
Klappentext

Nicht der beste Roman von Jack Williamson. Er beginnt als Briefroman in einem Stil, den man einfach als "veraltet" beschreiben kann. Nach diesem aber noch halbwegs normalem Beginn wird es dann ganz esoterisch, wenn der eingefrorene Barry Horn über die Jahrhunderttausende Ereignisse aus der Geschichte der Erde erfährt. Dort wurde ein fieser Roboterherrscher gebaut, der im Jahr 1200048 die Herrschaft über das Universum an sich reisst. (Man beachte das genaue Datum, auch nach mehr als 1 Mio Jahren wird immer noch nach der christlichen Zeitrechnung gerechnet.) Diesen bösen Metall-Obermotz stellt sich unser Held entgegen, wird am Ende in seine Zeit zurückgeschleudert, wo er heroisch stirbt.

Sehr kitschig und sehr altbacken, kein Vergleich mit "Buck Rodgers", der selbst in der uralten s/w-Serie anarchischer rüberkommt. Mich erinnerte dieser Roman stärker an Jules Verne als an moderne SF. "After World's End" ist eben vor dem Golden Age Amerikanischer SF erschienen und hat nur wenig von der Aufbruchstimmung, die dort vermittelt wird.

Zu Jack Williamson selber muß man nichts sagen – das ist alles schon gesagt worden. So hat Robert Silverberg im Nachruf auf Jack Williamson (1908-2006) geschrieben :
Sixty years of first-class science fiction?

Consider that awhile. Calvin Coolidge was President of the United States when Williamson’s first story was published. Isaac Asimov was not quite nine years old. Robert Sheckley and Philip K. Dick had just been born. Roger Zelazny, Harlan Ellison, Algis Budrys, and Robert Silverberg were all some years in the future. Radio was new; television was science fiction; movies were silent. And Jack Williamson—born in Arizona, not yet a state of the Union in 1908—had just sold his first story.

Man darf sich in gar keinem Fall von den späteren Stories und Romanen Jack Williamsons von diesem Schmöker abhalten lassen. Ich kannte diesen Roman von ihm bisher nicht und kann sagen, daß alle anderen Werke von Jack Williamson deutlich besser sind als "After World's End".

SFE
Wikipedia

Samstag, 8. November 2014

TERRA SF 020 - Frank Williams : Planet der fünf Sonnen


Frank Williams : Planet der fünf Sonnen
Terra SF 020, 09.05.1958
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck


Im Weltraumhafen liegt das Raumschiff „Corona borealis" startbereit zur ersten Probefahrt. Konstrukteure und Mannschaft setzen höchste Erwartungen in das neuartige Triebwerk, das die „Corona" bis zur Lichtgeschwindigkeit beschleunigen soll.

Das Schiff startet ferngelenkt. Als die Besatzung, die vor dem Start in einen künstlichen Dauer-schlaf versenkt wurde, nach jahrelanger Fahrt erwacht, befindet sich die „Corona" in einem unbekannten, durch dichte Wolken kosmischen Staubes für irdische Beobachter verborgenen, Teil des Weltraums. Die interstellare Irrfahrt endet auf einem seltsamen Planeten, dessen Lebensrhythmus nicht von einer, sondern von vier Sonnen verschiedener Farbe und Leuchtkraft beherrscht wird. Wi-der Willen werden die Raumfahrer in einen tollen Wirbel unwahrscheinlicher Abenteuer mit den Bewohnern der fremden Welt hineingerissen.

Die Spannung drängt ihrem Höhepunkt entgegen, als eine fünfte Sonne von gewaltiger Strahlungskraft auf stark elliptischer Bahn heranrast. Tod und Vernichtung drohen dem Planeten. Im allgemeinen Chaos des nahen Untergangs nehmen die Raumfahrer den dramatischen Kampf um die Rettung der Bewohner einer verlorenen Welt auf.
Klappentext

Deutlich weniger trashig als ich befürchtete. Nach meinen bisherigen Erfahrungen mit Frank Williams bei TERRA 009 und TERRA 066 hatte ich ja so meine Bedenken bei diesem Roman – und wurde positiv enttäuscht. Es ist zwar nicht so, daß dies ein Roman mit ernsthaftem Anspruch und tiefgehendem Inhalt ist, aber ein netter Trivialroman ist er allemal. Zu mehr reicht es allerdings nicht, allein die wenig emotional geschilderten Protagonisten, die es locker mal eben so wegstecken, durch die Zeitdilatation von ihrer eigenen Epoche abgeschnitten zu sein, verbieten dies. Auch der (halb-)verrückte Wissenschaftler, der ohne Sinn und Verstand diese Situation geschaffen hat, ist mehr Klischee als Handlungsfigur. Als Trivialroman liest sich "Planet der fünf Sonnen" allerdings ganz kurzweilig, deutlich besser, als ich es erwartet habe.

Freitag, 7. November 2014

TERRA SF inside - MOEWIG-Western

Heute mal wieder etwas für die Western-Fans unter uns. Auf Seite 66 von Heft 017 vom 28.03.1958 findet sich die folgende Werbung für MOEWIG-Western :


"Fred Roberts" - kennt die noch irgendwer?

TERRA SF 019 - R. J. Richard : Die Pyramiden von Metos


R. J. Richard : Die Pyramiden von Metos
Terra SF 019, 25.04.1958
Originalausgabe
Titelbild : Johnny Bruck

Die Menschen der Erde ahnen nichts von einer Tragödie, die sich auf ihrem Planeten abspielt. Sie wissen nicht, daß sich im Polarwinter des Grönlandeises drei Welten getroffen haben, die sich bekämpfen.

Das Weltall ist voller Unruhe, aber nur ein paar Eingeweihte wissen, um was es geht.

Als der Schriftsteller Conny Callsen von seiner Unterseejacht aus eine seltsame Kugel auf das Meer fallen sieht, weiß er nicht, daß er von diesem Augenblick an in das größte Abenteuer seines Lebens hineingerissen wird, in ein Abenteuer, so phantastisch und unwahrscheinlich, daß er zu träumen glaubt. Aber es ist kein Traum, es ist rauhe Wirklichkeit.

Tai, das Wesen, das vom Saturn kam, berichtet ihm von einem unbekannten Planeten, vom Metos, dessen Bewohner die Wesen, auf dem Saturn in panische Furcht versetzt haben.

Und nun machen die beiden so grundverschiedenen Gefährten im Nordosten von Grönland eine aufsehenerregende Entdeckung: Die Metos haben hier in aller Heimlichkeit einen Stützpunkt angelegt. Mit Hilfe ihrer pyramidenförmigen Flugkörper kamen sie zur Erde, um von hier aus ein Vernichtungswerk in Szene zu setzen, das so grausig ist, wie es das Weltall noch nie erlebte. Soll ihnen das wirklich gelingen, oder gibt es noch eine Rettung?

Eine Fülle atemberaubender Geschehnisse rollt sich vor den Augen des Lesers ab, der diesen neuen TERRA-Band liest.
Klappentext

Und fünzig Jahre später rollen sich eben dem Leser, der dieses Heft liest, die Fußnägel hoch. Conny Cöll im Weltraum - sogar der Protagonist ist als "Conny Callsen" nur notdürftig verbrämt. Über R. J. Richards aka Hans K. Kaiser habe ich hier schon mal etwas geschrieben. Dies ist aber keiner seiner besseren Romane, zu Recht vergessen. Trivial, plakativ, mit eindimensionalen (eigentlich : nulldimensionalen) Protagonisten und einer billigen Story sind "Die Pyramiden von Metos" kein Ruhmesblatt der frühen TERRA-Hefte.